Hartz und Kopfschmerzen - Bericht aus Berlin

d.dreck 17.08.2002 04:07 Themen: Soziale Kämpfe
Dafür, dass es sich beim Hartzpapier um den größten Angriff auf
einmal von der ArbeiterInnenbewegung erkämpfte soziale Rechte seit werweißwielange handelt, hätte man sich mehr von den Gegenaktionen anlässlich der Bekanntgabe des Hartz-Papiers versprechen können. Immerhin haben überhaupt Proteste stattgefunden, und das ist schon mal mehr als nichts. Es folgt ein kurzer Bericht über die beiden Kundgebungen vor dem
Arbeitsministerium und am Gendarmenmarkt.
Arbeitsministerium 9.30 - 11.00

Mitten im Zentrum der Hauptstadt und trotzdem schlecht zu sehen,
stehen 100 Leute herum. Zumindest wenn man großzügig rechnet. Man kann noch denken: "OK, diese Arbeitslosen und Linken oder schlimmer noch linken Arbeitslosen erfüllen das Klischee und schlafen... 13.30 wird alles anders."
Es sind Transparente mit dem Motto "UmFAIRteilen statt Hartzinfarkt" und ähnlichem aufgestellt. Daneben ist ist die Bühne. Die Versammelten lauschen den Reden von Vertretern des Arbeitslosenverbandes, der PDS und eines Verdi-Jugendfunktionärs, die von einem Moderator, der auch gelegentlich etwas Inhaltliches von sich gibt, angesagt werden.. Sie reden Faktenreich gegen das Hartz-Papier an und bekommen dafür Beifall. Trotzdem ist die Stimmung eher flau und nicht so kämpferisch, wie man es eigentlich bei derartigen Vorschlägen wie denen der Hartz-Kommission erwarten könnte. Es folgt eine Kultureinlage, ein Mann mit Gitarre, der in einem altertümlichen AgitPropStyle 3-4 Songs von sich gibt und beim Publikum auf geteilte Meinungen
trifft. Nun wird die Bühne geöffnet und es folgen 3 kurze Beiträge. Ein Erwerbsloser, der sich als Einzelkandidat für die Wahl aufgestellt hat, ein Vertreter einer Spandauer Erwerbslosengruppe und ein Vertreter der FAU, der von der Moderation eine Rüge wegen
abschreckender Wortwahl einfängt.
Mehr gibt es hierzu eigentlich nicht zu berichten.



Gendarmenmarkt 13.00 - 15.00

Kurz vor 13 Uhr sammeln sich die ersten Leute am Gendarmenmarkt, direkt vor dem französischen Dom. Nach und nach tröpfeln mehr und mehr DemonstrantInnen ein - richtig viele sollen es aber nicht werden. Als die Kundgebung nach einigem Stress um die Ausrichtung der Boxen und die Aufstellung der Versanmmelten losgeht, sind es etwa 100. Wobei das schlecht zu erkennen ist, da die Boxen nun schön auf die herumstehenden Zierbäumchen gerichtet, und die Menschen seltsam verteilt sind. Es folgen die gleichen Redebeiträge wie 2 1/2 stunden zuvor. Nur das Publikum hat sich verändert. Es fällt auf, dass deutlich mehr Szenelinke, sowie Anarcho(syndikalist)Innen anwesend sind, was zumindest letztere auch durch das Schwenken von Fahnen und Halten eines
Transparents "Statt den Gürtel enger schnallen - die Fäuste ballen" sichtbar machen. Auch eine bekannte trotzkistische Gruppe hat - wie üblich - einen Stand aufgebaut. Nach und nach kommen weitere Leute, so auch eine Sambagruppe, bestehend aus PDS-lern, die wohl Wahlkampf machen wollen. Laut sind sie, was auch gar nicht schlecht wäre, wenn da nicht grade die Frau vom
Arbeitslosenverband über das Hartz-Papier reden und an die Politik appellieren würde. Sie muss ihre Rede unterbrechen. Die Harmonie zwischen Partei und Erwerbslosengruppen ist danach ein wenig gestört und der Moderator verärgert. Nach einiger Zeit hört das Trommeln auf, die PDS präsentiert ihr Transparent etwas abseits und nun geht es geraume Zeit weiter mit den Reden. Den Abschluss macht widerum die FAU, während im Hintergrund
schon weiße Tische aufgebaut sind, an denen wahrscheinlich Pressevertreter mit Zuhörern der Hartzkommission diskutieren sollen, wollen oder wie auch immer. Die Kundgebung wird vom Veranstalter offiziell aufgelöst, die DemonstrantInnen gehen Grüppchenweise nach Hause, nur wenige bleiben vor Ort. Zuwenige um noch wirklich zu stören.


