UPDATE PRÜGEL MIT TODESFOLGE

r.s. 25.05.2002 20:44 Themen: Repression
Am Freitag, den 24. Mai um 11,15 ist der Kölner Stephan N. gestorben. Die Rekonstruktion der Ereignisse rund um seinen Tod hat gestern schon gezeigt, dass er durch die Misshadlungen bei einem "Polizeieinsatz" sterben musste. Soviel kann jetzt zu dem, was gestern fest stand, ergänzt werden:
Nach Aussage von Stephans älterem Bruder Bernd sah Stephan ganz schlimm aus, so schlimm, dass er beschloss, seine Mutter nicht mitzunehmen, als die Ärzte ihn um 7 Uhr am Freitagmorgen benachrichtigten, Stephans Zustand habe sich derart verschlechtert, dass mit seinem baldigen Tod zu stündlich rechnen sei. Immerhin er war da, als Stephan starb. Er soll ganz bitter geweint haben, der Mann.

Vor der Eigelstein-Wache in Köln, in der Stephan übelst zusammengeschlagen wurde, haben heute 500 Menschen (Zahl laut Dpa-Meldung) die lückenlose Aufklärung der Geschichte eingefordert. Die Kundgebung richtete sich auch gegen die Art des Auftretens der Polizei in dem Eigelstein-Revier und verlief friedlich, auch wenn die Stimmung verständlicherweise ziemlich angespannt gewesen sein soll.

Innenminister Fritz Behrens und der Polizeipräsident von Köln Klaus Steffenhagen wurden unmittelbar nach dem Exitus informiert, dass Stephan Tot ist. Für die Kölner Polizei im besonderen und die NRW-Sicherheitsbehörde im allgemeinen ist mit Stephans Tod so etwas wie ein image- und z.T. auch ein strukturmäßiger GAU eingetreten. Unverzügliches Handeln zur Schadensbegrenzung ist so wohl unumgänglich geworden.

Etliche Zeitungen berichten, gegen 2 der 6 beschuldigten Polizeibeamten sei aufgrund des nachgewiesenen Versuchs der beiden, ihre blutbefleckte Dienstkleidung zu beseitigen, ein Haftbefehl wegen Verdunkelungsgefahr erlassen worden.

Während die Gerichtsmediziner sich mit der Obduktion beschäftigten, machten sich Zivilbeamte der Fahndung auf den Weg, um ihre Kollegen Lars S. Und Mathias L. festzunehen. Um 16,15 Uhr, sieben Stunden nach Stephans Tod, wurde Mathias L. in seiner Wohnung in der Annostraße festgenommen. Lars L. hingegen ist zunächst nicht auffindbar. Nach vergeblichem Klingeln an seiner Wohnungstür in Rondorf beauftragen die Beamten einen Schlüsseldienst damit, die Wohnungstür zu öffnen. Es heißt, Lars S. könne sich "unter dem Ermittlungsdruck" etwas angetan haben. Vom Kollegen ist jedoch in der Wohnung keine Spur. Die Fahnder beschlagnahmen Akten, stellen zwei Leute zur Observation ab und versuchen es bei den Eltern des verschwundenen Kollegen. Dort, ebenfalls keine Spur von Lars S.
Gegen 18 Uhr wird er auf unbekannte Weise im Niedersächsischen aufgespürt und festgenommen. Heute wurde er in Osterode dem Haftrichter vorgeführt und anschließend unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt. Sein Kollege Mathias L. ist ebenfalls auf friem Fuß, begründet wird die Tatsache, dass die beiden frei rumlaufen dürfen damit, dass sie einen festen Wohnsitz haben und dass keine Fluchtgefahr bestehe. «Das ändert nichts an dem dringenden Tatverdacht», meint die Kölner Oberstaatsanwältin Regine Appenrodt. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft sind gegen PM Lars S. und POM Mathias L. vom Amtsgericht Köln Haftbefehle wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung im Amte erlassen worden. Diese Haftbefehle sind wahrscheinlich nur unter Auflagen außer Vollzug gesetzt worden.

