Ronald Barnabas Schill (nicht) in Frankfurt/Oder

gruppe raus aus berlin -ag urlaub 23.08.2002 18:49 Themen: Antifa
Eigentlich wollte gestern, am 22.08.2002, Ronald Barnabas Schill in Frankfurt/Oder bei einer Wahlkampfveranstaltung reden. Er kam nicht, gestört wurde trotzdem. Ein Bericht der "gruppe raus aus berlin [grab] - ag urlaub an der polnischen grenze".
Gestern, am Abend des 22.08.2002, wollte die Partei Rechtsstaatliche Offensive (PRO), die sogenannte Schill-Partei in der Brandenburgischen Stadt Frankfurt an der Oder eine Wahlkampfveranstaltung mit dem Spitzenkandidaten Ronald Barnabas Schill durchführen. Wir, zwei zufällig anwesende BerlinerInnen waren im Kleist-Forum, um uns diese Event zu gönnen.
Zuerst wurden wir vertröstet und dann kam R. B. Schill gar nicht. Vom Spitzenkandidaten des Wahlkreises in Frankfurt/Oder wurde dafür das Hochwasser verantwortlich gemacht, welches langsam in Hamburg, der Heimat- und Wahlstadt Schills stieg. Deshalb wurde die gesamte Veranstaltung von diesem Spitzenkandidaten, dessen Namen wir leider nicht mehr wissen, durchgeführt. Dieser erzählte mit Blick auf die anwesende auffällig linke Jugend von der Wahlkampfveranstaltung der PRO-Partei am gleichen Tag in Bernau, wo sich laut ihm 300 Jugendliche eine lautstarke Auseinandersetzung lieferten und sich nicht "anständig und ordentlich" aufgeführt hätten. Dazu ist zu bemerken, das Bernau als eine der Hochburgen der Linken Szene in Brandenburg gilt. Wir wissen also nicht genau, was wir davon halten sollen.
Der Vortrag des Spitzenkandidaten war rhetorisch schlecht. Außerdem war die Atmosphäre im neuen und schicken Kleist Forum anders als erwartet. Von den rund 50-60 Anwesenden war die Mehrzahl gegen die Schill-Partei eingestellt. Ein großer Pulk von 20 Personen links neben dem Rednerpult sah ganz offen links aus (Punk, Skins, Hip-Hopinnen und Hip-Hoper). Noch einmal rund 20 Personen, die anfänglich wie interessierte Bürgerinnen und Bürger aussah, erwies sich in der Veranstaltung als Gegner und Gegnerinnen. Davon ist vor allem eine Fünfer-Gruppe von schick Angezogen hervorzuheben, über die noch zu berichten sein wird. Außerdem stellten sich zwei Personen als Freie Nationalisten (beides Männer) heraus. Der Rest -davon drei bis fünf Mitglieder der CDU- war interessiert bis begeistert. Also eine eher schlechte Ausgangslage für den Redner.

