Putsch in Venezuela!!!

Tomasz 12.04.2002 15:26 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Die Armee hatt in Venezuela die Kontrolle über das Land übernommen. Der Linke Präsident des Landes, Hugo Chaves, ist entmachtet.
Die Armee hatt in Venezuela die Kontrolle über das Land übernommen. Der Linke Präsident des Landes, Hugo Chaves, ist entmachtet. Der Putsch folgte nach gewalttätigen Streiks, die von den Unternehmerverbänden des südamerikanischen Landes organisiert wurden. Die Venezlanische Oligarchie, die neben den Medien auch die reaktionären Gewerkschaften des Landes beherrscht, ist schon in den letzten Monaten auf Konfrontationskurs zu Chaves gegangen, dessen Bodenreform und Umverteilungpolitik auch auf heftigen Widerspruch auch der USA traff. Die Paralellen zu Chile sind unübersehbar - auch dort ist Allende nach Streiks gestürtzt worden. Es sollte niemanden wundern, wenn in einigen Jahren die Beteilligung der USA an diesem Putch offenbar wird. Näheres unter:

 http://www.zmag.org/content/LatinAmerica/wilpertvenez.cfm
(Sehr guter Hintergrundartikel über Venezuela vom 9.4.02)

 http://english.pravda.ru/main/2002/04/12/27559.html
(Überblicksdarstellung Rußland)

 http://story.news.yahoo.com/news?tmpl=story&cid=514&ncid=716&e=1&u=/ap/20020412/ap_on_re_la_am_ca/venezuela_oil_protest
(Die Sichtweise der USA)
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Ergänzungen

Was meinst du wie Lange das Militär hält!

Jose´ 12.04.2002 - 15:33
Mit Argenischen Grüssen.

Gei?elnahme im Kolumbianischen Parlament!

Juan 12.04.2002 - 15:36
Mehrere Parlamentarier entführt und getötet, die us Zerrüttung Fremder Staaten trägt wieder Blutige Früchte.

Chavez eine linke Lichtgestalt?

zwischentoene ins bild! 12.04.2002 - 15:54
Mensch sollte dazu sagen, daß Chavez selbst aus dem Militär kommt und vor Jahren auch mal einen Putsch versucht hat. Er vertritt definitiv einen sehr autoritären Regierungsstil. Auslöser für die Rücktrittsforderung durch das Militär war, daß eine Demo von 500.000 Leuten gegen Chavez blutig niedergeschlagen wurde, dpa berichtet von 12 Toten und 100 Verletzten.

Zur Wahrnehmung als links/rechts-Auseinandersetzung paßt aber, daß jetzt Carmona, der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes, Übergangspräsident ist.(DLF-Nachrichten 14 Uhr)

Reuters

12.04.2002 - 16:07
Der venezolanische Präsident Hugo Chavez ist am Freitag
nach Massenprotesten und auf Druck der Armee zurückgetreten.

Hochrangige Militärs aus allen Gattungen der Armee hatten den Rücktritt von
Chavez und Neuwahlen gefordert. Der Präsident sei zu dem Rücktritt aufgefordert
worden und habe dies akzeptiert, sagte der aus dem Amt scheidende Chef der
Streitkräfte, Lucas Rincon, im nationalen Fernsehen. Auch die gesamte
Armeeführung habe ihren Rücktritt angeboten, sagte Rincon. Pedro Carmona, der
Chef des Wirtschafsverbandes Fedecamaras, kündigte an, er werde die Geschäfte der
Übergangsregierung übernehmen und freie Wahlen vorbereiten. Venezuela ist der weltweit viertgrößte
Ölexporteur und hat die viertgrößte Wirtschaft Lateinamerikas.

Der 47-jährige Chavez verließ Augenzeugen zufolge den Präsidentenpalast in Tarnanzug und mit der roten
Baskenmütze der Fallschirmjäger auf dem Kopf und wurde in einem schwarzen Wagen in das
Hauptquartier der Streitkräfte gefahren. Der neue Chef der Streitkräfte, General Efrain Vasquez, sagte,
Chavez sei in Gewahrsam. Vasquez trat gemeinsam mit Carmona vor die Öffentlichkeit.

