Vom Bolschewismus bis zu staatl. Repressionen unter Stalin Teil 1

Svennie d. R. 05.01.2003 14:08 Themen: Militarismus
Teil 1: Von der Oktoberrevolution bis zur Auflösung der Tscheka

DAS MENSCHENBILD DER BOLSCHEWIKI

Die Bolschewiki klammerten an marxistischen Theorien und träumten vom "neuen Menschen" in einer rational durchorganisierten Gesellschaft mit sozialistischen, modernen, technisierten Städten. Im Gegensatz dazu standen aber die gesellschaftlichen Voraussetzungen in Rußland, einem riesigen Land, deren Bevölkerung in erster Linie aus Bauern bestand, die weder lesen noch schreiben konnten. Die Bauern lebten in patriarchalischen Strukturen und hatten einen Rechtsbegriff, der in erster Linie auf Gewohnheitsrecht beruhte. Um ihre utopischen Vorstellungen durchzusetzen, die die kulturellen Grundlagen der Menschen im Land völlig ignorierten, waren den Bolschewiki alle Mittel recht. Deportationen, Arbeitslager, Verbannung, Massenverhaftungen, Gefängnisse, Schauprozesse und Erschießungen wirken sich auch heute noch auf alle sozialen Bereiche aus.
Die Oktoberrevolution kann man nicht als Staatsstreich einiger weniger Menschen abtun. Vielmehr war sie das Ergebnis versäumter Reformen, aufgestauter Konflikte und den Folgen des ersten Weltkriegs. Schon lange vor der Revolution hatte sich die politische Situation in Rußland verändert.

BOLSCHEWIKI, PROLETARIAT UND BAUERN IN RUSSLAND

In Zeiten, in denen die Bevölkerung ohnehin stark politisiert und leicht zu mobilisieren war, traten die Bolschewiki extrem dominant in die Öffentlichkeit. Sie setzten sich zum Ziel, in den Bauern ein sozialistisches Bewußtsein zu kreieren. Das verhältnismäßig kleine Proletariat Rußlands betrachteten die Bolschewiki als ihre große Stütze. Dabei bezogen sie sich mehr auf die Lehren von Marx und dessen Bild vom Arbeiter als auf die Realität. Das Proletariat hatte in Rußland noch gar keine Tradition, da es diesen Stand bis zur voranschreitenden Industrialisierung in Rußland gar nicht gab.
Die Arbeiter hatten ihre Wurzeln auch in den bäuerlichen Dörfern und kehrten mit ca. 40 Jahren aus den verslumten Vorstädten wieder in ihre Gemeinden zurück, da diese ihnen sozialen Halt und Sicherheit im Alter boten. Sie verstanden nichts von Planwirtschaft und sozialistischer Industrie.

DAS FEINDBILD DER BOLSCHEWIKI

Schon lange vor der Revolution hatte sich die politische Ordnung in Rußland verändert. Eine Arbeiterschaft wie in Westeuropa, wie in der Realität von Engels und Marx existierte in Rußland nicht.
Dies machte eine Umgestaltung der Menschen nach Marx?schen Idealen unmöglich Für die Bolschewiki war die Partei die intellektuelle Avantgarde, die geistige Elite, die es verstand, die Bauern von oben herab zu emanzipieren.Geschichte war für sie eine Entwicklung vom niedrigen zum hochentwickelten Standard. Der Sozialismus war ganz offensichtlich eine höhere Entwicklungsstufe als beispielsweise die Leibeigenschaft und deshalb sahen die Bolschewiki das Recht auf ihrer Seite und versuchten ihre Ziele deshalb auch mit Gewalt durchzusetzen. Sie betrachteten die Revolution und den Bürgerkrieg als sozialen Schritt nach vorn. Das Feindbild war deutlich: Adel, Bürgertum, Sozialdemokraten, Sozialrevolutionäre und Anarchisten.
(Vgl. Moshe Lewin: The Civil War: in Diane Koenker/ William Rosenberg/ Ronald Sunny (Hrsg.), Party, State and Society in the Russian Civil War, Bloomington, Indianapolis 1989, S.399-423)

GRÜNDUNG DER TSCHEKA

Dem ersten Weltkrieg folgte in Rußland ein schwerer, langer Bürgerkrieg, der zu einem großen Erfolg für die Bolschewiki wurde. Man kann nicht wirklich sagen, daß die Bolschewiki eine mehrheitliche Unterstützung in der Bevölkerung gefunden hätten. Stattdessen bauten sie sich eine große Armee und einen riesigen bürokratischen Verwaltungsapparat auf.

Im Dezember 1917 wurde in Petrograd die Tscheka, die sogenannte Außerordentliche Komission zur Bekämpfung der Konterrevolution und Sabotage ins Leben gerufen. Diese geheimdienstlich strukturierte Organisation stand unter dem Befehl des polnischen Kommunisten Felix Dzierzynski. Anfangs umfaßte die Tscheka 120 mann. 1921 zählte die Teschka schon 143 000 Personen. (Vgl: Lenard D. Gerson: The Secret Police in Lenin?s Russia, Philadelphia 1976, S. 26-39, George Leggett: The Cheka: Lenin?s Political Police, Oxford 1981)

Außerdem setzten die Bolschewiki eine sogenannte Versorgungsarmee ein, die dafür zuständig war, Erträge der Bauern zu beschlagnahmen. Folge dessen waren eine Reihe von Bauernaufständen. ?Die zwanziger Jahre galten in der Geschichtsschreibung zur Sowjetunion lange als friedliche , ja goldene Epoche. Doch können sie kaum als einheitliche Epoche bewertet werden. Der Bürgerkrieg wurde nach dem Sieg gegen die ?weißen? Truppen gegen die Bauern fortgeführt.? Immer mehr Getreide wurde den Bauern abverlangt. So verstärkten sich auch die Ausschreitungen und Aufstände seitens der Bauern.?

"Im Gouvernement Tambow im zentralen Schwarzerdegebiet schlossen sich Anfang 1921 40 000 Mann der Bauernarmee des ehemaligen Sozialrevolutionärs Antonow an. Das Politbüro entschied, die Beschlagnahme der Lebensmittel im Aufstandsgebiet aufzuheben, entsannte jedoch zugleich 100 000 Rotarmisten nach Tambow. In den Dörfern, die sich weigerten, Kämpfer und Waffen preiszugeben, wurden die Bewohner zu Dutzenden als Geiseln erschossen, bis der Widerstand gebrochen war. Die Familien der Aufständischen brachte man in Konzentrationslager. Insgesamt verschleppte man von Mai bis September 1921 über 50 000 Menschen in die neun Konzentrationslager des Gouvernements. Viele starben an Cholera oder Typhus oder wurden erschossen. Über 20 000 wurden in Arbeits- und Straflager im in ganz Sowjetrußland deportiert. Auch vor dem Einsatz von Giftgas schreckte man im Sommer 1921 nicht zurück."
(Markus Wehner: Bauernpolitik im proletarischen Staat. Die Bauernfrage als zentrales Problem der sowjetischen Innenpolitik, FU Berlin, 1995 und Markus Wehner: Stalinistischer Terror. Genese und Praxis der kommunistischen Gewaltherrschaft in der Sowjetunion 1917-1953. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. B37-38/96).

Die Lager sollten Faulenzer und Parasiten zu ehrlichen und nützlichen Staatsbürgern umerziehen. (Staatsarchiv der Russischen Föderation (weiterhin SARF) r-393/89/231, B1.80)

LENINS REPRESSIONEN GEGEN KIRCHE UND MENSCHEWIKI

Das Jahr 1921 war von einer schweren Hungersnot geprägt. Lenin ließ die Sozialrevolutionäre und Menschewiki durch die Tscheka zerschlagen und verstärkte die Repressionen gegen die Kirche. Auch innerhalb der Bolschewiki ließ Lenin keinerlei Fraktionsbildung zu. Erst im Folgejahr konnte sich Rußland von den schweren Strapazen erholen. Die NÖP, die neue Ökonomische Politik wurde nun ins Leben gerufen. Die Tscheka wurde zu teuer und durch die GPU abgelöst. Verbannung und Haftstrafen mußten nun zur Isolation der Gegner reichen. (Markus Wehner: Stalinistischer Terror. Genese und Praxis der kommunistischen Gewaltherrschaft in der Sowjetunion 1917-1953. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. B37-38/96)

Ende Teil 1
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Ergänzungen

Weiterführende Literatur

Beatrice Neugebauer 05.01.2003 - 14:44
Die Literaturangaben beziehen sich in erster Linie auf die Sicht der landbevölkerung auf die damaligen Geschehnisse. Dies wird in der Geschichtsschreibung stets vernachlässigt.
Ansonsten recht übersichtliche Einführung in dieses Komplexe Thema. Fortsetzung hoffentlich etwas detaillierter.

