Direct Action: Widerstand & Vision verbinden! (Bsp. Mittelhessen)

ProjektwerkstättlerInnen und mehr 29.10.2002 00:12
Direkte Aktion soll kreativen Widerstand und die Vermittlung von Kritik und Visionen verbinden. Wo sie gelingt, wird NORMalität gebrochen und Selbstbestimmung blitzt durch den Schleier von Zwang und Zurichtung.
Seit ca. 10 Wochen versuchen sich verschiedene AkteurInnen in Mittelhessen an dieser Idee - mühselig sind die Ergebnisse, aber doch eine Basis für eine Weiterentwicklung. An den vielen Aktionen (soweit bekannt und soweit sinnvoll veröffentlichbar) soll die Idee verdeutlicht und eine kleine Auswertung versucht werden. Mehr ist drin ...
Von Anti-Wahl bis zur Schaffung von Freiräumen:
10 Wochen kreativer Widerstand in Mittelhessen (August-Oktober 2002)

Am 16. August sollte in Gießen dem Jahrestag ?40 Jahre Bundeswehr? gedacht werden - mit einer Jubelfeier und Parade hinter den Zäunen der Bergkaserne. Doch auch GegnerInnen von Militärismus und Herrschaft waren da - mit dem Versuch einer Jubelparade, während der die Bundeswehr, der süße Tod fürs Vaterland und das Morden weltweit in höchsten Tönen gelobt werden sollte. Das Ganze ging weitgehend schief - die Polizei stoppte die Aktivistis schon weit vor dem Aktionsort und beschlagnahme die meisten Utensilien. Außerdem waren nur sehr wenige MitstreiterInnen gekommen (die Auseinandersetzung mit den verkrusteten altlinken Gruppen begann mit Abwesenheit ...) - und einer landete noch vor der Abfahrt im Knast. Doch diese Aktion war dennoch der Auftakt zu einer Serie - und immer bunter und unübersichtlicher wurde auch die Zahl derer, die mitmischten. Der folgende Text soll die Aktionen auflisten, die bekannt sind - überwiegend mit Links zu genaueren Berichten. Wer welche Aktion durchführte, ist unbekannt und für eine Auswertung auch gleichgültig.
Seit dem genannten Tag sind ca. 10 Wochen vergangen - es bleibt zu hoffen, daß alles erst der Anfang war. Der folgende Text gibt alles im Schnelldurchlauf wieder ... ohne die agierenden Gruppen zu benennen, von denen die Daten zusammengetragen wurden, die ohnehin öffentlich sichtbar wurden. Es hat nach unserer Wahrnehmung noch mehr Aktionen gegeben, die aber zum Teil gänzlich unbeachtet blieben.

Die weiteren Abschnitte:
- Was ist ?Direkte Aktion??
- Chronologie der Aktionen in Mittelhessen
- Auswertung
- Wie weiter?

