Bericht und Bilder aus Leipzig zum Naziaufmarsch

demobeobachterInnen 09.04.2002 21:57 Themen: Antifa
Bereits im Vorfeld versuchte die Stadt Leipzig die Neonazis nicht ohne Einschränkungen in der Stadt marschieren zu lassen, indem sie zahlreiche Auflagen beschloss, z.B. sollten die Nazis keine Springerstiefel und keine Bomberjacken tragen dürfen, außerdem durfte Worch nicht der Veranstalter sein, es sollte nicht bis 24 Uhr marschiert werden und das Völkerschlachtdenkmal konnte auch nicht als Ziel benutzt werden. Dennoch klagten die Nazis sich durch die Deutsche Justiz und bekamen zumindest in einigen Punkten Recht. So durften sie doch bis zum Völkerschlachtdenkmal ziehen, sie konnten bis 19.30 Uhr in Leipzig bleiben und außerdem wurde Worch als Veranstalter erlaubt.
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Soviel zum rechtlichen aber was geschah dann am besagten 06. April in Leipzig? Zunächst waren bis zu 4000 PolizistInnen damit beschäftigt sämtliche Zufahrtsstraßen zu bewachen und die gesamte Neonaziroute abzusperren, dazu gehörte auch der gesamte Bahnhofsvorplatz. Also war es dem/der GegendemonstrantIn ab ca. 9 Uhr morgens nicht mehr gestattet, den Bahnhofsvorplatz zu betreten, außerdem musste er/sie sich ständig Kontrollen unterziehen und an jeder zweiten Ecke die Personalien abgeben. In dieser "sehr angenehmen" Atmosphäre durfte mensch dann Persönlichkeiten wie z.B. Pfarrer Führer oder OB Tiefensee zuhören, wie sie das Vorhaben der Neonazis verurteilten, außerdem spielten einige Bands vor (zu besten Zeiten) ca. 10 000 Menschen.
Die zahlreichen linken und auch bürgerlichen Jugendinitiativen wie z.B. JUSOS, SDAJ, Die Falken ect. veranstalteten ein buntes Musikfestival mit vielen Bands vor dem Bahnhof. Dies waren die offiziellen Gegenaktivitäten, die jedoch weder die Nazis störte, noch dessen Aufmarsch verhinderten, für uns war von vornherein klar, dass Antifaschismus heißt, den Nazis offensiv entgegenzutreten und nicht Stunden an irgendeinem "Rock gegen Rechts Festival" teilzunehmen. Deswegen verließen wir den besagten Bahnhofsvorplatz relativ schnell wieder, anders als am 03. November gelang es den Bullen den HBF so gut abzusperren, dass es nur den wenigsten möglich war, den Sammelplatz der Nazis zu beobachten, dennoch schafften es wohl einige, einzelne Nazigruppen abzufangen und diese dann so zu zurichten, dass eine Teilnahme am Aufmarsch unmöglich erschien, dies waren aber wirklich Einzelfälle. Am Vormittag gab es auch schon eine größere Demo, ausgehend von der Nikolaikirche, an der sich auch so manche Antifas beteiligten, als die Demo dann in Bahnhofsnähe kam, wurde der "schwarze Block" von behelmten und mit Knüppeln bewaffneten Bullen angegriffen und auseinandergetrieben, daraufhin verteilten sich die Antifas in die Innenstadt, es wurde von einigen zerstörten Fensterscheiben und auch Barrikaden berichtet, auch davon, dass die Fenster der Mensa zerstört wurden, während StudentInnen daran saßen. Sollte sich dies bewahrheiten, müssen sich die Verantwortlichen fragen, was das noch mit militanten Antifaschismus zu tun hat, wenn mensch Studenteneinrichtungen angreift.
Wir wählten einen anderen Weg und zwar den, über Umwege auf die Naziroute zu gelangen um diese dann zu blockieren, dies gelang aber nicht zu gut, da die gesamte Innenstadt und der Bahnhofsnahe Park von Bullen besetzt waren, an jeder Stelle musste sich mensch also kontrollieren lassen, was das ganze sehr unangenehm machte. Schließlich schafften wir es dennoch in die nähe der Russischen Kirche zu kommen, in dessen Nähe schon ca. 100 Menschen versammelt waren, allerdings auch zahlreiche Bullen und Wasserwerfer sowie Räumfahrzeuge. Die DemonstrantInnen standen an der Kreuzung zur Pragerstraße, welche zur Route zählte, aber uns erschien es als unmöglich diese Bullenblockade zu durchbrechen, deswegen versuchten wir auf anderem Wege die Pragerstraße zu erreichen. Irgendwie gelang uns das dann auch, aber anscheinend nur uns, denn bis auf die vielen Bullen, die links und rechts der Straße warteten, waren keine Menschen in Sicht, mensch kam sich vor wie auf einer "Geisterstraße", als wir später den Ostplatz erreichten, waren wir nicht mehr ganz so alleine, weitere Antifas sowie einige BürgerInnen waren ebenfalls anwesend, die Bullen waren aber auch mit vielen BeamtInnen und zwei Wasserwerfern anwesend. Als mensch dann wartete und die Antifas immer weniger wurden, hörte mensch dass die Faschos immer noch nicht losgelaufen sind und immer noch am Bahnhof standen, also