8 Tage U-Haft in Stammheim...Knast-Ansichten und -Innenansichten

Anonym 25.05.2002 01:54 Themen: Atom Repression
Dienstag, 14. Mai ... die Konzernchefs und viele weitere TeilnehmerInnen der "Jahrestagung Kerntechnik" betreten die Suttgarter Liederhalle. Nur ca. 30 Protestierende sind trotz bundesweiter Mobilisierung in Anti-Atom-Kreisen vor dem Eingang. Zwei versuchen eine Sitzblockade im Eingang - der Rest guckt zu. Weitere Aktionen folgen. Vom Dach des neben dem Eingang stehenden Hochhauses wird ein Transparent heruntergelassen, Rufe ertönen von oben. Die Polizei versucht vergeblich, auf das Dach zu gelangen - die Türen sind verbarrikadiert. Drei Stunden können 6 Aktivisten aus Stuttgart und Mittelhessen am dem Dach agieren. Dann ist Schluß: Polizeigewahrsam - und für einen endet es in Stuttgart-Stammheim. 8 Tage Hauptverhandlungshaft, verschärfte Sicherheitsvorkehrungen beim Prozeß - aber dennoch einige Aktionen.
Knast ist die härteste Herrschaftsform des Staates. Daher sind die Strukturen von Knästen ein wichtiges Feld der Kritik von Herrschaft. Und die Knäste könnten Symbole für den Widerstand werden.
Der folgende Text ist ein Bericht der U-Haft in Stammheim. Subjektiv ... wie alles auf der Welt!
8 Tage U-Haft in Stammheim ...
Ansichten und Innenansichten aus dem Knast

Dienstag, 14. Mai ... die Konzernchefs und viele weitere Teilnehmis* der "Jahrestagung Kerntechnik" betreten die Suttgarter Liederhalle. Nur ca. 30 Protestierende sind trotz bundesweiter Mobilisierung in Anti-Atom-Kreisen vor dem Eingang. Zwei versuchen eine Sitzblockade im Eingang - der Rest guckt zu. Weitere Aktionen folgen. Vom Dach des neben dem Eingang stehenden Hochhauses wird ein Transparent heruntergelassen, Rufe ertönen von oben. Die Polizei versucht vergeblich, auf das Dach zu gelangen - die Türen sind verbarrikadiert. Drei Stunden können wir 6 Aktivistis aus Stuttgart und Mittelhessen am dem Dach agieren. Dann gelingt es der Polizei, das riesige Transparent von der Wand zu reißen. Nun ist nicht mehr viel sichtbar von uns. Wir verhandeln mit der Polizei, die aus dem Fenster unter uns zu uns aufschaut. Das weckt schöne Erinnerungen, z.B. an den 1. Juni 2000, als wir auf der Schilderbrücke über der Autobahn am Expo-Gelände standen und uns abseilten. Die Polizistis dort unten waren so klein - welche ein Gefühl, als sie uns hilflos baten, uns nicht in die Fahrbahn zu hängen (90min war die Autobahn gesperrt, hihi ...leider war aber kam Verkehr, schluchz ...). Nun also eine ähnliche Lage. Die Polizei muß zustimmen, daß wir nicht verhaftet werden, wenn wir den Zugang freimachen. Personalienaufnahme und fertig. Das wäre ein akzeptables Ende, die drei Stunden verliefen ohne große Aufregung, wir haben viel miteinander gesprochen über die Handlungsmöglichkeiten in solchen Situationen und was dann weiter geschehen wird. Doch leider haben wir uns verschätzt. Als wir die Tür öffnen, ist Schluß: Die Polizei nimmt uns fest, Polizeigewahrsam wird angekündigt. Ich bezeichne den Bullenchef als das, was er ist: "Lügner". Er nimmt es gelassen hin, sammelt die Personalausweise ein und fordert uns auf, die 15 Stockwerke herunterzugehen. Ich ärgere mich und setze mich hin. 2 Polizistis zerren mich an den Armen die Treppen runter, Stufe für Stufe kracht mein Arsch auf den Steinboden. Dann geht's durch die Außentür auf den Bürgisteig zu den Bullenwannen. Die anderen fünf gehen mit den Polizistis herunter.

Verhaftet ...
Der Moment der Ankunft im Freien ist frustrierend. Nein, mehr: Er ist schockierend. Unten stehen planlos ca. 30 weitere Atomgegnis herum. Sie gehören überwiegend dem Bündnis gegen das Atomforum an - ein Zusammenschluß von hierarchistischen Gruppen wie der Ökologischen Linken, NGOs wie dem BUND und einigen Anti-Atom-Eliten. Wir, die wir kreative Widerstandsaktionen machen wollen und offene Strukturen sowie Organisierung von unten ohne Chefis und zentrale Gremien anstreben, wurden im Vorfeld ausgeschlossen. Zweimal wurde ein Mensch angegriffen, er sei zu jung, um Dinge einschätzen zu können - ohne Konsequenz. Ich dachte mir, als ich das hörte: "Wenn jemand sagt: Du kannst das als Frau gar nicht beurteilen, fliegt dieseR raus - mit Recht. Aber die Diskriminierung nach Alter geht durch - die Eliten können sich das erlauben." Und nun schleifen mich diese Bullenärsche an ihnen vorbei. Niemand ruft, singt, protestiert - nein, sie gucken weg, stieren hilflos in die Gegend, einige gucken sogar feindselig. Ich lächele einige an, während ich zwischen den Bullen in der Sonne liege. Niemand lächelt zurück. Ein kleines Kind ist mein einziger Gesprächpartni, immerhin ein Kontakt. Ich schleuderte mein Handy zu den PinkSilver-Leuten. Das müssen die Bullen ja nicht in die Hände bekommen. Dann fängt ein anderer von uns Verhafteten an, Protestlieder zu singen. Wir singen mit, die meisten Atomgegnis rundherum schweigen weiter.
Kontrollen, Durchsuchungen, die Zeit verrinnt, aber irgendwann sitzen wir alle in den Bullenwannen und die Fahrt geht los. Aus den Fenster sehen wir die anderen Demonstrantis. Wieder keine Reaktion. Schwach ohne Ende. Unsolidarisch, langweilig.

Ab zur Bullizei ...
Noch sind wir zusammen, jeweils drei in einer Wanne. Wir schaukeln während der Fahrt, die Fahris stellen den Ventilator ab. Kleine Kraftproben auf einer sonst langweiligen Fahrt. Im Polizeirevier am Pragsattel steht alles fein säuberlich bereit. Die sind auf mehr vorbereitet, denke ist und lasse mich als letzter in den Gang mit den verschiedenen Tischen schieben. Station für Station gehen wir nacheinander die Stationen ab - Personalienaufnahme, Rechtsbehelfbelehrung, dann mal in den Raum zur ED-Behandlung (Fingerabdrücke, Handabdrücke, Fotos nackig und Fotos bekleidet usw.) oder nur warten auf die nächste Station. Noch können wir uns sehen und hören. An jeder Station versuche ich, das Gespräch offensiv zu führen. Wer mich fragt, bekommt zu hören, daß er/sie es nur fragt, weil das so vorgeschrieben ist. "Laß uns rausgehen, wir könnten ein Eis essen und dann ohne Herrschaft zwischen uns reden", schlage ich das eine Mal vor oder bemitleide die nächsten, weil sie 40 Jahre in diesem widerlichen Gebäude zubringen müssen. Irgendwo bekomme ich eine Rechtsbehelfsbelehrung in die Hand. Ich falte ein Flugzeug daraus. "Wehe wenn Sie das auf mich werfen", bemerkt ein Beamti am Rand des Ganges. "Bist Du ein Hochhaus?" frage ich zurück. Ein Polizisti will mir was erzählen, kommt aber gar nicht dazu, weil ich ihm seine Lage innerhalb der Befehlsstruktur Polizei erkläre. In eine Pause hinein sagt er fordernd: "Darf ich auch mal was sagen?" "Nein", antworte ich, komme dann aber noch auf einen anderen Vorschlag: "Wir können ja beide gleichzeitig reden. Achtung: 3, 2, 1 ..." - und tatsächlich redet er los, ich auch. Wir Verhafteten lachen. Kreative Antirepression hat hier keine Vermittlung mehr, hier ist keine Öffentlichkeit. Aber wir fühlen uns besser so.

Allein ...
Irgendwann ist alles abgehakt. Ich werde auf eine Einzelzelle gebracht, vorbei an der Essensausgabe - aber es gibt nur totes Tier. Dann fliegt die Tür hinter mir zu. Aus. Alles ist ruhig. Jetzt ist nur noch Zelle. Graue Wand, ein Bett mit Holzliegefläche ohne Matratze. Ein Klo, sonst nichts. Noch immer gehe ich davon aus, daß jetzt die typischen Stunden des Polizeigewahrsams folgen. Der beste Moment zu schlafen. Außer Langeweile ist hier ohnehin nicht zu erwarten. Doch die Liegefläche ist kurz und hart. Ziehe ich den Kapuzi aus als Kopfkissen, wird mir kalt. So döse ich eher als daß ich schlafe - schon mal schlecht. Die Zeit vergeht so langsamer. Die Bullen gewinnen die Oberhand, immer mal wieder kommt einer rein, mustert mich überlegen. Sie zeigen mir stolz die Fahndungsfotos, die sie von mir gemacht haben. Jämmerliche Typen, die ihre Lust an Unterwerfung nicht verbergen. Die noch einige Rechnungen mit mir offen haben, denn viele Polizistis verhalten sich gegenüber ihren Gefangenen mit einer Mischung aus überlegener Witzigkeit und demütigenden Spitzen. Ihren Witz verlieren sie aber schnell, wenn sie ihre Überlegenheit nicht durchsetzen können. So nerven sie jetzt zurück, aber da ich ohnehin nicht gut schlafen kann, ist es mir egal.
Draußen gehen Türen auf uns zu, Gespräche, Schritte, eine ganze Zeit lang. Dann ist Ruhe. Und in mir wächst die Ahnung, daß die anderen fünf draußen sind und ich dableibe. Die Ahnung wird zur Gewißheit. Ich werde auf eine andere Zelle gelegt mit Matratze - und nochmal durchsucht. Sie finden meine Sturmhaube, die wird gleich beschlagnahmt. Der Kommissar ist stolz auf sich. Ich lege mich auf die Matratze. Hier müßte das klappen mit dem Schlafen, immerhin was. Nur noch einmal bekomme ich Besuch. Mir wird vorgeschlagen, daß ich einen Beamti als Postbevollmächtigten akzeptiere und eine Kaution bezahle. Dann könnte ich auch raus. Sie nutzen meine Wohnsitzlosigkeit. "Nein", sage ich. "Ich habe eine Postadresse, der Rest ist Schikane." Sie gehen, ich schlafe ein.

