Vom Bolschewismus bis zu staatlichen Repressionen unter Stalin Teil 4

Svennie d.R. 11.01.2003 01:30 Themen: Kultur Repression Soziale Kämpfe Weltweit
KEINE FRIEDENSWIRTSCHAFT NACH DEM KRIEG

Die Zeit nach dem Großen Vaterländischen Krieg war für viele Inhaftierte und Zwangsarbeiter mit großen Hoffnungen verbunden. Von einer Friedenswirtschaft konnte aber nicht die Rede sein. Das System der GuLag blieb jedoch weiter bestehen und wurde sogar noch erweitert. Das GuLag sollte einen noch höheren wirtschaftlichen Stellenwert bekommen und demnach auch effektiver arbeiten. In den folgenden acht Jahren erreichte die Gesamthäftlingszahl des GuLag einen Spitzenrekord von 2,5 Millionen Menschen. Dies galt jedoch nur für Arbeitskolonien und Lager. Die Zahl der in Sondersiedlungen verbannten Menschen war etwa gleich hoch. Auch die zirka 300.000 Häftlinge in regulären Gefängnissen bleibt hier unberücksichtigt. Viele aus Deutschland zurückkehrende, am Leben gebliebene Kriegsgefangene und verschleppte Arbeiter wurden nach ihrer Rückkehr als Vaterlandsverräter im GuLag inhaftiert.


DIE LENINGRADER AFFÄRE

Die Jagd nach "Volksfeinden" ging weiter. Die Jahre 1948/49 bildeten einen weiteren Höhepunkt der Verhaftungswellen. Zwar wurde die Todesstrafe im Mai 1947 offiziell abgeschafft, doch führte man sie 1950 im Januar wieder ein. (John Keep: "Last of the Empires. A history of the Soviet Union", 1945-1991, Oxford 1994, S.13-15). 1948 kam mit dem von Tito geführten Jugoslawien. 1949 wurden verstärkt Balten ins Landesinnere der Sowjetunion deportiert. Im Rahmen neuer Wachsamkeitskampagnen und Säuberungen setzte eine antisemitische Politik ein. Jüdische Einrichtungen wurden geschlossen. Jüdische Intellektuelle wurden GuLag verschleppt. Einen weiteren Höhepunkt bildete die Leningrader Affäre in den Jahren 1949-1953. Jüdische Kreml-Ärzte wurden nach dem ungeklärten Tod des Leningrader Parteichefs Aleksej A. Shdanov, einer zionistischen Verschwörung beschuldigt. Nach seinem Tod 1948 "wurden sofort sein Günstling und engster Mitarbeiter Wosnessenski sowie drei weitere leitende Funktionäre zuerst entmachtet, später hingerichtet, ohne das je klar wurde, was man ihnen vorwarf, wie Chruschtschew in seinen "Erinnerungen" unterstreicht. Lediglich Kossygin überlebte und schaffte es, nach Stalins Tod, in der Partei wieder aufzusteigen (Peter Dittmar: "Schöne Rivalin Moskaus", in: Die Welt, 02. Januar 2003)


DIE KOSMOPOLITEN-KAMPAGNE

Dem 1951 von langer Hand vorbereiteten Ärztekomplott folgten Verhaftungen und Hinrichtungen mehrerer hundert Parteifunktionäre. Die Leningrader Affäre wird oft auch als Machtkonflikt zwischen der heimlichen Hauptstadt der SU, Leningrad und Moskau bewertet. Im Rahmen der neuen antizionistischen Kosmopoliten-Kampagne wurde der jüdische Schriftsteller und Mitbegründer des sozialistschen Realismus Ilja Ehrenburg zum Staatsfeind Nummer 1 deklariert. Ehrenburg hatte jedoch einen "Schutzengel" im Kreml: Stalin selbst. Vielen schien es unverständlich, daß er als Hauptfeind verschont blieb, als fast sein gesamtes Umfeld verschwand. Der Verdacht, Ehrenburg sei ein Spion oder Verräter, wurde immer lauter. (Arkadi Waksberg: "Die verfolgten Stalins. Aus den Verliesen des KGB", Reinbek bei Hamburg 1993, S. 179-236.). Wahrscheinlich war es nur der Tod Stalins am 5. März 1953, der ein weiteres Ausufern der antizionistischen Kampagen verhinderte.



Chrustschow

Lenin und Stalin lagen nach Stalins Tod Seite an Seite im Mausoleum:
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Ergänzungen

Anmerkungen zu Ilja Ehrenburg

Bücherwurm 11.01.2003 - 01:40
Hier noch zur Ergänzung, falls interessiert:

Bereits 1936 begann die Kampagne gegen den Konstruktivismus und Formalismus. Betroffen waren davon nicht nur der jüdische Ilja Ehrenburg -auch transkribiert als Erenburg- , sondern auch dessen Frunde und Bekannte Meyerhold, Babel und Pasternak, welchen er noch aus Spanien kannte. Ehrenburg war damals Korrespondent für die Zeiung Izvestia..
Ehrenburg wurden ein snobistisches Verhältnis zum Leser und formalistische Verrenkungen vorgeworfen, obwohl er kein direkter Anhänger dieser Strömungen war. Ehrenburgs tuberkolosekranke Tochter Irina, die nach Paris ausreisen wollte, wurde vom NKWD vorgeladen.
Dieser versuchte ihr die Pariser Kontakte ihres Vaters zu entlocken.
1937 begannen massive Säuberungen unter Spanienkämpfern. Davon war auch der Prawda-Korrespondent Kolzow betroffen. Am 24. Dezember kam Ehrenburg nach Moskau, um selbst zu sehen, was in der SU vor sich ging. Im Jahr 1938 bat er Stalin um Ausreise. Diese Bitte wurde anfangs abgelehnt.Stattdessen wurde seine Frau aufgefordert, Ehrenburgs Sachen aus Spanien zu holen. Im gleichen Jahr fand der Prozeß der 21 gegen Bucharin u.a. statt. Stalin selbst kümerte sich darum, daß Ehrenburg eine Akkreditierung als Gast bei diesem Prozeß erhielt. Ehrenburg kannte alle Angeklagten, meinte jedoch später in seinen Werken, sie nicht wiedererkannt zu haben. Ehrenburg machte im April 1938 einen Schritt und schrieb einen weiteren Brief an Stalin. Im Mai wurde ihm die Ausreise genehmigt.
1939 kam es zu den Babel- und Meyerhold-Prozessen. Ehrenburg wurde von beiden bezichtigt, Mitglied einer trotzkistischen Spionagegruppe zu sein. Und wieder legte Stalin seine schützenden Hände über Ehrenburg. Im November 1948 begann die erste antijüdische Kampagne der UdSSR. 1949 wurde das Antifaschistische Jüdische Komitee aufgelöst. 19 Musiker, Maler, 108 Schauspieler und 217 Schriftsteller wurden verhaftet. Zu dieser Zeit schrieb Ehrenburg an seinem Schwarzbuch. Bereits im Februar 1949 wurde Ehrenburg nicht mehr gedruckt. Als Golowentschenkow ihn offiziell als "Volksfeind und Kosmopoliten Nr. 1" bezeichnete, schrieb
Ehrenburg erneut an Stalin. Dieser rettete ihn abermals.

Literatur:
Ilja Ehrenburg: "Menschen, Jahre, Leben. Memoiren", Berlin 1978.
Lilly Marcou: "Wir größten Akrobaten der Welt", Berlin 1996.
Wadim Rogowin: "1937. Jahr des Terrors." Essen 1998.
Sabine Groenewold (Hg.): Nicolai Bucharin. Das letzte Wort des Verurteilten am 12. März 1938. Hamburg 1996.

