Medizinische Forschung an Minderheiten in Hamburg-Eppendorf

Perry Stroika 16.10.2002 22:36 Themen: Biopolitik Gender
Nach dem langsamen Abbröckeln der Genitalverstümmelungen an Hermaphroditen aufgrund zunehmenden Protests ist die Sexualmedizin und -psychiatrie auf der Suche nach einem neuen kapitalisierbaren Feld. Hierzu wurde ein millionenschweres Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft [1] (DFG) mit dem Titel: Intersexualität ? Vom Gen zur Geschlechtsidenität [2] (Originalantrag: Disorders of somatosexual differentiation and intersexuality [3]) aus der Taufe gehoben. Gefördert von der Deutschen Luft- und Raumfahrtgesellschaft (DLR) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), werden in diesem Forschungsprojekt auch Trans- und Homosexuelle als Zielgruppe angepeilt und mittels szeneinterner Vertrauenspersonen rekrutiert. Anfällig für diese obszöne Ursachenforschung sind vor allem leicht viktimisierbare Personen, die in ihrer Identität verunsichert sind und daher von WissenschaftlerInnen leicht für medizinische Versuche missbraucht werden können. Die Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf hat in diesem Kontext bereits mit einer umfassenden Datenerhebung an Lesben, Schwulen, Transsexuellen und Hermaphroditen begonnen, die mittels Online-Fragebogen [4] durchgeführt wird und erste Kontakte zu Probanden herstellen soll.
Der Grund für die verstärkte Forschung in diesem Bereich ist, dass die traditionelle These des berühmten Sexualwissenschaftlers und Begründers der chirurgischen und hormonellen Zwangszuweisungen von intersexuellen Kindern, John Money, mittlerweile in Frage steht: nämlich dass Geschlecht vornehmlich oder sogar ausschließlich das Ergebnis sozialisatorischer Faktoren sei. Statt dessen wird heute, so etwa von Prof. Milton Diamond aus Hawaii, die These vertreten, die Geschlechtsidentität sei in der Hirnstruktur von Menschen eingeschrieben ("brain sex"). Zur Überprüfung dieser Behauptung bieten sich Transsexuelle als das ideale Forschungsobjekt an, weil sie ihre Geschlechtsidentität konträr zu ihrer Sozialisation und zu ihrem anatomischen Geschlecht entwickeln. U. a. an ihnen soll deshalb untersucht werden, welche Faktoren (Gene, Hormone, soziales Umfeld) die Entstehung von Geschlechtsidentität begründen.

In den 70er Jahren wurde die Universitätsklinik in Hamburg-Eppendorf durch Forschungen zur Wirkung von Isolation und sensorischer Deprivation [5] bekannt. Ihre Ergebnisse gingen direkt in Folterschulungen der USA, Counter-Insurgency-Maßnahmen und Konzeptionalisierungen von Knästen, Folterzentren und Psychiatrischen Abteilungen ein. Im Dezember 2001 kam das Krankenhaus abermals in die Schlagzeilen, als dort durch eine Überdosis zwangsverabreichter Brechmittel [6] sowie die anschließende unterlassene Hilfeleistung der beteiligten Ärzte der Tod des 19-jährigen Asylbewerbers Achidi John verschuldet wurde.

Sexualmedizinische Experimente an Lesben, Schwulen, Hermaphroditen und Transsexuellen reichten in der deutschen Vergangenheit von Elektroschocktherapien und gehirnchirurgischen Eingriffen über die Vergabe von Hormonen und gesundheitsgefährdenden Medikamenten bis hin zu Hodentransplantationen, Sterilisierungen und der Entfernung der inneren wie äußeren Genitalien.

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[1]  http://jab2000.dfg.de/detail50561.html
[2]  http://www.mu-luebeck.de/aktuelles/intersex.htm
[3]  http://www.postgender.de/postgender/bmbfdlr_list_all.htm
[4]  http://www.rrz.uni-hamburg.de/gender-studie/fragebogen.htm
[5]  http://www.astafu.de/struktur/referate/fach/txt
[6]  http://www.indymedia.de/2001/12/12046.shtml
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Ergänzungen

AKH

Uks 17.10.2002 - 00:17
Es ist mies. Ich hoffe,es ist ein sehr schwarzer Scherz. so wie ju-aufkleber aam auto. Ich würde hier gerne einen Artikel über Vergewaltigung lesen,Themen ,die lange genug verschwiegen wurden.
wenn das wahr ist,find ich wichtig,das das hier steht. hoffentlich hats keiner von denen geschrieben,die ihr halbes Leben damit verbracht haben,leute zu verunsichern. Zum schweigen zu bringen. zu bewerten.Weißt du Lotti,Männer sind wie KUH:..

