Übers.: Aufruf zur Solidarität mit den Anarchisten von Long Beach, L.A.

Lorenzo Komboa Ervin (übers. v. clandestino) 26.08.2002 04:11 Themen: Weltweit
Kürzlich besuchte ich im Rahmen einer Vortragsreihe Los Angeles und hörte von den Belästigungen und Intrigen gegen Anarchisten in Long Beach/ Los Angeles, Kalifornien. Es scheint, das Polizei und FBI benutzt werden, um die örtliche anarchistische Bewegung zu zerschlagen.
Während der Proteste gegen den Kapitalismus, die am 1. Mai (2001) in Long Beach stattfanden, attackierte die Polizei ohne vorhergehende Provokation und mit brutaler Gewalt eine Demonstration, verhaftete über 100 Personen und verletzte mehrere andere. Menschen wurden mit Gummimunition beschossen, mit Knüppeln geschlagen und mit Pfefferspray besprüht.

Einer der Verhafteten, Robert Middaugh, wurde später ins Gefängnis mit einer dreijährigen Strafe wegen ?tätlicher Beleidigung (aussaulting)? eines der Polizei Officers, die die Demonstranten angegriffen hatten, eingeliefert. Er befindet sich nun in Gefangenschaft als anarchistischer politischer Gefangener der Regierung in einem kalifornischen Gefängnis.

Die Polizei rechtfertigte die Polizeiausschreitungen durch die Behauptung, die Demonstranten hätten Steine, Flaschen und andere Gegenstände, sogar Fäkalien, auf sie geworfen, was sich als absolute Lüge herausgestellt hat. Diese Attacken waren nicht provoziert und nur dazu gedacht, die Demonstration aufzulösen und die anarchistische Bewegung zu ersticken. Sie waren politische Repression.

Seit diesen Protesten letztes Jahr sind mehrere andere Anarchisten aufgrund konstruierter Taten festgenommen worden, andere wurden durch die Polizei mehrmals bedroht und belästigt, unter anderem durch regelmässige Besuche des anarchistischen Infoladens. Sie wurden bei Demonstrationen von Einsatzkommandos verfolgt, die sie zur Gewalt anstacheln wollten.

Trotz allem haben sie ihre Proteste gegen die Repression durch die Schweine bzw. den Staat fortgesetzt. Sie werden nun durch die schwarze Community unterstützt, vor allem von Leuten, die Zeugen oder Opfer von Polizeibrutalität geworden sind. Nicht nur die schwarze Community in Long Beach, sondern in ganz L.A. County, ist Opfer rassistischer Polizeigewalt und -kontrollen.

Nimmt man dazu noch die FBI-Bespitzelung und Verhaftung von Sherman A., dem Gründer der radikalen Website ?RaiseTheFist.com?, im Januar, kann man klar sehen, dass sich die Polizeikräfte der Regierung das Gebiet um Long Beach offenbar als Testgebiet für die Zerstörung der anarchistischen Bewegung ausgesucht haben.

Ebenso wie in der Vergangenheit, wenn der Anarchismus zu einer gefährlichen und ernstzunehmenden politischen Kraft wurde, macht sich die Regierung eine Politik der systematischen politischen Repression zu eigen. Dies ist vergleichbar mit der COINTELPRO-Kampagne des FBI gegen die Black Panther und die neue Linke in den Sechziger Jahren. Sie intrigierten gegen Aktivisten, hetzten Gruppen gegeneinander auf, um gegenseitige Unterstützung zu unterbinden und setzten massive Gewalt ein, um Proteste zu unterdrücken.

Wir müssen diese Anarchisten unterstützen, oder wir werden die Nächsten sein. Heute sind es Long Beach und L.A., morgen wird es New York, Chicago, Boston, Atlanta, Detroit oder irgendwo sonst sein, wo Anarchisten organisiert sind. Die neuen ?anti-terroristischen? Gesetze stärken die Regierung bei der Unterdrückung des politischen Widerstands, doch Solidarität ist unsere stärkste Waffe. Wir müssen einander unterstützen und dürfen der Regierung nicht erlauben, uns durch Lügen und Desinformation in die Inaktivität zu treiben.
Ich richte diesen Aufruf an das Anarchist Black Cross und an alle Anarchisten weltweit, die Long Beach Anarchisten Sherman A., Robert Middaugh und andere, die im Netz des Staates gefangen sind, zu unterstützen. Wir dürfen diese Repression nicht einfach so geschehen lassen, ein Angriff gegen einen ist ein Angriff gegen alle (sinngemäss, Original: injury to one is an injury to all; d. Übers.).



