BaHAMAS ganz rechts

Antifa 13.07.2002 22:23
Artikel aus der Jungen Welt zur neusten Bahamas.

Wenn Antideutsche zu sehr hassen: Wo bleibt die Antifa, wenn Oriana Fallaci Europa retten möchte?
Rechts um
Wenn Antideutsche zu sehr hassen: Wo bleibt die Antifa, wenn Oriana Fallaci Europa retten möchte?

Von Peter Nowak

»Ich finde es beschämend, daß so viele Italiener, so viele Europäer sich zu Vasallen des Herrn Arafat machen (...) Diese Null, die dank der Gelder der saudischen Königsfamilie den Dauer-Mussolini gibt und der in seinem Größenwahn glaubt, als der George Washington Palästinas in die Geschichte einzugehen. Dieser Halbanalphabet, der, wenn man ihn interviewt, nicht in der Lage ist, einen kompletten Satz, geschweige denn eine sinnvolle Aussage fertig zu bringen (...) Dieser Pseudo- Guerillero, der wie Pinochet immer nur Uniform und niemals Zivil trägt, und der dessen ungeachtet noch niemals an einem Gefecht teilgenommen hat. Er ließ immer und läßt noch Krieg führen. Nicht zuletzt gegen die armen Seelen, die an ihn glauben. Dieser pompöse Stümper, der sich in der Rolle des Staatsoberhaupts gefällt, ließ die Verhandlungen von Camp David scheitern, die Clinton-Initiative: Nein-Nein-Jerusalem-das-ich will-alles-haben-für mich. Dieser notorische Lügner, den ein Hauch von Glaubwürdigkeit nur dann umgibt, wenn er (im Privaten) Israel das Existenzrecht bestreitet (...) Dieser ewige Terrorist, der sich nur auf Terrorismus versteht, der damals, als ich ihn interviewte, RAF-Terroristen ausbildete. (...)«

Wer könnte erraten, wo dieser Text zuerst auf deutsch publiziert wurde? In der FAZ, im Bayernkurier oder in der Jungen Freiheit? Ganz falsch: In der aktuellen Ausgabe des antideutschen Zirkulars Bahamas sind diese Tiraden erstmals auf Deutsch zu lesen. Es ist ein Nachdruck aus dem rechten italienischen Magazin Panorama. Verfasserin ist die italienische Journalistin Oriana Fallaci. In den siebziger Jahren war sie eine bekannte Journalistin, die für ihre tabulosen Interviews mit Prominenten in der ganzen Welt bekannt war. Unter anderem hatte sie damals Scharon und Arafat befragt. Sie war wohl auch die einzige Frau, die Khomeini vor das Mikrofon bekam.

Danach wurde es still um die Fallaci, die sich immer mehr in den USA aufhielt. Mit ihrem jüngsten Buch »La rabbia et l'orgoglio« (»Die Wut und der Stolz«), das unter dem Eindruck der Anschläge in den USA geschrieben wurde, hat sie sich mit einem Paukenschlag zurückgemeldet. Gegen dieses Buch ist der in Bahamas nachgedruckte Text noch direkt liberal. In »La rabbia et l'orgoglio« läßt die Autorin ihrem Haß auf Flüchtlinge und Einwanderer freien Lauf. Da überfluten Muslime Europa »und vermehren sich wie Ratten«. Doch Fallaci weiß, wie man mit diesen Menschen umgehen soll: »In Reih und Glied stellen, zu einem Hafen oder Flughafen schaffen und zurückschicken«. Sie bekennt auch, daß sie selber ein Protestzelt, in dem somalische Flüchtlinge gegen ihre Illegalisierung in der Innenstadt von Florenz protestierten, in Brand gesteckt hätte, wenn nicht die Behörden mit einer Räumung zuvorgekommen wären.

Auch auf die Europäische Union ist die Autorin nicht gut zu sprechen, weil sie Italien Kultur, Sprache und Identität rauben würde. Alles klassische Themen der Rechten, die wohl nicht wenige der über eine Million Käufer dieses Pamphlets allein in Italien ausmachen dürften. Wenn in dem Buch Italiens Regierungschef Berlusconi kritisiert wird, dann von rechts. So wirft sie ihm vor, seine Bemerkung von der angeblichen Überlegenheit der abendländischen Kultur nach heftigen Protesten zurückgenommen zu haben.

Im August soll das Buch auch auf deutsch erscheinen. Eigentlich müßte die antifaschistische Linke schon in Abwehrstellung gegangen sein. Doch bisher ist davon nichts zu hören. So gab es bisher auch keine wahrnehmbaren Proteste, daß ausgerechnet Bahamas Fallaci bedingungslos verteidigt. Wenn der Verteidigungsminister »wegen Auschwitz« auf dem Balkan Krieg führt, kann man Hetze gegen Flüchtlinge eben auch mit antifaschistischer Entschlossenheit begründen. In Frankreich dagegen wollte die der jüdischen Community nahestehende Liga gegen Rassismus und Antisemitismus gemeinsam mit zwei weiteren Antirassismusorganisationen den Vertrieb des Buches per einstweiliger Verfügung untersagen. Die Pariser Richter mochten allerdings nicht im Eilverfahren entscheiden. Bis zur Eröffnung des Hauptverfahrens im Juli zumindest wird das Buch auf dem Markt bleiben. Die Kläger und ihre Anwälte vergleichen Fallacis Buch mit der antisemitischen Massenliteratur der 30er Jahre.

