Buy nothing day (mit einem Vorwort an meine Kritiker)

Holger Halfmann 28.11.2002 20:55 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Ein Tag nix kaufen oder besser IMMER weniger?
Erst mal ein Wort an meine Kritiker, die mir vorwerfen indymedia als "mein Forum" zu nutzen. Einfach blödsinn! Klar ist dieses Medium vor allem für Demoberichte und alternative Nachrichten da - aber eben nicht nur:

In dem Text da oben, den jede/r zu lesen kriegt, wenn er/sie einen Beitrag schreibt steht auch das indymedia auch da ist für
"subjektive Stellungnahmen verschiedenster Menschen 'auf der Strasse' über politische Ereignisse oder aus deralltäglichen Lebenswelt zu veröffentlichen."

Dazu gehören auch "Diskussionspapiere" wie mein Artikel "Undemokratisches Vorgehen?"
(http://www.de.indymedia.org/2002/11/35398.shtml).

Solche Artikel landen eben im Open Posting und nicht auf der Startseite. Also regt Euch endlich ab! Ich laß mir das schreiben

nicht verbieten! Ihr könnt einen Beitrag ja einfach wegclicken statt ihn zu lesen!

Doch nun endlich zum Thema:

Ab 30.11. ist "Buy Nothing Day"

Hm -eigentlich eine gute Idee - aber noch viel besser ist es JEDEN Tag bewußt zu Leben! Bei allem was ich kaufe überleg ich

mir immer wieder auf´s neue OB ICH DAS WIRKLICH BRAUCH. Diese ganzen Schicke Micki Klamotten und Schmuckläden

interessieren mich NICHT DIE BOHNE! Wir werfen unser Geld hier zum Fenster raus und woanders sterben Menschen, weil

sie nicht genug zu essen haben. Sagt mal geht´s noch?

Das auf einen Tag zu reduzieren und den dann mit "Buy Nothing" zu radikalisieren find ich nicht so sinnvoll. Das gab´s auch ?
schon mal gegen den "Teuro". Dann wird ein Tag zuvor oder am Montag danach eben umso mehr gekauft.

Und wenn ich das mal so praktisch seh:

Am Samstag ist Großdemo in Hamburg (13.00 Hauptbahnhof/Hachmannplatz) Klar geh ich da mit meinen Buttens

(http://www.land.heim.at/podersdorf/220400/aaadng) hin und versuche andere zu finden die sie tragen - deswegen mach ich sie
ja (zudem ich viele neue Motive "VIVA BAMBULE" hab..) Und dann kommt einer von außerhalb Hamburg der den Button nur an dem Tag
kriegen kann (aus praktischen Gründen) und kann ihn nicht nehmen, nur weil "Buy Nothing day" ist? Obwohl vieleicht ist er
dann ja auch gar nicht erst angekommen in Hamburg da er ja kein Benzin kaufen konnte oder der BGS ihn ohne Fahrschein aus dem
Zug geholt hat.. Und so nen Demotag ohne Essen durchstehen??

Seht Ihr zu radikal darf man den "Buy Nothing day" also auch nicht nehmen. Auf den ganzen Krams den man am Samstag nicht
kaufen sollte, sollt man ohnehin immer verzichten. Lieber das ganze Jahr 10% weniger ausgeben für nicht unbedingt notwendiges
(also zu 90% ist das bei mir Essen), als einen Tag 100% nichts. Das bringt doch viel weiter. Man darf halt nicht alles
dogmatisch sehen. Ausnahmen bestätigen die Regel!

Auch ohne es an einem bestimmten Tag zu tun kann also jede/r ein Zeichen setzen. Der Sinn der Aktion bleibt auch gewahrt, wenn
man an diesem Tag differenziert und IMMER bewust lebt.

Und warum bewust Leben?:

Der ständige Überkonsum unserer Gesellschaft verursacht nicht nur ökologische sondern auch menschliche Katastrophen. Das kann sogar zum Selbstmord führen. Eine der häufigsten Todesursachen, die das Problem auch löst, WENN sich der/die richtige umbringt. Du kannst
mit deinem Konsumverhalten helfen die bestehenden Missstände positiv zu beeinflussen.

