Blockade auf technisch hohem Niveau

Göhrder Tageblatt 13.11.2002 12:18 Themen: Atom
In der Göhrde, dem großen Waldgebiet zwischen Lüneburg und Dannenberg, haben sich zwei Personen im Gleisbett befestigt.
800 Meter sind es noch bis zum Bahnhof Leitstade: Beim Bahnkilometer 193 liegen zwei Personen im Gleisbett, von einer Ärztin sorgsam in Wärmeschutzdecken gehüllt. Presse versammelt sich, die Frauen vom Ermittlungsausschuß beobachten die Szenerie. Über dem Ganzen knattert der Hubschrauber.

Wie genau die Befestigung aussieht, wissen zur Zeit wahrscheinlich nur die Angeketteten. Die Rede ist von Betonröhren in Verbindung mit brennbarem Material
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Ergänzungen

Geile Aktion

Mein Name (ich bleibe lieber anonym) 13.11.2002 - 13:22
Ich schätze mehr muss man dazu nicht sagen!

Weiter, weiter, weiter,...

schill 13.11.2002 - 13:52
das ist die demokratie, die ihr meint.keiner will diesen dreck hier haben und dennoch drückt ihn die atomlobby durch. gegen den willen der bevölkerung. nicht ein einziges kernkraftwerk wurde privatisiert. dieser dreck ist teuer und gefährlich.
kämpft weiter!

Die andere Seite

Is eigentlich egal 17.11.2002 - 15:23
Hallo ich war auch bei Kilometer 193 / Leitstade...
Allerdings als Polizist.

Ich bin eigentlich auch der Meinung, das die Transporte und die Lagerung unverantwortlich sind.

Betroffen von allen Aktionen sind eigentlich immer nur die ganz kleinen.

Das Problem, das ich nur sehe, ist eigentlich, das einige Aktionen nicht nur gefährlich sondern teilweise lebensgefährlich waren. So sind zum Beispiel noch zwischen dem Vorzug und dem Transport noch 4 Personen auf die Schiene gelaufen, die wir dann noch 15 Meter vor dem Zug (Bremsweg bei 30 km/h ca. 300m) von dem Gleis tragen bzw. schuppen mußten.

Auch waren wir in Hitzacker...

Und das an Eisatzfahrzeugen sämtliche Reifen zerstochen wurden, ist in meinen Augen der falsche Weg. Weil solche Aktionen kriminalisieren Euch und euren Widerstand.

Vielleicht sollte man einmal darüber nachdenken, den Protest nicht gegen die eingesetzten Beamten zu richten, weil die sind auch nur auf Anweisung dort und könnten sich auch Besseres vorstellen, als sich die Nächte an einem Bahngleis um die Ohren zu schlagen.

Vielleicht sollte man den Protest einmal denen begreiflich machen, die dafür verantwortlich sind....

Da ich aber davon ausgehe, das wir uns beim nächsten Transport wieder gegenüberstehen, würde ich bitten, das wir jeweils im Gegenüber noch den Menschen sehen und uns nicht gegenseitig das Leben extrem schwer machen...
Und vor allem ohne Gewalt ok...

S.

Zu der anderen Seite

egal 17.11.2002 - 18:01
Ich bin schon der Meinung, dass die Polizei als Exekutive des Staates eine zentrale Rolle in der Castor-Debatte spielt.
Zum einem herrscht in der Castor Zeit Willkür. Dies zeigen ganz klar die Misshandlungen die Jochen Stey wiederfahren sind und bei Hitzacker wurden ca 20 Leute, die mit dem Rücken an der Wand standen, von der Polizei (Thüringen) ohne Vorwarnung und Grund mit Schlagstöcken verprügelt.
Die Castor Debatte geht weit über den Transport hinaus. Das zeigt auch die Anwesenheit von verschiedenen Menschenrechtsorganisationen.
Weiter ist die Polizei nicht dazu verpflichtet Befehle auszuführen, die ganz klar gegen die Menschenrechte gerichtet sind. Das diese dennoch befolgt werden spricht nun wirklich nicht für die Polizei.
Abgesehen davon, hast du dir eigentlich überhaupt schon mal Gedanken darüber gemacht, warum du diese bescheuerten Befehle überhaupt ausführst? Mütze ab! Linkes Bein nach vorne, rechte Hand nach hinten! Sollte doch eigentlich jeder selber entscheiden, wie er/sie steht oder geht!?
Wir kritisieren mit unseren Protesten auch die Struktur des Staates und somit auch den Polizeiapperat.

