Drei Dinge auf einmal in Hamburg

war da 01.09.2002 12:33 Themen: Kultur Militarismus Soziale Kämpfe
Am letzten Samstag im August war einiges in Hamburg los.
Eine Anti-Kriegsdemo aus Anlaß des Anti-Kriegstages am 1.9., Gerhard Schröder war zum Wahlkampf in Altona und in den Straßen des Schanzenviertels flanierten viele Menschen über das Straßenfest.
Die Anti-Kriegsdemo begann um 12 Uhr mit einer 45-minütigen Kundgebung, Zwischenkundgebung vor der Musikhalle und Abschluß an den Landungsbrücken. Beim laufen hätte ich 500 bis 600 TeilnehmerInnen geschätzt, bei den Kundgebungen eher nur 300 bis 400. Hauptthema war dieses Jahr der bevorstehende Krieg gegen den Irak.


Die Spitze der Demo

In der Innenstadt domierte die CDU das Straßenbild

Ab 13 Uhr hatte die SPD nach Altona zum "Fest" auf den Platz der Republik am Altonaer Rathaus geladen. Um 14 Uhr betrat "Stargast" Gerhard Schröder die Bühne und hielt eine gut 50-minütige Rede, die komplett von einer Gebärdensprachendolmetscherin übersetzt wurde. Das ganze überwacht von einer großen Anzahl Sicherheitsbeamter in schicken Anzügen und Knöpfen im Ohr. Der auf der Bühne nebem dem Kanzler spielte hinter seinem Rücken immer mit einem Regenschirm. Am Ende gab es für den Kanzler von den 5000 bis 6000 SPD-Anhängern und Sympathisanten Standing Ovations. Heidi Kabel sang ihm noch ein Ständchen ("In Hamburg sagt man Tschüß") und schon war der Kanzler in einen Konvoi scharzen Limousinen verschwunden.
Die Rede war vom Inhalt her eher auf den Linken Flügel der SPD gemünzt und enthielt nichts wirklich neues. Protest war nicht wahrzunehmen. Einzig ein einziges Linksruck-Schild hab ich gesehen, aber die Forderung war kaum eine Konkurrenz zu Schröder ("Kein Krieg im Irak!").


Neben Schröder befand sich ein wenig Hamburger SPD-Prominenz auf der Bühne (2 ehemaliger Erster Bürgermeister, der aktuelle Landesvorsitzende)

Dranbleiben, Gerd!

Ab 12 Uhr füllten sich die Straßen des Schanzenviertels. Anwohnerflohmarkt, Bauwagenplätze informieren über ihre zur Zeit nicht rosige Lage, das Liz und viele andere verkaufen Essen, eine Bühne ist aufgebaut, Soundsystems beschallen die Straßen und auch die einzige typische Eck-Kneipe im Viertel verkauft draußen Bratwürste und Trinken. Insgesamt sind drei Straßen gefüllt (über den ganzen Tag bestimmt über 10.000 Leute). Ist es mehr los als in den letzten Jahren und sogar das Wetter ist besser. Im Rahmen des Festes wurde der neue Platz vor der Roten Flora ("Piazza") in Achidi-Platz umbenannt. In Erinnerung an Achidi John, der im Dezember 2001 durch einen Brechmitteleinsatz sein Leben verlor.
Das ganze ist wie immer selbstorganisiert und unangemeldet. Alles wirkte gut organisert und auch Polizei oder andere störende Faktoren waren nicht auszumachen. Alles in allem ein Erfolg für eine alternative Stadtteilpolitik. Es war wesentlich mehr los als beim Kinderfest der SPD am 18.8. oder bei der Piazzaeröffnung (24.8.), dem ersten Versuch der Stadtentwicklungsgesellschaft mit einigen Gewerbetreibenden ein Straßenfest aufzuziehen.


Auf dem Schulterblatt

Straßenumbennung (diesmal erfolgreich)

P.S.: Am 5.9. (Donnerstag) kommt Stoiber um 18 Uhr auf den Gänsemarkt. Ab 17 Uhr findet eine Gegenkundgebung am Kriegsklotz/Stephansplatz statt.
am 17.9. (Dienstag) ist Joschka Fischer um 12 Uhr 30 ebenfalls auf dem Gänsemarkt.
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Ergänzungen

JAWOLL

Kousa 02.09.2002 - 18:33
Recht haste, vor allem mehr verbales Brechmittel. Kannste ja schon ganz gut...