Klaus Steffenhagen, Kölner Polizeipräsident, hat seinerseits gegen die Beiden Polizisten ein Entlassungsverfahren eingeleitet. Gegen die anderen vier an den Misshandlungen beteiligten Polizisten wird vorerst lediglich ein sogenanntes "Verbot zur Führung der Dienstgeschäfte" aufrechterhalten ( sie sind also weiter vom Dienst suspendiert), wenn auch die Ermittlungen wegen Körperverletzung weiterhin auch gegen sie laufen. Die Zeugen waren in der Lage, genaue Personenbeschreibungen abgzugeben, was verfahrensrelevante Zuordnungen ermöglicht.Es heißt, dass auch Disziplinarverfahren eingeleitet wurden.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Todeseintritt wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge. Statt bis zu drei Jahren Knast drohen den Tätern dann bis zu fünf Jahren Haft - wenn bewiesen wird, dass die Schläge und Tritte Auslöser für das Hirnödem waren. Hierzu verwertbare Beweise soll die ebenfalls wenige Stunden nach dem Ableben Stephans vorgenommene Obduktion liefern. Der vorläufige Zwischenbericht der Obduzenten bringt aber keine neuen Erkenntnisse hervor. Todesursache bleibt das Hirnödem.

Äußere Verletzungen, die als Todesursache in Frage kommen, wurden nicht festgestellt. Ein endgültiger Obduktionsbericht soll wohl erst in mehreren Tagen möglich sein. Sollte sich herausstellen, dass sein Tod auf die Misshandlungen zurückzuführen ist, müssen die sechs Polizisten mit einer Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge und damit mit einer Mindesthaftstrafe von drei Jahren rechnen.

Die Hinweise, dass die involvierten Polizisten völlig ausser Rand und Band geraten waren, haben sich jedenfalls massiv verdichtet. Im Hamburger Abendblatt heißt es: "...Drei Augenzeugen, Kollegen der Polizisten, sagten indessen aus, der 31-Jährige habe in der so genannten "Sicherheitsschleuse" an Händen und Füßen gefesselt am Boden gelegen. Die Mitglieder des "Kommandos" hätten bis auf einen, der nur dabeigestanden habe, wild auf den Wehrlosen eingetreten und eingedroschen. Sie hätten ihr Opfer an "Kopf, Körper, Armen und Beinen" zahllose Male getroffen. Dann sei der schon auf dem Transport misshandelte Stephan N. von drei Mann in eine Zelle geschleift worden. Dort hätten ihn abermals vier Beamte getreten und geschlagen. Schließlich hätten Sanitäter den Verletzten ins Krankenhaus gebracht. Auch Zeugen aus dem Haus des Opfers belasten die Schläger. Ferner gäbe es Indizien, dass ein größerer Teil der in der Innenstadtwache beschäftigten Polizisten häufiger Gewalt gegen "auffällige Personen" angewendet habe. Alles sei vertuscht worden. Die Beamten hätten sich stets gegenseitig ihre Unschuld bezeugt, so ein Zeuge."

Die Kölnische Rundschau stellt ähnliches fest und analysiert: "Immer wieder schlugen und traten sie auf den Gefesselten ein, offenbar getrieben von Wut und Rachegefühlen. Solche Beamte haben in der Polizei eines Rechtsstaats nichts zu suchen."

An den Schlägereien auf der Wache soll sich laut KR auch der diensthabende Wachleiter beteiligt haben. Als das Geheul der Martinshörner das Eintreffen der Kollegen samt Gefangenen ankündigte, soll der Eigelsteiner Wachdienstleiter "Empfangskommando!", gerufen haben, - im Polizeijargon soll dieser Spruch ein "Warnhinweis" für "schwierige Zuführungen" sein. Für Stephan hat er jedenfalls bedeutet, dass er ein weiteres, wohl tödliches Mal, total wildgewordenen cops völlig ausgeliefert war.

Wenn auch Lars S. es mit 12 Anzeigen überdurschnittlich oft aufgefallen war, so ist er wohl nicht der einzige "auffällige" Beamte auf der Eigelstein-Wache gewesen. Seit 1999 gab es 37 Verfahren gegen Angehörige der Eigelstein-Wache. Die City-Inspektion Innenstadt brachte es insgesamt auf mehr als 150 Verfahren. Der Vorwurf wird laut, die Vorgesetzten hätten diese Tatsachen nicht nur nicht gebührend bewertet, sondern bewusst die Beamten gedeckt: die Anzeigen gegen die Beamten wurden vom zuständigen Dienstgruppenleiter, vom Wachleiter und auch vom Leiter der Hauptwache auf wohl äußerst fragwürdige bearbeitet, offenbar mischten sie bei der Vertuschung kritischer Vorfälle maßgeblich mit.

