Der Schleier ist niemals freiwillig

Soraya Shahabi (WPI) 10.09.2002 20:33 Themen: Gender
Hijab (Schleier/Kopftuch) ist für alle Frauen, überall, ohne wenn und aber schlecht und ein Symbol für Erniedrigung und Sklaverei.
Man sagt, manche erwachsenen Frauen in europäischen Ländern mit nicht islamischen Regierungen trügen ihn "freiwillig". Dies scheint "juristisch" ein korrekter Einwand zu sein. In der wirklichen Welt wissen aber alle, dass selten eine verschleierte Frau jemals im Familienleben, in der Ehe oder im sozialen Leben die freie Wahl gekostet hat. Und zwar auf keinem Gebiet, weder bei der Bekleidung, noch bei gesellschaftlichen Kontakten noch beim Essen und noch in ihrem Verhalten. Selten findet man eine erwachsene verschleierte Frau, die im Laufe ihres Lebens die Angst vor dem Schlagstock des islamischen Umfelds nicht gespürt hätte. Diese Frauen sind nicht Bürgerinnen, die die Freiheit der Wahl genießen. Sie sind verängstigt vor gezückten Messern, sozial entrechtet, erniedrigt und vereinsamt durch die in den islamischen Milieus und patriarchalischen Gesellschaften herrschende Atmosphäre der Einschüchterung und des Terrors. In diesem Fall vom "freien Willen" und von "freier Wahl" zu sprechen, ist, selbst wo es juristisch zulässig wäre, aus Sicht des wirklichen Lebens eine Verhöhnung solcher Begriffe.

Die Wahl des Hijab als Bekleidung ist für erwachsene Frauen aus islamischen Milieus genauso "freiwillig" wie das Bleiben von Frauen in Familienverhältnissen voller Gewalt und Folter. Tatsache ist, dass diese Begriffe in der heutigen Welt eine klare Bedeutung haben. Man kann sie nicht so einfach abhängig von den Vorstellungen dieser oder jener Person bzw. Gruppe umdeuten. Trotzdem sind wir Zeuge, wie selbst dieses Maß an Realitätssinn, dort wo es um die Rechte von Frauen aus islamischen Milieus geht, wegen Avancen an Religion und durch eine rassistische Haltung gegenüber Menschen, die in islamischen Milieus geboren sind, einfach ignoriert wird.

Es ist nicht schwer die Logik der Kapitulation von Frauen aus islamischen Milieus zu begreifen. In einer Zeit, wo Ehrenmorde in Iran, Pakistan, Irak, Arabien, Somalia etc. eine reale Bedrohung im täglichen Leben dieser Frauen darstellen, ist es ein abstoßender Scherz, von freier Wahl der Bekleidung zu sprechen. Den Frauen wird in islamischen Milieus die Luft zum atmen eng eingeschnürt, und einige dieser verschleierten Frauen haben es aufgegeben, sich für Veränderungen einzusetzen. Man muss mit ihnen die Zeit ihrer Kindheit und Jugend, die voller Entbehrung war, durchgehen, um die Logik dieser "Wahl", die in Wirklichkeit eine Kapitulation ist, zu verstehen. Sie haben kapituliert um ihren Selbsterhaltungwillen". Wir wissen, Menschen die kapituliert haben, brauchen Würde um weiter leben zu können. Sie müssen sich selbst und Anderen zeigen dass sie ein Minimum an Kontrolle über ihr Leben behalten haben. Sie versuchen durch "Selbstbetrug" mit ihren Einschränkungen zurecht zu kommen. Das Gefühl der "Wahl des Hijabs" soll der erwachsenen verschleierten Frau ein Gefühl der Kontrolle über etwas im Leben und ein bisschen Selbstvertrauen geben.

Um ein bisschen Achtung in ihrem Leben zu bewahren versuchen diese Kapitulantinnen die Sklaverei zu rechtfertigen und für logisch und annehmbar zu erklären. Dieser Zustand der


Verstrickung dieser Opfer wird von einigen Rassisten von "oben herab" für die Rechtfertigung der Sklaverei benutzt. Sie haben dazu die Theorie des Kulturrelativismus gebildet und machen sich selbst und das Publikum damit zu Komplizen jenes Selbstbetrugs der Opfer. Sie behaupten, der Hijab sei die "freie Wahl" dieser Frauen. Diese Wahl ist nur so frei wie die "Wahl" europäischer Frauen, in gewaltsamen Beziehungen zu bleiben! Diese Wahl ist nur soweit juristisch berechtigt wie es die Freiheit des Bleibens in einer sadistischen Beziehung ist !