[Junge Welt vom 13.7.2002]
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Ergänzungen

Bahamas jagen

13.07.2002 - 22:35
Bahamas jagen - Antiimps zerschlagen ;-)

Schöner Text

Tom 13.07.2002 - 22:44
Peter Novak macht aber einen Fehler. AUch er versucht Juden für seine Anschauungen zu instrumentalisieren. Die Bahamas machen das um sich als die besseren (Anti) Deutschen zu fühlen, Stoiber und Co. unterstützen Israels Politk, um ein Feigenblatt für ihre ausländerfeindliche Politik zu haben und Peter Novak erwähnt irgendwelche französischen jüdischen Organisationen, um sich gegen Vorwürfe wegen Antisemitismus abzusichern. Mal ehrlich, Juden für bessere oder menschenrechtlich geeignetere Menschen zu halten ist reichlich blöd. Sie sind Menschen wie alle anderen. Und im Moment verhalten sich 90 Prozent der Juden in Europa zum Thema Palästina, wie 90 Prozent der Türken vor ein paar Jahren zum Thema Kurdistan. Es ist wohlbekannt, daß bei der großen ISrael Demo in Paris vor 2 Monaten "Araber raus aus Frankreich" gebrüllt wurde und Le Pen längst nicht mehr die Bete Noir ist, seit er in Erinnerung an selige Zeiten als Folterer in Algerien, die Ähnlichkeit von ALgerien und Palästina erkannt hat. Ich glaube kaum, daß man den Stempel irgendeiner französischen jüdischen Organisation braucht, um Oriana Fallaci als Faschistin zu characterisieren. Schade, daß selbst Novak denkt, es tun zu müssen

14.07.2002 - 00:01
Novak instrumentalisiert doch nicht, oder? Die Mitteilung, dass sich juedische Gruppen gegen ein Buch wehren ist doch wohlokay!

wer liest schon die bahamas

kein leser 14.07.2002 - 01:10
novak fragt, warum noch kein sturm der entrüstung gegen die bahamas ausgebrochen ist. antwort: da kaum ein progressiver mensch heutzutage noch die bahamas liest, kennt auch kaum jemand all die schlimmen sachen die drinne stehen. ergo kann keine abwehrstellung eingenommen werden.

Instrumentalisierung

Tom 14.07.2002 - 04:12
Instrumentalisierung ist das falsche Wort. Daß er jedoch ausgerechnet eine jüdische Organisation nimmt, um sich abzusichern, beweist, daß auch bei ihm der gesunde Menschenverstand aussetzt, wenn es um Israel geht. Also: Statt einfach das offensichtliche auszusprechen, glaubt er, dies nur durch Zitat einer jüdischen Organisation tun zu dürfen. Genauso absurd, als hätte er während der Apartheid eine weißen Zeugen haben müssen, um sich gegen Vorwürfe abzusichern, er sei ein Antiweißer Rassist. - Weil dies selbst jemand wie Novak glaubt tun zu müssen, haben die Bahamas eine gewisse Macht, obwohl sie niemand liest. Das ist das tragische an der heutigen Situation. Denn dem inherenten Rassismus der Bahamas Jungs wird nicht mit der nötigen Vehemenz entgegengetreten, obwohl es angesichts der muslimischen Minderheit hier im Land dringend nötig wäre. Machen wir uns nichts vor: Wenn die Bundeswehr im Irak mitmacht, werden auch hier alle rassistischen Kaliber gezogen werden. Die von Justus Wertmüller hochgelobte Bildzeitung fängt schon jetzt damit an. Und die Linke hat immer noch Angst vor dem Antisemitismus Vorwurf, dabei geht es hier schlicht und einfach um Apartheid.

14.07.2002 - 04:49

@ tom, schau Dir nochmal an,...

pablo 14.07.2002 - 04:59
... was Du in Deinem ersten Posting schreibst:

" Und im Moment verhalten sich 90 Prozent der Juden in Europa zum Thema Palästina, wie 90 Prozent der Türken vor ein paar Jahren zum Thema Kurdistan"

Aussagen wie diese zeigen immer wieder, dass viele, die sich für aufgeklärt halten, Antisemitismus weit von sich weisen (und im schlimmsten Fall noch alle als "Rassisten" beschimpfen, die diesen Vorwurf erheben), vieles einfach nicht zuende gedacht oder begriffen haben.

... und setz das dann mal mit der Aussage deines letzten Postings in Verbindung ("Denn dem inherenten Rassismus der Bahamas Jungs ... ".

Mein Lesetip für Dich:
Die Wut hinter der Maske - Vom latenten und vom manifesten Antisemitismus: Versuch über das "deutsche Schweigen"

 http://forum.myphorum.de/read.php?f=7773&i=109&t=38#reply_109

tja ...

M. 14.07.2002 - 07:09
Nun, es ist sicherlich zu kritisieren, wenn die Bahamas (oder eins anderes Medium) Texte einer Person abdruckt, die sich nationalistisch und rassistisch äußert. An dem einleitenden Zitat des Nowak-Artikels:

»Ich finde es beschämend, daß so viele Italiener, so viele Europäer sich zu Vasallen des Herrn Arafat machen (...) Diese Null, die dank der Gelder der saudischen Königsfamilie den Dauer-Mussolini gibt und der in seinem Größenwahn glaubt, als der George Washington Palästinas in die Geschichte einzugehen. Dieser Halbanalphabet, der, wenn man ihn interviewt, nicht in der Lage ist, einen kompletten Satz, geschweige denn eine sinnvolle Aussage fertig zu bringen (...) Dieser Pseudo- Guerillero, der wie Pinochet immer nur Uniform und niemals Zivil trägt, und der dessen ungeachtet noch niemals an einem Gefecht teilgenommen hat. Er ließ immer und läßt noch Krieg führen. Nicht zuletzt gegen die armen Seelen, die an ihn glauben. Dieser pompöse Stümper, der sich in der Rolle des Staatsoberhaupts gefällt, ließ die Verhandlungen von Camp David scheitern, die Clinton-Initiative: Nein-Nein-Jerusalem-das-ich will-alles-haben-für mich. Dieser notorische Lügner, den ein Hauch von Glaubwürdigkeit nur dann umgibt, wenn er (im Privaten) Israel das Existenzrecht bestreitet (...) Dieser ewige Terrorist, der sich nur auf Terrorismus versteht, der damals, als ich ihn interviewte, RAF-Terroristen ausbildete. (...)«

ist aber durchaus einiges dran, was den Abdruck des Artikels in der Bahamas zumindest verständlicher macht; v.a. wenn mensch bedenkt, dass ja gegen größtenteils unkritische Pali-Soli samt einem Abfeiern des korrupten und machtgeilen Diktators Arafat in der Linken vorgegangen werden muss. Dass die Bahamas dann eben in die andere Richtung überzieht (und dabei fast so bescheuert und mindestens genauso einseitig argumentiert wie die bekämpften "Antiimps") liegt so ziemlich in der Natur der Sache; auch wenn es diese deshalb nicht besser macht ...