POLITIK MIT DEM EINKAUFSKORB

BOYKOTT VON GROßKONZERNEN wie NESTLE, PHILLIPP MORRIS (Kraft, Jacobs Suchard), Coca Cola, Unilever/UNION..
(und nicht des ein Mann-Betriebes Button-Holger)
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Ergänzungen

kapitalismus bekämpfen 28.11.2002 - 21:57
erstens wem soll es was bringen wenn man überhaupt weniger kauft und zweitens erklär mir doch bitte mal wo jetzt genau der unterschied zwischen dir, dem kiosk von nebenan, dem kino an der ecke, der tankstelle im nachbarviertel und irgendwelchen grosskonzernen sein soll. ok, letztere haben mit ihrem geschäftsmodell deutlich mehr erfolg gehabt und sind dadurch doch nen ganzen tacken grösser. und sonst???

Holger Halfmann 28.11.2002 - 23:08
Teils hast Du den Unterschied schon erkannt: Die Großkonzerne sind größer. Immer weniger Menschen in dieser Welt verfügen über immer mehr Kapital. Findest Du das fair? Muß ich WIRKLICH jemandem erklären, wiso es sinnvoller ist im Laden um die Ecke bzw noch besser in der Food-Co-Op oder im Tauschring/Bauern statt beim Großkonzern zu kaufen?

Wenn Du mehr Infos suchst findest Du in der rechten Spalte einen guten, ausführlichen und vorbildlich verlinkten Artikel:  http://www.indymedia.de/2002/11/35580.shtml

Der Unterschied aller kleinen Firmen, die Du aufgezählt hast -außer mir- zu mir ist das die alle in´s kapitalistische System mehr eingebunden sind wie ich. Ich achte nämlich genau darauf, das ich im steuerfreien Bereich bleibe. Die ganzen Läden die Du aufgezählt hast sind nicht alternativ. Haben beispielsweise so was umweltfeindliches wie ein AUto. Mein AUto heist Fahrrad. Alle aufgeführten Läden laufen jeden Tag (außer vieleicht Sonntags bei manchen) dem schnöden Mamom hinterher - ich nur an wenigen Tagen im Jahr - so das ich eben grad von Leben kann - nicht mehr nicht weniger - genau das mein ich mit Konsumeinschränkung. Bevor ich im Restaurant eße koch ich zu Hause Nudeln mit Zwiebeln und vieleicht Käse.

Ich verweise für weitere ausführungen auf meinen Lebenslauf auf www.biketheworld.de unter "Über mich". Denke, den kann keiner der von Dir genannten Geschäftsinhaber teilen. Tut mir leid Schubladendenken funktioniert bei mir nicht. Ihr kennt mich halt nicht. Aber das kannst Du für deinen Teil ja ändern..

29.11.2002 - 01:01
fair? keine ahnung. zwangsläufige folge im kapitalismus halt. warum es besser ist im laden um die ecke zu kaufen weiss ich trotzdem nicht. soll der möglichst viele kunden kriegen damit er sich selbst zum grosskonzern entwickelt während dem grosskonzern die einnahmen wegbrechen bis er auch wieder nur der eine laden an der ecke ist?

wieso glaubst du das du weniger ins kapitalistische system eingebunden bist? weil du weniger arbeitest also weniger klassischen tausch von waren gegen geld durchführst? glaubst du wirklich kapitalismus beschränkt sich auf diese eine art des tauschverhältnisses?
angenommen dies wäre so, ist man kapitalistischer wenn man jeden tag buttons verkauft als wenn man das nur am sonntag macht? ist eine firma kapitalistischer weil sie den buttonverkauf etwas grösser aufzieht und das ganze über mehrere fillialen organisiert? wäre sie weniger kapitalistisch wenn ihre filialen nur einmal im monat öffnen würden?

29.11.2002 01:01

ich 29.11.2002 - 01:07
deine einwände mögen im kern stimmen. wenn du aber nicht in der lage bist zu differenzieren, bist du weiter von einer lösung weg als alle anderen, denen du vorwürfe machst.

Fair?

Holger Halfmann 29.11.2002 - 02:54
Logisch ist es unfair, wenn einige wenige viel haben und andere am Hungertuch nagen, weil sie beispielsweise keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben oder keine Bildungsmöglichkeiten. Vieleicht kann Dir ein anderer indyaner die Zusammenhänge besser erklären. Bitte bringt Euch ein!

Dann fragtest Du noch wem es was bringen soll, wenn man überhaupt weniger kauft: Überleg mal: Auf allen Waren sind Stern drauf. Desto weniger Du kaufst, desto weniger zahlst Du und destoweniger Steuern kriegt der Staat. Destoweniger Du arbeitest auch. Deswegen macht es durchauchs Sinn nur soviel zu arbeiten, wie man zum Leben braucht anstatt immer mehr Geld anzuhäufen!