1. Was ist ?Direkten Aktion??
"Direct Action" ist eine Form kreativen Widerstandes, die wir als Teil gesellschaftlicher Intervention gegen Herrschaft und Verwertung sowie als Eröffnung von Diskussionen um visionäre, emanzipatorische Gesellschaftsformen verstehen. Sie versteht sich als
gleichberechtigter Teil zu anderen kreativ-emanzipatorischen Handungsstrategien wie Gegenöffentlichkeit, Freiräume und Aneignung, versucht aber, Erstarrungen in den Aktionsformen und -strategien zu überwinden, z.B. die Wirkungslosigkeit vieler
vereinheitlichender Aktionsformen (Latschdemo, Lichterkette ...) oder das Gegeneinander aufgrund verschiedener Aktions- und Ausdrucksformen.
?Direkte Aktion? ist mehr als nur mal hier eine Blockade oder da ein Steinwurf. Sie ist eine Methode, ein Aktionskonzept und eine Idee für eine Politikform, die nicht mehr nur Einzelnes angreift - aber auch mehr will als schwächliche Miniveränderungen innerhalb von umweltzerstörenden und menschenverachtenden Verwertungs- und Herrschaftsstrukturen. Direkte Aktion will die Köpfe erreichen. Und den Kopf benutzen. Das erste Ziel einer direkten Aktion ist die Schaffung eines ?Erregungskorridors? in der Gesellschaft: Aufmerksamkeit, Irritation, Freude oder Wut sind alles solche Formen. Wie das erreicht werden kann, ist vielfältig: Kommunikationsguerilla, verdecktes Theater, Blockade von Castor-Zügen, Sabotage, Internet-Hacken usw. Wo die Erregung entsteht, ist dann Platz für politische Positionen und Visionen - aber auch deren Vermittlung will durchdacht sein. Ideen für kreative Vermittlungsformen sind nötig. Direkte Aktion ist alles drei: Die kreative, direkte Aktion, der entstehende Erregungskorridor und die politischen Positionen/Visionen. Im Workshop soll über direkte Aktionen geredet und an konkreten Beispielen gezeigt werden, wie Langeweile und Wirkungslosigkeit politischer Arbeit überwunden werden kann.
Wichtig sind nicht wenige CheckerInnen irgendwo, die Mailinglisten, Internetseiten und wenige Bundestreffen als Ersatz für tatsächliche Handlungsfähigkeit aufrechterhalten, sondern eine breite Handlungsfähigkeit (Aktionen, Widerstand, politische Positionen und Visionen, Intervention und Widerstand im Alltag) überall.
Internetseite:  http://www.direct-action.de.vu).

