Studi an den Pranger

Lara 03.05.2002 00:38 Themen: Bildung
Am 17.04.02 wurde von den ASten und verschiedenen Initiativen der Ruhr-Uni Bochum, der Bergischen Uni-Gesamthochschule Wuppertal und der FU Berlin Protestaktionen gegen die Entdemokratisierung der Hochschulen, sowie gegen die Privatisierung des Bildungswesens durchgeführt. Das Motto dabei lautete: "Studi an den Pranger". Ziel der Aktion war, die Studierenden über den allmählichen Abbau der demokratischen Strukturen an den Hochschulen und die einhergehende Kommerzialisierung von Bildung zu informieren.
An der Ruhr-Universität war dazu ein Pranger errichtet worden, an dem den Tag über ein Studierender gefesselt war. Um den Hals der Person hing ein Schild mit der Aufschrift "Bildungsschmarotzer". In Wuppertal wurden mehrere Studierende an ein Unigebäude gekettet. Die Studierenden in Berlin boten einen Jahrmarkt, unter anderem mit der Attraktion "Haut den Langzeitstudi". Damit äußerten die Studierenden ihre Empörung über die öffentlichen Debatten, in denen PolitikerInnen ihre Verantwortung für die schlechte Bildungssituation in der BRD auf die Studierenden abwälzen. "Wenn Seminare überfüllt sind, oder den Hochschulen das Geld fehlt, sie anzubieten, ist es kein Wunder, dass Leute länger studieren müssen", so Dominik Ruppenthal, FSVK-Sprecher der Ruhr-Uni.
Auch sollte der "Studi am Pranger" den Studierenden symbolisieren, der machtlos gegen die neoliberale Umstrukturierung seiner Hochschule ist.

Im Rahmen der Umwandlung der Hochschulen werden Selbstverwaltungsgremien zunehmend entmachtet. Ein Beispiel dafür ist die neue Verfassung der Ruhr-Uni, nach der Fakultäten ihre Prüfungsordnungen vor der Abgabe an das nordrheinwestfälische Wissenschaftsministerium nicht mehr durch Gremien, wie den Senat und die Universitätskommission für Lehre und Studium, reichen müssen. Zudem sorgen sich die Studierenden über die internationalen Bestrebungen, Bildung zu einer Ware zu machen. Denn auch das Bildungswesen fällt unter die 15 bislang zumeist öffentlichen Dienstleistungssektoren, die im Rahmen des GATS (General Agreement on Trade in Services) - Vertrages der WTO Staaten, privatisiert werden. "In kleinen Schritten wird der endgültigen Umwandlung von öffentlichen Hochschulen in private Bildungsunternehmen entgegen gegangen." , so Mona Beumers, Referentin für internationale Hochschulpolitik des AStAs der Ruhr-Uni Bochum. So hat die NRW-Bildungsministerin Gabriele Behler bereits angekündigt, ab 2003 Studiengebühren für sogenannte "Langzeitstudierende" einzuführen. Ab wann jemand zu lange studiert, wird dabei willkürlich und nicht anhand der realen Voraussetzungen an den Hochschulen bestimmt.


Bilder:  http://www.photojan.de/pranger
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