Andreas Kappeler: Rußland als Vielvölkerreich, München 1992

Pavel Vladimirovich Lukin: Narodnye predstavleniia o gosudarstvennoi vlasti

Jeffry Brooks: the Russian Peasentry, 1600-1930: The Woorld the peasants made (reviews) Journal of Social History Volume 34, Issue 2001

Gottfried Schramm (Hrsg,): Handbuch der geschichte Rußlands Bd.3 1856-1945, 1. Halbband, Kap. 1-3, Stuttgart 1983

Richard Pipes: Rußland vor der Revolution, München 1977

Simon Blank: Die Landarbeiterverhältnisse in Russland 1880-1905, Sankt Katharinen 1987

Mehr Hintergründe

Gulagkandidat 05.01.2003 - 14:48
Im Berliner Infoladen M99 hab ich eine Broschüre zum Thema gesehen:
In ihr wird beschrieben, wie sich im Laufe des Jahres 1917 in ganz Russland Sowjets bilden, die sich Basisdemokratie auszeichnen. Teilweise erinnert die heutige Entwicklung in Argentinien daran.
Die Bolschewiki (eigentlich nur eine von mehreren revolutiönären Strömungen) nahm diese Entwicklung zunächst nicht ernst, zumal sie die Idee einer Rätegesellschaft (wie sie etwa Liebknecht-Luxemburg formulierten) ablehnten.
Im Herbst 1917 kamen die Führer der Bolschewiki aus Deutschland zurück nach Russland und merken, was hier gerade begonnen hatten. Sie machten sich eilig daran, die Revolution zu vollenden - dies geschah aber nicht ohne dem Versuch die Sowjets zu unterwandern/übernehmen (in Argentinien ist übrigens der Versuch von Trotzkisten, die Asambleas zu unterwandern gescheitert - die Menschen waren achtsam). Nach der Oktoberrevolution wurden die Sojets schnell zerschlagen, ein hierarchisches Modell aufgebaut und Oppostion wurde bestraft. Blutige Säuberungen (besond. an Anarchisten und Sozialrevolutionäre) wurde gerechtfertigt, da wer nicht mit den Bolschewiki war, ein Konterrevolutionär sei. Im Frühjahr 1918 tobte die eigens für "Linksabweichler" geschaffene Tscheka besonders heftig. Mit der Niederschlagung des Aufstandes der Soldatenräte von Kronstadt war die Macht der Bolschewiki endgültig gesichert. Stalin war dann nur noch eine Frage der Zeit....

Theorie u. Wirklichkeit des utop. Sozialismus

Andy Ypsilon 05.01.2003 - 14:54
Unter dem angegebenen Link findet man eine umfangreiche und recht interessante, aus Österreich stammende Arbeit zum Thema:
Theorie und Wirklichkeit des utopischen Sozialismus im Europa der Zwischenkriegszeit (1918-1939).

Hier findet man auch detailliertere Informationen zum Aufstand in Kronstadt im März 1921.

Dies war der erste organisierte Volksaufstand gegen eine kommunistische Diktatur.
Die Zeitung Izvestia schrieb damals dazu:
"Lenin hat gesagt: der Kommunismus bedeutet alle Macht den Räten und Elektrifizierung, das Volk aber ist der Meinung, daß die bolschewistische Form von Kommunismus, Kommissariatsherrschaft und Erschießungskommandos bedeutet."

Startseite?

Rotfront 05.01.2003 - 14:56
Wo ist der Nachrichten wert dieses Eintrages?
Es ist einfach nur ein nachplappern der bürgerlichen geschichtsbücher!

lest lieber diesen Text, er beschreibt die situation und probleme der sowjets besser als der obrige:

Jede Art von Bildung ist kostenlos. Alle Zugangsbeschränkungen an den Universitäten sind abgeschafft. Sowjetrussland im Frühjahr 1919.
Man hofft, dass möglichst viele Arbeiter den Weg in die Unis finden. In Moskau hat sich die Zahl der Studenten verdoppelt.
Schulen sind in zwei Arten aufgeteilt – eine für Kinder von sieben bis zwölf Jahren und eine für Kinder von 13 bis 17 Jahren. Eine Milliarde Rubel wird für die Ernährung der Schulkinder bereitgestellt. Diejenigen, die sie am nötigsten brauchen, werden kostenlos mit Kleidung und Schuhen versorgt.
Unis und Schulen arbeiten eng zusammen. Arbeiter sollen ein umfassendes wissenschaftliches Verständnis ihrer Tätigkeit bekommen können. Niemand soll aufgrund von Unwissenheit seine Arbeit wie ein Rädchen in einer Maschine ausführen müssen. Elektriker besuchen Kurse über Elektrizität, und die besten Agrarexperten der Unis reden vor Bauern. Diese Kurse werden von tausenden Menschen besucht – trotz klirrender Kälte in den unbeheizten Hörsälen.
Brennstoff ist knapp. Die Versorgungslage ist schlecht, denn es herrscht Bürgerkrieg in Russland. Die alten Generäle, welche erbittert für die Wiederherstellung der alten Zustände kämpfen, werden in ihren Angriffen gegen die Revolution von 14 Staaten mit Soldaten und Waffen unterstützt.
Der Durst der Wissensdurst der Menschen und die Verbesserung des Bildungsangebotes leiden darunter nicht. Im Oktober 1917 gab es in Moskau 30 Büchereien. 1919 sind es 85. Überall wird gelesen. Immer mehr Menschen lesen Zeitungen, deren Auflagen trotz der Papier-Engpässe gesteigert werden.
Hunger quält die Menschen. Trotzdem steigt die Zahl der Theaterbesucher. Shakespeare wird aufgeführt, Molière, Dickens, Gorki und russische Klassiker. Das Publikum ist nicht mehr das Publikum des zaristischen Russland, in dem Bildung, Kultur und die Fähigkeit zu lesen Privilegien der Reichen waren.
Fort sind die Abendkleider und gestärkten weißen Hemdbrüste. Menschen in Alltagskleidung sitzen in den Rängen. Bäuerinnen kommen in Trachten, Soldaten in Uniform, viele Arbeiter direkt aus der Fabrik.
Alle haben Mäntel und Jacken mit, denn die Theater können nicht geheizt werden. Der Strom reicht nur für die Beleuchtung.
Im Oktober 1917 hatten Arbeiter, Bauern und Soldaten Russland zum freiesten Land der Welt gemacht.
Die revolutionäre Regierung, der „Rat der Volkskommissare“, hatte schon in den ersten Wochen den Landbesitz abgeschafft. Das Land gehörte den Bauern, die darauf arbeiten wollten. Alle Teile der Volkswirtschaft wurden unter die Kontrolle der Arbeiter selbst gestellt. Alle Menschen, die öffentliche Aufgaben erfüllten, wurden gewählt und waren auch abwählbar.
Der Rat der Volkskommissare beendete die russische Beteiligung am Ersten Weltkrieg und bot sofort Friedensverhandlungen an. Die vielen Völker, die die Zaren gewaltsam dem russischen Imperium einverleibt hatten, sollten selbst entscheiden, ob sie sich der Revolution anschließen wollten oder nicht.
Frauen erhielten das volle Wahlrecht, Männer und Frauen das Recht auf Scheidung. Eheliche und uneheliche Kinder wurden gleich behandelt. Homosexualität war nicht mehr illegal, Kirche und Staat wurden getrennt.
Der US-amerikanische Journalist John Reed, der während der Revolution in der damaligen Hauptstadt Petrograd war, beschrieb: „Am Horizont schimmerten die Lichter der Hauptstadt, als wäre die weite, kahle Ebene mit Juwelen übersät. Der alte Arbeiter am Steuer hielt das Lenkrad nur noch mit einer Hand, während er mit der anderen voll überschwänglicher Freude auf die in der Ferne leuchtende Hauptstadt wies. ‚Mein!’ rief er mit glänzenden Augen. ‚Ganz gehört es jetzt mir! Mein Petrograd!’“
Das war nur möglich, weil die Revolution vom Oktober 1917 die Regierung Kerenski gestürzt hatte.
Kerenski stand seit Juli der Provisorischen Regierung vor, die in der Februarrevolution 1917 an die Macht gekommen war. In der Februarrevolution erhoben sich die kriegsmüden Russen. Es herrschte Hunger. Die wenigen Nahrungsmittel bekam die Armee, während Menschen in den Städten starben.
Am achten März, dem internationalen Frauentag, streikten Tausende Arbeiterinnen und demonstrierten gemeinsam mit anderen Frauen.
Soldaten weigerten sich, auf die Demonstrantinnen zu schießen. Arbeiterinnen und Soldaten zogen vor das Scheinparlament und riefen „Brot“, „Nieder mit dem Zaren“ und „Stoppt den Krieg“. Hunderttausende Arbeiter schlossen sich an und streikten ebenfalls. Ganze Regimenter von Soldaten schlossen sich an.
Innerhalb von 48 Stunden wurde die Jahrhunderte alte Schreckensherrschaft der Zaren beendet. Eine Koalition aus Bürgerlichen, Sozialdemokraten, und Sozialrevolutionären, die Provisorische Regierung, übernahm die Regierungsgeschäfte.
Die streikenden Arbeiter wählten in ihren Betrieben Sowjets, Arbeiterräte zur Selbstverwaltung. Die führenden und anerkannten Aktivisten in den Betrieben waren oft Mitglieder der Bolschewiki, der revolutionären Partei, aus der später die Kommunistische Partei der Sowjetunion wurde. Auch Soldaten und Bauern begannen Sowjets zu wählen.
Mit den Sowjets und der Provisorischen Regierung entstanden zwei konkurrierende Machtzentren in Russland. Die Provisorische Regierung dachte nicht daran, die Forderungen der Februarrevolution umzusetzen. Der Krieg ging weiter. Nach wie vor herrschte Hunger. Die Landreform, die die Bauern erwarteten, blieb aus.
Unter den Bolschewiki und im Verlauf des Sommers 1917 auch in den Betrieben setzte sich die Einsicht durch, dass die Arbeiter und Bauern das Land selbst regieren mussten, um sich Land, Frieden und Brot zu sichern. Die Bolschewiki begannen, gemeinsam für den Sturz der Provisorischen Regierung zu streiten und gewannen so die Mehrheit in den Arbeiterräten.
Die Bolschewiki erwarteten, dass sich eine sozialistische Gesellschaft in Russland allein gegen die Angriffe der kapitalistischen Staaten nicht würde behaupten können. Sie waren aber sicher, dass sich auch in anderen Ländern die kriegsmüden Menschen erheben würden. Die Bolschewiki betrachteten den Umsturz in Russland immer als einen Teil einer internationalen Erhebung. Nur mit Hilfe der Arbeiter in anderen, industriell entwickelteren Ländern würde die russische Revolution überleben und beim Aufbau einer neuen Welt helfen können.
Aber die russischen Arbeiter, Bauern und Soldaten konnten nicht auf die Erhebung in anderen Ländern warten.
Als Ende Oktober der Allrussische Kongress der Sowjets zusammentreten sollte, verhafteten die Bolschewiki mit der Mehrheit in den Sowjets im Rücken die Provisorische Regierung. Der Kongress – und damit die Arbeiter selbst – übernahm die Macht. Arbeiter, Bauern und Soldaten hatten sich Land, Frieden und Brot selbst erkämpft. Der Rat der Volkskommissare führte die Regierungsgeschäfte.
Die Oktoberrevolution war nur der Anfang einer Welle revolutionärer Erhebungen in Europa zwischen 1917 und 1919. In Deutschland streikten im Januar 1918 hunderttausende Arbeiter, um die Bolschewiki bei den Friedensverhandlungen zu unterstützen und die kaiserliche Delegation unter Druck zu setzen.
Im November 1918 bildeten Arbeiter und Soldaten in Deutschland Räte. Der britische Journalist Morgan Philips Price war anwesend, als diese Botschaft auf einem Rätekongress in Russland eintraf: „Um 2 Uhr früh erhob sich Radek und verlas ein Telegramm, in dem mitgeteilt wurde, die deutsche Flotte in Kiel habe die rote Fahne gehisst und der russischen roten Flotte ihren Gruß entboten. Sämtliche Delegierten des Kongresses sprangen auf, und das Hurragebrüll dauerte über zehn Minuten.“
Am Nachmittag des 9. November erfuhr der Kongress, dass Arbeiter und Soldaten den deutschen Kaiser gestürzt hatten. „Der folgende Tag wurde zu einem öffentlichen Feiertag erklärt und ein Glückwunschtelegramm verfasst, das an den Berliner Sowjet abgehen sollte. An diesem Abend fanden große öffentliche Versammlungen statt, auf denen Redner mit großer Zuversicht von der sozialen Revolution sprachen, die in Europa bereits auf dem Wege sei, und der russischen Sowjetrepublik die Erlösung aus ihrer Isolation prophezeiten.“
Aber die deutschen Sowjets übernahmen nicht die Macht. Die Revolution wurde von den deutschen Sozialdemokraten gemeinsam mit der Armee blutig nieder geschlagen.
Auch in anderen Ländern wie in Italien und Großbritannien erhoben sich Arbeiter. Aber bis 1923 waren die revolutionären Wellen abgeebbt.
Sowjetrussland blieb isoliert. Das Land war vom Bürgerkrieg zerstört, Millionen Tote durch Hunger und Krieg zu beklagen. Der revolutionären Arbeiterdemokratie fehlten die Arbeiter. Die Kommunisten begannen, die Selbstverwaltung zu ersetzen. Die kämpfende Partei wurde langsam zu einem Verwaltungsapparat.
Stalin entwickelte seine Theorie vom „Sozialismus in einem Land“. Dahinter verbarg sich ein Programm zur industriellen Entwicklung: „Wir liegen 50 bis 100 Jahre hinter den entwickelten Ländern. Wir müssen diese Distanz in 10 Jahren überbrücken. Entweder wir schaffen es, oder wir werden vernichtet,“ sagte er 1931. Ohne Arbeiterkontrolle bedeutete industrielle Entwicklung, dass Arbeiter und Bauern durch den Staat ausgebeutet und blutig unterdrückt wurden, um diese Mammutaufgabe zu bewerkstelligen. Stalin wurde zum Totengräber der Revolution

Verschiedene Sichtweisen

Bernd Dosse 05.01.2003 - 15:03
Der von mir angegebene Link führt zu einem Diskussionsbeitrag von Wolfgang Hartmann für die Konferenz der Historischen Kommission der PDS "Realsozialistische Kommunistenverfolgung - Von der Lubjanka bis Hohenschönhausen" am 21. Juni 1997 in Berlin.

Der Artikel mag sehr kontrovers sein, bietet jedoch Einsicht in andere Sichtweisen und eine gute Diskussionsgrundlage beim Vergleich von bolschewistischen Repressionen und Stasi in der DDR.

Auch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) sah sich in der revolutionären Tradition der Tscheka. Minister Mielke liebte es, die Mitarbeiter mit Pathos Tschekisten zu nennen. Dzierzynskis Verlangen, die Mitarbeiter der Tscheka sollten einen "kühlen Kopf, ein heißes Herz und absolut saubere Hände" haben und persönlich bescheiden sein, war den meisten Mitarbeitern des MfS wohl nicht nur ein geläufiges Zitat - sondern ein persönlich ehrliches Ideal.

KPDSU mißglücktes deutsches Terrorexperimt

Charles McWaeffele 05.01.2003 - 15:22
Man darf nicht vergessen dass die Sowjetunion das Ergebnis eines mißglückten Terrorinstruments der deutschen Abwehr war, die die Bolschewistischen Terroristen mit Lenin an der Spitze aus der Schweiz nach Russland geschaft haben und mit reichlich Geld ausgestattet haben.

Als der Weltkrieg I von den Deutschen im Westen verloren war, weil an der Westfront durch Technolgiewandel (Flugzeug Tanks) sich zeigte dass mit der Kohle Stahl Technologie der Krieg nicht zu gewinnen war, und die Deutschen nicht auf Erdöl ausreichend zurückgreifen konnten, ist das bolschewistische Terrorexperiment mit Lenin auser Kontrolle geraten und hat sich verselbstständigt.

Die Revolution hätte sonst warscheinlich eine parlamentarische Demokratie zur Folge gehabt.

Eind Staatsgründung durch Terroristen bringt immer ein Unrechtsregime, man muss nur nach Israel schauen, oder nach den Taliban, in Tschetschenien, oder Kosovo, Zimbabwe.

Das muss man immer bedenken, auch wenn die KPDSU den Marxismus zu ihrer Legitimation mißbraucht hat.

@ Rotfront

Anarcho 05.01.2003 - 15:23
Wie wäre es damit: Selber denken ist wesentlich besser als das Nachplappern der Staatskapitalistischen Stalin-Propaganda. Auch wenn es so schön einfach ist, diese Weltsicht!

Also nochmal: Das was Du beschreibst ist die Abschrift parteikommunistischer Propaganda, absolut unseriös!

@ Charles McWaeffele

Anarcho 05.01.2003 - 15:29
Das was Du behauptest, hört sich noch abenteurlicher an. Kannst Du das irgendwie belegen? Die Bolscheisten wäre wohl auch ohn Deutschland an die Macht gekommen, wenn, dann wurde es ihnen von den deutschen erleichtert. Alles andere ist Verschwörungstheorie.

Antikommunismus der Bürger

Felix D. 05.01.2003 - 16:06
Antikommunismus macht sich immer gut.
In Deutschland aber ganz besonders.

