Ein ungeheures Lächeln

Marcus Hammerschmitt 08.03.2002 14:12 Themen: Weltweit
Nachdem der Aushang meines Textes "Tibet: Aus gegebenem Anlaß" die üblichen Reaktionen provoziert hat, hier noch einmal das Ganze. Am Ende mag denen, die wirklich lesen wollen, klarer sein, wie ich´s mit Tibet, China und den Menschenrechten halte.
Glaubt man den vielen Hobbytibetologen in Deutschland und weltweit, dann sind die Chinesen schuld. Während die chinesische Präsenz im heutigen Tibet unterschiedslos als übel, böse und schlecht verdammt wird, erscheint das „alte Tibet“, womit Tibet bis 1950 gemeint ist, als ein Paradies der Friedfertigkeit, des ökologischen Bewußtseins und der spirituellen Reife. Der jahrhundertealte Einfluß des Buddhismus, so die westlichen Tibetfreunde, habe Tibet zu einer einzigen Weihestätte der humanen Perfektion geläutert, und wären die Chinesen nicht mit brutaler Gewalt über das derart gebenedeite Völkchen der Tibeter hergefallen, hätte er auch weiterhin seine segensreichen Wirkungen entfalten können. Die Phantasien über ein wundersames Shangrila über den Wolken, bewohnt von lauter lächelnden, friedfertigen Buddhisten, finden ihren zentralen Fluchtpunkt in der Person des Dalai Lama, der in einer nichtendenwollenden Welttournee die Öffentlichkeit über die Lage in Tibet „aufklärt“. Seine Anhänger betrachten ihn als die sinnbildliche Verkörperung all ihrer Sehnsüchte nach Frieden, Harmonie und Spiritualität, und lesen ihm seine Botschaft von den Lippen ab. Für ihn ist er der Garant eines besseren, ja des besten nur denkbaren Tibets, wenn er nicht gleich ganz als die letzte Hoffnung für diesen Planeten betrachtet wird. Leider ist das alles Unsinn. „Dalai Lama - Fall eines Gottkönigs“, ein Buch des kritischen Psychologen Colin Goldner erklärt, warum.

Mit Verehrern des Dalai Lama zu diskutieren, ist schwierig. Allgemein argumentationsresistent und hartleibig bis zum totalen Autismus, verdächtigen sie jeden Kritiker ihres Gurus der Kollaboration mit den Chinesen. Schon ein leichtes Zupfen an dem schillernden Tuch aus Legenden, das die westliche Unterstützerszene über alles Tibetische gebreitet hat, ruft die empörtesten Reaktionen hervor, die durchaus bis zur Morddrohung reichen können. Colin Goldner hat dies am eigenen Leibe erfahren, mir selbst wurde von einigen illiteraten Stammlern und Raunern auf dem Usenet immerhin schon unterstellt, die Tibeter ausrotten zu wollen, nur weil ich nach einer Perspektive für Tibet jenseits der chinesischen Besatzung UND der Mönchsherrschaft gefragt hatte. Deshalb habe ich mich entschlossen, das Buch von Colin Goldner in größerer Breite vorzustellen, als eine reine Rezension das erlauben würde. Um es gleich vorneweg zu sagen: Ich kenne Colin Goldner nicht persönlich, ich arbeite nicht für ihn und es ist durchaus möglich, daß wir in vielen Punkten und zu vielen Themen krass unterschiedliche Positionen einnehmen würden. Aber sein Buch „Dalai Lama – Fall eines Gottkönigs“ ist gut. Warum? Weil es etwas tut, woran andere nicht einmal denken: Es überprüft einen Mythos.

Vier der in Goldners Buch behandelten Themenkreise sind besonders relevant :

1. Die Person des Dalai Lama
2. Theorie und Praxis des tibetischen Buddhismus
3. Fakt und Fiktion zur chinesischen Besatzung Tibets
4. Die Tibet-Unterstützerszene im Westen

Anmerkung: Die genannten Seitenzahlen zum Abschluß der Zitate beziehen sich auf C. Goldners Buch.


1. Die Person des Dalai Lama

Er ist der „weltliche“ und „geistige Führer“ eines unterdrückten Volkes. Er ist der bekannteste Buddhist der Welt. Er ist der Träger des Friedensnobelpreises. Und er lächelt unaufhörlich. Was kann an diesem Mann und seinem Verhalten auszusetzen sein? Eine ganze Menge. Da ist zum Beispiel die seltsame Tatsache, daß die Legitimation des Dalai Lama, im Namen aller Tibeter aufzutreten, so gut wie nie hinterfragt wird. Nicht nur wird nicht wahrgenommen, daß er selbst seine Position einem vollkommen absurden und obskuren Auswahlritual verdankt, das aus einem kleinen Jungen die Wiedergeburt eines menschgewordenen Buddhawesens oder „Bodhisatthvas“ machte (der Dalai Lama ist angeblich die Wiedergeburt des Bodhisattvas Avalokiteshvara, tibet. Chenrezig). Es wird auch aus Unwissenheit oder mit Absicht übersehen, daß die Geschichte des lamaistischen Buddhismus in Tibet keineswegs so friedfertig und einheitsselig verlief, wie die westlichen Tibetfreunde sich das zusammenphantasieren. Ganz im Gegenteil trieft sie von Blut. Sie ist eine endlose Abfolge von Grabenkämpfen zwischen Sekten, die einander buchstäblich bis aufs Messer verfeindet waren (und sind!), von Palastrevolten und Thronintrigen, und sie ist vor allem die Geschichte eines namenlos ausgebeuteten und unterdrückten Volkes.
Der jetzige Dalai Lama ist insofern nur der aktuelle oberste Vertreter einer extrem militanten und radikalen Mönchssekte, die es über Jahrhundert hinweg geschafft hatte, sich durch brutale Gewalt die Oberherrschaft über ganz Tibet zu sichern. Starker Tobak? Colin Goldner belegt diese Behauptungen mit einem eindrucksvollen Querschnitt durch die Geschichte des tibetischen Buddhismus (S. 48 – 68). Dort wird nicht nur die seltsame Vermengung des eigentlich aus Indien stammenden Buddhismus mit der animistischen Bön-Religion in Tibet genauer beleuchtet, die dem tibetischen Buddhismus seinen eigenen, radikal vernunftwidrigen Charakter verleiht, sondern auch die ganz profane, politische Geschichte dieser Religion, die genauso frei von Vernunft ist. Die Sekte, aus der aufgrund rein machtpolitischen Kalküls 1578 der Kult um den Dalai Lama hervorging, kämpfte sich den Weg an die Spitze mit Gewalt und Intrigen frei:

Mit dem Niedergang der mongolischen Il-Chanat-Herrschaft und dem damit verbundenen Ende des Protektorats der Sakyapa brachen (ab etwa 1335) erbitterte Machtkämpfe zwischen den einzelnen Schulen und Klöstern Tibets aus, die sich über mehrere Generationen hinzogen. Aus den teilweise mit brutalster Gewalt ausgefochtenen Rivalitäten, in die sich auch die vom Sakyapa-Klerus entmachteten Fürsten einmischten, ging letztlich eine neuformierte Sekte hervor, die als Gelugpa (tibetisch: die Tugendhaften), weit mehr aber nach der Farbe ihrer Kopfbedeckungen als „Sekte der Gelbmützen“ (im Gegensatz zu den „Rotmützen“ der Sakyapa oder Kagyüpa).

Mit Hilfe des Mongolenführers Gushri Khan entledigte sich die Gelugpa zwischen 1639 und 1642 sämtlicher innenpolitischer Widersacher, selbst der in Lhasa sitzende, völlig bedeutungslose Vertreter der chinesischen Ming- Herrscher wurde umgebracht. Insbesondere aber die wiedererstarkten Rotmützen wurden mit unerbittlicher Gewalt verfolgt und letztlich nahezu ausgerottet: die Mönche der Sakyapa wurden zu Tausenden erschlagen, eingekerkert oder vertrieben, man eignete sich ihre Klöster und ihren Besitz an, verbot ihre Lehre, verbrannte ihre Schriften; auch die anderen buddhistischen Schule wurden zu völliger Bedeutungslosigkeit reduziert. Gushri Chan ernannte Lobsang Gyatso (1617 – 1682), der bereits als Fünfter Dalai Lama inthronisiert war, zur höchsten geistlichen und weltlichen Autorität des Landes; (...) (S. 58 f.)

Mit anderen Worten: Die Autorität, die der Dalai Lama heute für sich beansprucht, ist ein Relikt, das aus den Zeiten der unmittelbaren Erben von Dschingis Khan auf die Tibeter gekommen ist. Wer glaubt, daß das alles kalter Kaffee und Schnee von gestern ist, sieht sich durch einen Vorfall aus dem Jahr 1997 eines besseren belehrt:

Am 4. Februar 1997 erschütterte ein Ritualmord den Exil-Regierungssitz des Dalai Lama: Drei Mönche aus dem innersten Zirkel um „Seine Heiligkeit“, darunter der 70jährige Abt Geshe Lobsang Gyatso, waren in der Nacht auf grausige Weise abgeschlachtet worden; man hatte sie mit zahlreichen Messerstichen niederstreckt [Druckfehler im Original, M.H.] und ihnen wie Tieren beim Metzger die Haut angezogen. Weitere hochrangige Mönche, auch der Dalai Lama selbst, erhielten entsprechende Drohungen. Die Attentäter, so die für Buddhismus- und Dalai Lama-Fans in aller Welt schockierende Erkenntnis, kamen aus den Reihen der Exiltibeter selbst: aus den Reihen der Anhänger eines tibetischen Schutzpatrons, den der Dalai Lama ein gutes halbes Jahr zuvor mit Bann belegt hatte. (S. 382)

Nun könnte man immerhin behaupten, dieser Mordanschlag sei ja gegen die Politik des Dalai Lama gerichtet gewesen und repräsentiere nicht den tibetischen Buddhismus als Ganzes, und schon gar nicht die Sekte des Dalai Lama selbst. Kann der Mann als solcher nicht trotzdem als Leuchtturm der Friedfertigkeit und der Gerechtigkeit angesehen werden, für den ihn seine Anhänger halten? Keineswegs. Schon die simple Tatsache eines blutigen Guerillakriegs, der von einer Untergrundarmee seit 1958 im Namen der tibetischen Kultur gegen die Chinesen ausgefochten wurde, läßt an der legendenhaften absoluten Friedfertigkeit der Tibeter zweifeln. Daß der bewaffnete Kampf u.a. der Organisation Chusi Gandruk von einem der älteren Brüder des Dalai Lama, Gyalo Thöndup geleitet und von der CIA gesponsert wurde, wirft ein zwiespältiges Licht auf den ewig friedfertig lächelnden Dalai Lama selbst. Der bewaffnete Widerstand wurde 1973 auf Druck der USA eingestellt, nachdem die Amerikaner sich mit den Chinesen ins Benehmen setzen wollten. Die jährliche Unterstützung von 1,7 Millionen Dollar allein durch die CIA und andere Gelder blieben aus, und die Untergrundarmee wurde aufgelöst.