Fazit

Es reicht nicht! Es reicht nicht! ES REICHT NICHT!!! Es reicht nicht gegen Bush zu demonstrieren und die sozialen Verhältnisse außer acht zu lassen.
Es reicht nicht, in der Jungle World hochgradig subversive Artikel gegen die Arbeit zu lesen (was ja gar nich mal so schlecht ist) und keinen Fuß auf die Straße zu setzen.
Und es reicht auch nicht an irgenwelche Politiker zu
appellieren, damit sie dann alles schön sozial einrichten.

Ja, es ist ganz einfach sinnlos, auf eine bessere Politik zu hoffen. Die PDS zum Beispiel - wo und wie auch immer sie Wahlkampf macht - wird auch nur Sachverwalterin von Verhältnissen sein, derer sie selbst bei gutem Willen sowieso nicht Herr werden wird. In Berlin kann man das ja grade besichtigen.
Und die VERDI - Leute, die die Kundgebung auch gegen ihre eigene Führung am runden Tisch der Erwerbslosen mitorganisiert haben, in allen Ehren. Persönlich hätte ich aber Probleme, es mit mir auszumachen, das da Leute aus meiner Organisation mit Schröder und Hartz an einem Tisch sitzen. Sei' s drum.
Es wäre sinnvoll, wenn bei der Erwerbslosendemo am 5. 9. mehr Stärke demonstriert werden könnte. Bei aller Verschiedenheit der Ansätze derer, die das Hartz-Papier zum Kotzen finden, sollte das doch möglich sein. Sinnvoll wäre es auch, wenn Gruppen und Menschen, die auf Klassenkampf statt Sozialpartnerschaft setzen, dabei auch eigene Ausdrucksformen entwickeln.

see you there
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Echt traurig!

Berliner 17.08.2002 - 04:41
War echt ein trauriger Anblick gewesen!
Daß in so wenigen Jahren wirklich alles an oppositionellen Strukturen wegbrechen kann.... Diese Demos waren eine Bestätigung für die Regierenden: "Cool! Wir können diese Politk durchziehen, es protestiert eh niemand dagegen". Noch vor 10 oder 20 Jahren Jahren wären Tausende auf die Strasse gegangen. Haben sich die Menschen wirklich so einlullen lassen? Oder ist es eher Resignation, weil Resignation auch medial produziert wird? Allein wenn ich daran denke, wieviele sich "links" nennende Leute immer wieder aufspielen, wie toll sie waären: Was macht Ihr denn ausser reden und auf Parties gehen?

junge welt dazu

dd 17.08.2002 - 05:31
an den vor mir: nich zu depressiv werden. so komm'wa ja nie aus der scheisse raus.
ausserdem: 150 Leute - besser als 50....
SO!!!

Volk steht im walde!

a-lo-IT 17.08.2002 - 09:12
Berlin anti-hartzi tag 'gendarmenmarkt' 16.8.

Ich glaub' ich steh im wald!

Nun, richtig! Nur nicht depri werden!
Den grundstock hierzu hat aber d.dreck im anfangsartikel
gelegt.
So wenige waren wir nicht!
Das problem war viel mehr ein anderes, welches mir schwante als ich am freitag den veranstaltunsort angeschaut habe: Unter den netten baeumchen am 'gendarmenmarkt'(!),
kann mann locker demomassen verstecken. Ganz schlimm ist dann, wenn sie sogar selbst meinen nur ganz wenige zu sein
und angst haben aufzufallen.

