Aktionen gegen Studiengebühren in NRW und anderswo

think global - act local 04.06.2002 02:20 Themen: Bildung
Es tut sich endlich was an den Hochschulen, in Nordrhein-Westfalen und anderswo wird gestreikt. Die Streiks gegen Studiengebühren begannen an der Uni Bielefeld, als über 2000 Studierende auf einer Vollversammlung am 16.5. einen einwöchigen Warnstreik beschlossen. Hörsäle blieben geschlossen und Vorlesungen fielen aus. Anlaß war die Ankündigung der nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerin Gabriele Behler (SPD), ab 2003 Verwaltungsgebühren in Höhe von 50 Euro für alle Studierenden erheben zu wollen sowie die Planung von Langzeitstudiengebühren, Zeitstudiumsgebühren zwischen 500 und 650 Euro und die Anhebung der SeniorInnenstudiengebühren von 75 auf 650 Euro. Auch das Mensa-Essen soll teurer werden durch den Wegfall der Zuschüsse für das Studentenwerk (dies hätte auch höhere Mieten der Wohnheime und Semesterbeiträge zur Folge). Alles zur Rettung des leeren Landeshaushaltes.
Der AStA FU sandte einige wohlmeinende Ratschläge nach NRW: "Zu wünschen wäre, daß die Studierenden ihren Protest im Kontext der gesellschaftlichen Verhältnisse insgesamt betrachten, um nicht bei ihrer Argumentation in Standortlogik zu verfallen unter dem Motto: 'Mehr Geld für unsere Universitäten'. Der Kampf um Befreiung von dieser Hochschulpolitik muß mit der Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse, die der Grund sind für diese Wissenschaftspolitik, einhergehen." Die Fehler von 68 sollten nicht wiederholt werden, meinte der AutorInnenname, doch seither fanden weitere größere Hochschulstreiks statt (in den 80ern und 90ern), und jene Erfahrungen sollten auch nicht vergessen werden...

In der vergangenen und in dieser Woche fanden/finden an folgenden Unis/ Hochschulen Aktionen und Streiks statt: Uni und FH Bielefeld ( http://www.asta-bielefeld.de), UGH Duisburg ( http://www.uni-duisburg-essen.de/), Robert-Schuman- Gesamtschule Willich (Solistreik), BUGH Wuppertal ( http://www.asta.uni- wuppertal.de), FH Düsseldorf (Fachbereiche Sowe und Wirtschaft) ( http://www.asta-fhd.de), UGH Essen ( http://www.asta.uni-essen.de), Uni Köln ( http://www.asta.uni-koeln.de), UGH Siegen ( http://www.uni-siegen.de/student/asta), Uni Trier ( http://www.unistreik.de), FH Köln/Campus Gummersbach ( http://www.asta.fh-koeln.de), Uni Dortmund (noch kein Streik aber Resolution) ( http://www.asta.uni-dortmund.de), Uni Bonn (Aktionswoche) ( http://www.asta.uni-bonn.de/bildung)- und auch an der Uni Trier wird gestreikt (Rheinland-Pfalz) ( http://education.portal.dk3.com/article.php?sid=87). Haben wir eine Hochschule versehentlich übersehen?

An vielen Unis/ Hochschulen finden heute und morgen VVs statt: Uni Düsseldorf ( http://www.asta.uni-duesseldorf.de), FH Niederrhein ( http://www.hs-niederrhein.de/asta), Sporthochschule Köln ( http://www.dshs-koeln.de//astahome/index.htm), Uni Münster ( http://www.uni-muenster.de/Studierendenschaft/AStA/), Uni Paderborn ( http://asta.upb.de). Am 8. Juni findet eine landesweite Demo in Düsseldorf statt.

