Der profeministische Männerrundbrief gibt auf

Schwarze Feder 19.09.2002 16:53 Themen: Gender
Wir haben im Zusammenhang mit dem Ende der linksradikalen Männergruppenszene das Erscheinen des Männerrundbriefs eingestellt. Schade. Im Männerrundbrief sind u.a. die Sexismus-Diskussionen der letzten 10 Jahre enthalten.
Der profeministische Männerrundbrief gibt auf

Schade. Die Camps in diesem Sommer mit ihren sexistischen Übergriffen (in Straßbourg und Jena) haben deutlich gemacht, weshalb in den 70ern bis weit in die 90er hinein sich Männergruppen mit antisexistischen Anspruch bildeten. Heute gibt es solche Gruppen nicht mehr (siehe Artikel "Zum Verschwinden der profeministischen Männergruppenszene"  http://www.etuxx.com/diskussionen/foo063.php3 ). Und damit macht auch die Fortführung des profeministischen Männerrundbriefs keinen Sinn mehr. Wenngleich - the future is unwritten - absehbar ist, dass irgendwann eine ähnliche Diskussionsplattform entstehen wird. Schließlich hat sich an den gewalttätigen patriarchalen Verhältnissen in dieser Gesellschaft nicht viel geändert.

Als Redaktion sind wir über diese Entwicklung nicht gerade glücklich. Vor einigen Jahren hatte bereits die hamburger Redaktion aufgegeben. Nun ist es endgültig vorbei. Dennoch wäre eine Diskussionsplattform wichtig, denn bereits Ende der 80er gab es ein Papier aus Bielefeld, in dem sich die AutorInnen darüber beschwerten, dass in "Sexismusdiskussionen" immer alles von Anfang an "durchgedibbert" werden muss, als hätte es vorher nie Auseinandersetzungen zu diesem Thema gegeben.

Indem wir den Männerrundbrief einstellen, verschwinden auch die alten Ausgaben in die Dunkelheit. Es wäre nicht gut, wenn diese Ausgaben im Keller eines einzigen Infoladens verrotten. Schließlich ist der Männerrunbrief nicht irgendeine Zeitung gewesen, sondern das Dokumentations- und Diskussionsblatt eines wichtigen Teiles der linksradikalen Szene. Wer noch einige Ausgaben haben möchte, kann sie bei uns bestellen (zur "Fußballdiskussion" beispielsweise, die gerade auf indymedia läuft, gab es da auch Artikel).

Erreichbar sind wir noch unter

Der profeministische Männerrundbrief
c/o Infoladen Bankrott, Dahlweg 64, D-48153, Münster
 MaennerRB@aol.com
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Ergänzungen

wäre schade,

gender bender 19.09.2002 - 17:24
wenn das alles in der versenkung verschwinden würde... allein schon aus historischem interesse! vielleicht existiert eine möglichkeit, das archiv zu digitalisieren und unter copyleft zu stellen? ich wäre jedenfalls gern bereit, dafür einen obulus springen zu lassen.

Nicht sang - und klanglos

Heinzelmann 19.09.2002 - 18:25
Wäre doch schön, wenn ihr noch eine selbstkritische und zurückschauende Zusammenfassung eurer Politik hinkriegen würdet. Auch wenn ich eurem Ansatz eher skeptisch gegenüber stand, finde ich es wichtig, dass nicht alle linksradikalen Projekte heimlich von der Bühne abtreten, unvermittelt und ohne Reflektion.

na ja, halb so schlimm!

Conny 19.09.2002 - 18:42
Naja, dann können sich die Genossen (solange sie die jahrelangen Therapiesitzung durchgestanden und nicht alle den Rückzug ins Private gesucht haben) ja mal wieder mit politische Themen jenseits von der Bekämpfung der eigen Sexualität widmen! Willkommen im Leben, Jungs!

Therapie?

Schwarze Feder 19.09.2002 - 19:18
hallo Conny

die Gleichsetzung von Männergruppe und therapeutischer Bekämpfung der eigenen Sexulität haut nicht hin. Es gab seinerzeit beispielsweise auch Anschläge auf militärische Gebäude wegen deren Zurichtung zur soldatischen Männlichkeit. Und der Rückzug ins Private hat doch nicht direkt damit zu tun, ob jemand eine Therapie macht. Ich bin trotz - oder wegen? - Therapie immer noch politisch. Wer "unpolitisch" werden will schafft das auch ohne Therapie...

zeit für maskulinismus

19.09.2002 - 21:54
es ist höchste zeit zu einer normalität zu kommen die probleme des patriarchats und des kampfes dagegen als histrorischen und aussterbenden dinosaurier behandeln.

Was meinen sie mit

Anku 20.09.2002 - 20:17
Mit Liebe meinen sie;erst den Film und dann die Reproduktion
der Bürgerliche Verhältnisse im (heterosexuellen ) Geschechtsakt.
Mit Revolverfilm meinen sie :erst den Gewaltakt. Und dann ?
Alles,was nicht notwendig auf den Koitus hinausläuft ist :Schwachsinn.
(Siehe Duden:Debil).Sofort einweisen.
Guck mal,Frodo:die ELBE.

nicht ganz richtig

Burkhard Schröder 07.03.2003 - 10:19
Das ist ja eine unpolitische Geschichtsverfälschung. Ich weiß wovon ich rede, dann wir haben damals Mitte der 80er in Berlin die Männerzeitung "HerrMann" herausgegeben, deren Klientel die Männergruppen war, die politisch gearbeitet haben und sich nicht von den Therapie-Fuzzys haben einlullen lassen. Die so genannte "Radikale Therapie" war nur eine sektiererische Gruppe, die von denen gepusht wurde, die mal in den USA gewesen waren und sich dort von der dortigen ziemlich reaktionären und antifeministischen "Männerbewegung" was abgucken wollten. ("Wild Men" und Konsorten) Die Theorie, die dahinter stand, war die, das alles therapierbar ist - im Sinne der US-Alltagskultur. Damit wäre die Gender-Frage entpolitisiert gewesen, wogegen wir und damals als Männer verhement gewandt haben. Und deshalb ist der "HerrMann" auch eingestellt worden, weil die Münnergruppen-Szene immer mehr von denen dominiert wurde, die nur noch einen Arbeitsplatz als "Männertherapeut" ergattern wollten. Und einige von denen sind dann bei der Astrologie gelandet...
Ich werde mal bei Gelegenheit den "HerrMann" einscannen, weil auch noch schöne Brokdorf-Fotos dabei sind..:-)
BurkS