In diesem Licht ist die eilige "Frühpensionierung" des Polizeinspektionsleiters Jürgen Sengespeick durch den Polizeipräsidenten zu sehen. Dieser hat übrigens auch eine Untersuchung sämtlicher Strafverfahren gegen Polizeibeamte angeordnet. Nicht nur liessen Sengespeick und Kollegen Polizisten, gegen die verfahren anhängig waren, weiter Streife fahren, als sei nichts gewesen. Durch besonders gute Beurteilungen der auffällig gewordenen Beamten verhinderten sie selbst interne Strafmassnahmen. Dies ist auch beim mehrfachen Prügelknaben Lars S. der Fall gewesen.

Laut KR "wussten die Vorgesetzten in der Polizeiinspektion 1 (Innenstadt) seit Jahren davon, dass einzelne Beamte immer wieder wegen Übergriffen beschuldigt wurden. Die Vorwürfe kamen dabei nicht nur von Festgenommenen, es gab auch Hinweise aus dem Kollegenkreis. Trotzdem durften diese Beamten weiterhin Streifendienst machen und bekamen sogar hervorragende Beurteilungen". Neben der Tatsache, dass offenbar auf der Eigelstein-Wache eine "Wagenburg Mentalität" herrscht, die kritischen Umgang mit dem Fehlverhalten von Kollegen zunichte macht, hat auch eine interne Studie bedenkliche Ergebnisse hervorgebracht: der Arbeits- und Organisationspsychologe Professor Gerd Wiendieck, Autor einer bei der Kölner Polizei erstellten wissenschaftlichen Studie "Polizei 2001", hatte erst kürzlich auf diese problematischen Tendenzen hingewiesen. Wie die KR berichtet, warnte er, "bei Polizeibeamten verstärke sich durch überstarke Belastung und Frustration bei der Arbeit die Tendenz, > das Recht in die eigene Hand zu nehmen < ". Die KR listet auch noch einige unrühmliche Präzedenzfälle auf dem Gebiet der Prügel-Skandale und Misshandlungsvorwürfe bei den Polizeien der Länder auf:

1983 sorgte ein Prügel-Skandal auf der Düsseldorfer Altstadtwache bundesweit für Schlagzeilen. Drei Polizisten hatten unter Führung ihres Dienstgruppenleiters regelrecht Jagd auf Obdachlose gemacht und diese brutal misshandelt. Auf der Wache galten Ohrfeigen, Faustschläge und Tritte als "Erziehungsmaßnahme", um Obdachlose nachhaltig aus der Düsseldorfer Altstadt zu vertreiben. Einige Opfer traf es noch härter: Man fuhr sie zu "Schwimmübungen" ans Rheinufer oder ließ sie unter Tritten mit erhobenen Armen an der Wand stehen.

Die beschuldigten Polizisten wurden suspendiert und im August 1983 zu Strafen zwischen sechs und 33 Monaten verurteilt. Der Düsseldorfer Polizei haftete noch für Jahre das Image der "Prügel-Garde" an.

Schwere Übergriffe in der Hamburger "Davidswache" führten in den 90er Jahren dazu, dass dort die komplette Wachbesatzung ausgetauscht wurde, ein in der Bundesrepublik bis dahin einmaliger Vorgang.

Im Mai 1998 verhängte das Gericht in Frankfurt (Oder) Bewährungs- und Freiheitsstrafen für vier Polizisten wegen Körperverletzung im Amt. Opfer waren vietnamesische Zigarettenhändler.

Im Juli 2000 wurden vier Polizisten in München zu Haft- und Bewährungsstrafen verurteilt. Sie hatten sechs Besucher des Oktoberfestes verprügelt.