Lese ich da Relativierungen heraus?

14.07.2002 - 07:27
"...aber durchaus einiges dran, was den Abdruck des Artikels in der Bahamas zumindest verständlicher macht; v.a. wenn mensch bedenkt, dass ja gegen größtenteils unkritische Pali-Soli samt einem Abfeiern des korrupten und machtgeilen Diktators Arafat in der Linken vorgegangen werden muss."
Wie jetzt? Rassitische Hetze und Zusammenrabeit mit Nazis, weil gegen die Pali-Soliszene vorgegangen werden muss? (Wobei für Bahamas ja alles Pro-Pali ist, was Bahamas kritisiert - rassistische schwarzweiss-Ideologie)
So einfach find ich das nicht. Sowohl die Bahamas, wie auch die Palisoliszene hat nichts mit progressiven Ideen zu tun.
Peter Nowak ist eh ein Stalinist, der heute so und morgen so schreibt. Beim Anti-Indy-Artikel hat er noch voll den antideutschen raushängen lassen.
Der Szene-Sumpf ist schon ekelhaft...

Sommertheater

javier santana 14.07.2002 - 12:58
Nur weil Frau Fallaci Herrn Arafat durchschaut hat, heißt das noch lange nicht, daß sie in allen Punkten ernstzunehmen ist. Ich vermute mal, daß sie das Bedürfnis einiger Leute nach Polemik befriedigt. Wer's braucht...

Daß aber Kritik an Frau Fallaci ausgerechnet von Herrn Nowak in der jungen Welt formuliert wird, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Die junge Welt hat selbst Interviewpartner, die sie heute verschämt mit dem Mantel des Schweigens bedeckt. Hier ein Beispiel:  http://www.jungewelt.de/2002/04-11/014.php - Jamal Karsli - interviewt von jenem Herrn Nowak, der jetzt Frau Fallaci kritisiert.

Hier die, da wir?

Gen. 14.07.2002 - 15:01
Ich kenne das buch der zitireten frau nicht. muss ich auch nicht, denn was sie in dem in der b. veröffentlichten zitat schreibt, läßt ja schon auf so einiges schließen. die gleichsetzung arafats mit mussolini und ähnliche polemiken, dienen ja nur einer wahrnehmnung, die einen faschisten aus dem kleinbürgerlichen führer arafat machen soll. dass die RAFler dann auch nur noch terroristen sind ist nur konsequent und passt ins bild einer linke, die ihre eigene geschichte konsequent verdrängt oder nicht kennt. ich frage mich zu welchen stilblüten sich das noch ausbilden wird?

zu "Relativierungen"

M. 14.07.2002 - 15:04
>> Wie jetzt? Rassitische Hetze und Zusammenrabeit mit Nazis, weil gegen die Pali-Soliszene vorgegangen werden muss? (Wobei für Bahamas ja alles Pro-Pali ist, was Bahamas kritisiert - rassistische schwarzweiss-Ideologie)
So einfach find ich das nicht. Sowohl die Bahamas, wie auch die Palisoliszene hat nichts mit progressiven Ideen zu tun.
Peter Nowak ist eh ein Stalinist, der heute so und morgen so schreibt. Beim Anti-Indy-Artikel hat er noch voll den antideutschen raushängen lassen.
Der Szene-Sumpf ist schon ekelhaft... <<

Du sagst es; krasse Anti-D´s und krasse Antiimps sind etwa gleich bescheuert. Wo da ´ne Relativierung sein soll, kann ich nicht nachvollziehen. Bei (solchen) Auseinandersetzungen ergibt es sich meist, dass beide Seiten um sich vor sich selbst und vor anderen zu profilieren, immer heftigeres und unsinnigeres Zeux vertreten und auch die BündnispartnerInnen und Bezugsobjekte immer seltsamer werden (fundamentalistische Palis einerseits; Leute wie z.B. Fallaci oder auch George Bush andererseits.)
Nun ist es aber so, dass in "der" deutschen Linken lange Zeit eine total einseitige Pali-Soli geherrscht hat, die sich teilweise bis heute fortsetzt; das sieht mensch z.B. daran, dass Nowak sich zu Beginn seines Textes ausgerechnet über ein Arafat-ktitisches Zitat empört, was - wenn auch polemisch - ja durchaus der Realität nahekommt. Diese Pali-Soli (inhaltlich) zu bekämpfen war und ist durchaus nötig; die Bahamas versuch(t)en es eben per Schocktherapie und warfen und werfen mit "Analysen" um sich, die ein Gegenwicht darstellen, welches freilich genauso unsinnig ist (und sein muss).
Meine Hoffnung ist nun, dass diese Polarisierung zeigt, wie schwachsinnig diese beiden Extrempositionen sind, was ja durchaus stattfindet: kaum jemand in "der" Linken fordert mehr Kriege zur Ausbreitung "der Zivilisation" und zum Glück immer weniger wollen Israel zerstören.