Das problem der a-lo's, durch a-amt und sozi zu devotem
verhalten getrimmt, dass sie schoen brav der bullenaufforderung folge leisteten und den knappen freien platz am 'markt' den reichen ueberliessen, sich
ins waeldchen trollten.

Hier wiederholt sich, was in der gesellschaft derzeit
eingeuebt wird. So erreicht man aber nichts gegen eine
gruppe agressiver unternehmer die ihre chance/zeit wittern
ganz gross-hartzig raus zu kommen!

Moeglich war auch mit so wenigen von etwa 150-200 demonstranten (pds-knallkoeppe 14:00-14:30 mitgerechnet) deutlich mehr! Die uniformierten waren sicherlich nicht die einzigen, sichtlich verwundert ueber ihren erfolg.

Aber richtig, wo waren all die stammtisch-revoluzzer, oder
wie soll man das nennen, wenn leute zwar mit weltrevolution
voll sind, dann aber bei so wichtigen veranstaltungen meinen, nicht zu koennen.

Moral von der geschicht':
-wenn du wenige bist: mach krach! Sei nicht nett!
(schau mal wie die pds und auch die reichen das machen)
Nimm nicht den platz ein den mann dir zuweist!

-voll mit revolutionaeren theorien zu sein hilft dir nicht wenn du keine taten folgen laesst, dann bist du nicht besser als ein rechter stammstisch-arsch!

-mach' keine demos an orten die gebaut sind um obrigkeit in
szene zu setzen. Strassen sind wichtiger als kirchen!

-um 9:30 kommen nur aktivisten, um 13:15 etwas mehr, naechstes mal noch etwas spaeter versuchen?

ich war auch da...

(toll von mir) 17.08.2002 - 17:09
das war ne ganz merkwürdige veranstaltung...
was sehr auffiel, war, daß, zivi- und uniformierte zusammengerechnet, fast soviele bullen wie demonstrierende da waren (übrigens hatte auch die pds-prominenz EXTREM unsymphatische security). offensichtlich hatten sie also dollen schiß, was natürlich - leider - ganz zu unrecht war.
was ich schade fand: die ganzen redebeiträge gingen m.e. in die falsche richtung, nämlich dahin, daß es wichtig sei, mehr arbeitsplätze zu schaffen, die "hartz"-pläne das aber nicht tun würden und deswegen zu kritisieren seien. der fau-beitrag bildete da eine ausnahme, war mir aber auch zu wenig inhaltlich (sprachlich hatte ich aber kein problem damit, lieber dd!).
wir sind doch jetzt in einer gesellschaftlich-ökonomischen situation, wo wir "das ende von arbeit, wie wir sie kennen" erleben. massenarbeitslosigkeit ist in dieser phase des kapitalismus nicht nur unvermneidlich, sondern norwendig, aber für die betroffenen natürlich zunächst mal ein übel. und es wird ja noch übler werden, s. hartzpapier. aber genau das ist doch die situation, wo lohnarbeit an und für sich kritisiert werden muß und wo auch die chance besteht, diesen gedanken - sicherlich keinen mehrheiten, aber doch sehr, sehr vielen leuten näherzubringen! aufzuzeigen, daß die gesekllschaftlich-ökonomische entwicklung uns eben so weit gebracht hat, daß es keine systemimmantenen lösungen gegen arbeitslosigkeit mehr gibt, daß diese entwickung ja von genau den gruppen, für die hartz, schröder und riester (oder auch sommer) als pars pro toto stehen können, vorangetrieben worden ist, und daß jetzt auch genau diese gruppen und leute ratlos sind, weil ihnen dieser zusammenhang selber wahrscheinlich ziemlich klar ist. nun gibt es ja durchaus ausgearbeitete konzepte zur kritik der lohnarbeit, und ich denke hierbei, ohne anarchosyndikalistIn zu sein, schon an die fau oder andere anarchistische konzepte. es gab doch auch mal sehr gute gruppen wie die "glücklichen arbeitslosen" was ist denn aus denen geworden? naja, vielleicht kommt da ja noch mehr.
ok, danke für die aufmerksamkeit.

