'Bildung von unten' - Aktionswoche in Magdeburg

ACN 31.05.2002 22:40 Themen: Bildung
Heute gab es das erste Vorbereitungstreffen für die Aktionswoche "Bildung von unten". Diese soll vom 12. bis 18. August in Magdeburg stattfinden. Dabei wollen wir zunächst Grundlagen von Bildungs-, Schul- und Erziehungskritik vermitteln und diskutieren. Zum Abschluss der Woche soll ein Konzept für eine alternative "Bildung von unten" in Magdeburg entwickelt werden.
Beim heutigen Treffen wurden erste Ideen zur Vermittlung der Inhalte und Bewerbung der Woche gesammelt.
Hier ein erster kurzer Bericht von dem heutigen Vorbereitungstreffen. Weiter unten dann Infos zur grundlegenden Idee.


Es waren insgesamt 7, 8 Leute da. Das Konzept "Bildung von unten"
wurde vorgestellt und kurz andiskutiert. Einerseits wurde deutlich, dass es ein ziemlich hoher Anspruch wäre tatsächlich eine komplette Alternative zum bestehenden Bildunsgsystem (wenn auch nur für Magdeburg) zu entwickeln; es kann sich allenfalls um einen Ansatz in dieser Richtung handeln.
Dieses Projekt soll zeigen, wie Bildung anders möglich ist, und
zuerst im kleinen Rahmen Alternativen entwickeln. Unabhängig davon ob ein solches Projekt sich umsetzen lassen wird, ist aber der Bedarf da, grundsätzliche Kritik am Bildungssystem, an Schule und Erziehung zu üben und darüber aufzuklaeren und sich auszutauschen. Deshalb wird die Aktionswoche vom 12. bis 18. August auf jeden Fall Sinn machen.

Ob sich daraus dann eine Alternative entwickeln lässt, wird sich aus der Veranstaltung (Resonanz, Beteiligung, Grad der Selbstorganisation) ergeben.

Kurz angesprochen wurde, dass diese "Alternative" schon bei der
Werbung für die Aktionswoche nicht mit "Schule" bezeichnet werden
sollte, da dieser Begriff negativ besetzt ist und abschreckend
klingt.

Im Laufe des Treffens wurde herausgestellt, dass mit dieser "Bildung von unten" auch viel Kreativität verbunden ist. Die Leute, die sich weiterbilden wollen, wählen frei was sie wann wie machen wollen. In den Arbeitskreisen, die im Rahmen einer Bildung von unten angeboten werden könnten, sollte es dann auch keine starren Vorgaben der ReferentInnen, oder wie auch immer wir die Menschen nennen wollen, geben, sondern bestimmend ist, was die Leute wollen, die sich da treffen.
Es ist also ein krasser Gegensatz zu dem von oben herab diktierten, vorbestimmten und eingeschränkten "Lernen", das in Schulen geboten (erzwungen) wird. Es wird auch nicht davon ausgegangen, dass Menschen geformt werden müssten, dass sie nicht fähig wären, sich und ihr Leben selbst zu bestimmen. Die Leute können selbst entscheiden ob und wie sie Lernen wollen (und natürlich auch, was sie grade wichtig finden).
Diese Kreativität zu vermitteln wäre auch schon in der Bewerbung
der Aktionswoche sinnvoll. Neben den herkömmlichen Medien -
Flugblätter, Terminhinweise, Plakate, Mails - wäre es schön, wenn
es kreative und subversive Aktionen gäbe, die indirekt auf diese
Veranstaltung hinweisen.
Da wären z.B. satirische Texte, die an Schulen verteilt werden
können, in denen Tipps gegeben werden, wie der Unterricht sinnvoller genutzt werden kann für Sachen, die die Leute wirklich wichtig finden, Aufrufe die Mathestunde zu nutzen, um sich für die Bildung-von-unten - Veranstaltung am Abend auszuschlafen, Möglichkeiten vorgestellt werden, wie per Kommunikationsguerilla beispielsweise Vertretungspläne sinnvoll eingesetzt werden können, um ein paar Freistunden zu bekommen, aber auch Argumentationshilfen, mit denen Schülis sich gegen schlechte Noten wehren und damit das Schul- und Notensystem grundsätzlich angreifen können.
Es sollten also Texte sein, die interessante/lustige Ideen
vermitteln, die Zwangseinrichtung Schule zu nutzen, um Dinge machen zu können, die mensch wirklich sinnvoll findet und machen will.
Dabei kann eine grundsätzliche Bildungs- und Herrschaftskritik
vermittelt werden und natürlich auf die Aktionswoche hingewiesen
werden.
Analog zu den Anti-Repressions-Ideen zur Sabotage von
Gerichtsprozessen könnte es solche Anleitungen für Schulunterricht geben. Mit solchen Mitteln kann auf kreative Art und Weise eine grundlegende Schulkritik vermittelt werden und Interesse für Alternativen geweckt werden.

