4.Thesen zum Antisemitismusstreit

Max Brym 20.12.2002 17:20 Themen: Weltweit
4. Thesen zu Antisemitismus, Philosemitismus und Zionismus.
Versuch einer Entblödung
4.Thesen zum Antisemitismusstreit
Versuch einer Entblödung

Auf unzähligen Internetseiten sowie bei vielen Demonstrationen und Kundgebungen tobt der Antisemitismusstreit. Dabei geht es in den seltensten Fällen sauber und korrekt ab. Hier muß jedoch ernsthaft festgehalten werden: Der Antisemitismus aus der Mitte der Gesellschaft hat einige Linke eingefangen. Andere hingegen benützen den Vorwurf des Antisemitismus geradezu inflationär. Dadurch nehmen sie dem Antisemitismus objektiv seinen barbarischen Inhalt. Denn wenn alles antisemitisch ist, ist der Antisemitismus gar nicht mehr so schlimm. Es ist deshalb neuerlich an der Zeit einige Eckpunkte für die Debatte vorzulegen. Hier wird der zugegebenermaßen arrogante Versuch gestartet, eine Enblödung einzuleiten.

4. Thesen zu Antisemitismus Philosemitismus und Zionismus

1. Der Antisemitismus ist in Deutschland eine reale Gefahr.
Alle Umfragen neueren Datums belegen eine dramatische Zunahme antisemitischer Grundeinstellungen, in weiten Teilen der bundesdeutschen Öffentlichkeit. Dieser Antisemitismus kommt aus der Mitte der Gesellschaft. Ein Roland Koch in Hessen versuchte seine Schwarzgeldaffärre mit verstorbenen jüdischen Spendern abzutun. Jetzt hat er in einer Debatte im hessischen Landtag die Besitzenden in der BRD mit den Opfern der Schoa verglichen. Diese Ungeheuerlichkeiten bedienten mehrere Grundbedürfnisse der deutschen Antisemiten. Zuerst werden die Juden im allgemeinen mit Geld in Verbindung gebracht und im nächsten Schritt, mit seinem Vergleich, bezüglich der deutschen Vermögenden die Schoa relativiert. Das trifft sich mit dem Vorhaben, großer Teile der politischen Kaste aus dem Schatten der Geschichte herauszutreten.Die zustandegekommene bundesdeutsche Normalität machte es möglich, dass der Literat Martin Walser in seinem Roman "Tod eines Kritikers" ungeschminkt eine literarische antisemitische Tötungsphantasie zu Papier bringen konnte. Ein Möllemann griff Michel Friedman mit dem Vorwurf an durch seine arrogante Art den Antisemitismus zu fördern. Ergo die Juden sind selber am Antisemitismus schuld. Ein Herr Karsli gab vorher der rechtsradikalen Jungen Freiheit ein Interview indem er von einer mächtigen weltweitoperierenden zionistischen Lobby sprach. Diese hätte auch den ehem. US-Präsidenten Clinton manipuliert. Damit bediente Karsli den Mythos der jüdischen Weltverschwörung. Alle wesentlichen Bausteine des antisemitischen Wahns werden hierzulande aus der Mitte der Gesellschaft reaktiviert.

2.These.: Die Linke und der Antisemitismus

Viele bundesdeutsche Linke ignorieren den Antisemitismus in Deutschland. Ihr Hauptgegner ist der Zionismus und der ihn stützende US-Imperialismus. Ihre Vorstellungen vom Zionismus sind äußerst nebulös. Normalerweise bezeichnen Sie den Zionismus als Rassismus, oder gar als Faschismus. Damit erklären sie im nachhinein Albert Einstein, Martin Buber, Berl Katznelson und Ben Gurion zu Faschisten. Dabei werden sie von Pseudohistorikern wie Herrn Elam argumentativ abgefedert. Jener erklärte anläßlich der "Palästinatage" in München (November 02.) Ben Gurion zum Nazikollaborateur. Genau besehen hat diese Linke keinerlei historische Kenntnisse und absolut keinen Realitätsbezug. Ihre Kenntnisse über den Zionismus erschöpfen sich darin, irgendwelche Juden hinter dem Zionismus zu vermuten. Aktuell geht es ihnen darum, nur dem Staat Israel die Existenzberechtigung abzusprechen. Die unverschämten Kraftausdrücke gegen Israel und den Zionismus sucht man vergebens, wenn über andere Staaten wie Saudi-Arabien den Irak oder Syrien gesprochen wird. Statt vor der eigenen Haustüre zu kehren und den Antisemitismus hierzulande zu bekämpfen ist diese Linke selbst latent antisemitisch.

