Kampagne gegen Atomkraft

noReactoR & A-Tom [update 21.5.] 08.05.2002 20:24 Themen: Atom Ökologie
Vom 14. bis 16. Mai fand in Stuttgart die "Jahrestagung Kerntechnik" des deutschen Atomforums statt. Auf dieser jährlichen Veranstaltung trifft sich die Spitze der deutschen Atomwirtschaft, um über die Zukunft der Atomkraft zu diskutieren, sie schönzufärben und weiter zu etablieren. Die AtomkraftgegnerInnen nutzen diese Tage, um auf den Strassen ihren Unmut darüber kundtun und mit vielfältigen Aktionen den sofortigen Ausstieg aus der Atomkraft und die Abschaffung aller Atomwaffen zu fordern.

Links:
Bericht und Einschätzung der Aktionstage in Stuttgart
Bündnis gegen das Atomforum
Kreative Aktionstage gegen Herrschaft und Atomstaat
Stuttgart, a city of different identities ?? [english]
Alle Audios zum Thema
Donnerstag, 16.5.:
Am heutigen Tag fanden im gesamten Westen, von Nord bis Süd zahlreiche Aktionen gegen die Castortransporte aus den AKW`s Ohu, Krümmel, Mühlheim-Kärlich, Brokdorf und Neckarwestheim statt.
Berichte von den Transporten:
Weiterhin skandalöser Umgang mit Castor-Transporten
01.0503.2114.1214.4515.5015.5716.46 Uhr
Das Atomforum endete heute unter Protest. (Bilder)
Ein Aktivist sitzt weiterhin seit Dienstag im Gefängnis, er ist von einem Schnellverfahren bedroht. Update 1, Update 2

Inzwischen (ca. 15.50 uhr) rollen bereits Castoren Richtung Wörth, wo sie zusammengekoppelt werden.
Nachdem ein Castor 'ohne Störungen' das marode AKW Krümmel verlassen hatte, wurde der Transport aus Brunsbüttel nach dem Losfahren mehrere Stunden gestoppt, weil sich 14 AktivistInnen an die Gleise gekettet hatten. Nach der Räumung mussten erst einmal die Gleise repariert werden.

Mittwoch, 15.5.:
Morgen werden die Castortransporte aus den Atomkraftwerken in Neckarwestheim, Brunsbüttel und Ohu nach LaHague fortgesetzt. Genaueres und Treffpunkte für Aktionen hier.
Ein Update-Interview zur Situation in Neckarwestheim - Neuer Stand der Verhaftungen in Stuttgart - Interview zur Situation beim Die-In vor der Liederhalle - Analyse (Audio) zum Atomkonsens.

Dienstag, 14.5.:
Am morgen des 14.5. wurde das Dach des Max Kade-Hauses in Stuttgart besetzt (Audio). DerBericht eines/r AktivistIN. Und es gab noch weitere Aktivitäten (Audio). Um ca. 10 Uhr kam ein übereifriger Fahrradcorso von AtomkraftwerkmitarbeiterInnen an und die Lobby war happy.
Bilder der Begrüßung.
Der aktuelle Stand an Verhaftungen.
Während der Aktivitäten in Stuttgart (Übersicht) verliess ein Castortransport nach LaHague das AKW Neckarwestheim, und einer das AKW Brokdorf. Aus dem AKW Krümmel wird ein Transport nach Sellafield rollen. [Audio-Update 15 Uhr]
In Aachen fand heute ein Anti-Atom-Tag statt.
Am Abend feierten einige Menschen auf den Straßen in Stuttgart eine reclaim the streets Party, Bilder dazu.