Die Wahlkampfrede begann erwartungsgemäß mit einer Abgrenzung von den "etablierten Parteien". Diesen wurde im Großen und Ganzen unsaubere Methoden und "Klüngelwirtschaft" vorgeworfen. Wieso das schlimm sein sollte oder warum solcherlei bei der Schill-Partei nicht vorkommen könnte, konnte er nicht erklären. Die Partei wurde als Protestpartei gegen "das System" dargestellt, welche die Interessen "des kleinen Mannes" vertreten und sich nicht an Posten klammern würde. Wirtschaftspolitisch wurde der Klein- und Mittelstand gehypt, da er es sei, der -würde er nur ordentlich und richtig gefördert- die Arbeitsplätze schaffen könnte, welche heute nicht von den Großkonzernen bereitgestellt würden. Das steht nicht wirklich anders im FDP-Programm. Wichtig waren ihm die Bildungspolitik und vor allem Gesundheitssystem. Das erklärt sich daraus, dass er als Zahnarzt besondere Einblicke ins Gesundheitssystem habe, welche ihn qua Arbeitserfahrung kompetent machen würden -im Gegensatz zu anderen Politikern und Politikerinnen, welche Politik machen würden und nicht in direktem Kontakt zu den Menschen stünden. Wirkliche Vorschläge hatte er aber auch in diesen Bereichen nicht zu bieten, außer das er auf "Ungerechtigkeiten" und nicht hinnehmbare Zustände verwies. Das Auffällige war hier, das neben dem systemimmanten Gedisse keine eigenen Vorschläge standen. Das steht auch nicht anders im PDS-Programm. Sonst blieb er schön im vorgegebenen Rahmen, lehnte die Idee, dass ein Bildungssystem Eliten produziere ab und sprach sich dafür aus, die Menschen nach ihren Fähigkeiten in einem mehrgliedriegen Schulsystem zu fördern, ergo alles zu lassen wie es ist. Das steht nicht wirklich anders im SPD-Programm. Das Thema "Innere Sicherheit" arbeitete er erstaunlich kurz ab. Er und ein Vertreter aus Hamburg lobten die Arbeit Schills als Hamburger Innensenator, forderten mehr Polizei und Überwachung nach dem Hamburger Modell. Das steht nicht wirklich anders im CDU-Programm. In der Drogenpolitik war er auffällig unwissend und gestand dies mit dem Hinweis ein, dass es auf der Schule seines Sohnes -8.Klasse- keine Drogenprobleme gäbe. Ansonsten seien Menschen, die Drogen konsumierten oder handelten ein Schandfleck, welcher durch die Polizei und härtere Strafen bekämpft werden müsse. Auch wenn er nicht wußte, wo diese Menschen dann sonst alle seien.
Einen Höhepunkt erreichte die Rede, als er -eh schon die ganze Zeit auftretenden- Ressentiments gegen die Asylbewerber -ohne Innen bei ihm- richtete. Da traten dann die ganzen Redewendungen wie Parasiten und "Wirtschaftsflüchtlinge" auf, welche "uns" auf den Taschen liegen würden. Das war nicht überraschend, aber ihm doch sehr wichtig. Allerdings steht das nicht wirklich anders im NPD-Programm. Einen großen Feind hatte er im Islam, bzw. der türkischen Community ausgemacht. Er habe zum Beispiel keine Lust darauf, das seine heute 5-jährige Tochter in 60 Jahren gezwungen (!) sei "mit Kopftuch herumzulaufen". Interessant und irgendwie auch witzig war, dass er in einer fast vollständig atheistischen Stadt wie Frankfurt/Oder von einer "evangelisch-katholischen Religion" sprach, welche vom Islam -in Form von eigenen Moscheen, muslimischem Religionsuntericht und Halbmonden in der Schule etc.- langsam verdrängt würde. Insgesamt war die Rede gekennzeichnet von deutlichen Anbiederungsversuchen an den "kleinen Mann" und vor allem an den Mittelstand, sowie einer -wohl als Offenheit und Menschennähe gemeintem- Egomanie, durch die er sich als Wohltäter und dadurch geeigneten Vertreter für die einfachen Menschen darstellen wollte.
Diese Rede lief nicht halb so glatt, wie es hier scheinen könnte. Er wurde bei fast jedem Satz durch teilweise mehrere verschieden Zwischenrufe gestört, was zu einer sehr unruhigen Geräuschkullise führte. Dadurch konnte er zwar seine Rede durchziehen, aber längst nicht so eindrucksvoll, wie sie offenbar geplant war. Nahezu jeder Fehler und jeder kritisierbare Ausspruch wurde ihm lautstark vorgeworfen. Das ging vom Nachweisen offensichtlicher Widersprücher und falscher "Fakten" bis hin zu "Nazi-" und "Rassist-" Rufen. Hier verloren offenbar die Vertreter -nur Typen- der Schill-Partei die Macht über den Diskurs im Raum. Auch die anschließende Frage-Anwortrunde verlief nicht so bürgernah wie beabsichtigt. Mangels Fragenden musste offensichtlichen Gegnern und Gegnerinnen Rederecht erteilt werden. Hätte nämlich niemand gefragt, wäre die Strategie der