U-Haft ...
Um 11 Uhr am nächsten Tag werde ich aus der Zelle geholt, eigentlich zu spät, denn die 24-Stunden-Frist ist um. Aber: Wer die Macht hat, hat das Recht. Und wer das Recht hat, hat die Macht. Es geht zum Haftrichti. Hauptverhandlungshaft, diese neue Allzweckwaffe der Mächtigen gegen Kritik, ist beantragt. Handschellen klicken, die Richtis haben verschärfte Sicherheitsauflagen verhängt. Im fetten Mercedes geht's zum Amtsgericht. Autofahren mit Händen auf dem Rücken ist unbequem. Dann geht's hinein, Handschellen abnehmen. Welch funkelnde Augen der Richti hat. "Der macht es Spaß, Menschen zu unterwerfen", denke ich. Der Staatsanwalti hat beantragt, mich in Untersuchungshaft zu nehmen. Es ist von vorneherein klar, daß das durchgeht. Doch die Richti regt sich immer mehr auf, vor allem, wenn ich über sie lache und ihr erkläre, daß sie das macht, weil sie aus Herrschaftsinteressen heraus handelt. Sie ärgert sich, daß die Unterwerfung nicht gelingt, redet genervt vom "Kasperletheater". So bleibt ihr einziges Vergnügen der Stempel unter den Beschluß zur Untersuchungshaft.

Stammheim ...
Der Stuttgarter U-Haft-Knast ist kein unbekannter. In Stammheim saßen und starben Baader, Meinhof und andere. Bei der Einfahrt in den Knast kann ich das nicht bewundern. Weiter in Handschellen und ohne Brille, die mir schon im Polizeirevier genommen wurde ebenso wie alle Telefonnummern, Uhr usw., poltert der Gefangenentransporter in den Hof. Nochmal werde ich kontrolliert, darf duschen und muß Personalien benennen. Aus der Plastiktüte mit den Affekten, wie im Knastjargon all das heißt, weil mensch neben seiner Kleidung bei sich trägt und ihm meist komplett abgenommen wird, erhalte ich ein paar unwichtige Papiere, Taschentücher und ein Halstuch zurück. "Wo sollen wir Sie denn hinverlegen?" fragt ein Beamti. Habe ich irgendwelche Wünsche, denke ich nach. "Wenn´s geht, zusammen mit Nichtrauchern". "Da haben wir nur eine Zelle voll Neger", bemerkt der Beamte - und vom Nebentisch schallt es herüber: "Stehen Sie auf schwule Neger?" Hier wird's nicht so lustig, denke ich, und streite mich mit den Rassistis über ihre Sprüche. Es bleibt nicht die einzige Diskriminierung, die ich in den wenigen Tagen im Knast mitbekomme. Homophobie zeigt sich, als ein Beamti auf dem Flur einen Knacki anmacht: "Bin ich ein warmer Bruder?" Und starre Geschlechterzuweisungen finden sich in der Hausordnung: Nur "weibliche Gefangene", die in Stammheim in einem Extra-Bau sitzen, dürfen sich Parfüm, Nagellack, Lippenstift und Make-up kaufen.
Die Beamtis wollen Fotos und manches mehr von mir, sind aber nicht sehr nachdrücklich und gehen so leer aus. Es geht weiter von Raum zu Raum, irgendwo erhalte ich einen Bestand an Wäsche, Bettwäsche, Handtüchern usw. aus der Kammer, d.h. dem Kleiderlager des Knastes. Das ist für mich alles nicht neu. Meine eigene Kleidung kann ich behalten, weil ich "nur kurz" da sein werde.
Per Fahrstuhl bringt mit ein Beamter zu den "Negern". In deren Zimmer soll ein Fernseher sein und dafür soll ich zusätzlich bezahlen. Im Knast hat ein Elektrohändler das Monopol. Eigene Geräte sind nicht erlaubt, aber das Anmieten bei einem kommerziellen Händler. Da greifen sie bei den Gefangenen deren Geld wieder ab, was viele bei minimalen Stundenlöhnen zu erarbeiten versuchen. Das ist nicht anders beim zweiwöchentlichen Einkauf, wenn die Knackis, so die Selbstbezeichnung der Gefangenen, vor allem nach Tabak lechzen und damit das meiste ihres angesammelten Kleingeldes dem Staat als Steuern wiedergeben.
Ich bemerke, daß mich ein Fernseher gar nicht interessiert. Da ändert der Beamte seinen Plan und bringt mich wieder nach unten ins Erdgeschoß. Dort sitzen die Neuzugänge und all die, die auf Haftplätze in anderen, überfüllten Gefängnissen warten. Sie haben keine Fernseher. Und dorthin komme ich - ganz am Ende des Erdgeschoßflures im Nordflügel von Stammheim.

Zelle 49 ...
Als ich in den Raum komme, ist niemand anders drin. Ich sehe, daß zwei der vier Betten belegt sind und richte mir eines her. Aus meinem letzten Knastaufenhalt bringe ich etliche Ängste mit. Damals lag ich auf einer Zelle mit zwei Aussiedlerdeutschen, die aber kein Deutsch sprachen, sondern untereinander und einer dann auch gegen mich ausschießlich per Faustschlägen die Dinge in der Zelle regelten. Alle Wände hingen voller Pornographie - und auch die Bücher, die ich herumliegen sah, paßten dazu. Darauf achtete ich nun gleich und war bereits erleichtert, als ich nichts dergleichen finden konnte. Irgendwelche seichten Romane lagen herum, wie sie für Gefangenenbibliotheken typisch waren. Und eine Bibel - naja.
Kurze Zeit später kamen meine Zellenkollegen nacheinander von verschiedenen Terminen, u.a. Arztbesuch, im Knast zurück. Die Begrüßung fiel eher zurückhaltend aus. Was ich nicht wußte, war der Grund: Die beiden lagen schon länger auf der Zelle. Einer wartete auf einen freien Platz in einem anderen Knast, der andere sollte in Stuttgart Zeugenaussagen machen. Neben ihnen war ein ständiges Kommen und Gehen in der Zelle. Das Erdgeschoß war, wie ich von ihnen erfuhr, der Zugangsbereich - d.h. hier wurden neu Verhaftete für die erste Nacht eingesperrt. Darunter waren immer wieder Drogenabhängige, die dann voll auf Entzug standen, die Zelle vollkotzten - Knast ist nicht nur langweilig, sondern zuweilen auch sehr anstrengend. Spontane Sozialarbeit hinter Stahltüren ...
Mir schien, die beiden waren nach kurzer Zeit auch zufrieden, daß zu erwarten war, daß ich dort bleiben würde und wir zu dritt die nächste Woche organisierten. Einer stellte schnell die Frage, die für die nächsten Tage prägend war: "Kannst Du Skat?". Ich bejahte - das letzte Mal hatte ich vor fünf Jahren gespielt, im Knast von Gießen. Aber Skat war besser als alles andere. Langeweile und Leere, die der Knast schafft, ist das Bedrückende.

Knastleben ...
Ich war nur wenige Tage im Knast. Das zählt nichts im Vergleich zu dem, was andere dort erleben. Während mich viele von außen bedauerten, meinten meine Kollegen Knackis nur: "Du hast es gut". So relativ ist Realität. Mir war klar, daß diese Tage wieder ein intensiver Erfahrungszeitraum würden. Meine Wut auf Herrschaft würde beständig wachsen - und meine Wut auch auf mein politisches Umfeld, daß so bodenlos verkürzt um politische Änderungen ringt. Immer wieder erinnerte ich mich zurück, wie oft ich bei Veranstaltungen, wo ich Referent war - z.B. zu Themen wie "Kreativer Widerstand" oder "Freie Menschen in Freien Vereinbarungen" - angemacht wurde für meine entschiedene Position, daß alle Knäste und Repressionsbehörden weg müßten, weil sie als starke Herrschaftsstrukturen die Gewaltförmigkeit der Beziehungen zwischen den Menschen nur steigern. Nun war ich im Knast und erlebte hautnah die Richtigkeit dieser These.
Zentrales Merkmal im Knast ist der Faktor Zeit. Sie rumzukriegen und ständig auf der Hatz zu sein, irgendeine kleinste Verbesserung der Lebensbedingungen zu erreichen, ist alles, was im Knast abläuft. Der Tagesablauf ist eintönig und absurd. Um 5.45 Uhr wurde per Piepston aus dem Zellenlautsprecher geweckt. Um 6 Uhr ging die Tür auf und Frühstück wurde gereicht. Wer da wieder eingeschlafen war, ging leer aus. Zu dritt teilten wir uns den Morgendienst aber so ein, daß wir es nie verpaßten. Wer noch nicht richtig angezogen war, bekam auch nichts - aber irgendwie fand ich beim Nachdenken immer, daß es falsch ist, die einzelnen Absurditäten aufzuzählen, weil dahinter verborgen wird, daß alles absurd ist. Um 9.15 Uhr begann der einstündige Hofgang für unseren Trakt, ca. 30 Menschen lagen in der Sonne, die meist schien, oder gingen im Kreis. Einige spielten Schach oder joggten. Ich fand nur zögerlich Kontakte zu den Menschen, dann aber konnte ich intensive Gespräche über Knastalltag und die "Knastkarrieren" führen.
Um 11 Uhr gab es Mittag, immer konnte mensch vegetarisch bestellen - und das war meist auch das relativ beste. Fleischkost hieß hier "Normalkost", Standardisierungen, das Erklären von "normal" und nicht normal gehört zu den Herrschaftsmustern dieser Welt. Zwischen 14 und 15 Uhr folgte das Abendessen. Mehr als diese viermal öffnete sich die Zellentür nicht, es sei denn, ein Neuzugang kam für eine Nacht in die Zelle oder jemand bestellte eine Kopfschmerztablette - weil der Kopf dröhnte oder die Langeweile nicht mehr auszuhalten war.
Am Sonntag war dann alles gaaaaaaanz anders. Frühstück um 7 Uhr, Hofgang erst nach dem Mittag. Am Samstag gab es für den fernseherlosen Erdgeschoßbereich einen Videofilm auf dem Gang - passend ein platter Ballerfilm von einigen Knastausbrechern, die einen Zug kapern. Sonst in Stammheim nichts Neues.