Carmona sagte, er werde die Verantwortung für die Regierungsgeschäfte übernehmen
und noch am Freitag eine Regierung bilden. Der Chef des Wirtschaftsverbandes und
ausgesprochene Chavez-Gegner hatte gemeinsam mit der größten venezolanischen
Gewerkschaft CTV einen Generalstreik organisiert und die Massen-Demonstration in
Caracas unterstützt, bei der es am Donnerstag Tote gegeben hatte.

Vasquez nannte das Vorgehen des Militärs eine "institutionelle Initiative". Das Militär
hatte sich in der Nacht öffentlich gegen Chavez gewandt, nachdem die Demonstranten
vor dem Präsidentenpalast von zunächst unbekannten Scharfschützen beschossen
worden waren. Mindestens zehn Menschen starben und rund 80 wurden verletzt. Das
Militär machte Chavez für die Gewalt verantwortlich. Es war zunächst unklar, ob alle
Einheiten des Militärs die Absetzung des Präsidenten geschlossen unterstützten. In der
Nacht durchsuchte die Polizei und die Staatssicherheit Wohnungen und Gebäude nach
Waffen und Hinweise auf die Scharfschützen.

Unmittelbar vor den Schüssen hatte Chavez in einer landesweit übertragenen Rundfunkansprache den jüngsten Generalstreik als
"unverantwortlich und subversiv" bezeichnet. Zudem kündigte er die Schließung dreier privater Fernsehkanäle an. Sie seien in die
Planung eines Putsches gegen die Regierung verwickelt gewesen, sagte Chavez. Der Generalstreik hatte am Dienstag begonnen.

ÖLPREISE SINKEN NACH RÜCKTRITT

Nach dem Rücktritt Chavez´ sind am Freitag die Rohölpreise weiter gesunken. Der Preis für einen Barrel (159 Liter) Rohöl der
marktführenden Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai sank am Vormittag an der Londoner Warenterminbörse International Petroleum
Exchange (IPE) um 24 Cent auf 24,80 Dollar, nachdem ein Barrel am Vorabend noch 25,04 Dollar gekostet hatte.

Der Generalstreik und die seit sechs Wochen anhaltenden Proteste der Mitarbeiter der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA wegen
umstrittener Personalentscheidungen haben die Öllieferungen verzögert und die Wirtschaft des Landes geschwächt. Händler gingen
davon aus, dass durch den Rücktritt des Präsidenten die Öllieferungen des Landes wieder gesichert seien. PDVSA gehört zu den
Hauptlieferanten des US-Marktes.

In den vergangenen Monaten hatte Chavez mit zunehmender Ablehnung zu kämpfen. Zu seinen Gegnern zählten neben Politikern und
Wirtschafts- und Gewerkschaftschefs auch Vertreter des Militärs. Seine Kritiker warfen ihm vor, eine autokratische Herrschaft nach
kubanischem Muster errichten zu wollen. Zudem habe er seine Wahlversprechen nicht eingelöst, denen zufolge er Armut,
Arbeitslosigkeit und Kriminalität verringern wollte.

Nich nur USA

12.04.2002 - 16:57
In der Vorbereitung des Putsches auch spanische Interesse haben teilgenommen. Es scheint, dass die spaniche Regierung schon ein paar Tage bescheid wuesste, da die Verhandlungen mit den neuen Autoritaeten zu der Auslieferung mehrerer baskischen Buergern mehrere Tage frueher anfingen.
Spanien hat Interesse in Kommunikationen.

hallo logik!