Volksnähe nicht aufgegangen. So aber war er immer wieder in Erklärungsnot, sowohl bei systemimmanenten, als auch bei allgemeineren Kritiken. Er versuchte sich durch das beliebte Politikspiel, wir nehmen aus einer Frage nur einen Teilbereich und reden darüber fünf Minuten, so dass die ursprüngliche Frage nicht mehr beantwortet werden muss, zu retten. Aber er beherrschte diese Taktik nicht, es war zu offensichtlich, dass er oft keine Antwort parat hatte. Zudem verlief auch diese Runde nicht nach seinen Spielregeln. Durch ständige Zwischenrufe und Hinweise wurde es ihm immer mehr unmöglich das Bild des patenten Volkssouveräns aufrecht zu erhalten. Einen wirklich netten Einfall hatte eine Gruppe von fünf Personen, welche als eigenständige Partei auftrat und bis dahin auch, durch ihr schleimiges, aber selbstbewußtes Verhalten als solche gelten konnte und nun der Schill-Partei eine "Zusammenarbeit" anbot. Dazu hatten sie ihr Parteiprogramm mitgebracht, welches die gleichen Themen, wie die Schill-Partei aufzählte, aber versuchte durch Überspitzung -Abschiebung von Langzeitarbeitslosen u.a.- ad absurdum zu führen. Leider ging dieser Versuch -trotz guter schauspielerischer Leistung- nicht auf, da die anwesenden Linken zu früh und zu eindeutig lachten. Schade eigentlich.
Wir -als Berliner Linke- waren -nach all den Horrorgeschichten vom braunen Osten- erfreut und überrascht von der Vielzahl der Anwesenden Gegnerinnen und Gegner. Das beweist unser Erachtens wieder einmal, dass es nötig wäre diese Geschichten zu revidieren und -als in Berlin Wohnende- auch Kontakte mit dem Umland von Berlin zu schließen. Der Ablauf der ganzen Veranstaltung hat uns sowieso überrascht. So war es erstmal erstaunlich, dass alle Menschen ohne Eingangskontrolle oder Polizei herein und auch wieder heraus kamen. Auch die Störungen nicht etwa ein Herauskompliementieren nach sich zogen, sondern sich lediglich in Mahnungen nach deutschen, bzw. demokratischem Anstand und ordentlichem Verhalten erschöpften. Zu kritisieren ist dennoch, dass das Auftreten der Gegner und Gegnerinnen ungeplant wirkte. So hätte das Theater der Pseudo-Partei einen wirklichen Erfolg bedeuten können, hätten die anderen anwesenden Linken nicht gelacht und sich gefreut, sondern die erforderliche Entrüstung gezeigt. Kommunikationsguerilla funktioniert halt nicht, wenn sie offensichtlich ist. Außerdem gab es eine Aktion am Ende der Veranstaltung, als ein Teil der Linken zum Rednerpult ging und vorgab, dass die Veranstaltung nun nicht mehr zu ertragen wäre und sie das Mikrophon haben wollen würden. Sie waren damit nicht erfolgreich, aber der Tumult machte ein geordnetes Ende der Veranstaltung unmöglich. Leider kam sie zu spät, es ist auch nicht klar, ob sie geplant war oder nicht. So oder so hätte sie aber mehr Erfolg gezeigt, wäre sie von noch allen Anwesenden Linken getragen worden und nicht von einigen wenigen, während die anderen am Rand saßen. Allerdings war es auch ersichtlich, dass so wie die Störungen abgelaufen sind, nämlich indem die Diskursmacht der Veranstalter untergraben wurde, ein größerer Erfolg erreicht wurde, als wenn es zu einer Prügelei gekommen wäre. So aber haben sich die Vertreter der Schill-Partei einfach so sehr als konzeptlos gezeigt, dass wirlich kein "interessierter Bürger" bzw. "Bürgerin" sich von dieser Partei hat überzeugen lassen, außer die, die vorher schon überzeugt waren. Sicherlich ist das nicht das Patentrezept gegen Rechts-Populismus im öffentlichen Raum, sicher hat eine Kritik der Verhältnisse gefehlt und sicher ist so eine Abschaffung des existenten Systems nicht zu leisten, aber in Anbetracht der Möglichkeiten und Verhältnisse war das, was passiert ist, hervorragend. Allerdings möchten wir auf eines hinweisen -auch und gerade für andere-, nämlich das die Diskussionsangebote nach der Veranstaltung der Schill-Partei sich zusammen an einen Tisch zu setzen, so sie den angenommen werden -wie es hier passiert ist- nur diesen etwas nutzen. Denn so können sie schließlich wieder einen bestimmenden Punkt im Diskursgefüge darstellen. Sie, als diskutierende und demnach ernst zu nehmende "demokratische" Kraft, die mit dem Volk und gerade mit den Kritisierenden an einem Tisch sitzt. Eine Bewegung halt, kein Gegner. Wir würden allen raten, solchem aus dem Weg zu gehen.
Alles in Allem war es ein erfolgreicher, witziger und lehrreicher Abend.
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Ergänzungen