Knast als Heimat ...
Der Alltag im Knast stellte für mich als jemanden, der feindlich jeder Verregelung und fremdbestimmten Arbeit gegenübersteht, einen totalen Bruch dar. Mit der Aussicht auf maximal eine Woche Aufenthalt konnte ich mich vor einem mentalen Loch retten, auch wenn immer wieder stumpfsinnige Stunden den Tag prägten. Wir spielten bis zu 8 Stunden Skat am Tag, ab dem dritten wurden zwei von uns, auch ich, immer müder davon und am letzten Tag waren es nur noch zwei Stunden. Ich hatte mir Stift und Papier organisiert, um an meinen Büchern zu arbeiten - ich wollte im Sommer eines zur Kritik an markt- und staatsorientierten Ideologien von politischen Gruppen herausbringen. Aber mein Hirn wollte nicht. Kreativität braucht einen passenden Rahmen - erst in den letzten beiden Tagen reichte der Wille zu einer politischen Erklärung im Prozeß, wenigstens Energie zum Schreiben dieser zu haben. Stattdessen begann ich in den vorhandenen Romanen zu lesen, ärgerte mich aber eher über Tolstoi und Thomas Mann, die mir von ihrem Namen her noch am relativ attraktivsten erschienen, aber deren Romane ich als flach empfand. Nagut, die Zeit mußte rumgehen ...
Mit Erstaunen stellte ich fest, daß ich dieses Problem so nicht mit den anderen teilte. Ich lernte nur eine Person kennen, die das erste Mal im Knast war. Alle anderen kehrten immer zurück, einer im Anfang-30er-Alter schon das 18. Mal, ein anderer, ganz alter Mann, das 16. Mal mit insgesamt 29 Knastjahren. Er kam als Zugang auf unsere Zelle, verbrachte dort eine Nacht und berichtete, daß er vor 11 Tagen entlassen wurde und nun wegen gefährlicher Körperverletzung nach einer Kneipenschlägerei wieder einige Jahre zu erwarten hat. Aber er nahm das recht gleichgültig hin. Der Knast war sein Leben geworden. Viele von denen, die ich sprach, hatten draußen kein soziales Umfeld mehr. Aber sie kannten die Menschen im Knast, ihre Gewohnheiten. Manche kannten noch die Zeit der Terrorismus-Prozesse und berichteten von den Vorgängen, wie andere aus ihrer Verwandtschaft erzählen. Der Knast war ihre Heimat geworden, die Menschen dort ihre Familie. Die Trennung von der Außenwelt hatte ihr soziales Umfeld abbrechen lassen. Es gab nichts mehr, warum sie klar die knastfreie Zeit als sinnvoller für sich empfinden würden. Knast schürt bei ihnen keine Angst mehr, es ist das Gewohnte - fast wehte ein Hauch von Geborgenheit gegenüber der Fremde da draußen. Knast macht sog. "Kriminelle", indem er den Menschen sozial entwurzelt und das Wechseln von Knast und strafbaren Handlungen in der relativen Freiheit draußen zur Alltagsroutine werden läßt.
Nur wenige träumten vom Leben draußen, hatte Pläne oder vielleicht eine Liebe, auf die sie warteten und von der sie hofften, daß sie auch auf sie warten würde. Fotos halfen über die Tage, die Hoffnung auf Briefe füllte ihre Gedanken.

Frauen ...
Wer im Knast lebt, wird aus allen Beziehungen gerissen. Angesichts der dominanten Heterosexualität und der im Knast verbreiteten Homophobie, die schwule Knackis lieber schweigen läßt, findet nur das Gespräch über Frauen statt. Mein erster Knastaufenthalt vor fünf Jahren hatte mich zunächst schockiert. Frauen waren Objekt der Begierde und der Reduzierung auf ihren Körper. Von ihnen, selbst von einer Freundin, die draußen wartete, wurde nur mit dem Begriff „Fotze“ gesprochen. Das widerte mich an, ich protestierte. Ich wollte aber genauer hinsehen und auch reden mit denen, die so dachten und sprachen. Das hat einiges offenbart. Das schnelle Urteil dessen, der seine Beziehungen selbst organisieren kann oder, wie ich, aus freiem Entschluß bzw. den Ängsten, daß alles so wird wie ich bei anderen beobachte und selbst hinter mir habe, auf Distanz bleibt, paßt nicht auf die Situation im Knast. Hier herrscht eine Mischung aus Sehnsucht und Sexismus, die verschmolzen sind. Wenn ein Knacki eine Halsschmerztablette anfordert, um durch die kleine Klappe in der Zellentür einmal am Tag auf das Gesicht der Ärztin gucken zu können, so fällt es mir inzwischen schwer, das als Sexismus zu begreifen. Und wenn sich Gefangene über eine Beamtin unterhalten, die sie als attraktiv empfinden, so denke ich da ähnlich drüber.
Ich war erleichtert, daß in meiner Zelle Pornos usw. fehlten. Frauen hießen trotzdem „Fotzen“, aber ich konnte darüber reden und wir waren uns einig, daß nicht mehr zu tun. Doch die Träume und Sehnsüchte konnte und wollte ich niemandem nehmen – und sie als Sexismus zu verteufeln, wäre die Arroganz von Mittelstandslinken, die solche Lebensbedingungen wie im Knast nicht kennen.
Was man wohl kaum erwähnen muß ist, daß die Knäste fein säuberlich nach Männern und Frauen getrennt sind. Wer da nicht reinpaßt, hat Pech gehabt. Nur in den Frauenabteilungen gibt es die Möglichkeit, „eigene“ Kinder mitzunehmen – eine deutliche Aussage über die patriarchale Rollenzuweisung in dieser Welt.

Ganz unten ...
Wer Knacki ist, ist ganz unten. Nur noch die anderen Knackies bleiben als mögliche Opfer fortgesetzter Unterdrückung, also der bekannten Radfahri-Figur: Nach oben buckeln, nach unten treten. Im Erdgeschoß von Stammheim, z.B. beim gemeinsamen Hofgang, war das weniger ausgeprägt als ich es von meinem ersten Knastaufenthalt kannte – ein Grund mehr, dieses Mal als angenehmer in Erinnerung zu haben. In den Arbeiti-Gruppen aber gab es sogar oft formale Hierarchien, modernes Knastmanagement schafft Unsolidarität und läßt die Knackis sich selbst kontrollieren. Wenn die Knacki-Chefs die anderen zum Arbeiten bringen, bekommen sie Vergünstigungen. Wenn die Knacki-Arbeitis viel schaffen, meldet das der Knacki-Chef und es gibt Vergünstigungen für die Arbeitis. So läuft das Knastsystem wie geschmiert.
Weil alle nur kurz da waren, entstanden nicht die sonst üblichen Muster von Bandenbildung nach Nationalitäten. Damit fehlte aber nur eine Verschärfung, nicht jedoch die Voraussetzungen: Die Regeln, Machtverhältnisse, der Zwang des Knastes, 23 Stunden auf der Zelle, ein verregelter Tagesablauf und der ständige Krampf um die kleinen Vergnügungen, die der Knast zuläßt – echter Kaffee, Tabak, schwarzer Tee. Darum rankt sich das Leben. Ein Blick in die Hausordnung zeigt, was Knast bedeutet: Verregelung bis ins Kleinste. Der Umgang mit Wäsche oder die Besuchsbedingungen. Wer in Untersuchungshaft ist, kann Besuch nur nach richterlicher Erlaubnis und jeweils nur für kurze Zeit empfangen. Die Wartezeit vom Antrag bis zum Besuch betrug, als ich da war, 4 bis 6 Wochen. Sonstiger Kontakt nach draußen ging auch nur mit richterlicher Genehmigung – also Brief schreiben, ans Amtsgericht geschicken (offen!) und die entscheiden dann, ob sie ihn weiterschicken. Woher die Briefmarke kommt? Problem der Gefangenen ... einkaufen. Aber Einkauf ist nur alle 14 Tage und wer weniger als 14 Tage da ist, bekommt gar kein Taschengeld. Auf den Zellen im Erdgeschoß saß ich mit vielen zusammen, die wie ich nichts einkaufen konnten, über kein Geld verfügten und nur das hatten, was sie trickreich von anderen zugesteckt bekamen oder war als offizielles Knastessen reingereicht wurde.
Wer in eine Freizeitgruppe wollte, mußte sich der folgenden Anweisung unterwerfen, die im Schaukasten auf dem Hof aushing: „Mit dem Antrag auf Zuteilung einer Freizeitgruppe erkennen die Antragsteller folgende Zuteilungskriterien an: Jederzeit widerrufbar ... Weisung gebundenes Verhalten ... regelmäßige Teilnahme ... Einhaltung der allgemein gültigen Vorschriften“. Unterschrieben war diese Anweisung von der gewählten Gefangenenvertretung, nicht von der Anstaltsleitung. Das ist der Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur, dachte ich mir und schrieb den Text auf den kleinen Notizzettel, den ich immer bei mir hatte, um „8 Tage Stammheim“ zu dokumentieren.
Bücher und CDs von außen durften nur über Verlage und Buchhandlungen zugeschickt werden. Alte Zeitschriften und Bücher fallen also weg. Ohnehin darf nur dreimal im Jahr ein Paket zugeschickt werden: Einmal Weihnachten, einmal Ostern und einmal nach freier Wahl. Die Knastordnung schreibt genau fest, was reindarf – und da muß mensch genau hinsehen. Ich habe am Dienstag nach dem Prozeß meinen Ex-Mitknackis im Erdgeschoß ein Paket geschickt, aber den schwarzen Tee kriegte ich an der Kontrolle nicht durch. „Nur löslicher Tee ist erlaubt“, erklärte der Beamte.
Obwohl ohnehin alles verregelt und ein Ausbruch aus dem Knasteinerlei kaum vorstellbar ist, sieht das Knastregime verschiedene Disziplinarmaßnahmen vor. Das Wichtigste ist der Entzug von Vorteilen, z.B. Sperre des Hofgangs, von Freizeitgegenständen, Fernseh- oder Hörfunkbenutzung. Wer auffällt oder opponiert, sitzt irgendwann in der nackten Zelle. Oder gleich im Arrest, unter Knackis „Bunker“ genannt – ein kahler Raum, beleuchtet, ohne Einrichtung. Dort kann mensch bis 4 Wochen eingesperrt werden. Folter – denke ich. Vier Wochen nur die Fliesen an der Wand zählen, das muß grausam sein.