Der Dalai Lama [...] konnte sich als Friedensstifter feiern lassen. Daß er dem bewaffneten Widerstand der Chusi Gangdruk fast fünfzehn Jahre lang höchst wohlwollend zugesehen hatte – in offenem Widerspruch zu seinem ständig vorgetragenen Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit – war schnell vergessen. (Passagen aus seiner Autobiographie von 1962, in denen er den tibetischen Guerillakampf ausdrücklich gutgeheißen hatte, wurden in der Neufassung von 1990 – inzwischen war er Friedensnobelpreisträger geworden – ersatzlos entfernt). (S. 174 f.)

Vollends wird sein Gerede über Frieden zur Farce, wenn man sich die stabilen Kontakte des Dalai Lama zu alten und neuen Nazis und terroristischen Sektengründern ansieht. Das fängt bei den Nazi-Emissären der Enddreißiger nach Tibet an (an erster Stelle wäre dabei Heinrich Harrer zu nennen), und hört bei dem chilenischen Neofaschisten Miguel Serrano noch lange nicht auf.

Besondere Erwähnung verdienen in diesem Zusammenhang die Verbindungen des Dalai Lama zur internationalen
Theosophen-Szene. Die Theosophie ist ein absurdes Gebräu aus krass rassistischen, antirationalen und esoterischen Ideologieversatzstücken, das Ende des 19. Jhdts. von der russischen Spiritistin Helena Blavatsky zusammengekocht wurde. Die Blavatsky faselte von sogenannten „Wurzelrassen“, aus denen die heutigen „Menschenrassen“ samt und sonders entstanden seien, und in den Tibetern sah sie die letzten Vertreter der Wurzelrasse der „Atlantier“ (den Abkömmlingen von Atlantis). Zum Entzücken aller Antisemiten konnte sie die Juden in ihren fünf Wurzelrassen nicht unterbringen, und verurteilte sie deswegen kurzerhand zum Aussterben, genauso wie die „Rothäute, Eskimos, Papuas, Australier, Polynesier usw.“, deren Zeit sie im Zeichen der spirituellen Vervollkommnung der Menschheit abgelaufen sah: Weg mit ihnen. Sie behauptete, derlei Weisheiten seien ihr 1888 in Form ihres Werks „Die Geheimlehre“ aus der Hand erleuchteter Tibeter zuteil geworden. (Natürlich sind die angeblichen Aufenthalte der Blavatsky in Tibet nicht belegt). Als kleines Detail am Rande sollte vielleicht erwähnt werden, daß diese Frau zusammen mit ihrem Gefährten Henry Steve Olcott zu den ersten Europäern gehörte, die offiziell zum Buddhismus übertraten (1880).

Wer durch den Begriff „Theosophie“ an jenen anderen der „Anthroposophie“ erinnert wird, der ist auf der richtigen
Fährte. Die deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft wurde 1902 von Rudolf Steiner gegründet. Steiner überwarf sich später mit Blavatsky, weil er deren Entscheidung nicht mittragen wollte, den indischen Guru Krishnamurti zum neuen Messias zu erklären. Ansonsten ist das anthroposophische Gewäsch genauso ohne Vernunft und Wahrheit wie das theosophische.

Wie dem auch sei, der tibetische Klerus fand an der unerwarteten Schützenhilfe aus dem Westen Gefallen (wie auch
nicht?), und der heutige Dalai Lama ist eng genug mit der Theosophie verwoben, um Vorworte zu Neuausgaben der Werke von Helena Blavatsky zu schreiben:

Wie auch Samdhong Rinpoche, Präsident der Abgeordnetenkammer der tibetischen Exilregierung in einem offiziellen Schreiben vom 24.4.1994 bestätigt, gebe es >seit langem einen fruchtbaren Austausch von Ideen unter Mitgliedern der Theosophischen Gesellschaft und Buddhisten; diese Ideen entspringen in der Tat den ‚Ähnlichkeiten bis hin zur Identität‘ der Glaubensgrundsätze.viele Meilen unter der ErdeHeiße HöllenKalte HöllenHeißen Höllenrotglühendem, sengendem Eisen; an den Seiten ist er von versengenden, eisernen Zäunen umgeben (...) und mit vier Toren abgesichertIn der Heißen Hölle wird man wie ein Fisch in riesigen, rotglühenden Eisenkesseln gebraten. Mit einem brennenden, spitzen Pfahl wird man vom Anus her durchstoßen, bis dieser wieder am Scheitel austrittauf den rotglühenden Boden gelegt und dann mit eisernen Hämmern geschlagenWeisheitsgefährtinnenHundeschnauze, Saugfresse, Schakalfratze, Tigerdrachen, Eulengesicht und dergleichen bezeichnetIn keinem der mir bekannten Fälle war die betroffene Frau in der Lage, dem Geschehen eine positive Bedeutung abzugewinnen (...) all diese Frauen fühlten sich zum Sexobjekt degradiert. (...) Ich habe bei diesen Frauen nie etwas wahrgenommen, das auch nur im Entferntesten als Gewinn bezeichnet werden könnte. Nichts.verborgen gehalten [werden], weil es für den Geist vieler nicht geeignet ist. (…) Eine offene Verbreitung ist untersagt, und die Übenden müssen Geheimhaltung gegenüber jenen praktizieren, die keine Gefäße für diesen Pfad [Eingeweihte in die höheren Stufen des Tantra, d. A.] sind.Seit etwa drei Jahrzehnten wächst das Verbreitungsgebiet des Buddhismus weltweit. (...) Gleichzeitig sind manchmal etwas ungute Situationen entstanden und Schwierigkeiten aufgetreten, die auf ein Übermaß an blindem Glauben von seiten der Schüler zurückzuführen sind, aber auch auf gewisse Lehrer, die aus der Abhängigkeit ihrer Schüler Vorteil gezogen haben. Das hat gelegentlich zu Skandalen, zu sexuellem oder finanziellem Mißbrauch geführt.“ Ausdrücklich wälzt der Dalai Lama die Schuld an dem Mißbrauch auf die jeweiligen SchülerInnen ab, die „ihre spirituellen Lehrmeister zu sehr verwöhnen; sie verderben sie.Es gibt keine Polizei in unserem Sinn, doch werden Übeltäter immer öffentlich abgeurteilt. Die Strafen sind ziemlich drastisch, aber in ihrer Art das einzig Richtige bei der Mentalität der Bevölkerung.öffentlich die Hände abgehackt und sein verstümmelter Körper in eine nasse Yakhaut eingenäht. Dann ließ man die Haut trocknen und warf ihn in die tiefste Schlucht.So erstickt Phari förmlich im eigenen Auswurf, und nur die Härte des Klimas scheint seine Bewohner notdürftig gegen Pocken, Pest und Cholera zu schützen. In Unrat geschlagene Treppen führen zu den Eingangstüren der stallähnlichen Behausungen hinab, wo sich Menschen und Tiere in trauriger Gemeinschaft gegen die Unbilden der Witterung zu schützen suchen. Ich habe lange genug in Asien gelebt, um gegen Schmutz recht unempfindlich geworden zu sein. In Phari aber kostet es mich doch einige Überwindung, in eine der lichtlosen, entsetzlich riechenden Behausungen hinabzukriechen, die gleichzeitig als Wohnraum, Schlafraum, Küche und Stall dient. Fenster existieren nicht, der Boden besteht aus festgetretenen Kuhfladen, und die Wände glitzern von Ruß und Reif.heilige Stadthäßliches Gewirr kleiner und winkliger Gassen und GäßchenUnhygiene keine Grenzeneine Million Chinesen, nicht einbezogen militärisches Personaldavon einige hunderttausend Händler und Siedler allein in Lhasa<, ist barer Unsinn. (S. 196)

Was die anderen Themen der „Sinisierung“ angeht, z.B. ein angebliches Verbot des Tibetischen an den Schulen, eine angebliche planmäßige Zerstörung von Klöstern und Baudenkmälern durch die Chinesen etc., sind die Behauptungen der tibetischen Exilregierung genauso unglaubwürdig wie in Bezug auf die Massentötungen bzw. –folterungen, die die Chinesen an Tibetern angeblich bis heute und konstant seit 1951 zu verantworten haben. Fazit: von einer bewußt betriebenen Sinisierung durch planmäßige „Überfremdung“, gar von einem „kulturellen Genozid“ kann in Tibet keine Rede sein.

Daß der Dalai Lama sich beim Menschenrechte gerne an die eigene Nase fassen könnte, habe ich schon gesagt. Was das Geschrei der westlichen Tibet-Unterstützer und einiger westlicher Politiker über die Menschenrechtsverletzungen in Tibet angeht, so bleibt anzumerken, daß eine Ursache für die fortgesetzten Menschenrechtsverletzungen Chinas die „Realpolitik“ des Westens ist, der sich zwar gern öffentlichkeitswirksam über die Menschenrechte echauffiert, wenn es seinen politischen Zielen nützt, aber doch immer noch erkennt, auf welcher Seite das Brot gebuttert ist, und mit China hinter den Kulissen dann Dinge wie den „Transrapid“-Verkauf und die Vergabe der Olympischen Spiele 2008 ganz diskret regelt.



