Hinrichtung von Familienangehörigen der Selbstmordattentäter?

Andrea 14.06.2002 14:17
Ein juristischer Vorschlag zur Abschreckung von Terroristen sorgt für Streit in Amerika
Nathan Lewin ist nicht irgendwer. Er ist einer der bekanntesten Anwälte der Vereinigten Staaten: Zu seinen Klienten gehörten Richard Nixon, Jodie Foster und John Lennon. Er gilt als aussichtsreicher Kandidat für ein hohes Richteramt auf Bundesebene; mehrfach hat er vor dem Obersten Gerichtshof plädiert, und neben seiner Praxis lehrt er an der George Washington School of Law und an der Columbia Law School. Er steht der "International Association of Jewish Lawyers and Jurists" vor und ist Vizepräsident der "Orthodox Union". Lewin hat sich zudem immer wieder mit der Todesstrafe beschäftigt, aus der Perspektive der jüdischen Rechtstradition plädierte er in einem Gutachten - es ging um die Frage, ob die Exekutionsform des Staates Florida durch einen notorisch schlecht funktionierenden elektrischen Stuhl angemessen sei - für die am wenigsten schmerzhafte und zugleich den Körper des Hingerichteten am wenigsten entstellende Form der Todesstrafe.

Kürzlich trat Lewin mit einem Vorschlag an die Öffentlichkeit, der manchem die Haare zu Berge stehen ließ: Er plädierte, wie der New Yorker "Forward" meldete, für die Hinrichtung von Familienangehörigen der palästinensischen Selbstmordattentäter. Da die Täter durch die Todesstrafe nicht mehr abgeschreckt würden, müsse man an drastischere Maßnahmen denken. Die gezielten Erschießungen der Organisatoren des Terrors durch die israelische Armee seien dabei nur ein erster Schritt. Da in vielen Fällen die Familien der Attentäter sich mit den mörderischen Absichten solidarisch erklärten und zudem in den Genuß von finanziellen Leistungen kämen, müsse man auch sie ins Visier nehmen.

Die nächsten Angehörigen der Täter - Eltern und Geschwister - müßten das Ziel der Vergeltung sein, wenn man wirkliche Abschreckung wolle, legte Lewin dar. Natürlich werde die Meinung der Weltöffentlichkeit diese Praxis verurteilen und sie gar mit der "Sippenhaft" der Nazis vergleichen. Die ethische Beurteilung sei zwar schwierig, aber am Ende klar: Wenn das Leben Unschuldiger gerettet werden könne, sei die Hinrichtung der Angehörigen legitim. Der Vergleich mit den Nazis verbiete sich, weil diese gegen die Familien von Widerstandskämpfern vorgingen, die "evil Nazi generals" angegriffen hatten - nicht Zivilisten wie die palästinensischen Attentäter. Die historische Rechtfertigung finde sich in der Tora, die von der völligen Auslöschung der Amalekiter - einschließlich der Frauen und Kinder - berichte.

Arthur Green, ein Kollege Lewins, der an der Brandeis University lehrt, antwortete lakonisch, er erwarte nun, daß Lewin demnächst für die gesamte palästinensische Nation das Schicksal der Amalekiter zum Modellfall erklären werde. Der Rabbiner Eric Yoffie warnte vor der Berufung auf den Kampf gegen Amalek: Es sei seit zweitausend Jahren gute rabbinische Tradition, jeden Gedanken einer Anwendung dieses Kampfes auf gegenwärtige Konflikte zu verwerfen. Lewins Originalartikel ist, ebenso wie Greens Antwort, unter dem Titel "Detering suicide Killers" (Wie man Selbstmord-Killer abschreckt) im Internet zu lesen (www.shma.com/may02/nathan.htm). Die Redaktion des Magazins "Shma" räumt ein, daß der Versuch, "das Undenkbare zu denken", schockieren könne. Aber der einzige Ausweg aus dem gegenwärtigen "Sumpf" (quagmire) liege darin, geduldig auch jene Möglichkeiten zu erwägen, die bislang ausgeschlossen gewesen seien; die Leser werden deshalb zur Online-Diskussion eingeladen.

Die Kritik an Lewin war vielfältig, sie kam vor allem von Geistlichen der jüdischen Reformgemeinden. Aber es gab auch andere Stimmen. Alan Dershowitz, ein prominenter Rechtsanwalt, und Abraham Foxman, Chef der "Anti-Defamation League", warnten davor, Lewin nun auszugrenzen: Sein Artikel sei ein legitimer Vorschlag zur Antiterrorpolitik. Während Dershowitz die Ideen von Lewin indes als "verfehlt" ansieht, hielt sich Foxman mit einer Stellungnahme zum Inhalt zurück. Dershowitz plädierte für eine Zerstörung der Heimatdörfer von Terroristen, wobei man den Einwohnern die Chance zur Evakuierung geben solle - eine Vergeltungsform, die Lewin wiederum mit der Verabreichung von Aspirin bei einem Gehirntumor verglich. An der orthodoxen "Melvin J. Berman Hebrew Academy" in New York, die Lewin in der vergangenen Woche auszeichnete, bedauerte man die Ehrung nicht. Der Direktor der Schule teilte mit, er habe den Artikel zwar nicht gelesen, schätze Lewin aber seit langem wegen dessen Freimuts. Mehrere Beobachter des Falles, die der "Forward" allerdings nicht namhaft macht, sollen Lewin mit dem Verweis auf Hiroshima und Nagasaki in Schutz genommen haben - auch damals seien Unschuldige ums Leben gekommen.