Was geschieht draußen? ...
Auf dem Polizeirevier konnte ich nicht telefonieren – Brille und Papiere hatte ich nicht. Der EA (Rechtshilfe bei Aktionen) wurde informiert von anderen, das hatten wir vorher geregelt und hätte auch gereicht, wenn nicht die Geschichte mit der Hauptverhandlungshaft gekommen wäre. Doch nun war nichts mehr möglich. Am zweiten Tag in Stammheim gab ich einen Antrag an den Sozialdienst im Knast ab mit der Bitte auf ein Telefonat und Kontakt z.B. zu Rechtsanwaltis. Bis Dienstag, wo der Prozeß lief, hatte ich nicht einmal eine Antwort. So saß ich 8 Tage ohne jeglichen Außenkontakt in Stammheim.
Was ging draußen vor? Die acht Tage waren auch Tage des Spekulierens. Zu den Aktionen gegen das Atomforum hatten sich zwei Zusammenhänge beteiligt: Ein Bündnis von NGOs, informellen Eliten in Anti-Atom-Zusammenhängen und der hierarchistischen Ökologischen Linken. Von ihnen ausgegrenzt waren AkteurInnen, die sich „von unten“ organisieren wollten, Hierarchien ablehnten und kreative Widerstandsformen trainierten. Zu letzteren zählte ich mich auch. Die formalen Strukturen waren aber im Bündnis, so auch die Rechtshilfe. Würde sie mich unterstützen, obwohl sie mich nicht mochten? Gibt es Solidarität oder nur Kampf und Ausgrenzung zwischen Gruppen? Und was machen die Menschen, die wie ich Organisierung von unten und kreative Widerstandsformen lieben? Es gibt von diesen in Deutschland nur sehr wenige, Pfingsten standen auch andere Treffen an, die Tage danach sollten Aktionen gegen den Bush-Besuch in Berlin laufen.
Ich hätte verstanden, wenn die wenigen Menschen, die in Deutschland antihierarchische Politik machen, es nicht geschafft hätten, Aktionen von draußen zu organisieren. Wissen konnte ich das nicht, nur einmal bekam ich eine Tageszeitung in die Hand, in der kurz berichtet wurde, was an Aktionen gegen das Atomforum weiterlief. Viel war das leider nicht.
Erst als ich wieder draußen war, erfuhr ich, was geschah. Das Bündnis hatte tatsächlich kaum reagiert. Als ich am Tag der Freilassung im Internet guckte, war auf deren Seite www.antiatomforum.de nichts zu finden von Verhaftungen und meinem Prozeß. Beim Prozeß war auch niemand von denen da ...
Aus den Kreativ-Widerstandskreisen wurde dagegen einiges versucht, aber es waren nur wenige, die agieren konnten. Und einige, die für den Prozeß was zusagten, sprangen dann auch noch ab. Am Ende waren es fünf Menschen, die im Prozeß agierten, andere waren aus Solidarität immerhin gekommen oder hatten einen Rechtsanwalti besorgt ...

Den Prozeß machen ...
Schon am Freitag gab es den ersten Versuch. Um 6.45 Uhr (es war wegen Pfingsten Wochenend-Weckzeit angesagt) wurde ich geweckt: „Sie haben Termin!“ So heißt das Kommando immer und fordert zum Anziehen und Bereithalten auf. Was für ein Termin das war, erfuhr ich nicht, aber um 7.30 Uhr sollte es losgehen. Ging es aber nicht. So saß ich und wartete. Zwei Stunden später war Hofgang. Auf dem Weg fragte ich die Beamtis und erfuhr, daß „der Termin“ gestrichen wurde. Ob es eine Verhandlung gewesen sei oder z.B. Haftprüfung, wußte dort aber auch niemand. Zurück in der Zelle erhielt ich um 13 Uhr die „Abladung“ vom Prozeß. Der wäre um 11.15 Uhr gewesen. Danach folgte Pfingsten, also vier Tage länger ...
Montag abend hatte ich schon alles sortiert – und das war schlau so, denn am Dienstag ging es früh los. Als um 6 Uhr das Frühstück reingereicht wurde, wurde ich aufgefordert, um 7 Uhr startklar zu sein. Ich durfte nochmal duschen und zog dann meine eigenen Klamotten wieder an – ansonsten war ich in Anstaltskleidung rumgelaufen. Es folgte eine Durchsuchung beim Verlassen des Knastes, per Gefangenentransporter gings durch Stuttgart zu den verschiedenen Gerichten, wo überall Einzelne ausstiegen – immer in Handschellen. Das letzte Mal lernte ich so wieder neue Knackis und ihre Geschichten kennen. Am Amtsgericht stieg auch ich aus. Es war 8 Uhr. Wir wurden in den Keller in Zellen gebracht, dort durften wir ohne Handschellen warten. Ich fragte, warum ich da sein und erfuhr, daß 30min später meine Verhandlung beginnen würde. Nach 10min öffnete sich wieder die Tür und der Beamti brachte mit von Zelle 5 auf Zelle 3. Dort saß ein Rechtsanwalti: „Hallo, Deine Freunde haben mich gebeten, Dich zu verteidigen“ begrüßte er mich. Ich erfuhr, wer ihn angesprochen hatte. Dann fragte er mich: „Deine Freunde wollen kreative Prozeßbegleitung machen und ich soll Dich fragen, ob Du das o.k. findest“. Natürlich fand ich das und wußte jetzt, daß von außen agiert wurde. Und das es wieder ein kreativer Prozeß werden würde. Ich ging in den verbliebenen Minuten mit dem Rechtsanwalti den Prozeß durch, wir einigten uns auf eine ungefähre Strategie und gingen dann hoch – ich wieder in Handschellen. Für den Prozeß sei erhöhte Sicherheitsstufe verhängt, berichtete der Anwalti, d.h. alles war mit Polizistis abgesichert und alle Besuchis mußten sich untersuchen lassen. Der Rechtsanwalti schätzte, daß es deshalb schwierig würde, Aktionen zu machen, aber ich war mir sicher, daß Kreativität auch heute über Herrschaft siegen würde – jedenfalls an diesem Punkt. Zwei Stockwerke über der Kellerzelle war der Gerichtssaal. Ich ging hinein und sah viele bekannte Gesichter. Puhhh, dachte ich mir. Wie schön.
Den Gerichtsprozess selbst fand ich vom Verlauf her überraschend. Dass ca. 20 Leute gekommen waren, fand ich super. Dass nur fünf Aktionen gemacht haben und der Rest trotz der laufenden Aktionsversuche konstant geschwiegen hat, fand ich dann aber erschreckend. Die Aktionen der fünf (nicht alles klappte, weil die Bullen tatsächlich einige Aktionsmaterialien beschlagnahmten) machten die ersten 10 Minuten des Prozesse zu einem kreativen Feuerwerk. Eine Person setzte sich immer um, während andere laut fragten: „Hast Du keinen festen Wohnsitz?“, worauf sich Debatten entspannen. Der Bezug war klar, das Gericht hatte mich auch deshalb schikaniert, weil ich keine Meldeadresse hatte. „Ohne festen Wohnsitz“ fanden sie als Eintrag in meinem Personalausweis. Als der Staatsanwalt seine Anklage verlesen wollte, zeigten sich doch drei Transparente jeweils mit gerufener Parole. „Wir klagen an“, dann „die Atomindustrie“ und „alle Herrschaft“ sind mir als ungefähre Erinnerung geblieben. Dann flogen Luftschlangen und Seifenblasen. Sehr schön, ich freute mich und erinnere mich an den genialen Prozeß drei Wochen vorher in Marburg ...
Aber es ging nicht so weiter. Der Staatsanwalti beantragte gleich die Verhaftung der Störenden, die Richti ließ zwei Akteuris rausschmeißen. Die schweigende Mehrheit ließ das geschehen, obwohl so eine Räumung eines Gerichtssaals eigentlich kaum möglich ist, wenn mensch sich geschickt verhält. Die Passivität brach das Feuerwerk. Die Akteuris wurden zum Publikum. Die Anklage wurde verlesen, dann stellte ich einen Befangenheitsantrag, weil mir auffiel, daß es die gleiche Richti war, die mich in U-Haft schickte und meine Argumente damals als „Kasperletheater“ bezeichnete. Unterbrechung, wieder mit Handschellen in die Kellerzelle, dann (aus Sicherheitsgründen) über einen anderen Weg wieder zurück. Antrag abgelehnt, da zu spät gestellt. Ich lehnte Aussagen zur Sache ab, der Rechtsanwalti schlug vor, daß ich eine politische Erklärung abgeben dürfe, was erlaubt wurde (siehe gesonderter Redetext) Als ich meine "Rede" fertig hatte, enttäuschten mich die ZuhörerInnen sehr stark. Es lag eisiges Schweigen im Raum, kein Applaus, Reaktionen, Dialog u.ä. - hätte ich mir auch schenken können. Den Fünfen (von denen zu dem Zeitpunkt ja nur noch drei da sein durften) will ich das aber ausdrücklich nicht als Kritik entgegenhalten - einer sagte mir hinterher auch klar, daß er zu dem Zeitpunkt schon am Ende war, ständig recht einsam agieren zu müssen, während der Rest den Prozeß eher konsumierte.
Den Hauptteil des Prozesses lief das Frage- und Antwortspiel mit den Zeugis. Alle ohne Ausnahme konnten der Rechtsanwalti und ich dahin bringen, sich über nichts mehr sicher zu sein – ob es nun um die Aufforderung, das Max-Kade-Hausdach zu verlassen, um das Versperren der Tür oder um andere Punkte ging. Übrig blieb der Hausfriedensbruch auf einer offen zugänglichen Fläche. Der Staatsanwalti forderte dennoch 60 Tagessätze – und 30 wurden es schließlich. Unspektakulär ging der Prozeß zuende. Zusammen mit einigen anderen kaufte ich Tabak, Kaffee, Schokolade und Tee für ein Paket an die Erdgeschoß-Knackis und brachte das zum Knast. Ein letztes Mal mußte ich hinein, durch die vielen Schleusen und Gitter, um meine Sachen abzuholen. Eine Runde um den Knast herum ließ mich bestaunen, was ich nur von innen kannte. Bei der Runde dabei waren zwei Bekannte vom Colorradio Dresden, eine lange Reise für diesen Prozeß und die Aufnahmen hatte sie nicht abgeschreckt.