Einige Berichte zu den Aktionen (Auswahl):
Erste Studis streiken auch in Aachen:  http://www.indymedia.de/2002/06/23538.shtml
Aachen: Startschuss gegen Sozialabbau und Studiengebühren:  http://www.indymedia.de/2002/05/22263.shtml
Erfolgreicher Warnstreik an der Uni Köln gegen Studiengebühren!:  http://www.indymedia.de/2002/05/23386.shtml
BUGH Wuppertal streikt:  http://www.indymedia.de/2002/05/22906.shtml
Bielefeld - 3000 gegen Studiengebühren (22.5.):  http://www.indymedia.de/2002/05/22577.shtml
VV an Hamburger Uni, Spontandemo gegen die Kürzungen des Senats:  http://www.indymedia.de/2002/05/22155.shtml

Demoaufruf zum 8.6. in Düsseldorf:  http://www.indymedia.de/2002/06/23535.shtml
Sevilla... wir kommen!:  http://www.de.indymedia.org/2002/05/21818.shtml

Soli-Erklärung des AStA FU zu den Studi-Protesten in NRW:  http://www.indymedia.de/2002/05/22526.shtml
Uni Münster (Resolution FB Geowissenschaften):  http://education.portal.dk3.com/article.php?sid=86
Hamburg (10. Juni):  http://www.indymedia.de/2002/05/23450.shtml
12. bis 18. August: Bildung von unten - Aktionswoche in Magdeburg (Vorbereitungstreffen):  http://www.indymedia.de/2002/05/23453.shtml

Wie Studierende den Haushalt retten sollen:  http://www.asta.uni-bonn.de/bildung/flyer.html
Studiengebühren kosten viele das Studium:  http://www.hopo-news.de/article.pl?sid=02/05/14/0953240

Was ist GATS ? (Maude Barlow):  http://www.de.indymedia.org/2001/09/7270.shtml
GATS (Gruppe behubelni):  http://www.nadir.org/nadir/initiativ/rotes_buero/Gruppen/behubelni/gats2.htm

Weitere links:
NRW-weite Aktion gegen Studiengebühren:  http://www.abs-nrw.de
 http://www.hopo-news.de/
 http://www.education-is-not-for-sale.org
 http://www.bilpol.de
Archiv für Hochschulpolitik:  http://www.hopo-www.de
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Ergänzungen

++++

97'er 04.06.2002 - 03:32
ausserdem morgen (4.6) vv an der ruhr-uni in bochum.
14Uhr c.t. Mensa.

neues Hochschulgesetz in Hamburg

r-hold 04.06.2002 - 08:18
Auch in Hamburg finden nächste Woche Aktionstage vom 10.6.-14.6 statt. DAbei geht es hier nicht "nur" um die geplante Einführung von Studiengebühren, sondern auch gegen die in einem Entwurf für ein neues Hochschulgesetz geplante entdemokratisierung der Hochschulen.

Infos schnell weitergeben

Dortmunder 04.06.2002 - 09:51
Es wäre auch gut, wenn jede Uni (bzw.Studierendenschaft) ihre Ergebnisse/Beschlüsse sofort veröffentlicht, damit wir hier vor Ort berichten können.
Bei uns wird es am 13.6. eine erneute Vollversammlung geben, auf der evtl. weitere Protestaktionen (Streik?) beschlossen werden.

Eliten

Wildschwein 04.06.2002 - 10:24
Also, auf die Gefahr hin mich zum Arsch zu machen:
Ich hatte schon beim letzten Streik, Anfang der 90er, mein Problem mit den Söhnchen und Töchterchen aus der Schicht der Privilegierten, die sich ihr Studium von Mama und Papa finanzieren lassen und Angst haben, ein paar Coktails weniger im Club trinken zu können, weil Studiengebühren anstehen. Universitäten sind eine Dienstleistung, die den StudentInnen dazu verhelfen perspektivisch die zu sein, die anderen sagen was sie zu tun haben und die in aller Regel die Zuarbeiter des Kapitals werden, wenn nicht noch schlimmer. Meine Solidarität hält sich somit in engen Grenzen.
Allein---die Kritik der Universität im Kontext einer radikalen, auf ein Ziel fern der Marktgesellschaft ausgerichteten Gesellschaftskritik legitimiert diesen Streik. Von Sozialismus habe ich bisher allerdings noch nichts gelesen bi diesem Streik.