4. Die Tibet-Unterstützerszene im Westen


In der westlichen Tibet-Unterstützerszene versammeln sich die unterschiedlichsten Kräfte mit den unterschiedlichsten Motiven. Dabei ist zu beobachten, daß die Kenntnisse der Tibet-Unterstützer über die Geschichte des Landes, die heutigen Verhältnisse dort und die Voraussetzungen und Folgen der chinesischen Präsenz in Tibet häufig extrem dürftig sind. Sehr oft ist als einziges Motiv für die politische Arbeit zugunsten einer erneuerten Mönchsherrschaft in Tibet die Faszination durch exotische Kulturen und / oder durch die Person des Dalai Lama zu erkennen, dem mittlerweile in einer schier unübersichtlichen Literatur wie einem Popstar gehuldigt wird. Die unkritische Verehrung dessen, was man gar nicht kennt, ist aus anderen Bereichen der Esoterik nur allzu bekannt und könnte achselzuckend als eine mehr oder minder heftige Form der wirklichkeitsfremden Schwärmerei abgetan werden. Andere Zutaten der ideologischen Suppe, aus der die westliche Tibet-Unterstützerszene sich nährt, sind schon weniger harmlos. Mir persönlich sind Fälle bekannt, bei denen im Umkreis des „Tibetan Pulsing“, einer esoterisch-medizinischen Scharlatanerie, die sich auf tibetische Wurzeln beruft, der Holocaust geleugnet wird. Die stabilen Wechselbeziehungen zwischen europäischen Faschisten und tibetischen Buddhisten wurden schon erwähnt, ebenso der rassistische Unterbau von Ideologien wie der „Theosophie“ und der „Anthroposophie“, die sich massiv vom Buddhismus „inspiriert“ sehen. In diesem Zusammenhang muß auch der oft unterschätzte Einfluß esoterischer Bewegungen und Ideologeme auf politische Parteien in Deutschland gesehen werden. Die SPD tut sich dabei in den letzten Jahren ganz besonders hervor, was schon zu heftigen Zerwürfnissen mit der Parteibasis geführt hat, wie z.B. in München 1999, als eine Veranstaltung mit dem Dalai Lama und Innenminister Otto Schily (SPD) zu heftigem Kopfschütteln bei einer ganzen Reihe der „normalen“ Mitglieder führte. In anderen politischen Lagern bedient man dagegen einen eher traditionellen Antikommunismus und Antimaterialismus, der im „kommunistischen“ China das letzte Bollwerk des Sozialismus auf Erden sieht. Politiker wie Otto Graf Lambsdorff (FDP) und Wolfgang von Erffa (CDU) würden die „Tibetfrage“ nur allzu gern als „Dosenöffner“ für ein China benutzen, das ganz nach neoliberalen Vorstellungen modelliert ist, und dem Westen nicht nur die denkbar billigste Arbeitskraft in Massen zur Verfügung stellt, sondern auch in der Lage ist, Produkte, die hierzulande nicht vermarktbar sind, in rauhen Mengen abzunehmen (s. Transrapid). Da man China nicht wie Jugoslawien einfach zusammenbomben kann, sucht man sich einen Verbündeten im Inneren des „Feindstaats“ und baut ihn zu einer Leuchte der Menschlichkeit aus, die von der Repression des betreffenden Staats erstickt zu werden droht. Auf diese Weise kann man permanent auf internationaler Ebene politischen Druck ausüben, und schafft sich gleichzeitig ergebene Alliierte für den Tag X, an dem ein politischer Umsturz den Weg für die Durchsetzung der eigenen Ziele ebnet. Vielleicht ist mit den Tibetern in Tibet eines Tages ja doch möglich, was man mit den Albanern im Kosovo schon geschafft hat.

Wer immer an den treuherzigen Heiligenbildchen kratzt, die dieser klerikalen Elite aufgepappt werden, kann mit dem fanatischen Haß der ganzen Tibet-Unterstützerszene rechnen. Selbstverständlich ist mir selbst schon der Vorwurf gemacht worden, ich sei ein Handlanger der Rotchinesen. Colin Goldner erhielt nach eigenen Aussagen nach der Veröffentlichung seines Buchs Morddrohungen. Exemplarisch für die Art und Weise, wie die Tibet-Unterstützer mit Kritik umgehen sei auf den Fall von Ulrich Wickert verwiesen. Am 12.10.1997 hatte der Tagesthemen-Journalist in der Abmoderation zu einem Beitrag namens „Tibetfilme in Hollywood“ deutliche Kritik an der Tibet-Tümelei in Politik und Kultur zu äußern gewagt:

Heute wird zu Recht beklagt, daß die tibetische Kultur von den Chinesen unterdrückt wird. Darüber sollte ma aber nicht vergessen, daß die tibetische Kultur aus einer Religion hervorgeht, die noch sehr viel brutaler war, und die Menschen in Tibet wie in der schlimmsten Diktatur unterdrückte. Deshalb verbietet sich jede unkritische Gefühlsduselei für den Dalai Lama und die tibetischen Mönche. (S. 341)

Das Ergebnis war eine Protestwelle aus allen Fraktionen der Tibet-Szene. Zuschauerpost traf bei der ARD in Massen ein, und Lambsdorff sprach öffentlich von „Schwachsinn“. Besonders verräterisch ist eine Reaktion des CDU- Politikers Schwarz-Schilling (abgedruckt in „BuddhaNetz-Info“ Nr. 3 / Sommer 1998), der Wickert vorwarf, die „Verunglimpfungen“ des tibetischen Budhismus durch Wickert seien wörtlich „weder berechtigt, noch politisch zielführend.“ Mit anderen Worten: Ulrich Wickert spuckte mit seiner nüchternen Moderation politischen Interessen in die Suppe, als deren Vertreter sich Leute wie Lambsdorff und Schwarz-Schilling sehen. Ulrich Wickert sah sich zu einer öffentlichen Begründung seiner Aussagen veranlaßt, in der er ihrem Kern treu blieb.

Erstaunt bin ich übrigens darüber, welcher Haß aus manchen Briefen spricht, die mich zu diesem Thema erreicht haben. Als ich von Gefühlsduselei sprach, habe ich offenbar einen Nerv getroffen. (S. 342)

Ich bin über diesen Haß nicht mehr erstaunt, denn die Erfahrungen, die ich in dieser Hinsicht mit den unkritischen Freunden Tibets gemacht habe, sind deckungsgleich mit denen, die andere religiöse Fanatiker mir beschert haben (verstärkt, seit mein Buch „Instant Nirwana“ veröffentlicht wurde), ob es sich dabei um christliche Hysteriker, Anthroposophen oder Muslime handelte. Sie alle können nicht ertragen, wenn ihre Heilslehren kritisiert werden, und reagieren in der Mehrzahl der Fälle mit persönlichen Beleidigungen, die vom grotesk Hilflosen bis zum akut Bedrohlichen reichen.


Schluß

Es gäbe noch viel zu sagen über den Dalai Lama und die Seinen. Die völkerrechtlichen Aspekte der chinesischen Präsenz in Tibet, das Regime des Friedensnobelpreisträgers in Dharamsala, die religiösen Eigenarten des tibetischen Buddhismus und die eigenartigen Machenschaften mancher Teile der westlichen Unterstützerszene verdienen allesamt eine eingehende Betrachtung. Colin Goldner behandelt vieles davon, und sein Buch sollte mehr gelesen und diskutiert werden. Es ist ein valides Gegengewicht zu dem Haufen von Unsinn, der seit Jahrzehnten über das Thema veröffentlicht wird. Leider ist der happige Preis des Buchs, der zu seiner doch etwas schwachen, Book-on-Demand-artigen Ausstattung in keinem Verhältnis steht, ein unnötiges Lesehindernis. Für eine bessere Verbreitung hätte das Buch zehn Mark billiger sein müssen. Wer sich mit dem Thema ernsthaft befassen will, sollte dennoch nicht zögern: Das Buch ist sein Geld wert.
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Ergänzungen

Danke für den Nachtrag

HanZ 08.03.2002 - 14:28
Ich denke, es wird schon seine Gründe haben, warum 2,3 Leute immer wieder mit den Vorwürfen gegen Dich angekommen sind. Ideologie heisst der Grund. Du hast nirgendwo erwähnt, daß Du es gut findest, was die Chinesen taten. Aber es wurde immer wieder reininterpretiert. Irgendwie reagieren Sekten, Parteien etc. immer gleich auf etwas, was die Ideologie untergräbt. Ich errinnere daran, wie die Anthroposophen auf Indymedia aufmerksam wurden und im immer selben Schema einen auf empört machten. (Suchen die das Netz mit Suchmaschinen ab und schreiten bei Kritik sofort ein?) Oder denken wir an die TMler.... Wespennester anstechen ist cool!

aber hallo...

d.i.m. 08.03.2002 - 16:38
da haut´s einen aber echt aus den socken, ich dachte echt immer daß der dalai lama einer von n guten oder zumindest einer von n besseren auf der welt ist. pustekuchen! dann auch noch der blavatsky-scheiss, aber erübrigt sich ja eigentlich von selber, denn: die weisse rasse ist ja angeblich die am meisten entwickelte (laut denen ihrem quatsch), aber wenn mensch sich die welt mal anschaut, ist es genau diese "überrasse", die die welt in kürzester zeit dermassen kaputt gemacht hat, daß eigentlich jeder nur halbwegs logisch denkende mensch drauf kommen müsste, daß das alles hanebüchenster blödsinn ist!
dann muss mensch auch den krassen teil über die rolle der frau am weltdrauentag lesen, zu hart!
GEGEN JEGLICHE ORGANISIERTE RELIGION! DAS IST ALLES NUR MACHT UND AUSBEUTUNGSSCHEISSE, WAR SCHON IMMER SO UND WIRD IMMER SO BLEIBEN!

