Berlin: Bilder von Demonstration gegen Hartz

Anonym 05.12.2002 23:13 Themen: Soziale Kämpfe
An einer antikapitalistischen Demonstration gegen Hartz-Papier und Sozialabbau nahmen etwa 350(+/-50) Menschen teil. Nach einer Auftaktkundgebung vor dem Arbeitsamt Kreuzberg zog die Demonstration durch "36" zum Hermannplatz in Neukölln. Überraschend war die politische Breite der Demonstration.
Weiterer Bericht: hier
Auf verschiedenen Redebeiträgen wurde klar gemacht, daß es nicht um den Erhalt präkerer Jobs, sondern um andere Verhältnisse geht. Ein Mensch von IG-Metall erklärte, daß er nicht als Verteter der "Kanzler-Gewerkschaft" an der Demonstration teilnehme. Sprecher der Callcenter-Initative und von MigrantInnenvertretungen erläuterten die praktischen Auswirkungen des Neoliberalismus und die Spaltung der Belegschaften durch unterschedliche Beschäftigungsverhältnisse (Tip nebenbei: "The Navigators" - Film von Ken Loach). Dr. Seltsam wandte sich in seinen Reden mehrmals an die AnwohnerInnen und PassantInnen und erklärte immer wieder die Grundlagen der momentanen Politik (als Auswirkung einer Krise des Kapitalismus).
Bis auf ein paar lachende Yuppies in einer Galerie neben dem SO36 wurde die Demonstraion recht positiv aufgenommen - trotz des recht abstrakten Themas. Hier nun noch mehr Bilder:


Gleich zu beginn wurde ordentlich gefilzt


Kundgebung vor dem Arbeitsamt - hier waren zunächst nur 200 anwesend


Hartz als Weihnachtsgeschenk für Unternehmen


Der Demonstrationszug führte auch am Springer-Gebäude vorbei...



Ach ja: Auf einem Flyer hab ich folgendes erfahren:
Das Berliner Bündnis für soziale Grundrechte - Stoppt die Hartz-Pläne" trifft sich 14-tägig. Das nächste mal am Sonntag, den 15.12. um 17.00 im IGMedien-Haus in der Dudenstr.10
Die Info-AG trifft sich Montags 19.00 im Mehringhof, die Aktions-AG mittwochs 20.00 im Haus der Demokratie und die Vernetzungs-AG am selben Tag 17.00 im Haus der Demokratie.
Am 19.12. beginnen die Tage des zivilen Ungehorsams mit Aktionen gegen das Hartz-Papier und Sozialabbau. Dazu dann mehr...
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Ergänzungen

Guter Ansatz - Soziale Kämpfe als Politikfeld

War heute in der Rigaer 05.12.2002 - 23:35
350 Leute hört sich vielleicht erst einmal nicht sonderlich viel an. Es war aber die bis jetzt größte Demo zu
diesem Thema. Bei anderen Hartz-Demos nahmen nur 50 bis 100 teil. Ursachen gibts hier mehrere: Die Betroffenen merken noch nichts - es ist etwas was in der Zukunft geschehen wird und die momentane Kritik dürfte, wie im Text erwähnt, zu abstrakt sein. Sobald Hartz aber Realität wird, dürfte sich das Blatt wenden.
Gut, wenn wir bis dahin ein Netzwerk geknüpft haben. Die radikale Linke ist dolchen Themen zum großen
Teil ablehnend gegenüber. Aus dem isolationistischen Selbstverständnis der 80er und dem studentischen
Sektiertum von heute heraus werden alle Ansätze, die über den Tellerrand hinaus gehen als "reformistisch" oder "verkürzt" diffamiert. Letztlich kann es nur recht sein. Wenn es geschafft wird, eine antikapitalistische Bewgung auch in Deutschland zu initiieren, wären diese Ideologen alles andere als wohltuend. Die düsteren 70er will wohl niemand noch einmal erleben....

War ziemlich gut gewesen

ein Teilnehmender 05.12.2002 - 23:38
Endlich mal eine Demo mit vernünftigen und auch für Aussenstehende nachvollziehbaren Redebeiträgen. Teilweise waren die Redebeiträge vielleicht etwas komplexer, aber so konnten die Demonstrierenden noch etwas lernen. Normalerweise werden auf Demos ja immer Flugblätter mit Allgemeinplätzen verlesen, die von Aussenstehenden gar nicht für voll genommen werden.
Ansonsten: Hoffen wir, daß die Demos größer werden.

Waren ja 3 Sachen heute in Berlin

Maxx 06.12.2002 - 01:05
350 bei Hartz, 150 an der FU und 100 in der Rigaer... ist zwar nicht wesentlich besser, aber ... naja. Zum ersten Kommentar: Kann mir gut vorstellen, daß es auch daran liegt, daß viele die sich links nennen eher subkulturell geprägte Identitäts-Linke sind. Es geht denen darum, die "richtige musik", die "richtige kleidung" und das "richtige buch/zeitung zu lesen". Grabenkämpfe sind so eine Art Inszenierung, weil sie "dazugehören". Von denen ist wirklich nichts zu erwarten (ausser pseudo-linke Indianerspiele). Hoffen wir, daß mehr Menschen aufwachen und geben wir unser Bestes. Es geht um die Welt!