Wer von Kapitalismus nicht reden will, soll von Studiengebühren bitte schön schweigen.

Im aktuellen Kontext des von den StudentInnen akzeptierten Kapitalismus bin ich für

1.einkommensabhängige Studiengebühren. Wer reiche Eltern hat soll für die Vorbereitung aufs Elitendasein auch zahlen.
2. vom Studienfach, also zu erwartendem Einkommen nach der Uni, abhängigen Studiengebühren.
3. Langzeitstudiengebühren, die von der NOTWENDIGKEIT des Nebenbeiverdienstes abhängig sind. Wer reiche Eltern hat und trotzdem nebenbei arbeitet, tut dies um ein paar Coktails mehr im Club trinken zu können, kann also auch für die Uni zahlen, immerhin werden durch die Luschen Studienplätze für andere Leute, die z.B. in einer 40 qm Wohnung mit ihren Eltern wohnen mußten und deshalb beschissene Lernbedingungen hatten: Folge schlechter Notendurchschnitt etc.

Ohne Kapitalismus keine Studiengebühren!

Antifaprojekt an den Aachener Hochschulen 04.06.2002 - 11:23
Her mit dem schönen Leben - für alle !
Gegen Bildungsklau, Sozialabbau und Krieg !

Studiengebühren und das Ende des gesellschaftlichen Rechts auf Bildung
Geht es nach der rot-grünen Landesregierung sollen ab dem Sommersemester 2003 Studiengebühren an allen nordrhein-westfälischen Hochschulen eingeführt werden. Egal ob sie als Verwaltungsgebühren oder als Studienkonten daherkommen, Studiengebühren dienen vor allem dem marktgerechten Umbau des Bildungssystems. Bildung war und ist in einem kapitalistischen System schon immer eine Ware, das Bildungssystem ist darauf ausgelegt, die menschliche Ware Arbeitskraft verwertbar zu machen. Der Prozess der neoliberalen Umstrukturierung der Hochschulen - Privatisierung von Bildung, Verschärfung des Konkurrenzprinzips und eben Studiengebühren - zielt aber darauf ab, Bildung selbst vollständig den Markgesetzen zu unterwerfen. Abkommen wie das Allgemeine Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen (GATS) der Welthandelsorganisation (WTO) zielen auf eine umfassende Privatisierung und damit kapital-freundliche Umgestaltung von Dienstleistungen in allen gesellschaftlichen Bereichen wie Bildung (Wasserversorgung, Gesundheitswesen...).

Die Diktatur der Angepassten...
Studiengebühren sind das zentrale Instrument zur endgültigen Durchsetzung marktförmiger Strukturen im Bildungssystem. Bildung wird im globalisierten Kapitalismus vom gesellschaftlich verankerten Recht zur Dienstleistung, für die jede einzelne im "eigenen Interesse" teuer investieren muss, sofern sie/er es sich überhaupt leisten kann. Wer sich dem steigenden Zeit- und Leistungsdruck nicht beugen will oder vom akademischen oder beruflichen Mainstream abweicht, wird mit höheren Studiengebühren bestraft und damit auf längere Sicht vom Bildungssystem ausgeschlossen. Politisches Engagement an den Hochschulen soll durch den Zwang zur persönlichen. Karriereplanung erschwert werden. So produziert die markt-konforme Hochschule ihre konformistische Studierendenschaft!