Diese Liste zwielichtiger Vorfälle ist natürlich nicht vollständig. Mit der Aufgabe, das "Problem Eigelstein" zu lösen und Licht in die Affäre um Stephans Tod zu bringen wird nun der Leiter der Polizeiinspektion Flughafen Udo Behrendes betraut. In der Vergangenheit war er u.a. Dozent an der Kölner Polizeihochschule und davor langjähriger Chef der Bonner Wache Bornheimer Straße. Zu der Zeit machte er sich einen Namen als Mitbegründer des "Bonner Forums" eine Initiative zur Fördeung "gleichberechtigten Dialogs" zwischen Bürger und Polizei. Das Ganze war entstanden, als Bonn noch Hauptstadt war und Behrendes sich für deeskalatorische Kommunikatinskonzepte auf Demonstrationen einsetzte. Der Berliner Mieter-Echo hat von ihm einen interessanten Satz gebracht, mit dem er die Kantherschen Visionen sauberer Bahnhöfe quittiert haben soll, beider Männer Statements will ich hier kurz zitieren:

"Durch die "Zusammenarbeit mit privaten Sicherheitsunternehmen durch Polizei und Ordnungsämter und die Schaffung freiwilliger Polizeihelfer" soll die "entschlossene Verteidigung der öffentlichen Ordnung gegen Rüpelszenen, öffentlichen Alkoholgenuss, aggressives Betteln und öffentliche Rauschgiftszenen" erreicht werden, so Kanther. Dieser Strategie liegt nach den Worten von Udo Behrendes von der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Köln die Wiederbelebung des Begriffs der öffentlichen Ordnung zur Durchsetzung außerrechtlicher Sozialnormen zugrunde. "Es geht in Wahrheit nicht um Gefahrenabwehr und Kriminalitätskontrolle, sondern um die symbolische Inszenierung sicherer Innenstädte", so Behrendes. "Die Polizei wird dabei dazu benutzt, die immer deutlicher zu Tage tretende Kluft zwischen Arm und Reich, insbesondere die Symptome sozialer Verelendung, zu kaschieren, indem mit ihrer Hilfe die Optik der Bahnhöfe und Fußgängerzonen ‚einkaufsbummelfreundlich' von Randgruppen gesäubert wird."

Der schlechteste Mann ist Behrendes also nicht, ob das helfen wird, Gerechtigkeit zu schaffen ist trotzdem fraglich. Stephan wird jedenfalls von Aufklärung auch nicht mehr lebendig, so wenig wie alle anderen, die irgendwann mal an Polizeigewalt gestorben sind.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizisten (BAG) hat laut Dpa den Korpsgeist bei der Polizei und verheerende Mängel der Dienstaufsicht angeprangert. Effiziente Kontrolle laufe nicht über vorhandene Dienstaufsichtsregularien und Staatsanwaltschaften. Auch dort herrsche häufig Korpsgeist, sagte BAG-Bundessprecher Thomas Wüppesahl im Radiosender NDR4 Info. Kontrollen funktionierten nur durch externe und professionelle Stellen. Wüppesahl forderte Polizeibeauftragte als Ansprechpartner für Beschwerden von Bürgern und Beamten.

Viele Medien sind auffallend konsequent bedacht, Stephan höchst penetrant und regelmässig als "Randalierer" zu diffamieren, obwohl seine Mutter versichert, dass er sich nichts hatte zuschulden kommen lassen. Ganz fiese und tendenziöse Aussagen sind es, die da welche bringen. Eigentlich echte Veunglimpfung Verstorbener...‚ die eine oder andere Protestmail wäre durchaus angebracht, wenn es nicht so wäre, dass das Ganze jetzt eh wahrscheinlich informationell ganz fix eingesandet wird.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Poldi online

Poldi 26.05.2002 - 11:07
Hallo Freunde!
Das ist wieder typisch deutscher Rechtsstaat. Die Bullen können knüppeln wie sie wollen!




Text des Titels







unterlassene hilfeleistung

xxx 26.05.2002 - 12:51
Die beiden Polizisten die als Zeugen ausgesagt haben müssten doch eigentlich auch drann sein wegen unterlassener Hilfeleistung mit Todesfolge??

Unterlassene Hilfeleistung

Parole 26.05.2002 - 13:54
Gegen die beiden Bullen, die die Zeugenaussagen machen, wird tatsächlich wegen unterlassener Hilfeleistung ermittelt. Sie können deswegen auch bei einem eventuellen Prozess die aussage verweigern, weil sie sich selber belasten würden. Es liegt an uns, den öffentlichen Druck aufrecht zu erhalten, um dies zu verhindern.

unterlassene hilfeleistung

yyy 26.05.2002 - 14:28
genau. auf uns kommt es an. zu den polizisten, die den vorfall meldeten, kann man im ersten bericht "prügel mit todesfolge vom freitagabend was nachlesen".

jungeWelt berichtet von weiterer Prügelorgie

schnalle 26.05.2002 - 20:37
der Polizei in Berlin. Siehe URL.

eigentlich...

joe 27.05.2002 - 10:56
Ich möchte hier mal ne Lanze brechen, für die Unzähligen Polizisten und Polizistinnen, die täglich ihren Dienst tun.

