Der ''Hartzpapier'' - Politik begegnen

Antitom89, Wageslaves United [update 17.08.02] 14.08.2002 04:02 Themen: Bildung Freiräume Globalisierung Kultur Repression Soziale Kämpfe
Eins steht für Alle scheinbar fest.Arbeitslosigkeit ist schlecht.
Statt den Sinn der heutigen "Arbeit", die sich meist gegen die menschlicheNatur richtet, zu hinterfragen, sollen gefälligst Alle arbeiten.In einer Zeit des Überflusses und der fortschreitenden Automatisierung kannmit einer deutlich geringeren Gesamtarbeitsleistung der Bevölkerung einangemessen hoher Lebensstandard erreicht werden. Und ja, selbst der vielbeschworene Markt mit seinen Kräften meint, es gibt keinen Grund noch mehr zuarbeiten.
Aber das steht nicht zur Debatte. Stattdessen sollen weitere Maßnahmen zurDisziplinierung der sogenannten Sozialschmarotzer eingeführt werden.Die Menschenrechte auf Arbeit und zur Selbstentfaltung werden zur modernen Lohnsklaverei umformuliert.Dafür sind alle Parteien, nur das Ausmaß ist strittig.Selbst kurzfristig realisierbare Gegenentwürfe wie das Existenzgeld bleibengänzlich unberücksichtigt.

Eine Sache fehlt überdies ganz, die Frage nach den Ursachen für leereStaatskassen. Denn, wieso haben Unternehmen mit Rekordgewinnen immer wenigerSteueraufkommen? Warum werden selbst Minimalforderungen wie etwa die von Attac nachder Tobin-Steuer (0,01%) nicht erwogen?

Nun wird die wahltaktische Wunderwaffe aus dem Ärmel geschüttelt, die Hartz-Kommission. Am 16 August wurde sie offiziell vorgestellt.

--> Analyse 2 (von arbeitermacht.de)
--> Analyse 3 (von fau.org)
--> Analyse 4 (von arbeitszwang.de)

--> Demonstrationsaufrufe: für Köln und für Berlin 1 + Berlin 2
--> Bericht von der Demonstration in Berlin

--> Manifest gegen die Arbeit | Erwerbslosen-Gewerkschaft | arbeitszwang.de | arbeitsalltag.de
--> Resources in English
--> komplettes, aktuelles Papier der Hartz-Kommission


Zu den bisher öffentlich gewordenen Ideen der Hartzkommission und der aktuellen Diskussion zum Arbeitsmarkt/ Umgang mit Arbeitslosigkeit:


1. Kritik - was bedeuten die Vorschläge wirklich

Die bisher öffentlich gewordenen Ansätze der sogenannten Hartzkommission machen eine Idiologie der Herrschenden Verhältnisse deutlich. Die ursprünglich formulierten individuelen Meschenrechte zum Schutz und zur Entfaltung des Menschseins werden tatsächlich zur individuelen modernen Menschensklaverei umgewandelt. Das Recht auf ein menschenwürdiges, existenssicherndes Arbeiten (mgl. auch dem Interesse d. Menschen entsprechend) wird nun in die Pflicht zur Arbeit umgedeutet. Dabei scheint es den Arbeitsfetischisten fast völlig egal zu welchen Bedingungen die Menschen arbeiten sollen(nicht wollen!!!). Das Prinzip: Hauptsache irgend eine Arbeit, ist längst zur Idiologie geworden.

Was dem Ideal der individuellen Entfaltung und Selbstbestimmung des Menschen im Grunde zu wieder läuft ...

Nur ein paar Beispiele aus dem aktuellem Palaver:


Die betroffenen arbeitslosen Menschen sollen per Androhung und der tatsächlichen Streichung ihrer Existensgrudlage(Arbeitslosengeld) noch stärker als bisher genötigt werden:


a) eine Arbeit außerhalb Ihrer Region, sprich weit entfernt von ihrem bisherigem sozialem Lebensumfeld anzunehemen (zwangsweiser Umzug stillschweigend eingeschlossen...)

b) eine Arbeit zu tun, die sie entweder auf Grund ihres Desinteresses oder einer anderen Qualifikation gar nicht tun wollen oder vielleicht gar nicht tun können

c) einer Arbeit nachzugehen, die bis zu 20% geringeren Lohn bedeuten kann (bei einem vielleicht identischen Job, wie sie ihn vor der Arbeitslosigkeit hatten!!!)

d) sich über eine Art staatliche Zeitarbeitsfirma ohne jede Einflussnahme auf den Lohn, auf Arbeitsbedigungen etc. ausleien zu lassen (dazu gehört auch, dass der/die Betroffene nicht einschätzen und entscheiden kann ob sie mit Vorgesetzten, KollegInnen etc. überhaupt klar kommt...).