3. These: Die ordinären rechten Antisemiten

In Deutschland gibt es von Ausnahmen abgesehen, keine selbsterklärten Antisemiten. Jeder halbwegs kluge Faschist bezeichnet sich als Antizionist. Ihren antisemitischen Wahn leben sie unter dieser Parole aus. Dabei stützen sie sich auf den immer lauter vorgetragenen Antisemitismus aus der bürgerlichen Mitte. Sie treten körperlich gegen Juden und Ausländer in Aktion. Besonders scheint ihnen die Schändung jüdischer Grabstätten und von Gedenkstätten am Herzen zu liegen. Wenn sie publizieren und argumentieren befleißigen sie sich einer antikapitalistischen Phraseologie. Diese verbindet den Begriff Kapitalismus einfach mit einer anonymen Geldmacht hinter der die Juden stehen. Hier haben viele Linke im Rahmen der Globalisierungsdebatte eine offene Flanke. In vielen linken Publikationen ist von einem transnationalen spekulativen Finanzkapital die Rede. Diese Definition des Kapitalismus bietet den Rechten die Chance zu intervenieren. Sie versuchen zunehmend an linken Debatten teilzunehmen, um die Verworrenheit für eine rotbraune Querfront zu nützen. Der Antizionismus vieler Linker kommt ihnen hierbei entgegen.

4. These: Der Philosemitismus ist eine Falle

Ein Teil der deutschen Linken ist philosemitisch. Jede Kritik am Staat Israel wird als antisemitisch gebrandmarkt. Dabei wird übersehen, dass die israelische Gesellschaft äußerst differenziert ist. Es gibt eine israelische Rechte, eine bürgerliche Mitte und eine israelische Linke. Der Streit über den politischen Weg ist in der israelischen Gesellschaft angelegt und zugelassen. Eine Kritik an einer bestimmten israelischen Regierungspolitik ist völlig legitim. Dadurch das diese deutsche Linke jede Kritik am Staat Israel als antisemitisch bezeichnen, verkennen sie den pluralen Charakter der israelischen Gesellschaft. Zudem bedeutet ein beliebiger Umgang mit dem Begriff Antisemitismus, dass letztendlich ungewollt der Antisemitismus in seiner menschenverachtenden Brutalität relativiert wird. Eine philosemitische Haltung befördert nicht den Kampf gegen den Antisemitismus, sondern beschädigt diesen notwendigen Kampf. Denn, intellektuell ist der Philosemitismus mit dem Antisemitismus vergleichbar. Beide gehen von den Juden als abstraktem Ganzen aus. Für den Antisemiten ist der Jude schlecht und verachtenswert. Für den Philosemiten hingegen gut und liebenswert. Das führt in der Realität zu völlig unterschiedlichen Folgen, ist aber ideologisch gleichzusetzen. Beide Ideologien ignorieren den konkreten Menschen und konstruieren aufgrund der Abstammung bestimmte Verhaltensmuster. Beides hat mit Wissenschaft nichts zu tun. Dennoch ist der Philosemitismus der sogenannten antideutschen Linken wesentlich sympathischer als der Antisemitismus vieler in Deutschland.