12.04.2002 - 17:00
wird, wie in argentinien, ein präsident, der nicht ins ideologische weltbild passt, aufgrund von demos und aufständen entmachtet, wird das quer durch kritiklos bejubelt, obschon sich eigentlich nichts gebessert hat (vielmehr sind ja dank dieser geschichte die faschistoiden peronisten an der macht..). geschieht jetzt das selbe einem durchaus fragwürdigen präsidenten, der als links gilt, so schreien alle entgeistert über die ungerechtigkeit auf. wie wärs mal mit etwas konsequenz? als bei der argentinien-sache leute von gewissen parallelen zur pinochet-machtübernahme gesprochen haben, wurden diese noch mit haltloser kritik überschüttet und so mundtot gemacht. jetzt scheint plötzlich dieser vergleich durchaus legitim zu sein, nur weil der betroffene nicht amerikafreundlich war..

¡caos en venezoela...!

pepe 12.04.2002 - 17:24
also zunaechst mal muss geagt werden dass der autor dieses artikels (tomasz) eindeutig der autoritaeren linken zuzuordnen ist. in diesem kontext sollte auch der artikel gesehen werden. was fuer venezuela gilt: chavez kam nach seinem gescheiterten putsch 92 vor zwei jahren mit linkspolpulistischen forderungen an die macht. die menschen wurden jedoch bitter enttaeuscht, da die realen veraenderungen in keinem verhaeltnis zu den versprechungen standen. dass die usa an diesem fakt natuerlich anteil hat steht ausser frage. auf jeden fall sank die zustimmung fuer chavez kontinuierlich, was sich in fast taeglichen demos in caracas und anderen staedten aeusserte. die meinung der leute hier: viel labern- nix machen. das der putsch jetzt nicht positiv zu sehen ist, ist ebenso klar. aber: auf der demonstration gestern in caracas schossen mitglieder des parlaments und anhaenger chavez mdst. 12 (die medien in columbien sprechen von 20) menschen tot. dies konnte mit fernsehbildern bewiesen werden. das kann mensch nicht gutreden, so sehr tomasz das moechte. chavez politik war besser als die der anderen suedamerikanischen staaten, was jedoch noch noch nicht heisst, dass sie progressiv ist. noch ein paar facts zur lage in colombia: an der columbianisch-venezuelanischen grenze wurde auf venezoelanischer seite ein camp mit 50 guerrilieros der farc entdeckt. chavez hatte dies immer bestritten. in cali (col.) wurden 12 parlamntarier von der farc entfuehrt. ebenso in der nahe calis wurde bei ausseinandersetzungen zw. farc und militaer ein cameramann vom militaer erschossen.
die columbianischen medien feiern den sturz chavez ausgiebig, schliesslich gewaehrte chavez den guerillas der farc und der eln zuflucht. der beitrag gibt kein einheitliches bild ab, ich will nur neutral mitteilen was ich hier (colombia) sehe und hoehre. um klar stellung zu beziehen fehlt mir mehr informacion jenseits von tomasz. ¡viva la anarquia!

Think twice...

Togliatti 12.04.2002 - 18:00
auch als libertärer Sozialist sollte mensch nicht nur ideologische Maßstäbe, sondern auch die Realität im Auge behalten. Chavez wurde letztendlich vom Militär gestürzt, nicht von Volksmassen. Sein Regierungsstil war tatsächlich autoritär, gleichzeitig war Chavez als einer von wenigen relevanten Machtfaktoren in Iberoamerika, die sich der von den USA massiv vorangetriebenen neoliberalen Aggression widersetzten. Der Sturz der "bolivarianischen Revolution" bedroht auch einen noch so libertär denkenden Venezuelaner in seinen elementarsten sozialen Rechten und ist ein Etappensieg des US-Imperialismus. Ein Anarchist, der jetzt weltanschauliche Scheuklappen aufsetzt, feststellt, Chavez sei autoritär orientiert gewesen, und die allgemeine politische Situation völlig außer Acht läßt, ist, ´tschuldigung, ein Idiot. Solange solche Leute das allgemeine Erscheinungsbild des libertären Sozialismus prägen, bleibt der Anarchismus zu seiner gegenwärtigen politischen Bedeutungslosigkeit verdammt. Zu Kolumbien, Nicaragua, El Salvador, Ecuador ließe sich ähnliches feststellen.

