NPD-Demo in Freiburg: Zivilcourage hilft

TillWe 14.09.2002 21:38 Themen: Antifa
14.09.2002: Auf der Gegendemo zur NPD sind 10.000 Menschen, vielleicht auch 15.000, und sperren sämtliche Straßen rund um den Bahnhof, selbst auf der Rückseite sind welche (Motorradclub Kuhle Wampe etc.). Sonnenschein, tolles Wetter -- und ein kleiner Haufen von vielleicht 100 NPDlern, die sich grade mal aus dem Bahnhof raustrauen, in der Sonne stehenbleiben, von vielen, vielen Polizisten geschützt werden und dann auch schon wieder heimfahren.
Anfangs hatten viele aus der linken Szene noch Angst -- auch hier auf IndyMedia diskutiert -- dass die offizielle Demo von DGB und Aktionsbündnis nur dazu genutzt werden sollte, um die Nazis ungehindert laufen zu lassen. Aber -- abgesehen von einer eher unschönen Polizeiaktion am Colombipark -- hat diesmal das offizielle Demokonzept wunderbar funktioniert. Ca. 10.000 bis 15.000 Menschen -- von bürgerlich (inkl. Grüne und SPD) über Gewerkschaften (viele da)bis punkig -- standen zwischen Uni und Theater, hörten sich ein paar ganz nette Reden an (sowohl Salomon (OB, Grüne) als auch Walter Jens (Rhetorikprof. aus Tübingen) waren wirklich gut), und zogen dann los. Und zwar nicht auf der offiziellen Demoroute, sondern gut geplant und aufgeteilt auf alle Verbindungsstraßen zwischen Bahnhof und Stadt. Bunt, kreativ (Attac simuliert rechet Aufziehpuppen), manchmal ziemlich laut (klar), aber friedlich. Und gegen mehrere tausend Menschen in jeder Straße, in die die NPD losziehen könnte, will die Polizei dann wohl auch nicht losschlagen, um Nazis den Weg freizuräumen. Also bleiben diese auf einem Fußballfeld großen Platz vor dem Bahnhof, an drei Seiten eine doppelte Polizeikette, danach dann die Demonstrierenden mti Trillerpfeifen und Transparenten. Die Strategie geht auf: Nach 'ner ganzen Zeit lustiger (für uns, für die NPDler wohl weniger, einer scheint sogar einen Sonnenstich bekommen zu haben) Warterei in der schönen Freiburger Sonne gab die NPD auf, zog sich in den Bahnhof zurück und fuhr nach Hause ("Ihr könnt nach Hause fahren ...", passt nicht nur ins Stadion). Und danach gab's dann (und läuft immer noch) Party auf drei städtischen Plätzen. Wenn Freiburg immer so wäre, wär's wirklich toll ...
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Ergänzungen

glückwunsch

mopp 15.09.2002 - 20:58
SUPER!!! Echt ne klasse aktion....

SMASH FASCISM

freiburg

Acab 16.09.2002 - 19:46
war echt nett mit so vielen leuten und guter musik umsonst (zb. patrice), aber meine volle zustimmung die kritische beleuchtung der kts (danke polizei)
die aktion war echt unter aller sau! vermummte SEKler haben jugendliche minutenlang in völlig ungesunder haltung an der wand stehn lassen. es war nichtmal möglich sich zu merken von welcher einheit die rambos waren! ein mädchen musste sogar ihre socken ausziehn.
die verantwortlichen bei der polizei sollen sich sonstwohin verpissen!!!

JA TOLL! EIN ERFOLG AUF DER GANZEN LINIE!

*** 16.09.2002 - 23:39
ja herrlich, nazis durften nicht laufen, da sie von bürgerlichen rassisten und faschisten aufgehalten wurden.
paradox, aber sicherlich ein grund zu feiern, dass es die parteien, die ausländer disskriminieren und töten es geschaft haben, den npd aufmarsch zu verhindern!
Toll gemacht!

17.09.2002 - 12:57
den meisten scheint es gar nicht um die verhinderung der demo zu gehen. was man hier so lesen kann zeugt eher von einem verkorksten wochenende. mist - keine randale gehabt. dass "spiessbürger" widerstand gegen nazis zum volksfest machen ist nicht widerlich sondern genau die richtige variante für das verbiesterte image der sogenannten linken.

aber ihr wäret wahrscheinlich lieber unter euch gewesen beim politisch korrekt sein.

Jetzt aber mal halblang...

Der Winzig Wahre Kanzler 17.09.2002 - 19:54
ich bin richtig stolz drauf Freiburger zu sein! Abgesehen davon das wir die NPDler vertrieben haben (und glücklicherweise nicht an sie rangekommen sind... sonst wären sie wohl gelyncht worden), war es ein wunderbares Fest und Freiburg hat quasi den Geist zelebriert, der in der Gesellschaft zelebriert werden sollte! Und das gilt für die Parteien, die Gewerkschaften und AntiFa... alle haben an einem Strang gezogen! ... Bis auf die CDU... die hatte sich darauf nicht einlassen wollen "wegen der Beteiligung linksEXTREMISTISCHER Gruppierungen am Aktionstag".

Aber was ihr hier labbert, zeugt nur davon, daß ihr entweder vernagelt oder nicht dagewesen seid.

An ***

TillWe 17.09.2002 - 23:41
Genau diese Haltung ist es, die mich an den KTS-Linken so ankotzt: Völlig undifferenziert alles, was nicht die eigene Position vertritt, als RassistInnen zu beschimpfen. Meiner Meinung nach hängt das sehr stark von der Rassismus-Definition ab -- und auch gerade weil es sowohl in den Gewerkschaften wie den etablierten Parteien Rassismus gibt, sind solche Aktionstage wie dieser wichtig. Die tragen nämlich vielleicht auch dazu bei, dass der Rassismus des Alltags weniger salonfähig wird. Ich frage mich manchmal wirklich: währt ihr lieber alleine dagestanden? Oder sind Zigtausende "Normale" nicht manchmal doch eine ganz gute Unterstützung?