@Pablo

Tom 14.07.2002 - 15:08
Statt konkret zu werden, der Antisemitismusvorwurf, der dann durch einen Eurer esoterischen Texte belegt werden soll.
Das türkische Militär ging mit ähnlichen Methoden gegen die Kurden vor, wie die ISraelis jetzt gegen die Palästinenser. Und die Mehrheit der Türken war genauso wenig imstande, der offziellen Indokrination etwas entgegenzusetzen, wie heute die Mehrheit der Israelis. Was die Gewalt zwischen den Gruppen außerhalb der Türkei angeht: Die war noch schlimmer. Es gab allein in Berlin mindestens drei Tote obwohl türkische Einrichtungen rund um die Uhr bewacht wurden. Das sagt nichts über Öcalan oder Arafat aus. Der eine ein Stalinist schlimmster Sorte, der andere ein machtgeiler, alter Mann der sich erst zum Quisling machen ließ und dann als der Druck unerträglich wurde, wieder den Helden mimt.
Rassistische Verblendung ist in einer Bürgerkriegssituation leider die Norm. Warum man sich eine solche allerdings zu eigen machen muß, ist mir schon nicht mehr so klar. Sicher ist uns die israelische Gesellschaft kulturell näher, aber das waren die Weißen Südafrikas auch.
Trotzdem kein Grund Apartheid zu unterstützen

originaltext

soli 14.07.2002 - 15:33
Bei dem hier in Auszügen übersetzten Text handelt es sich um einen Exklusivtext von Oriana Fallaci für die Zeitschrift „Panorama“ (16.4.2002), eine Art italienischer „Stern“. „Panorama“ ist ein übles, allerdings weit verbreitetes und durchaus für die italienische Presse repräsentatives, antisemitisches Schmierfinkenblatt, dessen Startcartoonzeichner Forattini jederzeit beim „Stürmer“ hätte anheuern können. Die Ausgabe, in der Fallacis Text erschien, wird von einem Forattini-Machwerk eingeleitet, das einen von Juden gekreuzigten Papst zeigt, der sich darüber beschwert, daß er, das Opfer der jüdischen Aggression gegen das heilige Land, des Antisemitismus (wie von Fallaci im Heft!) geziehen wird. Daß Fallaci diesen Text überhaupt plazieren konnte, verdankt sie ihrer Popularität, die wieder sämtliche Neid- und Wadenbeißer des italienischen wie europäischen Feuilletons auf den Plan gerufen hat; sie fielen noch widerwärtiger aus als die Reaktionen auf Fallacis Intervention im Gefolge des 11.9.: „La Rabbia e lÓrgoglio“ (Der Zorn und der Stolz) ausfielen, einem Text, in dem sie dazu aufrief, den Gotteskriegern mit antifaschistischer Entschlossenheit militärisch entgegenzutreten. Fallaci stand – gerade in der Linken - nicht immer so allein, wie sie es heute ist: Die 71-jährige hatte es einst zu Weltberühmtheit gebracht, als Kriegsberichterstatterin aus Vietnam und dem Libanon; in kaum einem „fortschrittlichen“ Bücherschrank fehlt „Ein Mann“, ein teils autobiographischer Roman über den Widerstand gegen das griechische Obristenregime.


