Erwiderung des gefangenen Erwerbslosen Werner Braeuner

Werner Braeuner 07.06.2002 20:34 Themen: Medien
Erwiderung des gefangenen Erwerbslosen Werner Braeuner auf einen Artikel im Stern
Offener Brief von Werner Bräuner
Stifthofstrasse 10
JVA Verden
D-27283 Verden

Eine Erwiderung auf den Stern - Artikel

An meine FreundInnen und UnterstützerInnen

Im Stern Nr.18 vom 25.4.2002 war ein Artikel , wo es um meine Person geht; Titel: Ein tödliches Hintergrundrauschen. Der Journalist Kuno Kruse hat die wesentlichen Zusammenhänge gut dargestellt, dabei aber auch gewisse Klischees bedient, in denen ich mich nicht wiederfinden kann: Der eilige Leser will eingängige Geschichten.
Meinen FreundInnen, UnterstützerInnen und nicht zuletzt auch der Wahrheit über die soziale Wirklichkeit bin ich es schuldig, einiges in dem Artikel wenigstens kurz zu kommentieren. Ich bitte euch alle , das hier möglichst breit zu streuen und unter die Menschen zu bringen:

Zuhälter der sozialen Misere...
- Damit meinte ich vor allem die Weiterbildungsunternehmen und ähnliches, von denen sehr viele im Besitz von Gewerkschaften und Unternehmerverbänden sind.
Die Angst, dass sich meine Lebensverhältnisse weiter verschärfen...
- Genauer: die Angst, mit dem Abstieg in die Sozialhilfe der völligen Willkür der Zwangsarbeitsapparaturen schutzlos ausgeliefert zu sein. Da ist das restlose Zerstörtwerden nur noch eine Frage kurzer Zeit !
Und er will doch der Ernährer sein!...
- Es ging um weit mehr: Hätte ich meinen sozialen Abstieg nicht aufhalten können, hätte kein Familiengericht mir ein Besuchsrecht für meine Tochter (immerhin war das nicht mein Hund!) zubilligen können. Dann hätte ich sie niemals zu Gesicht bekommen.
„Keiner durfte erfahren, dass er arbeitslos ist.“...
- Das ist Quatsch. Ich habe meine Arbeitslosigkeit nie als persönliche Schuld oder als persönliches Versagen gesehen. Dazu war ich ein viel zu sachlich und politisch klar denkender Mensch. Eine Arbeitsberaterin hat mir meine Nonchalance einmal empört vorgehalten. Bin ich deswegen schamlos?
„Werner hat sich über Arbeit definiert“....
- Arbeit war Mittel zum Zweck, um nicht in behördliche Zwangsarbeitsmühlen zu geraten. Ich wusste, was mir da blühen würde. Und tatsächlich...
Weiterbildung in Berlin zum PR-Referenten...
- Diese wurde mir vom Arbeitsamt Hannover unter Androhung einer Sperre aufgezwungen.
...wollte den anderen nicht glauben, die sich nur geparkt fühlten...
- Geglaubt hatte ich denen schon. Hatte bloß keinen Bock auf Stürme im Wasserglas; habe da lieber blaugemacht.
Die Welt lichtdurchfluteter Wohnungen erfolgreicher Akademiker...
- ... habe ich immer gemieden wie die Pest!
Dann vergrub Braeuner sich in Nietzsches „Jenseits von Gut und Böse“...
- ... und in etliche andere Schriften dieses Autoren.
„Ich hatte endlich jemand gefunden, der mich aus meiner Lethargie riß“...
- Oder war es umgekehrt ? Jedenfalls kann Liebe schön sein.
... übersetzte Artikel aus der französischen Tageszeitung Libération...
- ... nur in Ausnahmefällen, also genau ein einziges Mal...
Über seine Kindheit spricht er bis heute nicht...
- ... jedenfalls nicht mit jedem. War viel unterwegs, und das war nicht uninteressant. So wurde ich Wikinger...immer auf intellektuelle Beute aus.
Die Furcht zu versagen, Erwartungen nicht zu erfüllen...
- Die Furcht, von dem Bürokratenpack endgültig plattgemacht zu werden !
Diese grausame Furcht vor einem möglichen Erfolg..
- In welchem Kino, bitte, sind wir hier gerade ?
„Mit 2000 Mark Arbeitslosengeld war er doch privilegierter Arbeitsloser...“
- Offenbar weiß Gerald Herzberg nicht, dass gerade Langzeitarbeitslose mit guter Stütze den Arbeitsämtern ein Dorn im Auge sind. Besonders, wenn sie dazu auch noch politisch aktiv sind. Damm geht der Terror richtig los... Denn: Allen soll es gleich schlecht gehen (Ihre SPD)
...war er wieder freundlich, kooperativ, ein Lamm..
- Vielleicht war Braeuner auch einfach zermürbt und fertig, und merkte, dass Bultmann eine besonders hartnäckige Sau ist !
....“schrieb Bewerbungen, stellte sich vor...“
- Lieber Bultmann, das waren Bewerbungsaufforderungen von Ihnen, die nichts taugten, und mit denen Sie mir Druck machen wollten, damit ich in eine dieser völlig hohlen „Trainingsmaßnahmen“ bei Ihrem Partnerunternehmen NBW in Achim gehe. Bultmann, Bultmann, plötzlich die Hosen voll ?
Nähe zerstörte Werner Braeuner, weil er sie nicht ertrug...
- Als faustisches Wesen, das herausfinden will, was den Kapitalismus im Innersten zusammenhält, konnte ich Spießbürger tatsächlich nur schwer ertragen.
Hier drinnen schätzt er die fast paradiesische Ordnung...
- Stimmt sogar, keine Post vom Arbeitsamt mehr!

