Roma protestieren in Essen gegen Abschiebungen

Pia 31.05.2002 13:32 Themen: Antirassismus
Seit April wehren sich im Essener Norden ca 500 Roma gegen ihre Abschiebung nach Restjugoslavien. Nach anküngigung der Stadt das bisherige Roma-Zeltlager räumen zu lassen, räumten die Roma Familien selbst, um in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (29-30.5.2002)ihre Zelte zum Essener Domplatz zu transportieren und sie dort wieder aufzuschlagen.
Demonstranten zelten vor dem Dom




Zeltstadt vor dem Dom: Nach einem zehn Kilometer langen Nachtmarsch schlugen protestierende Roma auf dem Burgplatz ihre Zelte auf. WAZ-Bild: Arnold Rennemeyer

WAZ Essen. Seit April protestieren im Essener Nordosten 500 Roma gegen die Abschiebung nach Restjugoslawien. Gestern zogen sie in einem Nachtmarsch in die City, um ausgerechnet dort ihre Zelte aufzuschlagen, wo Essens Katholiken heute ihre Fronleichnams-Prozession beginnen.

Seit dem 27. April, nachdem die ersten fünf Abschiebungen vollzogen waren, lagern die Roma in einem Zeltdorf an einem Flüchtlingswohnheim und fordern ein Bleiberecht für alle Roma, die seit fünf Jahren in Deutschland sind. Unterstützt werden ihre Forderung von der PDS und den Grünen. SPD und Stadtspitze dagegen finden, dass der Protest nun lang genug gedauert hat. Stadtdirektor Bernhard Görgens (CDU) hat angekündigt: Wenn keine Verhandlungslösung gefunden werde, wolle die Stadt per Gerichtsbeschluss räumen lassen.

In der Nacht zum Mittwoch kam tatsächlich Bewegung in das Lager. Aber diese Art der Räumung hatte sich die Stadt nicht vorgestellt: Immer mehr Angehörigen trafen in Schonnebeck ein, die Männer brachen die Zelte auf und verstauten sie in Autos. Gegen Mitternacht machten sich die Roma auf zu einem zehn Kilometer langen Fußweg in die City.

Als Dompropst Günter Berghaus gestern früh aus dem Fenster schaute, stand die Zeltstadt auf dem Burgplatz vor dem Dom - genau da, wo der neu bestellte Diözesanverwalter, Weihbischof Franz Grave, heute mit einem Gottesdienst die Fronleichnams-Prozession eröffnen will. Polizeipräsident Herbert Schenkelberg eilte zum Burgplatz und konstatierte einen "Zielkonflikt zwischen den Grundrechten der Versammlungs- und der Religionsfreiheit".

Eine Stunde lang verhandelten Dompropst und mehrere Polizeiführer mit den Sprechern der Roma, bis die heutige Prozession gesichert war: Die Roma brachen ihre Zelte ab und machten sich auf den Rückweg nach Schonnebeck. Dort, so haben sie angekündigt, wollen sie ihren Protest fortsetzen bis zum 5. Juni. An diesem Tag beginnt in Bremerhaven die Innenministerkonferenz. Sie könnte den Abschiebestopp, der noch für Roma aus dem Kosovo besteht, auf Restjugoslawien ausweiten.

Die Minister haben das Thema allerdings nicht wirklich auf der Tagesordnung, klagt Jonny Sichelschmidt von der Roma-Organisation CIAER: Ein Grund für den Marsch auf den Dom sei gewesen, dass der amtierende Vorsitzende der Ministerkonferenz das Thema auf der Sitzung nicht zur Sprache bringen wolle.

29.05.2002 Von Kai Süselbeck
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