Max Brym
Freier Journalist
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Ergänzungen

hintergruende

20.12.2002 - 21:07
grundsaetzlich kann ich dem geschriebenen zustimmen. aber ich denke das die kritik an israel grundsaetzlich von linker seite eingestanden wird. was nicht hingenommen wird, ist eine vorverurteilung, denn da wirds wirklich oft antisemitisch. weil meist ohne hintergrundinformationen ein urteil gefaellt wird. aber dazu gibts ja die adf-berlin seite. da sollen alle moeglichen infos gehostet werden. oder die www.antisemitismusstreit.tk da isses spezieller zum thema inner linken

Deutschland deine Vordenker!

Elvira 20.12.2002 - 21:47
Wenn wir die nicht hätten, wir Armen Linken wärens Vollkommen Hilflos der Grausamen Internationalen Politik Realität ausgesetzt!

Gibt es auch noch ein Anderes Thema als Antisemitismus?

Und wie Links Korrekt über das Internationale Kapitalisten und Rüstings Spekulantentum gedacht werden muß?

Max nur aus Rücksicht, weil Leute wie ihr

Inge 20.12.2002 - 21:54
hier bei indymedia mit machen, halte ich mich beim Thema Palästina, und Israels Rüstungspolitik, Gewaltig zurück, ansonsten würde ich die Themen, wenn indymedia ein Freies Linkes Medium wäre, Erheblich Intensiver behandeln, könnt ihr bei euerm Feindbild, der Bundesdeutschen Linken, nicht auch mal Rücksicht nehmen, und nicht in jeden Zweiten Beitrag zur Politisch Korrekten Weltanschauung aus Eurer Sicht auffordern!

Auch wenn es sein sollte

Heidelinde 20.12.2002 - 22:02
das irgendwer Leute mit einer Weltanschauung wie ihr sie habt, nicht unbedingt mag, so denkt er in einer Freiheitlich Demokratischen Grundordnung immer noch Politisch Korrekt!

Ihr könnt keinen zwingen euch Bedingunglos zu mögen, hier in der Bundesrepublik nicht mit Gesetzen, und in Palästina nicht mit Kanonen.

Das ist ganz einfach missionieren!

Katrin 20.12.2002 - 23:03
Wenn Gegetsmühlenartig, Häufig Wiederkehrend irgendwelchen Menschen eingehämmert wird, wie er Richtig zu denken hat, in welcher Verpackung auch immer, dann ist das missionieren, auch Gehirnwäsche genannt!

Denkanstoß

Martin 21.12.2002 - 12:43
Der Mann hat ausdrücklich deutlich gemacht, daß es sich lediglich um Denkanstöße handelt indem er "Denkvorschriften" als arrogant bezeichnet. Es wäre noch zu ergänzen, daß der Philosemitismus ebenfalls aus der extremen "Mitte" kommt. Er ist im übrigen genauso gefährlich, da er Gegenreaktionen provoziert. Außerdem ist zu ergänzen, daß Antisemitismus eigentlich auch mit einem konsequent nationalistischen Weltbild unvereinbar ist. Juden sind ein Volk wie jedes andere.

Buenaventura 21.12.2002 - 15:01

A)wenn es aber um den Antisemitismus in der linken geht, muss sehr unterschieden werden. was mensch vielen Linken vorwerfen kann ist der sog. STRUKTURELLE ANTISEMITISMUS.
dieser ist ein personifizieren des Kapitalismus. Schuld am Kapitalismus und seinen Folgen ist nicht das System selbst, sondern die Ausführenden und Nutzniesser des System. also Reiche und PolitikerInnen. verbunden damit sind stereotype Bilder vom blutsaugenden Kapitalisten, fett, mit Zigarre, Zylinder und Hakennase. als Gegensatz uns als die gesunden, ehrlichen und aufrechten Arbeiter die die Blutsauger abschütteln müssen. diese Archetype teilen wir mit den Faschos.
--------- Judenhasser kenne ich unter den Linken aber keine! keine LinkE die ich kenne würde jeh eine Person bewusst vorverurteilen, weil sie JüdIn ist. im Gegenteil! -------
und da liegt auch das Missverständnis. "Antisemit" ist eine moralische Wertung. struktureller Antisemitismus entsteht aber aus einem Unverständnis über das Kapitalistische System. Vordergründig sieht es ja auch so aus, als ob die Kapitalisten böse und gierig sind (was sie natürlich auch allzuoft sind). und die Archtetype vom fetten Kapitalisten sind unbewusst und müssen nur bewusst gemacht werden.
-------- wenn Mensch sich nur ein bischen anstrengt den Komplex aufzuklären sind die allermeisten Linken sehr einsichtig. stattdessen wird einem mit einer unerträglichen Arroganz die "Wahrheit" um die Ohren geschlagen.
B)mit den Verschwörungstheorien ist es so eine Sache. natürlich gibt es keine riesige, komplexe Weltverschwörung a la Jan van Helsing. es gibt aber natürlich interessenorientierte Absprachen und Bünde und Reichen und Mächtigen (natürlich gibt es eine jüdische Lobby in den USA- das bestreitet auch dort fast niemand. natürlich sind diese aber nicht allmächtig). bischen differenzieren wäre gut!