Im Vorfeld:
Bericht über die Organisierung eines Aktionstrainings [12.5.]
Bilder von der Auftaktdemo und Bericht von der Auftaktdemo [11.5.]
Redebeiträge von der Auftaktkundgebung von Tobias Pflüger, Solange Fernex und Fritz Storim.
Interview mit dem Mobilisierungsbündnis und mit X-1000mal quer [11.5.]
Letztes Feature zum Atomforum und Mobilisierungstrailer

Transporte-Stopp-Kampagne
Die Anti-Atom Bewegung hat die Transporte-Stopp-Kampagne auf ihrer letztjährigen Herbstkonferenz in Leipzig vor dem Hintergrund beschlossen, daß sie in der Öffentlichkeit fast ausschließlich als Anti-Castor-Bewegung wahrgenommen wird.
Diese Fixierung auf einen einzelnen Aspekt des Atomprogramms macht die Bewegung anfälliger gegen Ausweichmanöver der Atomindustrie, wie dem Bau von Zwischenlagern an den AKW-Standorten. Die Gefahr besteht im wegbruch von Aktiven nach wegfall der Castor-Transporte, wenn nicht rechtzeitig mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen das gesamte Atomprogramm, mit seiner skandalösen, von der Atommafia in voller Absicht der Irreführung der Öffentlichkeit als "Brennstoffkreislauf" titulierten Atommüllspirale thematisiert wird.

Uran als Brennstoff und Waffe
Die Atommüllspirale beginnt mit der weiträumigen Verseuchung beim Abbau des Uranerzes in Afrika oder auf indigenem Land in Kanada oder Australien. Die erste Weiterverarbeitung in Deutschland geschieht in der Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau.
Trotz aller Atomausstiegbeteuerungen der Bundesregierung wird beständig die Verarbeitungskapazität der UAA erhöht. In Gronau offenbart sich nicht nur die Lüge vom Atomausstieg, sondern gleichfalls die dumpfe Phrase von der ?friedlichen Nutzung der Kernenergie?.
In Gronau entsteht bei der Urananreicherung nämlich quasi als Abfallprodukt abgereichertes Uran. Von diesem Stoff wurden etwa 350 Tonnen als Uranmunition während des Golfkriegs 1991 gegen den Irak eingesetzt, die Radioaktivität stieg in den betroffenen Gebieten auf das bis zu 84-fache (gegenüber ?normal?) und die Zahl der schwer fehlgebildeten Neugeborenen verhundertfachte sich. 1999 schoß die NATO, also auch die Bundeswehr unter Rosa-Olivgruen in 100 Angriffsflügen mitA-10-Flugzeugen rund 31.000. Geschosse mit insgesamt 10 Tonnen abgereichertem Uran auf Jugoslawien ab. Diese Land wurde übrigens zum 3. Mal in diesem Jahrhundert (1914-1998) von deutschen Armeen angegriffen. Die Partei der Grünen hatte an diesen radioaktiven Uranbomben lediglich auszusetzen, dass ja deutsche Soldaten gesundheitlich geschädigt werden könnten.

Im Rahmen der Transporte-Stopp-Kampagne findet am 1. September an der UAA in Gronau eine bundesweite Demonstration statt, in den darauf folgenden Wochen soll ein Urantransport von oder nach Gronau blockiert werden.

Vom Castor zur Bombe
Auch in Sachen Castor-Transporte gibt es nach wie vor Handlungsbedarf. Während Rot/Grün den Castor-Skandal in alter Kohl-/Merkel-Tradition einfach ausgesessen hat, ohne daß sich etwas geändert hätte, wird weiterhin Atommüll in unsicheren, strahlenden Behältern quer durch Europa verschoben, um den Anschein dessen Entsorgbarkeit aufrecht zu erhalten.
Der deutsche Atommüll wird in den Plutoniumfabriken "Wideraufarbeitungsanlagen" in Sellafield(GB) oder La Hague(F) verarbeitet. Die Möglichkeit der Gewinnung von Plutonium war in den 50er und 60er Jahren der einzige Grund, die Atomtechnik durch massive staatliche Subventionen überhaupt erst zu ermöglichen. Der Vorgänger des Anti-Demokraten und abzusehenden Bundeskanzlers Stoiber, Rechtsextremist F.J. Strauß war einer der führenden Protagonisten des bundesdeutschen Atomprogramms.
Die Entsorgunslüge wurde von der Anti-Atom-Bewegung immer wieder thematisiert. Der erfolgreiche Widerstand gegen Castor-Transporte war letztendlich auch der Ansporn für viele Menschen, sich weiterhin gegen Atomenergie zu engagieren.