17.08.2002 - 19:20
es gibt keine pds security ...

heinrich-p 17.08.2002 - 23:22
Hallo,

wenn Ihr das komplette, aktuelle Papier der Hartz-Kommission haben wollt, ich habe es unter:

 http://www.attac-netzwerk.de/koeln/2002-09-01-Haartz.html

ins Netz gestellt. Das Papier hat allerdings über 12 MB und der Download dauert dementsprechend lange.

viele Grüße
heinrich p

danke!

18.08.2002 - 02:46
werd ich gleich mal runterladen. so ein paar direktzitate in flugis machen sich immer ganz gut.

presseresonanz

a-lo-IT 18.08.2002 - 14:19
Damit nicht jeder seine eigene presseresonanzen zusammensuchen muss:
Es gibt auf unserer berliner runder tisch der erwerbslosen -aktions 'homepage' einige inzwischen
gefundene links zu zeitungsartikeln.

 http://www.cyworx.com/rundertisch/
Fuer weitere links bin ich dankbar.

Bin also der meinung, dass zumindest 'plan b' geklappt hat und somit hoffentlich die mobilisierung von erwerbslosen und
beschaeftigten in gange kommt, wir das naechte mal mehr sind, die gegen hartz-und-aehnlichen-schwachsinn aufstehen.

Interessant faende ich natuerlich auch, wie es so in
koeln gelaufen ist!

In der frage der gegenkonzepte, gibt es z.b. forderungen
wie 'existenzgeld', welches antworten auf die frage 'was machen wenn es immer weniger arbeit(splaetze) gibt' liefern kann.

Dazu gibt es am di. 20.8. 17:00 in der ig-mediengalerie
eine veranstaltung.

ganz am Anfang

oneofus 19.08.2002 - 01:28
Also in Köln gabs auch eine Kundgebung vor A-Amt und Jobcenter. Sie wurde von uns - einer seit ca. 8 Wochen bestehenden Erwerbslosegruppe (AK "faxen dicke", e-mail:  AKfaxendicke@gmx.de) vorbereitet. Wir haben mit etwa 6-8 Leuten in den letzten Wochen versucht so gut wie uns möglich zu moblisieren: 8000 Aufrufe vor den A-Ämtern verteilt (es gab durchaus viel Zuspruch: gut dass ihr(!) das macht), alle möglichen Gruppen und Leute angesprochen(oft im persönlichen und öfteren Gespräch), die Medien angeschrieben, zu 2 Vorbereitungstreffen eingeladen und und und...

Das Ergebnis: gerade mal 50 Leute kamen am 16.8. und die meisten waren gute alte Bekannte aus der linken Szene (aber Lob an sie, dass sie da waren). Nicht das wir wirklich mit viel mehr Leuten gerechnet haben (für 50 hatten wir angemeldet), erhofft hatten wir natürlich viel mehr! Abgesehen vom scheinbar unverhältnismässig hohem Aufwand (scheinbar weil unser Aufruf auch einen inhaltlichen Text enthielt) verlief die Kundgebung wie geplant. Unsere Kleingruppen-Performance (Slavenhändler treibt eine "Chaingang" zum Hungerlohn quer durch die Republik) sowie einige deutliche Redebeiträge, die vor allem die Angestellten des Job-Centers an den Fenstern aufmerksam verfolgten (Freitags verirren sich nur wenige Erwerblose zum A-Amt) waren unserem Gefühl nach wirklich gut gelungen. Die Performance wurde nach Geschäftsschluss des A-Amtes noch in einer belebten Einkaufstrasse in der Nähe wiederholt und fand reges Interesse.
Danach waren wir fix und fertig, so dass keine Seele mehr daran dachte, etwas auf indymedia zu veröffentlichen - schade eigentlich.