Ups

11.01.2003 - 01:43
Hab nur die Hälfte herkopiert - hier weiter:

Warum hat gerade Ehrenburg als Staatsfein Nummer Eins den großen Terror überlebt?
Stalin wußte, von welchem Wert ein Mann wie Ehrenburg im Ausland war und welchen Einfluß er haben konnte. Im Krieg war er eine ganze Division wert. Er war unersetzlich. Stalin hat nie daran gedacht, Ehrenburg anzurühren. (Juri Afanassjev im Interview mit Ehrenburgs Freundin Lilli Marcou, 1989)
Ehrenburg hat einen persönlichen Brief an Stalin geschrieben, in dem er ihm die Idee nahelegte, er köne sich in Anbetrahct seiner Kenntnisse über den Westen dort als überaus nützlicher Vertreter der Sowjetunion erweisen. (Herbert R. Lottmann)
War Ehrenburg ein Spion: Lilli Marcou zumindest behauptete, dies sei total lächerlich. In seinen Memoiren schrieb Ehrenburg: "Ich lebte in einer Epoche, in der das Schicksal des Menschen weniger einer Schachpartie als einem Lotteriespiel glich." Der stalinistische Terror war nicht durch und durch logisch zu begründen. Ehrenburg hat vielleicht immer nur Glück gehabt. Doch war er sich über das Ausmaß des Terrors in vollem Maße bewußt? Lilli Marcou meinte dazu: "Ehrenburg begreift, daß die sowjetische Wirklichkeit zumindest zwei gesichter hat. Dennoch erscheint ihm dies alles zweitrangig gegenüber der Gefahr des Faschismus und dem Kampf, der gegen ihn geführt werden muß"

Krieg etwas zu kurz gekommen

Torsten Purgander 11.01.2003 - 01:59
Ich habe den Eindruck, als wäre im Artikel die Zeit des 2. Weltkriegs,
der für die Sowjetunion natürlich der Große Vaterländische Krieg war,
etwas zu kurz gekommen. In dieser Zeit verschwand Stalin ja fast völlig
aus der Presse und tauchte erst bei Kriegsende wieder auf. Die Rhetorik
hatte sich zu diesem Zeitpunkt völlig geändert. Plötzlich wurde durch
sprachliche Mittel versucht, ein Wir-Gefühl, ein Gefühl für die
russische Urheimat neu zum Leben zu Erwecken. Plötzlich war wieder von
Brüdern und Schwestern die Rede. Doch alles begann für die Sowjetunion
bereits oder erst 1941, am 22. Juli. Deutschland und dessen Verbündete
griffen mit der 3. Heeresgruppe die Sowjetunion an. Westliche
Geheimdienste hatten schon längst zuvor höchste Kreml-Kreise über solche
Pläne informiert, doch nahm man diese Hinweise nicht sonderlich ernst.
Der Große Vaterländische Krieg begann. Stalin hielt sich lange der
Öffentlichkeit fern. Am 30. Juni bildete sich das staatliche
Verteidigungskomitee.

Vom 29. September bis zum 1. Oktober fand die Konferenz von Vertretern
der SU, der USA, Großbritannien über die Frage der Lieferung von
Kriegsmaterial statt. Von Oktober bis Januar tobte die Schlacht vor
Moskau. Erst im Dezmeber 1941 wurde die Volkswirtschaft auf
Kriegswirtschaft umgestellt.

Vom 17. Juli 1942 bis zum 2. Februar 1943 dauerte die Schlacht um
Stalingrad (heute Wolgograd). Am 2. August erklärte die USA, daß sie der
SU im Krieg gegen Deutschland wirtschaftlichen Beistand leisten werde.
Nach der großen Panzerschlacht vom 5. Juli bis 23 August 1943 im
Kursker Bogen konnte die Ukraine befreit werden. Einen Monat vor
Jahresende 43 fand die Konferenz von Teheran statt. Am 27. Januar 44
wurde die Blockade Leningrads (heute Sankt Petersburg) aufgehoben.. Am
6. Juni 44 wurde die zweite Front eröffnet und im August und September
44 Rumänien und Bulgarien mit Unterstützung der jeweiligen
Volksbefreiungsarmeen befreit. Im September und Oktober folgte
Jugoslawien und daruf bis April die Befreiung der C'SSR und Ungarn. Im
Januar wurde Polen vollständig befreit. Vom 4.-11. Februar fand die
Konferenz von Jalta statt. Vom 6. April bis 2. Mai wurde Berlin
umkämpft. Am 8. Mai erfolgte die bedingungslose Kapitulation des
Deutschlands in Berlin Karlshorst.

Buchtipp:
C. Meridale:"Steinerne Nächte. Leiden und Sterben in Rußland",
Karl-Blessing-Verlag
Günter Rosenfeld: "Geschihte der UdSSR", Deutscher Verlag der
Wissenschaften, Berlin, 1967
Olaf Groehler: "Das Ende der Reichskanzlei", Deutscher Verlag der
Wissenschaften, Berlin 1976
Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): "Schlaglichter der
Weltgeschichte"
Filmtip: "Geh und Sieh!"



Zu den Trotzkisten

11.01.2003 - 02:45
Die Trotzkisten (meist Sekten wie "Linksruck", SAV oder "Spartakist" hierarchisch organisiert) bezeichnen sich ja gerne als "demokratische" Kommunisten, was in Kenntnins der Geschichteeichlich absurd ist: Kronstatdt, Ukraine etc. zeigen genau wie die gesamte Sache mit dem Aufbau der Partei-Diktatur, was wirklich Sache ist.
Hier mal ein Buchtip:

Die verschiedenen religiös zu nennenden Strömungen des Bolschewismus sind auf die jeweiligen "Gurus" zugeschnitten. Hier mal was interessantes zum Trotzkismus:

Paul Mattick, Bolschewismus und Stalinismus

Erstmals erschienen in der amerikanischen Zeitschrift "Politics" März 1947; Übersetzung von Jörg-Anselm Asseyer, erschienen in Willy Huhn "Trotzki - der
gescheiterte Stalin", Karin Kramer Verlag, Berlin 1973.

Der angebliche Zweck der Stalin-Biographie Trotzkis (Leo Trotzki: Stalin. Eine Biographie. Erstveröffentlichung 1946 in englisch, USA; geschrieben 1940, z.T.
fragmentarisch geblieben wegen Ermordung. Neu veröffentlicht bei Rororo, Texte des Sozialismus und Anarchismus - Nr. 284/85) besteht darin, zu zeigen, "wie
eine Persönlichkeit dieser Art sich
herausbildete und wie sie durch widerrechtliche Aneignung zu einer solchen Ausnahmestellung gelangte". Der wahre Zweck des Buches ist jedoch, zu zeigen,
warum Trotzki die Machtstellung, die er zeitweilig innehatte, verlor und warum er - Trotzki - eher als Stalin Lenins Nachfolger hätte sein sollen. Vor Lenins Tod
hieß es gewöhnlich: "Lenin und Trotzki"; Stalins Name hatte ohne Ausnahme nahe oder vollkommen am Ende der Liste der führenden Bolschewiki gestanden.
Bei einer Gelegenheit hatte Lenin sogar vorgeschlagen, seine eigene Unterschrift hinter die Trotzkis zu setzen. Kurzum, das Buch hilft erklären, warum Trotzki
der Ansicht war, "daß er der natürliche Nachfolger Lenins sei", und das Buch ist in der Tat eine Biographie von beiden, von Stalin und auch von Trotzki.

Alle Anfänge sind natürlich klein, und der Bolschewismus Lenins und Trotzkis unterscheidet sich vom heutigen Stalinismus ebenso, wie Hitlers brauner Terror
von 1933 von dem Nationalsozialismus des zweiten Weltkrieges verschieden war. Daß es im "Arsenal" des Stalinismus nichts gibt, was nicht auch in dem Lenins
und Trotzkis gefunden werden könnte, das wird durch die frühen Schriften Trotzkis selbst bezeugt. So stellte Trotzki - wie Stalin - Zwangsarbeit als ein
"sozialistisches Prinzip" vor. Ebenso war auch er davon überzeugt, daß keinernsthafter Sozialist dem Arbeiterstaat das Recht streitig machen würde, seine Hand
an den Arbeiter zu legen, der sich weigere, seine Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. Es war Trotzki, der sich beeilte, den "sozialistischen Charakter" der
Ungleichheit zu betonen, da - wie er sagte - "diejenigen Arbeiter, die mehr für das Allgemeininteresse als andere täten, dadurch das Recht auf einen größeren
Anteil am Sozialprodukt erhielten als die Faulen, die Nachlässigen und die Saboteure". Er - Trotzki - war der Überzeugung, daß alles getan werden müsse, "um
die Entwicklung der Rivalität in der Sphäre der Produktion zu unterstützen