machte sich mensch in Richtung Bahnhof auf. Es war davon die Rede, dass es gerade am Bahnhof"knallte", was sich später auch bewahrheitete. Als wir jedoch dort ankamen, (nach weiteren Kontrollen) sah es noch immer so aus wie gegen Mittag, die Menschen versammelten sich um die Bühne, die Bullen hatten alles abgesperrt, mit Gittern, Beamten und Wasserwerfern, die Antifas standen zunächst nur so rum. Die Bullen gingen immer wieder in kleineren Gruppen in die Menge und kontrollierten, suchten aber auch Menschen, die sie verhaften konnten, immer wieder geschah es, dass Menschen einfach so aus der Menge gerissen wurden, leider gab es dagegen wenig effektiven Widerstand. Alles dachte die Sache sei gelaufen, aber als plötzlich Rauch aufstieg wurde die Stimmung besser, Rauchbomben wurden offenbar gezündet, die Bullen griffen ein, wenig später geriet die Menge in Bewegung, da eine Gruppe Nazis von den Bullen direkt in den HBF begleitet wurde, dabei flogen Steine, Flaschen und Eier auf die Bullen, die Menschen waren nun wesentlich offensiver und entschlossener, immer wieder wurden Parolen gerufen, es kam zu Rangelein, Eier flogen weiter auf die bayerische Bullenkette, ein Bayernschal wurde verbrannt und die Menge skandierte "Zieht den Bayern die Lederhosen aus!" Doch das ließen sich die bisher ruhigen Bullen nicht weiter gefallen, sie positionierten sich, zogen ihre Knüppel und jagten die Menge weg vom Bahnhofsvorplatz in Richtung Innenstadt, Widerstand gab es dagegen wenig, alles rannte erst mal weg, weitere Bullen versuchten nun die Menschen einzukesseln, was aber scheiterte, durch die Hetzerein der Bullen wurden auch immer wieder Menschen verletzt, es gab starke Knüppeleinsätze und körperliche Gewalt. Mensch hörte dass es im HBF zu Ausschreitungen gekommen sein muss, eine Gruppe Antifas griff eine Gruppe Nazis an, es flogen Flaschen, die Bullen knüppelten auf die Linken ein und nahmen deren Personalien auf, vereinzelt wurden wohl auch Menschen verhaftet.
Da die meisten Nazis nun die Heimreise antraten, ging es für die Antifas nun vor allem darum in den HBF gelassen zu werden, schließlich wollte mensch nun auch nach Hause, aber die Bullen ließen einen nicht durch, sie sagten, sie könnten bis 24 Uhr hier stehen, es kam zu weiteren Rangelein, speziell in den Tunneln zum HBF, welche durch den BGS versperrt waren. Gegen 21 Uhr änderte sich dieser Zustand und die Türen des HBF wurden auch für Antifas geöffnet, der ganze HBF war noch voller BGS´ler. Die meisten linken DemonstrantInnen verließen nun Leipzig Richtung nach Hause, auch für viele Bullen endete jetzt ihr Einsatz, für einige jedoch nicht, denn obwohl die Nazis auf Grund von endlos langen Bullenkontrollen und Schikanen diesmal nicht einen Meter weit kamen, dafür aber eine Kundgebung abhielten, bei der u.a. "Oidoxie" spielte, fuhren einige Nazis noch nicht nach Hause, sondern nach Halle.
Zunächst kam es aber zu einem anderen Zwischenfall, denn im Zug von Leipzig Richtung Berlin/Magdeburg, griffen ca. 100 Nazis 40-50 Antifas an, sie versprühten Pfefferspray und warfen Flaschen in Richtung der Linken, diese bekamen den Zug zum Stillstand, am HBF Wolfen stiegen sie alle aus und griffen das Naziabteil an, dabei gingen wohl ziemlich viele Scheiben kaputt, am HBF kam es zu einer regelrechten Straßenschlacht, bei der die Antifas die Überzahl Faschos zurückschlug, das nahgelegene Gleisbett half den Antifas wohl, als die Bullen eintrafen, wurden von allen Beteiligten die Personalien aufgenommen, die Nazis fuhren weiter, die Antifas nahmen den nächsten Zug.
Aber auch in Halle kam es zu einem unschönen Abschluss dieses Tages, denn ca. 150 Nazis trafen sich spontan am HBF Halle zu einer Demo. Die Nazis stammten vermehrt aus den alten Bundesländern, es waren aber auch Nazis aus Halle und der näheren Umgebung dabei. Sie marschierten lautstark und unter Anwendung von faschistischen Parolen über den halleschen Verkehrsring in Richtung Steintor, in der Nähe des Stadtparks gelang es den Bullen aber die Nazis zu stoppen und zum Rückzug zu bewegen, diese willigten offenbar ein, und ließen sich zurück zum HBF begleiten, wo sie dann die Stadt mit Zügen verließen, auch wenn das ganze nicht länger als eine knappe Stunde dauerte, ist es eine traurige Tatsache, dass Faschisten es schafften, einen Aufmarsch in Halle zu veranstalten und in Halle haben Faschisten eigentlich keine sonderlich guten Erfahrungen mit Aufmärschen gemacht, so wurde erst vor knapp einem Jahr ein Aufmarsch der NPD von Antifas gestoppt.

