Dachbesetzung in Stuttgart

Doppelpoppel 14.05.2002 18:53 Themen: Atom
Hier ein kuzer Bericht über die Besetzung des Max-Kade-Hauses in Stuttgart von einem der Dachbesetzer.
Gegen acht Uhr am Dienstag morgen besetzten sechs Menschen das Dach des Max-Kade-Hauses in Stuttgart. Es handelt sich dabei um ein Studi-Wohnheim direkt gegenüber der Liederhalle, wo das Deutsche Atomforum tagt. Geplant war, das auf dem Dach liegende Café zu besetzen, ein elf Meter langes Transpi mit der Aufschrift "Kein Konsens - Atomausstieg sofort" an der Fassade zu entrollen, mit einem Mega die ankommenden Atomchefs und die AbreiterInnenfahrradralley zu beschallen und auf dem Platz vor der Liederhalle AktivistInnen zu haben, die inhaltliche Vermittlung machen und anwesenden Journis Direktkontakte auf´s Dach vermitteln. Ausserdem das Dach so lange wie möglich zu blockieren.

Unter den ersten Problemen war auch ein Hausmeister, der zufällig sich genau am Eingang zu besagtem Café im zehnten Stock befand und den Aktivisten den Zugang verweigerte. Er kündigte an, die Polizei oder seinen Chef zu holen, holte auch sein Handy hervor und ging zum telefonieren vor die Tür, die dann auch prompt hinter ihm zu fiel und verbarrikadiert wurde. Leider konnten wir unser Mega aufgrund dieses Aktivbürgers nicht mehr mitnehmen. Das Transpi wurde entrollt, eine weitere Dachluke verbarrikadiert und durch die Tür hindurch die anrückenden Bullen belabert, die feststellen mussten, das auf unerklärliche Weise das Schloss verklebt war. Was der Hausmeister sich dabei wohl gedacht hatte...?

Unterdessen wurden die anrückenden Atomlobby-AnzugträgerInnen und fahrradfahrenden verstrahlten ArbeiterInnen mit Sprüchen wie "Atomkraft abschaffen - Herrschaft runterfahren" und "Es leben die Marionetten" empfangen. Die Beteiligung am Boden war sehr gering, sicher waren insgesamt kaum 50 Leute da. Die Bullen versuchten derweil etwa drei Stunden lang, sich Zugang zum Dach zu verschaffen, karrten Werkzeuge an und mühten sich ab. Nachdem unser Transpi (was durch den Wind des öfteren verdreht und deshalb schlecht zu lesen war)von den Bullen aus einem der unteren Stockwerke abgezockt wurde und die Handwerker in Grün sich nun auch fast durch die Tür gearbeitet hatten, entschlossen sich die AktivistInnen, das Angebot des Einsatzleiters (freier Abzug nach Personalienkontrolle) anzunehmen, wobei natürlich klar war, dass das einfach gelogen sein konnte. War´s natürlich auch. Die Menschen wurden eingefahren, fünf von den sechsen sind jetzt wieder auf freiem Fuss.

Fazit: Drei Stunden ein Dach gegenüber der Liederhalle besetzt, Transpi ausgerollt, AtommanagerInnen empfangen, Redebeiträge während des Empfangs vor der Halle gestört und sehr viel Spass gehabt. Schade, dass 1. kaum Menschen gegen das Forum demonstiert haben 2. die anderen Aktionen vor der Halle fast ausschliesslich symbolisch und nicht konfrontativ waren. Es hätte viele Gelegenheiten gegeben, die Anreise der Atomlobby und der verstrahlten ArbeiterInnen zu stören, friedlich oder militant, aber druckvoll und kreativ. Herrschaft endlagern!
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Ergänzungen

atomstopp

user 14.05.2002 - 19:57
unglaublich, dass es noch leute gibt, die atomstrom befürworten, höchstens Zyniker, sind die Probleme, die sie verursachen garantiert nach Ihrem Ableben in der kritischen Phase, dann nämlich, wenn die Endlagerbehälter im Meer, in den Bergen oder in Salzkammern langsam Risse kriegen (also in ca, 4200 Jahren). Danke für die Aktion

Danke Leute !

Kitijan 14.05.2002 - 20:22
Danke Leute !
Konnte nur am Samstag dabeisein !
Was ist mit dem letzten Menschen in Bullengewalt ?

@ Menschen in Bullengewalt

jemensch 15.05.2002 - 13:44
Fünf der Menschen in Bulllengewahrsam sind wieder frei. Ein Mensch sitzt noch. Ihm soll heute ein "beschleunigtes Verfahren" untergejubelt werden.
Vielleicht kann mit jemesch genauere Infos zu kommen lassen.
Einfach mailen. Wäre sehr nett!
Ach übrigens, der Prozess ist öffentlich... (;-)