Nein zur Gefahrenabwehrverordnung !!!

Besorgter Bürger 06.12.2002 20:36 Themen: Antifa Globalisierung Repression
In Giessen/Hessen wird am 12.12. eine neue Gefahrenabwehrverordnung in Kraft treten, die für Punks, Obdachlose, Alkoholiker und zahlreiche Andere eine extreme Verschlechterung ihrer Lebenmsverhältnisse bedeuten wird.
Nein zur sogenannten "Gefahrenabwehrverordnung"!
Nein zum S.O.S.-Programm der bürgerlichen Parteien in Giessen!
Die Stadt gehört allen!!!

Am Donnerstag, dem 12.12.02, will die (rechts-)bürgerliche Stadtkoalition (CDU/FWG/FDP) eine neue Gefahrenabwehrverordnung absegnen. Damit wollen die oben genannten Parteien dem Chaos auf Giessens Strassen ein Ende setzen. Zwischen 17 und 19 Uhr soll über das Gesetz abgestimmt werden.
Das Programm beinhaltet folgende Punkte, welche unter Hauptführung von Peter Möller (CDU) entwickelt worden sind und sich auf grosse Teile des S.O.S.-Programms (Sicherheit-Ordnung-Sauberkeit) beziehen, welches die Giessener CDU im Wahlkampf propagierte:

- "Trinkgelage" auf öffentlichen Plätzen ab 2 Personen werden verboten
- unangepasstes Verhalten in der Öffentlichkeit wird nicht toleriert
- Durchsuchen von Mülltonnen nach Verwertbarem wird verboten
- das Verteilen von Flugblättern wird verboten
- "aggressives Betteln" wird verboten
- (schon seit Januar 2001) verboten ist das "wilde" Plakatieren, verfolgt werden kann auch der Presseverantwortliche und nicht mehr nur der Kleber eines Plakates
- Schlafen und Lagern auf öffentlichem Raum wird verboten
- Teppichausklopfen auf Balkonen und Fenstern wird verboten
- ebenso das Autowaschen auf der Strasse
- unter Strafe steht die Verunreinigung von Strassen durch Zigaretten oder Kaugummis
- Richtlinien für die Länge von Hundeleinen werden festgesetzt

Zusätzlich ist in der Stadt festzustellen:
- die Kameraüberwachung auf dem Marktplatz (von der SPD initiiert), im gesamten Stadtraum gibt es etwa 30 Kameras
- eine Zunahme von Kontrollen gegenüber sogenannten "Risikogruppen", die an Kleidung, Haarschnitt und/oder Hautfarbe festgemacht werden
- die Entfernung von grossen Teilen der Grünanlagen, "es könnten sich ja Fixer darin verstecken"

All diese Abwehrverordnungen sollen durch Bussgelder zu einer Disziplinierung der verwahrlosten Teile der Gesellschaft führen und diese letztendlich aus der Stadt vertreiben. Damit sind sog. sozial Schwächergestellte (Berber, Obdachlose, Arbeitslose, Alkoholiker) ebenso gemeint wie offen erkennbare alternativ lebende Menschen.. Hierzu sollen Hilfsbeamte eingesetzt werden.
Hier wird deutlich, dass der öffentliche Raum immer mehr nur die Freiheit zum Konsum statt zum gemeinsamen Leben bieten soll. Wer nicht konsumieren will oder kann hat auch kein Anrecht auf eine Teilnahme am öffentlichen Leben im Seltersweg, auf dem Lindenplatz, im Stadtpark oder sonstwo.
All diese oben formulierten Richtlinien bieten zudem genug Raum um jederzeit passend gegen unliebsame Personen vorzugehen. "Aggressives Betteln" kann schon gemeint sein wenn sich der Geschäftsinhaber gestört fühlt von so viel Armut. Trinkgelage werden wohl nur noch hingenommen wenn die Kasse stimmt oder der Normalbürger saufen darf, bspw. bei Stadtfesten am Glühweinstand oder ähnlichem.
Wer Hunger leidet hat auch kein Recht mehr sich vor dem Verhungern durch den Griff in die Mülltonne zu retten. Wenn er/sie verhungert kann er/sie wenigstens keine öffentlichen Plätze verschandeln, nicht wahr Herr Möller?
Diese Gesetze dienen der gesellschaftlichen Ausgrenzung von allen Gruppen und Individuen, welche nicht in das Bild der Regierenden passen und kapitalistisch nicht verwertbar sind.
Hierbei ist jedoch bundesweit nicht nur die CDU Vorreiter für Law & Order.
Auf Bundesebene ist Otto "Hardliner" Schily ja bekannt, aber auch in Giessen kam es schon zu Zeiten der SPD/Grünen-Koalition zu Ausgrenzungen von unerwünschten Personen. (Punkerverbot im Seltersweg u. ä.) Und die oben erwähnte Kameraüberwachung war schliesslich die Idee der selbsternannten Sozialdemokraten.
Wie verhält sich die SPD zu den "Gefahrenabwehrverordnungen" in Giessen? Sie enthält sich !
Und macht dadurch deutlich, dass sie vermutlich ein bis zwei Passagen anders betiteln würde und im Falle einer Rückgewinnung der politischen Macht diese Gesetze weiter bestehen lassen würde.
Desweiteren werden an sämtlichen Bereichen der Sozialausgaben Kürzungen vorgenommen und stattdessen 50.000 Euro jährlich für sogenannte "Freiwillige Polizeidienstkräfte" ausgegeben. Hier regiert Law & Order und macht vor keiner/m halt der/die sich nicht ins herrschende Gesellschaftsbild anpasst.

