Weihnachtspost vom Bezirksamt

Holger Halfmann 24.12.2002 01:23 Themen: Repression
Die staatliche Repression geht weiter

Bambule aus der Karo verjagt -
dann gehen wir eben in die Innenstadt

Der Bußgeld-AUTOMAT (Adomat) schlägt wieder zu
Jetzt nötigt mich der Staat doch noch zu diesem Artikel. Gut er will es ja nicht anders. Also Trolls in die Startlöcher!

Am 6.12.02 sagten sich Bambule Leute und Anhang "Wenn Ihr uns nicht im Karoviertel wollt gehen wir eben in die Innenstadt" und so kampierten wir am Ida-Ehre-Platz. Auch Vokü sollt noch kommen; verspätete sich aber. Also packte ich mal zur Unterstützung meine Sachen aus (siehe HP), die ja genauso Innenstadt-Verbot haben wie die Bambule. Denn ich wurde da ja auch immer wieder vertrieben (Rathausmarkt, Dom, Hauptbahnhof)
Bei einem Stand auf dem Rathausmarkt "Vielvölkerstaat" oder "Solidaritätsstreik" wurde mir von Herrn Adomat ("Bußgeldautomat") gesagt bei der Frage nach einer Genehmigung: "Ja, ABER NICHT MIT DIESEN SACHEN!" Wenige Meter weiter durften T-Shirts die den tollen deutschen Bierbauch zum Inhalt haben, verkauft werden, aber sowas schlimmes wie der Ton Steine Scherben Text "Ich habe viele Väter, ich habe viele Mütter, ich habe viele Schwestern und ich habe viele Brüder. Meine Brüder sind schwarz, meine Mütter sind gelb... und ich bin über 10.000 Jahre alt - UND MEIN NAME IST MENSCH!" ist natürlich nicht genehmigungsfähig.

Und genau deswegen (Teufelskreis: "beantragen sie eine Genehmigung", die es ohnehin niermals geben würde für Einzelpersonen im Bezirk Mitte) sah ich es als politische Aktion an bei der Aktion mitzumachen und meine Sachen auszulegen, denn mit der Vertreibung der Bambule ist der Staat nun zu weit gegangen. Es langt! So kriegt Ihr uns nicht unter (anders auch nicht)!

Die Folge ist -wie nicht anders zu erwarten- natürlich gewesen das der Bußgeld-Automat wieder auf den Plan trat und mir nun einmal mehr vorwirft zur "Feststellungszeit 15.53 Uhr" "auf der öffentlichen Wegefläche Ida-Ehre-Platz in Höhe der Mönkebergstr. unerlaubt von einem auf dem Gehweg ausgebreitetem Tuch" (was ein Zelt war) "aus Sticker und Aufkleber feilgeboten" zu haben "ohne im Besitz der erforderlichen wegerechtlichen Sondernutzungserlaubnis" (die Aktion WAR angemeldet!) "gewesen zu sein".

Dadurch hätte ich "den öffentlichen Wegegrund über die Teilnahme im allgemeinen öffentlichen Verkehr im Sinne von §16 des Hamburgischen Wegegesetzes" (was es alles gibt!) "(HWG)" (die Abkürzung muß natürlich auch sein) "hinaus unerlaubt in Anspruch genommen und fahrlässig gegen §19 HWG verstossen."

Dies sei sogar "ordnungswiedrig" ("Die Chaoten!") "nach § 72 Abs 1 Nr 2 HWG in Verbindung mit dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten." (wieviel Gesetze gibt´s denn noch?)

"Nach Sachlage" müsse ich natürlich (macht kaputt was Euch kaputt macht) "mit der Festsetzung einer Geldbuße rechnen"

In einem Schreiben mit dem AZ M/BA 113/02/082 vom 20.12. wurde mir die Gelegenheit zugebilligt "sich binnen einer Woche nach Zugang" "zu dem Vorwurf zu äussern und etwaige entlastende Tatsachen vorzutragen."

