dokumentation

dokumentatorIn 12.10.2002 02:41
dokumentation: die redebeiträge, die bei der antifaschistischen kundgebung gegen die links-deutsch-antisemitische "nahost-konferenz" der nationalbolschewistischen postille "kalaschnikow" gehalten wurden.
*Redebeiträge der Kundgebung gegen den **"Nahost-Kongess" der
/Kalaschnikow/ am 28.09.2002 vor dem alten ND-Haus:*

* *

*1. Ilka Schröder (MdEP)*

*2. Bernd Beier (Jungle World)*

*3. Hummel-Antifa*

*4. Justus Wertmüller (Bahamas)*

**

*1. Ilka Schröder (MdEP):*

Liebe Genossinnen und Genossen.

Es gibt viele Orte, an denen man in Deutschland gegen Antisemitismus und
Antizionismus demonstrieren sollte. Immer öfter wenden wir uns gegen
antizionistische und antisemitische Bestrebungen der politischen Linken.
Denken wir nur an die pro-palästinensische Demonstration zum »Tag des
Bodens« in Berlin. Da wurde der Hitlergruß gezeigt und israelische
Fahnen verbrannt. Es waren dort aber nicht glatzköpfige Neonazis,
sondern bunthaarige Mitglieder von Attac und aus sogenannten
Friedensgruppen, die diese Demonstration unterstützten. Wenigstens im
Geiste marschierte auch die Internetpostille Kalaschnikow mit, die
kürzlich den Vergleich zwischen Hitler und Bush als »sachlich
berechtigt« bezeichnete. s ist das »Neue Deutschland«, in dem deutsche
Linke eine Bundesjustizministerin aus der deutschen Mitte bei ihren
gegen die USA gerichteten Relativierungen des Holocaust unterstützen.
Wir richten uns heute hier gegen Teilnehmer eines Nahost- Kongresses,
die schon lange in diesem Neuen Deutschland angekommen sind.

In diesem neuen Deutschland ist Geschichtsrevisionismus als Leitkultur
durchgesetzt - von links bis rechts. Der Holocaust dient, wenn es um die
Normalisierung deutscher Großmachtsambitionen geht, zur Legitimation
eines Angriffskrieges. Wenn es also darum geht, an der Seite der
islamistischen UCK Juden aus Jugoslawien zu vertreiben, dann ist von dem
derzeit spürbaren deutschen Nationalpazifismus wenig zu merken. Dieser
mörderische Pazifismus taucht erst dann wieder aus der Versenkung auf,
wenn es gegen die guten Freunde und Handelspartner der Deutschen im Irak
geht, die Israel bedrohen und ganz offiziell verkünden, dass sie jede
Familie eines palästinensischen Selbstmordattentäters mit 25.000
US-Dollar unterstützen.

Auf europäischer Ebene findet dieses »Neue Deutschland« leider große
Unterstützung. Die Europäische Union bezahlt einen stattlichen Teil der
Betriebskosten der Palästinensischen Autonomiebehörde, die wiederum
Teile dieser Gelder an palästinensische Terrororganisationen
weiterleitet. Nutznießer dieser Transfers dürfte auch die PFLP sein -
dessen Mitglied Said Dudin an der heutigen Nahost-Konferenz teilnimmt.
Doch in Brüssel und Strasbourg scheint die Finanzierung von Terror gegen
Juden kein Grund zur Besorgnis zu sein. Der Dauerauftrag für die
Millionenzahlungen an die Palästinenser wurde nicht storniert. Vielmehr
duldet die Europäische Union die Terrorfinanzierungen der
Autonomiebehörde. Das hat die Kommission während der letzten Monaten in
ihren Reaktionen auf die Vorwürfe immer wieder verdeutlicht. Die Duldung
allerdings hat nicht erst mit den Vorwürfen begonnen: Kurz nach Beginn
der Terror-Intifada unterbrach Israel die Weiterleitung der
palästinensischen Zolleinnahmen an die Autonomiebehörde. Der jüdische
Staat wollte in jedem Fall verhindern, antisemitischen Terror
mitzufinanzieren. Und genau an dieser Stelle sprang die Europäische
Union ein und akzeptierte damit von vorn herein eine Investition in den
mörderischen Antisemitismus.