Wir haben die ganze Sache für uns als Gruppe noch nicht bewertet - Fakt ist aber, dass die soziale Schieflage - jenseits von gewerkschaftlichen Kämpfen in den Betrieben - in D-Land sich nicht in progressiven sozialen Kämpfen umsetzt, sondern wieder mal Gefahr läuft in Energien regressiven Characters freigesetzt zu werden (Nationalismus, Rassismus). Wie zum Symbol dafür steht die Erfahrung der Osnabrücker Leute, die als Antwort auf ihre Aktion, aufs Sandsackschleppen in den Überschwemmungs-gebieten verwiesen wurden. Es ist liegt ja angesichts der Hartz-Papiere und dem von Kanzler Schröder bei ihrer Veröffentlichung beschworenen "neuen Geist in unserer Gesellschaft" (oder so ähnlich) auch schon in der Luft, nach irgendwelchen Formen des Arbeitszwanges im Geiste des Nationalismus zu rufen. Gerade heute sind wir Zeuge wie die notwendige gesellschaftliche Diskussion der durch die destruktiven Produktions- und Konsumtionsprozesse verursachten Klimakatastrophe über den Diskurs des "Opfers für die Gemeinschaft" verhindert und ein durch den Klimawandel verursachtes verheerendes Unglück für nationalistische Zwecke umgemünzt werden kann, während gleichzeitig ein Programm zur sozialen Entrechtung zur Nebensächlichkeit gerät und selbst von den Betroffenen praktisch stillschweigend hingenommen wird.
Aus Gesprächen mit Erwerbslosen während des Flugblattverteilens vor den A-Ämtern ist uns teilweise pure Verzweiflung und Ohnmacht entgegengetreten, die in ähnlicher Intensität auch die "noch"-Job-Besitzer/innen, die unter Angst vor Kündigung, Mobbing und Überstunden-Stress leiden, kennen werden. Wohin und wie werden sich diese Energien entladen?
Die soziale Frage ist von höchster politischer Brisanz - und wir als linke Aktivist/innen stehen hier praktisch ganz vor dem Anfang.

antworten...

d.dreck 20.08.2002 - 16:10
hi a-lo-it. du hast schon recht, dass man aufpassen sollte,
nicht dadurch, dass man völlige frusttexte schreibt, alles noch schlimmer zu machen.
trotzdem sollte man auch nichts beschönigen. ich hab versucht, mit
meinem text auf dem grat, der da dazwischen ist zu wandeln.
ich denke auch, dass mit der menge an leuten, die da anwesend war, mehr möglich gewesen wäre.
dazu hätte das ganze besser getimed sein können und es wäre
auch nötig gewesen, dass sich mehr leute vorher überlegt hätten, was sie da eigentlich
konkret machen wollen... hättewärekönnte... vielleicht beim nächsten mal...

zu "ich war auch da (toll von mir)": du hast schon recht.
die lohnarbeit muss als solches kritisiert werden. andererseits
bin ich mir gar nicht so sicher, ob die jetzige phase des
kapitalismus, die durch massive rationalisierungen, wegnahme von sozialen rechten und schwachen (zumindest in deutschland) widerstand dagegen gekennzeichnet ist,
ein ende der lohnarbeit wie wir sie kennen hervorbringt oder nur veränderungen der (lohn)arbeit wie wir sie kennen und hassen. aber wie das konkret aussiehen wird, ist auch noch ganzschön im fluss.
rationalisierungen und das entstehen neuer produktionszweige gab es jedenfalls schon immer. was aber nichts grundsätzliches an den (kapitalistischen) gesellschaftlichen verhältnissen geändert hat.

ob der ganze dienstleistungsbereich und it-bereich, der grade so wunderhübsch
vor sich hinkriselt da das beste beispiel ist, weiß ich nicht... allerdings ist ja heute klar, dass sich diese ganze new economy - blase vollkommen in luft aufgelöst hat und dieser ganze bereich - so er nicht pleite geht - mehr und mehr zu "arbeit wie wir sie kennen" wird. nur eben ohne gewisse standards, die mal erkämpft wurden...egal:
fakt ist jedenfalls, dass man in einer kleinen rede, nicht den kapitalismus als ganzes umreißen kann. eine rede kann aber immerhin die lohnarbeit als solches angreifen und dazu aufrufen sich gegen die gesellschaftlichen zwänge zu organisieren, egal ob sie einem auf dem a-amt oder auf der arbeit entgegentreten. was die fau jedenfalls versucht hat.
genug gelabert - auf zur demo am 5.9.!

frage

von mir 20.08.2002 - 16:23
was ist am 5.9. für eine demo?