300-400 Leute...

Julius 06.12.2002 - 08:43
...sind zwar nicht viel, aber ich kann dem Author des anderen Postings nur zustimmen: gute Beiträge, musik naja aber zumindest laut genug, und (relativ) viele interessierte Bürger. Hier merkte man die eigentliche Verunsicherung und Unwissenheit der Bevölkerung.

Ciao,
Julius

noch 2 Bilder

gegen Hartz und Co. 06.12.2002 - 12:47

Für die soziale Revolution!

Anarcho 06.12.2002 - 13:24
Die Bevölkerung wird leider dumm gehalten. Da können unsere Demos, Flublätter will sagen GEGENÖFFENTLICHKEIT sicherlich was bewegen. Wir müssen den Leuten klarmachen, dass sie von allen politischen Parteien vereimert werden. Es kann nicht angehen, dass derzeit weit über 50% CDU wählen würden, die den Sozialabbau weiter vorantreiben würden und 16 Jahre lang versagt haben. Es kann nicht sein, dass Menschen bereit sind selbst auf vieles zu verzichten und sich auf eine UntermehmerInennfreundliche Politik sezten. (Der Arbeitsplätze wegen, während soziale Gerechtigkeit, die innerhalb unseres Systems immer rudimentär behandelt wurde, als Ziel weiter an Bedeutung verliert.) Wir können die Menschen nur informieren, Lösungsvorschläge anbieten, Denken müssen sie schon selber! Das fällt vielen geBILDeten gar nicht so leicht. Wir sollen uns den zahhnlosen DGB und der Bevölkerung nicht anbiedern. Die wenigsten Lohnabhängigen sind übrigens im DGB organisiert und lehnen gewerkschaftliche Arbeit ab. Der DGB ist als Sozialpartner Teil des Problems. Er unterstützt die Hartz Komission. Wir müssen den Menschen klarmachen, dass eine Organisation in Gewerkschaften unter bestimmten Vorraussetzungen Sinn machen kann.

Im übrigen hat jeder von uns hat das Recht so rumzulaufen, wie er es will! Ich werde auch weiterhin HC hören und der Subkultur fröhen, ich bin halt so sozialisiert! (He,He,)

Wir sollten nur ein weiteres Themenspektrum abdecken als bisher. Nicht nur Kampagnenbewegungen wie Castor, Häuserkampf und Antifa usw. , sondern wir solletn uns auch den Dingen zuwenden, die allesamt Bestandteil unseres Alltagsleben sind. Dazu gehört wohl allem die Lohnarbeit! Radikal sein ist kein Hobby, dass am Nachmittag ausgeübt wird. Sinnvoll gelingt das nur mit Selbstorganisation gegen das Kapital. Wir sind mehr als die Herrschenden!Aufstehen nicht nur gegen Hartzer Käse! Für die soziale Revolution!

(Derzeit ist die Bevölkerung noch nichtmal dazu zu bewegen, sich für die 35 Stunden Woche einzusetzen und selbst Aktien- Dienstwagen und Vermögensbesteuerung die allesamt die Vermögenderen treffen würden, werden abgelehnt und im Einvermehmen mit der Wirtschaft als Neidsteuer bezeichnet!)

Wir haben viel zu tun. Keine Spaltung nur weil Menschen die falsche Kleidung tragen!

Kleidung?

auch subkulturell geprägt 06.12.2002 - 14:20
Naja, ich hab das bei Maxx eher so verstanden, daß es eine Menge Leute in der sich so nennenden "Linken" gibt, die auf Kleiderordnung wert legen und wer nicht so oder so rumläuft, ist ein Spiesser. Rosa Luxemburg oder sonstwer von den "alten" wäre bestimmt aus mancher Antifademo rausgeprügelt wurden... Ist halt so eine Art Verliebtheit in die eigene Nische, die einige haben.
Ansonsten stimme ich mit dem was hier geschrieben habe, weitestgehend überein. Eine Ergänzung noch: (Nicht daß waählen was grundsätzlich ändern würde, aber) laut Forsa liegt die CDU wirklich bei 50% und die SPD bei 27... nächstesmal bekommen wir den Ede!

hmpf!

clandestino 15.12.2002 - 22:47
Ist schon ein bisschen nervig, wenn hier die "richtigen Linken" immer die "Pseudolinken" entlarven. Gefällt mir ja teilweise auch nicht, was unter dem Etikett "links" sich so rumtreibt. Aber zu sagen: "Das sind ja garkeine Linken!" ist wohl doch etwas zu einfach oder? Auch die Benutzung der Bezeichnung "Student" als Schimpfwort ist ziemlich banane. Aber zum Artikel: Gefällt mir, was ich da in diesem Artikel lese und sehe. Da kommt wieder Hoffnung auf.