2. Chronologie der Aktionen
Anti-Knast: Nach der Aktion gegen das Bundeswehrfest (siehe Einleitung) war der Knast das nächste Ziel - erzwungenermaßen, war doch ein Aktivisti* am Freitag verhaftet worden. So wurde das eigentlich geplante Seminar verschoben und am Samstag zunächst der Gefangene freigekauft (sprich: Die ausstehenden Tagessätze bezahlt) - mit anschließender Aktion in Gießens Innenstadt. Berichte: Knast ( http://www.projektwerkstatt.de/antirepression/knast_gi.html) und Aktion ( http://www.projektwerkstatt.de/antirepression/aktion_gi.html).
Seminar ?Selbstorganisierung in Alltag und Politik?: Wie können die Zwänge verringert werden, die Alltag und politisches Engagement erschweren, weil immer wieder Zeit, Geld oder Kraft fehlt? Darum dreht sich ein Seminar, das durch die Inhaftierung eines Mitorganisierenden und die anschließende Aktion deutlich verkürzt werden mußte. Infos zu Selbstorganisierung unter  http://www.projektwerkstatt.de/von-unten.
Hausbesetzung in Marburg: Nicht nur direkte Aktion und Widerstand sind wichtig, sondern auch die Organisierung von Freiräumen. AktivistInnen aus verschiedenen Zusammenhängen besetzen in Marburg die alten Behringlabore. Inzwischen währt die Besetzung mehrere Wochen. Mehr unter  http://www.nichtwissen.de.
Guido Westerwelle vertrieben! Von den Anti-Wahl-Aktionen in Mittelhessen sicherlich der Höhepunkt ... vom Stadtkirchturm herunter wurde Westerwelle empfangen und oftmals übertönt. Einer Aktionsgruppe unten gelang es, Westerwelle den Strom abzustellen. Schließlich mußte der FDP-Chef vorzeitig abfahren. Vom Turm herunter gab es eine Stunde lang ungestört immer wieder Redebeiträge gegen Herrschaft, Demokratie, Wahlen, gegen Antisemitismus allgemein und speziell in der FDP, gegen Kapital- und Konzerndominanz usw. ?Nur tote Fische schwimmen auf der Westerwelle? - der Bericht unter  http://www.indymedia.de/2002/08/28095.shtml.
Fischer in Gießen: ?Willkommen am Ausgang der Schafweide? hieß die Ansage am Ende der Wahlveranstaltung mit Joschka Fischer. Mehrere AktivistInnen hatten nach der Wirkung der Anti-FDP/Westerwelle-Aktion Hausverbot erhalten und agierten daher vor dem Gebäude. Andere gelangten unbemerkt doch in den Saal und boten Fischer etwas Widerstand. Leider pöbelte auch ein antisemitischer Besucher herum, was die anderen Aktionen erschwerte.
Trainings und Organisierung-von-unten-Treffen: Mitten in der Aktionsphase fand ein mehrtätiges Treffen in der Projektwerkstatt Saasen statt mit inhaltlichen Debatten, Trainings und Workshops. Bericht und viele Texte zu Strategien und mehr unter  http://www.hoppetosse.net.
Die Wahlplakate-Schlacht: Gießen und Umgebung kamen keine Nacht zur Ruhe. Ort für Ort wurden die Wahlplakate verändert, die Aussagen gegen Herrschaft, Diskriminierung, Krieg oder Deutschtümelei umgewidmet. Viele Orte um Gießen oder Straßen in Gießen waren lange Zeit verändert. Zudem wurden gefälsche Briefe an EinwohnerInnen verteilt und vieles mehr. Bilder, Downloads der Kopiervorlagen (Wahlen kommen öfter ... :-) sowie Berichte und inhaltliche Texte finden sich unter  http://www.wahlquark.de.vu.
Feuer und Flamme für Knast, Justiz und Staat! So stand es zu lesen auf der gut sichtbaren Wand eines Justizgebäudes - gemalt mit Farbe plus einen Anarchie-Zeichen. Nur wenige Meter daneben brannte in der gleichen Nacht das Landgericht. Es war die Nacht vor dem Aktionstag gegen Rassismus und Fremdbestimmung in Gießen, einer lautstarken Demo vom Bahnhof durch die Innenstadt, einigen kleinen Aktionen und dann einer zweiten Kundgebung vor dem Knast, der direkt am angekokelten Landgericht lag. Druckvolle Musik und Redebeiträge, Kontakt zu den Gefangenen sowie gemeinsames Freuen über den Brandanschlag prägten die Stimmung in der Gutfleischstraße von Gießen. Bericht über den Aktionstag und Pressetexte zu den militanten Anschlägen der Nacht davor unter  http://www.projektwerkstatt.de/giessen/14_9bericht.html,  http://www.indymedia.de/2002/09/29670.shtml und  http://www.indymedia.de/2002/09/29609.shtml.
Die Bullen kommen ...: Am Aktionstag (14.9.) waren Polizei und BGS gut vertreten. Und noch bevor es losging, handelten sie entschlossen. Das Anti-Wahl-Mobil aus der Projektwerkstatt Saasen wurde beschlagnahmt. Der Grund wurde drei Wochen später nachgereicht: Ermittlungen wegen Beleidigung (von PolitikerInnen), Sachbeschädigung, Diebstahl, Verunglimpfung von Verfassungsorganen und einiges mehr ... ein Foto der Beschlagnahme findet sich hier:  http://www.indymedia.de/2002/09/29609.shtml.
Am Wahltag: Auch am 22.9. ließen GegnerInnen der Demokratie-Herrschaft nicht locker ... mit Flugis, als Schafe usw. agierten sich vor Wahllokalen in Gießen ( http://www.indymedia.de/2002/09/30326.shtml).
3.10. Einheizfeiern: Groß(maul)Deutschland wird wieder ein Jahr älter und will das feiern. In Gießen kleben am 3. Oktober Hunderte von Aufklebern und Plakaten auf Automaten, Lichtschaltern, Parkuhren und an Ampeln - immer mit darauf abgestimmten Texten (der Art wie ?Deutschland abschalten? auf Schaltern oder ?Die Zeit für Nationalismus ist aufgelaufen? auf Parkuhren). Mehr unter  http://www.indymedia.de/2002/10/30916.shtml.
Hausdurchsuchung in Saasen: Irgendwann wurde es den Bullen wohl zu viel - und da nichts greifbar war außer der offenen Plattform ?Projektwerkstatt? besuchten sie halt die. Mit nahmen sie einen Computer, ein Schnippelbuch und ein paar Etiketten mit Sprüchen drauf. Stehen jetzt wohl neben dem gezockten Anti-Wahl-Mobil ... zur Durchsuchung mehr unter  http://www.projektwerkstatt.de/pwerk/saasen/durchsuchung.htm.
Anti-Mc-Donalds-Aktion in Gießen: Zum McDoof-Tag gab es eine kleine Versteckte-Theater-Aktion in den McDonalds-Filialen Gießens. Mehr unter  http://www.indymedia.de/2002/10/31805.shtml.
Repression angreifen! In der Nacht nach dem internationalen Anti-Polizei-Aktionstag (22.10.) wurde in Gießen ein Infoplakat gegen Repressionsorgane hundertfach geklebt (Ampeln, Automaten, Pfeiler usw.), zudem wurde ein gefälschtes Fahndungsplakat mit Polizeiköpfen drauf verklebt - es richtete sich gegen die Polizeiaktion gegen das Anti-Wahl-Mobil. Dieses Plakat war schon einige Tage vorher an Gießener Geschäfte versandt worden mit der Bitte um Aufhängen ... auf einem Briefbogen der Wetzlarer Bullen-sind-toll-BI ?Pro Polizei?. Infos unter  http://www.indymedia.de/2002/10/32128.shtml.
K-Guerilla-Week in Marburg: Kommunikationsguerilla bedeutet das subversive Eingreifen in die öffentliche Debatte - mit Fakes (gefälschte Flugis, Plakate, Behördenbriefe usw.), mit verstecktem Theater, technischen Schnick-Schnack (Hacken von Internetseiten, Radioprogrammen usw.) und unendlich mehr. In Marburg sollte es eine kreative Woche geben, doch ganz so viel wurde es nicht - zwar Tage veränderten sich Plakate und Schaufenster der Innenstadt:  http://www.indymedia.de/2002/10/32513.shtml.