Obwohl es den Nazis bereits zum dritten mal nicht gelang einen Aufmarsch in Leipzig bis zum Völkerschlachtdenkmal zu veranstalten, gelang es einigen dennoch in der Öffentlichkeit aktiv zu werden, was defenitiv nicht hingenommen werden kann. Des weiteren war es nicht das Verdienst der Antifas, das die Faschos nicht marschiert sind, sondern das der Bullen bzw. deren Kontrollen. Leider müssen wir einsehen, dass es der Polizei an diesem Tag gelang, Szenen wie bei den vorherigen Versuchen eines Aufmarsches in Leipzig zu verhindern, es gelang ihr außerdem die Route gut abzusperren, die wenigen friedlichen und militanten Aktionen zeigten zwar die Präsenz von GegendemonstrantInnen, aber sie änderten nichts daran, dass die Nazis eine Kundgebung abhalten konnten, und das u.a. die Band "Oidoxie" spielen konnte, auch gab es auf Seiten der Linken einige Dinge, die der Bewegung an sich nicht helfen dürften, z.B. die Angriffe auf Mensascheiben und die Pro - Israel Kundgebung. Zwar vertreten die Nazis klar eine antisemitische Haltung, aber wenn mensch sich mit Israel Fahne und Flugblättern auf denen zu lesen war: "Solidarität mit Israel!", hinstellt, und das obwohl vielleicht gerade in diesem Augenblick Israelische Soldaten Menschen in den Palästinensergebieten töten, dann zeigt das nur wiedereinmal wie wenig es der Linken Bewegung in Deutschland um die Sache an sich geht, die Nazis wurden dadurch nicht aufgehalten und durch den internen Streit zwischen Antideutschen und Pro - Palästina Linken, werden sie das in Zukunft wohl auch nicht.

Zu sagen wäre wohl auch noch dass es bis zum Abend zu 155 Festnahmen kam, die meisten wurden aber schon am späteren Abend freigelassen, die häufigsten Delikte waren wohl Verstöße gegen das Sächsische Polizeigesetz, Drogendelikte und Verstöße gegen das Versammlungsgesetz.


Faschismus bekämpfen mit allen Mitteln auf allen Ebenen !

Kein Gott, Kein Staat, Kein Vaterland!