Im Parlament habe ich mit anderen Abgeordneten eine Initiative
gestartet, die einen Untersuchungsausschuss zu den Überweisungen an
Arafat fordert. Es ist nicht wirklich verwunderlich, dass die
Unterstützer dieser Initiative vor allem aus dem Spektrum der Liberalen
und Konservativen kommen. In meiner eigenen Fraktion, der Vereinigten
Linken, ist die Solidarität mit Israel nicht ansatzweise mehrheitsfähig.
Mehrere Abgeordnete haben bereits aufgrund der Intervention von grünen
und linken Einpeitschern ihre Unterschrift zurück gezogen.

Die israelische Regierung stecke hinter dieser Initiative, ist das am
häufigsten genannte Argument gegen einen Untersuchungsausschuss. Dass
ein Linker von sich aus Initiativen gegen die Finanzierung von
Judenmördern ergreift, passt nicht in das antisemitische Wahnbild der
Palästina-Freunde.

Bezeichnend für die Sichtweise der parlamentarischen Linken des
Europaparlaments ist auch die Äußerung eines grünen Abgeordneten auf
einer Konferenz. Er forderte, dass ein Mandat für eine europäische
Eingreiftruppe die Erlaubnis zu scharfen Schüssen auf Israelis
beinhalten müsse. Wenn man eins und eins zusammenzählen kann, wird
folgendes deutlich: Die Europäische Union duldete den antisemitischen
Terror diverser palästinensischer Organisationen, und zwar über den
Umweg Autonomiebehörde. Wegen eben diesem Terror sind Juden gerade in
Israel nicht mehr sicher. Statt aber die Zahlungen schleunigst
einzustellen, ergänzt die Europäische Union ihre Terrorfinanzierung noch
mit Planungen, eine sogenannte Friedenstruppe nach Nahost zu entsenden.
Ein solches militärisches Engagement von Seiten Deutsch-Europas wird
alles andere als Hilfe für bedrohte Juden bedeuten, und das hat nicht
nur der eben erwähnte grüne Abgeordnete schon richtig verstanden. Im
Gegenteil: Die EU-Soldaten werden mit dem völkischen palästinensischen
Mob auf Israelis schießen und damit den Einsatz auch deutscher
Steuergelder zum Mord an Juden um eine weitere Facette bereichern.

Der EU-Kommissar für Außenbeziehungen Chris Patten macht durch seine
Äußerungen ebenfalls klar, welche Stoßrichtung eine Eingreiftruppe haben
solle. Patten sagt unter dem Applaus des zuständigen Ausschusses des
Europäischen Parlaments, dass er mit den von Terroranschlägen
betroffenen israelischen Familien trauert, und jetzt zitiere ich »ebenso
wie mit all den palästinensischen Familien, denen der Tod einen
Angehörigen geraubt hat«. Zitat Ende. Worum trauert er also? Um die
Selbstmordattentäter? Um die Hinterbliebenen derer, die israelische
Zivilisten in die Luft gehen lassen? Um die Selbstmordattentäter, die
sich gerade in Zeiten des israelischen Rückzugs zur Explosion bringen?

Aus all diesen Gründen ist es nicht einfach, aber doch notwendiger denn
je, für Israel Partei zu ergreifen. Lasst uns immer wieder gegen
antisemitische Tendenzen eintreten, ob sie nun aus der Bourgeoisie oder
aus dem Proletariat, von rechts oder von links kommen. Wir protestieren
gegen die völkische Nahost-Konferenz und gegen den deutschen Weg in
einem Neuen Deutschland.