Hier wird mit der Angst einzelner Menschen vor Verlust ihrer Existensgrundlage Politik für die Wirtschaftinteressen weniger gemacht. Das eigentliche Problem wird nicht angegangen. Die Besitzenden oder Vermögenden werden aus der Veratwortung für diese Menschen entlassen.

Der so genannte arbeitslose Mensch wird bei solchen Überlegungen, wie der Begriff Arbeitslose schon sagt, auf die bezahlte und wirtschaftlich nutzbar zu machende Arbeitskraft reduziert. Alle aufgezählten Ansätze wollen vor allem die Arbeitslosenstatistik und die allgemeinen Kosten senken und nicht so sehr den Menschen helfen, sich frei zu entfalten. Die Entsolidarisierungserscheinugen nehmen bei der Umsetzung derartiger Ideen bei vielen Menschen eher zu, als ab. Von Selbstbestimmung kann keine Rede sein. Diese 4 Punkte allein müssten Massenproteste hervorrufen - sie können praktisch jede einfache Angestellte und jeden Arbeiter treffen. Gäbe es noch Gewerkschaften, die nicht nur dem Arbeisfetischismus nachlaufen, wäre es deren Aufgabe, alles daran zu setzen derartige Überlegungen im Keim zu ersticken. Und wenn die es nicht tun, dann müssen es andere!!!


Aber weiter im Text. Wenn sich ein Mensch auf alle vier Punkte einließe und nach kurzem, angstvollemÜberlegen ein ?Angebot? annimmt , bedeutete dies:


a) Der Mensch wird gezwungen seine gewohnten sozialen Kontakte (die den Menschen erst zu solchem machen) massiv zu verändern, einzuschränken, abzubrechen und sich einer neuen Umgebung anzupassen etc.. Freudschaften werden immer mehr zu Freundschaften auf Zeit und Entfernung... Dies wiederum bedeutet in der Folge, dass der Mesch sich wahrscheinlich entwurzelt und stark entfremdet fühlen wird, mit den entsprecheden psychischen/gesundheitlichen und kompensierenden Folgen.

b) Dies tritt um so mehr ein, wenn der der Einzelne nicht mehr mitbestimmt wie, was, wo und wann er/sie arbeiten möchte. Die Arbeit entspricht zwar in den meisten Fällen nicht den eigenen Vorstellungen, wird hier aber um so stärker als Zwangssituation empfunden.

c) Der Mensch trägt mit der Annahme eines geringer bezahlten Arbeitsplatzes direkt zu Lohndamping bei und stärkt, ohne es zu wollen, die Tendenz der neuen/alten Ausbeutung (selbe Arbeit, weniger Geld) in der BRD und global.

d) Mit der Entleihung seiner Arbeitskraft durch eine Zeitarbeitsfirma, in die der Mensch gezwungener Maßen arbeiten soll, um nicht die Existenz zu verlieren, wird der Mensch endgültig wieder zum Sklaven. Die Alternative ist: entweder verkaufe ich mich an alles was mir ?angeboten? wird oder ich muss damit klar kommen, dass ich gar kein Geld mehr zum Leben bekomme. Die Situation ist Vergleichbar mit einer, wo die Sklaven vom Sklavehalter gesagt bekommen: Gut du brauchst hier nicht mehr arbeiten, aber zu Essen, Land oder Vieh wirst Du auch nicht bekommen - nirgends und von keinem und wenn doch, dann nehme ich Dir das wieder weg, weil Du ja nicht arbeiten willst...?


