Hamburg: Kesselkoordinaten für den Naziaufmarsch in Halbe

djilja 30.10.2002 02:03 Themen: Antifa
Am Dienstag, den 05.11.02 findet ab 19.30 Uhr in der Roten Flora in Hamburg eine Mobilisierungsveranstaltung gegen den geplanten bundesweiten Naziaufmarsch am 17.11.02 in Halbe bei Berlin statt. Antifas werden Infos und Hintergründe zum Aufmarsch und den geplanten Gegenaktion liefern.
Hamburg: Kesselkoordinaten gegen den Naziaufmarsch in Halbe

Dienstag 05.11.02
Kesselkoordinaten: Hamburg, Rote Flora, 19.30 Uhr
Infos und Hintergründe zum Aufmarsch und den Gegenaktionen

Kein Naziaufmarsch in Halbe!
Strammstehen heisst untergehen!

Zum ersten Mal - nach 10 Jahren verbotsbedingter Pause - wollen am 17.November 2002 Faschisten unter Führung des Hamburger Berufs-Nazi Christian Worch im brandenburgischen Halbe einen bundesweiten Aufmarsch durchführen. Ort und Datum weisen bereits daraufhin, dass es sich hierbei nicht um irgendeinen Aufmarsch handelt: Der sogenannte ,,Volkstrauertag" gilt der rechtsextremen Szene als besonderer ,,Kampftag", der schon in den letzten Jahren bundesweit für Aktionen genutzt wurde. Jetzt droht sich mit Halbe ein zentrales Großevent zu etablieren, dass eine ähnliche Ausstrahlungskraft für Neonazis besitzen könnte wie etwa der jährliche ,,Rudolf Hess-Marsch". Dies werden wir durch entschlossenes Handeln zu verhindern wissen!

Ende April 1945 fand bei Halbe die letzte große Kesselschlacht des Zweiten Weltkrieges statt. Umzingelt von der Roten Armee, folgte das letzte Aufgebot Nazideutschlands dem Ruf nach Rettung des Deutschen Reiches vor der bedingungslosen Niederlage: Unter Führung der geschlagenen 9. Armee des General Busse kämpften SS-Divisionen, Wehrmachtsverbände, Volkssturm und Hitlerjugend bis zum letzten Tropfen. Statt das Kapitulationsangebot der Roten Armee anzunehmen, fanden über 40 000 Menschen den Tod. 22 000 Tote liegen in Halbe begraben, neben Hitlers willigen Vollstreckern auch Rotarmisten und Zwangsarbeiter/-innen.

Wenn auch beim "Heldengedenken" in Halbe die Naziszene unter sich bleiben wird, kann sie sich dennoch eines gesellschaftlichen Nährbodens erfreuen, aus dem ihr Gedankengut entspringt und gedeiht. Der behördliche Aufstand der Anständigen, der im blamablen NPD-Verbotsverfahren seinen Ausklang fand, hat nicht für eine Eindämmung der öffentlichen Präsenz der Neonazis gesorgt. Außerdem geht der alltägliche Terror, die Bedrohung für Ausländer/-innen und Andersdenkende weiter. Spätestens als im August diesen Jahres fast 2500 Neonazis durchs bayerische Wunsiedel zum Gedenken an Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess marschierten, wurde klar, dass sich unabhängig der Handlungsfähigkeit der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands die neonazistische Szene neu formiert.

Nach Einschätzungen von Antifas ist mit der Beteiligung von bis zu 2000 Nazis aus dem gesamten Bundesgebiet zu rechnen. Ein gelungener Naziaufmarsch in Halbe würde einen immensen Erfolg für die neofaschistische Bewegung darstellen. Wir können und wollen dem nicht tatenlos zusehen. Unabhängig von der Entscheidung der Verwaltungsgerichte heißt Zivilcourage für uns, Halbe am 17. November zu dem zu machen was es sein sollte: Ein Fanal für den Sieg über den deutschen Faschismus!

Gemeinsam gegen den Naziaufmarsch in Halbe!
Keine Ehrung der Wehrmacht!
Deutsche Täter sind keine Opfer!
Gegen Revanchismus! Gegen Rassismus! Gegen Antisemitismus!
Wenn Nazis in Halbe, dann Kessel dicht!