weiter:
 http://www.geocities.com/revolutiontimes/mattick1.htm

DDR-Ausgabe der Memoiren Ehrenburgs

S. Horwardt 11.01.2003 - 02:58
Ich habe gerade die DDR-Ausgabe der Memoiren Ehrenburgs in der Hand. Man muß auf jeden Fall sagen, daß sie so geschrieben wurden, daß sie sofort in der Sowjetunion veröffentlicht werden konnten. Im Nachwort des Werkes in der DDR-Auflage von 1989 schrieb der Rezensent Ralf Schröder:
"Ehrenburg hat über Bucharin und diese Prozesse der Jahre 1936-1938 natürlich viel mehr gewußt, und hätte darüber, wie mir Irina Ehrenburg auch nachdrücklich versichert hat, historisch bedeutend komplexer schreiben können als er es für die beabsichtigte Publikation getan hat.
Doch ich frage mich, wie Ehrenburg selbst zu den stalin(isti)schen Verbrechen stand. Im vierten Band des Romans fand ich zwei interessante Stellen:
"Wahrsager sprechen von einer Lebenslinie: Solch eine Lebenslinie gibt es wirklich. (...) Ich meine nichts anderes als die Richtigkeit und Unausbleiblichkeit der Lebenslinie des Menschen, des Volkes, des es jahrhunderts. (...) Ich wußte man muß mit zusammengebissenen Zähnen leben und darf die Ereignisse nicht wie ein Schuldiktat betrachten, in dem man die Fehler ankreuzt"
und
"Es galt vor allem, die Bedeutung der menschlichen Leidenschaft in der "Geschichte" zu begreifen, sich davon zu überzeugen, daß das Geschehen kein furchtbarer, blutiger Putsch war, keine gigantische Rebellion à la Pugatschow, sondern die geburt einer neuen Welt...Das Leben ist komplizierter als die elementare Logik. Verbrechen können zu Wohltaten führenund umgekehrt tragen mitunter Wohltaten Verbrechen in sich..."

FÜR GROSSE ZIELE ÜBER LEICHEN GEHEN?

Allgemein

Gulagkandidat 11.01.2003 - 03:16

Im Berliner Infoladen M99 hab ich eine Broschüre zum Thema Russische Revolution und die folgnde Installation der Diktatur gesehen:
In ihr wird beschrieben, wie sich im Laufe des Jahres 1917 in ganz Russland Sowjets bilden, die sich Basisdemokratie auszeichnen. Teilweise erinnert die heutige
Entwicklung in Argentinien daran.
Die Bolschewiki (eigentlich nur eine von mehreren revolutiönären Strömungen) nahm diese Entwicklung zunächst nicht ernst, zumal sie die Idee einer
Rätegesellschaft (wie sie etwa Liebknecht-Luxemburg formulierten) ablehnten.
Im Herbst 1917 kamen die Führer der Bolschewiki aus Deutschland zurück nach Russland und merken, was hier gerade begonnen hatten. Sie machten sich eilig
daran, die Revolution zu vollenden - dies geschah aber nicht ohne dem Versuch die Sowjets zu unterwandern/übernehmen (in Argentinien ist übrigens der
Versuch von Trotzkisten, die Asambleas zu unterwandern gescheitert - die Menschen waren achtsam). Nach der Oktoberrevolution wurden die Sojets schnell
zerschlagen, ein hierarchisches Modell aufgebaut und Oppostion wurde bestraft. Blutige Säuberungen (besond. an Anarchisten und Sozialrevolutionäre) wurde
gerechtfertigt, da wer nicht mit den Bolschewiki war, ein Konterrevolutionär sei. Im Frühjahr 1918 tobte die eigens für "Linksabweichler" geschaffene Tscheka
besonders heftig. Mit der Niederschlagung des Aufstandes der Soldatenräte von Kronstadt war die Macht der Bolschewiki endgültig gesichert. Stalin war dann
nur noch eine Frage der Zeit....

Alle wußten sie bescheid

aber was half's? 11.01.2003 - 12:01
Alle Sowjetbürger wußten über den Terror bescheid, insbesondere die politische und geistige Aristokratie an Stalins Hofstaat. Ansonsten weiß ich nicht, warum sich hier die Debatte so an Ehrenburg festhakte. Wer war schon Ehrenburg? Ehrenburg wäre heute in Deutschland vergessen, wenn er sich im Krieg nicht als Genozid-Befürworter geoutet hätte: Die Soldaten forderte er auf, "alle Deutschen umzubringen". Am
Völkermord, den die sowjetische Armee 1944/45 in Ostpreußen verübte, trägt Ehrenburg zweifellos eine moralische Mitverantwortung. Aber für Stalin spielte das kene große Rolle: das war die Haß-Kampagne, bald kam die Wiederaufbau-Kampagne (Hitler kommmen und gegen, deutsches Volk bleibt). Frür Stalin war Ehrenburg ein nützlicher Schreiberling, aber genauso austauschbar wie alle anderen auch.

Das mit der "Lotterie" ist schon richtig: Warum der eine draufging und andere überlebten, läßt sich nicht immer mit irgendeiner Logik begründen.

Die Sowjetunion beruhte in den dreißiger Jahren schon längst nicht mehr auf dem Marxismus. Auch der Name und das Konterfei von Marx war längst aus dem öffentlichen Bild verschwunden, von der Theorie ganz zu schweigen.
Es gibt ein spezifisches "linkes" Interesse am Stalinismus, hinter welchem doch immer wieder die Trauer über einen gescheiterten Identifikationsversuch sichtbar wird.

Mein Ratschlag: Identifiziert euch lieber mit Dschingis Khan oder laßt es besser ganz bleiben.

Literaturergänzung

Wölfchen 11.01.2003 - 12:22
Wolfgang Leonhard: "Kreml ohne Stalin", Chronik, Köln 1953.

Linkruck Trotzkisten?

Meinungsmacher 11.01.2003 - 13:04
Immer wieder erheiternd sind für mich solche Aussagen, daß z.B. Linksruck Trotzkisten sein sollen. Wer sich etwas näher mit den "Polit-Sekten" (wie auch immer einer meiner Vorschreiber auf einen solchen Begriff kommt, handelt es sich doch bei Linkruck um die Schwesterorganisation der SWP in England, welches eine Partei ist und nicht gerade klein und eine Internationale darzustellen (versuchen); oder aber wie im Falle der genannten Spartakisten ebenfalls eine Partei mit dem Namen SpAD, deren Hauptströmung die IKL ist, wohl eine kleine, aber dafür internationale Organsiation mit Sektionen in einer ganz schönen Reihe von Ländern) befasst, dem sollte schon nach kurzer Zeit klar werden, daß jenes Cliff-Programm des Staatskapitalismus in der UDSSR rein gar nichts zu tun hat mit Trotzkismus. Linkruck ist und bleibt eine reformistische Opportunistengruppe, welche sich zwar (immer wenn sie es braucht) einige Brocken Trotzkis aneignet, in den wesentlichen Punkten aber weit davon entfernt ist, sich auch nur ansatzweise trotzkistisch "beeinflußt" zu nennen bzw. nennen zu dürfen! Die Politik dieser Organisiation ist schlimmer als die von E.Mandel, dessen Strömung ich (persönlich) völlig daneben finde (die Gründe ersparen wir uns, handelt sich es sich doch auch um eine sogenannte trotzkistische Organisation, die jegliche trotzkistische Politik schon lange lange vergessen hatte). Eine Gruppe (Linksruck), welche sich als die anti-sowjetischste und am meisten am Arsch der Sozialdemokratie hängenste zeigt, welche offen ihre Sympathie mit Taliban-Frauenschlächter schon in den 80ern bekundete, kann trotzkistisch sein? Lächerlich.
Linkruck, SAV, Spartakisten und GAM trennen Welten voneinander! Alle in einen Topf mit der Aufschrift "Trotzkisten" zu werfen, wäre ungefähr genauso, als würde man alle "Antifas" als "Autonmome" bezeichnen, was ein nicht minder großer Blödsinn wäre, bedeutet doch Antifa eine klassenübergreifende Defintion, die sowohl in der proletarischen, kleinbürgerlich anarchistischen und auch in der sozialdemokratischen und liberalen Strömung auftauchen kann.
Inwiefern Spartakisten, SAV oder GUM Trotzkisten darstellen, ist wiederum ein anderes Thema und auch damit kann man sich genau befassen. Aber Linksruck? Eine bessere Wahlkampagnengruppe als Linksruck unter der sogenannten "Linken" in Deutschland im Namen der Sozialdemokratie (SPD/PDS) gibt es doch gar nicht! Wobei SAV ihnen ja ordentlich Konkurrezn zu machen scheint!
Mir scheint es jedenfalls, als würden manche der Verfasser einiger hier aufgeführten Beiträge nur zu gerne die Schublade aufmachen, alles was ihnen fremd, suspekt oder wider ist, reinpacken und dann diese zuschieben. Hohle Phrasen, welche doch an der allgemeinen Glaubwürdigkeit schon im Voraus zweifeln lassen, zeigt es doch, wie oberflächig sich diese Leute mit den entsprechenden Themen nur auseinandersetzen.