zu These 4

javier 21.12.2002 - 15:59
Ich halte es für einen Mythos, daß es Leute gibt, die "jede Kritik an Israel als antisemitisch brandmarken." Die Realität sieht doch ganz anders aus: Kritik ja, Ressentiment nein. Das Problem in der Antisemitismus-Debatte ist, daß es Leute gibt, die unter dem Vorwand "Man muß doch Israel kritisieren dürfen" die Kritik an der Situation in Nahost strikt auf Israel einschränken wollen.
Die Stammtischparole von den "inflationären Antisemitismusvorwürfen" (jeder kann sehen, daß das Stigma "antideutsch" viel öfter ausgeteilt wird) sollten Linke der Mitte und ihren Möllemännern überlassen.

siehe auch:  http://dki.antifa.net/antisemitismusstreit/sharonlinke.html

@Javier

21.12.2002 - 16:29
naja, Selbstkritik ist ja nicht gerade eure Stärke. ihr habt die klassische Ideologieblindheit. es stimmt zwar dass "Antideutsch" inzwischen ein Schimpfwort ist. aber alles hat seine Geschichte mein Guter!! und das ihr Kritik am Staat Israel zulasst ist ein Witz. es ist sogar explizit von einigen ADs gesagt worden, dass wir als deutsche das pauschal nicht dürften. ihr erinnert mich an pupertierende Gymnasiasten, die mal n Psychologiebuch in die Hand bekommen haben und nun ganz euphorisch ihre Umgebung psychologisieren und terrorisieren.

Die Wahren Antisemiten seid ihr Max!

Elvira 21.12.2002 - 16:58
Ihr Antideutschen spamt jede Diskussion Gewaltsam mit Euerm "Juden" um Agression zu sääen, Gleichzeitig spamt ihr Nebenbei Uralte Mythen über juden, wobei ihr aber Gleichzeitig Jeglich Diskussion über das Jüdische als Antisemitisch Rassistisch Sexistisch defamiert, um diese Uralten Mythen die Ihr steut, in euerm Gegenüber so Richtig wachsen und wuchern zu lassen, damit ihr am Ende wieder euern Echten Antisemiten habt, den ihr Endlich bekämpfen könnt, eure Undemoratische Medien Zensur nutz ihr dabei wiederum Geschickt, um Agression zu sääen, und die Diskussion in euerm Sinne zu steuern und entgleisen lassen zu können.

Die Wahren Antisemiten seid Ihr, schon immer gewesen, und Ihr werdet es immer sein!

@euch da oben

clandestino 21.12.2002 - 17:09
Im Kapitalismus gibt es selbstverständlich Privilegierte, die Macht und Herrschaft ausüben. Aber das macht noch keinen Kapitalismus: denn das ist nicht seine Ursache, sondern sein Ergebnis. Feg sie alle weg, diese bösen schuldigen "Bonzen", die du meinst erkannt zu haben, und im Handumdrehen hast du neue und das ist im Kapitalismus auch ganz logisch.
Und der anonyme Knilch da oben, der darüber jammert, dass "wir als deutsche" von den "ideologisch verblendeten" gleich eins auf den Deckel kriegen, wenn wir Israel kritisieren, soll man schön vor seiner eigenen Tür kehren, bevor er meint, von der Verblendung anderer sprechen zu können.