Ich habe keine Artikel weitergegeben (war auch nicht unbedingt mein bestreben bei der Aktion, sondern ich wollte zeigen das man die Sachen durchaus verkaufen könnte und wir uns eben sehr wohl selber finanzieren könnten, wenn man uns liese..) und hätte ich es getan hätte ich mich allenfalls über eine Spende gefreut, da der ganze Krams im Einkauf auch einige 1000 € kostet..

Kurzum: Wenn jemand Herrn Bußgeld-Automat seine Meinung geigen will hier seine Daten:

Bauamt
Verwaltungsabteilung
Klosterwall 8
D-20095 Hamburg
Adomat Zi 821

040-42854 27 76
FAX: 040- 428 54 57 64
Behördennetz: 0428 54 27 76 (wo ist denn da der Unterschied zum Telefon?)

Wenn das einer macht schickt mir ne Kopie oder einen Bericht der Aktion.. Freu mich drauf (Adomat vertreibt ebenso ALLE ambulanten Händler aus der Innentadt und wurde nur dafür eingesztellt - unter dem SPD-Senat bereits..)

Bis 17.00 war ich da und dann ab zur Nicolausdemo auf der Strese.
Kreide hatten wir auch. Mit selbiger fing ich an auf den Gehweg "Schill muß weg!" zu schreiben, was andere dann fortführten. Oder vor einen Stuhl "Sitzstreik gegen Schill"

Etwas unschön war, das wir uns mit der Hamburger Tafel auseinandersetzen musten, da einer Ihrer Aktivisten "Schill muß weg" gar nicht so toll fnd. Seltsm, seltsam..
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Ergänzungen

das hört sich jetzt vielleicht fies an...

Fiesling 24.12.2002 - 03:19
...aber: Versuchs doch mal mit Arbeiten. und: Mißbrauch Indy nicht ewig als Reklamemedium. This revolution has no merchandising

++++++++++++++++++++

+++++++++++++++++ 24.12.2002 - 10:25
an die mods:
Werbung gehört hier defi nicht her, bitte löscht wenigstens entsprechende Passagen, wenn holger das nicht von alleine merkt, wie schädlich sowas ist

Welche Passage bitteschön??

24.12.2002 - 11:38
ist hier Werbung?

kann die mal jemand Reposten? Paranoia?

Arbeiten

Holger Halfmann 24.12.2002 - 11:41
Immer wieder lustisch

Nen Butten für Coca Cola entwerfen ist Arbeit

Nen Butten gegen Schill oder für Frieden zu entwerfen ist keine Arbeit.

Merkt Ihr noch was? Ihr wollt das Herz von indymedia sein und schreibt im Bildzeitungs und Normalbürgerstil. STAMMTISCHPAROLEN RAUS AUS INDY!

Ach wie wär´s:

Ronald Schill 24.12.2002 - 11:44
Stellt doch ne Bürgerwehr auf gegen alle die sich keinen Laden leisten können oder wollen und trotzdem leben wollen.

Ruft die Polizei gegen die Leute die sich mit Euch solidarisiern, die Euch unterstützen wollen. Baut Knäste für Merchandiser!

Zum 2. Kommentar

Frager 24.12.2002 - 15:52
Was ist Werbung? Wesentlich aufdringlicher als ein Buttonverkäufer sind mir diejenigen, die bei Indy ihre Ideologie verkaufen wollen. Soll das auch alles raus? Wer setzt die Grenze fst, was ab wann Werbung ist? Ich dachte, Indy solle eine bessere Welt vorwegnehmen, indem im Info-Bereicht anders als gewohnt gearbeitet wird. Ist die "bessere Welt" eine Welt der Verbote und Gesetze? Ist es nicht besser auf die Lernmöglichkeiten der Menschen zu hoffen?