Das sind nur Ausschítte wohin es nach Ansicht herrschender ?Expertenmeinung? gehen soll, aber sie reichen mir um zu protestieren. Wir alle sind mindestens genauso gute oder schlechte Experten, also lasst uns Ideen sammeln und dem stinckedem Hartzer als Magerkäse essen, aber nicht als bittere Pille mit tausend negativen Nebenwirkungen.

2. Andere Ansätze


Es ist doch wohl immer noch davon auszugehen, dass 90% aller Erwerbslosen (das ist eigentlich das richtigere Wort) nicht mutwillig zu Hause sitzen und Däumchen drehen, denen müssten Alternativen zum Arbeiten aufgezeigt werden, ohne ihre Existensberechtigung in Frage zu stellen. Ziel und Antworten einer neuen Politik müssten sein: Wie können wir langfristig allen Menschen eine Existenssicherung ermöglichen, ohne dass dafür eine noch unnötigere, bescheuertere, niedrig bezahlte und erzwungene Arbeit geleistet werde muss?


Das Existensgeld:


Da gabs doch mal die Idee eines BürgerInnen- oder auch Existensgeldes vor einigen Jahren, wieso das nicht wieder mobilisieren und massiv in die Diskussion bringen?

Wenn wir die ganzen kaputten bürokratischen Vorgänge bei der Beantragung von Sozialhilfe, Arbeitslosengeld, Arbeitslosehilfe, Mietzuschüsse, BaföG, Altersrente, Arbeitsunfähigenrente, Kindergeld und was weis ich noch alles abschaffen würden, statt dessen jedem Menschen ein Existensgeld gewähren - so bald das eigene Einkommen 0 beträgt und dies evtl. gestaffelt in 3 oder 4 Punkten teilgewähren (bei geringem Hinzuverdienst oder körperlich/geistiger Beeinträchtigung, Kind/Erwachsener?), dann wäre allen geholfen. Eine weitere Grundüberlegung wäre, dieses Existensgeld mit der so genannten Eigenvorsorge zu koppeln. D.h., dass z.B. ArbeitnehmerInnen mit 2000 Euro netto und mehr auch für die evtl. Erwerbslosigkeit privat vorsorgen können und die Versicherungssumme oder Sparverträge beim Existensgeld erst angerechnet werden, wenn die erhaltenen moatlichen Versicherugszahlugen etwa 1,5 mal so hoch sind wie das Existensgeld.


Das Existensgeld sollte nach heutigen Maßstäben bei etwa 750 - 800 Euro liegen und aktuell an die Lebenshaltungskosten angepasst werden. Es sollte sich ausschließlich über Steuern finazieren. Dabei wäre wichtig, dass auch die Vermögen entsprechend besteuert würden.


Nach meinen Vorstellungen sollten Abgeordnete, MinsterInnen, Kanzler, Beamte etc. nach Dienstende ebenfalls nur das Existensgeld erhalten. Vorsorgen können diese genug.


Die vielen unsinnigen Arbeitsplätze bei den verschiedenen Ämtern würden natürlich wegfallen, allerdings ohne Angst vor dem Verlust der Existensgrudlagen, einige würde natürlich auch bei dem Modell Existensgeld noch gebraucht. Dem Staat/der Gesamtgesellschaft würde dies wahrscheinlich nicht viel mehr kosten als heute der ganze Riesenapperat mit den zich Ausnahmeregelungen, den tausenden von Angestellten etc.. Ohne Existensängste etwickeln sich außerdem viele gesellschaftliche Dinge viel besser. Das Prinzip ist ziemlich einfach. Es gibt eine Absicherung der Grundbedürfnisse durch einheitliche, unbürokratische Weise und für alles darüber kann sich Mensch zusatzversorgen... Wäre toll wenn sich WirtschaftlerInnen mal etwas genauer damit befassen und dem Spuck aus den Parteien- und den Wirtschaftszentralen eine Ende bereiteten.

In der Konsequenz und Masse wird die Spirale der unauflöslichen Widersprüche im kapitalistischen Wirtschaftssystem durch die Vorschläge der Hartzkommission nur noch beschleunigt, das Existensgeld ist eine echte Alternative dazu und eröffnet völlig neue Wege in unserer gesellschaftlichen Entwicklung.