Unterschied

Holger Halfmann 29.11.2002 - 02:59
Es ist auch ein Unterschied ob ich irgendwelchen Nutzlosen Tand verkauf oder was sinnvolles. Ob ich das Geld zumindest teils in Entwicklungsländern ausgeb oder nicht (wie der Normal Deutsche, Österreicher..) Sprich: Es ist die Frage ob das Geld den Wirtschaftkreislauf wechselt. Bei mir tut es dies teils.

29.11.2002 - 04:04
@ich: keine ahnung wovon du sprichst. wäre mir nicht bewusst das ich hier irgendwem vorwürfe gemacht habe. kannst mich ja gerne eines besseren belehren.

@holger:ok, angenommen ich zahl weniger steuern weil ich weniger verdiene. dann muss ich weniger steuern zahlen. das stimmt. wenn das nun aber viele machen fehlt dem staat geld. nun könnte man ja hoffen das der staat so bankrott geht und sich auflöst. erfahrungsgemäss läuft es aber doch etwas anders. das ich nur so viel arbeite wie nötig ist um mir die sachen leisten zu können die ich haben will ist doch wohl selbstverständlich. ich bezweifle auch das es viele leutew gibt die arbeiten um möglichst viel geld auf dem sparbuch zu haben. du bist scheinbar mit relativ wenig materiellen dingen zufrieden und arbeitest dem entsprechend wenig andere wollen mehr und arbeiten deshalb mehr und der grossteil der weltbevölkerung geht arbeiten um (wenn überhaupt) mit mühe und not sein überleben zu sichern.
was ändert das am grundproblem dem kapitalismus?
der unterschied zwischem nutzlosen tand und sinnvollen waren ist doch wohl auch sehr subjektiv. objektiv reichen wohl für jeden die sachen die er gerade so zum leben brauch. nahrung klamotten vielleicht noch nen dach überm kopf(würde ja auch ne halle für mehrere hundert leute reichen). alles was darüber hinaus geht wäre doch reiner luxus oder wie du es nennst, tand.

letztendlich wird mir beim besten willen nicht klar was du dir eigentlich vorstellst. bist du gegen kapitalismus und willst ihn abschaffen oder glaubst du dieser wäre irgendwie "human" zu gestalten?

29.11.2002 - 09:27
"Generalstreik der Käufer

Auf die geplanten Steuer- und Beitragserhöhungen reagieren die Verbraucher mit einem kollektiven Käuferstreik. Die Lust an der Jagd auf Weihnachtsgeschenke ist so gering ausgeprägt, wie seit 20 Jahren nicht mehr." Zitat Spiegel-Online (nur die Headline)

Eigentlich hat man ja auch schon so ziemlich alles. Allerdings sollte man sich hüten, sich ein Leben weit unter dem jetzigen Wohlstand zu wünschen. Kinder, Bildung, Internet - das könnte für uns unbezahlbar werden. Zumal die allen Wohlstand verheissende Revolution ausbleiben wird. Wer kann schon den ganzen theoretischen Quatsch innerhalb der Linken nachvollziehen.

Eure Brüder im Geiste

--- 29.11.2002 - 13:26

Euro Brüder und Schwestern im Geiste
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Schenker:

 http://coforum.de/index.php4?Schenker

Wie erkläre ich meinen Freunden, warum ich das Hijab trag?

 http://www.muslima-aktiv.de/teenagerfrage.htm

Die islamische Wirtschaftsordnung:

 http://www.enfal.de/isla-wio.htm

So´n Zwischending

Holger Halfmann 29.11.2002 - 23:31
Immer mehr Leute wollen immer mehr haben. Allgemeine Gier. Je mehr man hat desto mehr will man. Ich bin für was zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Etwas das den Größenwahn einschränkt in dem es zumindest nicht mehr Möglich ist Millionär zu sein oder zu werden.

Es geht mir auch um das Nicht Teilen können. Frag mal irgend jemanden in der Stadt ob Du bei ihm ne Nacht Schlafen könntest - und wenn es nur auf dem Hausflur ist - Du wirst nur auf Ablehnung stoßen! Selbst mein Freund ist so, was immer wieder zu discussionen zwischen uns führt..