Nach dem CASTOR ist vor dem CASTOR

Markus Maurer 13.11.2002 23:31 Themen: Atom
Die Kriminalisierung beginnt. Eine Richtigstellung zu den falschen Darstellungen der Polizei.
Nach dem CASTOR ist vor dem CASTOR...

14. November 2002


Gestern waren die 12 CASTOR-Behälter unter massiver Polizeipräsenz gerade am Verladekran Dannenberg angekommen, da begann durch die Pressestelle der Polizei die Kriminalsierung der DemonstrantInnen. Die falsche Darstellung der Ereignisse bei der ICE - Blockade in Lüneburg (13.11.02) vermittelt den Eindruck, dass durch den Protest der Demonstranten Menschenleben gefährdet waren.
Diese Presseinformation (nachzulesen im Internet unter: www.polizei.niedersachsen.de/castor/ presse2002/20021311.htm ) wurde von einigen Presseorganen unrecherchiert übernommen und im Internet veröffentlicht.
Von verschiedenen Seiten (Presse, BI,...) wurde eine Darstellung der Ereignisse aus Sicht der Demonstranten gewünscht. Dieses wird nachfolgend dokumentiert:


>> Richtigstellung zur Presseinformation der Bezirksregierung Lüneburg

Menschenblockade auf der Hauptstrecke Hamburg - Lüneburg am 13.11.2002

Um 10.50 Uhr wurde durch eine Menschenblockade für 10 Min. ein ICE aus Richtung Hamburg kurz vor Lüneburg gestoppt. Dieser ICE war vermutlich vorgewarnt, denn er fuhr bereits seit Winsen verlangsamt und näherte sich mit niedriger Geschwindigkeit. Ca. 400 m vor der Blocka-de blieb er stehen.
Der Vorwurf, diese Menschenblockade hätte eine Notbremsung verursacht, ist falsch.
Eine Notbremsung war nicht notwendig , denn die 20 km lange Strecke ab Winsen reicht als Bremsweg sogar für einen Überschall-ICE aus. Gesicherten Informationen zur Folge waren Poli-zei und BGS über eine Blockade auf der Hauptstrecke Hamburg-Lüneburg informiert, bevor der fragliche ICE Winsen erreicht hatte.

Da von den Ordnungskräften der Vorwurf des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr erhoben wird, sind zu diesem Zeitpunkt weitere Informationen ohne Absprache mit einem Rechtsanwalt nicht möglich.

Die Zielrichtung besagter Presseinformation:
Die Versuche, die Ereignisse zu verfälschen, sollen dazu führen, Demonstranten zu kriminalisie-ren, um damit zu verhindern, daß Menschen die Hauptstrecken als Aktionsraum für Protest gegen CASTOR-Transporte wahrnehmen. <<


Bis zum nächsten CASTOR-Transport. In Lüneburg und anderswo:

Aufstehen und Widersetzen!
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Ergänzungen

Bilder vom Castor-Transport

FreeMedia.info 14.11.2002 - 03:34
20(+) Bilder vom Castor-Transport (u.a. vom Wasser/Tränengaswerfer !!) findet ihr unter www.freemedia.info

Neue Infos

Markus Maurer 14.11.2002 - 10:29
Foto der LZ belegt ungewollt Richtigstellung
Wie das Foto auf der Titelseite der LZ (14.11.02) beweist, stand der ICE über der Fußgängerunterführung "Sternkamp". Von dort bis zum Blockadeort Höhe Ahrenskuhle sind es ca. 640m (gemessen auf dem Stadtplan Lüneburg; Maßstab 1:20.000)

Polizei war vorgewarnt
Es gab aus der Aktion heraus einen Anruf bei der Polizei, bevor Menschen auf die Schienen gingen! Menschen die CASTORen blockieren nehmen ihre Gesundheit und die Unversehrtheit anderer Menschen wichtig, daher werden blockierte Züge immer vorgewarnt und / oder vorgestoppt!

blockade

lebensmüde 14.11.2002 - 13:29
ich finde es ganz schön bescheuert von den leuten sich auf die befahrenen ice-strecke zu setzen. auf der eigentlichen castor-strecke ist das voll in ordnung. die leute sind ja davon ausgegangen, das die bahn vorgewarnt wird. jetzt stell sich mal einer vor die bahn wäre nicht vorgewarnt worden und der ice wäre mit volle geschwindigkeit in die blockade gefahren. das wäre eine tragödie gewesen oder etwa nicht?!?
ist die strecke 20 km gerade aus oder wie sollte der führer des ice die blockade rechtzeitig sehen?!?
fazit: die leute hatten glück gehabt. ihre aktion war sinnlos. sie hätten sich lieber auf die castor-strecke setzen sollen.
beim nächstenmal wird es bestimmt besser.

maxx 14.11.2002 - 13:35
Hab ich andeswo gefunden:
"Moin Vor der Demo-Gruppe auf den Gleisen fuhr der Zug ungefähr mit Fahrradtempo, bevor er ganz
anhielt. Es hat zu keinem Zeitpunkt irgendeine Gefährdung für oder durch den Zug gegeben. Die
Sache erinnert doch stark an Benno Ohnesorg in Berlin. Da hatten die Bullen auch kolportiert, daß
ein Demonstrierender einen Polizeibeamten erschossen habe... Stay Rude STAY REBELL!"