Die Elite bildet ihre Elite bildet ihre Elite
Kapitalistische Vergesellschaftung erzeugt notwendig soziale Ungleichheit. Kinder aus sozial nicht-privilegierten Klassen haben schon längst nicht die gleichen Chancen im Bildungssystem. Der Anteil von ArbeiterInnenkindern unter den Studierenden ist weiterhin äußerst gering (1997: 13,6%), gleichzeitig stellt ein Hochschulabschluss die Grundlage für sozialen Aufstieg dar. Durch Privatisierungen, Einführung von Studiengebühren und Abschaffung von Gesamthochschulen verschärft sich der selektive Charakter des Bildungssystems: wer aus unteren Klassen kommt und wie eine immer größer werdende Zahl von Studierenden auf Lohnarbeit zur Finanzierung des Studiums angewiesen ist, wird aus-geschlossen. Die Pläne der rot-grünen Landesregierung verschärfen soziale Ungleichheit und lassen Bildung zu einem Privileg werden. Von Chancengleichheit ist immer weniger die Rede. Das Bildungssystem soll endgültig dazu werden, was es im Kapitalismus immer auch war: Ein Instrument der Förderung gesellschaftlicher Eliten. Die ökonomisch vermittelte Herrschaft von einigen über viele wird durch den Ausschluss von immer mehr Menschen von qualitativ hochwertiger Bildung gefördert.

Leere Kassen für Bildung - volle Kriegskassen
Wie so oft, wenn Sozialleistungen gekürzt werden sollen, spielt auch bei den aktuellen "Reformplänen" von Rot-Grün der "Zwang zum Sparen" eine große Rolle bei der geplanten Durchsetzung von Studiengebühren. 90 Millionen Euro sollen im Bildungsbereich eingespart werden, um die Kassen des Finanzministeriums zu füllen. Doch der vermeintliche Sachzwang ist keiner: Während Unternehmensgewinne immer geringer besteuert werden, Milliarden Euro für Rüstung und Kriegsführung der Weltmacht in spe BRD sowie den gigantischen Ausbau kontrollgesellschaftlicher Maßnahmen (wie Rasterfahndung und Videoüberwachung) verpulvert werden, spart sich Rot-Grün lieber die kostenlose Bildung für alle !

"Wer nicht arbeitet, soll nicht essen!"
Ob sog. "LangzeitstudentInnen", SozialhilfeempfängerInnen oder Arbeitslose - der staatliche Umgang mit jenen, die ihre Arbeitskraft nicht profitabel einsetzen können (oder wollen), zeigt die hässliche Fratze des neoliberalen Sozialstaates: Wer einmal erfolgreich als Faulenzer oder "Sozialschmarotzer" stigmatisiert wird, wird von sozialen Leistungen ausgeschlossen. Horrende Strafgebühren für "Langzeitstudis", Arbeitszwang und Leistungskürzungen für Arbeitslose und SozialhilfempfängerInnen sind die repressive Kehrseite der individuellen Freiheit (sich ausbeuten zu lassen). Um den sozialen Druck auf alle zu erhöhen, soll es allen "Überflüssigen" (Arbeitslosen) und VerliererInnen des Konkurrenzkampfes schlecht gehen. Der jüngste Ruf nach Ausgabe von Essensmarken für Arbeitslose zeigt wie das Prinzip der Stigmatisierung von MigrantInnen durch Verelendung z.B. AsylbewerberInnen, die von Fresspaketen leben müssen, auf andere gesellschaftliche Gruppen ausgedehnt werden soll. Mit der sozialen Drohkeule gegen Studierende dreht sich diese Spirale munter weiter: Studiengebühren führen zur massiven Verschlechterung der Lebensbedingungen von Studis, die dazu gezwungen werden, mehr zu arbeiten, geringere Bezahlung und prekäre Arbeitsverhältnisse in Kauf zu nehmen, um studieren zu können. Kapital-freundliche Umgestaltung des Bildungssystems, Sozialabbau und soziale Disziplinierung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen wie MigrantInnen und SozialhilfeempfängerInnen sind verschiedene Seiten des gleichen Problems: der kapitalistischen Gesellschaftsform.

Sand im Getriebe
Dem zunehmenden Abbau des Sozialstaats, dem neoliberalen Umbau des Bildungssystems und der mit der Einschränkung von Grund- und Freiheitsrechten verbundenen sozialen Repression und Kontrolle im globalen Kapitalismus, kann nur mit einer Globalisierung des antirassistischen und antikapitalistischen Widerstands begegnet werden!