Sonntag 17.11.02
ab 9 Uhr Demo in Halbe
'Strammstehen heisst untergehen'
ab 11 Uhr Kundgebung am Soldatenfriedhof

Dienstag 05.11.02
Kesselkoordinaten: Rote Flora Hamburg, 19.30 Uhr
Infos und Hintergründe zum Aufmarsch und den geplanten Gegenaktionen

Infos: www.antifa.de | www.halbe.da.ru | www.antifa-kw.de
und 030/27560756
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Ergänzungen

Naja Naja

Sachse 30.10.2002 - 02:21
Ob das nicht besser auf den jeweiligen Terminseiten aufgehoben ist? Ich denke mal, daß alle hamburger Szene-Leute die entsprechenden Seiten durchgehen, wenn sie sehen wollen, was geht. Ich gehe mal davon aus, daß 90% der Indyuser keine Hamburger Linksradikalen sind und daher mit diesem Posting nichts anfangen können, nach dem Termin wird dieser Artikel hier bei Indy sogar irgendwelcher Wortmüll sein.
Das alles soll kein Angriff gegen Euch sein, sondern nur vermitteln, warum einige Leute darauf pochen, Indy nur für eigene Nachrichten und terminseiten nur für Termine zu benutzen.
Auf der Startseite ist übrigens auch ein netter Indy-Kalender verlinkt.

Ansonsten liebe Grüße in den Norden!

30.10.2002 - 10:02
Ich beschäftige mich schon länger mit der Nazi-Szene in NRW und ich kenne keine Publikation, die zum "Marsch" nach Halbe mobilisiert. Hör heute sowieso das erste Mal davon!

Pressespiegel

paperboy 30.10.2002 - 13:22
Berliner Zeitung

Neonazis wollen wieder in Halbe aufmarschieren
Linke Gruppen kündigen Gegenaktionen an
Jens Blankennagel

HALBE. Neonazis aus ganz Deutschland wollen am 17. November die so genannten
Heldengedenkfeiern auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Halbe
wiederbeleben. "Unter dem Motto ,Ruhm und Ehre dem deutschen Frontsoldaten‘ ist
eine
Kundgebung mit 1 000 Teilnehmern angemeldet", sagte Lothar Walter,
Polizeisprecher
in Dahme-Spreewald.
Neben dem traditionellen Gedenkmarsch für Hitlers Stellvertreter Rudolf Hess
im bayrischen Wunsiedel gehörten Anfang der 90er-Jahre die Aufmärsche am
Volkstrauertag in Halbe zu den wichtigsten Daten deutscher Neonazis. Bis 1992
versammelten sich dort teilweise 1 000 Rechtsextremisten mit Fackeln und
Trommelwirbel unter Fahnen mit verbotenen Nazi-Symbolen. Später wurden die
Umzüge
gerichtlich untersagt, das Gelände abgeriegelt und das Verbot von bis zu 1 000
Polizisten durchgesetzt.

"Die Entscheidung, ob die Kundgebung diesmal stattfinden darf, wird in den
nächsten Tagen fallen", sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Frankfurt
(Oder), Matthias Kühnel. Es habe bereits "Kooperationsgespräche" mit den
Anmeldern der Kundgebung gegeben.

Hinter der Anmeldung soll der Hamburger Neonazi-Aktivist Christian Worch
stehen. Er ruft im Internet so genannte Freie Kameradschaften zu reger Teilnahme
auf, weil die Brandenburger Szene die Veranstaltung nicht organisiert
bekomme. Bei ihrem "Heldengedenken" wollen die Neonazis nicht nur Kränze für
Wehrmacht, Volkssturm und Hitlerjugend ablegen, sondern auch für die Waffen-SS.

Halbe ist ein historischer Ort. Dort tobte im April 1945 die letzte
Kesselschlacht des Zweiten Weltkriegs. Südlich von Berlin starben damals 40 000
deutsche und sowjetische Soldaten sowie Flüchtlinge aus Schlesien und
Ostpreußen.
Auf dem größten Soldatenfriedhof Deutschlands liegen 27 000 deutsche Soldaten
und 3 000 sowjetische Zwangsarbeiter sowie 4 000 Nachkriegsopfer aus einem
Lager des sowjetischen Geheimdienstes.

Selbst linke Gruppen, die für den 17. November am selben Ort eine
Gegendemonstration unter dem Motto "Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus"
angemeldet
haben, rechnen nicht mit einem Verbot der Neonazi-Demonstration.
Antifa-Sprecher Silvio Kurz sagt: "Es wird sich zeigen, ob eine Gedenkkundgebung
für die
Opfer des Nationalsozialismus zu Gunsten einer Glorifizierung von
Nazi-Verbrechern verboten oder verlegt wird."

"Wir können den rechten Aufmarsch leider nicht verbieten", sagte der Chef
des Amtes Schenkenländchen, Reiner Oncken. Das Amt sei nur für den Friedhof an
sich, nicht aber für den Vorplatz zuständig. Die Neonazis hätten eine
Sondergenehmigung für eine Kundgebung auf dem Friedhof angemeldet. "Die haben
wir
nicht genehmigt", sagte er. Daraufhin seien die Anmelder vor das
Verwaltungsgericht Cottbus gezogen, bekamen aber auch dort keine Genehmigung.