Euer Meinungsmacher

Kinder aufgepasst!

Felix D. 11.01.2003 - 13:21
Guido Knopp erzählt Geschichten

Oh nein. Der erste Teil der Serie, die im bekannten Guido-Knopp Stil Geschichten erzählt und dazu Fotos von grimmigen Stalinisten zeigt, war schon schlecht. Die folgenden Beiträge und vor allem die Kommentare waren es ebenfalls. Tendenz fallend.

Isch kenn da jemand, der hat erzählt...

Die ganze Debatte ist ein einziges wirres Durcheinander von Bahauptungen, Halbwahrheiten, Wahrheiten und Lügen.
Neonazis mischen munter mit und keineN regts auch nur auf, weil sie alle wie bekloppt auf Stalin, Lenin und z.T. natürlich auch auf Marx einschlagen wollen. Da machen die Nazis natürlich mit und vor lauter Schaum im Mund wird man blöd.

Berechtigte Kritik, die so dringend notwendig ist in einer Zeit, in der der Kommunismus so verzweifelt aktuell ist, wird so gut wie nicht geleistet. Aber gut, machen wir halt immer wieder die gleichen Fehler. Wenn wir scheitern, sind immer die anderen dran Schuld oder die Ideologie. Logo!
"Hier hab ich ne Broschüre. Steht alles drin."
Stattdessen immer wieder dieser alte Müll, der damals schon falsch war.
Der Hinweis diesen Scheiss doch zu lassen will nicht gehört werden, weil sie alle irgendwie ihr Broschürenwissen ("Infoladen B99") heruasposaunen wollen.
Umso marginaler die Linke, um so lauter wird gequaselt.

Nochmal: Organisert die Theorie- und Geschichtsaneigung in Gruppen. Lasst euch Zeit, lest mehrere AutorInnen aus allen kommunistischen und anarchistischen Richtungen
und vergesst die Bundeszentrale für politische Bildung, aus deren Publikationen in den Postings immer wieder zitiert wird. (Das ist wie wenn der Roland Koch einen Vortrag über Rassismus hält.)
Vergesst den Osteuropa-Berater von Ronald Reaggan, Richard Pipes, vergesst die Totalitarismustheoretiker, nicht weil deren Meinung tabu, sondern weil deren Methode falsch ist. Widerlegt sie inhaltlich und theoretisch, wenn ihr eine nicht kapitalistische Gesellschaft haben wollt.

Nach der Revolution können wir uns immer noch fetzen über die Organisation der Gesellschaft. Wer in Spanien Recht hatte war damals in der Situation nicht zu ermitteln und ist heute immer noch schwierig. Eine solidarische Form des Streits und der Auseinandersetzung zwischen AnarchistInnen und den verschidenen kommunistischen Richtungen müsste gefunden werden, die trotzdem handlungsfähig ist.
Andernfalls würde sich die Geschichte vermutlich wiederholen, wenn's denn noch mal soweit kommt.

Also: Lasst die Roland Kochs nicht darüber reden, wie schlimm der Rassismus ist!







Gedichte Ehrenburgs

Kewin Schröder 11.01.2003 - 13:40
Von Ilja Ehrenburg stammt auch das Gedicht
"Tötet den Deutschen!"
Darin ruft der ehemalige Kriegsberichterstatter in Kriegszeiten zur Niedermetzelung aller Deutschen auf.

Ilja Ehrenburg

Rote Armee 11.01.2003 - 14:36
Wer Ehrenburg wegen dessen Flugblatt anpisst ist ein Nazi!
Schaut mal auf die Seite der "Jungen Nationaldemokraten" in Baden Würrtenmberg. Saubere Freunde, die genau so argumentieren, habt ihr da.
Kein Wort über die Umstände die dieses Flugblatt hervorgebracht haben. Kein Wort über das, was die Wehrmacht in der Sowjetunion angerichtet hat.

Die ganze Diskussion beinhaltet ständig rechte Argumentationsmuster gegen Links.
Wer kein Nazi ist lese diesen Text:

"Kosmopolit Nr. 1"

Eine Ausstellung über die vielen Leben des Ilja Ehrenburg - Schriftsteller und Kommunist, Jude und Sowjetbürger

"Wenn wir sowjetischen Schriftsteller noch am Leben sind, so deshalb, weil wir die größten Akrobaten der Welt sind." So verallgemeinerte Ilja Ehrenburg (1891 bis 1967) den Drahtseilakt, der vor allem ihn selbst über die Abgründe dieses Jahrhunderts hinüberführte. Er war doppelt gefährdet: Als "Stalins Hausjude" (Hitler) wurde er von den Nazis gejagt, "als Volksfeind und Kosmopolit Nr. 1" (Stalins Funktionär Golowentschenko) geriet er in den Sog der Säuberungen. Doch während er dem Zugriff des sowjetischen Diktators entkam und sein Roman "Tauwetter" sogar den folgenden Reformjahren ihren Namen gab, blieb die Verleumdung des deutschen Führers lange an ihm hängen: Erst in den sechziger Jahren konnten die ersten Bücher von ihm in der Bundesrepublik erscheinen, es gab Drohungen gegen den Verlag. Noch heute schreit die rechte Presse bei Ehrenburgs Namen Zeter und Mordio.

Eine Ausstellung in Karlshorst erklärt, unter anderem, woher die deutschen Aversionen gegen Ehrenburg kommen. Warum Karlshorst? So fernab der Zivilisation einem der Ostberliner Stadtteil vorkommen mag - bei der Rettung dieser Zivilisation hat er eine wichtige Rolle gespielt: Hier mußte in der Nacht vom 8. auf 9. Mai 1945 Generalfeldmarschall Keitel die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnen. Der historische Saal und das Arbeitszimmer des sowjetischen Oberkommandierenden Shukow blieben unverändert. Eine Tür weiter zeigt die Ausstellung eine Fotografie jenes Dokuments, das Ehrenburgs Anteil an diesem Geschehen verdeutlicht: Ein Flugblatt für die sowjetischen Frontsoldaten, von Ehrenburg, dem wichtigsten Armeepropagandisten, abgefaßt in hämmerndem Stakkato. Überschrift: "Töte!" Kostprobe: "Von jetzt an ist das Wort 'Deutscher' für uns der schlimmste Fluch. Von jetzt an läßt das Wort 'Deutscher' das Gewehr von alleine losgehen. Wenn Du nicht einen Deutschen am Tag getötet hast, war der Tag verloren. Wenn Du glaubst, daß Dein Nachbar für Dich den Deutschen tötet, hast Du die Gefahr nicht verstanden. Wenn Du einen Deutschen getötet hast, töte einen weiteren - nichts stimmt uns froher als deutsche Leichen." So spricht ein "Kriegstreiber", urteilt Mark Siemons in der FAZ vom 15. Dezember 1997. Aber ein aufmerksamer Besucher findet in der Ausstellung genügend Argumente, die diesem Verdikt widersprechen. Etwa einen Text Alexander Werths, der im Zweiten Weltkrieg als Korrespondent einer englischen Zeitung in der UdSSR war: "Was Ehrenburg über die Deutschen geschrieben hatte, war nichts im Vergleich zu dem, was die russischen Soldaten mit ihren eigenen Augen sehen - und mit ihrer eigenen Nase riechen konnten. Denn wo immer auch die Deutschen gewesen waren, hing der Geruch verwesender Leichen in der Luft." Schon im ersten halben Jahr der "Aktion Barbarossa" hatten die Eroberer eine Million sowjetischer Juden ermordet - großteils, wie Goldhagen erschütternd beschrieben hat, per Handarbeit. Die synonyme Verwendung der Begriffe "Nazi" und "Deutscher", die der Amerikaner über fünfzig Jahre später aus der wissenschaftlichen Untersuchung dieser Schlächterei deduzierte, war für Ehrenburg und seine Zeitgenossen unmittelbare Lebensrealität.

Auch die Einwände, die gegen Ehrenburgs Flugblätter formuliert wurden, ähneln den Angriffen gegen Goldhagen. "Genosse Ehrenburg vereinfacht", titelte die Prawda am 14. April 1945 auf Anweisung Stalins: Er unterscheide zu wenig zwischen den Faschisten und der großen Masse der deutschen Bevölkerung, hieß es jetzt plötzlich. Ehrenburg wurde, ebenso wie Morgenthau auf amerikanischer Seite, dem Kurswechsel der alliierten Kriegszielpolitik geopfert: Weg von der noch in Teheran und Jalta unisono beschlossenen Auflösung Deutschlands als Industriestaat hin zur Verteidigung der deutschen Einheit, wie sie die Großen Vier - mit bereits gegensätzlichen Interessen - auf der Konferenz von Potsdam beschworen. Über diese Hintergründe informiert die Ausstellung leider nicht.