3. Auswertung
Eine umfangreiche Auswertung ist an dieser Stelle zu viel - zu unterschiedlich sind die Aktionen und AkteurInnen. Mit der Idee der Direkten Aktion sollen Debatten dort geschaffen werden, wo sonst Normalität herrscht. Der Rahmen ist zunächst auf den Ort selbst beschränkt, eine Ausbreitung ist durch Nachahmung, Weiterentwicklung/Folgeaktionen, Gespräche und Medien möglich. In wenigen Stichpunkten seien einige Aspekte benannt:
- Kaum eine Aktion kam über den direkten Bereich hinaus, d.h. Medien, öffentliche Debatten usw. griffen die Themen nicht auf. Innerhalb des Bereiches, in dem die Aktion jeweils lief, war aber oft eine sehr intensive Vermittlung möglich. Im Einzelfall wurden aber Chancen zu Diskussionen auch ausgelassen, so etwa nach Westerwelles Abfahrt, als sich viele Menschen und auch die AkteurInnen am Boden um das Herunterkommen der beiden Aktivistis vom Stadtkirchturm kümmerten (das war ein richtiges Aufsehen, leider aber mit wenig Vermittlung).
- In einigen Fällen kam es zu Kooperationen verschiedener Gruppen. Das ist inzwischen leider sehr selten geworden und wäre schön, wenn es sich ausdehnt.
- Nur wenige neue Interessierte sind zu den verschiedenen Aktionen und Aktionsgruppen hinzugekommen. In Zukunft wäre es sicherlich nützlich, Aktionen stärker mit sonstigen Treffen, Veranstaltungen, Vokü, Partys usw. zu verbinden.
- Die Reaktion auf die einsetzende Repression war nur teilweise phantasievoll. Hier gilt es, für die kommenden Gerichtsprozesse und Bullenaktionen bei weiteren Aktionen noch mehr Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten und zu trainieren.
- Von Beginn an haben Politik, Repressionsorgane und Presse intensiv kooperiert. Bei der ersten größeren Aktion (Westerwelle) kam der Presse noch die Aufgabe zu, die AkteurInnen zu diffamieren (?Blondine? usw.), ohne Inhalte zu erwähnen. Später wurde alles konsequent verschwiegen. Teilweise reagierten die verschiedenen AkteurInnen auf ihre Art darauf ... z.B. die nicht mehr verschweigbare Militanz der Nacht auf den 14.9., die Anti-Wahl- und Anti-Polizei-Fakes, die öffentlich dementiert werden mußten sowie in der letzten Phase das massenweise öffentliche Verkleben von BekennerInnen-/Vermittlungs-Plakaten, u.a. auch an den Schaufenstern der Medien selbst, die alles verschwiegen.
- Komplett geschwiegen haben alle ?linken? Medien (Junge Welt, Jungle World, taz, Neues Deutschland ...). Das ist kein Zufall. Die ?taz? war sogar die einzige Zeitung, die bei den Anschlägen in der Nacht auf den 14.9. die Zeile aus der Polizeipressemeldung mit dem gesprühten Spruch herauszensierte, um gar nicht mehr zu erwähnen, daß es sich um eine politische Aktion handelte.
- Ein Problem direkter Aktion ist, daß mensch sich als Person stark einbringt. Anders als in einer Demo, wo mensch sich in der Masse und damit zusammenhängend meist hinter FührerInnen, die die Masse instrumentalisieren, verstecken kann, ist bei verstecktem Theater bis zur Militanz immer die eigene Person gefragt. Solche Aktionen bedürfen einer anderen mentalen Vorbereitung. Und auch hier sind deutlich Versäumnisse zu sehen.
- Direkte Aktion ist nicht alles. Widerstand muß vielfältiger werden. Das Erobern von Freiräumen, Gegenöffentlichkeit und mehr sind wichtig. Die Hausbesetzung in Marburg könnte helfen, wenn es ein offensiver Freiraum und kein Rückzugsnest wird. Mehr davon ist nötig, sonst lastet in Mittelhessen alles auf der einzigen offenen Aktionsplattform ?Projektwerkstatt? oder den privaten Möglichkeiten der AkteurInnen der verschiedenen Gruppen. Visionäre Debatte, Veranstaltungen, Bildung von unten und mehr müssen ebenso Teil des Ganzen sein. Geplant sind zur Zeit: Mehr Veranstaltungen sowie ein kleines Zeitungsprojekt für Gießen und Umgebung ( http://www.abriss.de.tf) mit der ersten Ausgabe Mitte November.
- Geradezu widerlich waren die Reaktionen etlicher anderer ?linker? Gruppen. Sie griffen die Aktionen und nach einiger Zeit vor allem die Projektwerkstatt an - egal wer tatsächlich hinter einer Aktion stand. Das Veröffentlichen von Namen gleich nach Aktionen ist nichts anderes als Beihilfe für Bullen bzw. das Ans-Messer-Liefern ungewünschter Menschen, wobei es ja gar nicht wirklicher Tatverdacht war, sondern immer auf bestimmte Leute verwiesen wurde. In der letzten Phase dachten sich Personen, die die ?Projektwerkstatt? diffamieren wollten, ständig Aktionen aus und veröffentlichten sie auf Indymedia ebenso wie ständige Anpissen als Kommentare. Streß gegen die aktiven Gruppen gab es auch andernorts, die Entsolidarisierung hat krasse Ausmaße angenommen ... Bullen und ?Linke? Hand in Hand! Daß ?Linke? mit dabei waren, ist eindeutig ersichtlich, weil immer wieder Insiderwissen mit Diffamierung verkoppelt wurde. Eine Lösung dieses Problems ist zur Zeit gar nicht in Sicht, da auch fast immer anonym agiert wurde und wird ...

