Dorsten: Veranstaltung zu Neonazis in NRW

Lovernta 01.03.2002 11:33 Themen: Antifa
Die in Zusammenarbeit mit dem Ausländerbeirat der Stadt Dorsten
durchgeführte Informationsveranstaltung am letzten Mittwoch war ein
voller Erfolg. Der Referent zeigte mit Hilfe eines Diavortrages
Organisationsstrukturen der extremen Rechten auf um den
interessierten Zuschauer/innen ein Bild über den Organisationsstand
der militanten Neonaziszene in Deutschland, schwerpunktmäßig in NRW
zu bieten.
Die Resonanz der über 30 zum Großteil jugendlichen
Besucher/innen war überwiegend positiv. Durch die große Resonanz
wirft sich für uns einmal mehr die Frage auf, warum das Jugendamt der
Stadt Dorsten konsequent verhindert, dass wir unsere Veranstaltungen
in städtischen Jugendzentren durchführen können. Gerade der große
Anteil jugendlicher Besucher/innen spricht für ein Interesse an
antifaschistischer Bildungsarbeit.
Doch nicht nur antifaschistische Jugendliche zeigten reges Interesse
an der Veranstaltung, auch die Dorstener rechte Szene hatte zu der
Veranstaltung mobilisiert. Bereits vor Veranstaltungsbeginn hatten
sich 4 der Neonazis vor den Räumen des Kulturzentrums versammelt.
Diesen wurden jedoch Platzverweise durch die Polizei ausgesprochen.
Ebenfalls vor Veranstaltungsbeginn wurde ein Jugendlicher auf dem Weg
zur Veranstaltung aus einer 10-köpfigen Gruppe Faschisten von einem
Dorstener Neonazi angegriffen und verletzt, es wurde Anzeige gegen
den Täter erstattet. Zum Zeitpunkt des Veranstaltungsbeginns hatte
sich auch die einschlägig bekannte Dorstener Neofaschistin Melanie
Dittmer auf dem Brunnenplatz eingefunden. Melanie Dittmer ist eine
der bekanntesten und aktivsten Persönlichkeiten in der weiblichen
Neonaziszene. Sie arbeitet unter anderem in der neonazistischen
JN-Abspaltung "Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft" und schreibt für
das Rechtsrock-Fanzine "Rock Nord". Nachdem ihr der Zutritt zu der
antifaschistischen Veranstaltung von den Veranstalter/innen verboten
wurde und sie gebeten wurde nach Hause zu gehen begab sie sich zur
anwesenden Polizei. Diese versuchte aufgrund eines bei den Haaren
herbeigezogenen Körperverletzungsvorwurfes von Melanie Dittmer
gegenüber einem Antifaschisten, die Personalien von eben Diesem zu
überprüfen. Durch ihr rabiates Auftreten und dem hantieren mit
Schlagstöcken versuchte die Polizei eine Eskalation herbeizuführen um
das Bild des "linken Gewalttäters" aufrechtzuerhalten. Auf die
Aufforderung hin sich auszuweisen reagierten die aggressiven, an der
Personalienfeststellung beteiligten Polizeibeamten nicht, ein Grund
für diese wurde ebenfalls nicht genannt.
Doch nicht nur die Kaderfigur Melanie Dittmer versuchte sich Zutritt
zu der Veranstaltung zu verschaffen, auch eine mit Schlagwaffen
ausgerüstete 15-köpfige Gruppe militanter Neonazis versuchte den
Brunnenplatz zu erreichen, diese wurde jedoch von der Polizei
aufgehalten. Ein Rädelsführer dieser Gruppe war scheinbar extra aus
Hattingen angereist um die Veranstaltung anzugreifen. "Wenn Jugendamt
und Polizei der Stadt Dorsten der Meinung sind, es gäbe in Dorsten
keine rechten Strukturen, wie erklären sie dann bitte, dass am
letzten Mittwoch bewaffnete und mit Technik zum Abhören des
Polizeifunks ausgerüstete Neonazis aus Hattingen, Gelsenkirchen und
Marl nach Dorsten mobilisiert werden konnten? Eine strukturlose
rechte Szene ist mit Sicherheit nicht in der Lage, mehr als 20
Personen zum Angriff auf eine Veranstaltung zu mobilisieren", so
Andrea Schmidt, Pressesprecherin der antifajugend.dorsten.
"Andauernde faschistisch motivierte Übergriffe auf nichtdeutsche
Menschen und Antifaschist/innen fallen genausowenig aus dem Himmel
wie regelmäßige Treffen der Dorstener Neonazis mit auswärtigen
,Kameraden?. Die Stadt sollte endlich aufhören, die rechte Szene
Dorstens zu leugnen und Druck auf antifaschistische Jugendliche
auszuüben."
Die Dorstener Neonazis haben einen enormen Zulauf zu verzeichnen.
Immer mehr durch die rassistische Grundstimmung in Deutschland
politisierte Jugendliche fühlen sich von den Faschisten angezogen.
Besonders deutlich wurde dieses am Rosenmontag, als sich um eine bis
zu 20 Personen zählende Gruppe von Naziskins eine fast genauso große
Gruppe von "normalen" Jugendlichen gesellte und durch ihr Auftreten
deutliche Sympathie für die Faschisten verdeutlichte. Auch die
Treffen der Neonazis an der Esso-Tankstelle werden immer größer,
letztes Wochenende versammelten sich dort im Laufe des Abends bis zu
30 Neonazis. Aus dieser Gruppe heraus wurden am späten Abend auch
Sachbeschädigungen in der Innenstadt hervorgerufen. Zum Glück sind
den Tätern nur Blumenkübel und keine potentiellen menschlichen Opfer
über den Weg gelaufen.
Von einer immer stärker werdenden rechten Szene mit immer mehr
Einfluss auf Dorstener Jugendliche geht eine enorme Gefahr für
Nichtdeutsche, Antifaschist/innen, Homosexuelle und andere Menschen,
die nicht in das faschistische Weltbild dieses Personenkreises passen
aus. Die Konsequenz daraus muss eine entschlossene Bekämpfung von
Faschismus und Rassismus, sowie die Förderung antifaschistischer
Jugendarbeit sein. Das sollte auch die Stadt Dorsten langsam einmal
einsehen.
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Ergänzungen

