Hausbesetzung in Marburg

B. SetzerInnen 06.09.2002 01:30 Themen: Freiräume
Ab gestern, Mittwoch den 4.9.02, haben wir in der Wannkopfstraße 13 zwei Häuser besetzt.
Damit wollen wir einen Freiraum schaffen, wo Menschen jenseits kapitalistischer Besitzverhältnisse, Sexismus, Rassismus und Ausgrenzungen aller Art wohnen, feiern, lieben, lachen, leben und sich und ihre Ideen verwirklichen können. Bringt Euch ein! Am Freitag, den 6.9. ab 16 Uhr wollen wir ein kleines Einweihungsfest feiern. Kommt vorbei, seid solidarisch, füllt die Häuser mit Leben und helft uns, sie zu verteidigen. Bringt FreundInnen, Kinder, Musikinstrumente, Tiere, Pflanzen, Zecken, CD´s, Radios, Essen und Trinken mit und alles, was Euch so einfällt!

Und so kommt Ihr hin: Die Ketzerbach hoch, dann die erste rechts (an der Blindenstudienanstalt), dann wieder rechts die Wilhelm-Roser-Straße hoch, dann seht Ihr eine Kreuzung und auch schon die Wannkopfstraße!
Bericht der bisherigen Ereignisse (unvollständig und ständig von den aktuellen Geschehnissen eingeholt)

Seit Mittwoch sind wir auf dem riesen Grundstück des alten Behring Labors in Marburg. Dort stehen 2 alte - in sehr gutem Zustand befindende - Häuser, ein schönes Häuschen und klein Berghütten.
Die Situation - rechtliche wie politische - des Hauses findet ihr auf der Internetseite erklärt.

Die Polizei kam lange nicht vorbei. Vorher war die Presse - HR3 und Oberhessische Presse - da und ein Grüner aus dem Stadtparlament, der sich ebenfalls sehr für den Erhalt der Gebäude einsetzt.

Vom Oberbürgermeister wurden dann doch noch die Bullen gerufen, die sich dann erkundigten, ob auf dem Grundstück jemand ist und uns - nett wie sie sind - darauf aufmerksam gemacht, dass wir nicht so viel Arbeit reinstecken sollten, denn "niemand weiß was morgen passiert"!

Der (ehemalige) Besitzer kam auch noch vorbei und hat uns seine wirtschaftlichen Interessen an dem Grundstück erklärt, hat uns jedoch Verhandlungszeit gegeben.

Jetzt waren gerade die Bullen noch einmal da und haben mitgeteilt, dass sie morgen früh mit dem Besitzer ein Treffen auf dem Grundstück vereinbart haben und gegebenenfalls dann auch gleich räumen werden.

Wer morgen noch kommen kann, mache sich auf die Socken zu diesem besetzten Haus!

Wenn das überstanden ist soll es nachmittags weitergehen mit Nachbarschafts-Café, Video-Filmen, Musik, Vokü und und und

Bis gleich :)

Freiräume erobern, selbstbestimmt leben!
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Ergänzungen

Wahrscheinlich Fake!

In Dee aus MR 06.09.2002 - 09:56
Kann mir nicht vorstellen, dass das stimmt. Komme selbst aus Vorort von Marburg und habe nichts mitbekommen, obwohl das angeblich schon am Mittwoch passiert sein soll.
Ausserdem findet sich auf www.antifaschistinnen.de auch nichts. diese seite hat eigentlich immer die neuesten Infos aus MR. Wenn das stimmen würde, wär dort längst ein bericht.

voreilig?

06.09.2002 - 10:23
kann es nicht sein, daß die freiraum-leute einfach nicht aus dem antifa-spektrum sind?

Es stimmt!

D. Agewesen 06.09.2002 - 12:02
Die Hausbesetzung hat tatsächlich stattgefunden und findet immer noch statt! Heute Nachmittag ab 16h gibt es besagtes Nachbarschafts- und Neugierigencafe. Außerdem ist um 20h eine VoKü geplant nebst kleinem Kulturprogramm (Videofilm, Redebeitrag). Also kommt alle vorbei und seht es euch an, helft mit, bringt euch ein! Es ist auch euer Freiraum.