4. Wie weiter?
Die Erfahrungen werden ausgewertet, neue Aktionen entstehen - so überregional im Widerstand gegen den Castor ( http://www.atommafia.de) und regional bei Gerichtsprozessen, zur Unterdrückung in Kolumbien und die beteiligten Konzerne hier, gegen Militär und Polizei sowie zur Landtagswahl in Hessen. Es wird sicherlich einiges mehr. Rund um und über Weihnachten wird es ein langes, intensives Treffen zu ?Widerstand und Vision? geben mit vielen Einzelveranstaltungen oder die Möglichkeit, die gesamte Phase dabeizusein (19.-28.12. in Saasen, siehe  http://www.hoppetosse.net). Zudem sollen die Diskussion um Ziele und Visionen herrschaftsfreier Gesellschaft ( http://www.indymedia.de/2002/10/31890.shtml) sowie das Ringen um hierarchiefreie Organisierung ( http://www.projektwerkstatt.de/ovu und  http://www.projektwerkstatt.de/von-unten) verstärkt werden. Die Plattform ?Projektwerkstatt? wird Stück für Stück erweitert, vor allem der Direct-Action-Bereich (Archivs, Kostüme usw.) soll wachsen. Das alles ist ein offener, endloser Prozeß. Schön wäre, wenn mehr Menschen und auch bestehende Gruppen Lust auf Kooperationen, direkte Aktion, Gegenöffentlichkeit und den Aufbau von mehr Freiräumen hätten.