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basteluhu 08.03.2002 - 18:00
eine gut zu lesende kurzfassung hat c. goldner zum reader des münchner asta ´ganzheitlich und ohne sorgen in die republik von morgen. dokumentation zum kongress gegen irrationalismus, esoterik und antisemitismus´ beigesteuert. spannender band zur esoterikkritik mit weiteren guten texte u.a. zur waldorfpädagogik von peter bierl und zu antisemitismus und globaliserung von n. sznaider. 15 mark, jede mark wert.

Volle Zustimmung!

HeinZ 08.03.2002 - 21:45
Wer sich links und/oder progressiv nennt sollte sich mit anderen progressiven Menschen verbündeln - und nicht blind mit einer "guten" Seite, die es in solchen Konflikten selten oder eigentlich nie gibt.

Kritik

sandankoro 08.03.2002 - 22:58
Ich denke das Du mit vielem Recht hast, gleichzeitig möchte ich einige Anmerkungen zu den im Text wiedergegebenen Darstellungen machen:
Du erwähnst Kontakte der Tibetischen "Regierung" zu Nazis und ähnlichem Gesocks, und leitest daraus eine zumindest inhaltliche Beziehung zu rassistischen, antisemitschen etc. Leuten ab.
Ich denke, dass gerade in den 30er Jahren (wie auch heute?)kaum jemand in Tibet eine Ahnung von den politischen Hintergründen in Europa bzw. Deutschland hatte bzw. hat, "Besucher" werden auch wohl kaum als SS-uniformierte Deppen sondern als Forscher/ Diplomaten aufgetreten sein.


Es ist schwer sich vor falschen Freunden zu schützen, das gilt für "Kontakte" zu angeblichen Nazis (wieso Harrer?)in den 30 ern genauso wie für irgendwelche esoterischen Einfaltspinsel heute.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß sich bei vielen Völkern der Erde die Denkweisen und Formen des zwischenmenschlichen Umgangs sehr von unseren unterscheiden.
Solange sie sich in erster Linie mit sich selbst beschäftigen ist es auch nur ihr Problem, eine Einmischung von aussen sollte nur dann erfolgen, wenn es zu Auswüchsen kommt wie z.B. der Frauenbeschneidung in Teilen Afrikas.
Wenn eine Gruppe Menschen wie die Tibeter über Jahrhunderte in unwirklichen Bergregionen lebt, paßt sie fast schon zwangsläufig Bräuche und Religionen ihrem harten Leben an, wenn also Zivilisten wie auch Mönche mit Gewalt gegen die Chinesischen Besatzer kämpfen halte ich das für verständlich. Sich für einen solchen Kampf die Unterstützung von teils zweifelhaften "Partnern" zu sichern (CIA etc.) ist zwar für mich falsch aber aus Sicht der Tibeter vielleicht verständlich.

Die Chinesen hatten in den 50er Jahren sowohl militärisch als auch demographisch einen enormen Vorsprung vor den Tibetern.

Da die Chinesen in den letzten 50 Jahren auch nicht gerade zurückhaltend in der Aussen- wie Innenpolitik waren, haben sich eher Sympathien für die Tibeter entwickelt.
Für viele Menschen auf der Welt wirkten und wirken die Tibeter wie ein Relikt aus dem Mittelalter, wogegen die Chinesen schon lange im Westen als potentiell drohende Gefahr gesehen wurden.


Als zu recht problematisch erwähnst Du das "Gutmenschen" Image der Tibeter bei westlichen "Freunden". Da sich kaum eine Religion durch objektive Wahrnehmung auszeichnet, der Budhismus noch dazu als nicht expansionistisch gilt, eignet er sich besonders gut als Fluchtpunkt für all die zivilisationsmüden des Westens.
Der Kalte Krieg hat dazu natürlich genauso beigetragen wie Hollywood - Kitschfilme über Tibetanische "Wunderkinder".

Wie ich schon im Kommentar zu einem früheren Beitrag von Dir schrieb, sehe ich die einzige Chance für eine friedliche und freie Entwicklung der in Tibet lebenden Menschen (Tibeter und Chinesen) in einer demokratischen Zukunft.

Da jedoch weder die Tibeter noch die Chinesen über eine großartige Tradition auf diesem Bereich verfügen dürfte sowas schwer zu realisieren sein.
Trotz der in Deinem Artikel genannten Sachen (die ich gar nicht anzweifeln möchte), halte ich in der Gesamtheit Deinen Stil leider für sehr tendenziös.

Du beschreibst sehr ausführlich Verfehlungen und Probleme auf Seiten der Tibeter, gleichzeitig sind Dir die Besetzung Tibets, die Sinolisierung der Bevölkerung und die Unterdrückung einer freien Meinungsäusserung nur Randnotizen wert.
Du möchtest auf Basis eines! Buches eine Problematik beschreiben die meiner Meinung nach sehr viel komplexer und vielschichtiger ist.
Ich hoffe daher, daß die Entwicklung dieser Diskussion nicht in eine ähnlich ausweglose Richtung führt wie die zum Thema Israel/Palästina.
Wichtig finde ich zum Beispiel die Frage weiter oben nach Alternativen zu den zur Zeit bekannten Optionen.


Ich würde diese Diskussion gerne weiterführen und hoffe das sie es auf die Startseite schafft.

was sagt buddha wohl zu deinem text ?

pacifax 08.03.2002 - 23:48
ich finde dein text erfrischend im sumpf der manchmal lang-weiligen
politischen berichte , obwohl ich im tibetanischen totenbuch nichts von
höllenqualen oder ähnliches gelesen habe (12 jahre her). ich bin gespannt
auf das erwähnte buch und werde mir über den dalai lama und konsorten noch mal
gründlich nachdenken .angeblich sagte buddha kurz vor seinem tot :
"oh ihr , die ihr nach dem geiste strebt. Selten nur trifft der mensch auf
ein erleuchtetes wesen ! " in diesem sinne ...........

Na dann ist ja alles in Ordnung

h.g. wells 09.03.2002 - 00:26
und wenn z.B. die Palästinenser nicht ständig rumterrorisieren würden bekämen Sie auch nichts von den Israelis in die Fresse (außer natürlich höchstens mal n paar politische Gefangene und Flüchtlinge die eh wieder zurückkehren).

Klasse Artikel, von den Chinesen lernen heißt Sanftmut lernen.

Der Autor möge mir noch erklären daß eine Besatzungsmacht per se nicht schlecht ist (weil ja viiiiiiiiieeeel weniger brutal als behauptet) und schon frag ich mich warum er überhaupt noch hier postet.

hgw


Na dann ist ja alles in Ordnung

h.g. wells 09.03.2002 - 00:51
und wenn z.B. die Palästinenser nicht ständig rumterrorisieren würden bekämen Sie auch nichts von den Israelis in die Fresse (außer natürlich höchstens mal n paar politische Gefangene und Flüchtlinge die eh wieder zurückkehren).

Klasse Artikel, von den Chinesen lernen heißt Sanftmut lernen.

Der Autor möge mir noch erklären daß eine Besatzungsmacht per se nicht schlecht ist (weil ja viiiiiiiiieeeel weniger brutal als behauptet) und schon frag ich mich warum er überhaupt noch hier postet.

Im übrigen zeigt uns dieser ach so gründliche Abriss der tibetischen Geschichte (die ich vorher nicht kannte) ja auch welch Jahrhunderte des Friedens die bud. Kultur hervorgebrach hat. Man zähle nur einmal die schlimmen Zeiten zusammen und ziehe Sie von 2000 ab. Das glorreiche Abendland kommt da sicherlich schlechter weg.

Mir ist schleierhaft warum der Autor eine so einseitige Darstellung mit so geringer geistiger Eindringtiefe (jeder dieser Abschnitte klingt wie aus einem Textbausteinkasten mit austauschbaren Ländern Personen und Jahreszahlen) gewählt hat. Für mich klingt das nach persönlichen Motiven.

hgw (2er erweiteter Versuch pardon falls evtl doppellesen)


dein text

reena 09.03.2002 - 01:32
finde ich ziemlich gut, besonders der teil wo du auf das frauenbild im buddhismus eingegangen bist. ich finde dies schwärmerei für den buddhismus, den ich z.t. auch in meinem umfeld erleben muß, zum kotzen. als frau werde ich für eine vergewaltigung verantwortlich gemacht, schlechtes karma, irgendwas "böses" getan in meinem früheren leben. auch die tatsache, daß frauen nicht ins "nirwana" übergehen können, sondern nur männer,als höchstes "gut der buddhistischen schöpfung", scheint einige nicht abzuschrecken, bzw. wenn ich es sage wird es bestritten.
ganz toll war dann vor einiger zeit der auftritt einer buddhistin in der talkschow "fliege". diese frau sagte sie sei die wiedergeburt von anne frank. holocaust - nicht so schlimm, es gibt ja die wiedergeburt.
kritik habe ich allerdings an deiner aussage in den knästen in tibet würde nicht gefoltert werden. richtig ist, daß es nicht als genozid bezeichnet werden kann, aber es wird weltweit in den knästen gefolter, und nicht nur als einzelne gewalterscheinungen oder von einzeltäter. folter ist , wie knast ein mittel zur herrschaftssicherung und nicht, wie oft fälschlich angenommen, ein mittel zur aussageerzwingung.

Lama

saul 09.03.2002 - 04:11
Was juckt mich der Dalei Lama? Wenn ich n Lama brauch, geh ich in den Zoo, da find ich auch einige.