Hijab der Kinder

Beim Hijab für Kinder liegt die Sache aber anders. Hier geht es um Zwang und Entbehrungen gegenüber Kindern. Es geht um Verletzungen, die den Kindern durch Gesellschaft, Familie und das Erwachsenenumfeld zugefügt werden. Kinder-Hijab muss als eine Form der Gewalt gegen Kinder auf der ganzen Welt verboten werden. Die Kinder brauchen keinerlei Hijab, weder "erzwungenen" noch "freiwilligen". Mädchen (unterhalb des gesetzlichen Mindestalters) freie, normale, schöne und bequeme Kleidung, unter welchem Vorwand auch immer, vorzuenthalten, muss verboten sein. Genauso wie es verboten ist, Frauen und Mädchen Handschellen anzulegen und Augen oder Mund zu verbinden. Wenn die "moderne" öffentliche Meinung und der "moderne" Staat es auf keinen Fall tolerieren, wenn Gruppen von Mädchen hier und da in den Städten in Handschellen, mit Augen- und Mundbinden herumgeführt werden, dürfen sie genau so wenig den Kinder-Hijab hinnehmen. Aber wir mussten und müssen feststellen, dass dem nicht so ist. Wir sind Zeugen, dass die schwedische Regierung, und auch andere europäische Regierungen seit Jahren zugeschaut haben, wie in den von ihnen regierten Ländern einer Gruppe von Mädchen der Mund verbunden wurde und wird. Schließlich werden diese Mädchen von den "modernen" Regierungen von Schweden, England, Deutschland und Kanada, bevor sie Menschen und Bürgerinnen seien, als "Immigrantinnen", "Ausländerinnen" und "nicht Dazugehörige" betrachtet. Um das Mass der Menschen-Rechte für diese Menschen zu bestimmen, wird, selbst wenn sie Bewohner und Bürgerinnen dieser Staaten sind, die nationale und religiöse Identitätskarte von Vater, Familie und Stamm herangezogen. Internationale Konventionen für Menschenrechte, Frauen- und Kinderrechte, Rechte alter Menschen, Rechte von Angeklagten, sowie zivile Rechte gelten nicht in vollem Umfang für diese Gruppe der Bürgerinnen und Bürger. In Genuss dieser elementaren Menschenrechte zu kommen ist für sie von Kultur, Religion und Tradition ihrer Familie und ihres Herkunftslandes abhängig. Man nennt dieses ekelerregende Trickspiel auch noch "Respekt vor anderen Kulturen"! Der Kulturrelativismus ist die Plattform für die Praxis der Entrechtung dieser Frauen und Mädchen. Diese Theorie belässt Leben, Erziehung und Gesundheit der Mädchen in den Händen der religiösen Familie, religiöser Schulen und der Kultur des Stamms ihrer Vorfahren. Die Verfechter dieser Theorie erkennen die Universalität von Kinder- und Menschenrechten nicht an. Sie sind Rassisten!