Und weiter ...
Nun fahre ich nach der Knastzeit wieder im Land herum und versuche Wege zu finden, Herrschaft angreifen zu können, wo es geht. Die Realität ist dumpf, ebenso frustet das, was die politische Bewegung bildet. Überall informelle Eliten, Langeweile, herrschaftsbejahende Forderungen. Widerlich. Die Platzhirsche dominieren, überall informelle Eliten. Sie basteln an ihrer Dominanz, viele auch an ihren Karrieren. Organisierung von unten findet nur in Nischen statt. Und immer wieder geben Menschen, denen ich mich nahe fand, auf und normalisieren ihr Leben und ihre Politik hin auf herrschaftsförmige Verhaltensweisen und Strategien.
Vielleicht kann ich mit dem Knastaufenthalt ein bißchen Sand ins Getriebe der herrschaftsdurchzogenen, verkrusteten politischen Gruppen bringen und versuche, in verschiedenen Städten Menschen zu finden, Veranstaltungen unter dem Thema „8 Tage Stammheim – nieder mit allen Knästen und aller Herrschaft“ zu organisieren. So oft habe ich schon erlebt, daß bei der Vorstellung, daß Nazis oder Vergewaltigis nicht in Knäste kommen, aus selbsternannten Linken kleine Diktatoris wurden, die mit funkelnden Augen die Todesstrafe herbeiwünschen. Eine herrschaftsfreie Welt sieht ganz anders aus als der Knast – und auch der Umgang mit Gewalt zwischen Menschen wird ganz anders aussehen als Regeln und Strafe. Das ist eine spannende Debatte – und sie zu führen habe ich große Lust. Einige erste Veranstaltungen bahnten sich schon wenige Tage nach dem Prozeß an.
Außerdem stehen mir jetzt 30 Tage Knast bevor. Ich überlege, wie ich damit umgehe und suche nach Menschen, die Lust haben, gemeinsam Aktionen vorzubereiten. Vielleicht eine Anti-Knast-Woche mit Soliparties, um einen Teil der Tagessätze zu bezahlen. Und einen anderen Teil der Tage in den Knast gehen, aber viele Aktionen drumherum? Das wäre vorstellbar, vielleicht gibt es noch andere Ideen. Aber eine, die ich schon länger im Kopf habe, will ich auch prüfen: Nur Frauenknäste haben Kinderbetreuung. Das zeigt den patriarchalen Normalzustand. Ich habe zwei Kinder. Ließe sich mit dem Antrag, sie in der halben Zeit mitzunehmen, eine Aktion für Gleichberechtigung und gegen patriarchale Rollenzuweisungen erreichen? Aktionen und öffentliche Vermittlung, bei denen nicht der konkrete Fall im Mittelpunkt steht, sondern diese überdeutliche Situation, die beweist, daß in dieser Gesellschaft die Frauen für die Kinder zuständig sind, alles in zwei Geschlechter eingeteilt ist usw. Mal sehen, ob das bis zum Verfassungsgericht zu bringen ist – nicht im Vertrauen auf das Recht, sondern als Ansatz für Aktionen. Die Lust schwindet, wenn ich an den Zustand der „Linken“ in Deutschland denke. Sind kreative Aktionen in diesen Zusammenhängen überhaupt möglich? Also erneut: Mal sehen ...

Vielen Dank ...
Knast heißt Außenkontaktsabbruch. Aber was ich nicht wußte, war doch: Einige Menschen haben sich reingehängt und agiert – für mich und für eine Thematisierung von Herrschaftsverhältnissen. Das ist nicht nur politisch wichtig, sondern ich war glücklich darüber. Darum: Danke! Ich wünsche mir, daß Solidarität zukünftig nie mehr nur Beratung, Zugucken und Geldsammeln bedeutet. Und wenn ich erst an die vielen Menschen denke, die ganz andere Bestrafungen und Haftzeiten bekommen als ich, sehe ich vor mir sehr viel, was ich wichtig finde, anzugehen. Mit einer Kritik am Strafvollzug sind wir im Herz der Bestie. Und da will ich hin ...


* Dies ist eine bisher nicht offiziell anerkannte geschlechtsneutrale Sprachform. Sie drückt aus, daß ich weder in der üblichen männlichen noch in einer weiblichen oder einer männlich-weiblichen Form sprechen will – also auch nicht z.B. „Richterinnen und Richter“. Es ist nämlich in der Regel überflüssig, ständig Menschen einem oder zwei Geschlechtern zuzuordnen. Ich habe mich entschieden, ein „is“ zu verwenden. Gewöhnen uns also an Begriffe wie „Richtis“ oder „Polizistis“.

Prozeßerklärung:  http://www.projektwerkstatt.de/antirepression/prozess_stuttgart_rede.html
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

25.05.2002 - 10:59
sorry, aber bei deinen ergüssen über uns hierarchische idioten vom vorbereitungsbündnis habe ich aufgegeben, deinen artikel zu lesen, den ich eigentlich mit interesse erwartet hatte. auch ich gehöre zu so einer bösartigen hierarschischen struktur, war mir zwar bisher nicht bewusst, aber gut, mensch kann sich ja auch mal täuschen. dass leute wegen ihrer jugend nix zu sagen hatten, das ist eine verdammte lüge, die du, der du überhaupt nie anwesend warst, ja wohl nicht gerade sehr herrschaftsfrei beurteilen kannst, und ob der den du meinst, das so gesagt hat, das bezweifle ich auch. Dass ich fast prügel bezogen habe, weil ich versucht habe zu verhindern, dass wir alle vom bullenauto weggedrängt wurden und sie mit euch alleine sein konnten, tut mir im nachhinein fast leid und nach dieser veröffentlichung von dir, verstehe ich immer mehr, warum so viele menschen anscheinend mit j.b. probleme haben. eure/deine fortwährende dasrtellung "wir sind die guten - alle anderen sind die bösen und niemand mag mich" ist unprofessionell, spalterisch und arrogant, aber sonst gar nix. unter einer herrschaftsfreien umgehensweise habe ich bisher was anderes verstanden, als dass eine meinung die einzige wahrheit ist, und der Vertreter davon mit dreck um sich werft um zu zeigen, die anderen sind schmutzig.

danke

vegan_raid 25.05.2002 - 11:54
danke für einen super bericht! ich kann mir jetzt besser vorstellen was da "drin" zu erwarten ist...

ein paar worte an joerg

hirarchie 25.05.2002 - 12:22
ein kurzer kommentar an joerg. eigentlich sollte es nicht in diesem forum diskutiert werden. aber nach deinem artikel hier stinkt es mir dann doch zu sehr. du wirfst den menschen aus dem vorbereitungsbuendniss permanent hierarchie vor. wie du ja weisst, wurdest du aus dem buendnis ausgeschlossen, wegen deinen von dir selbst dokumentierten kontakten und gespraechen mit dem VS. vielleicht rueckt das die situation fuer nicht involvierte menschen, die halt nur dein mitunter sehr peinliches geschwaez kennen, in eine korrektere richtung.

mhm

biber 25.05.2002 - 13:19
der bericht aus/über den Knast ist sehr gut ....
die Egoshow die am Anfang durchbricht aber ist überflüssig

kommento

heisse Luft 25.05.2002 - 13:59
was beschrieben wird ist eine Karikatur des Staates-anschaulich+verständlich. Profilneurose hin oder her, schildern kann man das nur subjektiv . Nichts weiter als Mut zum Widerstand zusprechend , obwohl dieser desorganisiert und mit seinen Problemen sogar in nem Forum wie diesem unverblümt zum Ausdruck kommt.

subjektiv und gut

Spießer 25.05.2002 - 14:24
Hi,

ich kenne die diversen Vorgeschichten der Leute hier nicht und weiß auch nicht, wer mit wem welche Rechnungen offen hat.
Aus dem eigentlichen Artikel schimmert schon etwas narzistisch-selbstgerechtes und eine gewisse Revolutionsromantik durch, aber auf diese Subjektivität wird ja bereits am Anfang hingewiesen. Ich finde den Artikel aber genau deswegen sehr gut, weil er mir "Spießer" Zugang verschafft zu einem sozialen Milieu, in das ich normalerweise keinen Zugang habe und das auch mangels öffentlichem Interesse weitgehen im Schatten bleiben wird. Der Zugang ist sehr subjektiv/ideologisch und hat einen sehr intensiven Eigengeschmack.
Genug vom Podest gelabert, ich finde den Artikel sehr gut und würde vom Autor gerne wissen, wo seine Berichte etc. zu finden sind.

MEIN TIP: HEIRATE DICH SELBER!!

hm 25.05.2002 - 16:53
ist ja interessant was im knast abgeht, aber so wie sich dein bericht darstellt musst du ja ein unglaublich selbstverliebter und sich selber gerne zuhörender nach erwarteteter wirkung agierender selbstdarsteller sein, dass nach dem knastbesuch vielleicht mal ein psychaterbesuch an der reihe ist.

Dominanzstreitigkeiten bei Indy

genervter Indyuser 25.05.2002 - 16:56
Hier scheint eine Person immer wieder mit verschiedenen Namen einen gewissen J B anzustänkern. Bei allem, was vielleicht dran ist, ist Indymedia doch ein ungeeigneter Ort für solche Dominanz-Streitigkeiten.

Sprachform

Markus 25.05.2002 - 18:47
Hallo Jörg,
soll keine Ankacke sein, aber wenn ich Richtis oder Polizistis lese, dann kommt mir das kalte Kotzen. Willst du dann auch von Soldatis oder vielleicht gleich Mördis reden/schreiben. Da ist mir ein großes I mitten im Wort oder zwei Wörter echt lieber.
Grüße aus Dresden!

Lügen...

Tut nix zur Sache 25.05.2002 - 19:58
Lieber Jörg,

Du schreibst in der Einleitung: "Der folgende Text ist ein Bericht der U-Haft in Stammheim. Subjektiv ... wie alles auf der Welt!" - Subjektiv ist das Eine - Lügen und Unwahrheiten sind das andere.

Deine Hetzerei gegen das Aktionsbündnis, welches Dich von den Vorbereitungen ausgeschlossen hat, ist wohl mehr als polemisch. DU weißt ganz genau, warum DU derzeit in der Anti-Atom-Bewegung mehr als umstritten bist und warum andere Gruppen nicht mit Dir zusammenarbeiten wollen, denn DU selbst hast DEINE Kontakte zum Verfassungsschutz zugegeben. Daß andere Gruppierungen mit jemandem, der mit dem Verfassungsschutz kooperiert, nicht bei Vorbereitungen dabeihaben wollen, ist wohl mehr als logisch. Wer setzt sich schon gerne selbst eine Laus in den Pelz?