Auch fehlt der wichtigste Brief Ehrenburgs: Ende Januar 1953 schrieb er an Stalin und begründete, warum er seine Unterschrift unter eine Petition verweigere, die das Politbüro zur Rechtfertigung einer Deportation aller sowjetischen Juden nach Sibirien lanciert hatte. Die Aktion, von vielen Historikern als "Stalins Endlösung" (Rapoport) eingeschätzt, war der Höhepunkt einer antisemitischen Kampagne, die sich mit dem Kalten Krieg verschärft hatte: Zuvor waren das Jüdische Antifaschistische Komitee aufgelöst und seine Führer ermordet worden, Juden wurden aus qualifizierten Berufen gedrängt, ein Schauprozeß mit Todesurteilen gegen jüdische Ärzte war angekündigt. Wie hoch der Druck zur Unterstützung besagter Petition war, zeigt allein die Tatsache, daß sie auch von dem in jeder Hinsicht untadeligen Wassili Grossman unterschrieben wurde - er fürchtete andernfalls um sein Leben. Ehrenburgs Mut, sich der Parteilinie nicht zu beugen und dies sogar in einem Brief zu begründen, könnte dazu beigetragen haben, daß Stalin den verbrecherischen Plan fallenließ - so jedenfalls die Meinung des Gorbatschow-Vertrauten Alexander Jakowlew, der später die entsprechenden KGB-Akten studieren konnte.

Trotz dieser Ungenauigkeit im Detail ist die Ausstellung unbedingt sehenswert. Zum einen, weil sie weltweit die erste über Ehrenburg ist. Zum anderen, weil sie ihn in seiner Dialektik zeigt. Auf privaten Fotos sieht man ihn mit Tänzerinnen beim Maskenball in Paris, mit jüdischen Partisaninnen in Belarus, mit Hemingway auf einer Barrikade des spanischen Bürgerkrieges, mit Grosz beim Trinkgelage, mit Albert Einstein beim Durchblättern seines "Schwarzbuches über die Ermordung der sowjetischen Juden" (das in Moskau erst 1991 erscheinen konnte). Bibliophile Erstausgaben dokumentieren, daß sein literarisches Schaffen ebenso vielfältig war: Dem Kriegspropagandisten steht der Expressionist, dem Verfasser peinlicher Stalin-Elogen der "jüdische Schwejk" gegenüber, ein wunderbarer Spötter wider die sozialistische Bürokratie. Selbstverständlich war er keine Lichtgestalt, dazu stand er dem sowjetischen Establishment zu nahe. Doch für das Leben und Überleben der Juden setzte er sich immer ein: Bei einer Rundfunkansprache an seinem siebzigsten Geburtstag - mitten in der Ära Chruschtschow, dessen Judenfeindschaft bestens bekannt ist - betonte er, er werde "niemals verstummen zu sagen, daß ich Jude bin, solange es auf der Welt noch einen einzigen Antisemiten gibt".

Jürgen Elsässer

Lieber Jürgen Elsässer

Partei ergreifen ist nicht alles 11.01.2003 - 17:38
leider zeigst du dich mal wieder als eine blinde Partei-Maschine aus Leidenschaft.

Die gewiß polarisierend gemeinte Provokation ("wer das Flublatt anpißt ist ein Nazi") erhebt gerade das Schwarz-weiß-Zeichnen zum moralischen Prinzip.
Keiner, der auf Indymedia seine Ergänzungen schreibt, befindet sich über die Ursachen des Zweiten Weltkriegs und die deutschen Verbrechen im Unklaren.

Aber man kann Ehrenburgs Flugblätter nicht dadurch rechtfertigen, daß man sie in den Kontext einreiht. Solche Sätze darf ein Mensch NIEMALS formuliern, unter keinen Umständen. Es gibt überhaupt keine Verbrechen, die derartiges rechtfertigen.

Das Ehrenburg zuvor von Goebbels als Juden beschimpft wurde, ist eine ziemlich lahme Entschuldigung. Das passierte auch vielen anderen Menschen, die sich trotzdem niemals zu derartigen Mordaufrufen hinreißen ließen. Man mußte nicht handeln wie Ehrenburg, man hätte auch handeln können wie Wassilij Grossman oder Lev Kopelev.

Genau diese Unterschiede sind es ja, die die Menschlichkeit ausmachen, von der sich Ehrenburg leider - zumindest für einen Moment lang - inbrünstig verabschiedet hat. Auch er hat der Herausforderung nicht stand gehalten und sich - für den bewußten Moment - von einem Menschen in ein beißwütiges Rudeltier verwandelt.
Ansonsten war Ehrenburg ein hervorragender Schriftsteller seiner Zeit mit beträchtlicher moralischer Autorität - seine Verantwortung wird darum umso größer.

Für dich, lieber Jürgen, gilt das natürlich nicht. Aber auch wenn die Wahrscheinlichkeit klein ist, daß infolge Deiner Hetze Menschen persönlich zu Schaden kommen, dann solltest du trotzdem zweimal überlegen, bevor Du Dich mit den Verfassern von Mordaufrufen solidarisiert.

Adolf Stalin 11.01.2003 - 18:05
"Kein Wort über die Umstände die dieses Flugblatt hervorgebracht haben. Kein Wort über das, was die Wehrmacht in der Sowjetunion angerichtet."

man kann Hitler nicht mit Hitler bekämpfen, ohne selber zu Hitler zu werden. Jedem halbwegs vernünftigen Menschen sollte das klar sein, egal wie die Situation ist, Aufruf zu Genozid und Massenmord sind somit immer menschenverachtend, faschistoid und somit illegitim..

@über mir

stalinator 11.01.2003 - 18:55
das ist gutmenschengeschwafel und hat nichts mt einer gesamtbetractung der 80 heroischen kampfes um eine bessere welt. wie o.g.: kampf nicht geschmuse. dieser klassenkampf findet statt, mit oder ohne dich, mich und die anderen diskutanten. ich weiß auf welcher seite ich stehe, wie sieht´s mit dir aus

Huh?

Meinungsmacher 11.01.2003 - 21:32
"Meinungsmacher ist typischer Trotzkist: Seine Sekte ist die wahrhaft trotzkistische Sekte und die anderen Trotzlis sind falsche Trotzkies... jaja, die trotzkistische Religion. "


Huh?
Hatte ich irgendwo gesagt, daß ich da wen unterstütze oder sogar organisiert bin? Ihr wißt doch: die größten Klugscheisser sind jene, welche andere organisieren wollen aber selbst zu "faul" dazu sind! Es lebe die *hüstel* Revolution!
Unglaublich..., da sieht wer mehr als ich selber! Man, bewirb dich mal als Wahrsager! Ich bin erschüttert...

Euer....na wer wohl?
Meinungsmacher

Warum sind Unrechtsregime so erwünscht?

Who 12.01.2003 - 00:13
Mal abgesehen davon, daß "gutmensch" ein Nazi-Wort ist, sind mir bis heute die Stalinisten und Leninisten den Beleg für ihre absurde Klassenkampftheorie und die Notwendigkeit einer Diktatur mit ZK, Gulags und Todesstrafe schuldig geblieben. Die Begründungen kommen meist sehr ideologisch daher. Kann es sein, daß da persönliche Probleme kompensiert werden?

Stalinator-Troll

Informator 12.01.2003 - 00:17
Dieser "Stalinator" ist entweder ein durchgeknalltes Dorf-Kiddie oder ein Troll. Seit einigen Tagen versucht er nicht nur mit absurden Behauptungen den Stalinismus/Bolschewismus als gut und die Methoden als notwendig schönzureden, heute abend hat er unter einem anderen Artikel gar zu Atombomben auf Israel aufgefordert. Die Mods haben die schlimmsten Sachen gelöscht - schade eigentlich. Ist doch mal ein Life-Beispiel für den Stil der Kommies-Sektierer - wobei, vielleicht ist es ja auch nur ein Troll, der ein bischen rumstänken will. Von Diskussionen rate ich in beiden Fällen ab. Kostet nur Zeit und müllt Indy voll.