Oriana Fallaci:
Ich finde es beschämend, daß in Italien Umzüge stattfinden, auf denen als Selbstmordattentäter Verkleidete infame Verwünschungen Israels herausschreien, Fotographien hochhalten, auf denen führende Israelis mit einem Hakenkreuz auf der Stirn versehen sind, und die Öffentlichkeit zum Judenhaß aufstacheln. (...) Ich finde es beschämend, daß die katholische Kirche einem Bischof, der obendrein im Vatikan residiert, erlaubt an diesem Umzug teilzunehmen, nachdem dieser falsche Heilige in Jerusalem mit einem Arsenal von Waffen und Sprengstoff, das er in Geheimfächern seines heiligen Mercedes versteckt hatte, erwischt worden war. Derselbe stellt sich auf diesem Umzug vors Mikrophon und dankt im Namen Gottes den Selbstmordattentätern, die Juden in Pizzerien und Supermärkten massakrieren, und nennt sie „Märtyrer, die in den Tod wie zu einem Fest gehen“. (...)
Ich finde es beschämend, daß sie [unsere Priester] sich auf die Seite derer stellen, die den Terrorismus beweihräuchern, der uns in Flugzeugen, auf Flughäfen, bei Olympiaden tötet und der sich heute damit beschäftigt, westliche Journalisten dahinzumetzeln, sie zu erschießen, zu vergewaltigen, ihnen die Kehle durchzuschneiden, sie zu köpfen. (Nach dem Erscheinen von La Rabbia e l´Orgoglio drohte mir ein Unbekannter an, dasselbe mit mir machen. Er zitierte Koransuren und forderte seine „Brüder“ in den Moscheen und islamischen Gemeinden auf, mich im Namen Allahs zu bestrafen, mich zu töten, sogar mit mir zu sterben.) (...)
Ich finde es beschämend, daß die staatlichen Fernsehsender zum antisemitischen Ressentiment beitragen, (...) daß in ihren Talk-Shows eben die Turban oder Pilgermützen tragenden Schurken mit großer Hochachtung und Gastfreundschaft behandelt werden, die den Anschlag von New York lobpreisen wie sie heute die Anschläge in Jerusalem, Haifa, Netanya und Tel Aviv lobpreisen. (...) Ich finde es beschämend, daß die Presse das gleiche macht (...), daß man es für richtig hält, der Zahl der seit Beginn der zweiten Intifada getöteten Israelis (derzeit 412) einen Beigeschmack von Alltäglichkeit zu verleihen, indem man in Fettdruck herausstrich, daß schließlich im israelischen Straßenverkehr mehr Juden sterben (600 pro Jahr).
(...)
Ich finde es beschämend, daß nahezu die ganze Linke, jene Linke, die vor zwanzig Jahren auf einer Gewerkschaftsdemonstration gestattete, daß eine Bahre vor die Römische Synagoge gelegt wurde (eine Warnung, wie sie für die Mafia typisch ist), den Beitrag der Juden am antifaschistischen Kampf vergessen macht, (...) von den 75 unter 350 in Fosse Ardeatine Getöteten zu den ungezählten anderen, die unter der Folter, im Gefecht oder vor den Exekutionskommandos ihr Leben ließen. Ich finde es beschämend, daß auch, ja sogar hauptsächlich die Linke daran schuld ist (man denke an die Linke, die ihre Kongresse damit eröffnet, dem italienischen PLO-Vertreter, dem Führer der Palästinenser, die die Zerstörung Israels wollen, zu applaudieren), daß die Juden in den italienischen Städten wieder Angst haben müssen. Dasselbe gilt in französischen, niederländischen, dänischen und deutschen Städten. (...)
Ich finde es beschämend, daß die üblichen Opportunisten, die üblichen Aasgeier, die wie immer der Dummheit, der Gemeinheit und der Ehrlosigkeit, also ihrer eigenen, höchst eigennützigen Form der Politischen Korrektheit gehorchen, das Wort Frieden ausbeuten. Daß sie im Namen des Friedens, eines Wortes, das jetzt schon mehr besudelt ist als die Worte Liebe und Menschlichkeit, den einseitigen Haß und die einseitige Bestialität schönreden. Daß im Namen eines Pazifismus (sprich Konformismus), der das Geschäft gefühliger Schwätzer und Hofnarren ist, die einst die Füße Pol Pots leckten, verwirrte, naive und furchtsame Menschen aufgehetzt werden. Daß diese getäuscht, verdorben und ein halbes Jahrhundert zurückversetzt werden, d.h. in die Ära des gelben Sterns am Mantel. Den Scharlatanen bedeuten dabei die Palästinenser genausoviel wie mir die Scharlatane. Nämlich nichts.
Ich finde es beschämend, daß so viele Italiener, so viele Europäer sich zu Vasallen des Herrn Arafat machen (...) Diese Null, die dank der Gelder der saudischen Königsfamilie den Dauer-Mussolini gibt und der in seinem Größenwahn glaubt als der George Washington Palästinas in die Geschichte einzugehen. Dieser Halbanalphabet, der, wenn man ihn interviewt, nicht in der Lage ist, einen kompletten Satz, geschweige denn eine sinnvolle Aussage fertig zu bringen (...) Dieser Pseudo-Guerillero, der wie Pinochet immer nur Uniform und niemals Zivil trägt, und der dessen ungeachtet noch niemals an einem Gefecht teilgenommen hat. Er ließ immer und läßt noch Krieg führen. Nicht zuletzt gegen die armen Seelen, die an ihn glauben. Dieser pompöse Stümper, der sich in der Rolle des Staatsoberhaupts gefällt, ließ die Verhandlungen von Camp David scheitern, die Clinton-Initiative: Nein-Nein-Jerusalem-das-ich will-alles-haben-für mich. Dieser notorische Lügner, den ein Hauch von Glaubwürdigkeit nur dann umgibt, wenn er (im Privaten) Israel das Existenzrecht bestreitet (...) Dieser ewige Terrorist, der sich nur auf Terrorismus versteht, der damals, als ich ihn interviewte, RAF-Terroristen ausbildete. (...) Heute bildet er Kinder zu Selbstmordattentätern aus. Dieser Räuberhäuptling, der seine Frau nach Paris schickt, ausgestattet und hofiert wie eine Königin, der hingegen sein Volk in der Scheiße hält. Aus dieser Scheiße holt er einzelne nur, um sie zu Sterben, zum Töten und Sterben, zu schicken.
(...)
Ich finde all das beschämend und sehe darin den Ursprung eines neuen Faschismus, eines neuen Nazismus. Ein Faschismus, ein Nazismus, umso finsterer und abscheulicher, wie er von jenen angeführt und hochgepäppelt wird, die scheinheilig auf Gutmensch, auf fortschrittlich, auf kommunistisch, auf pazifistisch, auf katholisch und christlich machen und die die Stirn haben, mich, die die Wahrheit herausschreit, Kriegstreiber zu nennen. Ich bin niemals sanft mit dem tragischen, geradezu shakespearianischen Sharon umgegangen. („Ich weiß, daß Sie gekommen sind, um sich einen Skalp an den Gürtel zu hängen“, murmelte er fast traurig, als ich ihn 1982 interviewte). Mit den Israelis bin ich oft hart ins Gericht gegangen, und habe die Palästinenser in der Vergangenheit manches mal verteidigt. Vielleicht mehr als sie es verdient hatten. Aber ich stehe auf Seiten Israels, auf Seiten der Juden. Dort stehe ich, wie ich es von klein auf tat, d.h. in der Zeit, als ich mit ihnen kämpfte, und die Anne Marias erschossen wurden [A.M. Enriques Agnoletti, eine jüdische Freundin Fallacis, wurde am 12.6.1944 in Florenz von Deutschen getötet]. Ich verteidige ihr Existenzrecht, ihr Recht zur Selbstverteidigung, ihr Recht, sich nicht ein zweites Mal vernichten lassen zu müssen. Angeekelt vom Antisemitismus so vieler Italiener, so vieler Europäer, schäme ich mich für diese Schande, die mein Land und Europa entehrt. Im besseren Falle ist es nicht eine Staatengemeinschaft, sondern ein Sumpf voller Gestalten wie Pontius Pilatus. Und auch, wenn alle Bewohner dieses Planeten darüber anders dächten, werde ich weiterhin so und nicht anders denken.

Alle Arten von Diskriminierung angreifen!

grad nicht so wichtig ... 14.07.2002 - 16:27
Es ist zwar nur ein Nebenaspekt, aber auch interessant: Der Begriff "Halbanalphabet". Das ist Sozialrassismus, die Abwertung weniger nützlicher/leistungsfähiger Menschen. Zwar ist es in den Linken weit verbreitet, immer nur ein oder zwei Hauptwidersprüche gleichzeitig "verarbeiten" zu können, aber das ständige Diskrimieren aufgrund dieser Verkürzungen bleibt scheiße!