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Ergänzungen

RAUS AUF DIE STRASSE!!!

d.dreck 14.08.2002 - 04:56
hab zwar schon bessere texte gelesen, als den, den ich hier verlinke. macht aber nuescht. am freitag heißt es RAUS AUF DIE STRASSE!!!!
die bekanntgabe der hartz-papiere sollten nicht stoerungsfrei ablaufen!

CDU/CSU lehnen das Papier übrigens ab

Hans Meiser 14.08.2002 - 05:03
CDU/CSU lehnen das Papier ab - allerdings eher aus Wahlkampfgründen und verfahrenstechnischen Gründen. Die Argeit"geber"-Verbände lehnen das Papier ab, weil es die Arbeitslosen mit "Samthandschuhen anfasse". Egal wer gwinnt bei der Wahl: Mit einer weiteren Verschärfung ist zu rechnen. Dieses Papier ist erst der Anfang. Allein deshalb ist Protest notwendig!

btw.

Mc Job 14.08.2002 - 11:12
Wer Arbeit hat ist genauso betroffen, es wird einen riesigen Niedriglohnsektor geben wie in den USA. Leute werden für den heutigen Sozialhilfesatz arbeiten. Dadurch ensteht enormer Konkurrenzdruck und die von früher beschäftigten werden eher entlassen um sie oder andere als Mc Jobber wieder einzustellen. Wer nicht für den Sozialhilfesatz schuften "will" (etwa Alleinerziehende Mütter) kriegt gar nichts mehr und fliegt aus der Statistik raus --> weniger Arbeitslose (Wahlziel erreicht). Aber wie die SPD-Plakate sagen "Natürlich ist Mutter ein Beruf!"

In den USA müssen Leute mehrere Jobs machen gleichzeitig um sich über Wasser zu halten und Alleinerziehende werden drangsaliert. Im Ostblock ist es längst so, zwei oder mehrere Jobs und die Kinder wachsen am Fernseher auf. Die Zahl der spektakulären Kindermorde (Kinder ermorden Kinder) steigt ("das war nicht so wie im Fernsehen als ich auf sie einstach"). Und so weiter.
In einer hochtechnisierten Überflußgesellschaft gibt es keinen Grund für Arbeitszwang!
Konzerne sollen Steuern zahlen!
Für ein Existenzgeld!
Kapitalismus abschaffen.
Wohlstand für Alle statt Rüstung und absurder Luxus für die Elite!
Gegen die Lohnsklaverei!
Selbstwert dank Lebensaufgabe nicht Lohnarbeit!

Also, ungültig wählen damit Stoiber die Stimme nicht bekommt oder notfalls PDS (gegen Krieg).

Endlich kämpfen..

toitoi 14.08.2002 - 11:48
Für uns sollten auch die klassischen linken themenbereichen der widersprüche zwischen kapital und arbeit endlich wieder ien bedeutung bekommen. Für viele von uns, auch der autonomen, ist es längst zu einer art schizophrenie geworden: wir müssen unsere arbeitskraft verkaufen, wenn wir nicht gerade reiche eltern haben, und ein großteil unseres lebens wird davon bestimmt, aber in der szene in der wir aktiv sind, spielen klassenkämpfe keine rolle.
damit klinken wir uns auch immer mehr aus den realen sozialen kämpfe aus, kein wunder das sich kaum ein arsch für die "radikale" Linke interessiert.
Globalisierungkritik wird den reformisten uberlassen, man beteiligt sich an demos gegen G8 usw. aber die eigene Position im Ausbeutungsverhältniss wird nicht thematisiert. es wird zeit für eine umfassende radikale kapitalismuskritik, die zumindest ihre basis im zentralen widerspruch der Produktionsverhältnisse(damit im Kapitalismus) findet. vor allem ist zeit für breiten widerstand.