Entblödung fehlgeschlagen

clandestino 21.12.2002 - 17:10
Aber einmal ist keinmal.

Wer hat denn was von Hinweg fegen gesagt?

Inge 21.12.2002 - 17:30
Die Ikonen des Kapitalismus gehören wie Alles Andere auch zur Gesellschaft!
Bloß wie Alle Anderen (Bankräuber Vergewaltiger usw.) in der Gesellschaft haben sich die Ikonen dea Kapitals und Ausbeuterischen Spekulantentums, der Kritik in der Gesellschaft zu stellen, aber du wirst bestimmt verstehen, wenn ich sage Eure Komische Antisemitismus Definition, mit der Ihr Alle solche Ikonen des Kapitals und des Spekulantentums mit unter euern Schutzanspruch stellt, macht euch doch Automatisch Verdächtig, mit diesen Leuten unter einer Decke zu stecken.

Also lasst doch eure Seltsamen Antisemitismus Definition und Ständigen Diskussionen stecken, ihr pinkelt euch damit am Ende doch nur selbst ans Bein.

javaiar hat recht!

21.12.2002 - 17:34
die ganzen antideutschen kommentare, die bahamas (die wohl besondere sympathie des vs geniessen dürfte) usw. sind alles nur halluzinationen und existieren gar nicht. javiar liebt den großen bruder, schliesslich ist krieg eigentlich frieden!

Ich bleib blöd und fühl mich gut. Juhu.

clandestino 21.12.2002 - 18:21

Versuch einer Entblödung

Agron Sadiku 21.12.2002 - 18:52
Ein Versuch ist ein Versuch und der ist Herrn Brym ganz gut gelungen. Die angegebenen Eckpunkte sind überlegenswert. Nun zu einer völlig blödsinnigen Frage, die in München aufgetaucht ist, " Ob Deutsche Israel kritisieren dürfen". So nannte sich eine Veranstaltung , anläßlich der "Palästinatage". Die Fragestellung war offen antisemitisch, denn sie beinhaltete die Vorstellung die Deutschen währen nicht frei. Es wurde behauptet es gäbe in Deutschland eine mächtige "zionistische Lobby" die das "freie deutsche Wort" unterdrücke ( Sinngemäß). Diese Behauptung ist völlig daneben und antisemitisch. Nebenbei gesagt kann diese "Linke" nicht Zeitung lesen. Ich meine damit die bürgerliche Presse. Selbstverständlich ist es im angebracht, bestimmte Praktiken der israelischen Staatsmacht anzuprangern.Diese Notwendigkeit besteht für die Linke, nicht für das deutsche Bürgertum und in ihrem Gefolge die verbürgerlichte Linke.Diese Kritik, wirklich linke Kritik, an bestimmten israelischen Staatspraktiken ist öfter nötig. Das letztere begreifen die Antideutschen nicht. Die Voraussetzung jeglicher Kritik sollte allerdings die Akzeptanz des Existenzrechtes von Israel sein. Sowie die Verurteilung der faschistoiden Hamas und ähnlicher Gruppen. Auch muß der pawlowsche Reflex abgestellt werden, jede verkürzte Kapitalismusanalyse als antisemitisch zu denunzieren. Wahr ist,dass eine falsche Definition des Kapitalismus, den tatsächlichen Antisemiten MÖGLICHKEITEN verschafft. Sie (Die Nazis) orientieren momentan auf eine Querfront und stützen sich dabei auf unwissenschaftlichen Blödsinn wie er von attac Linksruck und ähnlichen dargebracht wird. Das gilt es zu bekämpfen, was aber nicht zu schaffen ist, wenn jeder Linksrucki gleich zum Antisemiten gemacht wird.