*2. Bernd Beier (Jungle World):*

Wenn wir uns heute hier versammeln, dann deswegen, weil sich an
Kalaschnikow und dieser von ihr veranstalteten "Nahost-Konferenz"
beispielhaft zeigen lässt, wie sich aus verschiedenen trüben Quellen
eine bestimmte Ideologie speisen lässt: eine besondere Form des
Antiimperialismus, der deutsche nämlich. Das Spezifische an diesem,
nennen wir es vorläufig deutschen Antiimperialismus, ist, dass er linke
und rechte Elemente aufgreift und zum Nutzen und Frommen des deutschen
Staates und seiner Außenpolitik zu vereinen sucht. Und diese Ideologie
ist keineswegs beschränkt auf die Teilnehmer der Kalaschnikow-Konferenz,
sondern hat in letzter Zeit seinen Niederschlag in den verschiedensten
Kreisen deutscher Denker und Politiker, aber auch der Linken gefunden.

Dass deutscher Antiimperialismus nicht appetitlicher wird, wenn er
einige Jahre lang in einer Biomülltonne zwischengelagert wurde, hat
diese Woche schlagend Peter Sloterdijk in einem Interview mit dem
österreichischen Magazin Profil bewiesen. Dort erklärt er, warum er die
Grünen gewählt hat, warum der "deutsche Weg" Schröders ihm so gefällt -
der deutsche Sonderweg ist nämlich in der Berliner Republik ein
Phantasma, und wenn schon ein Sonderweg, dann sollte man den
amerikanischen vor Augen haben. Im übrigen sei der englische Begriff
rogue state mit Schurkenstaat nur unzureichend übersetzt; rogue bedeute
in der Biologie nämlich das "ausgewilderte Einzelgängertier", das
gesondert von der Herde auf die Jagd gehe, und deswegen seien die
wirklichen rogue states - na wer wohl, klar, die USA und Israel mit
ihren ewigen Alleingängen jenseits der so genannten internationalen
Gemeinschaft der restlichen kapitalistischen Staaten, die, so könnte man
folgern, vermutlich in bester, naturverbundener Harmonie die Konkurrenz
organisieren würden, gäbe es nicht die rogues USA und Israel. Sloterdijk
hat mit seinen autoritären Phantasien über einen klonierten Menschenpark
vor einiger Zeit Skandal gemacht. Dass ihm, wenn er von Gesellschaft
redet, Biologismen nahe liegen, ist daher klar. Aber auf der Ebene der
Feindbilder war das sozusagen eine postmoderne, deutsche Variation der
Kommuniques von Usama Bin Laden. Und eine Handlungsanweisung an das
deutsche Außenministerium, gegenüber den "rogues" bloß nicht einzuknicken.

In diesen Zeiten hat es die deutsch fühlende Linken wirklich schwer. In
der mehr oder weniger trotzkistischen Zeitung Soz tobt beispielsweise
derzeit ein Streit um Möllemann. Möllemann, so schrieb der
verantwortliche Redakteur Jünke, habe eigentlich mit seiner Kritik an
Israel "vollkommen recht", und nun sei eine "massive Pogromstimmung"
gegen ihn freigesetzt. Klar, die Linke ist immer gegen Pogrome, also
auch grundsätzlich gegen das, was Möllemann möglicherweise aufgrund der
Stimmung zu erleiden hat. Aber war die gegen Möllemann nicht vielleicht
eine halluzinierte? Immerhin durfte er weiterhin für die FDP Wahlkampf
machen, und nicht er, sondern Hildegard Hamm-Brücher hat den Laden
verlassen, mit der Begründung übrigens, dass sie nicht in einer "zur
rechten Volkspartei à la Möllemann gestylten FDP" Mitglied sein wolle.
Massig Diskussionsstoff also für das linke Projekt. Ob und in welchem
Zustand die Soz die Diskussion überstehen wird, ist ungewiss. Aber das
intellektuelle Suizidkommando, das diese Pseudo-Diskussion anzettelte,
war sich der Konsequenzen wohl nicht bewusst - oder sie waren ihm völlig
egal, was auch kein gutes Zeichen wäre.