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Ergänzungen

ein paar fragen+anmerkungen

ralf richter 10.04.2002 - 02:18
1. auf jeden Fall guter Artikel; ziemlich umfassend
2. wie ist jetzt die Sache in Wolfen ausgegangen? Klar ist: die nazis haben angegriffen. in verschiedenen artikeln standen aber unterschiedliche Positionen. deshalb ein paar fragen: haben die nazis oder die antifas das tränengas eingesetzt? Wer hat denn nun den zug entglast, die linken oder die rechten. wer hat am ende den kürzern gezogen, die antifas oder die rechten? ich kann mir kaum vorstellen, dass 40-50 Antifas 100 Rechte zurückgeschlagen haben. leute die dabei waren, können ja was dazu schreiben
3. habe ich gehört in dessau und magdeburg wären auch auseinandersetzungen gewesen? weiß jemand was?
4. steht ehr am anfang des artikels etwas davon, dass ein paar nazigruppen auf dem hinweg von antifas so zugerichtet worden wären, dass sie sich nicht mehr an der (möchtegern-)demo beteiligen könnte? Tut mir leid, solange da nichts genaueres steht, glaube ich solche geschichten nicht. jetzt werden alle auf das Kritikpapier zu indymedia von der antifaKOK verweisen, aber ich denke ein paar details wird man jawohl erzählen können, ohne dass der staatsschutz gleich die täter ermittelt. ein anderes in dem kritikpapier genanntes problem, ist das der gerüchte. und für ein gerücht halte ich diese meldung.ständig wird hier von irgendwelchen sachen berichtet, wo nazis angeblich tierisch streß bekommen haben sollen, aber keiner genauer sagen will, was los ist. so ne schlägerei würde sich irgendwie rumsprechen, ich habe auf der demo aber nichts davon mitbekommen. ich habe aber auch keine vermöbelten nazis gesehen. ich wüßte auch nicht, wo da geschehen sein soll. die bullen haben nichts davon gemeldet. und die waren ja den ganzen tag überall in der stadt. es könnte zumindest einer sagen, wo es passiert ist, wie viele nazis es in wie vieln gruppen erwischt hat? wie hart es sie erwischt hat? ich glaube kaum, dass der staatsschutz damit was anfangen kann und die nazis dürften es ja so wie so wissen.
5. ich finde auch dass das "solidarität mit Israel"-zeugs auf der demo nichts verloren hat.

Nazi- Vertrieb stoppen

antifa- hilden 10.04.2002 - 08:07
Demoaufruf für den 18. Mai 2002 12.00 Uhr Hilden/ NRW
Treffpunkt Hilden S- Bahnhof- Mitte

Den neonazistischen VGR- Multimedia Vertrieb stoppen !!