Der Hijab ist nicht nur eine Art von Kleidung. Und seine Ablehnung sollte nicht nur unter dem Aspekt der Verteidigung der freien Wahl der Kleidung betrachtet werden, selbst wenn sie so daher kommt. Sie ist nicht eine Art von Kleidung, die eine Frau, beispielsweise aus Freude an Abwechselung, eines Tages in
einer Modeschau anziehen und am nächsten Tag zu ihrer Alltagsroutine zurückkehren kann. Oder auch, dass eine Mutter ihre kleine Tochter damit für den Maskenball ihrer Schule verkleiden würde! Mit der Verkleidung von kleinen Mädchen wird ihnen beigebracht, dass sie dem erniedrigten Geschlecht
angehören, dass sie sich ihres Geschlechts zu schämen haben, dass sie zu akzeptieren haben, dass ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird, dass sie von Kindesbeinen sich damit vertraut machen müssen, Sexualobjekte zu sein. Den Jungen wird damit beigebracht, dass sie dem Geschlecht angehören, das die
"Oberhand" behält. Und dass die kleinen Mädchen ihnen unterlegen und Sexualobjekte seien. Mit der Hijab-Verkleidung junger Mädchen wird eine tiefe Trennung zwischen Frau und Mann von Kindheit an
institutionalisiert, bei Entrechtung der Mädchen und "Ermächtigung" der Jungen. Mit der Hijab-Verkleidung der Mädchen wird der Erlaubnisschein für die Gewaltausübung durch Jungen ausgestellt. Dies ist der Beginn der Geschlechter-Apartheid und die Berechtigung für Gewalt gegen Frauen. Dies ist
der Beginn der Sanktionierung der Knechtschaft der Frau von Anbeginn der Kindheit. Damit wird das fröhliche, bewegliche und schöpferische Leben des Kindes in den islamischen Milieus erstickt. Dies ist der Beginn der Umwandlung von zwei gleich geborenen Geschlechtern in zwei ungleiche von Mann und
Frau. Dies ist der Beginn der Selbstentfremdung des Menschen. Das Ziel ist die Produktion von zwei "deformierten" Geschlechtern. Das eine Geschlecht dominant, das andere untergeordnet, das eine
schlagend, das andere geschlagen. Herr und Dienerin. Ernährer und Ernährte. Das "schwache" und das "starke" Geschlecht. Der Hijab ist, mehr als Kleidung, der Ausweis eines großen Verbots im Leben der Mädchen. Dies ist eine Sammlung von Geboten, Regeln und Instrumenten zu ihrer Bedrohung und Einschüchterung!

Der Hijab für das Kind ist eine der extremen Formen der Gewalt gegen Kinder, weil:

- man damit den Mädchen Sport und Bewegungsspiele verbietet!
- Mädchen damit ab dem 9. Lebensjahr zum Sexualobjekt gemacht werden. Sie werden zur Heirat
genötigt und für jede Art sexuellen Missbrauchs vorbereitet.
- sie dadurch am freien Umgang mit Spielkameraden und Mitschülern gehindert werden und ihr
Leben von der Schule bis in die Wohnung in weibliche und männliche Bereiche gespalten wird.
- ihnen damit die Selbstachtung genommen wird.
- mit Hijab der Stolz und der Ehrgeiz in den Mädchen getötet wird.
- mit Hijab die sexuellen Gefühle der Mädchen erstickt werden.
- damit die Jungen in den Augen der Mädchen als "von Natur aus" gefährliche, aggressive,
rücksichts- und lieblose Wesen dargestellt werden.
- damit den Jungen der freie Umgang mit Mädchen verwehrt wird. Sie werden in der Vorstellung
der Jungen zu fehlgeleiteten, unwissenden Wesen, Sexualobjekten, Dienerinnen des Mannes,
unfähig und der Obhut und Führung des Mannes bedürftig.
- damit technische Unterrichtsfächer, bewegungsstarke Sportarten, die ein Minimum an Bekleidung
erfordern, Schwimmen, Musik, Tanz und Freude aus dem Leben der Mädchen getilgt werden.
- mit dem Hijab einhergehend einem Mädchen die Möglichkeit verschiedene Geschmäcker kennen zu lernen genommen wird. Man spaltet das Geschmack der Mädchen in einen zulässigen und
einen unerlaubten teil.

Mit dem Hijab werden das Lachen, das laute Sprechen, die Meinungsäußerung, die Selbstbehauptung und das Sich-Unterhalten eines Mädchens unter einem dunklen und traurigen Schleier in
Gefangenschaft gesetzt. Dies ist ein Mittel der Gehirnwäsche für Mädchen und Jungen und zur Vereinsamung der einen Hälfte der Kinder der Gesellschaft. Der Kinder-Hijab ist umfassendes
Instrumentarium zur Konstruktion der Selbstentfremdung von zwei Geschlechtern des Menschen von der Geburt an! Man muss ihn weg werfen!

Hijab und die Ehrenmorde im "Westen"

Europäische Regierungen haben der Missachtung der Rechte von kleinen und jungen Mädchen in islamischen Milieus sosehr "Respekt" entgegen gebracht, bis ihre modernen Gesellschaften "unsicher" und zu Schlachtstätten einer großen Anzahl dieser schutzlosen Mädchen wurden und sich Proteste entfalteten. Es ist offensichtlich, dass, wenn die fortschrittlichen Aktivisten in den Protestkampagnen nicht gewesen wären, mit Sicherheit diese Regierungen alles daran gesetzt hätten, dass das Wissen um diese Katastrophen möglichst wenig Verbreitung findet. Sie hätten versucht, die Lage nach wie vor als "sicher" darzustellen.

