Aktionstag und Demo am 14.9. auch in Giessen

DemoPoliceControl 15.09.2002 01:35 Themen: Repression
Ein erster Bericht über den Aktionstag und die Demonstration am 14.9. in Giessen.
Heute fand in Giessen ein Aktionstag und eine Demonstration gegen alles Mögliche statt, z.B. Rassismus, Herrschaft, Abschiebung, Polizei, Kapitalismus, die Teilnahme an Wahlen usw... Leider sind nicht ganz so viele erschienen wie zur Attac-Demo in Köln, insgesamt waren es gezählte 200 Leute. Die geringe Teilnehmerzahl ist wohl auf die unzureichende Mobilisierung zurückzuführen; ein paar mehr Plakate in Giessen, Marburg, Wetzlar und FFM wären da schon notwendig gewesen. Erfreulicherweise waren unter den Demonstranten ca. 30 % kurdische Leute, so dass die Stimmung entsprechend gut war (Tanzen, Singen, Trommeln...). Die Polizei war logischerweise auch zahlreich vertreten (Verhältnis 4:1), es wurde angeblich mit einigen "Gesetzesüberschreitungen aus der Gruppe der Demonstrationsteilnehmer" gerechnet. Daher wurde auch während des gesamten Zuges ordnungsgemäß gefilmt. Ein Fahrrad, versehen mit manipulierten Wahlplakaten aller Parteien wurde vor Beginn der Demo am Bahnhof beschlagnahmt und abgeführt; Transparentlatten, die zwei Zentimeter über die zulässige Länge hinausragten wurden ebenfalls sofort eingezogen. Eine 20-sekündige Besetzung der Berliner-Platz-Kreuzung wurde nach dreimaliger Aufforderung (innerhalb dieser 20 Sekunden!) "unverzüglich" durch die Police beendet - durch Abdrängeln auf eine Wiese. Ansonsten blieb alles sehr sehr sehr ruhig; von dem angekündigten "kreativen Demozug kreuz und quer durch die Innenstadt" kann keine Rede sein. Alle auf dem vorbildlich verteilten Stadtplan eingezeichneten potentiellen Ziele entlang der Demoroute (Burschenschaften, Polizei, Karstadt, Waffenladen, Sex-Shop und natürlich McDonalds) blieben völlig unversehrt. Kein Stein, kein Molli, nicht mal ein Farbbeutel! Die Cops waren sichtlich enttäuscht und gelangweilt. Die Redebeiträge richteten sich gegen Herrschaft, Staat, Polizei und "scheiss Knäste" sowie gegen Abschiebung. Ein kurdischer Redner versicherte, dass man nicht wegen des Geldes nach Deutschland komme, sondern auf Grund der Verfolgung in der Türkei! Das hörte sich ein bißchen danach an, dass Leute die nur wegen des Geldes nach Deutschland kommen evtl. doch abgeschoben sollten?! Vielleicht war es auch nur schlecht übersetzt... Im Anschluss an die Demo gab es noch eine Kundgebung vor dem Giessener Mini-Gefängnis, welches ab und zu - je nach Bedarf - auch mal als Abschiebeknast genutzt wird. Gegen Abend fand bzw. findet zur Zeit im AK44 ein Konzert statt.
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Ergänzungen

Schön!

Loretta L. 15.09.2002 - 03:35
besonders beeindruckend fand ich den kurdischen volkstanz. generell gilt: supi, dass mal über die schwachstellen in unserem staat geredet wurde! weiter so, bald ist der rassistische staat am ende! alle an einem strang ziehen heißt die devise, mit all den schmidthubers schaffen wirs! revolution!!!!

@loretta

15.09.2002 - 05:51
was soll der scheiß ?
du gehörst doch bestimmt zu den leuten, die jetzt bellizistisch unter anderem mit saddams menschenverachtender kurdenpolitik argumentieren für einen imperialistischen krieg...
oder sind alle kurdInnen antisemitInnen ?
scheiß metropolenarroganz !

hääh?

pele 15.09.2002 - 12:51
scheiß spalter-kommentare immer wieder...

Fetter Bericht aus Giessen

Appetit auf mehr! 15.09.2002 - 14:08
Inzwischen gibt es eine Berichtsseite zu den Aktionen in Gießen - einschließlich des ersten Presseberichts zum Brandanschlag auf das Landgericht.

Ronald Mcdonald varför siter du och gråter?