Etwas anders noch verhält es sich mit dem Treffen, das uns an diesem
Vormittag so schön vereint. Auch die hier Anwesenden dürften sich
mehrheitlich als Linke verstehen, sieht man einmal ab etwa von Aziz
Alkazaz, der natürlich in seiner Funktion als Lautsprecher von Saddam
Husseins Baath-Partei eingeladen ist. Aziz Alkazaz ist Mitarbeiter des
Deutschen Orientinstitutes, zugleich Generalsekretär der
Deutsch-Irakischen Gesellschaft, Gründer und Vorsitzender der Irakischen
Initiative für Gerechtigkeit und Völkerverständigung sowie Vizepräsident
des Kongresses der Auslandsiraker (al-Mughtaribin). Der Kongress der
Auslandsiraker aber ist eine der Baath-Partei nahestehende Organisation,
die sich regelmäßig in Bagdad trifft, um sich dort mit
Regierungsvertretern zu koordinieren, hieß es in einer Presseerklärung,
die u.a. von Pro Asyl verfasst wurde. Aziz Alkazaz hat zudem ein
besonderes Hobby: die Organisierung von so genannten Solidaritätsflügen
nach Bagdad. Vom 1. bis 4. Juni letzten Jahres fand ein solcher statt.

Aber hören wir doch in den Worten eines bekannten Politikers, der aus
den Grünen austrat, den Eintritt in Möllemanns FDP dann aber leider
nicht schaffte, wie diese abliefen. Der Berichterstatter ist Jamil
Karsli, der in einem Interview mit der rechten Zeitung Junge Freiheit,
das Anfang Mai dieses Jahres abgedruckt wurde, den großen Einfluss der
"zionistischen Lobby" beklagte, die "den größten Teil der Medienmacht in
der Welt" innehabe. Jamil Karsli berichtet über den Soliflug nach
Bagdad: "Veranstalter des Fluges war die Deutsch-Irakische Gesellschaft
e.V., die Organisation lag in den Händen ihres Generalsekretärs, Herrn
Aziz Alkazaz" - des Herren also, der heute seine antiimperialistische
Kompetenz auf dieser Konferenz zur Schau stellen soll - "der den Flug
ebenso wie der Präsident der Gesellschaft, Herr Professor Walter
Sommerfeld, begleitete. (...) Die Kosten für den Flug mussten von den
Teilnehmern aufgebracht werden, die Versorgung und Unterbringung vor Ort
erfolgte durch die irakische Regierung und den Reiseveranstalter. (...)
Am Flugplatz Bagdad wurde die Reisegruppe von Herrn Dr. Alhashimi,
Vorsitzender der irakischen Gesellschaft für Frieden und Freundschaft,
begrüßt. Herr Dr. Alhashimi zeigte sich erfreut über die Ankunft des
ersten Direktfluges aus Deutschland."

Während Aziz Alkazaz hier in Berlin bei der Nahost-Konferenz im eher
mickrigen Rahmen der Kalaschnikow auftauchen soll, begegnen uns der
deutsche Professor Sommerfeld und Dr. Alhashimi in einem hochkarätigeren
Zusammenhang wieder. Für gestern Abend (Freitag, 27. Sept. 2002) war in
Heidelberg im Crowne Plaza Hotel nämlich ein so genanntes
Deutsch-Irakisches Expertentreffen angesetzt. Eingeladen hatte die
Gesellschaft für Europäische Außen- und Sicherheitspolitik. Die
Fragestellung auf dem Expertentreffen: "Die Referenten werden vor dem
Hintergrund des eskalierenden Konflikts zwischen den Vereinigten Staaten
von Amerika und der Republik Irak die europäisch-irakischen Beziehungen
untersuchen. Welche Möglichkeiten und welche Grenzen gibt es? Wie
definiert der Irak seine gegenwärtigen Beziehungen zu Europa,
insbesondere der Bundesrepublik Deutschland?" Im Klartext: Wenn Schröder
auf dem "deutschen Weg" lustwandelt, warum sollte sich nicht Saddam
Hussein zu ihm gesellen?