Die Ehrenmorde an jungen Frauen und Mädchen sind kein Zufall. Sie sind Produkt und natürliche Folge davon, dass die Lebens-Atmosphäre der Mädchen und Jungen durch den Hijab beherrscht wird. Man kann nicht um die Ehrenmorde besorgt sein und zugleich die Augen vor den Ursachen dieser Verbrechen verschließen. Jeder ehrliche und besorgte Mensch, der von den Tragödien von Fatimeh, Sara und Pila und anderen zig jungen Mädchen gelesen hat, die in Europa zur Beute von islamischen Jägern geworden sind, wird zweifellos nach den Ursachen suchen. Die islamische Gewalt in der "Wiege der Zivilisation" ist kein Unfall. Sie ist kein verbrechen aus Armut, Sucht oder Ausweglosigkeit. Diese Morde sind islamische Strafen für "unbotmäßige" Frauen. Wenn der Vater seine "fehlgeleitete" Tochter nicht umbringt, wenn der Bruder oder der Ehemann die "schlechte Schwester oder Frau" nicht tötet, dann wird er vom islamischen Umfeld verbannt und als "ehrlos" betrachtet. Dies ist der Inhalt dessen, was in den islamischen Schulen und mit dem Hijab den unschuldigen Kindern mit Gewalt eingetrichtert wird. Es gibt nur einen Weg, diese Verbrechen einzudämmen. Mit der wirklichen Unterstützung der Kinder und jungen Mädchen aus islamischen Milieus kann man diesem Mord und Totschlag entgegen treten. Nur durch Schutz und Sicherung ihres Lebens, ihres Wohlsergehens und ihrer Entwicklung vor dem Zugriff und der Knute der islamischen Milieus können diese Tragödien gestoppt werden. Der Beginn dieser Unterstützung ist ohne Zweifel das Verbot des Kinder-Hijab. Kinderrechte sind universell. Man muss sie auf die Mädchen in islamischen Milieus ausdehnen.

Kommunisten, die aus Iran und Irak nach Schweden gekommen sind sagen schon seit 5 Jahren, dass etwas getan werden muss. Dass man diesen Kindern und Mädchen zur Hilfe eilen muss. Die Rechte der anderen Kinder und Frauen müssen auch für sie gelten. Wir sagten, der Hijab für Kinder und Mädchen unterhalb des gesetzlichen Alters gehört verboten. Die Religionsschulen, Zentren für Verbreitung von Ungleichheit, Frauenfeindlichkeit, Diskriminierung und Gewalt, müssen geschlossen werden. Über das Verbot von Kinder-Hijab hat Mansoor Hekmat vor 5 Jahren geschrieben (*). Genau so wie es für "Mike und Helene" nicht richtig ist, ihnen den freien Umgang und das gemischte Leben der beiden Geschlechter vorzuenthalten und sie in islamische Schulen zu stecken, genauso gilt dies auch für "Mohammad und Nahid", die aus islamischer Umgebung gebürtig sind. Ist es unmenschlich, "Rosa und Julia" von Kopf bis Fuß in einem Tuch namens Hijab einzuwickeln, so ist es gegenüber "Schahin und Maliha" genauso unmenschlich. Ist das Lehren von Gewalt, Diskriminierung und patriarchalischer Ideen in öffentlichen Schulen Verboten, so müssen auch islamischen Schulen geschlossen werden. Das Begreifen dieser Selbstverständlichkeiten und objektiven Wahrheiten über die Gleichheit der Menschen unabhängig von Rasse, Geschlecht , Religion und Nationalität in der "Wiege der Zivilisationen" geschieht zum Preis des Bluts von zig jungen Mädchen in England, Schweden, Deutschland, Dänemark und Kanada.

Die "immigrierten" Kinder und jungen Mädchen kämpfen jeden Tag um ihre grundlegenden Bürgerrechte. Grundlegende Menschenrechte zu genießen, wie z.B. das Recht Beziehungen einzugehen und die Wahl der eigenen Kleidung, muss wie das Einatmen der Luft selbstverständlich sein. Dieses Recht kann man dem schwedischen, deutschen oder englischen Kind nicht vorenthalten. Man sollte es dem aus islamischer Umgebung gebürtigen Kind und Mädchen auch nicht vorenthalten dürfen.