Na super @ Togliatti

12.04.2002 - 18:16
Weisst du überhaupt wie es unter der Herrschaft von Chavez ausgesehen hat? Wo war diese Regierung links? Wo gab es dort Freiheit? Wo hat er die Armut bekämpft? Wo mehr Gerechtigkeit geschaffen?

Chavez hat nach der Machtübernahme einen immer grösseren autoritären, ja man kann schon totalitären Staat sagen, aufgebaut.
Die letzte Grossdemonstration mit 500 000 die gegen Chavez demonstrierten wurde blutig niedergeschlagen und mehrere Menschen getötet.

Natürlich ist die Machtübernahme durch einen Putch des rechten Militärs zusammen mit USA nicht besser. Vom Verderben ins Unglück.

Nieder mit allen autoritären Ünterdrückungssystemen, egal ob linke oder rechte ! Für eine freie, basisdemokratische Gesellschaft !

@ Togliatti

Tomasz 12.04.2002 - 18:26
Hey, hier posten ja teilweise vernünftige Menschen vernünftige Ansichten! Das ich das noch erleben durfte - danke Togliatti. An alle anderen, teilweise umnachteten Gemüter richte ich die eindringliche Bitte, sich mit der Materie auseinanderzusetzen, bevor sie Mainstream- Meldungen nachplappern. Leute wie der "Logiker" oder "Pepe" sollten erstmals wirklich den von mir angegebenen, in einem libertären US Mag veröffentlichten, Artikel lesen!!!

@ die ganzen realitätsfremden Spinner

Michaela 12.04.2002 - 18:38
Chavez war kein Linksradikaler (sonst hätte er sich wohl nicht länger als ein paar Tage gehalten und wäre sicher noch autoritärer gewesen....) aber er hat natürlich eine im Kontext gesehen sehr progressive Politik gemacht.
Einige Sachen stehen hier und bei einem anderen Posting.
Und wer glaubt dass es 500.000 Demonstranten waren? Es ist auch noch nicht geklärt wer auf wen geschossen hat und wer zuerst geschossen hat... getroffen sowohl Chavez-Anhänger als auch Oppositionelle.
Gegen Chavez haben der Unternehmerverband und rechte Gewerkschaften mobilisiert.
Und was "Linksradikale" betrifft, haben alle Linksradikalen aus Venezuela, die ich so gehört habe, gesagt Chavez sei sicher kein Linksradikaler, aber es gäbe Möglichkeiten für Linksradikale so gut wie nie zuvor politisch zu arbeiten, abgesehen davon, dass er natürlich auch viele gute und interessante Projekte voran getriben hat.

Augenzeugenbericht - Putch

Tomasz 12.04.2002 - 19:28
Ist gerade auf Z-Net geposted worden - yup, leider in Englisch aber die Mühe lohnt sich!!!

weitere info

der der die weitere info anbietet 12.04.2002 - 19:41
bei telepolis ist selbstredent bereits ein lesenswerter artikel zum thema erschienen:
 http://www.ix.de/tp/deutsch/inhalt/co/12305/1.html

Artikel in telepolis ziemlich schlecht

Paul 12.04.2002 - 20:32
Der artikel in der telepolis ist leider ziemlich nichtssagend. Da hatte der Autor wohl nicht viel Ahnung...

was ist das für ein scheiss auf telepolis ???

Anti-Autoritär 12.04.2002 - 20:38
dieser beitrag auf telepolis ist der bescheuerste beitrag den ich je von "linken" gelesen habe (mal von antideutschen und stalinisten abgesehen)

@anti-autoritär

Tomasz 12.04.2002 - 21:07
Was ist denn so "beschissen" an dem Artikel auf Telepolis? Beschissen klingt nämlich etwas nichtssagend....