Sie werden zum Teil auf's ärgste beschimpft, müssen sich mit Leuten untersten Niveaus abgeben und ernten meist nur Hass und Hohn.
Sie müssen Gesetze und Anweisungen vertreten und Massnahmen durchführen, die Sie selbst nicht 100% rechtfertigen können.
Sie stehn in vorderster Front und werden oft zum Sündenbock gemacht, für Sachen welche andere (die Politik) verbockt haben.
Sie müssen mi ihrer physischen, wie auch mit ihrer psychischen Gesundheit bezahlen.

Es macht keinem Spass an einen schweren verkehrsunfall mit Toten und schwerverletzten gerufen zu werden.

Bei einer Schlägerei als unbeteiligter schlichtend aufzutreten ist nicht leicht.
Die Nerven zu behalten, wenn man beschimpft, angespuckt und angepöbelt wird ist extrem schwierig.

Und immer wieder in die Schusslinie der Presse zu geraten, nur weil ein Kollege die Nerven verlohren hat...

Tagtäglich müssen diese Leute vom besoffenen Umsichschläger bis zum Kind das seine Mutter verlohren hat alles meistern.
Dabei erwarten wir von Ihnen, dass sie uns immer solange als "unschuldige", "brave" Bürger ansehen und unsere Rechte respektieren...

Wenn Polizisten eine Demonstation auflösen, wo sie mit Brandbomben und Steinen beworfen wurden und dabei einen "friedlichen" Demonstanten festgenommen haben, kann man sicher sein, dass die Presse danach den "armen" Demonstranten zeigt, der von 2 Polizisten zu Boden gedrückt wird und unter "roher" Gewalt gefesselt wurde.

Das die Polizisten zuvor 2 Stunden lang unter höchster Anspannung versucht haben die Lage in den Griff zu bekommen, dass intressiert nicht... aber das pulitzerpreisverdächtige Foto mit dem Demonstanten am Boden...

Solchen Scheiss verkaufen uns die Medien und machen uns scharf, gegen Polizisten, die von uns beordert wurden uns vor Gewalt und Rechtslosigkeit zu schützen!

Ich kann einen Polizisten verstehn, der mal Ausrastet. Ich heisse es nicht gut und ich akzeptiere es auch nicht.
Und es macht mich krank, wenn ich immer wieder hören muss "die scheiss Bullen" ....verdammt Sie wollen uns helfen.

...aber jeder der einen Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens bekommt schimpft auf sie, obwohl es sein Fehler ist, dass er zu schnell gefahren ist... aber dafür hat man ja den Sündenbock Polizei

fwd: Gebäude 9, zum Tod von Stephan Neisius

hans 27.05.2002 - 11:56
GEBÄUDE 9, Köln, 24. Mai 2002. Zum Tod von Stephan Neisius.


Unser Freund Stephan ist tot

Seit zwei Wochen berichten Zeitungen, Fernsehen und Radio von Stephan, der nach seiner Festnahme in der Nacht des 11. Mai von Polizisten brutal mißhandelt wurde und danach in ein Koma fiel, aus dem er nicht wieder aufgewacht ist. Heute ist Stephan gestorben. Wir sind fassungslos. Uns ist sehr wichtig, daß die plötzlich öffentliche und trotzdem unbekannte Person ein Gesicht erhält, und daß aus ihr der Mensch Stephan wird.

Stephan hat mit uns schon beim Aufbau von GEBÄUDE 9 zusammengearbeitet, und seiner engagierten, fachmännischen Hilfe verdanken wir viel. Aber er war auch ein kultur-, besonders ein musikbegeisterter Mensch, der oft unsere Veranstaltungen besucht hat.