Da sind nämlich (fast) alle auf unserer Seite: Alte und neue Nazis, die Junge Union, Jusos und einige AnarchistInnen.
Mami, Papi und die Großeltern sehen so ein Engagement sowieso gerne.
Die Untertanen dürfen mal wieder so richtig schimpfen und sich austoben - und das auch noch polizeilich und hochoffiziell erlaubt.
Die Bündnispartner, die sich einige der so genannten KritikerInnen an der Sowjetunion und dem ersten großen Versuch eine sozialistische Gesellschaft zu errichten aussuchen, sprechen eine deutliche Sprache. Nur als Beispiele sollen die hier erwähnten Richard Pipes, Markus Wehner und die Zeitung „Aus Politik und Zeitgeschichte“ dienen.

Richard Pipes
Pipes ist Professor für Geschichte an der Harvard-Uni. Anfang der 80er Jahre fungierte er als Osteuropaberater der Regierung von Ronald Reaggan. (Noch Fragen? Eigentlich könnte mensch hier aufhören.)
Nachdem Ende der Sowjetunion lobte er die Politik der amerikanischen und europäischen Hardliner, die die Sowjetunion in die Knie gezwungen habe.
Einer der beliebtesten Einwände gegen die Oktoberrevolution besteht in der Unterstellung, die Revolution sei nicht Ausdruck des Willens der Bevölkerung gewesen, sondern bloß ein Putsch einer kleinen, zu allem entschlossenen Verschwörergruppe. Pipes - einer der Voreiter der konservativen Diffamierung der Oktoberrevolution, des Bolschewismus und der Person Lenins - wiederholt diese These dutzendemale in seinen Publikationen. Für ihn gibt es nur den "Oktoberputsch", bei dem es sich um einen "klassischen Staatsstreich" einer gut organisierten "Verschwörergruppe" handelte, die nur durch Terrormethoden an der Macht bleiben konnte. All diese Anwürfe sind weder neu noch originell. Sie wurden in der langen Chronologie anti-kommunistischer Geschichtsschreibung regelmäßig vorgebracht. Nicht nur konservative, sondern auch sozialdemokratische Publizisten haben vom ersten Tag der Revolution an versucht, diesen Mythos zu verbreiten. Die menschewistische Tageszeitung "Rabocaja gazeta" schrieb am Tag nach der Machtergreifung, daß es sich hier weder um eine Revolution noch um einen Aufstand, sondern um ein "Militärkomplott" handle. Einen Tag später wiederholte sie noch einmal: "Keine Commune, kein Aufstand des Proletariats..., sondern eine kalt berechnete Verschwörung..." Auch das sozialrevolutionäre Zentralorgan "Delo narodna" bezeichnete die Revolution als bloßen "Militärputsch". Bei dieser Charakterisierung sind die allermeisten bürgerlichen und reformistischen Historiker geblieben. Sie hat dadurch aber auch nicht mehr mit der Wahrheit gemein.
Ohne Zweifel war der Akt der unmittelbaren Machtübernahme selber eine gut organisierte Aktion, die weitgehend unblutig verlief. Leider besitzen nur wenige Gegner der Oktoberrevolution die intellektuelle Integrität, die relative friedliche Machtübernahme durch die Sowjets als Beweis dafür anzusehen, daß die Revolution eben nicht auf breite Ablehnung in der Bevölkerung stieß. Wie ist eine relativ friedliche Umwälzung in einem Land möglich, in dem faktisch alle Parteien über bewaffnete Kräfte verfügten und daher die Möglichkeit hatten, gegen die Machtübernahme der Sowjets militärisch vorzugehen? Diese einfache Frage können die Verteidiger der bürgerlichen Ordnung nicht befriedigend beantworten. Dabei liegt die Erklärung auf der Hand: Die Parteien der alten Ordnung - die Kadetten, die Sozialrevolutionäre, die Menschewiki - hatten politisch abgewirtschaftet und das Vertrauen der Massen verloren.

Markus Wehner
Der oben erwähnte Markus Wehner tritt mit seinen Vorträgen bei Jan Phillip Reemtsma im Hamburger Institut für Sozialforschung auf. Das Institut für Sozialforschung gehört zu einer der Agenturen, die die Totalitarismustheorie (Kommunismus = Nationalsozialismus/ Faschismus) verbreiten. Dass diese nicht nur den Nationalsozialismus verniedlicht, sondern obendrein den bürgerlich-demokratischen Kapitalismus rein wäscht, dürfte bekannt sein.

Aus Politik und Zeitgeschichte
Am allerschärfsten ist der Hinweis auf die Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“. Diese erscheint als Beilage der Wochenzeitung „Das Parlament“. Die Herausgeberin der Ersten ist der „Deutsche Bundestag“, der Zweiten die „Bundeszentrale für politische Bildung“.


Eine kritische Perspektive auf die Sowjetunion ist von den ehemaligen Feinden dieser nicht zu erwarten. Dass eine Aufarbeitung der Fehler und Verbrechen in der Sowjetunion nötig ist, steht außer Frage. Mit den Herren Pipes und aus der Bundeszentrale für politische Bildung ist das unmöglich.
Und: nicht jedeR, der/die in oder durch der/die SU getötet wurde ist Opfer eines Verbrechens geworden.
Immer daran denken: Ohne Rote Armee keine Befreiung von Auschwitz!

nette Nacherzählung der Geschichte...

clandestino 05.01.2003 - 16:10
... aber es erklärt überhaupt nichts.

Da das Buch "Marxismus zur Einführung" von Ernest Mandel eh grad auf meinem Schreibtisch rumliegt, versuch ich mal etwas von Mandels Beiträgen zum Thema hier zusammenzufassen. Ich bin selbst kein Lenin- oder Trotzki-Anhänger (im Gegensatz zu Ernest Mandel; was kein Grund ist, das ganze Buch gleich in den Müll zu befördern: lest es kritisch und ihr werdet sehr davon profitieren, dies ist eine wertfreie Ergänzung.

Warum Oktoberrevolution?

"Nach traditionellem Vorbild hatten diese MarxistInnen (vor 1917) gemeint, dass die kommende russische Revolution eine bürgerliche Revolution sein würde. Da Russland ein rückständiges Land war, schienen die von dieser Revolution zu lösenden grundlegenden Aufgaben jenen der grossen bürgerlich-demokratischen Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts zu gleichen. (...) Daraus ergab sich eine Strategie des Bündnisses zwischen liberaler Bourgeoisie und der Arbeiterbewegung, die sich damit begnügen musste, für die unmittelbaren Ziele ihrer Klasse zu kämpfen (Achtstundentag, Organisationsfreiheit und Streikrecht usw.) und gleichzeitig die Bourgeoisie zu drängen, die Aufgaben "ihrer" Revolution radikaler durchzuführen.
Lenin hatte diese Strategie schon 1905 verworfen. Er erinnerte an Marx´ Analyse der Haltung der Bourgeoisie seit den Revolutionen von 1848. Sobald das Proletariat die politische Bühne betritt, geht die Bourgeoisie aus Angst vor der Macht der ArbeiterInnen ins konterrevolutionäre Lager über. (...) Er schloss aus der offen konterrevolutionären Haltung der Bourgeoisie, dass diese Aufgaben unmöglich in einem Bündnis zwischen Bourgeoisie und Proletariat gelöst werden könnten."

Lenin wollte eine "demokratische Diktatur der Arbeiter und Bauern" (ja wirklich: "demokratische Diktatur": Demokratie für die revolutionären Bauern und Arbeiter und Diktatur für ihre Gegner aus der Bourgeoisie)auf Basis einer noch kapitalistischen Wirtschaft. Nach Trotzkis Ansicht, die sich dann auch durchsetzte, waren die Bauern aber unfähig, eine politisch unabhängige Kraft zu bilden- die Geschichte der russischen Bauern hätte das bewiesen. Also mussten die Arbeiter, das Proletariat, die Zügel in die Hand nehmen und die Bauern unter ihre Führung stellen, da das Proletariat das politische Bewusstsein hätte, das den Bauern fehle. Auch vertrat er die Meinung, dass das Proletariat nicht einfach nur die bürgerliche Revolution anstelle der Bourgeoisie durchführen, sondern gleich mit dem Aufbau des Sozialismus beginnen sollte: "Ohne Unterbrechung oder Etappen. Daher die Formel 'permanente Revolution'- vom Augenblick der Machteroberung des Proletariats an."

Das geht natürlich an der marxschen Theorie vorbei, die die Notwendigkeit von gesellschaftlichen Entwicklungsetappen betont, um den Sozialismus erst möglich zu machen. Der Grund, dass die Bolschewisten trotzdem den Aufbau des Sozialismus durchführen wollten, lag in ihrer Erwartung begründet, dass in anderen europäischen Ländern in absehbarer Zeit ebenfalls sozialistische Revolutionen siegen würden (angesicht des revolutionären Aufschwungs in Europa 1919/20 war dies nicht ganz so utopisch, wie das heute erscheinen mag) und damit auch die Entwicklung in Russland voran befördern würden. Das war eine Fehleinschätzung.