Eingeladen neben dem Soliflieger Alhashimi, der dort als
außenpolitischer Sprecher der Baath-Partei auftauchen sollte, war u.a.
Dr. Raad K. Muslih, Generalsekretär der Arab Federation for
Chemical/Petrochenmical Industries. Schade nur, dass beide einem
hässlichen Verdacht ausgesetzt sind. Der Irak-Sonderberichterstatter bei
den UN etwa, Max van der Stoel, wirft ihnen nämlich Teilnahme an
Verbrechen gegen die Menschheit vor. Sie sind nämlich Vertreter des
irakischen militärisch-ökonomischen Komplexes, der mit Hilfe zahlreicher
deutscher Firmen das irakische Giftgasprogramm aufbaute. Und das führte
bekanntlich u.a. 1988 zu dem Giftgasangriff auf Halabja, bei dem 5.000
Kurden qualvoll ums Leben kamen. Aber eine solche, überaus aktuelle
Kritik an der deutschen und irakischen Vergaserfraktion des Kapitals ist
die Sache der Kalaschnikows nicht.

Wie aber kommt es, dass Leute, die mitten im deutschen Mainstream rudern
wie die Kalaschnikows, denen zu Schröders "deutschem Weg" nichts
einfällt und die sich stattdessen mit Grenzträgern des Baath-Regimes
einlassen, sich mächtig subversiv und kritisch vorkommen?

Man schaue sich etwa die Aktivitäten Stefan Pribnows an, des informellen
Chefs der Kalaschnikow. Pribnow bemühte sich in den letzten Jahren
redlich, die Thesen von Bernd Rabehl in der Kalaschnikow zu verbreiten.
Rabehl ist heute ein echter deutscher Professor, mindestens bis 1966 war
er enger Mitstreiter von Rudi Dutschke. Heute versucht er, die
"nationalrevolutionäre" Komponente der 68er Bewegung in Deutschland
hervorzuheben. In Vietnam gings gegen die Amis, in der Tschechoslowakei
gegen die Sowjetrussen, mitten drin das arme Deutschland, zerrissen, von
den atomwaffenstarrenden Supermächten besetzt, Rudi und er als echte
Nationalrevolutionäre mitten drin - so kann man, grob verkürzt, seine
heutige Version von 68 darstellen. Die Junge Freiheit, die ihr Klientel
überwiegend in neorechten Dumpfdeutschen hat, druckte den Quark, den er
bei der rechten Burschenschaft Danubia erzählt hatte, weg. Und Pribnow
verbreitete munter Rabehls immer irrer werdende Texte weiter. Weswegen
das partisan.net die Kalaschnikow-Seite vom Server schmiss, wenn ich die
Technix da richtig verstanden habe; und weswegen der Kalaschnikow-Autor
Charly Kneffel sich heute bitter über die "Propagandamaschinerie"
beklagt, die aus "Konkret, Bahamas, der Jungle World oder dem
unnachahmlichen Partisan.net" bestehen soll.

Wenn von 68 nurmehr ein deutschnationaler Antiimperialismus übrig sein
soll, wenn Deutschland wieder souverän ist und das Regierungspersonal
von Leuten gestellt wird, die sich in einer seltsamen Tradition von 68
begreifen und daher jeden Gedanken, dass sie an einem "deutschen
Sonderweg" basteln, weit von sich weisen; wenn sie den Yankees höchst
undiplomatisch in die Suppe spucken, so, wie sie das in der Irak-Frage
gerade getan haben - was unterscheidet diesen Kongress noch von der
deutschen Außenpolitik - außer, dass er sie radikalisieren möchte?