Im Rahmen der Transporte-Stopp-Kampagne soll im Juni ein Atommülltransport aus einem Norddeutschen AKW nach La Hague oder Sellafield und im Herbst der Transport nach Gorleben blockiert werden.

Verflechtung von kapitalistischer Globalisierung, Wirtschafts- und Kriegsinteressen
Es soll gelingen, die Zusammenhänge in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen und die Verantwortlichen zu demaskieren.
Diese Gelegenheit soll beim Atomforum, das nächste Woche in Stuttgart stattfindet, wahrgenommen werden.
Während nämlich pünktlich zum Jahrestag des Supergaus in Tschernobyl der Öffentlichkeit vorgegaukelt wird, es gebe einen Schutz gegen solche 'Störfälle', Castor-Transporte weiterhin im Gange sind, voraussichtlich auch am 14/15 Mai, steht das Atomforum in Stuttgart vor der Tür.

Unterdessen wird der Widerstand gegen diese lebensgefährliche Technologie weiterhin kriminalisert, ein Richter, der sich dem Diktat der Atommafia nicht beugen will, wird von Bahnchef Mehdorn, der bereits gegen indymedia.nl vorgeht, gemaßregelt, Daten von AtomkraftgegnerInnen werden systematisch gesammelt, die vermeintlichen Grundrechte systematisch ausser Kraft gesetzt und die Castor- BlockiererInnen vom Vorjahr stehen vor Gericht, statt der kriminellen Drahtzieher des Atomgeschäfts.
Um den Buchstaben des Atomgesetztes gerecht zu werden, muß die Bundesrepublik Deutschland (nicht die AKW-Betreiber!) "Endlagerforschung" durchführen, obwohl seit 20 Jahren feststeht, daß der Salzstock in Gorleben ungeeignet ist, weltweit kein einziges sicheres Endlager abzusehen ist, wird die nach dem Atomgesetz vorgeschriebene "schadlose Verwertung" mit dem Hinweis auf die betriebene "Endlagerforschung" abgetan.
Mit den kapitalen Gewinnen der Atomwirtschaft erhöht sich täglich die der Müllberg, von dem noch Millionen Jahre ein unkalkulierbares Gefährdungspotential ausgehen wird. Unterdessen ist abzusehen, daß die Atommafia den Müll billig nach Rußland verschieben will, in einen Staat, in dem das dortige Atomproramm schon unzählige Opfer gekostet und massive Umweltschäden angerichtet hat. Ohne Geschichtsrelativierung betreiben zu wollen, sei darauf hingewiesen, daß all dies 60 Jahre nach der "Politik der verbrannten Erde" stattfinden soll.

Atomenergie in der öffentlichen Meinungbildung meist verkürzt als "Umwelt"-Thema behandelt wird, so zeigt doch die Verflechtung von Wirtschafts- und Kriegsinteressen, daß es sich um ein Symptom von Herrschaft und Unterdrückung handelt.

Atomenergie auf Kosten der Menschen!
Dabei ist die hiesige Wirtschaft weltweit bereits jetzt vorne bei der Einführung von erneuerbaren Energien wie Solar- oder Windenergie und könnte sogar manch systemkonformer Standort-Ideologie sich auf solche konzentrieren, wenn da nicht die kapitalen Interessen der Profitmaximierung im Wege stehen würden. Aus den längst abgeschriebenen Reaktoren läßt sich auf Kosten der Bevölkerung billiger Strom produzieren. Das Risiko eines Kernschmelzunfalls wird mitnichten dem Verursacher auferlegt. Wäre die eklatante Unterversicherung der Atomanlagen nicht politisch durchgesetzt worden, die Betreiber würden ihre Atomanlagen lieber heute als morgen abschalten. Atomstrom ist nur konkurrenzfähig, weil das Risiko eines Kernschmelzunfalls auf die Bevölkerung abgewälzt wird.