Augenzeugenbericht aus Venezuela

vasco eppstein 12.04.2002 - 21:44
Der ZNet Email Dienst hat soeben einen Augenzeugenbericht über die Demonstration, bei der es zu Schiessereien mit einem dutzend Toten kam, versendet. Darin schildert der Augenzeuge Gregory Wilpert die Situation, in derer es zu den Schiessereien kam:

Die Anti-Chavez Demo habe zuerst die Hauptstrasse von Caracas blockiert und sei anschliessend zum Präsidentenpalast gezogen, wo sich 5000 Chavez-Anhänger versammelt hatten.

Zwischen den zwei Demonstrationen war die Stadtpolizei (unter der Kontrolle des oppositionellen Bürgermeisters von Caracas) und die Nationalgarde (unter der Kontrolle von Chavez) eingeklemmt. Es kam zu Ausschreitungen. Kurz nachdem die Ausschreitungen mit Tränengas und Steinen begonnen hatte, fielen die ersten Schüsse.

Gemäss Wilbert waren drei Parteien in die Schiesserei verwickelt: Die Stadt-Polizei, die Anhänger Chavez und Scharfschützen von den Dächern der umliegenden Häusern. Ein anwesendes Fernsehteam filmte aber nur die Anhänger Chavez, mit dem Effekt, dass die Bilder den Eindruck vermittelten, dass die Chavez Anhänger auf eine wehrlose Masse schossen.

Die meisten Opfer sind aber Anhänger von Hugo Chavez - Und die Sniper auf den Dächern gehören angeblich zur extremistischen Oppositionspartei Bandera Roja.

[Anm. zur Quelle:
Es handelt sich um ZNet Free Update  http://www.zmag.org ]

Ihr habt Helden

lidl_ist_billig 13.04.2002 - 16:39
Am Ende hatte er alle gegen sich

Hugo Chávez kam auf einer Welle der Begeisterung in Venezuela an die Macht / Unmut über Gleichschaltung / Die Öl-Industrie / Von Carl Moses


BUENOS AIRES, 12. April. Mit dem vom Volk erzwungenen Rücktritt von Präsident Hugo Chávez Frías endet für die Venezolaner eine weitere traumatische Phase ihrer Geschichte. Unter ähnlichen Umständen wie in der Nacht zum Freitag Chávez hatte der letzte Diktator Venezuelas, Pérez Jiménez, im Jahr 1958 die Macht abgegeben und sich ins Ausland abgesetzt. Die demokratischen Parteien und andere Kräfte schafften damals mit dem Pakt von Punto Fijo einen hoffnungsvollen Übergang zur Demokratie. Doch der demokratische Konsens verkam bald zur einer klientelistischen Vetternwirtschaft. Der Ölpreissegen der siebziger Jahre wurde vergeudet, der vorübergehende Reichtum versickerte in Korruption und vor allem in staatlicher Mißwirtschaft.

Nach den wirtschaftlichen und politischen Krisen der achtziger und neunziger Jahre war Chávez vor gut drei Jahren auf einer Welle der Begeisterung und auf demokratischem Wege an die Macht gekommen. Im Dezember 1998 hatte Chávez mit einer deutlichen Mehrheit von 57 Prozent der Stimmen die Präsidentenwahl gewonnen. In den ersten Regierungsmonaten stiegen Zustimmungsraten im Volk gar auf 80 Prozent. Fast alle Venezolaner hofften damals, mit Chávez könne endlich ein Neuanfang nach der Überwindung des verfilzten Systems der jahrzehntelangen Zwei-Parteien-Herrschaft von Sozialdemokraten und Christlichen Demokraten geschafft werden. Chávez versprach ein Ende der Korruption und gab vor, allein mit einer gerechten Verteilung des gar nicht mehr so großen Ölreichtums Millionen armer Venezolaner aus der Misere zu führen.

