Weltsozialforum beginnt am 23. Januar

alegra 22.01.2003 23:47 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
beginn des weltsozialforums in porto alegre am 23. januar 2003
Am 23. Januar beginnt im suedbrasilianischen Porto Alegre mit einer grossen Demonstration das dritte Weltsozialforum (www.forumsocialmundial.org.br)- die Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum, das seit mehr als drei Jahrzehnten im schweizerischen Nobelort Davos stattfindet. In diesem Jahr werden in Porto Alegre ueber 100.000 TeilnehmerInnen aus globalisierungskritischen und antikapitalistischen Bewegungen erwartet. Allein 30.000 Leute werden im Jugendcamp ihre Zelte aufschlagen, wo sich in den letzten zwei Jahren die radikaleren Teile der Bewegung trafen. Die Ankuendigung des neu gewaehlten brasilianischen Praesidenten Lula, nicht nur nach Porto Alegre zu kommen, sondern im Anschluss auch nach Davos fahren zu wollen, ist auf ein sehr gemischtes Echo getroffen. Man darf gespannt sein, ob sich dies auf die Stimmung bei seinem grossen Auftritt in Porto Alegre am 24. Januar niederschlagen wird oder ob sich die Jubelfeiern der Amtseinfuerung am 1. Januar in Brasília wiederholen werden. Eine wichtige Entscheidung wurde von den brasilianischen und internationalen OrganisatorInnen des Weltsozialforums schon vor Beginn des Mammutevents gefaellt: Das naechste WSF wird nicht mehr in Brasilien (wie in der letzten Zeit von immer mehr Leuten gefordert), sondern wie geplant in Indien stattfinden. So soll eine bessere Einbindung Asiens und Afrikas gewaehrleistet werden. 2005 soll das Forum dann wieder nach Brasilien zurueckkehren.
alegra, Porto Alegre, 22. Januar
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Ergänzungen

Mindestens zweifelhaft ...

Hoppetoppel 23.01.2003 - 11:39
Das Weltsozialforum ist von Beginn an von Eliten aus Parteien (vor allem die PT, die jetzt die Regierung in Brasilien stellt) und NGOs (z.B. Attac) organisiert worden. Sie haben das WSF auch gezielt so organisiert, daß draußen auf den Straßen "die Bewegung" zu sehen war (wegen der Bilder fürs Fernsehen usw.) und drinnen bei den Pressekonferenzen usw. nur eben diese Eliten Zugang hatten. Sie erzählten dann breit, warum draußen die Menschen tanzen oder protestieren würden. Ein Kontakt zwischen den Eliten und den von ihnen instrumenalistierten Protestgruppen fand nie oder selten statt.
Leider checkten das auch viele Protestgruppen nicht und sprachen immer wieder vom Geist des Aufbruchs, der auf den Straßen sichtbar wurde - sie guckten einfach nicht hin, wie das Ganze im Zentrum organisiert war.

Das WSF ist damit weniger ein Aufbruch als eine Kanalisierung von Protest. Das würde auch zu dazu passen, daß es von vielen staatstragenden Parteien und Organisationen unterstützt wird. Diese Struktur spiegelt sich auch in Deutschland wieder. Das DSF (also die doitsche Variante) ist ein erlauchter Club von Eliten aus verschiedenen zentralistischen und staatsnahen NGOs und einigen ex-linksradikalen Gruppen, die ihre Chance zum Anschluß an die Eliten, Geldquellen und Zugängen zur bürgerlichen Presse nutzen wollen.
Ungewöhnlich das aber auch nicht - eher üblich: Ob beim Castor, gegen die NATO-Sicherheitskonferenz oder woanders ... immer sind es intransparente Eliten, die einen Rahmen schaffen, wo viele Menschen auf den Straßen agieren, DAMIT sie die dadurch erzeugten Bilder für ihre Botschaften nutzen können. An einer Beteiligung der Protestgruppen sind sie nicht interessiert - ganz im Gegenteil werden gezielt Strukturen geschaffen, bei denen nur ausgewählte Kreise Zugang zur Presse, zu Entscheidungsstrukturen usw. haben. Insofern sind alle diese Treffen eher Kanalisierung und Organisierung einer Schafherde, die geschickt und oft kaum merkbar den Rahmen für die Politik der Eliten bilden.