*Zur Endung -i/-is: In einigen Texten wird statt der männlich/weiblichen Form eine geschlechtsneutrale Sprache versucht. Das soll darauf aufmerksam machen, daß nicht nur die Diskriminierung von Menschen aufgrund des Geschlechts Herrschaft ist, sondern auch bereits die zwangsweise Einsortierung in Mann oder Frau.
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Ergänzungen

Militanz, direkte Aktion und Struktur

ingodingo 29.10.2002 - 02:09
ist nicht konsensfähig. Wenns die Leute machen wollen, sollen sie's tun - Sachschaden ist Sachschaden, andere Leute halten es für eine gute Idee, tausende Kinder krepieren zu lassen, und ich bin gezwungen, es ihnen zu bezahlen. Wenn irgendwelche Leute z.B. Spuckis an 'verbotene' Stellen klebt (Microsoft mußte NYC für eine Innenstadt voll Werbeschmetterlinge ein paar Müllarbeitern die Arbeit und der Stadt US$50 zahlen  http://ad.de.doubleclick.net/adi/www.n-tv.de/computer/index;sz=1x1;tile=4;ord=29405761105417544?, nur so als kleine Zwischeneinlage), sollte klar sein, daß sich keine Gruppe mit 'nem VISDP dahinterklemmt. Das müssen die Leute, die Bock haben, schon auf eigene Faust durchziehen - und bingo, DA.

Konventionelle Aktion ist dagegen das, was könn, nicht müssen sollte. Diese nämlich hat uns nicht weit genug gebracht (siehe AFGH->IRQ, angekündigt seit mindestens Ende 11/01), und wir sollten ihre Grenzen langsam kennen.

Neben der Aktion ist die Struktur der Organisierung (nicht der Organisationsstruktur) interessant - zu viele Gruppen sind schon gescheitert, als daß wir uns nicht langsam klar sein sollten, wo der Haken ist: and der konventionellen Logik von Struktur und Organisation zu kleben, heißt, Teile dessen, was wir kritisieren, zu kopieren - und daß es zu Problemen kommt, wenn man versucht, eine progressive Initiative so aufzuziehen wie ein Bundeskanzleramt, mit Archiv und Pressestelle und und und. Ein permanentes lockeres Brainstorming wäre oft eine effektivere Art zu arbeiten als die üblichen Diskussionen mit Rednerliste und TOPs, da dadurch der Informations- und Kenntnisstand immer weiter wächst, und sich dadurch die Herangehensweise verfeinert und differenziert.

Wichtig ist, mit fertigen Analysen sparsam zu sein (sonst lernen Leute nie, sich selbständig schlau zu halten).

Und zuletzt:

Wenn ein Protest stattfindet, und niemand ist dort, um davon mitzubekommen, hat es ihn dann gegeben?