Doch Chávez nutzte die Euphorie der Bevölkerung lediglich dazu, seine Macht systematisch zu festigen. Eine neue Verfassung erlaubte Chávez die Wiederwahl und eine Verlängerung seiner Amtszeit. Er werde bis 2021 regieren, hatte Chávez bis zuletzt versichert, obwohl sein Mandat zunächst lediglich bis 2006 gereicht hätte. Tatsächlich gewannen Chávez und die ihn stützenden Parteien zunächst mit großen Mehrheiten in kurzer Folge die Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung und zum Parlament. Auf dieser Basis vervollständigte Chávez seine Macht über alle staatlichen Einrichtungen und über die Justiz. Auf demokratischem Wege setzte er die demokratischen und rechtsstaatlichen Institutionen mehr und mehr außer Kraft. Gleichzeitig baute er mit den in Armenvierteln rekrutierten revolutionären Zellen der "Círculos Bolivarianos" eine milizähnliche Parallelarmee auf.

Außenpolitisch versuchte Chávez, sich zum neuen Führer der Dritten Welt und Gegner der Globalisierung aufzuschwingen. Die Waffe dazu sollte das Erdöl sein. Venezuela gehört mit einer Tagesförderung von rund 2,5 Millionen Faß zu den größten Ölproduzenten der Erde und insbesondere zu den wichtigsten Lieferanten der Vereinigten Staaten. Mit den guten Beziehungen, die Chávez mit dem kubanischen Diktator Fidel Castro und mit Saddam Hussein im Irak pflegte, brachte Chávez rasch die Amerikaner gegen sich auf, ohne daß es allerdings zur offenen Konfrontation gekommen wäre. Mit einigem Erfolg bemühte sich Chávez darum, die Reihen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) zu schließen. Venezuela wurde unter Chávez zu einem Hauptakteur des Ölkartells.

Auch im Inland setzte Chávez ganz auf das Geld aus dem Ölexport. Die Diversifizierung der Wirtschaft, die Chávez angekündigt hatte, kam nicht in Gang. Der Anstieg der Ölpreise ab Anfang 1999 bescherte Venezuelas Wirtschaft eine kurze Scheinblüte. Der Konsum nahm zu, doch Chávez´ wirtschaftsfeindliche Reden verschreckten die Investoren. Die Kapitalflucht stieg auf Rekordhöhen. Dem Präsidenten Chávez spülte die Ölpreis-Hausse viel Geld in die Staatskasse. Doch viele fragen sich, wo die nahezu 70 Milliarden Dollar geblieben sind, die das Land in den vergangenen drei Jahren eingenommen hat. Unter Chávez nahm die Korruption nicht ab, sie wurde eher schlimmer - und die Institutionen zu ihrer Eindämmung immer schwächer. Der Abschwung der Ölpreise im Jahr 2001 brachte Chávez unter Druck. Öl trägt mehr als 80 Prozent zu den Exporteinnahmen und fast die Hälfte zu den Staatseinnahmen bei. Das steigende Staatsdefizit war bald nicht mehr zu finanzieren, im Februar mußte Chávez den Wechselkurs freigeben. In seiner Finanznot versuchte Chávez, den direkten Zugriff auf die Kasse der staatlichen Erdölgesellschaft Petróleos de Venezuela SA (PDVSA) zu erlangen. Mit dem Austausch des kompletten Direktoriums und der Besetzung aller Schlüsselpositionen bei PDVSA durch politische Vertraute brachte Chávez die 20 000 Beschäftigten des Unternehmens gegen sich auf. Die PDVSA hatte bis dahin unabhängig vom direkten Einfluß der jeweiligen Regierungen fast wie ein privater Konzern agiert und Führungspositionen jeweils mit bewährten Fachkräften aus den eigenen Reihen besetzt. Die unbeugsame Haltung von Chávez gegenüber den wochenlangen Protesten der PDVSA-Belegschaft mündete diese Woche in einen Generalstreik, der auch den Erdölexport stark beeinträchtigte.

