....und zuletzt lachen immer wir! Stoiber in Werne!

AgAinst All Authority 19.09.2002 21:18
Der CDU-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber machte auf seiner Tour durch NRW am Mittwoch auch Halt in Werne (Kreis Unna) und Hamm. Beides Mal wurde er wohl nicht so empfangen, wie er sich das vorgestellt hatte. Ich möchte nun über seinen Auftritt in Werne schreiben.
Auf einem überfüllten Marktplatz waren zahlreiche Menschen zusammengekommen um Stoiber, Laurenz Meyer und Hubert Hüppe (lokaler Direktkandidat) zu hören oder ihnen mal gehörig die Meinung zu sagen. Stoiber kam erst mit Verspätung (und - wir kennen das schon - untermalt von ,,it`s a final countdown") nach Werne. Vorher redeten Hüppe und Meyer. Letzterer hatte nichts besseres zu tun, als dauernd zu wiederholen, wie verdammt stolz er doch sei ein Deutscher zu sein, wofür er ziemlich ausgepfiffen wurde. Dann folgte eine lange Stoiberrede, rhetorisch arm und inhaltlich flach. Zusammengefasst kann gesagt werden: einerseits versuchte er sich als Retter ,,der kleinen Leute" und der Arbeitnehmer aufzuspielen und so die SPD von ,,links" zu überholen. Bei anderen Themen, vor allem Zuwanderung und Innere Sicherheit griff er tief in den braunen Sumpf und hetzte gegen Ausländer (alles Terroristen) und hatte, wie er sagte ,,endgültig die Schnauze voll vom deutschen Sonderweg". Bemerkenswert auch sein Kommentar zu den AktivistInnen: ,,Ich wusste gar nicht, dass das Großkapital jetzt auch schon Demonstranten bezahlt und hier hinschickt". Eindeutig ein Versuch auch antisemitisch zu hetzten. Er brauchte weiter mind. 2 Minuten um über seinen Nationalstolz und seine innige Beziehung zu Deutschland zu erzählen, was einen Aktivisten dazu provozierte einen ziemlich lauten Orgasmus beim Wort ,,Deutschland" zu bekommen.
Einige aus der ziemlich heterogenen Gruppe der Gegenaktivisten schafften es öfters durch gute Sprechchöre Stoiber oder Meyer ins Lächerliche zu ziehen. Auch auf Sprüche der Juso-Fraktion (,,Stoiber raus!") wurde gut geantwortet. Auf ein ,,Schröder, Schröder" folgte ein kräftiges ,,...ist auch ein Arschloch".
Ein Teil der Aktivisten wollten vor allem zeigen, dass sie Stoiber scheiße finden, der andere Teil versuchte eine radikale Herrschaftskritik mittels Flyern, Zeitungen und Theateraktion zu formulieren. So waren ein verkleideter Soldat und ein Geheimdienstler erschienen, die Schilder hoch hielten mit Aufschriften, wie: ,,Wir vom deutschen Heer fordern Stoiber gib uns mehr! Schröder gab uns 99 Krieg im Kosovo; 01 Afghanistan Stoiber mit dir in den Irak und dann den Rest der Welt" So wurde versucht Stoiber inhaltlich anzugreifen ohne dabei Schröder zu verteidigen oder ihn als das vermeidlich kleinere Übel darzustellen. Neben Jusos und AnarchistInnen waren auch Menschen von attac vertreten, die vor allem neoliberale Gesundheitspolitik kritisierten.
Erwähnenswert ist auch die ungefähr 10-köpfige Faschistengruppe, die auftauchte, aber schnell und abgefüllt wieder verschwand. Da sie allesamt ziemliche Kanten waren, traute sich niemand sie von der Veranstaltung zu jagen, bis auf einzelnen Schupsereien und Wortgefechten kam es zu keinen Konfrontationen mit ihnen. Einige der Faschos sind in dem NPD OV Bergkamen aktiv oder gehören zu deren Umfeld.
Das die Bullen nervten muss hier wohl nicht erwähnt werden. Dennoch wurde niemand des Platzes verwiesen.

...und am Ende lachen doch wir, lustig war`s - also Stimme erheben statt abgeben. Machen wir die Wahl zum Karneval und zu einer Aktion für wirkliche Emanzipation und grundlegende Veränderung!


So weit mein kleiner Bericht, wäre schön wenn wer über den Auftritt in Hamm schreibt - würde mich sehr interessieren.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

so muß es laufen!

anti-rechts 19.09.2002 - 21:35
wenn die rechten auf die bescheuerte idee zu kommen, mit uns demonstrieren zu wollen, können wir es ihnen schlecht verbieten.
aber wie hier geschehen können wir uns klar von ihnen abgrenzen und allen zeigen, daß die einzige gemeinsamkeit darin besteht, die bestehenden verhältnisse zu kritisieren - aber dabei noch nichtmal die motivation oder art der kritik, und schon gar nicht die lösungsansätze oder im fall der rechten, 'lösungs'ansätze!

so wars in hamm....

dagewesen 20.09.2002 - 00:03
in Hamm hatte die Jugendantifa zu Gegenaktionen aufgerufen, wieviel direkt diesem Aufruf gefolgt sind und wieviele aus eigener Motivation gekommen sind, ist schwer zu sagen, insgesamt waren es so rund 65 "Störer", für Hamm eine Menge Leute, das meiste waren Jugendliche, die sich um die Jugendantifa scharten. Der Kram von Stoiber, Meyer (Hamm ist der Wahlkreis von dem netten Herrn)und den anderen CDU Hampelmännern, war der gleiche wie überall, braucht man nicht viel zu sagen, steht auch oben schon alles. Der deutsche Mob ist bei Stoibers Rede ziemlich abgegangen und wurde heute auch in der lokalen Presse abgefeiert, die Gegenaktivitäten waren aber vernehmbar und haben es auch in die Presse geschafft.

Die Antifa Hamm schreibt meist auf ihrer Seite kurze Zeit danach nochmal was zu ihren Aktionen etc, Interessierte sollten da nochmal nachschauen, ist eh sehr zu empfehlen die Seite, immer aktuelle Infos aus der Region. Schön war auf jedenfall, das soviele Jugendliche da waren, das sieht nach einer starken Jugendantifa aus.