@Soli

Tom 14.07.2002 - 16:54
Oriana Fallaci hatte schon immer eine fatale Neigung zu starken Männern. Wie schrecklich der arme Scharon zu leiden hat. Und wie gefährlich diese Muslims sind. Überall diese Fanatiker in unserem schönen Europa!!!!!Und wie harmlos frauenfreundlich sind wir.
So lange es Unterdrückung gibt, gibt es Widerstand. Solange Israel die Westbank und den Gazastreifen besetzt werden sich die Menschen mit allen Mitteln wehren. Einen Partisanenkrieg kann man nicht gewinnen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Die Zivilbevölkerung ausrotten oder sie vertreiben. Scharon und sein Kabinett liebäugeln mit der zweiten Möglichkeit. Beim nächsten Nahostkrieg werden sie die Gelegenheit wahrnehmen.
Und Bush wird sanft kritisieren, aber Scharon gewähren lassen. Ihr werdet jubeln.

jungle World 5.6.02 über Oriana Fallaci

14.07.2002 - 18:02
Für Raffaello und Parmesan

Oriana Fallaci entdeckt den islamischen Faschismus im Metzgerladen um die Ecke. von bernhard schmid

 http://www.jungle-world.com/_2002/24/22a.htm

Nowak lügt also oder hat keine Ahnung wenn er schreibt:

14.07.2002 - 18:13
"Eigentlich müßte die antifaschistische Linke schon in Abwehrstellung gegangen sein. Doch bisher ist davon nichts zu hören. So gab es bisher auch keine wahrnehmbaren Proteste, daß ausgerechnet Bahamas Fallaci bedingungslos verteidigt."

@soli , solidarität mit rassisten ?!

bob mob . 14.07.2002 - 18:19
schön , du fühlst dich also genötigt die rassistin fallaci und das reaktionäre drecksblatt bahamas zu verteidigen , ihr gemeinsamer kreuzzug richtet sich ja auch nur gegen orientalische migranten die sich "wie ratten vermehren" .

@ tom: Geichsetzung

pablo 14.07.2002 - 19:08
Deine Aussage impliziert eine Gleichsetzung von Israelis und Juden in Europa.
Weshalb sollen sich Juden in Europa überhaupt in besonderer Weise zur "Palestinafrage" äußern? Diesem Ansatz liegen antisemitische Denkstrukturen zu Grunde.
Wäre doch auch absurd, wollte ich jedem Christen eine Stellungnahme z.B. zu den jüngsten Vertuschungsversuchen des Vatikan abverlangen, oder?

P.S.: Was an dem Beitrag von Salomon Korn esoterisch ist, müßtest Du mir schon erklären...

@novak lügt

Tom 14.07.2002 - 19:29
Was denn, wieso lügt er? In der Jungle World wird folgende Passage aus der Fallaci zitiert:"Die Italiener und die anderen Europäer haben jedoch die SS und Schwarzhemden der bin Ladens in ihren Städten und Dörfern und Büros und Schulen. In ihrem täglichen Leben, in ihrem Vaterland. Sie sind überall, die neue SS, die neuen Schwarzhemden. Beschützt durch den Zynismus, den Opportunismus, die Berechnung, die Dummheit jener, die sie als kleine Heilige darstellen."
Zusammen mit eurer
Das könnte doch glatt von euch sein. Nicht so bescheiden. Ihr tut doch auch so, als seien die Palästinenser die neue SS. Außerdem: Euer großer Theoretiker Wertmüller hat doch schon richtig bemerkt, daß die Springerpresse mit ihrer Verharmlosung der israelischen Apartheidpolitik und Ihrer Hetze gegen Muslime der einzige "objektive" Teil der büergerlichen Presse sei (wobei er sich leider täuscht, die anderen halten es genauso, bloß nicht ganz so kraß). Da solltet Ihr euch doch freuen, daß Ihr eine so sprachmächtige Mitstreiterin gewonnen habt. Die Bild "Wir kämpfen für Dich" ist für euch Studis ja wohl doch etwas peinlich.
Ihr irrt Euch, wenn Ihr glaubt, als angebliche "Kämpfer für Israel" könne man kein Rassist sein, da ja Hitler, der Oberrassist, die Juden vernichtet hat. Das ist als könne die CSU nicht ausländerfeindlich sein, weil sie ihre Repräsentanten auf Proisrael Demos schickt.
Mit eurer "Logik" könntet Ihr im Pentagon als Pressesprecher arbeiten. Vielleicht kriegen ja schon einige von euch Kohle. Bessere Propagandisten für den nächsten Krieg im Nahen Osten kann man sich jedenfalls nicht vorstellen.