Der autoritäre Regierungsstil und der Mißerfolg in der Wirtschaftspolitik hatten immer mehr Venezolaner gegen Chávez aufgebracht. Vergeblich hatte er versucht, auch die Organisationen der Zivilgesellschaft und die Medien gleichzuschalten. Der vermeintlich talentierte Kommunikator zeigte sich unfähig zu Kompromissen und Konsensentscheidungen, politische Gegner bedachte er mit Haßtiraden. Immer mehr ehemalige Weggefährten distanzierten sich von Chávez, seine Parlamentsmehrheit schrumpfte, und auch im Militär machte sich Opposition breit. Nachdem Chávez Sondervollmachten des Parlaments zu der Verkündung von dirigistischen Gesetzen genutzt hatte, waren im Dezember 2001 erstmals Unternehmer und Gewerkschafter gemeinsam auf die Straße gegangen.

Die Schuld für den Mißmut der Bevölkerung gab Chávez den privaten Medien, deren Kommentatoren schonungslos die Schwächen und Fehler der Regierung bloßlegten. Immer häufiger terrorisierte Chávez die Bevölkerung mit stundenlangen Fernsehansprachen, zu denen alle Fernsehkanäle zwangsweise zusammengeschaltet wurden. Noch am Tag seines Sturzes faselte der Präsident im Fernsehen von einem vermeintlichen Komplott der Medien gegen seine Regierung und ordnete die Schließung aller privaten Sender an.

Du hast Quellen!

Pablo 13.04.2002 - 20:51
An der Wortwahl des Artikels - z.B. "Diktator Castro" - und vielen Darstellungen wird schon deutlich aus welcher rechtsradikalen Ecke der Artikel stammt. Die Spitze des Erdölunternehmens, die von Chavez ersetzt wurde, war ein Haufen korrupter Schweine. Bis vor der Ersetzung waren sich alle Medien - selbst die bürgerlichen - international einige dass eines der größten Probleme Venezuelas ist, da 60% der Gelder intern wegen Korruption verschwinden... und die GEsetze die die neue Regierung zurückgenommen hat, waren nicht um Chavez Macht zu verstäreken, sondern durchaus progressiv. Die neue Verfassung wird übrigens auch in ganz Lateinamerika von vielen als eine der fortschrittlichsten gesehen. Es ging auch nicht darum die eigene Macht zu stärken, sondern z.B. um garantierte Sitze für indianische Minderheiten uvm
Entonces hijo de la chingada, reaccionario pendejo callate!
Viva la revolución bolivariana!

@Pablo

lidl_ist_billig 14.04.2002 - 11:07
>"Diktator Castro"

Kuba will keine UN-Beobachter

HAVANNA dpa Die kubanische Regierung wird Beobachtern der UN-Menschenrechtskommission die Einreise verweigern, teilte Außenminister Felipe Pérez Roque am Donnerstag in Havanna mit. Er reagierte damit auf einen Resolutionsentwurf, der die Entsendung eines solchen Beobachters vorsieht und über den die UN-Kommission in Genf voraussichtlich am 19. April abstimmen wird. Der Entwurf, der eine Verurteilung der sozialistischen Karibikinsel beinhaltet, war am Mittwoch von Uruguay eingebracht worden und wird von Argentinien, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Panama, Peru und Kanada unterstützt. In den vergangenen dreizehn Jahren war Kuba außer 1998 bei den jährlichen Sitzungen der UN-Menschenrechtskommission in Genf jedes Mal verurteilt worden.

an Lidl

Pablo 15.04.2002 - 12:16
Du hast stehst doch auch weit rechts oder bist doof. Was willst du mit der geposteten Scheiße sagen? Kolumbien wurde während der gesamten Zeit keine einziges mal verurteilt und schafft an einem Tag soviel Menschenrechtsverletzungen wie Kuba in einem Jahrzehnt nicht.

@Pablo

lidl_ist_billig 15.04.2002 - 13:46
>Was willst du mit der geposteten Scheiße sagen?

Linkslastigkeit entschuldigt keine Menschenrechtsverletzungen ?

Manche Leute machen sich komplett unglaubwürdig ?

Deine Argumentation ist auf Lidl-Niveau

16.04.2002 - 11:21