Streik und Widerstand gegen Studiengebühren und neoliberalen Bildungsklau!

Weg mit allen Sondergesetzen gegen Nicht-Deutsche!

Für eine Soziale Grundsicherung von mindestens 1000 Euro für alle!

Ein schönes Leben für alle!

Kommt alle zur NRW-weiten Demonstration gegen Studiengebühren "education is not for sale!" am Samstag, 8. Juni um 13.30 Uhr Düsseldorf Hbf.

Beteiligt euch am antikapitalistischen Block
"Her mit dem schönen Leben für alle!"

Es rufen auf:
Antifa-Referat Uni/GH Duisburg, Antifaprojekt an den Aachener Hochschulen, Antifa-Projekt AStA Sporthochschule Köln, Fachschaft 7/1 RWTH Aachen, Antifa-KOK Düsseldorf, FAU Düsseldorf, Junge Linke Wesel u.a.

@mods

E.G.A.L. 04.06.2002 - 11:24
ist das kein Thema für ein Special?

An Wildschwein

Anarchissimo 04.06.2002 - 12:58
Ok. Gut erkannt, du hast dich bereits zum Arsch hier gemacht. Ne, Spaß beiseite. Ich bin auch kein Student mehr, musste mein Studium weitgehend selbst finanzieren, weil an Bafög ist gar nicht so leicht ranzukommen, wie allgemein angenommen und wer will wirklich den Eltern auf der Tasche liegen. Es ist einfach ein beschissenes Gefühl nach dem Abi noch den Eltern auf der Tasche zu liegen, darüber mal nachgedacht? Das bedeutet für mich Unfreiheit. Für Cocktails reichte das Geld während meines Studiums jedenfalls bei weitem nicht, ist halt son nettes Klischee. Ich freue mich sehr über deine Entsolidarisierung. Ich denke die AktivistInnen dieses Streikes und der Demonstrationen, sind sicherlich nicht die verwöhnten Pinkels, die du in deinem Thread beschreibst. Die haben solche Aktionen gar nicht nötig! Bildung sollte für alle sein. Sie sollte nicht eine reine Ausbildung für die anschließende Verwertung in den Konzernen bedeuten. Fakt ist das immer weniger Studentinnen aus ArbeiterInnenfamilien die Uni besuchen. Im übrigen halte ich die Unterscheidung zwischen ArbeiterInnen und Angestellte von vorneherein für systemgewollt, wer hat diese Betrachtungsweise wohl eingeführt- nicht ganz zufällig die Arbeitgeberseite! Wer ist darauf eingesprungen? Wir, die Lohnabhängigen. Ich träum von einer Welt in der gemeinsam gegen die Herrschenden gekämpft wird, damit das gelingt müsstest Du, liebes Wildschwein erstmal über deinen Schatten springen. Aber auch viele arrogante, besserwisserische StundentInnen!

Bekämpfen wir gemeinsam die bestehenden, ungerechten, ausgrenzenden Verhältnisse des kapitalistischen Systems und nehmen uns unser Recht auf eine andere Welt!

Jeder und Jedem sollte das Recht auf eine vernünftig Bildung zuteil werden.

Rein in den antikapitalistischen Block auf der StudenInnendemo!

Besetzung

04.06.2002 - 13:01
Studenten der Kölner Uni haben zur Zeit im Rahmen des Streiks gegen die Studiengebühren den in Köln ansässigen Westdeutschen Rudfunk (WDR) besetzt

@Anarchissimo

Wildschwein 04.06.2002 - 13:18
Die Arschfunktion übernehme ich gerne.
Wer Träger/in des Streiks ist, wäre noch mal eine Erhebung wert, ich teile deine These nicht. Die Motivation "politischen" Handelns ist nicht oft im wirklichen Leid an den Verhältnissen und noch seltener in der Analyse der bestehenden Verhältnisse zu finden. Meine Erfahrungen der Unipolitik in Berlin geben eher den Eindruck eines Abenteuerspielplatzes derer wieder, die nicht arbeiten müssen.