Noch einmal

Bongo 09.03.2002 - 10:21
In welch erniedrigender Weise die an der Besetzung der chinesischen Staatskapitalisten leidenden Tibeter als das "gebenedeite Völkchen" bezeichnet werden, ist wirklich beispiellos!! Noch eimal... Colin Goldner ist ein polemisierender Scharlaten, der seine Kohle mit der herabsetzung einer Weltreligion verdient, die er weder genau untersucht, noch im Ansatz verstanden hat. Was mich aufgrund seines materialistsch-dialektischen Weltbildes auch in keiner Weise wundert!Das im Buddhismus, zumal im tibetischen, nicht alles Gold ist was glänzt, ist doch selbstverständlich wir haben es hier wie in jeder Bewegung nur mit Menschen zu tun, so einer ist auch der Dalai Lama, und als ein solcher lernt er aus Fehlern. Er hat z.B. aus dem ( von ihm übrigens nicht unterstützten Guerillaaktivitäten der 50ger Jahre die Lehre gezogen, das es falsch war mit Waffengewalt gegen die Besetzung der chinesischen "Volksbefreiungsarmee" zu kämpfen, Ergebnis dieses Lernprozesses ist, so weit es in seiner Macht steht, ein unterbinden jedes bewaffneten Widerstandes (Ergebnis war der Friedensnobelpreis).
Buddhismus ist leider kein geschützter Titel, und Buddhist darf sich ein jeder nennen, und wenn er darüber hinaus noch ein friedvolles, soziales auftreten heuchelt, wie es Shoko
Asahara in Japan mit seinen "Sammlungen für die Hauslosen"o.ä. getan hat,kann es auch sein das sich der Dalai Lama davon täuschen läßt, und ihn als "Freund" einstuft. Was das betrifft, ich war auf der Friedensuni in Berlin seiner Zeit, und habe der öffentlichen Fragestunde an den Dalai Lama beigewohnt, solcherart Fragen wie Goldner sie hier behauptet gestellt zu haben, habe ich nicht wahrgenommen. Aber möglicherweise hat Goldner ja eine Privataudienz beim Dalai Lama gehabt und ist auf diese Weise an Fakten gekommen. Oder er ist an sie durch ähnliche Quellen gekommen wie an die Behauptung "man könne Tibet als Tibeter jederzeit durch den Kauf einer Busfahrkarte verlassen" (vergl. in "Fall eines Gottkönigs").
Wenn der Buddhismus also eine Bewegung ist, deren Führer sich nur mit Nazis (politischer und esoterischer Coleur) umgeben, dann muss ich mir aber die Frage stellen, warum ihm
eine ganze Reihe von Persönlichkeiten angehören, die mit frielichen Mitteln versuchen gegen Faschisten und Ursurpatoren anzukämpfen ( als Beispiel sei hier nur die Birmanische Opositionsführerin AUNG SAN SUU KYI genannt, die seit Jahren den Brutalitäten der birmanischen Militärregierung ausgesetzt ist. Sie ist ebenfalls Friedensnobelpreisträgerin !!!).Viel zu sagen hätte ich noch zu den irrationalen Inhalten des Buddhismus, und seiner Frauenunterdrückung o.ä., aber der Platz reicht hier nicht aus, zum Schluß nur eine Kommentar von DOGEN ZENJI, des Begründers des Soto-ZEN zum Thema Frauen und Buddhismus:
"Nur das du ein Mann bist, macht dich nicht Edel. Schließlich ist die universale Leere universale Leere, die 4 Elemente, und die 5 Skandhas (körperlich-geistige Aggregate eines fühlenden Wesens) Frauen sind das gleiche- die Erlangung des Weges kann von Männern und von Frauen erreicht werden. Darüber hinaus müssen wir in gleicher Weise beide Erlangungen des Dharmas (Buddhas Lehre)
respektieren.Kümmere dich nicht um die Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Dies ist ein grundsätzliches Prinzip des wundervollen buddhistischen Weges!"
geschrieben um 1250
Weitere Fragen zu "Frauen und Buddhismus" können über die zahlreichen buddhistischen Lehrerinnen in der BRD geklärt werden z.B. Dagmar Doko Waskönig E-Mail: waskoenigd@dharma.de
Speziell für Lesben findet vom 9.-12.Mai ein Treffen des Netzwerkes "Lesben und Buddhismus" statt, im Frauenbildungshaus Charlottenberg.

Buenaventura 09.03.2002 - 11:08
eine Entmystifizierung von Dalai Lama und Buddhismus halte fuer aeusserst wichtig. Nur dieser Text und das Buch hier stinken irgendwie nach boesem Willen. ich kann die Fakten die hier angefuehrt werden nicht nachpruefen und koennte mir sehr gut vorstellen dass hier mit Verdrehungen und einseitigen Gewichtungen gearbeitet wurde. Das heisst, ich hab keinen Bock auf so ne einseitige Kacke.
Es ist wohl klar, dass die Chinesen in Tibet als Herrscher nix zu suchen haben und sich verpissen sollen. und eine Dalai Lama Kritik haette ich gerne von jemandem der es ehrlich und nicht boese meint.

Colin Goldners Behauptung:

Tobias Balke 09.03.2002 - 15:24
„Es gibt keinerlei Hinweis darauf, daß in chinesischen Gefängnissen in Tibet - so inhuman die Verhältnisse dort auch sind - gefoltert wird; am wenigsten darauf, daß Folter systematisch eingesetzt werde als Instrument eines geplanten Genozids.“
halte ich für leichtfertig -
„Amnesty international“  http://www.amnesty.de/ und die „Gesellschaft für bedrohte Völker“  http://www.gfbv.de/ berichten (auch für die letzten Jahre) sehr wohl von häufigen Folterungen.

„Amnesty“:
 http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/51a43250d61caccfc1256aa1003d7d38/f813d925100f41d0c1256aa000463d9d?OpenDocument
Jahresbericht 2001
China
...
Autonome Region Tibet
Im Januar floh der 17..Karmapa aus Tibet ins Exil, der höchste religiöse Würdenträger, welcher die Autonome Region Tibet in den vergangenen Jahren verlassen hat. Die Unterdrückung von religiösen Aktivitäten nahm im Berichtsjahr an Intensität zu. Hunderte von buddhistischen Mönchen und Nonnen, so wurde angenommen, befanden sich Ende des Jahres weiterhin in Haft. Viele Gefangene mussten unter sehr schlechten Haftbedingungen Zwangsarbeit verrichten. Eine quantitativ und qualitativ unzureichende Nahrungsmittelversorgung, verbunden mit unhygienischen Verhältnissen, führte bei vielen Häftlingen zu gesundheitlichen Problemen. Insbesondere in der ersten Phase ihrer Inhaftierung blieben offenbar nur wenigen Gefangenen Folterungen oder Misshandlungen erspart....

 http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/51a43250d61caccfc1256aa1003d7d38/c8ffdbfbdeff48bcc1256aee00285f8e?OpenDocument

Länderkurzinfo
Koordinationsgruppe China
23.10.2001
...Auch in der Autonomen Region Tibet gibt es kaum einen politischen Gefangenen, der nicht gefoltert oder misshandelt wurde...

„Gesellschaft für bedrohte Völker“:
 http://www.gfbv.de/

Kein Grund zum Feiern
Auch 50 Jahre nach der Staatsgründung
tritt die Chinesische Regierung
Menschenrechte mit Füßen
Von Ulrich Delius
[aus: pogrom, Zeitschrift für bedrohte Völker, Herbst 1999 Nr. 203]
...Den Tibetern war schon vor dem Eklat in Bern klar, wie es um die Menschenrechtspolitik Chinas bestellt ist. Seit dem Ende der Kulturrevolution 1976 war die Lage der Tibeter nicht mehr so dramatisch, wie gerade jetzt. Mit allen Mitteln versucht die Regierung, den Einfluß des Dalai Lama zu zerstören und die traditionelle Kultur, Religion und Gesellschaft Tibets zu zerschlagen. Am 8. Januar 1999 startete die Regierung eine auf drei Jahre befristete Kampagne, um den Einfluß des Buddhismus und des Dalai Lama auf die tibetische Bevölkerung zu untergraben. Im Rahmen einer bereits seit 1996 betriebenen Kampagne wurden mehr als 10.000 Nonnen und Mönche aus ihren Klöstern ausgewiesen und mehr als 500 inhaftiert. Systematisch schürt Peking religiöse Konflikte unter den tibetischen Buddhisten. Dabei geht es auch die Person des Panchen Lama, des zweithöchsten religiösen Würdenträgers der tibetischen Buddhisten. Während die Behörden den von den Tibetern als Panchen Lama verehrten zehnjährigen Gedhun Choekyi Nyima noch immer an einem unbekannten Ort festhalten, reiste der von Peking ernannte Würdenträger dieses Ranges im Juni 1999 zu einem offiziellen Besuch nach Tibet.

und:

Antiterror-Koalition
Kein Freibrief für Menschenrechtsverletzungen an Uiguren, Tibetern und Falun Gong-Anhängern
Memorandum der Gesellschaft für bedrohte Völker, Dezember 2001
...Auch in Tibet verschlechterte sich die Lage der Menschenrechte. Mit Planierraupen und systematischer Vertreibung betreibt Peking dort Religionspolitik. Mehr als 1.000 Häuser von Nonnen und Mönchen in der Umgebung des Buddhistischen Instituts Serthar wurden von Bulldozern im Sommer 2001 zerstört. 8.500 Nonnen und Mönche wurden vertrieben. Im Oktober 2001 wurden 800 Gebäude von Nonnen und Mönchen im Kloster Yachen Gar dem Erdboden gleichgemacht. Rund 1.500 Nonnen und Mönche mussten seither das Kloster verlassen. Mehrere hundert Tibeter wurden im Rahmen der "Schlag hart zu – Kampagne" im Herbst 2001 verhaftet. Unter dem Vorwand der Kriminalitätsbekämpfung gehen die chinesischen Behörden ganz gezielt gegen Unterstützer des im indischen Exil lebenden Dalai Lama vor.