AUS FAZ.DE
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Ergänzungen

Goil

Bill 14.06.2002 - 14:40
Na wenn das keine Nazidenke ist dann weiss ich wirklich nicht mehr. Na liebe Antideutsche wie verdreht ihr hier wieder die Tatsachen? Wie wollt ihr dies mal wieder in was antisemitisches umlügen?

Ihr seid echt ganz schön fertig

Someone 14.06.2002 - 15:05
Weil Ihr keine Argumente habt, müllt Ihr jetzt Indy mit Sachen voll, die Ihr irgendwo anders gefunden habt. Ihr wisst genau, daß Indy Berichterstattung sein soll. Aber Ihr Kommies habt ja bekanntlich ein Problem damit, andere Ansätze zu aktzeptieren.

@Bill

14.06.2002 - 15:12
>>goil>goil>goil<<
ich habs schon immer gewust, die juden sind die wahren nazis

- irgentwie passt das nicht zusammen??!!

Netter Versuch

14.06.2002 - 15:16
an someone: netter versuch so die wahrheit zu unterdrücken

javier 14.06.2002 - 15:37
Die Opfer der Selbstmordattentate  http://www.gamla.org.il/english/memorial/eindex.htm sind besonders häufig Verwandte und Angehörige. Bei Autounfällen z.B. kommt es bei der gleichen Anzahl von Vergleichstoten viel seltener dazu, daß ganze Familien oder Freundeskreise eliminiert werden. Es würde nichts bringen,in dieser Hinsicht "gleichzuziehen", aber hier geht es wohl eher darum daß sich jemand in der amerikanischen Öffentlichkeit als Hardliner profilieren will. Die Rechtsauffassung, daß die Legitimität von Sippenhaft von der Beurteilung des Delikts abhängig sein dürfte, ist auch ziemlich fragwürdig.

Der Vorschlag dürfte es denjenigen Palästinensern, die in ihrer Gesellschaft ohnehin schon isoliert sind, noch weiter erschweren, sich dem Gruppendruck und der Indoktrination mit rechtspopulistischen Ehrvorstellungen zu entziehen. Er ignoriert, daß Selbstmordattentäter größtenteils keine Freiwilligen sind.  http://freenet.meome.de/app/fn/artcont_portal_news_article.jsp/84941.html

So kennt man die Amis und ihre Kleinen Brüder

Dora 14.06.2002 - 15:49
Unauffällig Wirklich Alles umnieten was im Weg steht!
Bloss Blut darf nicht zu sehen sein, und darüber reden und schreiben darf auch Keiner.

An den anonymen Stänkerer

Someone 14.06.2002 - 21:39
Nein, die Wahrheit unterdrücken tust Du, wenn Du die Nachrichtenseite hier vollspammst mit Sachen von anderswo oder dazu ermunterst.

und was heist dass ?

nohopeone 14.06.2002 - 21:54
die bombardierung von dresden war nicht schön.sie erfolgte aus kriegstechnischen erwägungen.krieg trägt kein!!!emanzipatives potential in sich.
israel befindet sich im krieg,nicht aus spass,sondern im kampf um die eigene existenz.
ein diffuser mob aus notorischen antisemiten und völkischen befreiungskämpfern sprengt sich ,mit dem ziel,so viele "juden" wie möglich mitzunehmen.die angehörigen sind begeistert ,kriegen geldprämien und steigen in der gesellschaft auf.wie ist dem beizukommen ??
ich weiss es nicht.
aber ich denke dieser angebliche vorschlag hätte, sofern es kein fake ist,in der einzigen bürgerlichen demokratie(so doof sie auch sein mag)in der region eh keine chance.hoffentlich.
bleibt zu fagen wie die palisoli-scene mit der frage umgeht ,wie man es denn mit der todestrafe für juden (der terror gegen zivilisten) bzw veräter(isr.informanten)durch die pali.behörden oder den lynchmob hält
gegen nazis-überall und immer
für den anarchismus
nie wieder d-land

Frage

Frage 14.06.2002 - 21:58
Was ist DIE Palisoli-Szene? Bitte nicht immer so verkürzt argumentieren!

Unglaublich!

Wahrheit 14.06.2002 - 22:34
Dies kann doch nicht wahr sein, dass ein US-amerikanischer Richter solche Sachen ohne Folgen fuer ihn offen aussprechen kann.

BILL !

Spalt 14.06.2002 - 22:44
"Bill" , das ist wirklich ganz einfach: du freust dich ("Goil"), daß jemand behauptet, es wäre "jüdische Tradition", Leute zu ermorden.

Weiterhin nimmst du vorweg, daß jede folgende Äußerung die daran erinnern könnte daß Aussagen wie 'Juden töten gerne' faschistischer Dreck sind, allein so zu erklären ist, daß "Antideutsche" "wieder" antisemitische Äußerungen "in antisemitische [Äußerungen] umlügen".

Du, lieber "Bill", bist also ein Antisemit und kannst mir gern mal im Mondschein begegnen.

Wer Antisemit ist, bestimme immer noch ich!

AntiD 15.06.2002 - 04:40

Faschos

Antifa 18.07.2002 - 03:29
Im fernen Westen nichts neues. Amis (Bushisten) = Faschos,
immer noch und immer mehr.