*) s. Artikel von M. Hekmat: "Der Islam, die Kinderrechte und das Hijab-Gate von Rah-e-Kargar", erstmals erschienen im Juni 1997, in ´International´ Nr. 24, Zeitschrift der Arbeiterkommunistischen
Partei Irans.
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Ergänzungen

Überlegt handeln

ich 10.09.2002 - 22:47
ein Problem gerade in Deutschland ist, dass moslemische Frauen/Mädchen häufig dafür angegriffen werden, das Kopftuch zu tragen (egal, ob ihnen das subjektiv freiwillig vorkommt oder nicht). Hier verstärken sich verschiedene Unterdrückungsverhältnisse: zum islamischen Patriarchat gesellt sich rassistische Ignoranz, die nicht beachtet, dass als "anders" identifizierte Menschen in Deutschland einen weitaus geringeren Handlungsspielraum haben.

Was sagst Du dazu,

Cosmopolitan 11.09.2002 - 01:17
daß der Kulturalismus, wie Du ihn vertrittst, in diesem Artikel als rassistisch kritisiert wird?

Kopffluch

saul 11.09.2002 - 01:44
Nette Story, erzähl das den gelangweilten Gestalten die Flugis gegen die Erotikmesse verteilen. Haben ja gerade in Kreuzberg ein weites Arbeitsfeld. Haben wir seit Jahren gegen die Nazis demonstriert und uns Beulen oder n Tränengasstrahl ins Kreuz geholt, dafür? Um verschleierte Frauen bewundern zu dürfen? Oder um uns zum Dank für von den Feministen den Kopp zuscheißen zu lassen, was wir doch für sexistische Schweine sind? Vielen Dank auch.

fang an nachzudenken, was hältst du von dem

antisexistas 11.09.2002 - 22:39
recht einer frau, ein kopftuch zu tragen ? solange aus irgendeinem autoritären pseudo-antipatriarchalen gehabe heraus ein dogma "tragt keine kopftücher" konstruiert wird, ist das um keinen deut besser, als wenn ein dogma "tragt kopftücher" auf grund der patriarchalen gesellschaft/der religionsauslegung besteht.
KOPFTÜCHER TRAGEN _ ZUM SCHÖN AUSSEHEN !

antisexistas

saul aufs maul

maj 12.09.2002 - 12:30
hast du deinen stadtteil von den nazis heldenhaft befreit, um danach möglichst viele möglichst wenig bekleidete frauen beschauen zu können?
oder wie oder was? krieg dich mal klar im kopf, saul. einen kommentar zu deinen antifeministischen angstneurosen erspar ich mir mal lieber.
MODS! MODS!!! wo seid ihr?????

Denkfaul

saul 12.09.2002 - 16:48
Wir haben gegen die Nazis demonstriert und waren damit auch auf Seiten der Ausländer, es ging damit auch um deren Rechte hier leben zu können. Das war eh ne Selbstverständlichkeit. Dabei ging es gegen Unterdrückung und die Ausländer raus Sprüche der Nazis. Um neue Formen der Unterdrückung zu begünstigen ging es garantiert nicht. Und es geht nicht um leichtbekleidete Frauen, die auch in Kreuzberg gut vertreten sind, es geht um das Recht so rumlaufen zu dürfen, nicht zu müssen. Und genau dieses Recht wird den Frauen von Islamisten abgesprochen, so wie die Nazis den Ausländern das Recht absprechen hier überhaupt zu leben. Darüber muß man mit Feministen nicht reden, die wollen nix kapieren, sie wollen nur hassen. Viel Spaß, an mir prallt euer Hass schon lange ab.

Leseempfehlung

12.09.2002 - 18:19
"Einige Aktivisten meinen, daß das Verurteilen des politischen Islam zu rassistischen Angriffen gegen Moslems ermutigt. Bitte kommentieren Sie das." - diese und ähnliche Fragen beantwortet Azar Majedi im Interview der Iran Communist-Workers Party: "Die Antikriegs-Bewegung legitimiert den politischen Islam" (pdf)

wille, emanzipation vs polit. gewalt"kultur"

hans 24.09.2002 - 02:15
ein freier wille zur verhüllung in form von kopftuch oder ähnlichem kann natürlich das produkt der erziehung sein. jeder mensch ist vom einfluss der erziehung betroffen. die konzentration auf abschaffung der verhüllung als ziel der befreiungsbewegung ist deshalb zweifelhaft, weil es dann um jedes einzelne kopftuch geht und den nachweis seiner freiwilligkeit.