geht mir auf die Nerven

Auswärtiger 24.12.2002 - 17:23
Als wir auf bundesweite Werbung hin am 21.12. zum Sturz der Regierung aus dem Bundesgebiet anreisten, hatten wir das Vergnügen im Verlaufe des Tages mit dem Autor des Artikels 2 Stündchen in einem Bullenkessel zu verbringen.
Eine Genossin erkundigte sich nach den Presen der von Holger angebotenen Aufnäher. Er erklärte, daß er sie nicht loswerde und bat sie für paar Cents an. Die Genossin überlegte sich in der Zwischenzeit, daß sie lieber zu Weihnachten was basteln möchte und teilte Holger mit, daß sie keine Aufnäher kaufen möchte. In der Folge regte er sich etwa 20 Mal darüber auf, daß Leute nach Preisen fragen und nichts kaufen wollten. Auch nach mehrmaligem Hinweis der Genossin, daß sie nicht mehr mit ihm reden wolle, hörte der "Automat" nicht auf. Als wir anderen aus der Gruppe endlich in den Quark kamen und H. aufforderten die Klappe zu halten und sich zu verpissen (was nicht sooo leicht ist in einem kleinen Kessel), konnte er sich noch minutenlang nicht stoppen und wir schafften es erst nachdem er uns die Verantwortung für seinen bevorstehenden Suizid zugeschoben hatte, ihn von uns zu trennen (dem letzten Kommentar nach zu urteilen hat er anscheinend heute bis 11:41 Uhr noch nicht stattgefunden).
Ich bin der Meinung, daß Männer und andere Konstrukte, die nicht im geringsten in der Lage sind, persönliche Grenzen von anderen zu waren, sich von linken Aktionen fernhalten sollten oder ferngehalten werden sollten.

holger:

check this out 24.12.2002 - 23:55
es gibt ein ich oder du - es gibt das leben, was man lebt, die alltagsprobleme, die man evtl hat - auch mit der obrigkeit, auch wegen deinen buttons etc. - - - und es gibt dieses wir, und ich bin überrascht (war heute nicht garnicht dabei), wie sehr du da engagiert und involviert ist - - - trotzdem - - -
es gibt du/innen, und die welt/außen, und es ist wichtig, obwohl es da zusammenhänge gibt, einen unterschied zu wahren, eine grenze zu wissen, eine differenz wahrzunehmen. die verhältensmässigkeit zu sehen. wir alle wollen, daß du, ich, jeder frei und selbstbestimmt leben kann. meine persönlichen probleme und deine können auch durch politik verursacht sein/politisch sein, dennoch gebietet der respekt vor den anderen und vor dem anlass, sich selber etwas zurückzunehmen, die grenzen zu kennen, nichts zu vereinnahmen und mit den widersprüchen zu leben. zu sehen, was wir alle gemeinsam wollen - es ist nicht einfach, sondern kompliziert, und deshalb ist es überhaupt toll, daß überhaupt was passiert, leute sich auf was einigen könne, leute sich um leute kümmern, mit denen sie unter anderen umständen garkeine berührungspunkte hätten - danke für dein engagement - aber trenne deine persönlichen button-verkaufs-probleme (die für dich natürlich existentiell und sehr real sind) von dem, was uns alle bewegt und was wir gemeinsam haben - also diese geschichte da oben auf deine homepage (mit link hier), den bericht zur "deiner" demo aber schon hier für alle - so in etwa - verstehtst du, was ich meine? frohe weihnachten auch dir wirrem ökopeacenikfahrradzausel - schön, daß auch du dabei bist, und richtig so! - beste grüße und schöne feiertage!

@geht mir auf die Nerven

Mic...(0 Bock auszuschreiben) 25.12.2002 - 15:59
Hallo !

Deinen Standpunkt teile ich nicht, daß Männer die sich nicht etwas zurückhalten können von linken Aktionen ausgeschlossen werden sollten oder sich selber fernhalten sollten.
Mal ganz ehrlich, dieser Satz steht doch trotz diverser Rechtshilfeaufklärung und Anna&Arthur für eine gewisse konservative bis spießige Ansicht des betreffenden Ablaufes/eigenen Weltbildes.
Während bei der Rechtshilfe nach dem Anna & Arthur Motto höchste Konspirativität von Nöten ist um z.B. die eigene Bezugsgruppe zu schützen, ist es andererseits oft gut Personen mit einer offeneren Mentalität in einer Aktions bzw.Bezugsgruppe zu haben die andere Personen oft noch bei Schwermütigkeit der eigenen Person zum Aktionismus oder zur Handlungsfähigkeit z.B. auf einer Demo bewegen kann.
Ich persönlich mag es z.B. nicht wenn eine Person einer anderen etwas mitteilen möchte, dann aber rumdruckst und rumstammelt anstatt der betroffenden Person klar mitzuteilen was er/sie denkt. Personen aus dem linken Spektrum die anders argumentieren möchte ich diesbezüglich auf den Text:" Linke Spießer" von der Punkgruppe Slime hinweisen und zum darüber Nachdenken anregen.