Zur Entwicklung und der Ausuferung der Bürokratie hat Mandel auch einiges Interessantes geschrieben... vielleicht später mehr dazu.

Etwas Antikommunismus zum Antikapitalismus?

Karl 05.01.2003 - 16:19
Anarcho, Rotfront (05.01.2003 14:56) hat Recht! So wie er es beschrieben hat, so war es! Und vor allem: So war es auch gemeint!

Ergänzend liesse sich noch vieles mehr hinzufügen, etwa das Progamm zur Befreiung der Frau und die hervorragende Persönlichkeit und Vertraute Lenins Alaxandra Kollontai, die diesem Programm Leben einhauchte.

Ich lese hier auf Indymedia Germany häufiger antikapitalistische Schwadroniererei und Grossmäuligkeit. Wenn es aber darum geht, nach Alternativen zum Kapital Ausschau zu halten, dann fallen einigen nur die bürgerlich-antikommunistischen Legenden und psychologischen Kriegsführungen ein, nach dem Motto:

"Kapitalismus ist zwar Scheisse, aber demoralisieren wir uns damit, dass es das einzig Realistische ist".

So what? Wer A(ntikapitalismus) sagt, muss auch B(olschewismus) sagen! (Kleiner Scherz!)

Natürlich kritisiere ich auch die brutale und völlig unangemessene Politik Stalins. Lenin hatte ja bereits zugegeben, dass die SU keine Diktatur des Proletariats bzw. der Bauern war, sondern eine - aus der Not geborene - Diktatur der Partei - ein schlechter Kompromiss, der nicht von Dauer sein dürfe.

Nun, er war von Dauer und erstarrte zunehmend.

Unter dem kriegerischen Druck der wütenden Konterrevolution, gegen die jene in Venezuela ein Deckchenhäkeln ist sowie unter der kriegerischen Invasion von bisweilen 14 feindlichen Staaten, von Polen, Belgien, Frankreich über Kaiser- und Nazi-Deutschland bis hin zum kalten Wirtschafts- und Rüstungskrieg war die Sowjetunion fortwährend unter Handlungszwang, so dass der entstandene Kriegskommunismus erklärbarer wird.

Ein Unglück war es natürlich trotzdem, dass schliesslich eine bürokratische Partei- und Personendiktatur die Sowjetmacht verdrängte und die "Sowjetunion" nur noch dem Namen eine solche war.

Der diametrale Gegesatz zum Faschismus besteht eben darin, dass die russischen sozialistischen Revolutionäre, dass also der Sozialismus gescheitert ist, während der deutsche Faschismus alle seine wesentlichen Ziele erreicht hat!

Gulags bedeuten nicht nur eine Abweichung vom wissenschaftlichen Sozialismus, sie bedeuten deren Pervertierung. Dagegen bedeuten Konzentrationslager die Vollendung des Faschismus.

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Rückblickend kann man sagen, dass, wenn die russische Revolution für die Zukunft eine Bedeutung hat, dann die, dass sie bewiesen hat,

- dass Revolution möglich ist,
- dass der Klassenkampf keine Idee, sondern objektive Realität ist,
- dass Sozialismus ohne Sowjetmacht eben nur Elektrifizierung mit Gulags ist,
- dass Sozialismus eine starke gesellschaftliche und ökonomische Grundlage braucht und im Schosse der Gesellschaft heran gereift sein muss.
- dass man die Opfer am besten ehrt, indem man aus den Pervertierungen lernt und das Volk einbezieht.

Hierfür bietet der lateinamerikanische gegenüber dem erstarrten eurasischen Sozialismus sehr gute Vorbilder. Aber auch dieser ist ein "3.-Welt-Sozialismus".

Einen Sozialismus auf der Basis von Räten UND den modernsten Produktivkräften hat es noch nie gegeben ...-

@ karl

clandestino 05.01.2003 - 16:44
Kampf gegen die Konterrevolution, schön und gut... aber das Abknallen von Sozialrevolutionären und Anarchisten und Bauern? Alles Konterrevolutionäre? Vieles mag man ja mit Notwendigkeit erklären können, aber du wirst wohl kaum behaupten können, dass da nicht auch ein guter Teil ideologischer Verblendung mit im Spiel war. Sogar ein ganz erheblich grosser Teil.

@waeffele @ anarcho @clandestino

Felix D. 05.01.2003 - 17:52
@McWaeffele

1. "Geschichte wird von Ideen und großen Männern gemacht."

Billigt und finanziert Deutschland die Reise Lenins aus der Schweiz nach Russland, ist das ein klarer Beweis, dass die
"Sowjetunion das Ergebnis eines mißglückten Terrorinstruments der deutschen Abwehr war". Dümmer gehts nimmer. Schwups, kommt ein großer Mann daher und die Sowjetunion entsteht. Vermutlich hat der McWaeffele den Geschichtsunterricht in der Schule ernst genommen.
O.k., das ziehe ich zurück. Seine Kenntnisse der Rechtschreibung lassen nicht darauf schliessen, dass er sich besonders lange dort aufgehalten hat. (Keine Panik, das muss kein Nachteil sein.)

2. "Juden, Neger und andere Untermenschen"
"Eind Staatsgründung durch Terroristen bringt immer ein Unrechtsregime, man muss nur nach Israel schauen, oder nach den Taliban, in Tschetschenien, oder Kosovo, Zimbabwe. "

Wie bereits in einem Beitrag geschrieben, zieht das Thema "Sowjetunion / Oktoberrevolution / real existierender Sozialismus" die (Neo)Nazis auf Indymedia an.
Viel interessanter wäre doch die Frage, welche erprobten Kräfte (Massenmörder, Handlanger, kleine Mörder, Mitläufer, KZ-Konstrukteure, Naziideologen,...) an der Staatsgründung der BRD beteiligt waren. Von einer solchen Bürgerdebatte ist das aber nicht zu erwarten.

@Anarcho

"Das was Du beschreibst ist die Abschrift parteikommunistischer Propaganda, absolut unseriös!"

1. Sehr logisch. "Parteikommunistische Propaganda". Meine Fresse. Was für ein Argument. Es fehlt allerdings der Rat an Rotfront "nach drüben zu gehen".
Wer ist "seriös"? Der Guido Knopp, der Richard Pipes oder Männer in Anzug und Krawatte? Jan Philipp Reemtsma vielleicht oder die Broschüre aus dem "Infoladen B..."?

@clandestino

1. "Kampf gegen die Konterrevolution, schön und gut..."
Ein wirklicher Fortschritt, dass hier nicht gleich die Gewaltfrage gestellt wird.

2. "aber das Abknallen von Sozialrevolutionären und Anarchisten und Bauern?"
Jetzt wird es allerdings kurios. Wurden reihenweise die Bauern umgebracht, weil sie Bauern waren?

3. War die ganze Linie falsch oder nur deren teilweise verbrecherische Umsetzung?

4. Was ist ideologische Verblendung in erheblich großen Teilen? Wie belegst du diese These? Gefühl im Bauch, mal von gehört oder irgendwelche Indizien?







Differenzierte Betrachtung

Uwe 05.01.2003 - 17:53
Ich finde es schon wichtig auch die Verbrechen des Kommunismusses zu erwähnen. Es nützt der Sache nicht, diese zu unterdrücken. Dass es diese Verbrechen gegeben hat, kann jeder DDR-Bürger bestätigen, dafür brauche ich keine Geschichtsbücher.
Zu Karl: Ich bin davon überzeugt, dass der Kapitalismus in die eweigen Jagdgründe eingehen wird. Selbst Heiner Geißler (CDU) hat heute gesagt: "Der Kapitalismus ist genau so falsch wie der Sozialismus". Für einen CDU-Politiker bemerkenswert. Er hebt sich wohltuend vom Mainstream ab.
Ich bin kein Antikommunist. Aber ich bezweifele, dass es der Kommunismus ist, der den Kapitalismus ablösen wird. Wir brauchen nur wieder "natürlich" zu leben. Eine Gesellschaft ohne den Zwang zur Arbeit. Ich erinnere daran, dass auch der Kommunismus (von mir aus auch der sogenannte) Mneschen zur Arbeit zwang.

Nachrichtenseite? Naja....

Chris Sedlmair 05.01.2003 - 18:35
Paßt nicht auf ne Nachrichten-Seite,....sei´s drum.