BESETZEN STATT BESITZEN! AUTONOMIE STATT ABHÄNGIGKEITEN!
FÜR FREIRÄUME, GEGEN DEN KAPITALISTISCHEN NORMAL-ALPTRAUM!

kein Fake. hier ein zeitungsartikel

recherchbot 06.09.2002 - 12:16
gefunden auf
 http://www.op-marburg.de/op/home.news.lokal/article.op.jsp?id=20020905.275962

NEWS 06.09.2002 11:14 Uhr





Altes Behring-Labor
Junge Leute besetzen drei Gebäude



Hausbesetzer wollen sich im ehemaligen Labor des Nobelpreisträgers Emil von Behring wohnlich einrichten.
Foto: Mank
Marburg. 15 junge Leute besetzten gestern die drei Gebäude des ehemaligen Behring-Labors im Marburger Stadtteil Marbach. Die Gruppe gehört dem „Projekt zur Förderung alternativer Wohnkultur“ an. Die Polizei griff zunächst nicht ein.

von Ute Mank

Auf dem Platz zwischen den beiden Hauptgebäuden sieht es eher nach den Vorbereitungen für einen Campingurlaub aus: Matratzen, Iso-Matten, Rucksäcke, Trinkflaschen und Decken bilden einen bunten Haufen.

Die jungen Leute, von denen die meisten weder ihren Namen sagen möchten, noch auf den Pressefotos erkannt werden wollen, sind sehr beschäftigt. Aus dem großen Raum im Untergeschoss des linken Gebäudes räumen sie einen großen Stapel langer Balken, und von dem Gelände haben sie schon einen ganzen Container voll Unrat aufgesammelt. Steine werden an der Mauer am Hofende abgelegt, dort soll eine Trockenmauer entstehen.

Langfristig solle aus den beiden Gebäuden ein Wohnhaus und ein autonomes Tagungshaus entstehen, erläutert Wiebke. Eigentlich will sie ihren Namen nicht nennen, das sei nicht nötig, sie sei nicht die Sprecherin der Gruppe.

Die anderen möchten auch nicht viel sagen, schon gar nicht ihren Namen. Das Projekt sei wichtig, nicht diejenigen die dahinter stehen. Das seien auch viel mehr, als die 15 Aktiven. „Wir haben viele Unterstützer und Unterstützerinnen aus allen Schichten und Altersgruppen“, sagt Wiebke. Keiner will in den Vordergrund treten, ihre Ideen erläutern sie dagegen gerne.

Das Grundstück um die Gebäude soll nach ökologischen Gesichtspunkten bepflanzt und bearbeitet werden. Unter anderem ist ein Kräutergarten geplant, mit Schildern für jede Pflanze, auch in Blindenschrift. Kostenloser Wohnraum und Nutzung der Räume für kulturelle, politische und ökologische Veranstaltungen gehört ebenfalls zum Konzept.

Und noch in diesem Monat soll eine Ausstellung über das Leben und Wirken Behrings gezeigt werden, die die Gruppe mit der Geschichts-Werkstatt zusammen entwickelt hat.

Um 17 Uhr sehen vier Polizisten auf dem Gelände des ehemaligen Behring- Labors nach dem Rechten. Wer sie geschickt habe, will Dienstgruppenleiter Norbert Schulz nicht sagen. „Es handelt sich um ein schwebendes Verfahren.“ Die Polizisten überzeugen sich, dass von dem Gebäude keine Gefahr für die 15 Hausbesetzer ausgeht.

>>mehr dazu lesen Sie in unserer Printausgabe

antifaschistinnen.de

ex-marburger 06.09.2002 - 13:31
immer die neusten infos aus marburg? ich kann da leider nicht mal 'ne info finden, wie die npd veranstaltung letzte woche ausgegangen ist ...

solidarische grüsse

besetza 06.09.2002 - 14:17
solidarische grüße aus erfurt vom besetzten topf&söhne gelände!
linke freiräume aufbauen und verteidigen!
 squat.ef@gmx.net

ausstellung

ausstellerin 06.09.2002 - 14:31
es gibt auch noch ne ausstellung zum biegeneck auf dem hoffest.

artikel aus der mnz

bfvfbjvöf 06.09.2002 - 14:43
hier noch ein artikel aus der marburger neuen zeitung:

Ziel ist die Erhaltung der alten Gebäude, denen der Abriss
droht

Besetzer in ehemaligen Behring-Labors

06.09.2002

Marburg. Die ehemaligen Behring-Labors, Wannkopfstraße
13 in Marburg, sind besetzt. Am Mittwoch, 4. September,
haben Mitglieder des "Projekts zur Förderung alternativer
(Wohn)-Kultur" die Gebäude mit Beschlag belegt und damit
begonnen, die Räumlichkeiten Instand zu setzen, teilten die
Besetzer gestern mit.

Damit wollen die rund zwanzig
jungen Leute - meist Schüler und
Studenten - Nägel mit Köpfen
machen und dem Eigentümer
sowie den städtischen Gremien
zeigen, dass man unbedingt diese
ehemaligen Laboratorien erhalten
wissen will. Ihnen droht nämlich -
diese Zeitung berichtete - der
Abriss.