Am Vortag des Neonazi-Aufmarschs hat auch die Fraktion der rechtsextremen
DVU im Potsdamer Landtag zu einer Kranzniederlegung in Halbe aufgerufen. "Wir
brauchen kein Motto", sagte Geschäftsführer Sigmar-Peter Schuldt. "Wir
gedenken aller Toten, auch derer des bolschewistisch-kommunistischen Terrors
nach
1945."


TAZ

Unrühmliches Gedenken
Neonazis dürfen auf Soldatenfriedhof in Halbe marschieren. Gericht: Verbot
schlecht begründet
von HEIKE KLEFFNER

Rund 1.000 Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet wollen am 17. November zum
Volkstrauertag auf dem Soldatenfriedhof in Halbe bei Königs Wusterhausen
aufmarschieren. Die militanten Freien Kameradschaften um den Hamburger Neonazi
Christian Worch knüpfen damit an die erfolgreichen rechtsextremen Aufmärsche
auf dem Waldfriedhof von Halbe 1990 und 1991 an. Mit Fackeln, Trommlern und in
schwarz-brauner Uniformierung war damals das gesamte rechte Spektrum über
den größten Soldatenfriedhof Deutschlands gezogen und hatte die erste Welle des
Aufschwung der Neonazibewegung nach der Wiedervereinigung zelebriert.

Aufgrund des "hohen Symbolwerts" rechnet das brandenburgische
Innenministerium "mit einem großen Mobilisierungsgrad in der rechtsextremen
Szene". Ein
Verbot des Aufmarsches durch das zuständige Amt Schenkenländchen wurde vom
Verwaltungsgericht Cottbus am Montag im Eilverfahren aufgehoben. Während Worch &
Co. die Entscheidung nun als "Sieg" feiern, sagte Gerichtssprecher Matthias
Vogt zur taz: "Das Gericht hat nicht entschieden, dass den Antragsstellern ein
Anspruch nach dem Versammlungsrecht oder dem Gleichbehandlungsanspruch für
eine Versammlung auf dem Waldfriedhof zusteht." Die 2. Kammer des
Verwaltungsgerichts habe allerdings festgestellt, dass das Amt Schenkenländchen
sein
Verbot der rechten Versammlung unzureichend begründet habe. Amtsdirektor Rainer
Oncken überlegt derweil, die nächsthöhere Instanz anzurufen. "Wir wollen alles
tun, um zu verhindern, dass es zu Szenen wie Anfang der 90er-Jahre kommt."
Man wolle "keine Extremisten und Gewalttäter" in Halbe.

Sollte ein Verbot gerichtlich scheitern, gehen Sicherheitsexperten davon
aus, dass mehr als 1.000 Neonazis anreisen könnten. Die fordern ihre Anhänger
derzeit offen auf, Einheiten der SS und Waffen-SS, die an der Kesselschlacht
bei Halbe im April 1945 beteiligt waren, mit Kränzen zu ehren. "Kameraden", die
sich bei einer zentralen Telefonnummer melden, "erhalten einen
Divisionsnamen, den ihr verwenden könnt, z. B. 36. SS-Division Dirlewanger",
heißt es auf
einschlägigen Webseiten.

Auf dem Waldfriedhof in Halbe sind rund 22.000 Soldaten begraben, darunter
Angehörige des 11. SS-Panzerkorps und des 5. SS-Gebirgskorps, die gegen die
letzte Offensive der Roten Armee zur Einnahme Berlins eingesetzt wurden und
wegen ihres brutalen Vorgehens gegen Deserteure und Kriegsmüde in der
Bevölkerung gefürchtet waren.

Unabhängige Antifagruppen und die Antifaschistische Aktion Berlin wollen mit
Gegenaktivitäten in Halbe am selben Tag nicht nur gegen die
Rechtsextremisten protestieren, sondern auch explizit der ebenfalls auf dem
Waldfriedhof in
Halbe bestatteten 57 Wehrmachtsdeserteure und zwei Dutzend sowjetischer
Zwangsarbeiter gedenken.

Aktuelle Infos über antifaschistische Gegenaktivitäten: www.Halbe.da.ru
taz Berlin lokal Nr. 6891 vom 30.10.2002, Seite 24, 100 Zeilen
(TAZ-Bericht), HEIKE KLEFFNER

30.10.2002 - 17:50
schade, wenn es bisher nicht so viele mitgekriegt haben(nazis in halbe), aber vielleicht auch nicht so gut mobilisiert.kann man sich irgendwo melden zum plakatieren oder flyer verteilen??