Wenn man den gescheiterten Sozialismu8sversuch im Nachhinein betrachtet, fällt mir persönlich dazu im wesentlichen ein, auf die wesentlcihen Fakten zu verweisen. Unter anderem,daß die Lebenserwartung in Rußland seit dem Ende der UdSSR um 10 Jahre gesunken ist. Fakten dieser Art sind entscheidend. Oder vergleicht doch mal die Situationen in Cuba, Vietnam, Belorus Libyen, China vor und nach der Revolution, 1989 und heute.
Im Schurkenstaat Belorus (Weißrußland) ist nach dem Niedergang der UdSSR vieles beibehalten worden. So steht Dieses Land, fast noch in Europas Mitte, besser da als alle anderen Ex-UdSSR-Staaten. Verglichen mit anderen und am Entwicklungsstand gemessen ist Weißrußland eine Bastion für Soziale Gerechtigkeit, Unabhängigkeit (vom Imperialismus) und Frieden. Wir haben hier einen Chavez quasi vor der Haustür. Abert (leider auch für viele Linke) ist Lukaschenko ein böser Diktator, der die gelben EU-Millionen-finanzierten "Gerwerkschaften" durch seine Wahlsiege unterdrückt. Bevor man auf die USA zeigt und Chavez im Hinterkopf hat, sollte man die Machenschaffften der EU in ähnlichen Fällen überprüfen und das eigene SChweigen, die eigene Verweigerung von Solidarität nachdenken. Wer über Lukaschenko schweigt, soll nicht über Chavez reden. Wo bleibt da die Solidarität der deutschen Linken?

@karl

clandestino 05.01.2003 - 18:53
>>1. "Kampf gegen die Konterrevolution, schön und gut..."
Ein wirklicher Fortschritt, dass hier nicht gleich die Gewaltfrage gestellt wird.

Das halte ich für legitime Selbstverteidigung.

>>2. "aber das Abknallen von Sozialrevolutionären und Anarchisten und Bauern?"
Jetzt wird es allerdings kurios. Wurden reihenweise die Bauern umgebracht, weil sie Bauern waren?

Nein, sicher nicht. Mir fällt nur keine Bezeichnung für revolutionäre Bauern ein.

>>3. War die ganze Linie falsch oder nur deren teilweise verbrecherische Umsetzung?

Die ganze Linie war nicht falsch (wie ja schon gesagt), aber eben auch verbrecherisch.

>>4. Was ist ideologische Verblendung in erheblich großen Teilen? Wie belegst du diese These? Gefühl im Bauch, mal von gehört oder irgendwelche Indizien?

Anders kann ich es mir nicht erklären, dass die Bolschewisten eine Zusammenarbeit mit anderen Revolutionären abgelehnt haben, nur weil diese nicht die wissenschaftliche Betrachtungsweise der Bolschewisten geteilt haben. Dabei bietet ein Rätesystem doch durchaus die Möglichkeit einer konstruktiven Zusammenarbeit. Lenin und Co. waren aber anscheinend der festen Überzeugung, die einzigen Träger eines progressiven Fortschritts sein zu können und stempelten den Rest, der nicht auf ihrer Linie war, zu Konterrevolutionären, die dem Fortschritt nur Steine in den Weg legten. Ich vermute, da gehört einiges an Verblendung dazu, sich einer Sache so sicher zu sein, dass man meint- im Sinne dieser "guten Sache"-, so einen Terror ausüben zu müssen oder rechtfertigen zu können (ich kritisiere hier jetzt ganz speziell den Theorie-Fetischismus und das elitäre Denken der Bolschewisten, nicht den Kampf um den Kommunismus). War das notwendig? War ein konstruktives Zusammenwirken mit anderen revolutionären Kräften- natürlich um den Preis, hier und da mit seinen eigenen Ideen zurückzustecken- unmöglich? Bei den Fehlern, die die Bolschewisten begangen haben, kann man doch schliesslich sehen, dass sie keineswegs, weder in ihrer Praxis noch in ihrer Theorie auf der historisch sicheren Seite standen. Fehler werden letztendlich so oder so gemacht, dass man sie auch genauso gut zusammen machen kann; eigentlich ist es sogar besser, sie gemeinsam zu machen, also Leute verschiedener ideologischer Strömungen, denn so vervielfacht sich der Lerneffekt bestenfalls sogar. Zu denken, die eigene Überzeugung wäre absolut fehlerfrei (und so definiere ich Verblendung in diesem Zusammenhang) ist einer der grössten Fehler.
Das alles ging jetzt davon aus, dass die Bolschewisten diese Verbrechen an früheren Mitkämpfern begangen haben, weil sie sich für die "besseren Revolutionäre" hielten. Es gibt natürlich auch noch die andere Möglichkeit: dass sie es aus schlichtem Machthunger getan haben. Halte ich auch nicht für unmöglich.

ach, uwe...

clandestino 05.01.2003 - 18:56
... von allein kommt garnix. und was "natürlich leben" heisst, da gibts von abtreibungsgegnern und homophoben bis hin zu ökoanarchos und rucksacktouristen eine so breite palette, das es auch genauso gut überhaupt nichts bedeuten könnte. in armut und askese will ich jedenfalls nicht leben, das ist auch garnicht notwendig.

hups!

clandestino 05.01.2003 - 19:05
Mein vorletzter Kommentar "@karl" richtet sich natürlich nicht an Karl, sondern an Felix D.

Einfach mal lesen...

archie 05.01.2003 - 19:20
Kurze (und nur auszugsweise) Aufstellung, was man vor 20 Jahren so lesen konnte, wenn man sich über die russische Revolution und ihre leninistische Perversion ein wenig schlauer machen wollte. Einige der Titel gibt es noch, manche andere finden sich vielleicht noch in Infoläden und Archiven. Die AutorInnen waren oder sind übrigens fast alle gestandene anarchistische oder marxistisch-antilenistische Revolutionäre.

Maurice Brinton, Die Bolschewiki und die Arbeiterkontrolle
Volin, Die unbekannte Revolution Tl. 1-3
Arschinoff, Die Machno-Bewegung
Victor Serge, Erinnerungen eines Revolutionärs
Materialien, Das Ende des sojwetischen Entwicklungsmodells
Victor Serge, Die eroberte Stadt
Willi Huhn, Trotzki - der gescheiterte Stalin
Victor Serge, Jahre ohne Gnade
Arthur Lehning, Anarchismus und Marxismus in den russischen Revolution

und für die diejenigen, die weniger auf Analyse und lange Texte stehen:

George Orwell, Farm der Tiere

Lustig, wie die Kommies abgehen

Ketzer 05.01.2003 - 19:49
Anstatt einzugestehen, daß damals Mist gelaufen ist und Kommunismus ohne Freiheit und Demokratie scheisse ist, wird blind alles verteidigt, was die Massenmörder Lenin und Co verbrochen haben. Nebenbei wird auch noch die Gleichung "Anarchisten=Nazis, weil sie gegen Diktatur sind" aufgemacht. Für mich gibts zwischen Kommies und Nazis wesentlich mehr Gemeinsamkeiten und dazu muss ich nicht unbedingt an Thälmann, die Nationalbolschewisten oder Spanien 36 erinnern!

So liebe Kommies jetzt dürft ihr weiter schimpfen und irgendwelche Texte aus Parteipropaganda-Büchern hierherkopieren.

Stalin-Trotzki-Fraktion fetzt ja!

05.01.2003 - 19:55
Wer was gegen Stalin/Lenin sagt ist ein Antikommunist!
Meine Frage: Was wollt ihr daan auf der LL-Demo? LL waren doch auch für eine Räterepublik (also für Euch eigentlich Konterrevolutionäre)!

ach nö

clandestino 05.01.2003 - 20:10
Hmmm... wenn ihr über Leninisten, Stalinisten und wasweissich herziehen wollt, dann nennt sie doch auch so. Ich bin jedenfalls nicht bereit, der bürgerlichen Geschichtsschreibung, die aus Nationalsozialismus und Kommunismus ein- und dasselebe machen will, das Wörtchen "Kommunismus" einfach so zu überlassen. Wäre ein freiheitlicher Kommunismus draus geworden, hätten die bürgerlichen Intellektuellen die Gleichung "Nazis=Kommies" wahrscheinlich ebenfalls aufgestellt. Zur libertären Revolution im spanischen Bürgerkrieg sind denen nämlich auch haufenweise Lügen eingefallen.

Mhhh

Mhhh-Macher 05.01.2003 - 20:29
Was ich etwas merkwürdig finde: Die Verteidiger von Stalin und Lenin leugnen beziehungsweise heissen deren Verbrechen gut und behaupten zuweilen, Mitbestimmung und Freiheit sei Konterrevolutionär - warum benutzen diese Leute denn Indymedia? Als Bolschewist müsste doch Indymedia für etwas ganz besonders Bösartiges stehen. Ich bin durchaus für kontroverse Diskussionen - wenn diese Diskussionen aber rein strategisch und unehrlich geführt werden, sind sie abzulehnen.

herrjeh...

clandestino 05.01.2003 - 20:31
ach, auf die weise hat das auch keinen zweck. jetzt sind die fronten wieder klar verteilt: da die anarchistenfresser und da die "antikommunisten"... ich weiss ehrlich nicht, was ihr euch davon versprecht.

kleiner buchtipp

josef stalin 05.01.2003 - 23:47
über die hintergründe der revolution in russland ein kleiner buchtipp:"lockspitzel asew" ist sehr spannend, spielt aber vorher, gab ja schon eine revolution 1905 und den petersburger blutsonntag.