Rechtsrock, auch „white power music“ genannt, die Musik neonazistischer Skinheads, ist in Deutschland während der letzten zwölf Jahre zu einem Millionengeschäft geworden. Über 100 deutsche Neonazi-Bands produzierten seit 1991 an die 600 verschiedene CD´s in einer Stückzahl von einigen Hundert bis zu 15.000 Exemplaren. Zuständig für deren Produktion und flächendeckende Verteilung sind mehr als 50 Labels und Vertriebe sowie bundesweit mehr als 30 Läden.
Zu den bundesweit zentralen Figuren in Sachen Rechtsrock zählt der Düsseldorfer Torsten Lemmer. Der ehemalige Jungliberale trat 1989 als Kommunalwahlkandidat der bundesweiten
REP-Abspaltung „Freiheitliche Volkspartei“ und 1990 als Mitglied der REP´s in Erscheinung. 1991 bis 1993 bekleidete er zentrale Funktionen bei der Düsseldorfer „Republikaner“-Abspaltung „Freie Wählergemeinschaft, die von Ende 1991 bis Frühjahr 1994 mit zwei Sitzen im Düsseldorfer Stadtrat vertreten war. Mitte 1993 gelang es antifaschistischen Gruppen und einer Bürgerinitiative, Lemmer aus seinem Domizil in Düsseldorf -Eller zu vertrteiben. Niedergelassen hatte er sich zuvor im Verlagshaus des damaligen FWG-Vorsitzenden Kurt Winter. Dieses Verlagshaus wurde auch als FWG-Geschäftsstelle genutzt. Die Eigentümerin des Hauses löste den Mietvertrag mit Winter, nachdem sie über die dortigen
Machenschaften informiert worden war. Ende 1993 bezogen Lemmer und sein politischer Zeihvater Winter neue Geschäftsräume in der Langenfelder Lise-Meitner-Str. 11. Ende 2000 erwarb Lemmer zusammen mit dem Republikaner
und Bundeswehroffizier Dr. Robert Nagels das Haus Richrather-Str. 195 in Hilden. Seit 2001 befindet sich dort die Verlagsgemeinschaft Rheinland GmbH
( VGR ).
Bereits Anfang der 90´er Jahre managte Lemmer, die zu dieser Zeit bekannteste Neo-Nazi-Band „Störkraft“ aus Düsseldorf und Andernach. Zusammen mit dem Essener Neonazi Andreas Zehnsdorf, der verantwortlich zeichnete für Hetzpostillen wie „Querschläger“ u. „Ketzerblatt Frontal“, schuf Lemmer nach und nach das heutige Rechtsrock-Unternehmensgeflecht. Hierzu zählten unter anderem das Label „Funny Sound and Vision GmbH“, die angegliederten Labels „Destiny Records“ und „Dr.Records“, die „Creative Zeiten Verlag und Vertrieb GmbH“, der „Moderne Zeiten ( MZ)-Vertrieb und die Zeitschrift „Rock Nord“. Im Zuge einer erneuten Ausstiegs- Inszenierung, diesmal als Komparse in einer Hamlet-Aufführung Christoph Schlingensiefs, liquidierte der gnadenlose Selbstdarsteller Lemmer den „MZ“- Vertrieb, den „Creative Zeiten“- Verlag und „Funny-Sounds“ und bot die ausgehöhlten Firmen auch noch dreisterweise dem Innenminister zum Kauf an um damit ein vorgebliches Aussteigerprojekt, mit Lemmer als Vorsitzenden, zu finanzieren. Im Vorfeld indessen hatte Lemmer schon längst die nötige Umstrukturierung vollzogen und der nächste Lemmer-Klon „VGR“ ward geboren, über den so ziemlich alles geordert werden kann, was das Naziherz erfreut. CD´s deutscher und ausländischer Nazibands, T-shirts ( „T-Hemden“), Abzeichen, Videos Fahnen, usw.. Das gesamte Angebot findet man auch auf dem Internetportal der Nazi-Bravo „Rock Nord“ ( www.rocknord.de ), die ebenfalls ein Lemmerprodukt ist. Laut Herausgeber hat das Magazin eine Auflage von 16.000 Exemplaren. Die tatsächliche Zahl dürfte wohl aber bei ca. 5000 Exemplaren liegen. Inhaltlich besteht „Rock Nord“ aus Inteviews mit Bands, Gajammere über Angriffe durch Feinde sogenannter „nonkonformer Musik“, Durchhalteparolen, Berichte aus der Rechtsrockszene und insbesondere Werbung für das Angebot der VGR GmbH.

Lemmer und seinen Leuten ist es stetig gelungen, eine Reihe von Bands unter Vertrag zu nehmen und sich trotz starker Anfeindungen und Boykottaufrufen in der rechten Szene zu behaupten. Lemmer, der selbst nie ein Skinhead war, wird als Fremdkörper in der Szene begriffen. Selbst seine Bands lassen oft keinen Zweifel daran, daß sie wenig von ihm halten. Trotzdem ist das verhältnis zu ihm ambivalent, da viele Szene-Bands nicht unerheblich von dem professionell geführten Lemmer-Unternehmen profitieren. Nach sechsjähriger Tätigkeit als Geschäftsführer von „Creative Zeiten“ und „Funny Sounds“ hat Lemmer 1999 diese Posten in bewährte Hände abgegeben. Z.zt. fungiert, nach Tim Holzschneider, die Lemmer-Marionette Ferenc Szeplaki als Geschäftsführer der VGR GmbH. Die Haupunternehmenstanteile hat Lemmer im letzten Jahr auf seinen Großvater überschrieben, um weiter an seiner Legende als Aussteiger zu stricken. Das alles natürlich mit Blick auf sein kommunalpolitisches Comeback. Eine Neuauflage der 1994 aufgelösten „Freien Wählergemeinschaft“ rückt mit der Termin der nächsten Kommunalwahlen näher. Nach Vorbild der alten FWG hat er darüber hinaus einen sogenannten „Jugendoppositionsstammtisch“ aufgebaut, über den rechte Jugendliche rekrutiert, politisiert und an die eigene Organisation gebunden werde. Mitglieder des „Jugendoppostionsstammtisches“ treten immer wieder durch das massive Verteilen u. Verkleben von Propagandamaterial in Erscheinung, so z.B. von Aufklebern mit den Parolen „Deutschland muß in Düsseldorf wieder erkennbar werden“ und „Kein Asyl dem Drogendeal“, die auch in Hilden zahlreich verklebt wurden.