Noch mal die andere Seite

egal 17.11.2002 - 20:36
Da ich jetzt doch persönlich angesprochen werde, möchte ich mich auch noch mal äußern.

Ich habe mir schon vor langer Zeit abgewöhnt, mir ein Urteil über Vorgänge oder Geschehnisse zu machen, bei denen ich nicht persönlich dabei war.

Ich für meinen Teil kann eigentlich nur von der Aktion bei km 193 und von der Zeit sprechen, die wir in Hitzacker am Bahnhof eingesetzt waren.
Und das können auch sicher die Aktivisten bestätigen, wurde sich korrekt ihnen gegenüber verhalten.
Es wurde ihnen sogar die Möglichkeit eingeräumt, auch wenn es die polizeilichen Maßnahmen etwas behindert hat, mit der durch die Polizei herangebrachte Presse (darunter RTL- SAT1- und reichlich Presseteams) zu sprechen und Ihre Pressemitteilungen zu verteilen.

Sicherlich gibt es in solchen Großlagen auf beiden Seiten Ausraster, und ich stehe dem auch kritisch gegenüber.
Allerdings müßt Ihr dann auch sehen, das wir auch nur unseren Job machen. Und nach mehr als 24 Stunden Dienst ist man nervlich nicht mehr bestens unterwegs.
Das soll jetzt keine Entschuldigung für evtl. Ausraster oder Übergriffe von Kollegen sein, aber als ich in Hitzacker stand mußte ich mir auch Sachen anhören, die ich hier nicht wiedergeben möchte. Und angespuckt oder mit irgendwas beworfen zu werden gehört auch nicht gerade zu den Sachen, die mir Spaß machen.

Natürlich bin ich als Polizist Befehlsempfänger, aber ich bin für jede meiner Handlungen Selbst verantwortlich, das hast Du schon richtig erkannt. Dennoch ist die Organisation der Polizei an eine gewisse Hierarchie gebunden.
Aber ich bin nicht Polizist geworden, um mich beschimpfen zu lassen oder um mich zu prügeln.
Ich war dort, weil es mein Job ist. So wie Ihr dort seid, weil ihr gegen den Castortransport oder die Atomindustrie oder etwas anderes Eure Meinung kund tut.

Wie gesagt ich möchte nichts entschuldigen, was von Polizeiseite an Ausrastern gelaufen ist. Ich möchte eigentlich nur klarstellen, das wir alle Menschen mit Meinungen, Ängsten und Problemen sind.

Und ich möchte zu etwas mehr Tolleranz auf beiden Seiten aufrufen.

Denn dieses Spiel wird sich sicherlich wiederholen in absehbarer Zeit und auch danach möchte ich gesund zu meiner Familie zurück kehren. Denn ich , und hier spreche ich für mich und sicher auch einen Großteil meiner Kollegen, gestehe dieses Recht jedem zu.

Abschließend möchte ich noch bemerken, dass wir alle im Endeffekt nur ein Spielball der Politik sind. Und solange wir uns auf irgendwelchen Gleisen oder wo anders das Leben schwer machen, sind die, die diesen ganzen Brei eingerührt haben schön aus der Schußlinie...

S.

ach noch zur anderen seite

alotta 26.11.2002 - 22:42
Hy, etwas spät, ich weiss.
Etwa zur selben Zeit etwa 1 km entfernt von der Ankettaktion, von der wir nichts wussten:
Auf einem Weg zwischen 2 Orten werden wir, 3 Frauen, 2 Autos, am weiter fahren gehindert und genötigt umzudrehen. Mit einem Platzverweis, der das Gebiet Görde und Hitzacker ausmachte :(
Dann aber in Hitzacker (trotz Platzverweis), nachdem der Castor vorbei war, habt ihr mit euren grün-weißen Autos doch das absolute Chaos veranstaltet! In ganzen Kolonnen auf der Gegenfahrbahn. Dann als nichts mehr ging wurdet ihr agressiv und versuchtet zuzuschlagen: vor uns stiegen Leute aus einem PKW aus. Gleich sprangen welche aus einem Bulli und fingen an zu schubsen. Ich konnte nicht feststellen warum! Als wir aus unserem Auto sprangen und nach der Presse riefen brülltet ihr," macht die Kreuzung frei"- da war keine, und wir konnten nirgendwo hin, da ja die Gegenfahrbahn von euch blokiert war. Also, nach meinen Beobachtungen können nur Eure eigenen Leute eure Autos demoliert haben. Andere kamen ja gar nicht in die Nähe!!!
Grüsse aus dem Wendland,
Alotta