Weiter gehende Vorwürfe erhebt die „Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft“ auf ihren Seiten
 http://www.tibetfocus.com/zerstoerung/index.htm
Wenn sie zutreffen, müsste man sehr wohl von Genozid sprechen – in Tempo und Intensität vom Holocaust zweifellos deutlich unterschieden, aber doch Völkermord gemäß der UN-Definition von 1948
(siehe  http://www.preventgenocide.org/law/convention/text.htm)
ExiltibeterInnen und ihre FreundInnen haben dort (anderswo vielleicht viel detaillierter?) jedenfalls im Prinzip überprüfbare –m.E. plausible- Tatsachenbehauptungen aufgestellt. Solange die chinesische Besetzung andauert, ist eine umfassende Beweisführung sehr schwierig (Quellenschutz usw.).

Muß aber ein Völkermord erst „überaus akribisch erforscht(en), von einer exzellenten Quellenlage begleitet(en) und durch Geständnisse der teilweise noch lebenden Täter abgesichert(en)“ sein, um ihn wahrzunehmen?

Wenn z.B. 1943 in den USA jemand argumentiert hätte, für die Juden im deutschen Machtbereich brauche man wegen „höchst unzuverlässige(n) und durch keine seriöse historische Forschung belegte(n) Opferzahlen“ nichts zu tun – was würden wir heute von ihm denken?

In Situationen wie diesen scheint es mir angebracht, die Beweislast umzukehren: soll doch die chinesische Regierung glaubhaft machen, das keine TibeterInnen wegen ihres Glaubens, ihrer Abstammung, Sprache und Kultur ermordet, gefoltert, zwangssterilisiert, verschleppt, vergewaltigt, ausgehungert oder misshandelt werden! Solange sie das nicht tut, spricht der Zweifel für die unterdrückte Minderheit.

Anti-Dalai-Lama-Faschismus

Anna 09.03.2002 - 17:16
Der Text ist sehr interessant. Natürlich soll das alles nicht den chinesischen Einmarsch rechtfertigen. Aber es ist wichtig dem esoterischen Müll etwas entgegenzusetzen der im Allgemeinen über Tibet verbreitet wird. Heute tut der Dalai Lama so als ob er und Tibet Vorreiter in Sachen Demokratie seien... Bevor China in Tibet einmarschierte war Tibet ein theokratisches System unter völliger Kontrolle der Mönchskaste. Jede Familie hatte Tribut zu zahlen - in Form eines Sohnes der den Mönchen übergeben wurde oder durch regelmäßige Abgaben ihres erwirtschafteten. Schulen gab es übrigens nicht, bzw. nur für Mönche, für alle anderen war Bildung verboten. Und es gab auch rituelle Musikinstrumente der Mönche die aus Jungfrauenknochen (ja, so durchgeknallt das auch klingt, es war wohl so) hergestellt wurden. Es ist allerdings unklar bis wann und wie häufig dies geschah... Aber es gibt auch noch einige andere wahnsinnige Geschichten über die tibetischen Mönche und ihr Unterdrückersystem... nicht umsonst waren die Nazis ziemlich begeistert von ihnen.
Auch besteht der Großteil des heutigen Widerstands gegen die chinesische Besetzung (die Scheiße ist und die chinesischen Machthaber sind auch total repressiv faschistoide Arschlöcher...) aus durchgeknallten und faschistoid-reaktionären Menschen- und Gesellschaftsbildern hinterhertrauernden religiösen Fanatikern.
Und das ist nicht unterstützenswert, in keiner Weise. Genausowenig wie das Gemisch aus SS- und Hitlerfanatikern, Antisemiten und fanatischen Muslimen, die den wesentlichen Kern des tschetschenischen Widerstands gegen die russische Besetzung unterstützenswert sind - was wiederum nicht nimmt, dass auch die russische Besetzung Scheiße und falsch ist. Tja, manchmal ist die Welt eben nicht nur gut oder böse, es gibt eben nicht immer zwei Seiten unter denen man/frau nur die gute Seite auswählen muss.
Und die ganzen Dalai-Lama und Buddhismus-Esoterik-Spinner die hier alles mit ihrem wirklich dämlichen Geseier zukleistern, die sollen auch nur einen Moment nachdenken und versuchen auf die genannten Sachverhalte einzugehen (wenn ihnen das vor lauter Dalai-Lama-Gehirnwäsche noch möglich ist). Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache, von dem CIA-gestützten bewaffneten Aufstand über die zentralen tibetansich-buddhistischen Texte, die vergangene Gesellschaftsform (absoult menschenverachtender und grausamer Klerikalfaschismus) und die internen Morde bis hin zur völlig antiemanzipativen Ideologie und der Verteidigung der Aum-Sekte.

Einige Argumente

Marcus Hammerschmitt 09.03.2002 - 18:52
Es gibt in diesem Land einige gesellschaftliche Gruppen, mit denen das Diskutieren nicht verlohnt. Namentlich seien aufgeführt: Anthroposophen, Burschenschaftler, hysterische Christen (Charismaten & Mainstream), radikale Tierliebhaber (von den fanatischen Hundehaltern bis zu den Hardcore-Veganern), rückhaltlose Buddhisten (leider vor allem die tibetischen), Nazis aller Schattierungen (ich erwähne sie zusätzlich zu den bereits genannten Gruppen, NICHT in der Form eines Synonyms), Verschwörungstheoretiker, und, wie sich mir seit neuestem erschließt, auch "linke" Antizionisten. Diese Behauptung basiert nicht auf Lektüre oder Hörensagen, sondern auf ausgedehnten Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren machen durfte, vor allem im Zusammenhang mit einigen meiner Veröffentlichungen, durch die sich Anhänger der besagten Gruppen provoziert fühlen (was durchaus bis zu persönlichen Drohungen am Telefon führen kann). Man möge mir deshalb verzeihen, daß ich hier eine Sammelrezension der Einwürfe veranstalte, die ich hier und unter meinem Text „Tibet: Aus gegebenem Anlaß“ finde. / Man behauptet, mein Text gehe nicht auf die „Sinisierung“ ein. In der Tat diskutiert er die Behauptung von der "Sinisierung" im Zusammenhang mit dem völkerrechtlichen Status Tibets in einigem Umfang, die Spiegelfechtereien des Dalai Lama in Bezug auf die geographische Größe Tibets werden dargestellt, konkrete Prozentzahlen zum Stand der Sinisierung werden genannt. Fazit: Von einer bewußten "Sinisierung" Tibets kann in etwa ebenso berechtigt gesprochen werden, wie von einer gesteuerten Überfremdung Deutschlands. Daß die Behauptung von der "Sinisierung" völkischen Argumentationsmustern folgt, fällt niemand auf. Echte Gegenargumente - sowieso keine. / In meinem Text werden extrem frauenfeindliche Praktiken des tibetischen Buddhismus erläutert. Man begegnet diesen Darstellungen nicht etwa mit einer validen Widerlegung, sondern mit einem kurzen TEXT (also nicht etwa der Darstellung tatsächlicher Praktiken) aus einer ANDEREN buddhistischen Strömung, und glaubt damit, den Buddhismus insgesamt und sogar den tibetischen Buddhismus vom Makel der Frauenfeindlichkeit reingewaschen zu haben. Das hat in etwa denselben Argumentationswert, als wolle man die Frauenfeindlichkeit des Katholizismus durch einen Hinweis auf Hildegard von Bingen bestreiten. (Zu den düsteren Aspekten des Zen-Buddhismus selbst scheint ein Buchtip zu sein: "Zen, Nationalismus und Krieg", v. Brian Victoria, s. Link unten). / Im Ernst wird der Rat gegeben, sich nur durch Buddhisten über den Buddhismus aufklären zu lassen. Würde jemand vorschlagen, nur die deutsche Bischofskonferenz habe etwas zum Katholizismus zu sagen, wäre das Gelächter groß, beim Buddhismus scheint die Kritikfähigkeit einiger Zeitgenossen völlig auszusetzen. / In Ermangelung besserer Argumente wirft man mir kurzerhand "böse Absichten" vor. Welche das sein sollen, wird nicht erklärt. / Zwar benenne ich mit sehr deutlichen Worten die Menschenrechtsverletzungen durch die Chinesen, ständig wird aber behauptet, ich versuche diese zu beschönigen. Eine Stelle, an der ich Colin Goldner dafür kritisiere, daß er jahrelange Inhaftierung unter inhumanen Bedingungen nicht als Folter bezeichnet, wird mir als Unterstützung seiner Wertung ausgelegt. / Nirgendwo, aber wirklich nirgendwo habe ich bisher etwas gelesen, was die grundsätzliche Kritik Goldners an den tibetischen Zahlenspielen, oder seine Darstellung der ideologischen Kernbestandteile des tibetischen Buddhismus entkräftet, oder gar seine Bezeichnung als "Scharlatan" zuläßt. Keine Quellenkritik (bzw. bessere Quellen), kein konkreter Nachweis von Recherchefehlern, nicht ein ernstzunehmender Hinweis darauf, daß Goldner schlampt, bewußt verdreht, oder bösartig in den tibetischen Buddhismus hineininterpretiert, was nicht drinsteckt. / Mir wird vorgeworfen, ich hätte den tibetischen Buddhismus als „braun“ bezeichnet. Das habe ich nicht getan. Ich habe mit Nachdruck auf die eigenartigen wechselseitigen Sympathien zwischen Nationalsozialismus und tibetischem Buddhismus hingewiesen, die unleugbar sind. Wie soll man gegen diesen Befund dem Einwurf Glauben schenken, die Tibeter hätten in den Dreißigern einfach nicht gewußt, mit wem sie sich einlassen? Selbst wenn das stimmen sollte, warum werden diese Beziehungen bis heute beschönigt, oder sogar noch weitergeführt (s. Miguel Serrano)? – So weit.