Mehr Infos

Inforiot 23.08.2002 - 19:54
Alles zur Schillpartei im Land Brandenburg findest du unter www.inforiot.de. Am selben Tag wie in Frankfurt/Oder geplant trat Schill etwa in Bernau auf - 300 Leute waren an den Gegenaktionen beteiligt - es kam zu vier Festnahmen, ein Aktivist wurde schon vorab verhaftet und seine Wohnung durchsucht.

Der Redner heißt

Irgendwer 23.08.2002 - 19:58
Dirk Weßlau, Zahnarzt aus Bernau - Kopf der Schillpartei in Brandenburg.  http://www.wesslau.de/

Schöner Text!

taze 23.08.2002 - 21:15
Viel besser als alles was man sonst hier so liest.

genau

rocko 24.08.2002 - 03:47
da kann ich taze wirklich nur beipflichten. ein seltenes glanzstueck der sich auf sprachlich oft unterem niveau bewegenden indy-beitraegen. sueffisant geschrieben, schoen zu lesen!!

ich finde...

Finder 24.08.2002 - 03:49
Also ich finde eine menge guter Artikel bei Indy. Geht einfach nicht auf die Open-Posting-Seite. ;-)

Auwei!

Schill fetzt irgendwie 24.08.2002 - 04:50
Das ist der beste Satz:
"Er habe zum Beispiel keine Lust darauf, das seine heute 5-jährige Tochter in 60 Jahren gezwungen (!) sei "mit Kopftuch herumzulaufen"."
Die Schill-Partei ist echt senil. Meine Oma lief auch immer mit Kopftuch herum, ich werde das gleich mal an die Schill-Partei mailen!

selten so gelacht

1 weitermachen 24.08.2002 - 14:03
"...als ein Teil der Linken zum Rednerpult ging und vorgab, dass die Veranstaltung nun nicht mehr zu ertragen wäre und sie das Mikrophon haben wollen würden..."

fein

grau 24.08.2002 - 18:09
schlagt eine axt in den tisch, an dem faschisten "diskutieren".

Totalitärer Charakter

Kein Schill-Wähler, aber gegen Bevormundung 24.08.2002 - 18:37
"Außerdem gab es eine Aktion am Ende der Veranstaltung, als ein Teil der Linken zum Rednerpult ging und vorgab, dass die Veranstaltung nun nicht mehr zu ertragen wäre und sie das Mikrophon haben wollen würden."