These 4 Antwort an Javier

Max Brym 21.12.2002 - 20:01
Hallo Javier,
eine These ist eine These. Daher notwendigerweise verkürzt. So auch These 4. Natürlich ist die Blödelei "Ob Deutsche Israel kritisieren dürfen" ein ausgemachter antisemitischer Unsinn. Ein Unsinn der gefährlich ist.
Gruß
Max

die 4 Thesen von Maxe Brym

Karl 22.12.2002 - 14:40
Die 4 Thesen von Max lauten zusammengefasst:
1. Es gibt Antisemitismus geradeaus
2. Es gibt Antisemitismus links
3. Es gibt Antisemitismus rechts
4. Philosemitismus ist zwar auch ein Vorurteil, aber sympathischer als Antisemitismus.

Danke Max! Jetzt sind wir nicht mehr blöd.

Ich meine aber, dass diese Antisemitismus-"Diskussion", wie sie von seiten der Antideutschen, der Bahamas und vielen Rechten nachäffender Weise geführt wird, läuft im Grunde nur auf folgendes hinaus:

Wer gegen Kapitalismus ist, also Linker, der muss erst mal seinen Ausweis zeigen, wo drin steht: "nicht antisemitisch!".

Oder anders gesagt: Wer gegen Kapitalisten als Klasse auftritt, der wird verdächtigt, gegen Juden zu sein.

Das heisst wiederum: Viele Rechte fühlen sich ermuntert, zu rufen: "Guck mal, da demonstrieren wieder die linken Antisemiten gegen Ausbeutung und Krieg!"

Hä ha, und der Spiessbürger freut sich.

Also die Bahamas-Leute sind einfach nur rechts. Sie denken wie Rechte, sie reden wie Rechte, sie sind Rechte und sollten auch als solche angesprochen werden.

Denn sie sind gar nicht gegen Antisemitismus oder gegen Antisemiten. Sie sind schlicht und einfach gegen Linke. von ihnen meinen sie sich distanzieren zu müssen und "Antisemitismus" (- bzw. das, was sie darunter verstehen wollen -) dienst ihnen nur als Vehikel dazu, also dankbarer Vorwand.

Na gut, dann sollen sie doch sagen, dass sie die Rechten sympathischer finden. Das wäre wenigstens ehrlich.

Der "Antifaschismus" der rechten Bahamas-Leute ist ja auch in erster Linie der Ruf "Nie wieder Auschwitz", - eine Lehre aus dem "1000-jährigen Reich", mit dem Josef Fischer in den Kosovo-Krieg gezogen ist und 700 Tote und viele tausende Schwerverletzte in Jugoslawien zu verantworten hat.

Auch jetzt wieder fordert die Bahamas Krieg gegen den Irak und ihre Argumente entnimmt sie den offiziellen Verlautbarungen der US-Army und der Bush-Connection, was auch nur konsequent ist.

Der Faschismus-Begriff der Bahamas und der Antideutschen ist dermassen verkürzt, verkürzter geht es gar nicht.
Jedoch ist der Faachismus mehr als nur Holocaust. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine pro-kapitalistische Bewegung zur sozialen und politischen Unterdrückung einer Klasse durch die herrschende Klasse mit Hilfe des terroristischen Einsatzes des Staatsapparates.

Im übrigen ist den antideutschen Experten von der Bahamas wohl noch nicht aufgefallen, dass sich reihenweise Antisemiten in ihren Reihen tummeln. Wie anders wäre es zu erklären, dass eine Araber-Hasserin und Moslem-Antisemitin wie Oriana Fallaci zu den favorisiertesten Schreiberlingen auf der Bahamas-Seite gehört?

 http://www.redaktion-bahamas.org/auswahl/web38-3.htm

Tja, es ist schon eklig, wenn Antisemitinnen über Antisemiten schreiben. In der Psychologie nennt man das "Projektion" (des eigenen Fühlens und Denkens auf andere).

Politisch-taktisch handelt es sich um die Methode "Haltet den Dieb!"