Eher noch Dunkelelf

Stalinator 12.01.2003 - 02:25
Kommen sie in der Sache nicht weiter spielen sie Freud. Na ja ich laß mich ja vielleicht gerne von Frauen in Stasiuniformen auspeitschen. Selbst wenn das so wäre, selbst wenn ich der König der Trolle wäre.....was hätte das mit der verzerrten, systemkonformen sicht auf den ostblock zu tun, die vom autor auf einer sich unabhängig bezeichnenden news-seite veröffentlicht wird. so oder so...die erde wird rot. der vermeintlich intellektuelle bürgerliche standesünkel hysterischer großstadt-"linke" bringt wohl hass auf die werktätigen auf dem land mit sich (wer ist da sektiererisch!?). ohne landwirte gäbe es keine zivilisation. im übrigen bin ich nicht vom land. im übrigen bin ich auch nicht in einer k-gruppe oder splittergruppe organisiert. ich habe nmoch nicht einmal behauptet stalins verbrechen gutzuheißen. politkasperlen psten hier...der wahnsinn....glaubt man vorher gar nicht.

Ich mag den Jungen

Meinungsmacher 12.01.2003 - 16:11
*lacht*
Hey, der Stalinator ist doch n echt netter Junge.
Das Problem der (anti-)kommunistischen Linken ist es nun mal, daß sie entweder absolut stalinophob sind oder aber stalinophil ist. Die eine Seite bekommt Ausschlag, wenn sie nur: Bolchewismus, Oktoberrevolution, KPD, Trotzki, Liebknecht oder sonst was hören, da sie sofort nur das große "S"(talin) dahinter sehen, die anderen fallen vor dem Bild des großen Nachfolgers Lenins auf die Knie und huldigem ihm und glauben den Dreck, den die Stalinisten über sich und den Ostblock verbreiteten. Stalinator bringt diesen Irrwitz dann zum vollendeten Ausdruck, was mich schon fast an eine Art Satire erinnert.

Der Kommunismus ist zwar im Gegensatz zur öffentlich propagierten Meinung der Bourgeoisie noch lange nicht tot (auch wenn diese es sich wohl aus tiefstem Herzen wünscht), der Stalinismus wird aber wohl kaum nochmals die Ehre haben uns zu beglücken. Ein gewisses Maß an Aufklärung gibt es ja inzwischen. Das bedeutet nicht, daß eine zukünftige Revolution nicht wieder degenerieren kann. Und Opposition zum Stalinismus bedeutet auch nicht zwangsläufig, sich im eigenen Lager mit der eigenen Bourgeoisie wiederzufinden. Alles eine Frage des Programms. Kein Sieg ist sicher. Aber den wahren Schuldigen für den Stalinismus zu finden, fällt der Linken nicht gerade leicht, wiederholen doch viele nur daß, was ihnen ihre Bourgeoisie vorkaut!

Na dann...guten Appetit wünscht euch..
Meinungsmacher

Am Vorabend des Irak-Krieges ...

Karl 12.01.2003 - 16:45
... wo sich der amerikanische und europäische Imperialismus dem Wahlspruch Mao Tse-Tungs
"Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen"
anschliessen, bringt Svennie seine Artikelserie über die damalige Sowjetunion (und insbesondere Stalin).

Die Hyperbotschaft dahinter klingt wie: "Nieder mit allen Diktatoren!" und lässt sich ganz gut dazu verwenden, den imperialistischen Angriffskrieg gegen den Irak ebenso mit einem pseudodemokratisch-moralischen Anstrich zu versehen, wie einen erneuten Putsch gegen Chavez in Venezuela.

Und siehe da: Viele Kommentatoren verstehen das auch so!
Es gibt hier offensichtlich viele Leute, welche "Stalin" sagen und Marx meinen.

Aufarbeitung ist gut, aber willkürlich ausgewählte Deskriptionen vor dem theoretischen Hintergrund der "Totalitarismus"-Doktrin ist keine Aufarbeitung und keine Analyse, sondern ein Einpassen in ein fertiges Schema. Und was nicht passt, wird eben passend gemacht ...-

Dies ist anti-aufklärerisch und entwaffnet die kapitalismus-kritischen Kräfte und Bewegungen, sofern sie es nicht ohnehin schon sind.

Ich schliesse mich der Frage an, die schon von "Stalinator", Felix D. u.a. gestellt wurden:
Warum muss es ausgerechnet auf Indymedia eine Kopie der offiziellen BRD-Staatsbürgerkunde sein? Kann die Linke nicht selbstständig denken?

Wenn dies so ist, dann muss ich sagen, dass eine solche "Linke" kritikunfähig und somit anfällig für jeden Betrug und jeden herrschaftlichen Kniff ist, so grossmäulig und anti-"totalitär" sie auch daher kommt.



@ "Partei ergreifen ist nicht alles“

Felix D. 12.01.2003 - 21:51
Tipps und Ratschläge für die überfallene Sowjetunion und ermordete Juden. Teil 1

Der Jürgen Elsässer ist, so erfahren wir eine „blinde Partei-Maschine aus Leidenschaft“. Wir haben’s ja immer gewusst. Die Kommunisten sind keine Menschen, nein sie sind Maschinen, kranke Maschinen! Jawohl! Strammstehen!

Wer meint, mensch solle differenzieren, wenn die deutschen Angreifer alles platt machen und morden was ihnen in den Weg kommt, ist entweder nicht mehr ganz dicht, realitätsfern oder freut sich wenn die Faschisten es um so leichter haben. Der Tipp aus solchen Köpfen für Antifa-Demos lautet immer: „Bleibt doch einfach zu Hause, wenn die Nazis marschieren. Wir ignorieren sie einfach.“ Die Ausländer totschlagenden und Asylbewerberheime abfackelnden Nazis ignorieren. Eine feine Theorie!

Weiter geht’s mit den guten, vermeintlich humanen, Ratschlägen. „Rote Armee“ hat „das schwarz-weiß Zeichnen zum moralischen Prinzip erhoben“. Es fehlt nur noch der Tipp (oder Vorwurf) an die Rotarmisten, doch erst einmal mit den deutschen Soldaten zu reden.

„Keiner, der auf Indymedia seine Ergänzungen schreibt, befindet sich über die Ursachen des Zweiten Weltkriegs und die deutschen Verbrechen im Unklaren.“
So eine vereinnahmende Schleimscheiße. Na klar, wir sind die guten, weil wir gut sind. Wir wissen alles. Haben ja unsere Geschichte bewältigt. Sind jetzt überall unterwegs in der Welt mit der Bundeswehr um den Holocaust zu verhindern und die Hitlers zu verjagen.

“Das Ehrenburg zuvor von Goebbels als Juden beschimpft wurde, ist eine ziemlich lahme Entschuldigung. Das passierte auch vielen anderen Menschen, die sich trotzdem niemals zu derartigen Mordaufrufen hinreißen ließen.“
Goebbels beschimpft. Ehrenburg lässt sich zu Mordaufrufen hinreißen. Gut gemacht Kamerad! Die Polen haben den Sender Gleiwitz überfallen, Deutschland hat im zweiten Weltkrieg einen Verteidigungskrieg geführt.

„Genau diese Unterschiede sind es ja, die die Menschlichkeit ausmachen, von der sich Ehrenburg leider - zumindest für einen Moment lang - inbrünstig verabschiedet hat. Auch er hat der Herausforderung nicht stand gehalten und sich - für den bewußten Moment - von einem Menschen in ein beißwütiges Rudeltier verwandelt.“
Same procedure. Die finsteren Sowjets sind die beißwütigen Rudeltiere. Dafür Kamerad, gibt’s das EK1. Wer den Opfern der Nazimörder rät sich zu unterwerfen und nicht mit Gewalt sich zu wehren ist entweder irre oder eben ein Freund dieser.

“man kann Hitler nicht mit Hitler bekämpfen, ohne selber zu Hitler zu werden.“
Küsst sie, die Faschisten, hängt ihnen Blumenkränze um den Hals, aber wehrt euch nicht, denn dann werdet ihr so wie sie.

„Jedem halbwegs vernünftigen Menschen sollte das klar sein, egal wie die Situation ist, Aufruf zu Genozid und Massenmord sind somit immer menschenverachtend, faschistoid und somit illegitim..“
Kamerad, sie verwechseln etwas. Wohl zu lange strammgestanden? Den Beitrag im Eilmarsch geschrieben?
Haben Deutsche die SU angegriffen und den Massenmord an den Juden begangen oder die Sowjetunion und die Rote Armee? Bitte keine Antworten auf solche Fragen. Das ist ein Befehl. Sie können jetzt wegtreten!