Wir sind aber der Meinung: Die Stadt gehört allen!!!
Nicht wir sind eine Gefahr für die Stadt , sondern Doppelmoralisten wie die bürgerlichen ParteienvertreterInnen, die auf Kosten der Menschen ihre Politik durchsetzen !!!!!
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Ergänzungen

Kundgebung

immer noch besorgter Bürger 06.12.2002 - 20:45
Am 12.12. wird wegen dieser Verordnungen um 17 Uhr am Berliner Platz eine Kundgebung stattfinden.
Weiterhin wird an diesem Tag, an dem die Verordnungen zur Abstimmung stehen, zum zivilen Ungehorsam in der Innenstadt aufgerufen.
Am Samstag, dem 14. 12. und auch an jedem darauffolgenden Samstag werden wir uns um 12 Uhr an den "Drei Schwätzern" in der Fussgängerzone treffen, um unseren Unmut über diese Verordnungen durch Übertretung derselben kundzutun. Erscheint zahlreich, bringt Spass, gute Laune, Kraft, Kreativität und gaaaaanz viel Widerstand mit!!!

Frechheit

*blablubb* 07.12.2002 - 00:20
Das ist ja eine Unverschämtheit, also in Kassel sind einige Punkte davon auch schon seit längerem durchgesetzt worden, so z.b. aktuell die Kameraüberwachung, allerdings nicht ohne Widerstand.
Desweiteren ist "Teppich ausklopfen" jawohl nicht zu untersagen, ansonsten wird die Hygiene auf der Strecke bleiben, und was sollen die armen Allergiker dann tun?
Gießen wehrt Euch gegen diese Einschnitte in die Freiheit. Auch das besondere "Behandeln" von alternativ gekleideten Leuten, egal ob Grufti, Punk, oder Hippie, oder was auch immer, es ist einfach nicht durchzusetzen.
Und hier nochmals meine Aufforderung aus Kassel: KAMPF der faschistischen lokalen Regierung der oben genannten Parteien. Laßt Euch nicht alles gefallen, ansonsten wird es immer mehr....

Weitere Infos auch immmer hier ...

Gefahrenabwehr nicht mit uns!!! 07.12.2002 - 01:10
Eine Internetseite zum Thema wird noch entstehen ... für Aktionsideen sind immer empfehlenswert:

- Kommunikationsguerilla:  http://www.contrast.org/KG
- Direct-Action:  http://www.direct-action.de.vu
- Antirepression:  http://www.projektwerkstatt.de/antirepression

BOMB DISNEYLAND

städter 07.12.2002 - 03:19
liebe vorstädter - disneyland europe, nähe paris. muss man auch nicht verlassen, da der suburbianer dort auch im mickey-maus-hotel logiern kann. viel spass.

Grünflächen

moooomentmal 07.12.2002 - 15:42
ich versteh nicht, wieso bei den Grünflächen keiner meckert! Da muß mensch schon ganz schön mit Büroluft / Fernsehsmog verseucht sein, um damit konform zu gehen!

Ansonsten:
trotz pazifistischer Einstellung, das klingt nach AUFS MAUL!!!


Grüße aus Hamburg (überall das Selbe!)

Unverschämtheit

*blablubb* 07.12.2002 - 19:54
Also hier in Kassel gibts super viele und große Grünflächen und die Junkies sind auch nicht die ganze Zeit da. Ausserdem trägt die Verdrängung nicht zur Lösung des Problems bei.
Eher sinnvoll wären saubere Fixer Räume, Ausgabe von sauberem Fix-Besteck, etc....

Was heißt hier "NEIN"?

