Leipzig: der morgige Tag

AutorInnen 02.10.2002 12:54 Themen: Antifa
Der morgige Tag in den bürgerlichen Medien (LVZ).
In der heutigen "Leipziger Volkszeitung" steht nichts über die antifaschistische Anti-Deutschland-Demo, die morgen in Leipzig stattfinden soll. Dafür aber jede Menge andere lustige Sachen:




Bündnisse bauen Deich gegen braune Flut

Der für den 3. Oktober von Neonazi Christian Worch angemeldete Aufmarsch mit etwa 500 Teilnehmern stößt erneut auf Protest von Bürger-Bündnissen und Vereinen. OBM Wolfgang Tiefensee appellierte gestern an die Bevölkerung Leipzigs und des Umlandes, am Tag der deutschen Einheit Gesicht gegen Rechts zu zeigen: "Denn die Demokratie, die auf der Straße erkämpft wurde
und für viele als selbstverständlich gilt, ist gefährdet." Tiefensee zufolge ist zu befürchten, "dass eine große Zahl von Rechten nach Leipzig strömt". Inzwischen rufe auch die NPD zur Teilnahme an dem Aufzug durch die Messestadt auf.

Zentraler Ort des Protestes wird morgen die Nikolaikirche sein. Um 11 Uhr mahnt Pfarrer Christian Führer in einem "An-Denken" Wachsamkeit gegen Rechts an. "Auch damals waren die Nazis ein kleines Rinnsal, das zu einem riesigen Strom anschwoll", sagte er gestern. Dem Gebet schließen sich 11.30 Uhr auf dem Nikolaikirchhof mit ihren "An-Reden" das Stadtoberhaupt und Schriftsteller Erich Loest an.

Bereits ab 10 Uhr soll in der Nähe des Wintergartenhochhauses ein Deich besonderer Art entstehen. Unter dem Motto "Stoppt die braune Flut" errichten die Bündnisse "Jugend ist bunt" und "Courage zeigen" sowie der DGB einen Damm aus etwa 1200 Sandsäcken - Helfer willkommen. Über die Bereitschaft
von Firmen und etlichen von der Flut betroffenen Gemeinden, Sandsäcke und Transportfahrzeuge zur Verfügung zu stellen, zeigte sich Leipzigs neuer DGB-Vorsitzender Bernd Günther begeistert. Die Aufnahmekapazität sei erschöpft. Von der Deichkrone aus sollen auch Ansprachen gehalten werden. "Rock am Deich" startet um 12 Uhr auf einer kleinen Bühne nahe dem Wintergartenhochhaus. Dabei sind die "Bösen Mädchen" aus Berlin, die
Leipziger Gruppe "Boing Agrupapulci" sowie Straßenmusiker. Um 11.55 Uhr beginnt an der Moritzbastei eine Kundgebung unter dem Motto "Unsere Stadt hat Nazis satt". Das Völkerschlachtdenkmal ist dann ab 14 Uhr Kulisse für ein musikalisches Familienfest zum Tag der deutschen Einheit. Als Stargäste treten die Sänger Olaf Berger und Hans-Jürgen Beyer auf, kündigte das Rathaus an. Das Theater der Jungen Welt im Haus der Volkskunst führt laut Intendant Jürgen Zielinski ab 19 Uhr "Und morgen die ganze Welt" auf - ein Psychogramm über ein Mädchen aus dem gutbürgerlichen Milieu, das sich in einen jungen Musiker aus einer rechten Band verliebt. Nach der szenischen Lesung ab 21.30 Uhr läuft dort der
gut halbstündige Dokfilm "Nathan im Land der Sufis".

Wie berichtet, findet die Rechten-Demonstration den Auflagen der
Stadtverwaltung zufolge von 12 bis 18.30 Uhr statt. Aufgrund der Markttage und anderer Veranstaltungen führt der Aufmarsch vom Hauptbahnhof über die Wintergartenstraße und den Ostplatz nur bis zur Philipp-Rosenthal-Straße und auf derselben Strecke zurück. Straßen werden je nach Lage gesperrt und wieder freigegeben. Über den Widerspruch Worchs zu einigen Auflagen hatte das Verwaltungsgericht bis gestern Abend noch nicht entschieden.
Bürgermeister Holger Tschense zufolge sind morgen 2000 Polizisten aus ganz Deutschland in Leipzig.

Sabine Kreuz (LVZ)




Infos für morgen sind hier zu finden:
 http://www.oktoberklub2002.de.vu/

Infos über Leipzigs linke Szene sind hier zu finden:
 http://www.left-action.de/
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Ergänzungen