Ich habe als Arbeitersprössling mein Studium übrigens auch selbst finanziert.

Aber zum Thema:
Absicht meines Statements war schon deutlich der Appell, einen Streik nicht ohne Kritik der Verhältnisse zu unterstützen, weil es sonst naturgemäß das ist, was ich oben beschrieben habe: ein temporäres Spielzeug derer, die sich eine Zeit lang auf die laue Art ihre Privilegien organisieren. (Siehe Untersuchung der Uni Konstanz zur temporären politischen Orientierung vom Studies)
Ich würde mit Hingabe jede Aktion unterstützen die aufzeigt, wo die armen Schweine sitzen!

Die Idee aber, Kids von Wohlsituierten gesellschaftlich finanziell zu unterstützen, um ihnen die Idee der Freiheit zu vergönnen, halte ich im übrigen für schwer dekadent.

Da wir uns im Rahmen des Streiks in question nicht auf dem Gebiet der radikalen Umwälzung befinden – lass es mich so blöd ausdrücken – argumentiere ich innerhalb des Systems natürlich sozialdemokratisch, die Streikis wollens ja so. Und dann bleiben m.E. nur die drei Punkte, die ich vorgeschlagen habe. Auch und gerade um das restaurative Dilemma zu korrigieren, das Du selber bemerkst: Die zurückgehende Zahl derer, die weniger Privilegien geniessen: die Arbeiterkids. (Nicht, das ich zu den deutschen ArbeiterInnen ein besonders positives Verhältnis hätte...)

Günstiger Zeitpunkt

Anarchissimo 04.06.2002 - 13:19
Ich hab große Hoffnung, dass sich die Aktionen von StudentInnnen und SympathisantInnen noch in die richtige Richtung entwickeln werden und ungeahnte Ausmaße annehmen könnten. Dazu passt diese erfreuliche Meldung aus Köln. Schluss mit dem zahnlosen Protest! Nie wieder Lucky Strike! Koordinierte, direkte Aktionen sind weitaus sinnvoller!

Special/Feature

Pete 04.06.2002 - 13:34
Wurde gestern abend dafür vorgeschlagen. Bisher gabs keine Gegenstimmen dafür.

@Antifaprojekt an den Aachener Hochschulen

Wildschwein 04.06.2002 - 13:35
"Ob sog. "LangzeitstudentInnen", SozialhilfeempfängerInnen oder Arbeitslose - der staatliche Umgang mit jenen, die ihre Arbeitskraft nicht profitabel einsetzen können (oder wollen), zeigt die hässliche Fratze des neoliberalen Sozialstaates: Wer einmal erfolgreich als Faulenzer oder "Sozialschmarotzer" stigmatisiert wird, wird von sozialen Leistungen ausgeschlossen"


Seit mal ehrlich, Leute:
Also die Studies, die sich ja nun wirklich bewußt entscheiden die Uni als lebensbegleitendes Phänomen zu nehmen und dies auch genießen - find ich eine gute Idee. Aber sie, wie es die Deutschen gerne tun, als OPFER auf eine Stufe mit den wirklichen Outsidern der Gesellschaft, die nicht in der Lage sind sich in kapitalistische Produktionsprozesse einzubringen, zu stellen ist doch wirklich lächerlich.
Dies ist ein Phänomen, das sich lediglich in Gesellschaften überhaupt nur entwickeln kann, in denen sich ein Reichtum anhäuft - auf Kosten des Trikonts, übrigens.