@Pablo

Tom 14.07.2002 - 20:17
Ich habe den Artikel von Korn nicht gelesen. Warum soll ich mich durch einen Text wühlen, wenn Du nicht imstande bist, Deine Anwürfe selbst zu belegen? Entweder hast Du Korn nicht verstanden und kannst damit nicht in zwei, drei Sätzen ausdrücken, warum es geht oder aber, und das vermute ich, Du kannst es nicht ausdrücken, weil Dein Antisemitismusvorwurf Blödsinn ist. Ich soll also anhand irgendeines Textes von dritter Seite gefälligst selbst herausfinden, in welcher Form ich mich angeblich antisemtisch geäußert hätte. Aber warum sollte ich das tun? Von Dir stammt der Vorwurf, nicht von mir.
Dein nächster Vorwurf ist schon konkreter. "Deine Aussage impliziert eine Gleichsetzung von Israelis und Juden in Europa.
Weshalb sollen sich Juden in Europa überhaupt in besonderer Weise zur "Palestinafrage" äußern? Diesem Ansatz liegen antisemitische Denkstrukturen zu Grunde.
Wäre doch auch absurd, wollte ich jedem Christen eine Stellungnahme z.B. zu den jüngsten Vertuschungsversuchen des Vatikan abverlangen, oder?"
Blödsinnige rhetorische Frage. Auf einem falschen Axiom aufbauend versucht Du mir Antisemitismus anzuhängen. Du tust so als würden sich Juden in Europa nicht in besonderer Weise mit Israel identifizieren. In Wirklichkeit identifiziert sich die Mehrheit (oder zumindest ihre Repräsentanten) so eindeutig mit Israel wie sich Deutsch-Türken in ihrer Mehrheit mit der Türkei und Deutsch-Palästinenser mit Palästina identifizieren.
Nicht mehr und nicht weniger. Sie beziehen im Nahostkonflikt eindeutig Stellung, so wie Kroaten und Serben, Türken und Kurden auch eindeutig Stellung bezogen haben. Das ist alles was ich gesagt habe. Weiter: Nachdem Du so getan hast, als hätten die jüdischen Repräsentanten hier keine Lust mit Israel identifiziert zu werden,tust Du als nächstes so, als würde ich Ihnen irgendwelche Stellungnahmen abverlangen, zu etwas mit dem die nichts zu tun hätten. An keiner Stelle habe ich Ihnen irgendeine Stellungnahme abverlangt. Ich konstatiere einfach: Sie tun es selbst und werden damit Teil des Konflikts. Sie stellen sich eindeutig auf die Seite der Unterdrücker und Besetzer. Jeder der auf die einfache Tatsache hinweist, daß Entrechtung Gewalt bei den Entrechteten hervorruft, wird als Antisemit beschimpft. Jeder Jude, der sich gegen die Verbrechen wendet, die in seinem Namen (ISrael übernimmt ungefragt die Repräsentation von Juden in aller Welt) passieren, wird übelst beschimpft. Sie negieren die Aktionen der IDF und tun so, als wäre der Widerstand der Palästinenser dasselbe wie die Aktionen der SS im zweiten Weltkrieg. Das ist schändliche Instrumentalisierung und Verharmlosung des Holocaust.
Kannst Du Dir in Deutschland unter den Nazis vorstellen, daß man eine Gruppe von Juden begeistert begrüßt hätte? Wohl kaum. Lies Indymedia Israel: Obwohl die IDF es zu verhindern sucht, um die Unmenschlichkeiten zu verbergen, die israelische Soldaten gegen unbewaffnete Zivilisten begehen, gelingt es Leuten aus der israelischen Friedensbewegung immer wieder trotz der Verbote in die besetzten Gebiete zu gelangen und oh Wunder, die ach so antisemitischen Palis empfangen diese Leute mit Begeisterung.

@ Tom:

pablo 14.07.2002 - 20:55
"Ich habe den Artikel von Korn nicht gelesen."
Schade. Ist garnichtmal so lang und in einfachen Sätzen geschrieben.

"Warum soll ich mich durch einen Text wühlen,..."
Ich habe keine Lust, immer und immer wieder dasselbe darzustellen und verwies der Einfachheit halber auf den Text. Aber offenbar geht es Dir nicht um Erkenntnisgewinn, sondern um Behauptung. Damit ist von meiner Seite aus jedes weitere Wort überflüssig...

[Interessant übrigens, wie im Laufe der Diskussion Deine Begriffe mutieren: waren es am Anfang noch alle Juden in Europa, sind es jetzt nur noch irgenwelche Repräsentanten]

@Pablo

Tom 14.07.2002 - 22:06
Mit euch ist es immer das gleiche. Sobald Ihr eure Vorwürfe konkretisieren sollt, wird auf irgendwelche Texte verwiesen, die man zu lesen habe. Das habe ich bei den Diskussionen hier schon x-mal erlebt. Diskussionen mit Euch ähneln Diskussionen mit religösen Fanatikern. Beispiel: Angenommen ich zweifel gegenüber einem Muslim an das Mohamed Allahs Prophet war, dann verweist er mich auf den Koran. Den soll ich erst mal lesen, sondern kapiere ich nichts. So ist es mit Euch: Man soll erst mal eure Version dessen schlucken, was angeblich Antisemitismus ist. Der gesunde Menschenverstand sagt, es sei Feindschaft gegen Juden an sich. Da Ihr das nicht nachweisen könnt, muss man sich erstmal stundenlang mit euren heiligen Texten beschäftigen. Mit jener intellektuellen Akrobatik, die vor Jahrhunderten von den Jesuiten entwickelt wurde, macht Ihr aus x y und aus einem verzweifelten Palästinenser einen SS-Mann und aus jedem der euch widerspricht einen Antisemiten. Aus ein paar Axiomen ein Gedankengebäude zu errichten, das nur bei Glauben an die Axiome Bestand hat ist typisch für jede Art von Wahn. UFO-Gläubige (glaubt man daran werden aus runden Wolken fliegende Untertassen), Astrologiegläubige (glaubt man an die Sterne findet man immer zufällige Korrelationen, die dann für wahr gehalten werden) Antisemitismusgläubige (Einige Juden haben Macht, daher haben alle Juden Macht) gehören in den Bereich des weltlichen Wahns. Wegen der Ähnlichkeit mit dem religiösen Wahn, nennt man euch eine Politsekte. Doch anders als bei irgendwelchen religiösen Fanatikern, die meist nur abnerven, kann politischer Wahn unangenehme Konsequenzen haben. 12 Jahre Tausendjähriges Reich haben gezeigt, daß man so was nicht unterschätzen sollte. Bis jetzt habt Ihr immerhin schon eine Reihe Linker, die nicht eurer Meinung waren, öffentlich denunziert und ich frage mich, wie weit Ihr eure Provos noch treiben werdet. Das gefährliche an Euch ist, daß eure Art des Rassisimus spätestens bei dem absehbaren nächsten Golfkrieg regierungsoffiziell sein wird. Und dann werden Eure Provos für die Bullen noch viel willkommener sein, als sie es jetzt schon sind