Teil 2, „Der Feldkurant“ alias "Adolf Stalin"

„Aber man kann Ehrenburgs Flugblätter nicht dadurch rechtfertigen, daß man sie in den Kontext einreiht. Solche Sätze darf ein Mensch NIEMALS formuliern, unter keinen Umständen. Es gibt überhaupt keine Verbrechen, die derartiges rechtfertigen.“
Sag’s doch ganz offen. Dein Tipp an Juden und Sowjetmenschen wäre gewesen: Lasst euch von den Nazis umbringen. Versucht nicht alles, um das zu verhindern. Vielleicht hättest du ihnen ja auch noch versichern können, dass das alles gar nicht so schlimm ist, und es ein Leben nach dem Tod gibt. Wer kann das wissen? Und überhaupt, es hat ja alles zwei Seiten.

Also, liebe Schäfchen, geht nach Hause und bleibt schön still.


alles schön und gut

ich 12.01.2003 - 22:11
eines hab ich noch nicht verstanden: es ist also antikommunistisch gegen stalin zu sein? der hat doch weit mehr kommies getötet als der zar vor ihm! sind rätekommunisten in wirklichkeit antikommunisten und staatskapitalisten/bolschewisten die "wahren" kommunisten? auwei!

Außer den hier postenden Strömungen....

Stalinator 13.01.2003 - 01:08
...gibt es noch viele regionale sonderescheinungen auf der welt. die verbliebenen sozialistischen staaten, nasserismus in arabien, dazu eine spezielle libysche variante, verschiedene gemische aus nationalen und sozialen Befreiungsbewegungen. Mit der hier an den tag gelegten arroganz gegenüber tatsachen (u.a. von ideologischen sharon-betthäschen, antideutsche, kämpfer gegen selbst erfunden rot-braune bedrohungen usw.) gelingt es nie das system zu smashen. gute nacht

dafür oder dagegen? @ "ich"

Karl 13.01.2003 - 10:03
Hallo "ich", so einfach stellt sich die Frage nicht immer.

Es ist sinnvoll zu fragen, wie "man" (- welche Subjekte? -) "den" Sozialismus BESSER gestalten bzw. auf den Weg bringen kann als es beim eurasischen "3.-Welt"-Sozialismus unter kriegerischen Bedrohungen, ökonomischer Rückständigkeit, uvm gelungen ist. Dass sich daran eine linke und marxistische Kritik an Stalin usw. anschliesst, ist logisch und notwendig, hat aber dann nichts mit der von Grund auf antisozialistisch motivierten bürgerlichen "Aufarbeitung" (- sprich: Ablenkung vom bürgerlichen Faschismus! -) zu tun.

Es ist aber NICHT sinnvoll zu fragen, wie man diverse Spielarten von Faschismus "besser" gestalten könne. Denn dessen Intentionen sind als solche menschenfeindlich.

Die Möglichkeit, eine solche Frage zu stellen, zeigt die Gegensätzlichkeit zwischen Kommunismus und Faschismus sehr schnell auf.

Die Gegensätze bestehen nicht bloss zwischen Humanität und Inhumanität, zwischen Demokratie und Antidemokratie, sondern zwischen Kommunismus und bürgerlicher Herrschaft, zwischen Produktionsdemokratie und Produktionsoligarchie!

weltfremde spinner

ich 13.01.2003 - 13:37
stalinator denkt, daß alle nicht-stalinos eigentlich nazis sind und merkt nicht, daß er der nazi ist, der gulags und judenmord verteidigt und der karl träumt die ganze zeit von seiner proletarischen weltrevolution. ich will stalin auch nicht mit marx kritisieren, da mir der marx zu verendgt ist, marx hat nur die ökonomie betrachtet, die gesellschaft ist aber mehr. ups - das war jetzt wohl zu hoch für die bibltreuen kommies hier. naja, betet mal weiter, kinders!

Re: weltfremde Spinner

Karl 14.01.2003 - 08:26
"ich" schrieb

"... der karl träumt die ganze zeit von seiner proletarischen weltrevolution."

Schon mein grosser Namensvetter wurde und wird als "Träumer" bezeichnet. Dies gehört zum Arsenal der psychologischen Kriegsführung derjenigen, die von einem ewigen Fortbestand der bürgerlichen Machtverteilung träumen.

Mit Träumerei haben meine Betrachtungen eher weniger zu tun. Eher mit Augen-auf-machen und Nüchternheit. Wer will denn hier die offensichtlichen Klassengegensätze in dieser Republik vernebeln?

"ich" schrieb weiterhin:

"ich will stalin auch nicht mit marx kritisieren, da mir der marx zu verengt ist, marx hat nur die ökonomie betrachtet, die gesellschaft ist aber mehr. ups - das war jetzt wohl zu hoch für die bibltreuen kommies hier. naja, betet mal weiter, kinders!"

Ja, mein lieber Herr Möchtegern-Lehrer! Das ist so hoch, das kommt aus dem weltfremden Elfenbeinturm eines strenggläubigen Anhängers der BRD-Staatsbürgerkunde.

So so, Marx ist Dir zu verengt, mein weites Herz? Na dann kann ich nur sagen: Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein!

Im übrigen handelt es sich bei der Marx'schen Theorie um eine politische Ökonomie, die jederzeit in Teilen revidierbar und erweiterbar ist, ohne die smarte Marx'sche Methode der dialektischen Analyse anzutasten.

Und auf diese kommt es an. Damit kannst Du sogar selber denken. Aber das könnte dann doch zu hoch ...- ;-)

genauh!

ichglaubealle 14.01.2003 - 14:45
jaja, alles elfenbeinturm, wer nicht bibeltreuer Kommie ist, kenn wa ja. Realist ist, wer alles glaubt, was in Kommie-Flugies steht, schlisslich ist die Welt eine Scheibe!


"Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein!"
Da kommt wieder die Stalin-Rechtfertigung raus.

Ein paar revolutionäre Verse

stalinator 14.01.2003 - 19:10
An die Genossen Intellektuelle
von Valerie Brjussow (1919; Auszüge!!!!)

Noch neulich habt ihr am allliebsten
von neuen zukunftsmärchen gehört
wells und jack london, leroux und andere -
euch haben die scönen geschichten betört (...)

vergnüglich erschien euch tragik und trauer
der kommenden sintflut, die alles verdirbt.
gerätselt habt ihr, in welchem feuer,
an welcher folter europa stirbt.

und da geschah es. das schlimme schicksal
bewies seine ganze verworfenheit.
aus eurem leben, aus eurer prosa
warf euch die unwahrsceinliche zeit. (...)

was gestern noch traum war und unklar lockte,
hat sich verwirklicht durch feuer und blitz.
was blickt ihr mit scheelen ungläubigen augen,
wie ein aus büchen gwescheuchtes kitz? (...)

Oder, Phantasten - oder, Ästheten -
war der traum nur als traumbild lieb?
solange er in büchern, solange er bei dichtern,
solange er als wunder unwirkloich blieb?

(übers. Heinz Kahlau)

schönes gedicht

bin jetzt überzeugt 14.01.2003 - 21:55
jetzt hast du mich überzeugt: eine freie, gerechtere welt ist dämlicher hippie-kram. jetzt weiss ich es: das heil liegt in einer strammen führung und einerm system mit ganz vielen gulags. schliesslich muss die revolution ja gesichert werden. ausserdem kann man mit dissidenten toll heizen!

Die Russen müßten Stalin am besten kennen

stalinator 14.01.2003 - 23:55
Am schluß finden dann die libertären auch raus, wer ihre freunde in rußland sind. sehr interessant. rückehr der gerchtigkeit auch für die deutsche linke


Abgeordnete der Duma wollen Wolgograd in Stalingrad

umbenennen - Soll damit tatsächlich nur an die Schlacht von Stalingrad erinnert werden?