@ Wildschwein

- 04.06.2002 - 13:41
übertreib mal nicht: überall würden sich Leute wehren, wenn sie auf einmal nicht mehr studieren können. Ich kenne genügend Leute, die abbrechen mussten, weil die Lebenshaltungskosten zu hoch sind.

heikles thema

fritz 04.06.2002 - 15:04
mal die ganze "bildung ist im kapitalismus eine ware", "ich bin auch ein arbeiterkind" usw. dramatik rausgelassen, letztendlich sollte jeder, der ausreichend grips in der birne hat, auch die möglichkeit eines studiums haben.
von diesen studiengebühren in nrw muss abgesehen werden. zum einen wundert es mich das grade rot-grün sowas einführen will, die haben sich doch immer so für gebührenverbote eingesetzt und glaub ich sogar in ihren koalitionsvertrag mit reingeschrieben(dachte sowas wär eher ein cdu/fdp-ding. na ja, so kann man sich täuschen. langzeitgebühren gibt es bislang nur in baden-würtemberg. nochnichtmal in bayern).
ja, wenn man die studenten an den kosten für die ausbildung beteiligt, schön und gut, ist diskutabel (wobei auch kinder reicher eltern nicht unbedingt von diesen unterstützt werden! deshalb nein zu elternabhängigen gebühren! jeder student muss als erwachsenes individuum betrachtet werden und gleich, egal aus welchem elternhaus), aber in nrw läuft das geld noch nichtmal an die hochschulen, sondern versickert im landeshaushalt! wenn man für bildung selber bezahlt, kann man auch bessere studibedingungen erwarten! So, wie die an den grossen nrw-hochschulen sind, würde ich dafür auch nicht bezahlen...vielleicht findet ja ein grosser studentenexodus nach meckpomm statt.
möge der streik erfolgreich sein, stoppt diesen unsinn! studiengebühren kann rot-grün sich auch nicht leisten! (wobei all diese so tollen 68-er, die jetzt die regierung stellen, sicherlich auch nicht so glanzvoll studiert haben, regelstudienzeit eingehalten, mehrere auslandsaufenthalte und das alles noch selber finanziert durch nebenjobs...bring die mal einer zur räson!! die einzige ressource, die Deutschland wirklich hat, ist nunmal know-how und das nicht mehr lange, wenns so weitergeht!! und wie wir alle wissen, wenn geld nicht erwirtschaftet wird, kanns auch nicht verteilt werden, das lehrte uns nicht zuletzt die ddr. daher wirds wohl auch in absehbarer zeit nichts mit 1000Euro für jeden. der mensch ist nicht zum faulenzen geboren,leider, leider

Bochum ist dabei

Potti 04.06.2002 - 16:24
vielenviele tausend Studis ham nen Streik beschlossen und beraten getz über das weitere vorgehen (grenzen abschaffen, kapitalismus überwinden uvm.)

ach potti

studi 04.06.2002 - 16:43
von den vielen steuern die ich zahle (15% mehrwertsteuer z.B) sollen aber nicht nur großkonzerne und kriege finanziert werden. wenn studiengebühren, dann bitte auch keine steuern mehr. wusstest du, daß bayer und co keinen pfennig steurn zahlen, ein döner-verkäufer aber knapp 50%?
nebenbei gehen die gelder die ich als studiengebühr bezahle in den landeshaushalt und nicht an die unis.

Bericht zum Streik in Bochum

04.06.2002 - 16:56

@ - 04.06.2002 12:41

Wildschwein 04.06.2002 - 17:00
Kein Widerspruch...

ach studi

potti 04.06.2002 - 17:03
das hab ich ja gar nich gewußt...
Also, im grunde genommen ist es doch ganz einfach: auc wenns ziemlich daneben ist, dass die meisten erst schrein, wenns ihnen an die börse geht, bietet so ein streik erstmal ne plattform, wo einige fuffzig mehr mit kapitalismuskritik konfrontiert werden als sonst. wenn davon nen paar übrig bleiben und weitermachen, dann bring das schon etwas (nicht gerade die revolution, aber mehr als sonst).
zu deinem "wenn schon studiengebühren...": bist du sicher, dass du damit nicht systemimmanent (bildung=ware) argumentierst? Da könnte ich noch ne menge anderer wirtschaftlich relevanter argumente liefern, will ich aber nicht.