Diskussionsniveau errinnert an Esos

kein xxx-ist 06.01.2003 - 01:14
Da wird der geheiligte Leinin/Stalin angkratzt und schon wird wild um sich geschlagen. "Alles Anarchisten und Nazis" und eigentlich seien die Gulags ja gar nicht so schlimm gewesen. Die Argumentation errinnert mich irgendwie an Esos, da werden Dinge behauptet und kaum belegt, ausser vielleicht mit Textstellen aus DDR-Geschichtsbüchern (!!!!) und Kritik darauf mit einem "Na das ist aber so" glattgebügelt. Unglaublich eigentlich! Alle mögliche Ideologien haben vernünftige Ansätze, diese Zusammenzupacken wär schon mal ok - dazu muss aber Kritik an den Schattenseiten erlaubt werden. Wer sich aber so dermaßn Kritikresistenzt an seine Ideologie klammert... ich weiss nicht.

Na toll...

orench 06.01.2003 - 01:23
Wieder ganz toll gemacht. Wieder mal eine verbale Fetzerei zwischen Kommunisten und Anarchisten, weil irgendein Spalter ja unbedingt einen Artikel über den Realsozialismus posten musste.
Indymedia ist weder zu Antikommunismus noch zu Anti-Anarchismus da, sondern als Plattform für aktuelle Informationen, um politische Arbeit heute zu koordinieren. Leute - hier und jetzt müssen wir uns nicht darüber einig werden, wie mal die Revolution gemachst werden muss.
Wir sind uns hoffentlich im Klaren, dass es heute unser primäres Ziel ist, antikapitalistische Arbeit zu betreiben, und nicht irgendwelche Spalterei, die der Linken noch nie gutgetan hat. NO PASARAN!

Wie bitte?

Ideologien bekaempfen! 06.01.2003 - 02:02
Wer ueber bestimmte Themen schreibt ist ein Spalter?????
Was soll so eine miese Diffamierung?

Schon mal auf die Idee gekommen, dass heute viele Leute sich heute ueberhaupt nicht mehr als das eine oder andere bezeichnen wuerden?

Diese ganze Schimpferei fing doch an, als Antistalinismus mit Antikommunismus von irgendwelchen Honnecker-Anhaengern gleichgesetzt wurde. Hast Du den Text ueberhaupt mal gelesen?

Dieser Text ist genau das, was Indy sein soll. Indy ist Grassroots-Medien! Wenn Du eine Wohlfuehlseite haben willst, in der selbst die Morde Stalins, Hitlers und Lenins als ''alles halb so wild'' bezeichnet werden, dann solltest Du lieber eine Nationalbolschewistische Seite besuchen.

So und jetzt beschimpf mich als Konterrevolutionaerer Faschist, der ins Gulag gehoert!

...

anarchist 06.01.2003 - 03:11
mir isses total schnuppe, was der ach so tolle lenin alles für russland getan haben soll - er hat menschen ermorden lassen die selber auf der linken seite warn! und wer des noch rechtfertigt der muss sich auch plumpere vorwürfe gefallen lassen!

zum beitrag: guter beitrag bloß ich hätte gern ne quelle für daten oder andere hintergrund-fakten

buchempfehlungen:

augustin souchy - reise nach rußland 1920 (leider vergriffen aber antiquarisch noch zu bekommen)
augustin souchy - "vorsicht anarchist!" (die memoiren des anarchisten, ein längeres kapitel zur russlandreise und auch ansonsten interessant)

mir sind..

4°higher 06.01.2003 - 13:08
Liberale tausendmal lieber als irgendwelche Bolschwewisten! Von ersteren weiß zumindest, selbst wenn sie nicht für den Sozialismus sind, sie werden mehr oder weniger meine Meinung tolerieren. Bei den netten Leninbewunderern bin ich mir da garnicht so sicher, das ist man ziemlich schnell ein Links- oder Rechtsabweichler.

Über die Verleumdnung des Holocaus regt ihr euch (zu Recht) auf, aber wenn plötzlich am Onkel Stalin gekratzt wird, wenn plötzlich ausgesprochen wird, das es da diese Sache mit den Gulags gab, dann ist das sofort bürgerlich und zutiefst reaktionär! Kaum etwas mehr als 10 Jahre sind vergangen, und schon trauen sich diese Argumente aus den Löchern?

beitrag zensiert!!

komsomolskaja 06.01.2003 - 13:59
ihr helden!
inhaltlich korrekte aber für euer universum zu totalitaristisch oder zu dogmatisch sind zu löschen ist mehr als peinlich.
die bevorzugung von irgendwelchen gesinnungen mögen sie noch so hohl sein gegenüber sachlich korrekt ausgearbeiteten texten erinnert mich an buchverbrennungsmethoden
gegen anarchistisches hooligantum
wer sich vermummt schämt sich für das wofür er steht...
IHR HELDEN!!

Gelöschter Beitrag war von mir....

Chris Sedlmair 06.01.2003 - 14:03
Nicht auf Provokationen reinfallen. Der glöschte Artikel war von mir und wurde gelöscht, weil ich vergessen hatte meinen Namen anzugeben. Mea Culpa, keine Zensur!

juhu

clandestino 06.01.2003 - 14:10
Es lebe die Vereinsamung und Isolation der Neo-Bolschewisten... bleibt wo ihr seid.

Mängel und Ende dieser "Diskussion"

Felix D. 06.01.2003 - 15:56
Die ganze Debatte hier ist unheimlich komisch.

1. Der real existierende Sozialismus wird unter Hinweis auf rechte Historiker und die bundeszentrale für politische Bildung angekackt. Es macht es nicht besser, wenn die AutorInnen SU-kritischer Bücher Anarchisten sind, wenn sie mit der gleichen beschränkten Argumentation aufwarten.

2. Wahrscheinlich gibt es nirgendwo ein größeres Missverhältnis zwischen realem gesellschaftlichen Einfluss und großspurigem Auftreten als in diesem Forum.
"Die Linke" kämpft auf Indymedia, weil sie sonst so gut wie nicht kämpft.

3. Die ganze Debatte krankt daran, dass so gut wie keine Argumente ausgetauscht und belegt werden. Maximal werden sich Opferzahlen gegenseitig an den Kopf geworfen.
Die SU ist ohne den weltweiten Zusammenhang in dem sie entstanden ist nicht zu erklären. Ihre Verbrechen sind ebenso unter diesem Aspekt zu betrachten, ohne damit pauschal alles zu rechtfertigen.

4. "Es lebe die Vereinsamung der Neo-Bolschewisten."
Sehr witzig, wenn sich eine Mini-Gruppe (Anarchisten) über die Andere (Bolschewisten) lustig macht. Wenn dann noch die Trotzkisten, Linkskommunisten und wie sie sich alle nennen mögen, ein Wörtchen mitreden wird es grotesk.

5. Hier wird so getan, als stünden wir gerade vor der Revolution und müssten uns jetzt auf einen gemeinsamen Kurs einigen, bevor wir endlich diesen Staat stürzen (und ihn selbstverständlich bis zur Niederschlagung der Konterrevolution durch die Diktatur des Proletariats ersetzen).

6. Das Thema Sowjetunion ist nicht, auch durch noch so viele Zitate aus Büchern und Broschüren, auf dieser Seite abzuhandeln. Weil alle anscheinend kaum Ahnung haben, nur mal was gehört haben oder aber dies Defizit ganz genau kennen, ist mehr als ein bisschen mehr oder weniger schlechte Polemik nicht drin. Vorschlag: mit politischen FreundInnen, GenossInnen, etc. die kritische Aneignung von Theorie und Geschichte in (vorerst) kleinen Gruppen organisieren.

In bester stalinistischer Manier beende ich hiermit die Debatte! :-)

hast ja wohl recht, felix

clandestino 06.01.2003 - 16:23
mit der etikette "anarchist" hab ich auch keinen bock mehr rumzulaufen... ich weiss nur, dass ich antikapitalist bin und das beinhaltet den kampf gegen herrschaft, privateigentum und lohnsklaverei.
ne neue revolution steht erstmal nicht bevor und inwieweit die ideen von früher überhaupt noch nützlich sind, ist äusserst fraglich; mal abgesehen davon, dass die welt eine komplett andere ist als vor über 80 jahren (von der noch immer währenden existenz des kapitalismus mal abgesehen). daher ist die debatte wohl eh mehr oder weniger nebensächlich und eher ne sache für historiker, die sich gern um bärte streiten.