Herbie 15.09.2002 - 15:26
Huhu Freunde!
Zu folgendem Satz fallen mir spontan ein paar Fragen ein, weil ich da vieles nicht so recht verstehe. Vielleicht liegt es daran, dass dort eigentlich viel mehr gemeint ist, als der Schreiber und offenbar auch das Demo-organisatori gesagt haben.
Folgendes: "Alle auf dem vorbildlich verteilten Stadtplan eingezeichneten potentiellen Ziele entlang der Demoroute (Burschenschaften, Polizei, Karstadt, Waffenladen, Sex-Shop und natürlich McDonalds) blieben völlig unversehrt. Kein Stein, kein Molli, nicht mal ein Farbbeutel!"

Warum wird sich hier darüber beschwert, dass einerseits Waffenläden existieren, offenbar weil das für Gewalt steht, und zwar für eine Gewalt die sich gezielt einsetzen läßt, was letztlich bedeutet, dass, nutzte man diese Form richtig, dann träfe man auch keine Unschuldigen, andererseits aber das Ausbleiben von "Mollis" beklagt wird, also einer Waffe, die eher streuend als gezielt eingesetzt werden kann.
Bedeutet das aber, dass jeder der sich in der Nähe einer der o.g. Institutionen aufhält von vorneherein selbst sehen muß, wo er bleibt, falls ein "Molli" fliegt? Weil er ein Schwein ist und dort arbeitet oder nur vorbeigeht?
Ist es das, was damit ausgesagt werden sollte?
Und warum soll gegen einen Waffenladen und die Polizei demonstriert. Der erste bietet die strukturelle Möglichkeit sich zu bewaffnen und gezielt (s.o.) gegen das Verhasste vorzugehen, wie z.B. das zweite, die Polizei. Also entweder gegen Waffenläden oder gegen die Bullen, alles beider geht nun wirklich nicht.!
Und was bitteschön gibt es gegen Sexshops einzuwenden. Ich finde Geschlechtsverkehr in all seinen Varianten super. Oder trägt jetzt schon derjenige zur Unterdrückung bei, der mit seine Frau nicht in der Missionarsstellung schläft oder am Ende gar gleichgeschlechtlich unterwegs ist? (Kardinal Meißner, ick hör dir trapsen) Diese Haltung dürfte die Burschis auch freuen. Also hört doch bitte auf ungerichtet gegen alles und jeden zu demonstrieren (Siehe auch "Mollis"). Gezielt muß es sein. Wie ein Sniper!
Und warum ist es "natürlich" gegen McDonalds zu demonstrieren. Ergibt sich das aus der Ontologie eures Seins oder vielleicht sogar eures Seiens, Oder seit ihr am Ende dort einfach mal schlecht bedient worden?
Tschüß!
P.S. Es hat mir sehr viel Freude bereitet, Euch diese wenigen Fragen gestellt zu haben!!!

Sektendemo

15.09.2002 - 15:32

Weiterer Bericht zum Aktiontag

Herrschaft abwählen! 15.09.2002 - 17:12

Kein Stein...

Ray-On 15.09.2002 - 17:30
Ich halte die "kein Stein,kein Molli" aussage auch für sehr proplematisch.
Die eigentliche Stimmung ,innerhalb der Demo, wird meiner Meinung nach in neueren Artikel weiter oben wesentlich besser beschrieben.

Mollis?

Teilnehmi 15.09.2002 - 18:39
Ich habe keine Ahnung, wer den Text geschrieben hat. Die Sache mit den Mollies kommt in der Tat ziemlich komisch. Nicht nur, weil die Person ja selbst hätte werfen können, es aber auch nicht gerade schlau ist bei fettem Polizeiaufgebot. Sondern auch, weil es ja offenbar Menschen gab, die eine sehr kluge Militanz mit der bunt-kreativen Demo verbanden, indem sie (zufällig oder gezielt) Sprühereien bis offenbar Mollies auf Objekte entlang der Demorouten warfen.

Wieso ein Mensch genau dann, wenn es mal endlich gut gezielte Mollies gibt, darüber schreibt, warum es keine gab, gibt zu denken ...

Der Link führt zur Direct-Action-Seite mit vielen gesammelten Aktionsideen so im allgemeinen und überhaupt ... ;-) Zur Wahl müßt Ihr eher unter  http://www.wahlquark.de.vu gucken.

Ääääh...

