Widersetzen in Hitzacker

Wendländer 06.11.2002 15:27 Themen: Atom
Hunderte Container für ungebetene Gäste
Spanische Reiter und Natodraht auf öffentlichen Geländen
Infrarotkameras an Brücken und Gleisen
Hubschrauberlärm schon jetzt???
"Herren der Landstrasse" soweit das Auge reicht
schweres Gerät auf maroden Kleinstrassen und Schleichwegen
Kriminalisierung von Menschen, die ihre demokratischen Grundrechte in Anspruch nehmen

- Ja genau, es ist wieder November im Wendland und der Castor kommt, die Demokratie geht.

Aber auch der Widerstand ist ungebrochen und Widersetzt sich auch dieses Jahr wieder.
Mit dem Reif und dem November kommen auch wieder die Castoren.
Schon wieder! Als hätten wir in diesem Jahr nicht schon genug Katastrophen gesehen! Ist es nicht endlich mal genug? Müssen wir uns denn immer wieder widersetzen? Die Elbeflut hat uns daran erinnert, dass es Gewalten gibt, die wir Menschen nicht im Griff haben. Und die wir, trotz aller Technik, nie im Griff haben werden.

Die Bedrohung hat in unseren Herzen ungeahnte Kräfte geweckt. Viele von uns haben Grosses geleistet. Der Sandsack ist ein Symbol für unsere verzweifelte Hoffnung geworden.

Was jetzt bald wieder auf uns zukommt, sieht vielleicht auf den ersten Blick harmlos aus. Weil es in gro§e Büchsen verpackt ist. Weil es farblos ist, weil es nicht kreischt, weil es nicht stinkt. Die Flutwelle, die jetzt in Gestalt von zwölf Castorbehältern auf uns zurollt, enthält eine gefährlichere Substanz als wir uns jemals ausmalen kšnnen. Seine Lebensfeindlichkeit Ÿbertrifft die dunkelsten aller Phantasien.
Uns fehlt die Vorstellung von der Zerstörungskraft der enffesselten Radioaktivität. Tschernobyl ist zu weit weg, als dass das Leid von dort an die MŠchtigen in unserem Land rühren könnte. Wer kann sich das Entsetzen von Hiroshima vorstellen, heute, ein Menschenleben danach? Und wer kann sich einen Zeitraum von 24.000 Jahren vorstellen, die Zeit, in der Plutonium gerade mal die HŠlfte seiner Gefährlichkeit verliert?

Manche sehen die Elbeflut dieses Sommers als eine Warnung. Für viele war es auch eine Art Übung für den Tag X. Denn die nächste Katastrophe kommt jetzt! Im November. Am Tag X. Und an den Tagen zuvor. Wir werden wieder sehr viel Sand brauchen. Aber dieses Mal mŸssen wir selbst der Sand sein. Der Sand im Getriebe dieser lebensfeindlichen Maschine. Wir wollen die ZahnrŠder knirschen lassen! Dazu brauchen wir wieder die MŠnner und Frauen von der Feuerwehr. Wir brauchen den Mut der Einheimischen und die Verwegenheit der Zugezogenen. Wir brauchen die Hilfe unserer Gäste aus nah und fern. Wir brauchen Menschen, die auch im Dunkeln und bei Frost der Katastrophe trotzen. Weil es ernst wird, brauchen wir viel Humor. Wir brauchen dich. Wir brauchen deine Ideen. Wir brauchen Menschen, die uns mit Essen und Wärme versorgen. Wir brauchen Ratsherren, Krankenschwestern und Schornsteinfeger, die sich für die Tage der atomaren Invasion arbeitsfrei nehmen. Die sich mit uns allen auf die Stra§e setzen.

Denn uns bleibt keine Wahl. Wenn wir uns nicht widersetzen, wird alles, was uns lieb und teuer ist, weggespült. Unsere Grundrechte. Unsere Demokratie. Die Freiheit der Bewegung, die Freiheit des Wortes. Das alles wird ins Atomklo - gespült werden.

Im Angesicht dieser Bedrohung haben wir keine andere Wahl. Wir müssen uns widersetzen. Wir mŸssen wieder in der ersten Reihe stehen, Aug in Auge mit der Angst. Ich weiss, das geht über unsere Kräfte. Aber leider geht es nicht zuerst um uns oder unsere Kräfte. Es geht um das Leben. Es geht um die Enkel unserer Enkel. Diese Pflicht geht weit über uns und unsere kalten Füsse hinaus.

Wenn wir Glück haben, werden die Castoren zu unseren Lebzeiten noch nicht brechen. Der Frieden aber ist schon heute gebrochen. Das Recht auf Leben ist schon heute in den Dreck getreten.

Wie oft noch müssen wir uns widersetzen? Wieder und wieder. Wir werden sehen.

Wir sehen uns. Auf Schiene und Strasse!

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Was ist los im Wendland?
Abwarten und Kaffeetrinken!
Hitzacker schenkt aus: Kaffee im Zwölferpack!


Denn: man gönnt uns ja sonst nix!
Wann? Bürgerinnen und Bürger in Hitzacker laden ein, sobald der rollende Zwölferpack Lüneburg erreicht hat.

Wo? In der guten Stube! - Genaue Orte werden in der Tagespresse bekanntgegeben. Auf Kaffee und Speise reimt Schiene und Gleise!



Nähere Informationen gibt es bei der grossen Auftaktdemo am 9. November 2002 am Gorlebener Endlager um 13.00 Uhr.
 http://www.widersetzen.de
 http://www.bi-luechow-dannenberg.de
 http://www.castor.de
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Ergänzungen

Demokratie geht?

Anti-Demokrati 06.11.2002 - 17:57
Wieso "der Castor kommt, die Demokratie geht". Das verstehe ich nicht. Es ist doch das demokratische Regime der BRD, das den Castor durchsetzt (so wie es Kriege macht, AusländerInnen abschiebt, Menschen einsperrt oder psychiatrisiert, Kinder erzieht usw.). Mit diesem Spruch werden die Herrschaftsverhältnisse komplett verdreht. Es gilt nicht, die Demokratie vor Bullen und Castoren zu schützen, sondern uns vor Bullen und Castoren zu schützen, die alle durch eine demokratische GrundORDNUNG gedeckt sind bzw. auf dieser Ebene handeln.

Stopp Castor! Stopp dem dahinterstehenden System! Und das heißt in diesen Landen nunmal Demokratie ...

Ähhhm wir leben in keiner Demokratie...

TH o 06.11.2002 - 20:50
also pas mal auf wir leben in keiner Demokratie sonden in einer Republik. Demokratie heist herschaft des volkes. ne demokratie hast du zum beispiel wenn de räte schaffst. diese system in dem wir leben ist eine republik wir wählen unsere unterdrücker und da wir die wahl der unterdrücker haben nenen sich die unterdrücker aufeinmal demokratisch :).
Buch tip :  http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/392220967X/qid=1036612138/sr=2-3/ref=sr_aps_prod_3_1/028-7748506-6422919
Die agonie der stadt. sehr schönes buch voralem für die sich für freiheits gedanken zu allen zeiten interessieren.

statt urlaubsgeld und weihnachstgeld

heide simonis 09.11.2002 - 18:23
unsere beamten in grün werden ab dem nächsten jahr auf das urlaub und weihnachstgeld per beschluss es bundesrates verzichten. dafür einmal im jahr urlaub auf staatskosten im wendland!!