@tom - was ist antisemitismus

15.07.2002 - 01:40
ZITAT "Man soll erst mal eure Version dessen schlucken, was angeblich Antisemitismus ist. Der gesunde Menschenverstand sagt, es sei Feindschaft gegen Juden an sich."
leider ist das etwas komplizierter mit dem antisemitismus als sich der "gesunde menschenverstand" so denkt. möllemann und walser sagen auch, sie sind keine antisemiten. aber antisemitismus ist eine ansammlung von vorstellungen über juden, die in den letzten 2000 jahren entstanden sind: angefangen mit gottesmord, über ritualmord, brunnenvergiftung, wucher, identifikation des judentums mit "moderne" oder "kapitalismus" oder mit einigen phänomenen, wie pressemacht, weltverschwörung.... hinzu kam die rassentheorie, dann gab es sexuelle komponenten etc. etc. alle diese vorstellungen spuken in unterschiedlicher zusammensetzung noch heute in den köpfen vieler menschen rum, auch solchen, die sich selber nicht als antisemiten bezeichnen würden. ein beispiel ist möllemann, der mit seiner aussage, die friedman schüre antisemitismus durch sein verhalten, ein ganz klassisches antisemitisches muster bedient hat: der antisemit sieht sich als opfer, der jude ist der täter, antisemitismus eine notwehr.
zu den ganzen "klassischen" stereotypen kommt nach dem holocaust noch v.a. in deutschland ein phänomen, dass als "sekundärer antisemitismus" oder bezeichnet wird, von broder sarkastisch so zusammengefasst: "die deutschen werden den juden auschwitz nie verzeihen". also: der holocaust stört die deutsche "normalisierung". deshalb werden dann auch nazi-verbrechen relativiert und israel=nazi gesagt, um die deutsche schuld zu relativieren.

auch in der brd-linken gab es varianten davon, verbunden mit antizionismus. inwiefern antizionismus antisemitismus ist, ist heftig umstritten, aber es gibt vieles, was dafür spricht: zionismus ist eine besondere nationalideologie, und die linken nennen sich sonst meistens antifa, antira, antisexistisch, antikapitalistisch. indem zionismus neben diese allgemeinen phänomene gestellt wird, wird es als einzelne nationalideologie als besonders "böse" hervorgehoben. oftmals verbirgt sich hinter antizionismus antisemitismus. in vielen islamischen gesellschaften wurden bestandteile des europäischen antisemitismus unter dem label des "antizionimus" übernommen.

das waren nur einige beispiele, wie komplex antisemitismus ist, deshalb kann es nicht schaden, auch mal ein paar texte darüber zu lesen. das könnte auch das allgemeine niveau der diskussion bei indymedia und woanders heben.



@Antisemitismusexperte

Tom 15.07.2002 - 03:01
Ja, ja das Antisemitismus erkennen ist eine Geheimwissenschaft. Anders als jeder andere Rassen- oder Nationenhaß läßt sich Antisemitismus nur nach langwierigem Studium erkennen. Daher auch immer unsere Schlauköpfe, die einem Antisemitismus vorwerfen und dann zur Begründung auf irgendwelche Schriften verweisen, die angeblich lehren, wie man Antisemitismus erkennt. Erinnert mich verdammt an die "Kultur des Verdachts" in der Sowjetunion. Da sind Leute 10 Jahre ins Lager gekommen, weil sie ein Bild von Stalin verkehrt rum durchs Dorf getragen haben. Hieß damals antisowjetische Hetze und war auch nur von einigen wenigen Hohepriestern in Moskau als solche deklariert worden. Heute ist man schon Antisemit, wenn man auf ein paar simple Wahrheiten hinweist. Zum Beispiel darauf, daß es ohne Gerechtigkeit in Palästina keinen Frieden geben wird. Aber wie es aussieht ist man auch schon Antisemit, wenn man die israelische Armee des Kindermords beschuldigt. Stimmt zwar, weil die IDF in den letzten Jahren (Amira Hass hat allein in Gasa 163 tote Kinder gezählt) hunderte steinewerfende Kinder erschossen hat. Aber da das angeblich dem antisemitischen Klischee vom Kindsentführen entspricht, ist die Wahrheit auszusprechen auf einmal antisemitisch. Im Fall der Sowjetunion hatte die "Kultur des Verdachts" die Funktion, jegliche Fragen nach sozialistischer Utopie und ihrer Verwirklichung im Keim zu ersticken. Heute geht es darum, jegliche Kritik an Israels Politik mit einer der historischen Klischees vom Juden in Verbindung zu bringen, um sie dann als "antisemitisch" zu denunzieren. Die Bahamas Sektierer bringen es sogar fertig, Kritik an ihrem Verhalten als antisemitisch zu denunzieren. Man stelle sich vor: Zwei unibekannte deutsche Dumpfbacken haben die Stirn mit T-shirts der Apartheidarmee IDF rumzurennen. Grad so als liefe jemand mit einem Long live Botha / jail Mandela Button herum, Zwei Aktivisten von Amnesty International (noch so eine antisemitische Organisation) die die Folterstatistiken kennen, machen sie an. Darauf haben unsere "Märtyrer" nur gewartet. Sofort kommt ein Posting auf Indymedia: Antisemitischer Vorfall in Potsdam. Purer Spam, aber daß dies nicht gelöscht wurde, beweist, daß die "Kultur des Verdachts" sogar die Indyleute eingeschüchtert hat.

Bahamas jagen - Antiimps zerschlagen???

Punxatan 15.07.2002 - 12:31
Wenn man sich das deutsche Staatsfernsehen anschaut (ARD, ZDF), kommt als erstes bißchen Schroeder/Merkel, dann aber auch sofort der jüngste Selbsmordanschlag. Nichts, aber auch gar nichts etwa über langjährige Haftstrafen für Eltern, die in der Türkei ihren Kindern kurdische Namen geben wollen... nichts über die FARC in Kolumbien...
Nun ist das bei Indymedia auch so geworden, ein unerbittlicher Kampf zwischen zwei Fraktionen reibt alle auf, die dazwischen stehen.
Und: verjagen - zerschlagen? Ist das die Lösung?