-------------

Zum Antisemitismus unter kleinbürgerlichen und antimarxistischen Linken liesse sich aus linker Sicht durchaus etwas sagen. Aber die rechte "Antisemitismus-Kritik" soll doch lieber ihr Maul halten oder muss sich halt gefallen lassen, als das geoutet zu werden, was sie ist ...-

Archetypen?

Schwarze Feder 22.12.2002 - 14:43
Ich halte nicht viel von der These des "STRUKTURELLEN ANTISEMITISMUS". Schon gar nicht, wenn dann auch noch mit dem Begriff "Archetypen" operiert wird. Letztlich handelt es sich hierbei um eine jungianische Argumentation. Es wird argumentiert: wenn wir Kapitalismus personifizieren wecken wir archetypische Bilder vom Juden mit der Hakennase, die als kollektiv-unbewußtes eh schon herumgeistern. Ich denke, dass es sich hier um ein sehr gefährliches Argumentationsmuster handelt, welches vor allem von Faschos benutzt wird (wie z.B. Georges Sorel oder C. G. Jung). Die Macht der Ur-Bilder wird heraufbeschworen, dabei sind auch Ur-Bilder nichts als Bilder.
Um Gewalt auszuüben muss mann/frau prädisponiert sein. Ich glaube, dass Menschen nur dann andere Menschen erschlagen, wenn sie hierfür zugerichtet worden sind. Hier ist die Männerforschung ganz interessant. Weshalb wenden Männer schneller und brutaler Gewalt an als Frauen. Mit esoterischen Archetypen-Erklärungen kommen wir hier nicht weiter.
Natürlich heißt das nicht, dass Bilder ungefährlich sind - aber sie wirken nur dort, wo der Boden bereitet wurde.

Buenaventura 22.12.2002 - 15:20
Archtypus heisst Urbild oder Muster... ich hatte den Begriff natürlich nicht im Jungschen Sinn benutzt. Was ich meinte: Das Bild vom fetten Kapitalisten ist ein Bild in unserem Unterbewusstsein das tatsächlich existiert. das hat aber nichts mit Esoterik zu tun sondern mit Geschichte und Psyche und Fehlinterpretationen und rassistischen Denkstrukturen. im Feudalismus muss sich wohl das Bild vom fettgefressenen Herrscher gebildet haben während "das Volk" (ich meine die Menschen, erschlagt mich nicht gleich) darbt. den Juden war verboten Handwerk auszuüben, also waren sie gezwungen Geldverleiher zu werden...u.s.w.!
ich finde den Begriff des strukturellen Antisemitismus auch total irreführend. so irreführend dass auch die ADs ihn mit dem Antisemitismus an sich durcheinanderbringen.
ich sehe hier
1. ein Riesenmissverständnis
2.eine Wahnsinnsarroganz und Dummheit auf Seiten der ADs
3.eine mangelnde Bereitschaft alte Positionen zu überdenken bei den AntiADs
--- und natürlich muss die herrschende Klasse adressiert und angegriffen werden. sonst wäre auch Marx Antisemit gewesen. und dem kann mensch ja nicht vorwerfen, den Kapitalismus nicht verstanden zu haben.
nur: es ist nicht so, dass wir gut und die böse sind. unsere Wut muss sich v.a. gegen die Maschine richten!

Maschine

Schwarze Feder 23.12.2002 - 15:21
ja, gegen die Machine. Nur sind wir Teil der Maschine. Und je nach Klassenherkunft rattern wir unterschiedlich und sind unterschiedlich kompatibel. Wir sollten uns unser Rattern, unseren Habitus genauer ansehen. Es reicht nicht zu analysieren und politisch aktiv zu sein und Bilderverbote auszusprechen.
Ich finde Therapie/Training sehr wichtig. Zum Beispiel
Männer organisieren Radikale Therapie / Frauen organisieren Radikale Therapie
oder Co-Counseling
oder Social Justice Training (zu den Themen Antisemitismus, Klassismus, Heterosexismus...)
Und das eben nicht zum Selbstzweck, sondern politik-begleitend.

23.12.2002 - 16:53
cool! wo gibts so was?