Baum 08.12.2002 - 14:28
Sie werden diese Verordnung durchziehen, nicht nur in Giessen, sondern auch in allen anderen Städten, da können wir so viel NEIN sagen und demonstrieren wie wir wollen. Und das ist erst der Anfang... Eine ganz üble Entwicklung schleicht langsam voran; das was noch vor einigen Jahren selbst in konservativen Kreisen als radikal bewertet worden wäre (z.B. solche Verordnungen) gilt heute als normal. Auch die "Linke" macht da immer mehr Zugeständnisse; die Forderungen werden mehr und mehr der neuen Situation angepasst und sind somit lediglich nur noch eine Reaktion auf das, was passiert; der Protest wird immer konformer: "Ziviler Ungehorsam" nennt sich das heute.
Dieser Kommentar soll natürlich nicht entmutigen, etwas gegen die aktuellen Entwicklungen zu unternehmen. Allerdings müssen die Protestformen in Anbetracht der sich immer weiter zuspitzenden Situation dringend überarbeitet werden.

Satzung in Lindau wird wieder aufgehoben

LI-Punk 09.12.2002 - 00:53
Es geht auch andersrum... Nach mehreren Gerichtsurteilen seit 1998, die diesen ganzen Satzungsblödsinn für samt und sonders gesetz- und verfassungswidrig erklärt haben, hat in Lindau die Bunte Liste im Stadtrat beantragt, die dortige Anti-Bettel-und-Sauf-Satzung (von 1994) aufzuheben. Die Sache wird zwar von der Verwaltung recht träge bearbeitet, z. B. werden jetzt erst mal Stellungnahmen von der Polizei verlangt etc., aber rechtlich haben sie eigentlich gar keine andere Möglichkeit, als den Antrag anzunehmen und das Betteln und Saufen in Lindau wieder zu legalisieren. Bis zum Sommer sollte die Sache eigentlich über die Bühne sein! Es lohnt sich also auf jeden Fall, sich mal die Urteile über die entsprechenden Satzungen z. B. von Elmshorn, Ravensburg und Saarbrücken anzuschauen und diese Satzungen auch juristisch anzugreifen (Aktenzeichen weiß ich leider nicht auswendig). Das braucht gar kein Gerichtsverfahren zu sein - Brief an die Rechtsaufsichtsbehörde (Landratsamt bzw. Kreisverwaltungsreferat) genügt! Es ist nämlich schon der Hammer, daß dieser ganze grundrechtswidrige Kram trotz der eindeutigen Gerichtsurteile in allen Städten noch in Kraft ist, wo sich niemand dagegen wehrt, während Rechtsfehler z. B. in Abwassersatzungen sofort bundesweit automatisch korrigiert werden. Da kommt ein Rundschreiben vom Ministerium raus, und dann machen die das alle. Aber da geht's ja auch darum, ob irgendwelche Hausbesitzer vielleicht zehn Cent zuviel zahlen, während die Innenstadtsatzungen bloß Lebensgrundlage (Schnorren, Müll checken) oder Lebensstil (Rumhängen, Saufen und jegliche Art nichtkonsumierender Existenz in Konsumzonen) von offensichtlich zweitrangigen oder gar bekämpfenswerten Randgruppen gefährden.

Wen interessiert's...

RaimundK 17.12.2002 - 15:04
Wen interessiert's eigentlich was die bürgerliche Koalition für Gießen beschließt!

Wir müssen den Widerstand formieren in den Stadtparlamenten, auf den Straßen, im Internet, in den Köpfen, in den Herzen...

WIR SIND DAS VOLK!!!

Und wenn die in den Parlamenten uns nicht berücksichtigen, sollten wir sie auch nicht mehr länger füttern - sollten sie aus den Parlamenten und aus jeglicher Machtposition vertreiben...

Solidarität gegen Gefahrenabwehrverordnung

Hans Adler 19.12.2002 - 00:16
Ich bin ein Essener ATTAC-Mitglied und würde mich gerne gegen die Gefahrenabwehrverordnung solidarisieren (gibt es einen Aufruf dagegen ?).
Auch im Ruhrgebiet drohen in den nächsten Jahren ähnliche Entwicklungen bzw. werden schon vorbereitet.

Der Kampf gegen eine Diktatur auf Raten muss rechtzeitig vor einer Machtergreifung des Kleinbürgertums geführt werden.

Im Grunde ist jeder Bürger Arrestant bei sich zu Hause. Pinochets und Galtieris Geist macht sich breit.

z. B. neoliberale Verkehrspolitik:

In Essen ist z. B. auf der Semperstrasse - wo meist Reiche wohnen - der Bürgersteig bis auf 30 cm zugeparkt.
Den Rest müssen sich Radfahrer und Fussgänger teilen.

Da auf der Semperstrasse sowieso nur die Reichen wohnen, ist ja auch nicht zu erwarten, dass jemand ein Gebäude aus anderem Grund verlässt, als ins Auto zu steigen.

Semperstrasse ! Kein Raum zum verweilen, nur zum Eilen.

Das gilt auch für Nobelviertel wie Bredeney, Schuir und Werden.

Die Siedlungsstrassen sind dort als regelrechte Sackgassenviertel eingerichtet. Als Wanderer kann man sich dort sehr schnell verlaufen.
Allerdings: Auch Krankenwagen haben dort das selbe Problem ....