Nun aber zu den Lügen von Dir:

Wenn Du schreibst, daß Deine Ankunft im Freien frustrierend war, so mag dies stimmen, aber wohl nicht aus den von Dir genannten Gründen. Daß dort planlos ca. 30 weitere "Atomgegnis" standen, stimmt so aber nicht - denn als Du herauskamst, geschah dies durch den Haupteingang des Max-Kade-Hauses - und dort konnten leider gar keine 30 Personen gestanden haben, da uns die Polizei vorher den Aufenthalt dort verboten hatte und dieses Verbot auch durchsetzte. Sofern ich es aus der Entfernung sehen konnte, waren dort nur 2 Demosanis und 1 Pink Silver-Mensch anwesend, welche es, daß hatte ich vorher mitgekriegt, gegen den Willen des Einsatzleiters der Polizei durchgesetzt hatten, dort bleiben zu können.

Daß ein kleines Kind Dein einziges "Gesprächspartni" ist, stimmt ebenfalls nicht - aus meiner etwas entfernten Position kann ich eindeutig beobachten, wie Du direkt nach dem Herunterschleifen von den beiden Demosanis angesprochen wirst und Dir auch, wie den anderen vom Dach, die heruntergelaufen sind, eine Wasserflasche angeboten wird. Ist dies für Dich kein Kontakt?

Zu den Protestliedern: Es mag sogar sein, daß diese von einem der Gefangenen angestimmt wurden; ich glaube aber eher, mich zu erinnern, daß es die Umstehenden waren, die dies taten - vielleicht, um Euch Mut zu machen? Daß hierbei rundherum die meisten schweigen, ist jedoch wieder definitiv gelogen.

Lieber Jörg, kann es sein, daß Du durch bewußte, billige Polemik und Lüge versuchst, Dich für etwas zu rächen, was bei Anwendung von gesundem Menschenverstand nicht nur sinnvoll, sondern zum eigenen Schutz auch zwingend notwendig ist - dafür, daß andere Gruppen sich weigern, mit einem Informanten des Verfassungsschutzes zusammenzuarbeiten?

Dein Frust über das gebrochene Wort der Polizei ist mehr als berechtigt; diesen Frust jedoch in einem verbalen Rundumschlag gegenüber allen, die aufgrund Deiner Zusammenarbeit mit dem Verfassungsschutz eine Zusammenarbeit mit Dir ablehnen, zu verwandeln, ist schlichtweg peinlich.

Zu Lügen

Jörg 25.05.2002 - 21:25
Ich bin weder von den Demosanis angesprochen worden noch habe ich Wasser angeboten bekommen. Als ich zwischen den Bullis lag, waren fast alle Anti-Atomis in der Nähe - halt irgendwo hinguckend. Das Lied wurde von dem Festgenommenen in der Wanne angestimmt.

Bleibt die Frage, wie Du alles mögliche gesehen haben willst, was so nicht war, daran aber gleich die ganze Argumentation aufbaust.

Hier ein Zitat aus dem letzten Rundbrief des Bündnisses. Klar wird, daß erstens viel mehr Menschen als ich ausgeschlossen wurden und zweitens nicht nur behauptet wurde, daß ich einen Kontakt (keine Kooperation!) hatte, sondern auch habe. Das wurde mit genau nichts begründet. Was an den Kontaktes angesichts meiner präzisen Beschreibung "unklar/diffus" sein soll, wird auch nicht begründet.

ZITAT ANFANG
ps: Auch das "Hoppetosse-Netzwerk" bereitet sich auf Aktionen anlässlich des Atomforums vor. Da es jedoch seitens eines der Initiatoren unklare/diffuse Kontakte zum
Verfassungsschutz gab/gibt, hat das Bündnis gegen das Atomforum mehrheitlich beschlossen, in der Vorbereitung der Aktionstage nicht mit diesem Netzwerk zusammen zu
arbeiten.
Infos hierzu findet ihr unter www.atommafia.de (Atomforum) und www.hoppetosse.net (Atomforum und "VS-Kontakt").

Es bleibt dabei

Tut immer noch nix zur Sache 26.05.2002 - 00:52
So sorry, aber auch durch Wiederholungen werden Lügen nicht wahrer! :-(

Dominanzstreitigkeiten bei Indy II

genervter Indyuser 26.05.2002 - 04:44
Hier scheint eine Person immer wieder mit verschiedenen Namen einen gewissen J B anzustänkern. Diese Person war wahrscheinlich nicht mal in Stuttgart dabei. Bei allem, was vielleicht dran ist, ist Indymedia doch ein ungeeigneter Ort für solche Dominanz-Streitigkeiten.

Veranstaltung dazu in Dresden

Jörg 26.05.2002 - 17:06
Um 17 Uhr findet heute (Sonntag, 26.5.) im trotzdem in Dresden (Alaunstr. 81) eine Veranstaltung statt (Knastbericht, Knastkritik, Herrschaftskritik). Wer dazu in der eigenen Stadt auch Lust hat, kann sich per Mail melden ...

Jetzt mach ich mir noch mehr Ärger! Hineiiin!

Christoph Hoffmann 26.05.2002 - 18:39
Eigentlich habe ich schon gar keinen Bock mehr, hier was zu schreiben, aber es muß wohl sein...

Wir Demosanis standen tatsächlich am Eingang zum Max-Kade-Haus, zusammen mit einem Pink-Silver-Wesen. Diesen Standort hatten wir bei der Polizei wie üblich durchgesetzt. Einige der Dach-Aktivisten bekamen beim Verlassen des Gebäudes Wasser und wurden gefragt, ob sie ihre Daten für den EA nennen wollten, es hieß aber, das sei schon erledigt.
Bei Jörg Bergstedt entfiel die Frage, da er mir ohnehin bekannt war. Da er von der Polizei recht brutal (schnell) am Boden geschleift wurde, war Wassertrinken zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Leider unterblieb ein solches Angebot auch später am Polizeibus, ein krasser Fehler, soll nicht wieder vorkommen...

Als einizige Hilfe konnten wir sein Handy entgegennehmen und an Pink-Silver zur Aufbewahrung weitergeben. Jörgs Vertrauen hat uns gefreut!

Bumm! Was hab'ich denn da geschrieben? Etwa Partei für Jörg ergriffen? Pfui...

Nochmal Bumm! Demosanis ergreifen Partei für Jörg? Buuuhhh!!! Na wir sind ja sicher selber Bullen... oder Verfassungsschützer, oder sowas in der Art. Siehe die Militanzdiskussion.

Hilf Himmel! So wird das nie mehr was werden in den "neuen sozialen" Bewegungen. Und dann? Was hat's dann gebracht, die ganze wohlgemerkt gegenseitige Ausgrenzer- und Plattmacherei?
Ach ja, wir werden den Demosani-Chor (wir haben nämlich durchaus gesungen!) noch um BlümchenwerferInnen erweitern, zum Zeichen unseres... ja was war noch das ehemals gemeinsame Ziel?


Christoph (nicht mit der Gruppe abgesprochen, aber wahr)

aufschlussreicher Bericht!

Jojo 26.05.2002 - 22:53
Ich hab es nun endlich auch einmal hingekriegt den Bericht vollständig zu lesen. Ich finde ihn sehr gut und emotional geschrieben, und ausserdem auch sehr aufschlussreich über das, was die Behandlungen und das „Leben“ im Knast angeht. Ich denke auf jeden Fall das es sauwichtig ist sich über Knäste und damit über bestehende Herrschaftsverhältnisse auseinander zusetzen. Für mich ist es einfach total krass von bestehenden Verhältnissen im Knast zu lesen. Egal ob es um die Behandlung von „Machthabenden“ zu Knackis geht oder um die Behandlung von Knackis untereinander. So wie ich das aus dem Bericht herauslese, ist es wirklich so, dass Menschen im Knast erst zu richtigen Verbrechern gemacht werden. Unter so absurden und verstrickten Machtverhältnissen wie sie im Gefängnis Tagesordnung sind es doch klar das mensch irgendwann austickt, oder? Ich denke das wir an der Reihe sind uns Lösungen auszudenken. Und ich glaube kaum des es Eine Lösung ist, härtere Bestrafung oder sogar die Todesstrafe für Vergewaltiger, Nazis etc. zu fordern. Leider ist es so, dass manche Linke das machen. Wir sollten nicht nur von Herrschaftslosigkeit träumen, sondern endlich anfangen sie auch zu leben! Und ich denke Jörg ist ein gutes Beispiel dafür wie mensch das machen kann. In diesem Zusammenhang möchte ich auch gleich noch auf die anderen Kontakte hier eingehen. Ich find es vollkommen daneben einem Menschen der gerade 8 Tage in U-Haft war zu sagen er solle einmal einen Psychater aufsuchen. Ich verstehe nicht wo dieser Bericht selbstdarstellend geschrieben ist. Er zeigt die vollkommen verkorkste Realität.
Genauso daneben finde ich aber auch die anderen persönlichen Beschuldigungen gegen Jörg, sei es nun Wegen dem VS oder anderen Dingen. Ich selbst habe Jörg als jemanden kennengelernt von dem ich sehr viel lernen konnte und kann. Ich find es total super das es Menschen wie Jörg gibt die vollkommen konsequent hinter ihrer Meinung stehen. Wir sollten uns viel mehr von solchen Menschen abgucken können. Das heißt natürlich nicht ich zu kopieren, aber mensch findet bei ihm sehr viel Denkanstöße die es wert sind weitergedacht zu werden. Also hört auf ihn so scheisse nieder zu machen. Bedenkt das auch er sich verletzt fühlen kann. Und ihr wölltet sicherlich auch nicht solche sinnlosen Beleidigungen an den Kopf geknallt bekommen.

Klarstellung

Kampfgans 27.05.2002 - 20:54
Ich will mich in diese Schlammschlacht nicht einmischen, doch das Argument gegen Jörg, er habe Kontakt mit dem VS kann ich nicht verstehen. Ja, er hatte Kontakt mit dem VS, weil dieser auf ihn zugegangen ist und ihm Angebote gemacht hat. Und Jörg hat die Möglichkeit genutzt, über den VS etwas zu erfahren. Auf das Angebot der Kooperation ist er aber nicht eingegangen. Er ist also kein Spitzel. Ihm also nur aus der Tatsache des Kontaktes einen Strick drehen zu wollen ist für mich Ausdruck einer prinzipiellen Ablehnung. Jörg ist zu recht eine umstrittene Person, trotzdem wünsche ich mir eine faire Diskussion.