14.08.2002 - 13:19
"Nach meinen Vorstellungen sollten Abgeordnete, MinsterInnen, Kanzler, Beamte etc. nach Dienstende ebenfalls nur das Existensgeld erhalten. Vorsorgen können diese genug." Ein Quatsch, warum sollten diese Leute dann nicht in die freie Wirtschaft gehen, die waeren ja bloed wenn sie es nicht taeten.

bin ich halt ein Nazi

Fedallah 14.08.2002 - 15:45
Hallo Pele. Findest Du es nicht ein biszchen widerspruechlich, einerseits vom "kapitalistischen"
oder gar "faschistoiden Schweinesystem" zu reden, und andererseits Dich von genau diesem System durchfuettern lassen zu wollen? Alles fuer das Recht auf Faulheit, aber dann soll man sich wenigstens noch DIE kleine Muehe machen, sich die Kartoffeln selbst von den Feldern zu klauen!

nicht nur reden

heinrich-p 14.08.2002 - 15:53
Action in Köln
Kölner ArbeitslosenKombinat "faxen dicke"
mobilisiert am Freitag,
den 16. August 2002 vor das
JobCenter neben dem Kölner Arbeitsamt (Luxemburger Str. 121).

Wir wollen versuchen, der Bande von Köln aus ein wenig in ihre PR-Suppe zu spucken.
Dafür brauchen wir Eure Mithilfe:
Unseren unten stehenden Aufruf weitersagen und -mailen
Am 16. August kommen und mitmachen
In der Vorbereitung helfen
Alle interessierten Gruppen und Einzelpersonen laden wir für
Freitag, den 9. August 2002
um 20 Uhr zu einem Vorbereitungstreffen in die Ludolf-Camphausen-Str. 36 (am Hans-Böckler-Platz) ein. Es gibt noch viel zu tun, zumal der 16. August mitten in das Sommerloch, die Urlaubszeit und die fucking Popkomm fällt. Die Mobilisierung von Leuten ist dem entsprechend etwas schwerer. Dennoch sind wir sicher, dass der Termin aus taktischen Überlegungen (siehe oben) goldrichtig ist. Liebe Grüße Stuhlfauth AK faxen dicke - Arbeitslosenkombinat für Selbsthilfe und Gegenwehr
mehr:  http://www.attac-netzwerk.de/koeln/koeln-aktuell.html#aktion

Ungültig Wählen? - An McJob

Anarch 14.08.2002 - 16:05
"Also, ungültig wählen damit Stoiber die Stimme nicht bekommt"

Ungültig zu wählen bringt leider überhaupt nichts. Eine ungültige Stimme wird exakt so behandelt wie eine nicht abgegebene Stimme (BWahlG §6), nur dass diese nicht in der Statistik der Nichtwähler erscheint - und in kaum einer Wahlberichterstattung wird auf die "Ungültigen Stimmen" eingegangen. Daher: Nicht Wählen statt ungültig Wählen. Selbst etwas tun statt auf "Die Da Oben" zu warten.

Durch Nicht-Wählen (und somit auch durch Ungültig-Wählen) stärkt man im Übrigen prozentual am ehesten die großen Parteien, wie eine kleine Rechnung verdeutlicht :(

ungültige stimmen?

Mc Donalds oder Burger King 14.08.2002 - 17:07

lesen bildet

nico 14.08.2002 - 20:57
Ich werd dann das Papier erst mal lesen, bevor ich dagegen protestiere.

Nichtwähler vs. Ungültig Wähler

SchwarzRot 14.08.2002 - 21:12
Also es gibt sehr wohl nen Unterscheid zwischen nicht abgegebenen Stimmzetteln und ugültig abgegebenen Stimmzetteln:
Abgesehen davon das man mit dem abgeben eines Ungültigen Zettels sich von den Leuten abgrenzt die einfach nur zu faul für PolitiK/Veränderungen sind, werden ungültige Zettel auch anders behandelt:
DIe SUmme der nicht abgegebenen Wahlzettel wird Prozentual auf die Parteien verteilt, womit diese auch die auf Wählerstimmen pro Partei abgegebenen Wahkampfkostenrückerstattung bekommen für die Wahlzettel die ihnen von den nicht abgegebenen gutgeschrieben werden.
Ungültige Wahlzettel allerdings werden zu nichts gerechnet, da ja nicht eindeutig erkennbar ist für wen oder was sich der jeweilige Wähler entschieden hat, womit die Parteien auch keinen Cent von der Wahlkampfkostenrückerstattung bekommen die ihnen im Falle eines nicht abgegebenen Wahlzettels zugestanden hätte!