Ich kannte ihn seit vielen Jahren. Ein kleiner, gedrungener Mann mit einem langen blonden Zopf, der immer ein wenig mit seiner Figur gehadert hat. Stephan war selbst ein guter Musiker, Bassist mit eigener Band. Und er war ein vielseitiger, äußerst geschickter und gelassener Handwerker, von Beruf Schreiner. Ein sehr humorvoller, origineller, mitunter äußerst schlagfertiger Mensch, mit dem es immer etwas zu lachen gab. Wir haben oft zusammen gearbeitet, und es hat immer Spaß gemacht. Wenn wir einen traditionellen Kölner Handwerkerladen betraten, redeten Stephan und die Verkäufer plötzlich Kölsch. In Arbeitspausen oder beim Zusammensitzen nach Feierabend machte er gerne Musik auf Gi-tarre oder Maultrommel. Vor kurzem noch haben wir die Bar des GEBÄUDE 9 in eine improvisierte Schreinerwerkstatt verwandelt, als Stephan unser Mobiliar repariert und etwa aus drei nicht mehr benutzbaren zwei neue Möbelstücke gebaut hat. Die, die er später bearbeiten wollte, stehen noch in unserem Werkzeugraum. Beim Konzert der Jon Spencer Blues Explosion im Februar stand er mit leuchtendem Gesicht neben dem Mischpult. Später sagte er: "Das war ein großer Abend."

Stephan hat die Idee und den Geist unseres Hauses verstanden und mitgetragen.

Wir vermissen ihn und sind sehr traurig.

Thomas Krutmann

und das GEBÄUDE 9 - Team: Pablo Geller, Jan van Weegen, Martin Krutmann und Joern Loges

Ralf Exter, Arnfried Klörs



Im GEBÄUDE 9 und an verschiedenen Stellen der Stadt liegt eine Unterschriftenliste aus, mit der wir an Stephan erinnern, auf das Verbrechen hinweisen und vollständige Aufklärung fordern werden.

Dazu findet ausserdem eine Kundgebung statt:

Morgen, Samstag den 25. Mai um 13.45 Uhr vor der Wache Eigelstein zwischen Breslauer Platz und Nord-Süd-Fahrt.





Die Agenturmeldung von heute mittag im Wortlaut:
Köln (ddp-nrw), Freitag, 24.5.02 12:33

Kölner starb nach angeblicher Polizeibrutalität – Beamte von Kollegen schwer belastet

Nach rund zweiwöchigen Koma ist ein angeblich von Kölner Polizeibeamten misshandelter Mann gestorben. Die Leiche des 31-Jährigen sollte noch am Freitag obduziert werden, teilte ein Polizeisprecher mit. Der Mann war im Polizeigewahrsam zusammengebrochen, als ihm gewaltsam Blut abgenommen werden sollte. Zuvor soll der Mann von Beamten der Kölner Eigelsteinwache massiv verprügelt worden sein.

Nach Angaben der Kölner Staatsanwaltschaft haben zwei Polizeibeamte ihre Kollegen schwer belastet. Sie sagten aus, dass mehrere Beamte den an Händen und Füßen gefesselten Mann wiederholt geschlagen und getreten haben. Die beiden Zeugen hatten sich nach Beendigung ihres Spätdienstes noch auf der Eigelsteinwache aufgehalten, als der Wachdienstführer "Empfangskommando" gerufen hat. Dies deute auf eine "schwierige Zuführung", sagten der Beamte und die Beamtin aus.

Daraufhin habe man die Sirene eines nahenden Streifenwagens gehört sowie Geräusche, die auf eine körperliche Auseinandersetzung hindeuteten. Kurz darauf habe der 31-Jährige in der Sicherheitsschleuse der Wache gelegen, umgeben von fünf oder sechs Beamten. Dabei kam es zu den Misshandlungen, bei denen der Mann an Kopf, Körper, Armen und Beinen getroffen wurde. Lediglich einer der Polizisten habe sich an den Übergriffen nicht beteiligt.

Danach wurde der am Boden liegende Mann von zwei oder drei Beamten an den Füßen gepackt und durch den Flur in eine Zelle geschleift. Dabei habe das Opfer im Gesicht geblutet. Die weiteren Vorgänge in der Zelle konnte lediglich ein Beamter beobachten. Nach seinen Angaben haben vier Beamte weiter auf den Verletzten eingetreten und eingeschlagen.

