Hess-Demo Nord am Sonnabend in Wittstock (Brb)

Inforiot / AOW 19.08.2002 11:01 Themen: Antifa
Im ganzen Land Brandenburg wurde in den letzten Tagen massiv Nazipropaganda zum Todestag von Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess verklebt. Der Höhepunkt der Kampagne ist am Sonnabend zu erwarten: Im nordbrandenburgischen Wittstock - die Stadt ist bekannt für die absolute Dominanz der rechten Szene - soll dann der "Hess-Gedenkmarsch Nord" stattfinden. Gegenaktionen sind bislang nicht bekannt.
(Inforiot) Am kommenden Sonnabend, dem 24.8., wird in Wittstock (Nordbrandenburg) eine Hess-Gedenkdemo stattfinden. Dieser "Rudolf-Hess-Gedenkmarsch Norddeutschland" findet im Rahmen der bundesweiten Gedenkwoche statt, deren Höhepunkt die Nazidemo in Wunsiedel ( http://www.linkeseite.de/Texte/antifatexte/1136.htm) war. Schon 2001 demonstrierten rund 70 Nazis in Gedenken an Rudolf Hess durch Wittstock ( http://www.linkeseite.de/Texte/antifatexte/0442.htm). Der Aufmarsch war damals vom NPD-Kreisvorsitzenden Mario Schulz angemeldet worden. Von eventuell geplanten Gegenaktionen am Sonnabend - übrigens der zehnte Jahrestag des rassistischen Pogroms in Rostock-Lichtenhagen - ist bislang nichts bekannt. Start der Nazidemo ist um 10 Uhr am Bahnhof. Im Mai 2002 geriet die Stadt Wittstock bundesweit in die Schlagzeilen nachdem ein Rußlanddeutscher von Rassisten ermordet worden war ( http://www.inforiot.de/thema/wittstock.php). Schon seit Jahren hat die rechte Szene in der Stadt eine auch im Brandenburger Vergleich erschreckende Hegemonie inne. Dementsprechend sind bislang keinerlei Gegenaktionen zur Hessdemo am Sonnabend bekannt.

Über die Demo hinaus wurden in den letzten Wochen aus vielen Brandenburger Städten massive Propagandaaktionen der Nazis zu Hess gemeldet, wie im folgenden an den Beispielen Rathenow und Premnitz dokumentiert wird.

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Rudolf-Hess-Aufkleber: Nazipropaganda-Welle überflutete das Westhavelland

(AOW) In den beiden westhavelländischen Städten Rathenow und Premnitz sowie in der Gemeinde Hohenauen, wurden in der Zeit vom 15. bis 18.August rechtsextreme Aufkleber, Plakate und Flyer entfernt, die im Zusammenhang mit dem Todestag des NS-Kriegsverbrechers Rudolf Hess von Neonazis geklebt wurden.

Besonders hoch war dabei die Anzahl der aufgetauchten Aufkleber, mindestens 284. Das heißt, in drei Tagen wurde mehr verklebt (und entfernt), als in den Monaten Januar bis Juli 2002 und sogar mehr als im gesamten Jahr 2001.
Insgesamt ist die Anzahl der entfernten Aufkleber im laufenden Jahr damit auf 509 und damit auf den bisherigen Höchststand seit 1945, möglicherweise überhaupt gestiegen.
Ungefähr 90 Prozent des gesamten Propagandamaterials, welches in diesen Tagen auftauchte, wurde in der havelländischen Kreisstadt Rathenow entfernt. Dort löste die Polizei auch eine Gedenkveranstaltung in einem Treffpunkt von Neonazis in einem Garagenkomplex in der Kleinen Waldemarstraße auf. Hitler und Hessbilder, eine Reichskriegsflagge, mehrere Tonträger sowie die Musikanlage wurden polizeilich beschlagnahmt.
Damit hatten die sich dort treffenden Neonazis gleich doppelt Pech. Bereits am 23.Juli durchsuchten Antifas die Garage und stellten u.a. fünf Fahnen, 22 Tonträger, mehrere Flugblätter und Hitlerbilder sicher.

Unschön hingegen war eine Polizeiaktion in den frühen Morgenstunden des 17.Augustes. Sechs junge Männer wurden von mehreren Einsatzwagen gestoppt und mussten ihre Personalien abgeben, als sie Aufkleber mit der Aufschrift „Rudolf Hess - Märtyrer für Deutschland“ entfernten.
Vorgeblicher Grund für die „Fahndungskontrolle“: Die jungen Männer hätten herumgelungert und hätten sich dadurch verdächtig gemacht.
Als den PolizistInnen mitgeteilt wurde, das hier Nazipropaganda entfernt würde, weil gewisse Beamte dazu anscheint zu unfähig waren, wurde entgegnet: „Davon haben wir schon genug abgemacht“ und „Wir sind doch nicht die Putzkolonne“.

Antifaoffensice Westhavelland
( http://www.inforiot.de/projekte/aow.php)

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(Inforiot) Auch die Lokalzeitung MAZ berichtete über die rechten Propagandaaktionen im Westhavelland: "Rathenow/Premnitz: Rechte Aufkleber und Propagandamaterialien" ( http://www.inforiot.de/news.php?article_id=829). Berichte über ähnliche Vorfälle liegen zudem aus Schwarzheide und Ruhland (Südbrandenburg,  http://www.inforiot.de/news.php?article_id=831) sowie Prenzlau und Umgebung vor. Mitte Juli wurde ein Textblatt zu einem Hess-Gedenklied in einem Jugendklub in Münchehofe gemeldet ( http://www.inforiot.de/news.php?article_id=744)
Hintergründe zur Naziszene im Westhavelland im Allgemeinen sind in der Onlinebroschüre eines Antifa-AutorInnen-Kollektivs nachzulesen:  http://www.inforiot.de/westhavelland2001/index.php
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Ergänzungen

Abgesagt

Inforiot 20.08.2002 - 19:27
Die für Sonnabend angekündigte Nazidemo in Wittstock wurde abgesagt. Aus welchen Gründen der Hess-Gedenkmarsch ausfallen wird ist bisher nicht bekannt. Auf Internetseiten verweisen Nazis auf die Flukatastrophen in Deutschland: "An Elbe und Mulde jede Hand gebraucht um Schaden abzuwenden oder zu beheben." Am Wochenende - so der Naziaufruf - solle man deshalb lieber im Flutgebiet helfen anstatt zu demonstrieren. Dass diese Aussagen ernst gemeint sind und tatsächlicher Grund für die Demoabsage sind, darf bezweifelt werden.