Die Bullen müssen ja echt ein ungutes Gefühl haben, wenn sie hier soviel bei Indy posten und die ICE-Lüge weitertreiben...

Augenzeuginbericht in der TAZ:

Tobias 15.11.2002 - 00:33
Polizei-Aussagen wie "gerade noch über Sicht eine
Notbremsung" machen wohl einen falschen Eindruck,
aber so ganz eindeutig harmlos war es dann auch nicht,
oder die Augenzeugin von der TAZ übertreibt:

 http://www.taz.de/pt/2002/11/14/a0300.nf/text

[...]
Die Böschung hoch, an der anderen Seite wieder runter. "Wir
sind drauf!"

Zwei BGS-Leute kommen von links angelaufen. "Mann, seid Ihr wahnsinnig? Der ICE kommt!" Die DemonstrantInnen gucken skeptisch. Aber dort hinten sieht man tatsächlich ein weißes Dreieck, das schnell größer wird.

"Runter hier, der mangelt euch über!" Der BGS-Beamte schiebt erfolglos an einem Demonstranten. Seine Kollegin schreit in ihr Handy. Auch die Stimme des Beamten überschlägt sich: "Haut ab, haut ab!" Der ICE ist noch etwa 250 Meter entfernt. Die DemonstrantInnen springen auf, stürzen von den Gleisen.

200 Meter vor der Stelle kommt der ICE zum Stehen. Die DemonstrantInnen stürzen zurück auf die Schiene.
[...]
"Das war brandgefährlich", sagt der Einsatzleiter, "wir konnte den ICE nicht mehr informieren. Der konnte gerade noch über Sicht eine Notbremsung einleiten." "Panikmache", kontert X, "es war total klar, dass wir rechtzeitig von der Schiene gehen, wenn der Zug nicht mehr halten kann".
Aber den beiden BGS-BeamtInnen auf der Schiene nimmt er die echte Sorge ab.

Egal

atomico 15.11.2002 - 01:20
Setzt Euch doch nächstes Mal *alle* auf *eine* ICE Strecke - ich mach den den Lokführer!

tazbericht

icks 15.11.2002 - 12:46
es war doch überhaupt gar keine augenzeugin von der taz vor ort! journalistenhandwerk!

LOL.Schnellfahrender ICE

15.11.2002 - 16:48
Der ICE ist noch etwa 250 Meter entfernt. Die DemonstrantInnen springen auf, stürzen von den Gleisen.

200 Meter vor der Stelle kommt der ICE zum Stehen.
----------------
LOL...

ice lüneburg

jürgen 15.11.2002 - 18:45
Ein Artikel von Heike Dierbach muss mensch leider immer sehr skeptisch lesen. Aber klar ist, es wird auf Grund der massiven Bullenpräsenz und der vielen Spitzel (gerade im Wendland)in Zukunft wahrscheinlich mehr Aktionen schon auf den ice Strecken geben und diese sind notwendig !!!!!! ABER klar war bisher auch immer, dass es uns um mehr als nur diese Transporte geht, wir wollen Solidarität erlebbar machen, gespürter Machtlosigkeit entgegenwirken, zum Widerstand gegen das System anregen und auffordern, um die Möglichkeit einer Abschaffung dieses Systems lebendig zu erhalten. Da es z.Z. aber "nur" darum geht die Vorbedingungen für den endgültigen Machtwechsel zu verbessern, war es immer Konsens, dass wir Menschenleben nicht gefährden. Daher werden Aktionen von uns immer gut vorbereitet, d.h. z.B. auch Aktionen finden nur statt, wenn die Absicherung gewährleistet ist, denn wir vertrauen natürlich nicht der Vorsicht der Bullen und Bahn allein. Daher ist den Gegendarstellungen auf jeden Fall glauben zu schenken und sicherlich werden wenn aufgrund des Repressionsapparates möglich bald auch Butter zu den Fischen gelegt und die entsprechenden Fakten auf den Tisch zu legen. Nur dabei muss mensch sich Zeit lassen und das auch ersteinmal abstimmen. Aufstände die die PressevertreterInnen z.B. bei der abschliessenden Pressekonferenz in Gedelitz aufgeführt haben, dass sofort Belege für die Warnungen auf den Tisch gelegt werden sonst werden sie nicht berichten (und sie sind dann ja auch aufgestanden) dienen nur dazu uns zu gefährden. Dem muss immer widerstanden werden, den wir machen unsere Aktionen ja nicht für die Presse.
Stellt Euch weiterhin quer und zwar überall !
Solidarität mit der Bambule