Es gab weitere Ideen für Aktionen, die im Vorfeld auf die Woche
aufmerksam machen könnten:
Ein Fake-Schreiben einer Bildungsbehörde, in dem bekanntgeben wird, dass das Schulsystem grundlegend verändert wird und die "Bildung von unten" als neuer Standard ausgewiesen wird.
Eine "Klasse" in Schuluniformen macht Aktion und stellt "Schule" als Institution von oben grundsätzlich in Frage.
Eine Schule einzäunen und für nen Tag dichtmachen. (natürlich auch wieder mit Vermittlung der Forderungen)
Schulbehörden besetzen und Transparent heraushängen.
Leute zeigen sich selbst an wegen Zuspätkommens und fordern
Bestrafung (als Überspitzung der Verhältnisse, die im Schulalltag
angesagt sind).
Fake-Aufruf an Schulen anbringen, in denen am nächsten Tag ein
Schüli-Streik angekündigt wird.
Schultor zuketten, "Heute fällt die Schule aus".

Eine weitere Idee wurde eingebracht, mit Fragebögen an die Schülis heranzutreten und sie zu ihrer Kritik an der Institution "Schule" und ihren Wünschen zu befragen. Dabei kann auf existierende Konzepte hingewiesen und die Kritik am herkömmlichen Weg formuliert werden.

Unterm Strich sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass wir über die Vermittlung der Grundsatzkritik (--> "Schule ist scheiße") ein Interesse für Alternativen wecken wollen. In diesem Zusammenhang kann die Aktionswoche angeboten werden.

Damit einiges davon umsetzbar wird, müssten sich aber mehr Leute an der Vorbereitung beteiligen. Deswegen rufen wir Euch auf, zum
nächsten Vorbereitungstreffen zu kommen:
7. Juni 17:00 wieder im Greenkids-Buero (Olvenstedter Str. 10, Magdeburg-Stadtfeld)

Und nun zur dahinterstehenden Idee:

Aktionswoche:

"Bildung von unten" in Magdeburg
12.-18. August 2002

Wir habe uns zum Ziel gesetzt, ein Bildung-von-unten - Konzept für Magdeburg zu entwickeln. Wir wollen damit versuchen, eine emanzipatorische Alternative zum herkömmlichen Bildungssystem - oder zumindest einen Ansatz dessen - , aufzubauen.

Dieses Projekt ist eine große Herausforderung und macht nur Sinn, wenn viele Menschen, die es später auch nutzen wollen, an der Entwicklung beteiligt sind.

Die Veranstaltungsreihe soll einen ersten Einstieg in die Entwicklungsphase darstellen. Wir werden Veranstaltungen zu grundsätzlichen Themen alternativer Bildung organisieren - sozusagen die Basics für "Bildung von unten". Den Abschluss der Woche bildet ein Workshop, in dem erste Ideen für ein eigenes Bildungsmodell für Magdeburg entwickelt werden sollen.

Für diese Woche bekommen wir inhaltliche Unterstützung von K.R.Ä.T.Z.Ä. - KinderRÄchTsZÄnker - aus Berlin. Diese Leute beschäftigen sich intensiv mit den Themen, die wir in der Aktionswoche anbieten. Gemacht werden die Veranstaltungen aber von euch! Eure Inputs sind wichtig und werden das Projekt entwickeln!

Damit diese Veranstaltungsreihe erfolgreich wird, wäre es gut, wenn ihr euch bis dahin schon einmal mit den Themen auseinandersetzen würdet, die wir ansprechen wollen. Das ist zwar keine Voraussetzung zur Teilnahme, würde aber die Diskussionen erleichtern. Links zu den Texten findet ihr weiter unten.

Was erwartet euch in dieser Woche?
Montag, 12. August, 19³° Uhr im Thiembuktu (Thiemstr. 13)
Diskussionsabend "Schulpflicht abschaffen! Bildungsrecht her!"

Dienstag, 13. August, 20°° Uhr im Café der Ulrike (Maxim-Gorki-Str./Eingang Marienbad)
Infoveranstaltung "Konzepte bestehender freier Schulen: Summerhill, Sudbury & Co."

Mittwoch, 14. August, 19°° Uhr im Seminarraum des BUND (Olvenstedter Str. 10)
Diskussionsrunde "Schulnoten abschaffen!"

Donnerstag, 15. August, 20°° Uhr im Infoladen/BWA (Thiemstr. 13)
Themenabend "Erziehen ist gemein! Antipädagogik vs. Antiautoritäre Erziehung"

Samstag und Sonntag, 17./18. August, Beginn jeweils 10°° Uhr im ÖZIM (Harsdorfer Str. 49)
Workshop "Bildung von unten - Entwicklung eines Konzepts für Magdeburg"
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Ergänzungen