Dieses Phänomen ließ sich bereits bei der Palästina-Demo im April dieses
Jahres beobachten. Eine Forderung war, dass Deutschland seine
Blockade-Haltuing in der EU gegenüber Israel aufgeben soll. Da hatten
die Organisatoren ein Geheimnis ausgeplaudert, das der deutsche Staat so
offen noch nicht verhandelt haben will. Sie handelten als ungeschickte
Avantgarde der deutschen Außenpolitik, einer Außenpolitik, die nur noch
aus geschichtlichen Gründen, die der deutsche Staat langsam in
Vergessenheit geraten lassen will, Zurückhaltung simulieren muss. Diese
Zurückhaltung ist, wie zwei deutsche PolitikerInnen - Möllemann und
Däubler-Gmelin - eindrücklich, aber zu avantgardistisch klar gemacht
haben, nicht immer und nicht an jedem Ort angebracht. Um aber die
Regierung dahin zu bringen, wo sie sowieso hin will, dazu taugen solche
Kongresse. Das kann man sich so vorstellen: Wenn gestern Saddam Hussein
Schröder für seine klaren Worte gegen die USA über den grünen Klee lobt,
dann heißt es heute hier auf dem Kongress, dass Schröder und der
deutsche Staat sich wie Vasallen gegenüber den USA verhalten und noch
schneller noch weiter gehen müssen.

Packt man noch die Erinnerungen der ehemaligen DDR-Wissenschaftler dazu,
die heute auf dem Kongress anwesend sind, ergibt sich nicht unbedingt
ein schöneres Bild. Vielleicht noch beseelt von dem heldenhaften Kampf
der Apparatschiks gegen den Kosmopolitismus Anfang der fünfziger Jahre,
mit dem etwa der Schauprozess gegen Slansky in der Tschechoslowakei oder
der Prozess gegen Paul Merker in der DDR gerechtfertigt wurden, können
sie bestimmt einiges über das freischwebende Wesen des zionistischen
Gebildes beitragen, fest verwurzelt, wie sie in deutschen
antisemitischen Traditionen sind.

Und die Solidarisierung mit Trikont-Ubus der übelsten Art, wie sie hier
mit der Einladung von Aziz Alkazaz betrieben wird, erinnert an einen
Gedanken des US-Radikalen Loren Goldner: Die Linke in den
fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern, so Goldner, hat über ihre
Solidarität mit Dritte-Welt-Ubus aller Art, von Nasser in Ägypten über
Sukarno in Indonesien bis Peron in Argentinien, den
Nationalbolschewismus in die Metreopolen re-importiert. Das ist eine
These, die man sich mal genauer anschauen sollte - unter besonderer
Berücksichtigung "deutscher Wege".

Denn wenn im Wahlkampf auf DKP-Plakaten das "Volk" beschworen wird, wenn
Schröder den "deutschen Weg" gehen will, wenn Däubler-Gmelin in Bush
"Adolf-Nazi" bekämpfen will, wenn diese Konferenz von
nationalbolschewistischen Antiimperialisten sich als linke ausgibt -
dann weiß man, wo man ist: In Deutschland, im Jahr 13 nach der großen
Wende, die sich als nationale Erweckungsbewegung erweist.


3. Hummel-Antifa:


Querfront

Stefan Pribnow fasst auf seiner Homepage sämtliche wichtigen Grundthesen
über die Querfront zusammen: "So ziehen wenige - auch wir - es vor, sich
mit der Sache selbst, hier die Nation, und ihrer Geschichte zu
befassen." Wer sich immer noch fragt, warum wir die Kalaschnikow als
Querfontleute bezeichnet haben, könnte die Antwort ganz leicht auf
www.partisan.net finden. Er würde darauf stoßen, dass die K. die Texte
Bernd Rabehls verlegt und herausgibt, dass sie Werbung für "rechte"
Zeitungen macht und an einer Ideologie bastelt, die als national und
sozialistisch charakterisiert wird. Und damit aus linker Richtung das
betreibt, was seit Anfang der Neunziger Programm der neuen Rechten ist,
die Querfront. Peter Töpfer zum Beispiel, der gerade mit seiner Homepage
nationale-Anarchie.de wegen Volksverhetzung nach Italien umgezogen ist,
argumentiert seit Jahren dafür, soziale und andere Fragen grundsätzlich
vom nationalen Standpunkt aus zu betrachten.