Ungültig wählen,
Reformisten angreifen,
Unmut zeigen,
handeln,
ändern,
leben!!!

Ungültig Wählen

Anarch 15.08.2002 - 04:40
Hallo!
Ich erfahre immer wieder etwas neues. So war mir bisher die Regelung mit der Wahlkampfkostenrückerstattung nicht bekannt, auch kennt das Parteien-Gesetz nichts dergleichen - wo kann ich näheres dazu finden?

Achja, und ich weiss, dass die "ungültigen Stimmen" durchaus im Netz und anderswo zu finden sind, aber da schaut der durchschnittliche Bürger nicht nach. Und in den Berichterstattungen im allseits beliebten Fernsehen verliert man kein Wort über die "ungültigen Stimmen" :(

Demo ausgefallen?

Verschlafener 16.08.2002 - 20:27
Im Stdatzentrum viele Bullen - keine Massen, die sich wie beim Bush-Besuch durch die Strassen schlägeln. Abends Internet eingeschaltet und bei Indymedia, linkeseite und yahoo-news vorbeigeschaut: Keine Berichte über Demonstrationen oder Ähnliches.
Sind die Demos ausgefallen?
Haben so wenige Leute teilgenommen, daß wir lieber nicht drüber reden wollen?
Waren alle dort und niemand hat Lust zu berichten?

Großdemo gegen Neoliberalismus

16.08.2002 - 21:54
14. September in Köln. Großdem gegen Neoliberalismus und Sozialabbau. Kommt zum antikapitalistischen Block!

Aufruf:
 http://www.antifa-k.de

Enttäuschend

- 16.08.2002 - 22:43
30 Leut waren da - die gesamte Berliner Linke ist FÜR Hartz oder zumindest gleichgültig. Gibt ja auch wichtigere Themen - z.B. Parties oder so.

redebeitrag der Fau auf der Kundgebung

classwar 17.08.2002 - 00:37
hier der
Redebeitrag der FAU auf der Kundgebung. Etwas polemisch das Ganze, aber bildlich gesprochen Kotzt uns Hartz ja auch in die Fresse, also kann man ja durchaus verbal zurueckkotzen...

wieso...

17.08.2002 - 01:18
na gut... nochmal...

PDS Wählen

Johannes Wilm (PDS Mitglied) 17.08.2002 - 12:36
Der Text nimmt ene sehr wichtige Problemstellung in Angriff. Es ist so, dass der Kapitalismus heute nicht mehr alle Arbeiter nimmt. Höchstwarscheinlich auch weil damit die, dienoch Arbeit haben noch größeren Druck haben sollen, und deren Löhne noch runtergepresst werden können.
Gleichzeitig könnte man noch vielmehr Arbeitsplätze unnotwendig werden lassen, wenn man nicht den Kapitalismusberücksichtigen müsste. So könnte man zB alle Bankangestellten, alle Verkäufer, große Teile der Automobilindustrie, viele Lastwagenfahrer, alle Werbeindustrieangestellten, alle Arbeitsamtangestellten und noch viele mehr wegrationalisieren.
Der Artikkelverfasser fordert deshalb ein Existenssicherndes Bürgergeld [Reformismus]. Und das ist auch ganz richtig.
Andere Linke, speziell Ostdeutsche, haben diese Diskusion nicht so viel gehabt.
Sie, wie zB die PDS, fokusieren eher darauf, wie eintönig sich das Leben für einen "ohne Arbeit" in der heutigen Gesellschaft darstellt, und dass es keinen Niedriglohnsektor geben darf. Und auch das ist richtig.
Wenn man mal absieht von "alternativen Jugendlichen" die ihre Zeit damit verbrauchen für diverse Parteien/Gruppen/Bewegungen in jedem Wetter Pappen aufzuhängen oder verschiedene Formen von Kulturzentren zu schaffen oder Senioren die genug damit zu tun haben auf diverse Ausflüge zu reisen, denn ist das Leben für die meissten Arbeitslosen ein Leben vor dem Fernseher.
Gleichzeitig gibt es viele die im Niedriglohnsektor den ganzen Tag dafür schuften genug Geld zu haben, aber die sich dann nicht mal wirkliche Ferien leisten können.
"Arbeit" ist für viele eben auch wichtig als der Punkt in ihrem Alltag, in dem sie sich sozial mit anderen beschäftigen.
Die alte Formel: "Löhne hoch, Arbeitszeiten runter" ist deshalb garnicht so dumm. Auf der einen Seite haben so mehr Leute die Möglichkeit ein Gefühl davon zu bekommen gebraucht zu werden und sich selbst zu verwirklichen, während der technische Fortschritt allen zugute kommt, indem die Arbeitszeiten ständig sinken. Das steht übrigens garnicht im Gegensatz zu einem Bürgerentgelt.
Es also so darzustellen,als wenn alle Positionen von PDS bis CSU/DVU alle gleich sind,finde ich nicht richtig.
Natürlich können wir erst richtig beginnen zu rationalisieren indem der Kapitalismus abgeschafft wird, aber bis dahn ist es ja noch ein Kampf. All das ist natürlich ansonsten reiner Reformismus, aber das macht es nicht weniger wichtig.

