GeSa Neu-Tramm

Jonas 13.11.2002 14:52 Themen: Atom
Hier ein paar Photos aus der GeSa Neu-Tramm, zum seelischen „draufvorbereiten“ bzw. als Beschwerde gegen die dortigen Haftbedingungen.
Hier ein paar Photos aus der GeSa Neu-Tramm, zum seelischen „draufvorbereiten“ bzw. als Beschwerde gegen die dortigen Haftbedingungen.

Ich hatte letztes Jahr beim Novembertransport zweimal das zweifelhafte Vergnügen, mir die GeSa Neu-Tramm von innen anzukucken. – Beim zweiten Mal händigte mir der nette Beamte der mich durchsuchte aus versehen eine Tüte aus, in die er zuvor unter anderem auch meinen Photoapparat und meinen Kugelschreiber gepackt hatte. – (Nachdem ich bei meinem Aufenthalt dort zwei Tage zuvor zwar meinen Joghurt, nicht aber meinen Teelöffel mit in die Zelle nehmen durfte)
Ich war selbst überrascht und erfreut, als ich – in der Zelle angekommen – sowohl Photoapparat als auch meinen Teelöffel ;-) in der Tüte fand (hatte bloß dieses mal keinen Joghurt mehr dabei )-:).

Na ja, über die Verhältnisse in der Zelle war ich weniger erfreut (staubiger, dreckiger, kalter Steinfußboden – kaltes Licht aus Neonröhren und zur Ernährung erst Wasser und Äpfel – später dann Tee und Twix)

Auch wenn der ganze Aufenthalt echt Skandalös war – (wir wurden nicht dem Haftrichter vorgeführt – die angerufenen Anwälte wurden stundenlang nicht zu uns durchgelassen – ich war 21 Stunden in der GeSa – und da war ich kein Einzelfall,...) war der Aufenthalt dank der bis zu 129 netten Mitinsassen erträglich – auch wenn es mit ihnen draußen eindeutig netter war! – An Schlafen war allerdings nicht zu denken (Licht brannte die ganze Nacht – und alle 1 bis 2 Stunden wurden ein oder zwei Namen in die Zelle gebrüllt, die uns wieder verlassen durften – aber was will man erwarten in einer ehemaligen Kaserne)

Für das ganze Vergnügen soll ich jetzt auch noch zwei mal 55,10 € zahlen (1 x 35,70 für die „Beförderung mit Polizeifahrzeug“ und 1 x 19,40 € für „Unterbringung in Polizeigewahrsam“) Das Geld für die zweite „Beförderung im Polizeifahrzeug“ war komischer weise nicht höher, als bei meiner ersten Beförderung (ist ja toll, dass ich auch mal eine Beförderung bekommen habe) – obwohl ich alleine etwa 2,5 Stunden in einer ca. 96x 68 cm kleinen Zelle des „Gefangenenbus“ verbracht habe, während dieser schon auf dem Gelände der GeSa stand).

Das Geld werde ich natürlich nicht freiwillig bezahlen – ich habe Widerspruch eingelegt und überlege mir – falls nötig – auch über mehrere Gerichtsinstanzen zu gehen. – Ich würde mich freuen, wenn sich Mensch, der ähnliches erlebt hat, bei mir meldet um sich über weiteres Vorgehen auszutauschen.

Da ich leider dieses Mal nicht dabei sein kann, bleibt mir auch nichts anderes übrig, als allen, die sich an den Protesten beteiligen meine solidarischen Grüße zu senden (besonders der Bezugsgruppe Bösel, falls es die wieder gibt) und Euch die Daumen zu drücken.