Wie legitimiert ihr das Stören und Verhindern von Veranstaltungen demokratischer konservativer bzw. rechtsliberaler Parteien?
Warum lasst ihr keinen freien Wettbewerb von Meinungen zu?
Woher nehmt ihr das Recht zu verhindern, daß andere sich über eine Partei informieren können?
Seid ihr und eure Meinung moralisch "höherwertig", so daß ihr andere Menschen bei der Meinungsbildung in totalitärer Art bevormunden müsst?

Fragen über Fragen..

Irgendwie dazwischen

naiver Anarchist 24.08.2002 - 18:58
Einerseits finde ich es gut, wenn man rechte Rattenfänger nicht in Ruhe lässt, anderersits sollte vielleicht wirklich über andere Aktionsformen nachgedacht werden. Zensur und Bevormundung bleiben auch dann Zensur und Bevormundung, wenn sie für eine "gute Sache" ausgeführt werden. Wenn wir moralisch höherstehen wollen, bedeutet das auch, möglichst auf die Methoden derer die wir bekämpfen zu verzichten und auch in der Praxis humaner und menschlicher zu sein.

moralisch höherstehend?

lulu666 25.08.2002 - 02:18
scheiß der hund drauf! willst du faschisten/rassisten bekämpfen oder heilig gesprochen werden? mensch kann darüber diskutieren ob bestimmte militante aktionen eher hilfreich oder nachteilig sich auswirken, dass hat aber mit "höherer moral (was immer das ist)" nicht viel zu tun.

ansonsten glückwunsch an die frankfurter akteurInnen!

moral

colfau 25.08.2002 - 21:33
die frage ist doch wohl viel eher, willst du zulassen, dass solche partein eventuell durch solche veranstaltungen eine höhere wählerInnenschaft bekommen, oder willst du versuchen, dass die propagnada und agitation dafür nicht mehr funktioniert. es wurde doch oben ganz klar gezeigt, wie und vor allem auch das das bild, dass dort durch diesen typen erzeugt werden sollte, nicht mehr vermittelt werden konnte. so kommt es doch dann auch dazu, dass entweder dieser politiker so schlecht da steht, dass sogar sympathisanten wieder abspringen, oder sich zumindest bei dieser veranstaltung wohl kaum neue gefunden haben werden.
willst du etwa ernsthaft gegen physische gewalt, wie sie nicht nur in der geschichte von konservativ-rechter-law and order -seite ausging, sondern auch heute viele menschen trifft, vorgehen, aber nicht gegen die meinung, die dahinter steht, angehen? willst du alle nazis erst dann einsperren oder ähnliches, wenn sie irgendwen umgebracht oder ähnliches haben? willst du alle migrantInnen, jüdInnen etc. mit der angst eines übergriffs leben lassen, die sich mit steigender wählerschaft rechter partein jawohl wahrscheinlich wieder häufen werden, oder willst du lieber verhindern, dass sich rechte partlamentarische kräfte wieder etablieren? denk mal drüber nach. und bei der formulierung "moralisch höherwertig" kommt es mir hoch, auch wenn du es so schön in anführungszeichen setzt.
ich will jetzt gar nicht anfangen, den begriff der moral zu kritisieren.

totalitärer charakter bleibt

antischill - nicht antilibertad 26.08.2002 - 16:36
rede- und demonstrationsfreiheit sind grundrechte, die gerade von linken aktivistInnen häufig (und zu recht) in anspruch genommen werden. diese rechte müssen auch der gegenseite zugebilligt werden. noam chomsky ging sogar soweit und setzte sich für einen franz. holocaustleugner ein, der vom staat mundtot gemacht werden sollte, nur um das pinzip der meinungsfreiheit zu verteidigen. zur erinnerung: chomsky gilt als anarchist...