Was Querfront ist, führt er ganz offen in einem Brief an die
Staatsanwaltschaft Rotenburg aus: Zitat *"Unter "Querfront" ist zu
verstehen, daß deren Anhänger und Angehörige es ablehnen, sich den
üblichen, in den Medien gezeichneten und allgemein in der Gesellschaft
etablierten und gegenübergestellten politischen Lagern zuzuordnen [...]
Diese politischen Zuordnungen empfinden Querfrontler als falsch und
unrealistisch; sie wollen und können sich in das orthodoxe
politologische Schema nicht einordnen; es entspricht nicht ihrem
Empfinden, ihren Erfahrungen und Einschätzungen; sie lehnen diese
Zuordnungen ab und unterwerfen sich ihnen nicht."* Die Querfrontleute
verzichten also willentlich auf eine Analyse der Verhältnisse und
verlassen sich ganz auf ihr Gefühl. Sie sind auf der Suche nach einer
Heimat, die sich durch Zitat "*Friedfertigkeit, Freiheitlichkeit,
Selbstbestimmung und die Abwesenheit von Bevormundung, Unterdrückung und
Ausbeutung*" auszeichnet.

Wenn aber weder eine Kritik, noch eine Analyse betrieben wird, wenn nur
noch gefühlt wird, dass etwas falsch sei -mit der Welt, der eigenen
Szene, den Liebesverhältnissen-, dann endet dieses Fühlen nicht etwa in
einer befreiten Gesellschaft, sondern in einer halluzinierten Welt, in
der das Volk von den Herrschenden gespalten und damit unterdrückt wird.
Wenn also für die Querfrontleute ein geeintes Volk die Perspektive der
Befreiung ist, dann benutzen sie eine Kategorie, die auch für Teile der
deutschen Linken positiv besetzt ist.

Wenn beim Weltsozialforum in Porto Alegre vor allem die
Lebensbedingungen der Völker und nicht der Menschen zählen, wenn die
PDS-Vorsitzende Gabi Zimmer sich stolz zu ihrer Heimat bekennt, wenn bei
den Anti-Bush-Demonstrationen im Mai diesen Jahres dem US-amerikanischen
Präsidenten im Namen aller unterdrückten Völker erklärt wird, er wäre
definitiv kein Berliner, und möge an einer Brezel ersticken, dann
beweist dies, dass die Linke ebenso einer Halluzination von gutem Volk
und bösen Herrschenden erlegen ist.

Dabei ist schon die Kategorie Volk notwendig falsch. Ein Volk existiert
nicht, sondern wird erst durch die Entindividualisierung in einer
gedachten Gemeinschaft konstruiert. Allein dies ist schon die Absage an
die freie Assoziation von Individuen. Die Auswirkungen dieser
Konstruktion sind jedoch weitaus fataler, weil sie an den realen
Gegebenheiten scheitert, weshalb sie immer eines bösen Gegenvolkes
bedarf, das für das Scheitern des Projekts Volk verantwortlich gemacht
werden muss. Jenes abstrakte, wurzellose, fiese und gierige Volk heißt
bei deutschen Querfrontleuten Juden und bei globalisierungskritischen
Linken Israelis.

So ist es auch nicht verwunderlich, wenn heute eine der profiliertesten
Querfrontzeitschriften gerade zu diesem Thema eine Konferenz
veranstaltet, mit dem Inhalt, der zur gleichen Zeit auf den zahlreichen,
von linken Gruppen vorbereiteten, "Zwei-Jahre-Intifada-Jubel-Märschen"
propagiert wird: Israel muss weg!

