marburger Hausbesetzung: offener Brief an die Verhandlungspartner

B: SetzerInnen 13.09.2002 18:25 Themen: Freiräume
Der Stadtverordnente der Grünen, Manfred Keller, hatte für den heutigen Tag einen Verhandlungstermin mit uns, dem Besitzer und anderen "Parteien" anberaumt. Wir haben uns nicht darauf eingelassen uns vorschreiben zu lassen, wann, wo, wie diese Verhandlungen stattfinden und wer daran teilnehem darf. Hier also der offene Absage-Brief!
Sogar die örtliche Presse stimmte uns in unserer Kritik zu und veröffentlichte einen Grossteil des folgenden Briefes.
Der gestrige Info-Stand auf dem Marburger Marktplatz, war ein Erfolg, viele PassantInnen zeigten sich interessiert und unterstützten uns mit ihrer Unterschrift. Neben weiteren Instandsetzungen, wurde das Dach geflickt.
Heute abend gibts Vokü und ein offenes "Stand-der-Dinge"-Plenum für alle Interessierten.
Seid solidarisch, unterstützt uns und kommt vorbei!
Projekt zur Förderung alternativer (Wohn-)Kultur
Wannkopfstraße 13
35037 Marburg

Marburg, den 11.9.2002

Dies ist ein offener Brief der BewohnerInnen des ehemaligen Behringlabors in der Wannkopfstraße 13.

Wir wurden heute informiert, daß ein Treffen zwischen dem Marburger Bürgermeister Egon Vaupel, dem stellvertretenden Marbacher Ortsvorsteher Manfred Keller, dem SPD-Landtagsabgeordneten Thomas Spies, dem Besitzer des Grundstücks - Wannkopfstraße 13 - Siegfried Posingies und dem Finanzdezernenten der Stadt Marburg bezüglich der weiteren Gebäudenutzung vereinbart wurde. Dieses Treffen wurde ohne Rücksprache mit uns angesetzt. Wir werden aus den folgenden Gründen nicht daran teilnehmen:

- Nach unserem Selbstverständnis ist es unabdingbar, daß alle GesprächspartnerInnen auf einer gleichberechtigten Ebene kommunizieren. Dazu gehört auch, daß alle TeilnehmerInnen sich adäquat vorbereiten können. Terminabsprachen müssen deshalb rechtzeitig getroffen werden - wir nehmen es nicht hin, dass versucht wird, uns einen Termin aufzuwingen, uns einfach Datum, Ort und Zeit mitzuteilen und uns lediglich zwei Tage Vorbereitungszeit gelassen wird. Ebenso sollten gewisse inhaltliche Diskussionspunkte - beispielsweise in Form einer Tagesordnung - bereits vorher festgeschrieben werden.
- Zur Einschätzung des baulichen Zustandes der Gebäude haben wir Kontakt mit einem Architekten aufgenommen. Um den finanziellen Aufwand der Instandsetzungsarbeiten einschätzen zu können, wollen wir sein Urteil abwarten.
- Eine Entscheidung in Bezug auf die weitere Nutzung der Gebäude darf nicht in einem exklusiven Kreis getroffen werden, sondern muß die interessierte Öffentlichkeit mit einbinden. Dies betrifft sowohl alle Projektinteressierten als auch NachbarInnen und AnwohnerInnen. Auch die Presse sollte anwesend sein, um eine breitere öffentliche Basis zu schaffen.
- Wie bereits in unserem Konzept dargelegt, wollen wir bewußt alle Entscheidungen gleichberechtigt treffen. Wir sind keine soziale oder politische Einheit und werden bei Verhandlungen auch nicht als solche auftreten. Aus diesem Grund weigern wir uns, lediglich zwei Personen - die sogar noch von einer Verhandlungspartei konkret benannt wurden - innerhalb unserer Gruppe als Delegierte zu benennen, wie es von uns verlangt wurde.
- Wir würden es begrüßen, wenn bereits im Vorfeld auch die anderen Nutzungskonzepte allen Seiten bekannt wären. Wir haben unser Konzept öffentlich dargelegt, jedoch noch nicht einen einzigen Gegenvorschlag offiziell vorgelegt bekommen. Dies macht es für uns unmöglich, im Vorfeld eines Gespräches die Interessen der anderen vorgeschlagenen GesprächspartnerInnen einzuschätzen und uns auf Verhandlungen einzustellen.

Da der Termin aus den obengenannten Gründen für uns nicht akzeptabel ist, wir jedoch weiterhin an Gesprächen interessiert sind, schlagen wir vor, das Gespräch um eine Woche auf Freitag, den 20.9., zu verlegen. Der Termin sollte mindestens drei Tage vor dem Treffen öffentlich bekannt sein. Des weiteren sollte dieses Treffen offen sein, um möglichst viele Interessierte einzubinden. Dafür ist ein Café nicht der geeignete Ort. Wir laden deshalb dazu ein, das Treffen auf dem Gelände der Wannkopfstraße 13 abzuhalten.

Mit freundlichen Grüßen,
die BewohnerInnen der Wannkopfstraße 13
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Ergänzungen