Seit zwei Wochen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen sechs Beamte der Polizeiinspektion I, auch gegen die beiden Zeugen wird wegen unterlassener Hilfeleistung ermittelt. Sie hatten den Vorfall ihren Vorgesetzten gemeldet. Als Folge der Affäre hatte der Kölner Polizeipräsident Klaus Steffenhagen den Leiter der Polizeiinspektion abberufen und weitere interne Maßnahmen angekündigt.






GEBÄUDE 9
Deutz-Mülheimer Strasse 127-129
51063 Köln
www.gebaeude9.de

Presse/PR/Filmbooking:
Pablo Geller
email:  mail@gebaeude9.de

@joe

bürger 27.05.2002 - 13:36
hallo joe!
zuerst eine frage: wie alt bist du?
ich tippe mal auf zwischen 09 und 13 jahre (oder wahlweise auf zw. 88 und 99 j).
sicher hast du recht, dass es polizisten gibt, die überarbeitet sind (so wie ich, habe letzte woche schon wieder über vier überstunden gemacht...).
aber: so blind kann man doch nicht sein. viele von den "freunden&helfern" haben andere gründe "mal auszurasten"... aber ich merke gerade, dass es nicht lohnt irgendetwas über die polizei zu schreiben.
99% aller halbwegs kritisch denkenden menschen weiß um das denken und handeln vieler polizistInnen bescheid (ohne pauschalisieren zu wollen), die erfahrungen sind nicht nur traurig, sonder geradzu beängstigend.
um so schlimmer, wenn da jemand "eine lanze bricht" für die polizei.
und das, nachdem gerade welche von denen einen menschen GETÖTET haben...

@joe

Ich 27.05.2002 - 18:49
Ich wollte auch noch mal was zu dem von Joe veröffentlichten Beitrag schreiben.
So wie du es schreibst hört sich das so an als wäre es ganz verständlich auch mal auszurasten und dabei einen Menschen zu Tode zu prügeln. Und das diese armen Frauen und Männer täglich einer so ungeheuren Belastung ausgesetzt wären, haben sie sich nicht zuletzt dies sogar ausgesucht?
Haben sie nicht voller Eifer die Tests und aufnahme Prüfungen bestanden? Niemand wird sie dazu gezwungen haben willenlose Staatsdiener zu werden!
Sie haben es mit ihrem gewissen vereinbart das sie Befehle entgegen nehmen ohne zu fragen und ohne ihre eigene Meinung zu äussern.
Und fragst du mal nach den Gründen warum sie zur Polizei gegangen sind wirst du neben dem Geschwafel von Gerechtichkeit und Helfersyndrom, auch noch die Antwort hören(spätestens wenn sie ein paar Bierchen getrunken haben) das sie Spass dabei haben MACHT auf andere auszuüben und nicht zuletzt vielleicht mal die Gelegenlichen möglichkeiten mal ein bischen Dampf ab zulassen........


no jusitce no peace fight the police

@joe

Stoffel 29.05.2002 - 13:13
Am schlechten Image der Polizei ist schlicht und ergreifend nur die Polizei schuld. Wenn schon Lanze brechen, dann vielleicht für die Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizisten. Im Express stand, Lars S. habe einem TV-Menschen gesagt, er habe zur fraglichen Zeit seinen Privatwagen gereinigt. Alles klar?

Siehe auch www.express.de, Kölner-Express, Such-Archiv und da dann mal "Stephan, Lars" als Suchbegriffe eingeben.

Express ist zwar doof, aber in diesem Fall einen Blick wert.

Alle relevanten Informationen sind hier aber besser und richtiger vorhanden. Großes Lob.

Übrigens, ich kannte Stephan immer nur als "den kleenen Stephan" und was Thomas vom Gebäude9 schreibt kann ich nur bestätigen. Ein Randalierer war er nun wirklich nicht.

Stoffel

arme polizisten

- 27.11.2002 - 23:40
die armen polizisten haben sich aber ausgesucht für wen sie kämpfen wollten

Sie schreiben da Mist

Jürgen Sengespeik 01.05.2008 - 21:12
Sie schreiben in diesem Artikel einen so ausgemachten Mist, dass man meinen muss, Sie hätten einen Auftrag, Tatsachen zu verdrehen. Ihre Behauptungen sind nicht nur verleumderisch sondern sogar unsinnig, weil sie voll an der Wahrheit vorbeigehen.Ich fordere Sie deshalb auf, den Text aus dem Netz zu nehmen, da ich sonst rechtlich gegen Sie vorgehen werde.