Teilnehmer 15.09.2002 - 22:12
Ähm, habt ihr das richtig gelesen? Ich kann da keinerlei Aufforderung oder Enttäuschung über fehlende Mollis, Steine oder was auch immer erkennen. Es geht lediglich darum, dass die Bullen offenbar enttäuscht waren dass so etwas nicht nicht geschah. Hatten sie doch so darauf gewartet, dass sie in einer RIESIGEN Präsenz aufgetaucht waren und durch massivste Vorkontrollen auffielen. So wurden 2 Leute bereits am Parkplatz von sage und schreibe 20-30 (!!) Freunden und Helfern durchsucht und mit Platzverweisen bedroht.
Und noch zu den Fragen von weiter oben:
1. Waffenladen - Jagdmateriel für unsere Veganerfreunde, dann noch Tummelplatz für Militaria und andere tendenziell rechte Gruppierungen.
2. Sexshops - Geht nicht um Sexspielzeuge oder gar schwul/lesbische Artikel, sondern um die Darstellung eines sexistischen, herabwertenden Frauenbildes in Filmchen und Zeitschriften.
3. McDonalds - Praktisch nix für Vegetarier (blöder Grund gebs zu - auch als Betroffener*g*), völlige Verhinderung einer Arbeiterorganisierung, Billigstlöhne, Abholzung der Regenwälder zur Schaffung von Weideflächen, Unmengen von Verpackungsmaterial.... und Hundertes derartiges mehr.
Schön dass die Fragen dir Spass gemacht haben, hoffe die Antworten findest du genauso schön ;-)
Solidarische Grüsse nach Giessen!

Herbie 16.09.2002 - 00:51
Huhu ihr Lieben, da bin ich wieder mit ein paar Fragen!

Sind denn nicht die Sexshops, die McD´s die Jagdshops einfach nur neuralgische Punkte einer Gesellschaft und ist das erniedrigende Frauenbild nicht auch überall anders zu finden. Warum muß man da ausgerechnet auf einfache Leute losgehen und deren ökonomische Existenz ruinieren, wo sie doch auch nur versuchen zu leben, oder glaubt irgendwer, dass das Frauenbild in den Sexshops gemacht wird? Würde es sich sonst verkaufen?
Diese ganze Aktion zäumt doch das Pferd von hinten auf.

Um aber nochmal kurz zur Eingangsbemerkung zu kommen, die da lautet:

"Ähm, habt ihr das richtig gelesen? Ich kann da keinerlei Aufforderung oder Enttäuschung über fehlende Mollis, Steine oder was auch immer erkennen.
Es geht lediglich darum, dass die Bullen offenbar enttäuscht waren dass so etwas nicht nicht geschah."

Ich kann die Enttäuschung schon erkennen denn es heißt dort:

"Alle auf dem vorbildlich verteilten Stadtplan eingezeichneten potentiellen Ziele entlang der Demoroute (Burschenschaften, Polizei, Karstadt, Waffenladen, Sex-Shop und natürlich McDonalds) blieben völlig unversehrt. Kein Stein, kein Molli, nicht mal ein
Farbbeutel! Die Cops waren sichtlich enttäuscht und gelangweilt."

Man kann von den Bullen halten, was man will, aber soweit, dass sie darüber enttäuscht wären, dass keine Gewalt in o.g. Form angewendet wird, würde ich nicht gehen. Sicher wird von dem einen oder anderen Bullen gezielt unnötige Gewalt angewendet, weil sie in Demonstranten das Problem zu erkennen glauben und nicht das, was sie tatsächlich sind, die Ausdrucksform gesellschaftlicher Widersprüche, die durch die Demonstranten zum Ausdruck gebracht werden.

Vielmehr verhält es sich doch mit o.g. Satz so, dass der Schreiber dieser Zeilen diesen Sachverhalt sicher nicht erwähnt hat, weil die Bullen ihn darauf hingewiesen hätten, dass sie darob enttäuscht seien, dass nichts geschehe sondern, weil ihm selbst auffiel, dass diese Ereignisse fehlten. Aber nur was man kennt oder wünscht, kann man als fehlend empfinden. Daher gehe ich davon aus, dass es der Wunsch des Autoren dieser Zeilen war, der, wie so vieles andere auch, das projiziert wird, in diesem Fall auf die Bullen projiziert wurde. In Wahrheit wünschte er es aber eben selbst. Daher halte ich meine Kritik aufrecht.
Ich bezeichne deswegen die scheinbar empathische Aussage über die Enttäuschung und Langweile der Bullen als den verhohlenen Ausdruck der eigenen Gewaltphantasien.

Das McD für die Abholzung der Regenwälder verantwortlich ist, mag im bürgerlich juristischen Sinne zutreffen und sicher könnte man auch in Kategorien der Moral hier so etwas wie Schuld entdecken. Auch, dass McD gewerkschaftliche Arbeit verhindert ist richtig. Aber tun das die Mitarbeiter von McD, weil sie so böse sind und müssen deswegen angegriffen werden? Ein bisschen mehr historisch materialistische Analyse wäre vielleicht ganz hilfreich.

So auch das fand ich sehr nett. Was tut man nicht alles für ein bisschen Spaß!
Tschüßi!