Also, widersetzt Euch - Jonas
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Ergänzungen

atomnix 13.11.2002 - 15:10
hatte im november auch das vergnügen, auch über 20 stunden in neu-tramm, noch nichtmals einen "grund" gab es dafür. musste auch löhnen - wie viele andere auch - aber es hat sich gezeigt, dass mensch die bezirksregierung beschäftigen kann. auf keinen fall direkt bezahlen, sondern widersprüche einreichen usw.
finde es nicht gut, fotos zu veröffentlichen, auf denen personen zu erkennen sind. ich hätte da keinen bock drauf!!! bitte löschen oder unkenntlich machen!

klagen

roland 13.11.2002 - 15:54
Wenn ihr klagen wollt, ist das auf jeden Fall bei guter Ausgangslage etwas, was man durchziehen sollte - es wird langsam Zeit, daß auch mal das bundesdeutsche Rechtssystem Stellung bezieht, was das Eliminieren von Grundrechten angeht.
Wie Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, sind die Chancen nicht schlecht; man muß sie nur nutzen! Das heißt: kompetenter Anwalt, gute Zeugen & Beweise (die Beweislage ist dank des Engagements von Graswurzel-JournalistInnen weitaus besser als noch vor 2 Jahren) und vor allem Geld! Deshalb ist es unabdingbar, bei einem solchen Vorhaben sich zusammenzuschließen und zu vernetzen, um seine Ressourcen zusammenzulegen zu können.
Die hiesige Gerichtsbarkeit ist keine homogene Instanz (naja, vielleicht in Bayern...); auch hier kommt es darauf an, das Vorhandensein libertärer und progressiver Strömungen zu nutzen und diese zu stärken!

technix

techniker 13.11.2002 - 16:18
möglich, dass es verboten ist, aber rein technosch gesehen einige anmerkungen.

neonröhren lassen sich relativ leicht ausschalten, jemandem auf die schulter klettern, klammern vom gehäuse lösen (geht auch ohne werkzeug) röhre um ca 90 grad aus der fassung drehen. gehäuse wieder drauf. fertig.

auf einem bild ist eine tür mit einem notausgangschild. solche türen dürfen nie abgeschlossen sein, bzw. müssen zumindest von innen immer zu öffen sein, dazu haben sie einen panikmechanismus. wenn dem nicht so ist kann man evtl rechtlich gegen den betreiber der liegenschaft vorgehen.

grüße noch an die beiden blödzeitungspuzzler, dern namen jetzt nicht auch noch erwähnt werden müssen.

Sorry

Jonas 13.11.2002 - 16:46
Sorry, mit dem unkenntlichmachen der Personen - hast Du recht! - Aber durch das gnadenlose kompremieren der Bilder ist sowieso alles etwas unscharf ;-)

Tut mir trotzdem leid - hatte ich nicht dran gedacht!

Tip

veteran 13.11.2002 - 17:30
Ueberlegt euch gut, ob ihr nach 'nem Kostenbescheid wirklich foermlich Widerspruch einlegen wollt. Das fuehrt naemlich dazu, dass die Bullenbehoerden sich damit weiter beschaeftigen muessen. Was ja erstmal auch gut so ist, letztlich aber leider mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit bedeutet, dass ihr zum Loehnen gezwungen werdet (siehe Leute ueber mir...).
Einfach gar nicht drauf zu reagieren mag besser funktionieren, Garantie gibt's dafuer natuerlich nicht.

Ich war letezten November auch in NeuTramm. Eigentlich hatte ich noch gehofft, dass sie mich vielleicht nicht mehr bei sich unterbringen wuerden, weil ich ja noch die Rechnung vom letzten Mal nicht bezahlt hatte;-). Daraus wurde zwar nix, aber bis jetzt habe ich noch keine Rechnung fuer den Nov-Castor bekommen.
Auf die Rechnung vom vorigen Mal (Maerz'01; fuer die "Inanspruchnahme polizeilicher Leistungen") habe ich mit einem Schreiben reagiert, das im folgenden dokumentiert ist:


Sehr geehrter Herr Wolter! [So hiess der Sachbearbeiter aus der Bezirksregierung..]

Wissend, dass nicht Sie persoenlich fuer den Fall, auf den ich mich mit diesem Schreiben beziehe, verantwortlich sind, bitte ich Sie hoeflich darum, dieses Schreiben nicht auf sich persoehnlich, sondern auf Ihre Behoerde und das hinter ihr steckende Exekutivsystem und seine Verantwortlichen zu beziehen.