Das Hartz-Papier gibts hier:

Hartzpapierfinder 17.08.2002 - 17:08

Gegen Arbeit und Fremdbestimmung!

Anti-Demokrati 19.08.2002 - 00:44
PDS-Plakat: "Arbeit soll Deutschland regieren". Deutlicher gehts nicht mehr. Arbeit macht frei? Warum bitte sollte ich eine solche Partei wählen???

Und dann wird hier zum Demo in Köln am 14.9. aufgerufen. Das sei eine Großdemo gegen Neoliberalismus und Sozialabbau. Darunter steht der Link zur Antifa Köln. Sind das jetzt die Deppen der Nationalen und Standortleute??? Die Demo ist in wirklichkeit von Attac und Gewerkschaftskreisen. Letztere haben am Hartz-Papier mitgeschrieben, erstere sind um den Wohlstand in Deutschland besorgt. Das schreibt Ihr gar nicht dazu!

Daß Antifagruppen inzwischen zu den Deppen der staatseuphorischen Attac/Gewerkschaftskreise geworden sind, andere in der Arbeit-macht-frei-PDS die Hoffnung sehen ... all das zeigt einiges über die VerursacherInnen solcher Vorschläge, aber emanzipatorisch ist eine solche Politik nicht.

Es geht auch nicht um Nicht-Wählen oder Ungültig-Wählen oder PDS-Arbeit-macht-frei-Wählen. Sondern um Demaskierung der Demokratie als Herrschaft, der Arbeit als Fremdbestimmung usw. Wahlen angreifen!

Wählengehen ist Selbstverarsche

clandestino 19.08.2002 - 18:32
Es wird einem als Nichtwähler oft vorgeworfen, aus purer Lustlosigkeit und politischem Desinteresse nicht zur Wahl zu gehen. Sicher, diese Leute gibt es. Aber was mich angeht, werde ich nicht nicht wählen gehen, weil ich politisch uninteressiert bin, sondern gerade weil mein politisches Bewusstsein mir sagt, dass diese Wahlen totaler Schwachsinn sind.
Oder wie es bei Rudolf Rocker heisst: "Tausend Erfahrungen mussten und müssen immer noch gesammelt werden, um die Menschen für den Gedanken reif zu machen, dass nicht die Formen der Macht, sondern die Macht als solche die Quelle alles Übels ist, die trockengelegt werden muss, um der Menschheit neue Ausblicke für die Zukunft zu erschliessen."

20.08.2002 - 12:19
Meinst duwirklich dass es der PDS darum geht Arbeitscamps zu bauen? Oder legst du das Plakatt vielleicht in der schlechtest möglichen Weise aus?
PS: Ich fand das Plakatt auch schlecht, und in Flensburg wurde esauch nicht aufgehängt.

Zusammenfassung

paul 15.10.2002 - 11:50
eine sehr gute Zusammenfassung und erste Auswertung der
13 Module des Hatz-Papiers gibt es hier:
 http://www.gegeninformationsbuero.de/tatort_arbeitsmarkt.pdf

zu paul

15.10.2002 - 11:56
der link ist falsch
hier gehts zum Tatort Arbeitsmarkt
 http://www.gegeninformationsbuero.de/hartz/tatort_arbeitsmarkt.pdf