Widerstand gegen die Atommafia
Aus all diesen Gründen wird es, wie bereits im letzten Jahr in Dresden, breiten und kreativen Widerstand geben.


Obwohl Ihre zynische Propaganda (in der Collage Aktion und Gegenaktion in Dresden 2001) längst entlarvt ist, werden es sich die Atommafiosi sicher auch in diesem Jahr nicht nehmen lassen, öffentlich an der Demaskierung ihrer menschenverachtednen Ideologie mitzuwirken.

Lokale Indymedia-Aktive werden das Geschehen teilnehmend beobachten und zeitnah berichten. In Stuttgart wird es während der Aktionstage in den Räumen des Freien Radios (Rieckestr. 24) ein indymedia center geben. Ihr könnt Eure Berichte während der Öffnungszeiten
14.05. 09 uhr bis 15.05. 01 uhr
15.05. 13 bis 20 uhr
16.05. 13-18 uhr
auch telefonisch durchgeben: 0711/2845723

Termine/Aufrufe verschiedener Gruppen: Bündnisaufruf, SAND Hamburg, Von-unten-Organisierung, Stadtplan
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Vorbereiten und schon vorher agieren!

Kreativ werden ... 09.05.2002 - 18:40
Wichtig und eine gute Entwicklung hin zu organisierten, selbstbestimmten Aktionsformen wäre, wenn viele Menschen nicht erst warten, bis die Repräsentanten und -onkel von Atomstaat, Herrschaft und Verwertung erscheinen, sondern Stuttgart schon vorher zu einem Aktionsort machen gegen Atomenergie und die Bedingungen von Herrschaft und Verwertungen, unter denen sie läuft. Die beiden wichtigen Treffpunkte: 1.Demo am Samstag möglichst kreativ, u.a. mit Pink-Silver-Gruppe und mehr. 2. Ab Sonntag, 12 Uhr, dann die Vorbereitungstrainings und -treffen - dann immer im Umweltzentrum, Rotebühlstr. 86/1 (Hinterhaus ... mit Infopoint, Aktions-Vorbereitungsräumen usw.). Wäre gut, wenn viele Leute schon da sind und Gruppen, die erst später kommen, schon mal 1 oder mehr Leute vorausschicken!

infos zur orgastruktur

orgas 11.05.2002 - 13:51
es gibt während der aktionstage ein indymedia center in stuttgart ( nähe u-bahn-haltestelle stöckach, rieckestr.24).die öffnungszeiten lauten folgendermaßen:
11.05. 10 bis 18 uhr
14.05. 09 uhr bis 15.05. 01 uhr
15.05. 13 bis 20 uhr
16.05. 13-18 uhr
das imc befindet sich in den räumlichkeiten des Freien Radios für stuttgart, welches vom antiatomforum berichten wird. frequenz: 97,2 MHz ( antenne), 102,1 MHz (kabel)
informationen zum castor-transport nächste woche von neckarwestheim nach la hague gibt es unter 07141/903363.

Lieder gegen Atomkraft/staat/energie...

ACN 12.05.2002 - 15:18

Fotos

12.05.2002 - 23:44
Das Foto oben ist ja supergut, aber ob die Betroffenen auch unbedingt so veröffentlicht werden wollen, hat ja wohl keineR nachgefragt, oder? Videokameras der Bullen hin oder her, ich finde, ihr solltet nicht so mit Bildmaterial umgehen.

dont feed the troll

13.05.2002 - 00:16

@troll

IMC Stuttgart 13.05.2002 - 13:16
Natürlich wurden von allen Betroffenen Einverständniserklärungen unterschrieben, die hier aber aus Repressionsschutzgründen nicht veröffentlicht werden können.
Wir bitten um Ihr Verständnis.

zeichnung

ron k 18.05.2002 - 17:55