das ziel sollte sein, ein religiöses patriarchat brechen.
das bedeutet, viele einzelne aspekte in denen es sich äussert, individuell und in einklang mit unseren gesetzen (deren parlamentarische gestaltung hier durchaus einer weiterentwicklung bedarf) zu bekämpfen.

dazu gehören u.a.
* die freie wahl von partnerIn, wohnung, schule, sport, beruf, zu garantieren
- bzw deren verletzung nachweisbar und angreifbar zu machen
* aufhebung der geschlechtertrennung durchzusetzen
* zwanghafte rückführung der kinder in das land der väter zu verhindern


leider bedeutet das auch, dass ALLE familien diesen massnahmen unterworfen sind, und wie mensch weiss, ist den familien aller kulturen die kontrolle über die erziehung ihrer kinder eines der allerwichtigsten anliegen. das ist ein schwerer hinderungsgrund für die demokratische akzeptanz.

"...Leben, Erziehung und Gesundheit der Mädchen in den Händen der religiösen Familie..." ist der kernsatz.
die probleme der kinder werden durch die zerreissprobe zwischenden normen der westlichen gesellschaft und denen ihrer familien extrem verschärft. gerade die westliche gesellschaft bietet keine alternativen zur erziehung in der kernfamilie, die kinder sind völlig darauf angewiesen, während in orientalischen gesellschaften die grossfamilie massgeblich ist, und damit ein ausgleichender faktor gegen fehler der eltern, zugleich mit dem stabilitätsfaktor der konservativen norm begründet wird. in beiden system sind die kinder systematischen oder individuellen fehlern ihrer angehörigen ausgeliefert.
solange die westliche gesellschaft keine (verbreitete) alternative oder ergänzung zur erziehung in der kleinfamilie bietet, kann sie auch nicht die führungskompetenz übernehmen, um islamische familien zu beeinflussen, denn das ginge aus den obigen ansprüchen hervor.

das anliegen erfordert insbesondere auch vorbeugende massnahmen gegen den US trend zum home-schooling, der propagiert wird, um diese kontrolle der familien auszuweiten und zb die unterrichtung der kinder in der evolutionslehre und erdgeschichte zu verhindern. durch die bildungsprivatisierung und damit zusammenhängende demontage der öffentlichen schulen besteht für diesen trend auch europa eine entwicklungsmöglichkeit.

auch der progressive anspruch wird letztlich zu einer "leitkultur". es braucht einen ideologie-übergreifenden konsens, um zumindest diese offensichtlichen menschenrechte (wie in obiger auflistung angedeutet) auch innerhalb von familien durchzusetzen.

doch die angst vor ehr- und identitätsverlust im ausland ist eines der hauptprobleme, die die mitarbeit von seiten der betroffenen verhindern. wie können die menschenrechte durchgesetzt werden, ohne zeugenaussagen, ohne mikrofone in den moscheen und wohnungen ?
das paradoxon gibt zu denken, dass in vielen linken versammlungen und demos der anteil orientalischer mitmenschen eher gering ist, während sie in eigenen oder bodenständigen _konservativen_ bewegungen durchaus eine rolle spielen und ihre isolationistischen versammlungen und religiösen schulen teilweise als rechtsradikal zu bezeichnen sind, die in kriegsposition gegen die deutschen rechtsradikalen stehen. einer der gründe könnte sein, dass die linke als internationalistische bewegung keine attraktive und zielführende position zur kulturellen individualität gefunden hat.
die verurteilung des politisschen islam, in der form wie er die terrorisierung und unterdrückung islamischer menschen bewirkt, wäre ein weiterbringender schritt.

So müde

illonka 15.10.2002 - 22:37
Ich würde nicht wagen,den artikel zu kritisieren,habe aber Gegenteiliges gehört.ich habe noch von niemandem gehört,die
mit körperlicher Gewalt dazu gezwungen wurde,einen Büstenhalter zu tragen. der psychische kulturelle Druck ist enorm.
Helden haben das Recht auf den anblick
des nackten weiblichen Gesichts.Doch ,doch. Wir könnten den kreuzbergerinnen das Sonnenbrillentragen verbieten.Und was ist mit Bärten ?