Wenn aufgrund des linken Antisemitismus, diese Linke keinen Grund sieht,
diese Veranstaltungen zu stören, dann ist es nur konsequent, das sogar
ein Mitglied der autonomen Antifaszene als Referentin dieses Kongresses
auftritt. Wenn die angeblich kritischsten Ränder der Gesellschaft das
gleiche denken, wenn sie das sagen, was gesellschaftlicher Mainstream
ist, dann haben wir es heute nicht nur mit einem Treffen verwirrter
Spinner und Spinnerinnen zu tun, sondern mit einer erschreckenden
Manifestation der deutschen Volksgemeinschaft, die sich wieder gegen die
Juden und ihren Staat gefunden hat.

Für eine Linke aber, die in dieser Situation das Versprechen der
Emanzipation aufrecht erhalten will, muss klar sein das nur die
bestimmte Negation der Verhältnisse, der radikale Bruch mit den
Kategorien Volk, Staat, Nation und Kapital diesem Anspruch gerecht
werden kann. Alles andere ist regressiv und führt zu Veranstaltungen wie
der heutigen Konferenz.







*4. Justus Wertmüller (Bahamas):*

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Ergänzungen

zombies

12.10.2002 - 04:04
diese dokumtation riecht nach fäulnis , dass antideutschtum ist am verwesen .

ilka - und tschüß !

ich 12.10.2002 - 04:09

es bleibt dabei :
- wer die brd 2002 als volksgemeinschaft bezeichntet und begreift wie 33-45 verharmlost durch analyseschwäche den damaligen deutschen terror
- wer nur vom "palästinensischen mob" redet reproduziert rassistische kategorien
- wer die politik sharons verteidigt und die solidarität mit sharon zur antifaschistischen pflicht einfordert, als einzige anti-antisemitische tat bezeichnet, reproduziert die rechte und antisemitsche gleichsetzung von israelische regierung=jüdinnen und juden
- wer den koran mit mein kampf vergleicht verharmlost den nationalsozialismus
- wer die jetzige nahostsituation vergleicht mit 33-45 (von aktuter bedrohungsebene quasi der shoa gleich wie die bahamas) der verharmlost die singularität des holocaust
- wer negiert, daß der konflikt in nahost auch eine eigene ebene jenseits der shoa besitzt ist auf der ebene eines joseph fischer, der , um deutsche kriegsbeteiligung zu legitimieren im kosovo ein auschwitz herbeiredet und damit die singularität der shoa destruiert.
- wer gesellschaften nur noch als mob und volksgemeinschaften sieht hat sich von der antinationalen intention verabschiedet, zu zeigen, was verinnerlichte nationale identitätskonstrukte sind : herrschaftskonstrukte, die soziale gegensätze vernebeln und die es zu überwinden gilt : überall ! und verabschiedet von einer weltweiten linken perspektive einer sozialen bewegung gegen die verhältnisse als bedingung für die umwälzung dieser.

da nützt euch auch nicht euer pseudowissenschaftlicher ton in euren reden, ihr seid nicht besser als die spinner der kalaschnikow -

diese inflationären pseudoanalysen und begriffsgebräuche auf beiden seiten sind schlimm !

kalaschnikow und bahamas zerschlagen (am besten, ihr zerschlagt euch gegenseitig, gewinnen würde eine libertäre linke)
nationalismus, rassismus, antisemitismus bekämpfen - und, natürlich für den freiheitlichen kommunismus ! für die anarchie !

was heisst verwesen?

12.10.2002 - 04:10
immerhin haben die es geschafft, daß kalaschnikow nicht mehr die schlimmsten kommies sind - die antideutschhen haben kalschnikow einfach rechts überholt...

Rechte Scheiße löschen!

Gegen jede Querfront! 12.10.2002 - 11:40
Ich finde es unerträglich, dass hier jeder rechtsextreme Scheiß stehen bleiben kann, wenner sich selbst als "links" verkauft.
Bitte löscht diese Scheiße!
Das ist ja unerträglich! Kalaschnikov und Antideutsche sollen sich gegenseitig umhauen.

@ 03:09: du wiederholst dich

siehe 12.10.2002 - 13:43

du wohl nicht?

12.10.2002 - 15:06