... und ein bisschen mehr theorieaneigung schadet wahrlich niemandem:  http://destruktiv.placerouge.org/

Zensur?

gegen Faschisten 06.01.2003 - 16:27
Was hier zensiert wurde, waren Diffamierungen und revisionische menschenverachtende Hetze. Daß sowas rausgenommen wird, steht in den Moderationskriterien. Was soll also die Aufregung?
(Sonst seid ihr doch auch für Zensur und Polizeistaat)

Zu Felix D: Du bist ein Geschichtsrevisionist. Du setzt Anti-Stalinismus mit Antikommunismus gleich und findest die Massaker der Bolschewiki gar nicht so schlimm. Mit "Sehr witzig, wenn sich eine Mini-Gruppe (Anarchisten) über die Andere (Bolschewisten) lustig macht" diffamierst Du die Gesamtheit der nicht-Stalinisten als "DIE Anarchisten"
Was dann weiter folgt ist nur noch faschistoid zu nennen.

Mods: Felix D bitte löschen. Menschenverachtende und diffamierende Sachen sollten bei Indy nichts zu sichen haben!

???

clandestino 06.01.2003 - 16:35
Felix D. ist einfach nur sachlich, sonst nix.

OK, ihr habt recht. Gelobe besserung.

Chris Sedlmair 06.01.2003 - 16:39
In Foren kann man sich halt nur fetzten, wenn das spektrum so breit ist. außerdem wer weiß ob scih hinter den Statements eine echte Meinung steht, opder nur provoziert werden soll. In Zukunft schreib ich hier nur noch über Sachliches und gehe nicht mehr auf hingerotztes ein. mein diskussionsniveau hat auch gelitten. Solche grundsatzfragen sind hier nicvht zu klären und für unbeteiligte wirk das eher krotesk.
ich denke keiner hat hier durch den anderen seine meinung geändert oder irgendetwas außer frust gewonnen. im noch schlechteren fall heitzen provokateur noch den streit an. Das mit der relation von sprüchen und realem Einfluß ist absolut richtig. tut mir leid. aberdas thema gehört hier eigentlcih auch nicht hrer. indymedia hat daa schon mitschuld

noch ein buchtipp

der kleine antideutsche 06.01.2003 - 16:41
die debatte ist mir zu doof, kein kommentar deshalb. aber noch ein aufsatz-vorschlag:

Staatskapitalismus - das Trauma der Revolution, in:
Das Ende des Sozialismus - die Zukunft der Revolution, ca-ira-Verla, freiburg

eine - wie ich finde - sehr treffende und radikale kritik der oktoberrevolution und des aus ihr entstehenden staates aus einer kommunistischen, staats- und wertkritischen perspektive.

für den kommunismus!
shalom!

was meinst du mit sachlich?

06.01.2003 - 16:51
" Sehr witzig, wenn sich eine Mini-Gruppe (Anarchisten) über die Andere (Bolschewisten) lustig macht. Wenn dann noch die Trotzkisten,
Linkskommunisten und wie sie sich alle nennen mögen, ein Wörtchen mitreden wird es grotesk."
oder meist Du eher das Gutheissen der Massenmorde?

06.01.2003 - 16:53
"aberdas thema gehört hier eigentlcih auch nicht hrer. indymedia hat daa schon mitschuld"
Du musst Indy nicht lesen, wenn Du keine Lust auf Aufklärung und Kritik hast! Warum macht Ihr Stalinos nicht Stalinomedia auf?

Bolschewismus contra Kommunismus

Rätekommunist 06.01.2003 - 17:04
Bolschewismus und Kommunismus schliessen sich meiner Meinung nach eh gegenseitig aus. Parteikommunismus wird immer wieder zu einem hierarchischen, staatskapitalistischen System führen. Wer das immer noch nicht verstanden hat und sich an einfache Heils-Lehren und -Ideologien klammert, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Diskutieren bringt da wenig, da das gesamte weltbild solcher Ideologen auf diesen Schmarn aufgebaut ist. Ist wie der Versuch mit Honnecker über die Maueröffnung zu diskutieren. Hoffe, die Herren Stalin- und Lenin-Verehrer stehen wenigstens so zu ihren Worten, so daß sie das böse Indymedia und die Gedenkdemo der Linksabweichler Liebknecht künftig nicht mehr besuchen. Schliesslich ist das doch genau das, was bekämpft werden muss.
Eingangs wurde bezug auf eine Broschüre bei M99 über die Revolution bzw. den Putsch gegen die Sowjets seitens der Bolschewiki genommen. Im selben laden gibts auch Originalschriften von Stalin und Lenin, die die Vorwürfe belegen. In ihnen wird begründet, warum Liquidierungen so wichtig und gut sind. Letztlich ist es meiner Ansicht aber auch Zeitverschwendung. Ich denke, daß es wichtig ist, die Verhältnisse zu bekämpfen und was besseres aufzubauen. Sein ganzes Leben für irgendwelche Theoriediskussionen zu verschwenden bringt keinen Millimeter weiter. Fehlen sollte Theorie allerdings nicht - sonst landen wir wieder im Kasernenhof-Kommunismus.

Ihr seid krank

Warhead 06.01.2003 - 18:36
Und die die krank sind,sind auch nicht Links sondern einfach nur linke Bazillen.Alleine die Diskussion über den Nutzen von Liquidierungen....*würg*
Alle ab in die,bis jetzt leider nur imaginären,Gewalterlebnisparks,von Linksruck bis RIM eine potenzielle Bande von blutgierigen Mordbuben.
Selbst Saul ist dieser pervertierten Diskussion ferngeblieben.

Wer....

C. 07.01.2003 - 02:34
...lesen kann, ist klar im Vorteil!

@gegen Faschisten

Rote Armee 07.01.2003 - 18:03
@ gegen Faschisten

Ein Geschichtsrevisionist soll der Felix D. also sein. Sind das nicht die, die meinen, der „Klassenmord der Bolschewiki“ sei dem „Rassenmord der Nazis“ vorausgegangen. Also die Neonazis um Ernst Nolte und die „Junge Freiheit“. Hat der Felix D. das etwa behauptet? Welche Geschichte soll denn hier revidiert werden? Ist die stalinistische Sicht der Sowjetunion etwa die Auffassung des Mainstreams? Werden wir in der Schule voll gepumpt mit Stalin Texten?

Natürlich ist Antikommunismus nicht immer gleichzusetzen mit Antistalinismus oder Antileninismus. Letzteres wird hier ständig durcheinander geworfen. Du machst natürlich den gleichen Fehler in dem du die „Stalinisten“ und "Leninisten" mit den Faschisten in einen Topf werfen willst. Wem das wohl nützt?

Was ist denn für dich ein Massaker? Welche „Massaker“ der Bolschewiki meinst du denn? Rudolf Scharping hat vor dem Angriff auf Jugoslawien auch dauernd von irgendwelchen Massakern gesprochen um die nötigen Emotionen an der Heimatfront zu erzeugen.

Wenn jeder Depp gleich ein Faschist ist, dann wird dieser Begriff unscharf. Wer hätte daran ein Interesse? Wenn gar die Bolschewiki Faschisten sein sollen, dann werden die Opfer der Naziaggression gegen die Sowjetunion zu Tätern gemacht. Wie hat doch Edmund Stoiber in den Achtzigern gesagt: „Wir haben in der Vergangenheit nicht genug betont, dass die Nationalsozialisten in erster Linie Sozialisten waren.“ Die „Bild“ nannte die 68er „rot lackierte Faschisten“. Lass also hier nicht so eine rechte Scheiße los und denk’ erst mal nach, bevor du was absabbelst.

Bald jährt sich übrigens der Jahrestag der Schlacht von Stalingrad. Da wurden die deutschen Nazimörder von der Roten Armee heimgeschickt. Darauf geh' ich jetzt einen trinken. Nastrowje!

P.S. Wer das oder "Lenins Repressionen gegen die Kirche" (siehe Posting) menschenverachtend findet, soll sich mit den herrschenden Verhältnissen arrangieren oder Geld an Brot für die Welt und die Kriegsgräberfürsorge spenden.



Ist nicht so

gegen Linksfaschisten 07.01.2003 - 18:47
Geschichtsrevisionisten, sind die, die etwa Verbrechen der Vergangenheit leugnen und gutheissen.

"Welche „Massaker“ der Bolschewiki meinst du denn"
ist zum beispiel so ein revisionistischer Satz. Da fragst Du noch, warum Faschisten und Stalinisten in einen Topf geworfen werden? Die Methoden sind die gleichen!
(Übrigens bist Du mit Deiner Gleichsetzung Fawschismus=Nationalsozialismus sogar NS-relativierend - Begriffsdefinitionen werden nicht zum Spaß gemacht!)