Moskau, 25.4.2002, NOWYJE ISWESTIJA.RU, russ., Igor Wandenko
Gestern (24.4.) haben sich die Abgeordneten der Staatsduma praktisch damit einverstanden erklärt, den Namen Stalin erneut auf die Landkarten Russlands zu setzen. Zumindest ist eine Reihe von Ausschüssen der Kammer von der Plenarsitzung beauftragt worden, die Zweckmäßigkeit der Umbenennung von Wolgograd in Stalingrad zu prüfen. Niemand hatte etwas dagegen. Wladimir Schirinowskij schlug lediglich der Initiative der Kommunisten zum Trotz vor, Uljanowsk den Namen Simbirsk, Kirow den Namen Wjatka und Wolgograd den Namen Zarizyn zurückzugeben.
Zur Erinnerung: bereits im Sommer letzten Jahres hatte der Gouverneur des Gebietes Wolgograd, Nikolaj Maksjuta, die Aufrufe der Kriegsveteranen zur Umbenennung der Stadt in Stalingrad unterstützt, die angeblich massenhaft an den Präsidenten und die Leitung des Gebietes gerichtet werden. Vertreter der föderalen Macht reagierten damals überhaupt nicht auf die Initiative des Gouverneurs von Wolgograd, der seine Fühler ausgestreckt hatte. Das aufschlussreiche Schweigen der Exekutivmacht fand aber gestern Widerhall in den Fluren der legislativen Macht. Die Initiatoren der "Rückkehr der Gerechtigkeit" schlagen vor, mit dem Prozess der "georgraphischen Rehabilitierung" des Führers aller Völker im Februar kommenden Jahres zu beginnen, die Umbenennung zum 60. Jahrestag der Schlacht von Stalingrad anzuberaumen.
Es versteht sich von selbst, dass ein Appell an das historische Gedächtnis in diesem Fall völlig unbegründet ist: die Schlacht von Stalingrad wird, egal ob ihrer in Wolgograd oder Zarizyn gedacht wird, die Schlacht von Stalingrad bleiben (die Blockade Leiningrads wird beispielsweise auch nicht automatisch in die Verteidigung Sankt Petersburgs oder der Sturm von Königsberg in die Eroberung von Kaliningrad usw. umbenannt).
Natürlich ist der Gedanke, den Namen Stalingrad wieder einzuführen, gar nicht so harmlos, wie es scheinen könnte. Die offizielle Rückkehr des Namens des Diktators ins Land würde de facto bedeuten, dass dessen Regime gerechtfertigt. Letztendlich sollte auch der wirtschaftliche Aspekt dieses Problems nicht vergessen werden. Nach Berechnungen von Experten der Duma-Fraktionen "Jabloko" und Verband rechter Kräfte, die kategorisch gegen die Umbenennung sind, werden allein für die Durchführung eines Referendums in dieser Frage etwa 20 Millionen Rubel benötigt. Die Änderung verschiedener Dokumente, in denen der Name der Stadt vorkommt, wird noch teurer zu stehen kommen. (lr)

Sind das aber tolle Nachrichten!

Stalin und Mao für alle! 15.01.2003 - 03:01
Jetzt wird sogar wieder was nach Stalin benannt! Wann gibts denn hier bei uns wieder die erste Hitler-Straße? Nationalbolschewismus ist echt was tolles. Ja, hoffen wir auf ein baldiges Widererstarken des Stalinismus in Russland! Hoffen wir, daß diesmal noch mehr Gulags gebaut werden! Können sich so viele Russen irren? Konnten sich die Deutschen 1933 irren? Nein! Ein Führer, der uns ins Licht füht - ja, das ist der Sinn des Lebens! Wer nicht mitziehen will, der kommt in den Ofen!

Ja aber was

Weißnichmehr 15.01.2003 - 17:45
solln wer denn machen nach der Revolution mit all den dummen Bildzeitungslesern??? Alphabetisierung für alle - das ist zu teuer und außerdem so bürgerliches Gewerkschaftszeugs, ist doch wie in der Kirche. Papa Stalin hat zwar die Anarchisten verfolgt - das war Scheiße - aber wenigstens hat er nen Weg gefunden, diese ganzen spießigen Prolls aus der Revolution wieder rauszuschmeißen. Beim nächsten Mal lassen wir sie erst gar nicht mitmachen. Tscheka? Brauchen wa nich. Wenn son Idiot reinkommt und hat die falschen Klamotten an oder sacht was, was nich auf Linie is, dann is das ein Spitzel und so wird er auch behandelt.

Überlegt mal: Wollt ihr wirklich was mit Demokratie??? Diesen ganzen Rassisten und Faschisten um uns rum noch irgendein Mitspracherecht einräumen? Das habt ihr das Problem... Glaubt ihr echt, die Bauern von damals sind fortschrittlicher draufgewesen als der heutige Durchschnittsidiot, der wenigstens lesen und schreiben kann? Mensch, wenn de denen was mit Demokratie gibst, dann stimmen sie für ein Gulag und da rein stecken sie die ganzen Kommies und Anarchos und arbeitslosen Faulenzer!

Kronstadt? Ja, was ist denn, wenn der schwarze Block gesiegt hat und irgendwelche *Arbeiter* streiken, weils mit dem Wohlstand grade nicht so klappt, und dann besetzen *Soldaten* ihre Kriegsschiffe aus Solidarität mit diesen konsumgeilen Arschlöchern, ja was glaubt denn ihr, was wir da machen würden???

*heul*

?????????????????

stalinator 15.01.2003 - 18:05
??????????????????????????????????????????
ok, ichweßnichtmehr
hast gewonnen. wo soll ich das einordnen?

Ich bin ein Troll

Weißnichmehr 15.01.2003 - 18:34
Und du?

Na egal

Weißnichmehr 15.01.2003 - 18:56
für heute troll ich mich. Aber heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage :-))))))))))))

Communism stole my virginity

Daniel Kulla 15.01.2003 - 21:56
Hier noch mal der Verweis auf meinen Versuch, dem Thema durch CutUp gerechter zu werden:

"Marx und Fischer und die Glocken von Katyn"

 http://www.systemausfall.de/samples.html

Genauere Einordnung

Weißnichmehr 16.01.2003 - 09:04
@ Stalinator: Meine Vorbilder hams alle geschafft, sich vor der Revolution umbringen zu lassen. Oder plötzlich mittendrin dagegen zu sein. Für jemanden wie mich, der schon hektisch wird, wenn jemand nur ein paar blöde sexistische Sprüche macht, und der in dem Moment kein anderes Ziel mehr kennt als dem Schwein das Maul zu stopfen, ist das wohl auch besser so...

Aber ich habe die größte Hochachtung vor allen, die sich auf den Trabbel mit der Revolution eingelassen haben, ganz egal, wie schlimm sie es dann vermurkst haben. *Eine virtuelle Verbeugung* und: Ihr spinnt wohl, das dritte L bei der LLL-Demo rauslassen zu wollen? Wir sollten das nicht auf diese drei reduzieren und nicht auf diesen einen Tag.

geile sache

stalinator 16.01.2003 - 11:54
_ Kommt heraus zu den
LLLTBSTME-Wochen

ja genau

16.01.2003 - 12:38
am besten noch ein m, ein s und ein p ranhängen (für meine helden mao, stalin und pol pot und hitler war ja auch ein ganz toller möder), ja und die ersten beiden l's würde ich weglassen. waren ja hippies.

Helden

Weißnichmehr 16.01.2003 - 15:32
Genau. Alle Helden jeden Tag hochleben lassen, und sich v.a. mal vorstellen, die Revolution sei nächstes Jahr auf dem Marktplatz. Sagen wir, die Leute hatten plötzlich die Schnauze voll. Es fing damit an, dass irgendwelche streikenden Bauarbeiter sich im autonomen Zentrum versammelten, Bierflaschen in der Hand, und die haben da rumgeprollt und wollten bei uns mitmachen. Das allerletzte waren ihre Frauen! So aufgedonnerte Muttis halt. Für mich ist jeder ein Held, der da nicht die Flucht ergreift!!!

Nix Indy an Indy

17.01.2003 - 15:09
Anarchos dürfeb kommunisdten als nazis verunglimpfen, aber die tatsache, daß rosa und karl kommunisten waren wird gelöscht. von wegfen indy. von wegen direkt und manzipativ. gemeinsam mit den herrschenden und den nazis gegen den kommunismus. so ein bild wirft die zensur auf indymedia. erbärmlich

Kommunisten?

Weißnichmehr 17.01.2003 - 15:56
Sofort ins Gulag mit denen!!!

Wer weiss?

Rätekommunist 18.01.2003 - 00:31
Vielleicht, weil Ihr Stalinisten die übleren Beschimpfungen drauf habt ("Wir behalten uns vor, diffamierende Aburteilungen und Beschimpfungen zu löschen") und weil ihr einfach mal Revisionisten seid - allein, daß ihr euch als kommunistisch bezeichnet macht mich wütend! Stalin hat Hinderttausende Kommunisten und sonstige Linken umgebracht - ihr könnt froh sein, daß die Mods nicht grundsätzlich alles von Stalinisten löschen, was eigentlich eher dem amnzipatorischen Gedanken entsprechen würde!