Werter Marcus,

Tobias Balke 10.03.2002 - 00:23
die Berichte von Amnesty International und der Gesellschaft für bedrohte Völker über häufige Folterungen von TibeterInnen (siehe mein Kommentar von 15.24) sind sehr wohl „ein ernstzunehmender Hinweis darauf, daß Goldner schlampt“! Beide Organisationen (und nicht nur sie) haben ähnliches auch vor 1999 über Tibet veröffentlicht, Goldner durfte sie nicht ignorieren. Hier jedenfalls lassen sich ihm in einer wichtigen Frage grobe Recherchefehler konkret nachweisen und das macht ihn für mich auch sonst unglaubwürdig.

die „Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft“ liefert
( http://www.tibetfocus.com/zerstoerung/sinisierung.htm) m.E. auch einige „echte Gegenargumente“ im Punkt „Sinisierung“, speziell für den Grossraum Lhasa (wobei ich es für völlig legitim halte, sich auch für TibeterInnen in Amdo und Kham einzusetzen).

Nochmal: was auf protibetischer Seite (siehe oben, z.B.  http://www.tibetfocus.com/zerstoerung/index.htm
vorgebracht wird, kann, solange die chinesische Besatzung andauert, nur eine unvollständige Sammlung von Indizien und Augenzeugenberichten sein. Es gibt keinen vollständigen Beweis, aber doch erhebliche Anzeichen dafür, das die massiven Menschenrechtsverletzungen an TibeterInnen völkermörderische Qualität (nach UN-Definition, s.o.) haben und langfristig durchaus zu einem Erlöschen tibetischer Sprache und Kultur in Tibet/China führen könnten.

Auf absehbare Zeit hängt der Schutz der Menschenrechte, besonders von Minderheiten, in China weitgehend vom Druck der Weltöffentlichkeit ab. Ihre bisherige Mobilisierung im Fall Tibet ist im wesentlichen eine Leistung der ExiltibeterInnen, unter anderen auch des Dalai Lamas. Er fordert nicht Restauration seiner Theokratie, sondern international garantierte, entmilitarisierte Autonomie, Menschenrechts- und Naturschutz – das halte ich für unterstützenswert.

Knapp daneben ist auch vorbei

Marcus Hammerschmitt 11.03.2002 - 18:58
> die Berichte von Amnesty International und der Gesellschaft für bedrohte Völker über häufige Folterungen von TibeterInnen (siehe mein Kommentar von 15.24) sind sehr wohl "ein ernstzunehmender Hinweis darauf, daß Goldner schlampt"! /// Nein, sind sie natürlich nicht. Gehen wir einmal davon aus, daß die Berichte von Amnesty und der GfbV stimmen. (Die GfbV hat es ja auch in der Vergangenheit schon mit der Wahrheit nicht so furchtbar ernst genommen, und sich zum Beispiel im Bosnienkrieg zum Handlanger der NATO machen lassen). Aber gehen wir doch einmal davon aus, daß es stimmt. Übersehen wir doch weiterhin einmal so lose Formulierungen wie: "Hunderte von buddhistischen Mönchen und Nonnen, so wurde angenommen, befanden sich Ende des Jahres weiterhin in Haft". Lassen wir die Tatsache außer acht, daß die beschriebenen Unterdrückungsmaßnahmen im "alten Tibet" eher als ein Beispiel für Milde hätten gelten müssen. Lassen wir einmal die Tatsache außer acht, daß Serthar meines Wissens gar nicht in der Autonomen Region Tibet liegt, sondern in der Tibetisch Autonomen Präfektur Kandze, Provinz Sichuan. (Ernsthafte Bitte um Korrektur, falls das nicht stimmt!) Vergessen wir für den Moment einmal, daß kein Staat der Welt die unkontrollierte Ansiedlung von Tausenden von Mitgliedern einer religiösen Gemeinschaft dulden würde, die aktiv die Abtrennung eines Landesteiles anstrebt (ob Tibet zu China nun wirklich "gehört", ist völkerrechtlich durchaus umstritten, es scheint genauso gute Gründe dafür wie dagegen zu geben.) Schieben wir all dies einmal zur Seite und nehmen wir die beschriebene Politik für bare Münze, nehmen wir sie an und für sich. Was berechtigt angesichts solcher als wahr unterstellten Repressionsmaßnahmen die Behauptung, wir hätten es hier mit einem Genozid zu tun? Oder was an solchen Berichten stützt gar die Aussage des millionenfachen Todes der Tibeter durch die Chinesen, mit denen die exiltibetische Regierung und ihre westlichen Nachbeter andauernd hausieren gehen? Nichts. - Demokratie und "Naturschutz" möchte der Dalai Lama? Dann kann er in Dharamsala gleich damit anfangen. Bis jetzt haben er und sein Hofstaat die Umgebung von Dharamsala nur in eine Müllkippe verwandelt, und von Demokratie gibt es in seinem Exil-Regime nicht einen Hauch. Und daß er ein so verblödetes Projekt wie die Buddhastatue in Bodhgaya unterstützt, läßt auch nicht hoffen, er habe von seinen größenwahnsinnigen Repräsentationsansprüchen als Gottkönig Abstand genommen. Tibet, und das ist das Tragische, scheint heute nur die Wahl zu haben zwischen Regen und Traufe. Ein wenig Sonnenschen könnte zur Abwechslung nicht schaden.

M. Hammerschmitt

Es reicht...

Bongo 12.03.2002 - 08:26
Vielleicht hättest du dir am Sonntag abend einfach mal im ZDF den Bericht "Tragödie Tibet" ansehen sollen, um dich ein bisschen außerhalb von Goldner zu informieren!Dort wurde in Originalaufnahmen gezeigt, wie in Tibet von den chinesischen Besatzern gefoltert wird. Weiterhin wurde auf den Plan der chinesischen Regierung eingegangen 20 Millionen(!) Chinesen
nach Tibet umzusiedeln. Aber wie ich dich jetzt einschätze, wirst du von Fakten herzlich wenig beeindruckt (siehe oben).
Ich möchte trotzdem ( auch wenn dies vermutlich zwecklos ist) noch einmal auf deine "Fakten" eingehen:
Du setzt die Person des Dalai Lama in enge Verbindung zum Sektenguru Shoko Asahara. Diesen hat er nachweislich ein einziges Mal getroffen, im Februar 1988 in Dharamsala ( davon gibt es ein einziges, oft kolportiertes Foto). Alles was bei dieser Audienz ( die übrigens jeder Mensch haben kann, wenn er genügend Wartezeit mitbringt) angeblich besprochen wurde, ist von Asahara in Umlauf gebracht worden. Der Dalai Lama hat sich stets davon distanziert ( siehe Tibetian Review,Mai 1995). Alle anderen Behauptungen entspringen der Illustrierten "Stern" 36/95, deren Wahrheitsliebe sicher nicht mehr zu trauen ist, als Amnesty oder der Gesellschaft für bedrohte Völker.Tatsächlich hat er den Dalai Lama davon überzeugen können, das es sich bei der AUM-Sekte um eine mit buddhistischen Mitteln, zum Wohle der Menschen wirkende Vereinigung handelt.Er sandte Asahara daraufhin ein Schriftstück, das AUM als eine "Gemeinschaft die das öffentliche Wohl fördert, und buddhistische Lehren und Yoga fördert". Dies kann man ihm sicherlich zum Vorwurf machen, mehr aber auch nicht! Bereits vor dem Anschlag auf die Tokyoer U-Bahn am 20. März, hatte sich die tibetische Exilregierung von seinen ( Asaharas) Aktivitäten distanziert, und sein Auftreten in der Öffentlichkeit scharf verurteilt ( durch Berichte an den Dalai Lama von seinem Repräsentanten in Japan Karma Gelek Yutok, "Tibetian Review",September 1993).
Ähnliches ist von Miguel Serrano zu berichten:
MIguel Serrano, der Protagonist des "esoterischen Hitlerismus", und der nationalsozialistischen Partei von Chile ist m.E. nach ein gefährlicher Psychopath mit einer ernstzunehmenden Persönlichkeitsstörung.Er faselt davon "das die Waffen SS den heiligen Gral gefunden hat" "und das die Götter des Nordens nach Tibet ausgewandert sind"(M.Serrano:Das Buch der magischen Liebe).Er ist dem Dalai Lama nach eigenen Aussagen ( Serrano), 3 mal begenet.
Das erste mal erwartete er ihm nach seiner Flucht aus China an der indischen Grenze ( woher er da wohl gewußt hat, das der Dalai Lamaauf einer Streng geheimen Flucht war?).Bei dieser Gelegenheit schenkte ihm der Dalai Lama ein honigfarbenes Hündchen, in dem Serrano eine mystischen Gefährtin aus einem früherem Leben wiedererkannte (!), diese Begegnung hat der Dalai Lama nie erwähnt.Das zweite Mal begrüßte er ihn auf dem Flughafen von Santiago zusammen mit tausenden von anderen, als dieser Chile besuchte.
Ich kann nur annehmen, das deine Engstirnigkeit zu groß ist, um dich wirklich mit dem Buddhismus und dem tibetischen Buddhismus im besonderen auseinanderzusetzen. Du akzeptierst ja keine wie auch immer geartete Informationsquelle außer Goldner.Sich aber auf jemanden zu berufen, der von seiner Weltsicht her (kritischer Psychologe,Psychopolitsekte mit dialektisch-materialistischer Philosophie und umfassenden Welterklärungsanspruch) kaum daran interessiert sein kann, dem tibetischen Buddhismus gegenüber offen-kritisch zu begenen, ist so, als würde man einen erklärten Schweinshaxenfanatiker über die Vorzüge des Vegetarismus dozieren lassen ( Hallo, Marcus!). Ich glaube was von seinen "Fakten" zu halten ist haben ich und andere oben gezeigt!

Lenk bitte nicht ab vom wesentlichen:

Tobias Balke 12.03.2002 - 14:00

1. Goldners Behauptung: „Es gibt keinerlei Hinweis darauf, daß in chinesischen Gefängnissen in Tibet - so inhuman die Verhältnisse dort auch sind - gefoltert wird“ ist eindeutig wiederlegt schon durch die Veröffentlichungen von Amnesty International (die -unbelegten- Verdächtigungen der GbbV ändern daran nichts): TibeterInnen werden (innerhalb und ausserhalb der Autonomen Region Tibet, in Polizeirevieren und Gefängnissen) häufig gefoltert, jetzt und vor 1999. Das hätte Goldner auch 1999 leicht ermitteln können – seine Recherche war in dieser wichtigen Frage nachweislich grob fehlerhaft, er hat schlampig gearbeitet.