Ich habe mit Sorge und Bestuerzung eine “Rechnung” aus Ihrem Hause empfangen. Hiezu moechte ich folgendes feststellen:
1. Ich habe keine polizeilichen Leistungen “in Anspruch genommen”.
Vielmehr wurden mir diese in einer hoechst fragwuerdigen und wie folgt beschriebenen Polizeiaktion aufgezwungen:
Zusammen mit 7 FreundInnen war ich am 26.03.01 in einem Wald nahe der Ortschaft Leitstade zu einem Erkundungsspaziergang unterwegs. Nach einigen Stunden Wanderung ueberlegten wir eine Rast einzulegen. Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt auf einem Forstweg, an dessen Rand ein grosser (etwa 2m hoher und 10m langer) Holzstapel aufgeschichtet war. Ehe wir uns aber zur Rast entschlossen oder gar niederliessen wurde die bis dahin friedlich-idyllische Szenerie auf bizarre Weise gestoert: Ueberfallartig wurden wir von dutzenden PolizistInnen, die sich uns spaeter als der “Festnahmetrupp Schleswig-Holstein” vorstellten, umzingelt, spaeter durchsucht und abgefuehrt. Auf der Lauer liegenden Indianern gleich hatte sich die Einheit behelmter OrdnungshueterInnen mucksmaeuschenstill hinter dem Holzstapel zusammengekauert um uns dann – was offensichtlich von vornherein Ziel der Aktion war – dem Gewahrsam “zuzufuehren”.
Der Ort des Geschehens lag nach dem Protokollvermerk des mich bearbeitenden Beamten 150 Meter von den Schienen (und damit 100m von der mit einer Allgemeinverfuegung ueber ein Versammlungsverbot belegten Zone) entfernt. Die Durchsuchung unserer Habseligkeiten ergab keinerlei Aufschluss ueber etwaige Verdachtsmomente uns gegenueber.


2. Die Ingewahrsamnahme war unverhaeltnismaessig und damit rechtswidrig.
Das niedersaechsische Gefahrenabwehrgesetz, auf dessen Grundlage wir angeblich in Gewahrsam genommen wurden, unterliegt dem rechtstaatlichen Grundsatzprinzip der Verhaeltnismaessigkeit der Mittel.
Dementsprechend stehen sich im Einsatz befindenden PolizistInnen auch mehrere, sich in der Auswirkung fuer die als potentielleR StraftaeterIn eingeschaetzte Person steigernde Zwangsmittel zur Verfuegung.
Insbesondere vor dem Hintergrund des bei dem Castoreinsatz von der Polizei medienwirksam praesentierten Konzeptes des “Konfliktmanagements” und der “Deeskalation” waere es in der oben beschriebenen Situation also erforderlich gewesen, sowohl dem Grundsatz der Verhaeltnismaessigkeit als auch der eigenen Propaganda Rechnung zu tragen.
Dies haette beispielsweise bedeuten koennen, dass uns zunaechst ein Platzverweis unter Androhung einer Ingewahrsamnahme bei Nichtbeachtung ausgesprochen worden waere. Ein Platzverweis lag jedoch gegen kein einziges Mitglied unserer Gruppe vor. Desweiteren moechte ich darauf hinweisen, dass auch ein Platzverweis jeder Legitimation entbehrt haette, da wir zu acht und in betraechtlicher Entfernung zur Castor-Transportstrecke gewiss kein Bedrohungspotential fuer die oeffentliche Sicherheit darstellten.
Im Fazit erscheint es mir als offensichtlich, dass unter Missachtung von Rechtsgrundsaetzen schwere Fehler seitens der verantwortlichen bei der Polizei begangen worden sind, womit auch diese fuer die Folgen zu haften haben und nicht ich.

3. Der veranschlagte Preis ist willkuerlich.
Es ist nicht erkennbar, inwiefern ich die genannten Kosten verursacht habe. Ein Kaeufer-Verkaeufer-Verhaeltnis liegt nicht vor, womit ich mich auch nicht fuer die Begleichung der Kosten verantwortlich fuehle. Der gleichen Logik folgend wird uebrigens auch einem Autofahrer, der zufaellig in eine Polizeikontrolle geraet, diese nicht in Rechnung gestellt.