Tür zu!

einfachnichtssagen 28.05.2002 - 04:14
So tief unten in der Kommentarleiste....
nur kurz zu JB Verfassungssschutzkontakten: Niemand hat behauptet, daß er ein Spitzel sei, aber sein von ihm als "kreativer, unkonventioneller und als feindlich" halluzunierter Kontakt zu diesem Geheimdienst kann für Leute in seinem näheren oder auch weiteren politischen Umfeld durchaus die gleichen Folgen haben, wie wenn er denn ein Agent wäre. Wenn sich jemand mehrmals für mehrere Stunden mit diesen Gestalten trifft, ist es kaum möglich - auch bei besten Absichten - nichts zu verraten, was dieser Behörde nutzt und den involvierten Bütteln ermöglicht, Einschätzungen zu treffen oder zu verbessern. Es sollte nicht vergessen werden, daß der VS ist ein Geheimdienst ist, der vor allem für die Bekämpfung der linken Oppositon gegründet wurde.

Von daher ist es im Prinzip natürlich schon sinnvoll, etwas über deren Funktionsweise herauszufinden. Ziemlich naiv und/oder von extremer Selbstüberschätzung zeugend ist es aber, sich einzubilden, dies sei aus der Position des Angeworbenen heraus möglich. Bezeichnend ist auch, daß JB in seinem Protokoll - außer Lapalien - nichts dazu schreibt/schreiben kann, worüber geredet wurde und wie der VS denn nun eigentlich arbeitet bzw. worauf es ihm ankommt. Was die Veröffentlichungen (von JB irgendwo auf hoppetosse) angeht, ist der Informationswert für uns null, wie´s für den VS aussieht kann hingegen niemand wissen.

Und ohne diese Dienste zu etwas Übermächtigem erklären zu wollen, ihre Angestellten sind - wie andere Büttel auch - gerade dazu ausgebildet, Informationen aus Leuten herauszuholen, die sie ihnen eben nicht geben wollen.

Trotz des - nach den selbstformulierten Ansprüchen - offensichtlichen Scheiterns seines VS-Kontakts, lassen die Texte JBs befürchten, daß er sich in einer ähnlichen Situation wieder so verhalten würde. Von daher ist die Weigerung, ihn an Organisierungsstreffen teilnehmen zu lassen, nur konsequent und bei einem verantwortungsbewußten Verhalten sich selbst und anderen gegenüber ist auch gar nichts anderes möglich!

Die einzig richtige Umgangsweise mit Anquatschversuchen aller Art ist ganz einfach: Türe zu!

Anna und Artur halten´s Maul - Immer noch, immer wieder und immer öfter.



Feindliche Kontakte, wo sinnvoll: Ja!

Jörg 28.05.2002 - 11:09
Zur Frage von Kontakten zu Repressionsorganen.

Vorweg eine Klarstellung: Es ist mehrfach behauptet worden, ich sei ein Spitzel. Unter anderem führt der Infoladen Bielefeld das seit Monaten als Art Kampagne (u.a. mit überregional gestreuten Flugblättern) durch. Dabei schreibt er z.B., daß ich immer einen Laptop dabeihabe und das mich verdächtigt macht.
Zum zweiten hat das Antiatomforums-Bündnis ohne jeglichen Anhaltspunkt formuliert, daß es es auch Kontakte zum VS gibt (nicht nur gab).
Hier wird also offensichtlich mit Unwahrheiten hantiert, um zu denunzieren. Was das für die Möglichkeit, mit tatsächlichen Spitzeln umzugehen bedeutet, dürfte klar sein.

Ich finde etwas anderes aber wichtiger: Kontakte zu Repressionsbehörden finden ständig statt, z.B. zur Polizei und zur Justiz. Der VS wird in der Linken stark mystifiziert, das sind alles Übermenschen. Gleichzeitig herrscht ein naives Verhältnis zur Bullerei und zur Justiz vor (noch schlimmer zu anderen staatlichen Stellen). Dort ist Kooperation und Kungel an der Tagesordnung - und niemanden stört es. Vom Demorecht über die Nutzung von öffentlichen Räumen usw., ständig werden Herrschaftssysteme anerkannt und mit denen gekungelt. Wenn es aber der VS ist, so ist plötzlich alles ganz dramatisch.
Diesen Unterschied sehe ich nicht. Ich halte es für nötig, sich zu trainieren, Repressionsorgane auch angreifen zu können. Und ich kritisiere ganz klar die ständigen Kooperationen von "linken" mit der Staatsmacht ... sei es bei Demos, beim Versuch, sog. "autonome Räume" von Papi Staat zu bekommen, Geld oder Pöstchen.

Mein konkretes Verhalten beim VS-Kontakt habe ich nie verteidigt. Woraus abgeleitet wird, ich würde es wieder so machen, weiß ich nicht. Was ich aber finde, ist daß die Logik des Kaninchens vor der Schlange (in Hinblick auf den VS) und der peinlichen Anbiederung an Staatsstellen sonst keine besonders sinnvolle Strategie ist. Kreative Aktion gegen Repressionsorgane (was ich z.B. Antirepression nennen würde im Gegensatz zum Repressionsschutz, wo Türenzuschlagen dazugehören würde) halte ich für richtig - und kann auch gut dazu dienen, Herrschaftskritik zu vermitteln. Richtig finde ich aber auch, daß das nicht einfach so ablaufen sollte, sondern immer gut überlegt, in Kontakt mit anderen Gruppen und vorbereitet, trainiert sowie einem Ziel folgend. Das ist bei meinem konkreten Kontakt so nicht gewesen, deshalb war der falsch. Als einzige Gegenwehr gegen Repression aber das Maul zu halten, finde ich viiiiiiiel zu wenig.

Und schließlich: Richtigerweise haben auch andere Kontakte zu Repressionsorganen (zu Bullen sowieso, aber auch zum VS). Ich halte das auch für richtig, um über deren Vorgehen Informationen zu bekommen (noch mehr wäre besser, z.B. Angriffe auf die Organe). Was mich von anderen, die Kontakte haben und hatten, unterscheidet, ist daß ich das veröffentlicht und beschrieben habe. Daß ich dafür angegriffen und in den Verdacht komme, noch mehr mit dem VS zu tun zu haben, ist ein deutlicher Hinweis an alle anderen, in ihren eigenen Kreisen nichts mehr mitzuteilen. Dann bekommt "Anna und Artur haltens Maul" eine ganz neue Wendung ...

Zusammenfassend: Es kommt darauf an, Widerstand zu entwickeln. Welche Strategien dafür sinnvoll sind, ist zu diskutieren. "Anna und Artur haltens Maul" ist kein Widerstand, sondern erleichtert die Arbeit des VS gegenüber der Widerständigkeit. Auch zu Demos (RTS z.B. wäre eine nichtkooperative Alternative), sog. "autonomen Zentren" und Räumen in Staatshand usw. hätte ich gern eine andere Strategiediskussion. Aber ständig mit Papi Staat kungeln und sich dann tierisch aufregen, wenn jemand mal probiert, Aktionsmethoden gegen den VS zu entwickeln, finde ich grad nicht überzeugend.

derkleine unterschied

Anna und Arthur 28.05.2002 - 13:34
demos sind nun mal aktionsformen, mit denen auch leute erreicht und zum mitmnachen bewegt werden können, die (noch) nicht so radikal sind wie du jörg. sie sind außerdem einfach eine aktionsform unter vielen, und um sie durchführen zu können, muss mensch eben ein paar worte mit den bullen wechseln. das ist aber was völlig anderes, als gespräche mit dem vs oder den bullen zu führen, in der sich selbstüberschätzenden vorstellung, diese aushorchen zu können. immerhin haben diese leute eine ausbildung, um das ganze eher andersrum zu gestalten. diese leute sind vielleicht doof, aber in vielen fällen nicht dumm.
dass manche leute von uns mit dir nicht zusammenarbeiten mögen hat zum einen damit zu tun, dass du zwar immer sagst, du weißt nicht, warum dir weiterer vs-kontakt unterstellt wird, du aber auch nie explizit sagst: mein kontakt zum vs ist abgeschlossen. ich werde ab sofot weder kontakt aufnehmen und jeden versuch von seiten des vs sofort unterbinden!
das andere problem ist, dass es nicht einfach ist, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der zwar immer von herrschaftslosigkeit redet, sich aber doch sehr als guru gebärdet und vor allem seine meinung als die einzig wahre hinstellt. und diese reine lehre auch noch damit versucht höher zu bewerten, indem er alles andere als falsch, dumm und bösartig hinstellt. ich habe immer versucht, objektiv zu sein, weil ich dich nicht kannte. das erste mal habe ich dich gesehen, als du vor mir auf dem boden lagst vor dem bullenauto in stuttgart. aber was du jetzt nachgeschoben hast an unwahrheiten, an als wahrheit dargestelltem halbwissen und an anpisse gegen alle, die nicht ganz deiner meinung sind, hat mich endgültig eines besseren belehrt.

Privatkrieg auf Indy

genervter IndyUser 28.05.2002 - 14:56
1 Person mit wechselnden Namen führt hier den Privatkrieg gegen Jörgi. Diese 1 Person ist zu feige, das auf anderen Wege zu machen und macht das auf dem Rücken von Indy. Die Argumente sind extrem durchsichtig und offenbaren, daß es eigentlich andere Gründe gibt, die dahinterliegen. Auch das ist feige - dann schreib doch wenigstens den wahren Grund hin!

1 person

anna und arthur 28.05.2002 - 16:02
wenn du mich meinst, ich habe bisher zwei postings gemacht und zwar das erste und das letzte vor dir. und einen privatkrieg gibt es von meiner seite nicht, ich kenne den guten jörg nur von seinen veröffentlichungen, außer dass ich über manche dinge, die er bringt, schon ziemlich sauer bin. außerdem was heißt hier feige? ob ich zehnmal mit unterschiedlichen namen oder zehnmal mit verschiedenen poste, wo liegt da der unterschied wenn es um feigheit geht. außerdem was ist denn feige? die deutschen brauchen immer helden. es heißt auch immer, das attentat auf hitler am 20. juli war feige, weil sich keiner vor ihn hingestellt hat und ihm ins gesicht geschossen hat. wäre vielleicht erfolgreicher gewesen, aber feige?

Ich verstehe hier einige Sachen nicht!