WAS KÖNNT IHR TUN?

1.Spendet für die Verteidigung der Anarchisten: Long Beach Infoshop, 684 Redondo Avenue, Long Beach, CA. 90814-1453.

2.Sendet Protestbriefe an Offizielle von Long Beach City und L.A. County und verlangt, das die Anklagen fallengelassen und die Belästigungen gegen die Anarchisten beendet werden: Bürgermeister Beverly O´Neil, 333 West Ocean Beach Blvd., Long Beach, CA. 90802, e-mail:  Mayor@ci.long-beach.ca.us; Tom Reaves, Staatsanwalt der Stadt (Long Beach):  prosecutor@ci.long-beach.ca; Steve Cooley, Staatsanwalt für den Distrikt L.A. County (L.A. County District Attorney):  lada@co.la.ca.us

3.Sendet Unterstützungs-Briefe an die Opfer der Repression an: Los Angeles Anarchist Black Cross, P.O. Box 3671, Anaheim, CA. 98203-3671, e-mail:  LA_blackcross@hotmail.com oder  Blackcross@disinfo.net

4.Verbreitet die Informationen über den Fall der Long Beach Anarchisten und haltet euch bereit, wenn es zu Solidaritätsprotesten (Aktionstage) und einem Tribunal über Polizeiverbrechen kommt (Daten werden bekannt gegeben).

Für mehr Informationen über den Kampf in Long Beach oder um Bilder von den Polizeiausschreitungen des 1.Mai 2001 zu sehen, wendet euch an:  http://www.infoshop.com ,  http://www.StopLBRepression.org,  http://www.RaisetheFist.com


Quelle:
 http://la.indymedia.org/news/2002/08/18435.php

Deutschsprachige anarchistische Websites:
www.ainfos.ca/de/
www.fau.org
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Ergänzungen

was mach ich eigentlich falsch...

clandestino 26.08.2002 - 13:37
... das meine Artikel immer übersehen werden? Auch hier handelt es sich um einen eigens übersetzten Artikel.

sorry ;-)

clandestino 26.08.2002 - 13:49

Danke fürs Übersetzen !

Einer 26.08.2002 - 16:15
VielenDank fürs Übersetzen !
Ach ja, assaulting müsste tätlicher Angriff sein, ist auch für die höhe der Strafe wahrscheinlicher.

Nachricht vs. Kommentar

rtfm 26.08.2002 - 18:01
> Trotz allem haben sie ihre Proteste gegen die Repression
> durch die Schweine bzw. den Staat fortgesetzt.

"Sachlich" schreibt man anders, oder?

Dont feed the troll

26.08.2002 - 18:22

Linktipp

Linker 26.08.2002 - 18:22
www.infoshop.org wäre in diesem Zuammenhang zu empfehlen.

es gibt keine objektiven nachrichten

clandestino 26.08.2002 - 18:34
"sachlich" sind polizeiberichte. open publishing fordert eigenes denken.

eigenes Denken

rtfm 26.08.2002 - 19:14
@clandestino: Du sagst es selbst - "fordert eigenes Denken".
Wenn das so ist, dann kannst du dir (oder der Originalautor, wenn du's nur übersetzt hast) die Wertung im Artikel auch schenken, oder? Man muss nicht in RAF-Diktion schreiben, um über Polizeiwillkür zu berichten.

Abgesehen davon: ich betrachte mich nicht als "Troll" und halte die Bezeichnung für unzutreffend, schliesslich werfe ich nicht einfach Phrasen in den (virtuellen) Raum und verpiss mich dann.

Ich les Indymedia für eine "andere" Sicht der Dinge und ich glaub nicht, dass ich dazu vorher ein Gesinnungsmärkchen ziehen muss.
So, genug jetzt ;)