neues zu bielefeld

infos unter: 01.03.2002 - 12:36
angeblich is die demoroute der faschos jetzt bekannt.
die karten findet ihr auf der bündnis seite.

nur 30 leute??

o.m. 01.03.2002 - 14:40
also erstmal würde ich sagen, dass wesentlich merh leute anwesen waren, mindestens das doppelte.
und ausserdem: ihr bielefelder nervt echt inzwischen...

aktuelles zu bielefeld

mensch aus bi 01.03.2002 - 15:06
entlang der vorraussichtlichen route stehen bereits umleitungsschilder und dergleichen, was einerseits die wahrscheinlichkeit erhöht, daß es diese am samstag sein wird und andererseits, daß sich die polizei zumindest nicht sicher ist, daß das bvg für sie und gegen worch entscheidet. deswegen alle nach bielefeld kommen.

nazi-aufmarsch findet definitiv statt!!!

mensch aus bi 01.03.2002 - 17:12
der nazi-aufmarsch findet definitiv am samstag in bielefeld statt! folgender polizeibericht steht bei www.news-owl.de: "Das Bundesverfassungsgericht (BVG) bestaetigt die Beschwerde von Christian Worch
Bielefeld/SF/PO Das Bundesverfassungsgericht (BVG) in Karlsruhe hat die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs des Herrn Worch gegen die Verbotsverfügung des Polizeipräsidiums
(PP) Bielefeld vom 18.02.2002 wieder hergestellt. Gleichzeitig wurde verfügt, dass die von der
Versammlungsbehörde (PP Bielefeld) für erforderlich gehaltenen Auflagen, wie z.B. der Wegstrecke, Folge zu leisten ist. Die Bielefelder Polizei ist verpflichtet der Entscheidung des BVG als höchstes deutsches Gericht Geltung zu verschaffen. Die Polizei wird durch ein Konzept strikter räumlicher Trennung der unterschiedlichen Demonstrationszüge möglichen Eskalationen entgegenwirken."
wir erwarten euch.



na dann...

...bis morgen in bi. 01.03.2002 - 17:50

kleine korrektur

kobold 01.03.2002 - 19:56
ohne das naziproblem und die gefahr für einzelne zu bagattelisieren: es waren unter 20 faschos da. die zehn, die vorher aufgefallen sind, waren auch bei der zwölf-fünfzehn-mann (einige frauen und hunde) -gruppe dabei.
im gegensatz zum schutz eigentlich ein lächerlicher haufen...

trotzdem

nicht-nach-bielefeld-fahrer 02.03.2002 - 11:20
Trotzdem sind es 15 organisierte gewesen, die extra noch Verstärkung aus Nachbarstädten holten und den Polizeifunk abhörten etc. Das waren ja nicht irgendwelche Glatzen sondern das war eine gut geplante Organisation. Ausserdem waren das wohl auch alles SChläger, wovon man bei unsern Leuten ja nicht unbedungt sprechen kann.