Da es der Stadt Hilden leider nicht gelungen ist den Verkauf des Hauses Richrather-Str. 195 an Lemmer u. Nagels zu verhindern, haben wir uns entschlossen andere Maßnahmen zu ergreifen, um Lemmer, Szeplaki, Holzschneider und Co zu zeigen, daß sie in Hilden nicht willkommen sind. Unter dem Motto „VGR - stoppen !!“ wollen wir am 18. Mai um 12.00 Uhr demonstrieren. Losgehen soll es am Hauptbahnhof- Hilden, die Route muß aber noch vom Hildener Ordnungsamt, bzw. der Hildener Polizei, genehmigt werden. Wir rufen alle Menschen in der Region dazu auf an der Demonstration teilzunehmen und den Demoaufruf zu unterstützen.
Wir wünschen uns eine laute und bunte Demo.
Also kommt ALLE zur Demo !!

just for info

Jana 10.04.2002 - 11:36
>Befor hier auch wieder die Diskussionen losgehen
>lohnt sich ein Blick auf diesen Artikel.
>
>  http://www.indymedia.de/2002/04/19478.shtml
>
>Erst nachdenken dann Posten!

Eine konsequenz aus diesem Artikel ist das er immer wieder gepostet wird :)

Schützt eure Strukturen !!!!!

Nachgedachter 10.04.2002 - 13:05
Wenn wir öffentlichkeit erarbeiten wollen, können wir nicht ständig das Maul halten!!!!

Ergänzg. Wolfen

stromer 10.04.2002 - 17:36
Was Wolfen anbetrifft, wurde einiges an Halbwahrheiten verbreitet; so etwa von der DPA, die von randalierenden 50er - 60er Gruppen schrieb, die in Wolfen und Dessau jeweils vom BGS getrennt werden mussten.
´Was im oben stehenden Artikel seht, ist alles korrekt. Zu den Unklarheiten: Nachdem die Nazis unter Schlägen, Tritten und Flaschenwürfen versuchten, das Abteil der Antifas zu stürmen (es hier gab mind. einen Verletzten), wurden sie nach kurzer Schlägerei erstmal weggepfeffert. Leider mussten nun auch die Antifas den Zug verlassen - das ganze Abteil roch nach Pfeffer. Also: in Wolfen auf den Bahnsteig, wo sich die Antifas hastig auf dem hinteren Teil des Bahnsteigs sammelten. Jetzt wurden Steine gesammelt und der Waggon mit den Nazis eingedeckt, um zu verhindern, das die Nazis auf den Bahnsteig aussteigen konnten. Haben diese aber komischerweise trotzdem gemacht und so entbrannte auf dem Bahnsteig eine richtig heftige Steinschlacht, bei der sich die Nazis immer wieder in den Zug (der spätestens hier gar nicht mehr gut aussah) zurückziehen mussten. Sauer wie sie an diesem Tag waren, griffen sie immer wieder unter großem Geschrei an, schmissen Steine - und kamen nie weit.
Mittlerweile waren die völlig fassungslosen Fahrgast-Bürger in einige Entfernung in Sicherheit geleitet worden und es trafen einige Wolfener Dorfbullen ein. So erfolgte dann nach vielleicht einer Viertelstunde (?) Schlacht der ziemlich geordnete Rückzug übers Gleisbett hin zu den gerufenen Bullen. Die hielten sich an ihren Stöcken und Schilden fest ("Nu ma ruhig, wir wollen doch auch heile nach Hause gehen" und "Hier ist Sachsen Anhalt, da drüben (weist auf Zug) BGS!" und warten auf die Ankunft des "zuständigen" BGS. Nachdem der Zugfahrer sich inzwischen durchgerungen hatte die Türen zu schließen und mit den Faschos und seinem gesmashten Zug wegfahren zu wollen - das konnte durch lautes, empörtes Gezeter der Antifas und der folgenden Funksprüche der Bullen vereitelt werden - kamen die Grenzschützer endlich. Und berieten sich lange. Während dessen machten sich die Faschos daran, Zug und Bahnsteig zu säubern, dh. Steine zurück ins Gleisbett zu schieben, Papierkörbe wieder auf zu richten und so weiter. Der Übermut hatte sich nun in ein schlechtes Gewissen und das ersatzweise Bedürfnis nach geordneten Verhältnissen (sie müssen wohl sehr verstört gewesen sein) transformiert.
BGS ging nun rüber, nahm Personalien auf, Zug fuhr weg, nächster Zug fuhr ein, Personalien von Antifas aufgeschrieben (Dorfbullen waren wieder äußerst selbstbewusst, sag ich mal), rein in den Zug, ab nach Dessau. In Dessau sah mensch die Faschos im lädierten Zug auf einem Abstellgleis bei verschlossenen Türen stehen. Offenbar wollte sich der BGS mir ihnen noch weiter befassen.
Dass es hier zu weiteren Rangeleien o. ä. kam, kann ich nicht bestätigen.