5.9.

dd 20.08.2002 - 16:42
is ne demo, vorrangig von erwerbsloseninitiativen organisiert, anlässlich der offiziellen bekanntgabe der arbeitslosenzahlen.
aber da soll auch das hartz-papier und die entsprechenden vorschläge von cdu, fdp und wie sie alle heißen thematisiert werden... und diese gehen alle an, da mit jeder verschlechterung der bedingungen für arbeitslose der druck wachsen wird, seine arbeitskraft zu immer beschisseneren konditionen zu verkaufen.

danke

von mir 20.08.2002 - 18:12
dann wirds also zeit loszulegen und flugis zu verteilen. werd mal sehen, ob ich was zusammenbekomme, ich werds dann hier als ergänzung schreiben.

Bitte um AufklŠrung.

Lucas 21.08.2002 - 14:55
Liebe deutsche GenossInnen!
Ich bin …sterreicher, und habe mit meinen GenossInnen hier gestern erst Ÿber das Hartz-Papier diskutiert. Und da wurde eine Frage aufgeworfen, die niemand von uns so recht beantworten konnte:
Ist Hartz jetzt schon RealitŠt, also beschlossene Sache, oder nur ein Punkt, mit dem die SPD im Wahlkampf punkten mšchte, dass also die Hartz-VorschlŠge erst nach einem gewonnenen Wahlkampf der SPD durchgesetzt werden?
WŠre nett, wenn mir jemand die Antwort darauf geben kšnnte.

Mit solidarischen Gr٤en,
lasst euch nicht unterkriegen,
Lucas, AKL Tirol

Noch nicht beschlossen

Berliner 21.08.2002 - 15:03
SPD und Grüne sind dafür, die PDS hat Vorbehalte. CDU und FDP planen das Papier aus Wahlkampftaktischen Gründen und weil es nicht weit genug geht, zu blockieren, wenns demnächst zur Entscheidung kommt. Am besten mal im Netz rumsurfen und in Zeitungsarchiven stöbern, für genauere Infos.
Daß das Hartz-Papier bedeutet, daß es in naher Zukunft keine Tarifverträge mehr geben könnte und es normal wird, für 3 Eur zu arbeiten und Arbeitslosengeld kaum noch ausgezahlt wird, wird von keiner Partei kritisiert.

der bloedsinn wird schon umgesetzt

a-lo-IT 21.08.2002 - 20:13
Hallo berliner,

in einem punkt stimmt das leider nicht:
Schroeder hatte schon vor der oeffentlichen
uebergabe am 16.8. gesagt, dass
*alle teile des
hartz-konzeptes die keiner gesetztesaenderung beduerfen,
schnellstens (also auch noch vor der wahl!) als verordnung
umgesetzt werden*
Das heisst also, die verschaerfungen laufen schon.
Es wird nicht einmal mehr abgewartet was das volk davon haelt.

Ist ja auch eh' wurscht. Wenn nicht schroeder wieder der kanzler wird, wird's stoiber und der machts auch nicht anders, es ist halt inzwischen schick, auf leute die sich nicht wehren nochmal reinzutreten.

In der heutigen zeit schuetzt nur eigene staerke gegen solche 'macher' und 'winner'-typen:

Aufstehen, stunk machen!
Naechste aktion in berlin
Am 5.9. 11:00 uhr
bundesarbeitsministerium

Tatort Arbeitsmarkt

angelinka 14.10.2002 - 17:20

Wer sich über die 13 Module des Hatz-Papiers informieren will und selber zu faul ist das lange Orginal zu lesen, sollte sich die neue Broschüre "Tatort Arbeitsmarkt" besogen. Eine gute Zuammenfassung aller Module und erste Einschätzungen. Außerdem passiert ja auch nix wenn keine/r so richtig weiß was ist und auf uns zu kommt. Denn die Reform ist doch schon im vollen Gange und das Hatz-Konzept wird 1:1 nach und nach bereits umgesetzt!!!
Also höchste Zeit was zu tun....
Ciao anna
Die Broschüre "Tatort Arebitsmarkt" gibt auch online:
 http://www.gegeninformationsbuero.de/tatort_arbeitsmarkt.pdf