Spreeaktiv vs. Hauptstadtmief

Tante Emma 25.05.2002 20:52 Themen: Freiräume
Aufruf und vorläufiges Programm zu den "Berliner Aktionstagen gegen Umstrukturierung und kapitalistische Verwertungsinteressen" 25. Mai bis 1. Juni
Vorneweg: Das ist ein abgetipptes Flugblatt.

Zur Erklärung: Köpi 137 = Hausprojekt Köpenickerstraße 137
Schwarzer Kanal = Wagenplatz Schillingbrücke
Rigaer94 = Rigaerstraße 94
Kadterschmiede = Kneipe in der Rigaer94
XB = Kneipe Riager- Ecke Liebigstraße
Samacafé = Knaeipe Samariterstraße 32



Spreeaktiv vs. Hauptstadtmief
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Berliner Aktionstage
gegen Umstrukturierung und
kapitalistische Verwertungsinteressen

für den Erhalt und Ausbau von Kiezstrukturen
für Tante Emma und Kopfsteinpflaster

25. Mai bis 1. Juni

Die Entwicklung Berlins zur Hauptstadtmetropole geht in rasanten Schritten voran. Der Verwertungsdruck in der Innenstadt erhöht sich zusehends und dies geht an unseren Strukturen nicht spurlos vorbei. Viele linke Projekte in Berlin sind durch die Interessen der EigentümerInnen, der Politik des Senats oder konkrete Bauvorhaben bedroht. So wird z.B. der Friedrichshainer Kiez, wie zuvor Mitte und Prenzlauer Berg, z.Zt. zum Trendbezirk und für noble Sanierungskonzepte interessant. Frischverputzte einheitsgelbe und vollverglaste Sushi- und Cocktailbars sind sichtbare Zeichen dieser Entwicklung. Das Konzept der "behutsamen Stadterneuerung" mit Sanierungsvorhaben und Mietobergrenzen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen in die Randbezirke verdrängt werden.
Die Brach- und Industrieflächen am Spreeufer zwischen Kreuzberg und Friedrichshain werden für ein gigantisches Bauvorhaben in den nächsten Jahren verplant und unter dem Slogan "Media-Spree" vermarktet. Dort sollen u.a. eine Mehrzweckhalle, ein Multiplexkino, Bürogebäude und ein Mediencenter entstehen. Passend zum Universal-Hauptsitz gegenüber, ist z.B. im Wrangel-Kiez ein Vier-Strene-Hotel geplant, abgerundet durch die Mischung aus Einzelhandel, Büros Lofts und Wohnungen. Die Gäste können sich dann per Wassertaxi zu Terminen bei Universal und anderen Media-Spree-Orten chauffieren lassen. Die Umsetzung der Pläne dieses Media-Spree-Geländes, das sich zwischen Jannowitzbrücke und Rummelsburger Bucht befindet, würde 2,5 Milliarden Euro verschlingen und hätte eine dramatische Umstrukturierung der angrenzenden Bezirke zur Folge.
Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung einer Stadt, in der für Menschen, die mit dieser Entwicklung nicht mithalten können oder wollen, kein Platz mehr ist. Öffentliche Räume, in denen alle am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, werden mit Hilfe von Sicherheitsdiensten oder Platzverweisen /-verboten aus der Öffentlichkeit entfernt. So entstehen immer mehr sterile Orte, an denen ausschließlich konsumfähiges und konsumwilliges Publikum geduldet wird.
Zusätzlich schreitet die Videoüberwachung der Stadt nahezu unaufhaltsam voran. Nachdem bereits unzählige Gebäude, öffentliche Plätze, U- und S-Bahnhöfe etc. die Verhaltensweisen eines jeden einzelnen kontrollieren, beginnt die BVG damit, Busse und Züge mit Kameras auszustatten, um das Netz der Kontrolle noch dichter zu machen.

Es ist an der Zeit, lautstark und bunt mit vielfältigen Aktionen zu zeigen, dass diese Entwicklung nicht die ist, die wir wollen! Es gibt viele Möglichkeiten, unseren Widerstand zu zeigen!

Freitag, 24.5.: 20 Uhr, Köpi 137: Infoveranstaltung zur
angedrohten Räumung der Rigaer94. Danach Lesung
"Best of Klageschriften". Dann Solikonzi.
Samstag, 25.5.: ab 15 Uhr Rigaer94: Kinderfest; Lange Nacht der
Rigaerstraße (Parties im XB, Kadterschmiede etc.)
Sonntag, 26.5.: 17 Uhr Auftaktvollversammlung für die Aktionstage
in der Köpi. Hier werden Orte und Zeitpunkte für
die Rahmenaktionen bekannt gegeben. Danach:
Bauworkshop.
Montag, 27.5.: Streetparade. Abends: Filmnacht im Samacafé
Dienstag, 28.5.: Räumung der Rigaer94 verhindern
Mittwoch, 29.5.: Häuserrennen
Donnerstag, 30.5.: Fußballspielen an gefährlichen Orten;
Infoveranstaltung zu "media spree"; Varieté
auf dem Wagenplatz am schwarzen Kanal
Freitag, 31.5.: Frühstücken an kommerzialisierten Orten;
Schnitzeljagd
Samstag, 1.6.: Kulturschockfestival in Hellersdorf

Im Hof der Köpi wird es einen Infowagen als Anlaufstelle und Pennplatzbörse geben. Dort gibt es auch Infos zu den Aktionen.

Die Aktionstage leben davon, dass wir uns kreativ auch außerhalb dieses Rahmenprogramms zeigen. Denkt euch was aus! Greifen wir nach den Sternen und nehmen wir uns die Stadt zurück. Zeigen wir, dass wir uns Freiräume nicht so einfach nehmen lassen!
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Ergänzungen