Also - lupenreine, wirksame Selbstverteidigungssituation, bei der nicht zuletzt wegen des geschlossenen und ziemlich besonnenen Handelns nur leichtere Verletzungen zu beklagen waren.
Was Verletzte bei den Nazis anbetrifft, herrscht Rätselraten. Angeblich mussten zwei von ihnen in den Zug geschleift werden, aber genaues weiß keiner.

NAZIS VERJAGEN!!

waldschrat 11.04.2002 - 13:53
für den 13,4, hat worch eine demo in arnsberg (sauerland) angemeldet. also hin, verhindern!
mehr infos gibt´s auf
WWW.YA-BASTA.ORG

GEBEN WIR DEN NAZIS DIE STRASSE ZURÜCK - STEIN FÜR STEIN!!!

Ein etwas anderer Tag in Leipzig

Gefangener 11.04.2002 - 22:08
Um Leuten ein Bild zu geben, wie es u.a. zu den 155 Ingewahrsamnahmen kam:

Wir kamen mit einem Privat-PKW kurz nach 12 Uhr in Leipzig an und wollten in die Innenstadt gehen. Bereits nach 25 Metern wurden wir von Bullen kontrolliert. Bei mir fanden sie ein schwarzes Halstuch, eine Sonnenbrille und eine Mütze. Sonst nix. Trotzdem sagten die Beamten, nachdem sie meine Personalien überprüft hatten, dass ich wegen dem Mitführen von Vermummungsgegenständen in Sicherheitsgewahrsam genommen werde. Obwohl unser Auto mehr als 20 Meter von uns weg stand und wir uns davon entfernten, verlangten die Pics es zu durchsuchen. Dort beschlagnahmten sie zwei weitere Halstücher.

Mit Kabelbindern Handrücken an Handrücken (sehr unbequem!) gefesselten Händen wurde wir (ein Genosse und ich, dazu später)in einen ehemaligen Knast in der Nähe Karl-Liebknecht-Straße/Kurt-Eisner-Straße(?)gebracht. Dort wurden alle Gefangenen im Innenhof "zwischengelagert", um nach Erfassung und ED-Foto in Zwei-Menschen-Zellen zu kommen. Gegen nachts um 3 Uhr wurden wir freigelassen.

Ich nehme an, dass ich in Gewahrsam kam, weil bei mir am 01.09.01 in Leipzig eine Hass-Kappe gefunden wurde (Anzeige wegen Verstoß gegen Versammlungsgesetz=> wurde eingestellt und ich musste eine Strafe wegen Ordnungswidrigkeit zahlen) und es jetzt dazu irgendeinen beschissenen Datenbank-Eintrag gibt.
Der Genosse, der mit mir in Gewahrsam kam, hatte es noch besser. Er wurde bei der NATO-Sicherheitskonferenz in Gewahrsam genommen (einfach so, bei seiner zweiten Personenkontrolle - war in München ja die Regel) und hatte diese Woche ein Schreiben bekommen, dass jetzt gegen ihn ein Verfahren wegen Landfriedensbruch laufe (DAS allein ist schon heftig!). Er hatte aber noch keine Verhandlung und ich denke auch, dass der Vorwurf mehr als nur an den Haaren herbeigezogen ist.
In Leipzig wurde er in Sicherheitsgewahrsamnahme genommen - wegen Landfriedensbruch. So die Aussage der Bullen.

Fazit: Die Daten-Sammelwut des "Rechts"-Staates kann jedEn immer und überall treffen.
BRD, Bullenstaat ... naja, den Rest kennt ihr ja.
Wir werden trotzdem zu jedem Scheiss-Nazi-Auflauf fahren, und wenn wir uns Vermummen wollen und vorhaben den Frieden des Landes zu brechen, dann tun wir das auch!