Vlad 29.05.2002 - 01:12
>ein paar worte an joerg Von: hirarchie 25.05.2002 11:22
>wurdest du aus dem buendnis ausgeschlossen, wegen deinen von dir selbst dokumentierten kontakten und gespraechen mit dem VS
-Aber mit den Bullen mauscheln, Demos anmelden und all den anderen klünges.

>MEIN TIP: HEIRATE DICH SELBER!! Von: hm 25.05.2002 15:53
>so wie sich dein bericht darstellt musst du ja ein unglaublich selbstverliebter und sich selber gerne zuhörender nach erwarteteter wirkung agierender selbstdarsteller sein, dass nach dem knastbesuch vielleicht mal ein psychaterbesuch an der reihe ist.
- Und du, du hast wohl nen Kasper gefrühstückt und noch eine ganz persönliche Rechnung mit Herrn Bergstedt offen. Anders kann ich mir diesen Beitrag nicht erklären.

>Lügen... Von: Tut nix zur Sache 25.05.2002 18:58
>Es bleibt dabei
-meine Meinung zu Ihrem Beitrag finden sie im letzten Kommentar!


überwältigend was in der linken so abgeht (eigentlich eher nicht geht). Wenn das so weiter geht, muss ich in meinem Garten einen Grabstein mit der Aufschrift "Hier ruht die Linke" aufstellen und ein Fax an Reuters schicken "Heute beenden wir dieses Projekt."

In der Linken laufen Dinge ab die man nicht mehr verstehen kann. Mann schließt sich gegenseitig von Veranstaltungen aus, greift sich verbal aufs schärfste an – bekriegt sich gegenseitig. Was wir wohl alles erreichen würden wenn wir richtig kooperieren würden bleibt somit leider Utopie.
Das Konstrukt Attac schart mit unglaublichen heuchelein eine Masse an Menschen um sich das man sich fragt ob es da was umsonst gibt. Bier oder so. Einige Menschen würden ihr GANZES blut spenden um sich in Verden als Praktikant ausbeuten zu lassen. Weck mit dem Staat - Tobin Tax für alle.
Nicht nur einige preisen und huldigen den Staat Israel - das dieser mordet und genau so schlimm ist wie die anderen, und alle Herrschaftsstrukturen sowieso wird irgend wie missachtet - gar außen vorgelassen.

Das außerhalb der Castortransporte in der Antiatombewegung nicht viel geht ist traurig, "aber in Stuttgart fuhr halt grad kein Castor den man hätte blockieren können" ("Ironie").
Das in Stuttgart nichts gelaufen ist steht ja wohl außer frage. Man könnte platt sagen - Das Bündnis hättet ihr euch sparen können (tut mir leid).

Sollte sich jemand durch diese Kritik angegriffen oder sogar beleidigt fühlen entschuldige ich mich - dieses lag nicht in meiner Absicht.

-Es lebe die AgroS
-Es lebe der rote Herbst

23 ergänzungen

29.05.2002 - 05:26
und keiner is das hauptproblem aufgefallen. die bullen haben jörg nicht eingesperrt, weil sie ihn nicht mögen, sondern weil er keinen wohnsitz angeben konnte/wollte. mit 8 tagen hat er übrigens noch glück gehabt. rechtlich wären auch 6 monate drin gewesen. ich schreib das nicht, weil ich bulle oder jurist bin, ich mag es nur nicht, wenn sich leute unnötig zum märtyrer machen. asylbewerber gehen in den knast wegen familienbesuchen,und jörg b ist zu blöde, sich bei irgend ner wg oder nem obdachlosenheim anzumelden. die bullen hätten dich sogar rausgelassen, wenn du irgend nen anwalt als postadresse angegeben hättest. übrigens, wenn du sone aktion planst, warum kümmerst du dich nicht vorher um nen anwalt, wenn die stuttgarter leute dich nicht mögen?

der privatkrieg geht weiter

ich 29.05.2002 - 08:29
interessant beim privatkrieg gegen j.b. ist, daß die meisten punkte wirklich nur vorgeschoben erscheinen. vorwände. mehr nichts. das kommt ziemlich deutlich rüber.

Anwalt.....

anna und arthur 29.05.2002 - 09:52
sorry, ich wollte eigentlich nichts mehr zu der diskussion beitragen, denn auch wenn ich mir einiges nicht verkneifen konnte, denke ich doch, dass sie nicht unbedingt hier geführt werden musste. aber jetzt muss ich doch noch mal die freundInnen vom EA in stuttgart ins richtige licht rücken. "wenn die stuttgarter dich nicht mögen" hat nichts mit korrekter politischer arbeit zu tun. der ea hat stundenlang rumtelefoniert, um rauszukriegen, was mit jörg passiert war, hat sich um eine anwältin gekümmert, mit der überhaupt erst informationen rauszukriegen waren über seinen verbleib, hat dann allerdings keinerlei rückmeldung mehr gekriegt, ob für die verhandlung ein/e anwältIn gefunden werden muss, oder nicht, was überhaupt prozesstechnisch gewünscht wird. diese infos gabs dann erst im nachhinein über indymedia.

anmerkungen

jörg 29.05.2002 - 16:28
Zwei Anmerkungen:

Was genau der EA gemacht hat, wußte ich bisher auch nicht. Ich hatte nach meiner Freilassung nachgefragt und gehört, daß er sich bemüht hatte. Vielen Dank. Ich habe den EA auch an keiner Stelle kritisiert - wohl aber das Bündnis für Nicht-Öffentlichkeitsarbeit, Nicht-Unterstützung usw.

Die Formulierung, daß ich selbst schuld sei (Wohnsitzlosigkeit), greift grad um sich (z.B. auch schon in Anti-Atom-Zusammenhängen mehrfach jetzt gehört) und zeigt sehr deutlich das antisolidarische Verhalten, denn ...

- erstens ist es eine sozialrassistische Position, Wohnsitzlosigkeit als eigenes "Verschulden" zu bezeichnen

- zweitens übersieht der Vorwurf in meinem Falle die politischen Gründe. Ich frage eher, warum Verweigerung von Arbeit, Ausbildung ... Anmeldung einer Wohnadresse so selten ist! Und daß Linke zu den besten Rädchen im System gehören, ist nicht neu ... daß sie aber jetzt auch noch die Aufgabe übernehmen, mit Westerwelle & Co. die Normierung einzufordern, steigert das.

- drittens ist die ganze Story schlicht unwahr: Ich wurde aufgefordert, eine Kaution zu hinterlegen und einen Bullen als Postzustelladresse zu akzeptieren. Eine von mir selbst vorgeschlagene Postadresse wurde nicht akzeptiert!

- viertens scheint diese Mischung aus Nichtwissen, Nicht-Nachfragen und sozialrassistischer Konnotierung aber durchaus gewollt zu sein. Schließlich hat ja schon die Vorphase zu Stuttgart gezeigt, daß die Ausgrenzung erwünscht ist ... und nun müssen sich einige ein gutes Gewissen herbeireden, daß sie sogar in der Lage sind, bei Einknastungen keine Solidarität zu zeigen, sondern sogar schlimmer noch den Eingeknasteten als Schuldigen zu konstruieren.

Egal wer es ist: Wo der Staat repressiv ist, ist immer der Staat der Verursacher! Alles andere ist eine peinliche Position ...

@anna und arthur

30.05.2002 - 15:25
wie ist das gemeint?


>hat dann allerdings keinerlei rückmeldung mehr gekriegt, ob für die verhandlung ein/e anwältIn gefunden werden muss, oder nicht, was überhaupt prozesstechnisch gewünscht wird. diese infos gabs dann erst im nachhinein über indymedia.


Der EA war die ganze Zeit über den Stand der Dinge informiert und hat seinerseits für den Prozess noch weiter nach einem Anwalt gesucht.

auch eine Darstellung

K. 03.06.2002 - 11:23
Lieber Jörg,
Deinen Bericht über die Knastverhältnisse fand ich spannend, finde es allerdings traurig, das alle die nicht so kreativ wie Du sind gleich als schlecht angesehen werden. In Deinem Bericht über Deinen Kontakt zum VS hast Du den Kontakt unter anderem damit begründet, Du wolltest Dich nicht schon wieder an Regeln halten. Wenn Du solche für mich absolut wichtigen Regeln brechen magst, kann ich mir nicht vorstellen mit Dir zusammenzuarbeiten. So ein Kontakt hat nichts mehr mit Kreativität zu tun. Ich hätte wirklich große Angst mit Dir zusammen eine Aktion zu planen, weil Du Dir vielleicht irgendwelche angeblich kreativen Schoten leistest, die ziemlich viel kaputt machen können. Viele Gruppen haben versucht nach diversen Debatten über eine Zusammenarbeit mit Dir nachzudenken und auch viele haben festgestellt, dass die Debatte sehr viel Kraft erfordert. Der Text von Dir hat mir gezeigt, dass ich nicht mit Dir zusammenarbeiten kann. Deine Verhaftung war krass und heftig, aber alle zu beschuldigen, die nur zugeschaut haben finde ich furchtbar. Solche Situationen können einem auch den Mund offen stehen lassen und man weiss nicht immer was man als nächstes tun kann.
Ich bin traurig das ich mit jemandem der viel Kraft in politische Arbeit steckt nicht zusammenarbeiten möchte, weil ich eigentlich keine Personen ausschliessen möchte, kann mir bei Dir aber keine andere Lösung vorstellen. Vielleicht würdest Du mich jetzt als elitäre Linke darstellen und zu dem Begriff möchte ich Dir auch antworten. Die Menschen, die sich immer aufraffen, zu kleinen Aktionen für eine Zukunft ohne Atomkraftwerke mögen Dir vielleicht elitär vorkommen weil Sie Dich ausgeschlossen haben und damit eine Ausgrenzung vorgenommen haben. Das ist für Dich persönlich natürlich nicht schön, aber Sie haben es aus Angst getan. Aus Angst, wie Dein Verhältnis zum Verfassungsschutz wirklich aussah. Es gibt auch Verfassungsschützer die mit Absicht auffliegen sollen. Wer kann sicher sagen, ob Du nicht so einer bist? Da käme die Einknastung genau richtig um Dich als Märtyrer darzustellen und Dir jetzt dann jeder glaubt, Du seist doch der gute mensch, der sich aufopfert. Vielleicht bist Du der ein völlig guter Mensch der seine ganze Kraft in politische Arbeit steckt, aber vielleicht? Ich glaube so fühlen sich einige in Ihrem Verhältnis zu Dir.