anarchist 25.12.2002 - 23:14
Leute, was seid Ihr für SAUBLÖD!
WAS bitte ist Politik und WAS nicht?
Da schreibt jemand, der seinen Lebensunterhalt auf alternative Art und Weise verdient. Ausserdem zeichnet sich seine ARBEIT dadurch aus, dass es ARBEIT GEGEN DAS SYSTEM ist. Falls Ihr mal versucht habt Euer Geld selbst zu verdienen, ohne Euch dabei von irgendwelchen Fettärschen und Wabbelhirnen ausbeuten zu lassen, würdet Ihr wissen, dass man damit Probleme haben wird. Probleme mit den Hütern von Recht und Ordnung.
Alternative Lebensweise. Das beinhaltet auch die ARBEIT.
Grosse Klasse das man vom Holger öfter mal was hört. Das bringt Einblick in verschiedenste Bereiche der Repression.
Schaut Euch mal an was der Holger so macht, vielleicht komm Euch ja auch mal n paar Ideen zum Überleben im Widerstand.
Demokommunisten geht heim!
Für Selbstbestimmung in allen Bereichen!
Fickt das System! Noch tiefer!
Gruss und Kuss an den Holger!

@ geht mir auf die Nerven

Holger Halfmann 26.12.2002 - 02:07
Hast ganz recht, dieses Gespräch war im Nachhinein überflüssig und ging auf meine psychische Verfassung im Kessel zurück. (ich weiß, es war für Euch alle ein anstrengender Tag, aber ich hatte durch meinen Verkaufskram und die Mobilisierung für die von mir angemeldeten Weihnachtsdemos ( http://www.jusos-harburg.de/Termine/Anderweitige_Termine/anderweitige_termine.html)noch mehr Stress)

Ich hätte eher verstehen müssen, das es gar nicht um´s Geld ging (wie sonst in diesen Discussionen), sondern tatsächlich darum das "Sie" es selber gestalten wollte.

Bisherige Erfahrungen zeigten mir das so ein Spruch meist nur ein frommer Wunsch ist und i.d.R. so ein Aufnäher (oder..) dann eben doch nicht selber gestaltet wird. Außerdem ist es meist in diesen Fällen so, das mit mir nicht über Preise discutiert (handeln) wird, da dies untypisch ist in Deutschland. Und ich bin alles andere als typisch Deutsch! Mich regt halt immer tierisch auf wenn es für manche das schlimmste "Verbrechen" zu sein scheint etwas für "weniger" als "normal" (individuelle Preise je nach Einkommen/Verwendungszweck/Background) zu bekommen. Und diesen Hintergrund vermutete ich fälschlicherweise.

In diesem Sinne SORRY und Vergebungsersuch.

PS: Könnt ja mal mailen wie der selbstgemachte Aufnäher geworden ist.. Mir gefallen die 5 die ich noch hab von dem Motiv selber nicht von der Gestaltung - wust ich nicht bei Bestellung, das die anders aussehen als das Plakat/PK/AK-Motiv. Aber wegwerfen will ich die auch nicht - daher brach für mich "ne Welt zusammen" als ich endlich mal nach denen gefragt wurde und jegliche Einigungsbemühungen scheiterten. Meine Schwäche ist meine Aufdringlichkeit - habt Ihr ganz Recht - obwohl in manchen Situationen ist sie auch Stärke - dann Hartnäckigkeit genannt - z.Bsp im Wiederstand!