- Für die sofortige Schließung der Arbeitsämter !!!

- Für Sozialleistungen ohne Verpflichtung zur Arbeitsaufnahme oder Teilnahme an Weiterbildungen usw. !!!

- Für die grundgesetzliche Ächtung des Satzes: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen !!!

- Nie wieder Faschismus !

- Nie wieder Krieg !

- Nie wieder Sozialdemokratie !

JVA Verden, den 27. Mai 2002

Werner Braeuner

Texte von - und Infos über die aktuelle Situation von Wener finden sich auf www.fau-bremen.de.vu
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Ergänzungen

Zuweit rausgelehnt

saul 07.06.2002 - 21:20
Wer sich zuweit aus dem Fenster lehnt darf nicht unbedingt auf Solidarität hoffen, tatsächlich hat er nur das getan wovon nicht wenige Arbeitslose und Stützeempfänger schon geträumt haben. Wenn das jeder so machen wollt, gleich den "Sachbearbeiter" umlegen. Eben, Sachbearbeiter, denn mehr als ne Sache bist für die nicht zudem eine, die sie gerne loswerden würden. Ein Tip, Notreserven. Warte nicht bis du pleite bist, dann bist den Bürokraten ausgeliefert. Klagen kannst nur wenn du eine 6 Wöchige Sperre durchhalten kannst, sonst mußt klein beigeben oder es kommt zu Verzweiflungstaten die leider nichts ändern.
"Zuhälter der sozialen Misere", so kann mans auch nennen. Tatsächlich blüht hier ne Schattenwirtschaft, finanziert aus öffentlichen Mitteln um Arbeitslose zu verarschen. Vom Bewerbungstraining bis 8stündigen Bewerbungsschreiben. Diese Firmen die das machen, haben Räume, Einrichtung und Lohnkosten. N Haufen Kohle-wer bezahlt das wohl?
Tip 2: Sozialgesetzbuch und Leitfaden für Arbeitslose sollte in keinen Arbeitslosenhaushalt fehlen. Oft genug halten die sich nichtmal an die eigenen Gesetze, soll heißen, mit denen kann mans doch machen.

Saul du hast Gut reden!

Gunda 08.06.2002 - 00:34
Wenn du von Heut auf Morgen aus deinem Job fliegst, aber deine Finanzierungen für dein Haus Auto oder Compi, mit Hunderten an Euro weiter bedienen musst, sollst du nicht warten bis du Pleite bist? was kannst du denn sonst machen? wenn du die Letzen Vierzehn Tage im Job per Post bekommst sofort los ziehen und ne Bank überfallen?

Schlecht Reden

saul 08.06.2002 - 02:20
Ich hab keineswegs gut reden, das entstpricht genau meinen Erfahrungen. Hab ich alles schon hinter mir. Diese Drecksau vom Sozialamt verlangt von dir.... und du bist pleite, hast nichtmal paar Groschen um jemand anzurufen und dir Tips zu holen. Alles schon erlebt, hätt ich zuschlagen sollen? Was hätts gebracht? Habs leider erlaben müssen, Armut ist ansteckend und damit will keiner was zu tun haben. Auf große Hilfe kannst nicht hoffen. Sorry, ich weiß wovon ich rede. Ansonsen, lies zur Erbauumg nochmal "Terror der Ökonomie."

Ein Geplatzter Kredit von 1000 Euro!

Gunda 08.06.2002 - 03:14
Kann einen Menschen Lebenslänglich aus der Bahn werden!

Börsen schließen, und Banken verstaatlichen!

Für Frieden! Für Freiheit! Für Gerechtigkeit! Weltweit!

Nietsche ist auch nicht schlecht...

Punxatan 10.06.2002 - 11:51
Vom Stern-Artikel hatte ich schon den Eindruck, das er entpolitisieren sollte. Menschlich nett geschrieben, mit all den typischen journalistischen Raffinessen, die man z.B. mit ähnlichen Absichten beim "Baader-Meinhof-Komplex" bewundern durfte.

Für das Recht auf Faulheit

Warhead 12.06.2002 - 02:36
Die Appd erklärt sich in allen Punkten solidarisch.
-Abschaffung der Altersrente,Einführung der Jugenrente
-Für ein Recht auf Faulheit
-Für die Balkanisierung Deutschlands
-Wir scheissen auf den Kommunismus,da die Kommis uns doch nur wieder zu ungeliebter Arbeit verdonnern.Was bleibt uns Pogoanarchisten da für eine andere Alternative als der Tod auf dem Reisfeld durch irgendeinen faschistischen Aushilfs-Pol Pot daher
-Die Arbeit denen die sie lieben und die ihr Scheissdasein durch sie definieren anstatt durch Kunst,Müssiggang und Literatur zu wachsen
-Arbeitsfetischisten in die SBZ

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