Mind fuck

s.(ist )Egal 17.10.2002 - 00:25
Nicht nur an Transsexuelle werden Hormone vergeben.Die Pille (Anti-Baby-) und einige Psychopharmaka greifen in den weiblichen Hormonhaushalt ein.

Was noch alles damit behandelt wird,weiß ich nicht.

17.10.2002 - 09:49
was suchen denn die betroffenen beim arzt? oder wie geht das vonstatten, werden die weggefangen? vielleicht ist es nämlich einfach auch bloss nichtwissen der ärzte, hilflosigkeit gegenüber problemen von patienten und daraus resultierend eben probieren verschiedener sachen...

für die abschaffung totaler institutionen!

durrutti 17.10.2002 - 21:20
dümmliche kommentare, guter beitrag!
titelseite!

Geschlecht wird gemacht

... 18.10.2002 - 01:25
es ist leider weder ein schlechter scherz noch ein irrtum von unwissenden ärzten. manche babys werden mit geschlechtsorganen geboren, die nicht eindeutig einem der beiden geschlechter zuzuordnen sind. z.b. mit vagina und einen penisansatz.
da in unserer gesellschaft einem kind ein eindeutiges geschlecht zugeordnet werden muss, gibt es einen zweig der kindermedizin die sich damit beschäftigt, die geschlechtsorgane der kinder solange zu operieren, bis sie wie eine "normale" vagina oder penis aussehen.
ob ein junge oder ein mädchen "gebastelt" wird entscheiden die ärzte.
für die betroffenen beginnt meist ein langer leidensweg mit mehreren operationen und regelmäßigen untersuchungen. wenn das falsche geschlecht getroffen wurde, was wohl immer wieder geschieht,
leben sie jahrelang zwangsweise in der falschen geschlechtssozialisation. oft erkennen sie das erst als erwachsene und lassen sich dann wieder umoperieren.

durutti ?

Vic Medineit 23.10.2002 - 01:54
Es gibt Kinder,die werden garnicht mit einem Geschlecht geboren. die werden mit einer MEISE geboren.Die heißen Demenz mit Vornamen und Demenz mit Nachnamen.Den Kannst du je-den Schwachsinn erzählen,Titelseite.Die Dürfen Sogar ihre Kommata setzen,wie sie wollen.
Warum muß in unserer Gesellschaft Geschlecht zugeordnet werden ?muß Müll reproduziert werden ?Victoria.

Eine Gegenposition

Carm van Allen 01.11.2002 - 16:05

Wir sind ein Heer von

Rocky 24.11.2002 - 23:52
abbröckelnden Hermaphroditen.Eine Armee.Mensch könnte einfach das UKE unter Beschuß nehmen. Und Stilfragen auf spaeter verschieben.

Altes und Neues aus Eppendorf

Perry Stroika 26.11.2002 - 23:05
Dirk Ruder schreib in der sexualpolitischen Zeitschrift 'Gigi': "Zweifelhafte Experimente bei der Bekämpfung von 'Triebstörungen' haben im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf eine lange Tradition. Nach Mitte der 70er Jahre führte beispielsweise eine Gruppe um den Leiter der Neurochirurgischen Abteilung, Prof. Dieter Müller, Hirnoperationen an 'Pädophilen' und 'Exhibitionisten' durch. Auch 'Notzuchttäter' und 'Hypersexuelle, darunter die einzige bisher von uns operierte Frau', kamen bei der Arbeitseinheit für die Stereotaxie unters Messer. Die Gutachten für die Operationen lieferte die ebenfalls in der Klinik angesiedelte Arbeitsgruppe für Kriminalpsychiatrie 'in Zusammenarbeit mit der Sonderstrafanstalt Hamburg-Bergedorf', wie ein Aufsatz Müllers belegt. 'In 19 Fällen war außerdem die Durchführung der Kastration von der entsprechenden Gutachterstelle der jeweiligen Landesärztekammer nach dem Kastrationsgesetz zugelassen worden.' In diesen Fällen habe man jedoch 'die Hypothalamotomie als die weniger verstümmelnde Operation vorgezogen.' Dass durch den schweren Eingriff am 'Patientengut' möglicherweise ein 'Hirnkrüppel, Monstrum, Idiot oder sonstwie entmenschlichtes Wesen' erzeugt worden sei, wies Müller im Jahre 1976 entschieden zurück: 'Im Gegenteil, alle Patienten sind dankbar für die ihnen mit dieser Operation gegebenen Chance ... Anderslautende Berichte in der Presse (Stern) und im Fernsehen ... entbehren jeder sachlichen Grundlage ... und ... basieren offenkundig auf alten Vorurteilen.' In Göttingen führte eine Arbeitsgruppe Roeder und im saarländischen Homburg eine Arbeitsgruppe Dieckmann seinerzeit ebenfalls solche Eingriffe durch."