ähm...leute

Wolfgang Klimm 26.08.2002 - 17:18
also, entschuldigt, aber:
1. (zum letzten posting) noam chomsky gilt als anarchist? bittesehr seitwann seitwo? vielleicht bei einigen durchgeknallten trotzky-sekten, die alles in irgendeine schublade stecken müssen, aber ansonsten ist der mensch: a. ein beühmter linguist, b. ein linksliberaler und c. ein antisemit.
2. gerade rede- und demostrationsfreiheit sind teil der diskursstrategie, welche so tut, als hätten "die bürgerinnen und bürger" die macht im lande, obwohl gleichzeitig damit -selbstverständlich- nur andere machtestrukturen verdeckt werden. wozu? keine ahnung, wenn eh jede und jeder weiß, dass das quark ist. aber: gerade solche diskurse zu durchbrechen, die konsequenzen zu sehen, die so produziert werden, das ist ein mittel gegen den hier angesprochenen rechtspopulismus. und wenn die frankfurter linken am ende der veranstaltung durch diese aktion (die ja offenbar nicht zu prügeleien geführt hat) den unterschied zwischen dem behauptung des diksurspartners (alle sollen sprechen, ich höre auf das volk, ich sage, was das volk sich nicht zu sagen traut usw.) mit der realität (ein großteil des anwesenden "volkes" will den schmarn gar nicht hören, ergo ist das -wenn er den weiterredet- einfach nur eine behauptung) konfrontiert, dann ist das richtig. wer das als falsch und "unmoralisch", bzw. genauso moralisch wie die disqualifiziert, glaubt vielleicht noch an das versprechen der parlamentarischen demokratie, soll dann aber bitte lieber überlegen anstaat die parolen der bundeszentrale für politische bildung hier einfach zu reproduzieren.
3. da oben steht ein text, lang und -wie einige kommentare behauptet- gut. und? und? liebe indymedialeserinne und -leser? was tut ihr? beweist ihr vielleicht, dass ihr damit umgehen könnt? für mich sehen die postings hier eher aus, als würde die behautung dieser text sei gut -und er hat unabstreitbar qualitäten. ich mag die gruppe raus aus berlin, die sich nicht in die szene-sprache verliehrt- gerade auch dadurch bewiesen, das die kommentare immer abwegiger werden. leute: es ging um a. schill b. rechtspopulismus c. linke in brandenburg. und worüber labbert ihr? erst wird der text gelobt und dann streitet sich ernsthaft eine gruppe über die moralische qualität einer (!) aktion des beschriebenen abends. danke leute. ihr seit wie ihr immer ward.

unglaublich diese Sektenheinis

Bahamas auslachen 26.08.2002 - 17:41
"noam chomsky gilt als anarchist? bittesehr seitwann seitwo? vielleicht bei einigen durchgeknallten trotzky-sekten"
Woher hast Du das denn? Chomsky bezeichnet sich selbst als jemand, der anarchistische Ideale hat und ist von der grundidee der Kibbuzze sehr angetan und schreibt oft über basisdemokratische Ideen.
"ein linksliberaler und c. ein antisemit."
Hier offenbart sich wieder einmal die antideutsche Ideologie. Weil Chomsky nicht einen Kniefall vor den kranken Ideen der Antideutschen Ideen macht (die er wahrscheinlich auch nicht kennt) ist er Antisemit und linksliberal#. Letzteres kann ja noch teilweise gelten gelassen werden, wenn man linksliberal anders definiert. Wie aber Chomsky (selbst Jude) ein Antisemit sein soll? Aber ich vergass: Für Antideutsche sind alle, die Kapitalismus kritisieren Antisemiten.

böse, böse diskursstrategie

antischill - nicht antilibertad 26.08.2002 - 18:43
also, ähm, entschuldigung: lieber noch ein system, in dem man so tut, als könne man mitreden, als eine KP, die klipp und klar sagt, wos lang geht. die wussten ja, wie man andersdenkende zum schweigen bringt. und von der denkweise gewisser kreise zu deren praktiken ist es nicht mehr weit.
zu chomsky: mag sein, dass er kein strammer anarchist ist. ihn aber als links-liberal zu klassifizieren ist genau die gleiche (falsche) schubladisierung.