2. Die UN-Völkermord-Konvention von 1948 (Link s.o.) definiert Genozid so: In the present Convention, genocide means any of the following acts committed with intent to
destroy, in whole or in part, a national, ethnical, racial or religious group, as such:
(a) Killing members of the group;
(b) Causing serious bodily or mental harm to members of the group;
(c) Deliberately inflicting on the group conditions of life calculated to bring about its physical destruction in whole or in part;
(d) Imposing measures intended to prevent births within the group;
(e) Forcibly transferring children of the group to another group.

3. Auf den völkerrechtlichen Status der verschiedenen Teile Tibets kommt es dabei nicht an: selbst auf „eigenem“ Territorium darf die chinesische Regierung keinen Völkermord begehen.

4. Es mag sein, das die Morde von 1949 – 1979 nie exakt berechnet werden können. Die Zahl von 1.207.387 mag aus der Luft gegriffen sein - aber was spricht denn dafür, das es damals wesentlich weniger waren?

5. Es gibt für die gegenwärtige Dezimierung der tibetischen Bevölkerung durch
a. Ermordung, Folterung und Misshandlung (eine Reihe von Berichten auf  http://www.amnesty.de/ , http://www.gfbv.de/ ,  http://www.tibetjustice.org/ , http://www.tibetfocus.com/zerstoerung/verhaftung&folter.htm , http://www.bremen.de/info/tibet/frames.html),durch b. Zwangsabtreibung/Sterilisation/Ermordung Neugeborener (siehe  http://www.tibetfocus.com/zerstoerung/zwangsabtreibung&sterilisationen.htm ,  http://www.gfbv.de/ , dort besonders „Völkermord in Tibet“ von Ulrich Delius,  http://www.bremen.de/info/tibet/frames.html , http://www.tibetjustice.org/reports/women/iv.html),durch c. massive Verschlechterung der Lebensbedingungen durch Entwaldung, radioaktive Verseuchung (siehe  http://www.tibetfocus.com/zerstoerung/umweltzerstoerung.htm , ebenfalls „Völkermord in Tibet“ (s.o.), mehrere Berichte auf  http://www.tibetjustice.org/reports/ und  http://www.bremen.de/info/tibet/frames.html
eine Fülle von Belegen (hier und im folgenden nur einige der online sofort erreichbaren aufgeführt.
Auch für die
d. Verdrängung von Tibetisch als Amtssprache (völlig) und Bildungssprache (weitgehend) (siehe  http://www.tibetfocus.com/zerstoerung/unterdrueckung_kultur&religion.htm , „Völkermord in Tibet“ (s.o.),
e. massive Ansiedlung von Han-Chinesen (ebenfalls mehrere Berichte auf  http://www.gfbv.de/ ), bei
f. massiver ethnischer Diskriminierung von TibeterInnen (siehe besonders  http://www.tibetjustice.org/reports/final_brief_2001.html)
lässt sich ein „dringender Tatverdacht“ m.E. plausibel machen.

6. Um diese Verbrechen als völkermörderisch zu klassifizieren, genügt die Absicht, einen Teil
einer nationalen, ethnischen, rassischen oder religiösen Gruppe zu zerstören: auch wenn "nur“ Amdo und Kham Ziel einer geplanten Sinisierung, d.h. Zwangsassimilierung der
überlebenden TibeterInnen in die han-chinesische Mehrheit sein sollten, wäre dies ein(kultureller) Genozid.

Noch einmal: wenn erhebliche Anzeichen dafür sprechen, dass ein Völkermord im Gang ist, halte ich es für fair, die Beweislast umzukehren. Die chinesische Regierung soll glaubhaft machen, dass das Überleben der TibeterInnen als einzelne wie als Kulturgemeinschaft dauerhaft gesichert ist.

7. Eigentlicher Gegenstand dieser Debatte ist natürlich die Legitimation und Glaubwürdigkeit des Dalai Lamas als Sprecher für de TibeterInnen. Erst einmal: wo sind überzeugende Belege für dessen ökologische Ignoranz? Ist die „Umgebung von Dharamsala nur .. eine Müllkippe“ und er dafür verantwortlich? Monumentale Buddhastatuen mögen wir für antiquiert halten – den Wert eines derartigen Symbols sollten aber BuddhistInnen selbst beurteilen.
Viel wichtiger: die ExiltibeterInnen haben eine moderne Verfassung (Fassung vom 14. Juni 1991 siehe  http://www.uni-wuerzburg.de/law/t100t___.html ), die in etwa denen konstitutioneller Monarchien entspricht: Menschenrechte, Gewaltenteilung, freie, gleiche,geheime und unmittelbare Wahlen der ExiltibeterInnen für ein überwiegend gewähltes) Parlament (mit kleiner Frauenquote), vom Parlament gewähltes Kabinett neben dem Staatsoberhaupt auf Lebenszeit, oberster Richter vom Dalai Lama (mit Zweidrittelmehrheit des Parlaments) ernannt usw.(siehe  http://www.tibetfocus.com/politik/demokratie_im_exil.htm ).
Das ist weit mehr als ein Hauch von Demokratie!

Quellenkritik

Marcus Hammerschmitt 12.03.2002 - 15:30
Zu der Qualität deiner Quellen, v.a. was die nukleare Verseuchung, die Unterdrückung von tibetischen Namen und ähnliche Propagandalügen angeht, s. Link unten. www.tibetfocus.com scheint gerne mal ein paar wichtige Infomationen zu unterschlagen. Wie mit Quellen sonst in der Tibet-Szene gearbeitet wird, untersucht  http://people.freenet.de/gruschke.andreas/Rez-Alt.htm am Beispiel des Buchs "Tibet. Schönheit, Zerstörung, Zukunft" von Franz Alt, Klemens Ludwig und Helfried Weyer. Das Publikum mag selbst entscheiden, was es davon hält. Zu dem Exilregime, daß der Dalai Lama in Dharamsala unterhält, s. "Leben auf Kosten anderer - Impressionen aus Dharamsala" in C. Goldner, Dalai Lama - Fall eines Gottkönigs, S. 392 - 404. Was die Betroffenen selbst von dem hirnverbrannten Statuenprojekt in Bodhgaya halten, kann unter  http://www.latrobe.edu.au/asianstudies/Buddha/bodhgaya/village.htm nachgelesen werden (leider nur auf englisch). Wie gesagt, das Publikum mag selbst entscheiden. Grüße, M. Hammerschmitt

Zur Quellenkritik:

Tobias Balke 12.03.2002 - 19:56
- Es kann gut sein, dass Andreas Gruschke mit seiner Kritik am dürftigen Informationsgehalt von „Tibet. Schönheit, Zerstörung, Zukunft“ (das ich nicht kenne) Recht hat. Gruschke sagt dort aber auch, dass es wesentlich besser gemachte Bücher über Tibet gebe (eins vom Koautor Klemens Ludwig) und Alt/Ludwig/Weyer hier eine gute Sache bloss schlecht vertreten hätten. Das dieses schwache Buch repräsentiv für alle Pro-Tibet-Veröffentlichungen sein soll, hat Gruschke keineswegs behauptet und es wäre m.E. für jede der von mir oben angeführten, anderen Quellen einzeln nachzuweisen.

- Übrigens teile ich Andreas Gruschkes Kritik an Goldners (und der Trimondis) heftiger, oft unerträglicher Polemik. (unter  http://people.freenet.de/gruschke.andreas/Rezensionen1.htm#Dalai

- Es kann auch sein, dass das Gelände des ehemaligen Atomforschungszentrums am Kokonor-See kaum oder gar nicht radioaktiv belastet ist. Die oben unter 5c. angeführten Berichte beziehen sich aber auf dessen Umgebung, den Fall-Out vom Testgelände Lop Nor, die Nuklearanlagen von Kyangtsa und Thewo, die Uranminen von Gansu, Thewo und Ngaba, dazu als Zeitbombe nicht lokalisierte Atommülllager (eventuell auch für importierten Atommüll – das Lager am Kokonor-See soll laut  http://www.bremen.de/info/tibet/frames.html 1995 eingeräumt worden sein) und AKW-Planungen

- Für die Verdrängung der tibetischen Sprache ist es unerheblich, dass die chinesischen Ortsnahmen die tibetischen meistens phonetisch nachahmen.

- Die übrigen Inhalte von  http://people.freenet.de/TibetInfoPage/Wandel.htm geben für unser Thema nichts her

- Colin Goldner ist (s.o.) kein zuverlässiger Rechercheur und m.E. auch kein fairer Berichterstatter. Was er über den „Hofstaat“ von Dharamsala schreibt, bedarf unabhängiger Uberprüfung.

- Zum Statuenprojekt: die AnwohnerInnen haben selbstverständlich das Recht, die Gefahren für Sozialstruktur und Ökosystem anzumahnen. Vor allem als Ursache für zusätzlichen Ferntourismus scheint mir das Projekt in der Tat bedenklich zu sein. Eine befriedigende Lösung wird hier schwierig – unmöglich nicht unbedingt.Vorstellen kann ich mir immerhin, dass ein PilgerInnenzentrum als Forschungs- und Begegnungsstätte vor allem für den innerbuddhistischen, aber auch ökomenischen Dialog so wertvoll sein könnte, dass dies den hohen Aufwand rechtfertigt.

es grüsst

Aus berufenem Munde :-)

Marcus Hammerschmitt 12.03.2002 - 22:02
Allen Lesern sei die Wertung von Herrn Gruschke zu den Arbeiten der Tibetkritiker wärmstens ans Herz gelegt. Daher zur leichteren Nutzbarkeit: s. Link unten. Mit Grüßen, M. Hammerschmitt