Das Areal und auch die
ehemaligen Labors stehen im
Eigentum der in Niederweimar
ansässige Immobilienfirma "PPS Bauträger Gesellschaft". Die
allerdings hat beim Marburger Amtsgericht einen
Insolvenzantrag gestellt. Geschäftsführer Siegfried Posingies,
gestern von uns auf die Besetzung angesprochen, war total
überrascht. Von der Aktion habe er nichts mitbekommen. Er
wolle sich zunächst ein Bild vor Ort machen und dann
entscheiden, welche Maßnahmen er ergreifen müsse. Er
werde es nicht hinnehmen, dass seine Gebäude
widerrechtlich genutzt werden. Wie Manfred Keller,
Stadtverordneter der Grüne, gestern Abend mitteilte, wird
Posongies jedoch in den nächsten Tagen noch keine
rechtlichen Schritte unternehmen. Keller: "Das hat er mir
nach einem langen Gespräch zugesagt." Keller engagiert sich
seit langem für den Erhalt der Behring-Labors.

Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte Posongies erneut, es
sei noch nicht entschieden, ob das Insolvenzverfahren
überhaupt eröffnet wird. Zur Zeit stehen alle
Unternehmungen der Gesellschaft still, bis das Gericht die
Entscheidung getroffen hat, sagte er. Auch was mit den
Behring-Laboratorien geschehe, stehe daher noch in den
Sternen.

Posingies hatte die Gebäude - mit gültiger Genehmigung -
abreißen und auf dem Areal ein Wohnhaus mit 18 Einheiten
bauen wollen. Dagegen gab es in der Stadt Proteste, von
Bürgern, die sich für die Erhaltung der ehemaligen
Laboratorien einsetzen. Dem verbalen Protest folgte nun die
Besetzung.

Die Gebäude, so die Besetzer, will man als Wohnraum, aber
auch bildungspolitisch, kulturell und für gesellschaftliche
Aktivitäten nutzen. Man könne sich vorstellen, dort unter
anderem Ausstellungen zu organisieren, ein
Nachbarschaftscafé einzurichten oder auch ein Info-Zentrum
mit angegliederter Bibliothek sowie Party- und Konzerträume
zu installieren.

Die jungen Leute wollen das Areal kindergerecht gestalten
und bei dem Nutzungskonzept mit örtlichen Organisationen
zusammen arbeiten. Auch über die Finanzierung ihres
"Besetzungs-Projekt" haben sich die jungen Leute Gedanken
gemacht. Wie es hieß, will man vorrangig die ehrenamtliche
Arbeitskraft einbringen. Über Sachspenden könnte ebenfalls
ein Großteil des Bedarfs abgedeckt werden. Vorstellbar sei
zudem, dass ein Förderverein die Aktion finanziell
unterstützt.

Um ihre Vorstellungen und Ziele der Öffentlichkeit
bekanntzumachen, laden die Besetzer für heute, Freitag, 6.
September, zu einem Nachbarschaftsfest ein. Beginn der
Veranstaltung mit kulturellem Programm ist um 16 Uhr.

marburger b-setzerInnen historie

urmel 06.09.2002 - 17:59
zum hintegrund: marburg iss ne kleene provinzstadt,die sich an den studies dumm + dämlich verdient, für die letzen löcher,die da zimmer genannt werden,nehmen die nen haufen geld und die buden vom studentenwerk sind bis auf wenige ausnahmen eher mit knastzellen als mit menschenwürdigem wohnraum zu vergleichen. selbst im umland wird studnetIn abgezockt. ohne karre biste da dann och noch aufgeschmissen,du kannst nur in den wald gehen. echt toll war das da.

1987 oder 88 - bin mir nicht ganz sicher - habsch die letzte besetzung in marburg miterlebt - das bettenhaus in der nähe der bahnhofstrasse, das leerstehende gebäude gehörte der uni und wie hatten lust,das haus zu nutzen. wir wurden nach 8 stunden geräumt,nachdem der unipräsi prof simon uns das eigentumsrecht erklärt hatte. dann sind wir morgens um 7.00 in einem bullenspalier mit riot-cops zum asta gelatscht und haben gefrühstückt,id-behandlung wurde von den besetzerInnen weg-verhandelt.

1989 hab ich das "drecknest" dann verlassen und bin zurück nach berlin geganngen. werde ganz melancholisch,wenn ich an dieses uni-städtchen denke.

kreative insbesitznahmen sollten immer wieder probiert werden,überall. das löst den systemwiderspruch nicht auf aber stört immer den reibungslosen geschäfts-verlauf.
das ganze besetzungsding sollte aber nicht in einem protestantischen arbeits-ethos münden.