Als an seiner Gesellschaft partizipierender Staatsbuerger ist es mir zusaetzlich wichtig, auf die immense Verschwendung oeffentlicher Gelder hinzuweisen, die mit diesem Fall einhergeht: Die Tatsache, dass wir im Verlauf unserer Gefangenschaft drei mal zeitaufwendig akribisch durchsucht worden sind und zu acht mit 6 VW-Bussen nach Neu-tramm deportiert wurden ist wohl eher ein Fall fuer den Bund der Steuerzahler als ein Zustand, den sich die zahlende Allgemeinheit gefallen lassen sollte. Dies gilt im uebrigen auch fuer den buerokratischen Aufwand, der mit der auch in diesem Brief gefuehrten Auseinandersetzung verbunden ist.
Ich finde es sehr bedauerlich, dass diese Verschwendung oeffentlicher Mittel im Haushaltsabschluss nicht als “Folgekosten verfehlter Atompolitik” abgerechnet wird.

Fazit:
Ich gehe davon aus, dass sich Ihre Behoerde weitere Peinlichkeiten ersparen moechte und insofern von einem Heranziehungsbescheid absieht. Ich werde selbstverstaendlich keinen Cent bezahlen und erwarte von Ihrer Behoerde eine Entschuldigung als Mindestmass der Wiedergutmachung und als Bekenntnis zu Demokratie und Buergerrechten.



Mit freundlichen Gruessen,

Ole xxx[Nachname ist ja egal].


personen unkenntlich machen!

pele 13.11.2002 - 18:26
ansonsten sieht das ja fast aus wie früher in der jugendherberge. kommt man durch die fenster echt nicht raus?

Gasthof zum Schmalhans

Warhead 14.11.2002 - 02:10
-Kein Whirlpool vorhanden
-Unfreundliches,aufdringliches Personal
-Kaltes Mittagessen-Stullen mit Streichkäse und Salami,Marsriegel,Teebeutel anfangs ohne Wasser,auch nach Protest gabs nicht das obligatorische Tröpfchen Milch dazu
-Abendessen nur in Form zerkochter Suppe,Cola für alle,Kein Wasser zum Zähneputzen
-Keine Matratzen,löchrige miefige Kratzdecken
Die Mängelliste liesse sich noch beliebig fortsetzen,da allerdings niemand sich erdreistete für diesen lausigen Service auch noch Geld zu verlangen verzichteten wir auf eine Beschwerde bei der Generaldirektion und machten auch den Reiseveranstalter nicht Regresspflichtig

unkenntlich machen!!!!

xyz 15.11.2002 - 14:03
liebe leute,
als einer der hier auf dem bild festgehaltenen wünsche ich mir, dass wir trotz durch komprimierung auftrtenden unschärfen unkenntlich gemacht werden! die bullen haben uns schon dokumentiert, aber uns muss ja nicht gleich der nazi von nebenan oder sonstwer erkennen!

bilder entfernt

eine/r von indymedia 15.11.2002 - 15:46
die bilder wo personen erkennbar sind wurden entfernt.
in zukunft darauf achten - der schutz der beteiligten vor nachträglicher verfolgung hat vorrang!

grau 16.11.2002 - 04:10
alle achtung für euch das fast noch mit humor zu nehmen - ich war in einer 2er zelle in einem dieser container völlig übermüdet für 10 stunden untergebracht - und das war wirklich alles andere als schön. ich war so erschöpft vom tag und fühlte mich gleichzeitig so ohnmächtig und hilflos den bullen ausgesetzt, dass mein gefühl zwischen surrealer unechter müdigkeit (ganz seltsamer erschöpfungszustand) und agression in form von gegen die tür treten hin und her sprang. und dann noch herablassenden bayrische cops, die einfach nur seelenlos waren. befehlsempfänger. nun ja. nächstes mal wieder?....das hängt nicht an mir.