Nazi-Fackelmarsch in Pforzheim verhindert

Antifa Pforzheim / Enzkreis 24.02.2002 14:17 Themen: Antifa
Über 300 AntifaschistInnen führten am gestrigen Samstag nach einer "Mahnwache
gegen das Wegschauen" auf dem Marktplatz eine entschlossene Spontandemonstration zum Nazitreffpunkt durch und verhinderten einen
neofaschistischen Fackelmarsch
Presseerklärung vom 24.02.02: Nazi-Fackelmarsch in Pforzheim durch
entschlossene AntifaschistInnen erfolgreich verhindert


Über 300 AntifaschistInnen führten am gestrigen Samstag nach einer "Mahnwache
gegen das Wegschauen" auf dem Marktplatz eine entschlossene
Spontandemonstration zum Wartberg durch und verhinderten einen
neofaschistischen Fackelmarsch.


Bis letztes Jahr fand am 23. Februar anlässlich des Jahrestages der Zerstörung Pforzheims im zweiten Weltkrieg ein Fackelmarsch von Neonazis aus dem Spektrum des Nazivereines "Freundeskreis ein Herz für Deutschland", NPD / JN und sogenannten Freien Kameradschaften, wie der einschlägig bekannten "Kameradschaft Karlsruhe" auf dem Wartberg statt.

Die Antifa Pforzheim / Enzkreis rief in den letzten Wochen dazu auf, gerade an einem solchen historischen Tag aus der Vergangenheit zu lernen und eine solche fatale Entwicklung nicht mehr zuzulassen und mobilisierte unter dem Motto "Gegen den Fackelmarsch der Nazis vorgehen! - Die rechte Normalität durchbrechen !" zu Gegenveranstaltungen.

Bis 16 Uhr verteilten vor Beginn der offiziellen Gedenkveranstaltung auf dem
Hauptfriedhof Antifa-AktivistInnen Flugblätter an die interessierten
BesucherInnen, in denen über die Naziveranstaltung an diesem Tag berichtet
wurde und die Bürger und Verantwortlichen der Stadt Pforzheim aufgefordert wurden, sich solchen Entwicklungen entschieden entgegenzustellen.

Gegen 17 Uhr versammelten sich mehrere hundert AntifaschistInnen auf dem
Pforzheimer Marktplatz zu einer Mahnwache "Gegen das Wegschauen" bei faschistischen Aktivitäten.

Dort hielt ein Sprecher der Antifagruppe Pforzheim eine Rede (siehe Anhang), in der deutlich gemacht wurde, das Pforzheim durchaus Probleme mit Nazis hat, denen in den letzten Jahren leider sehr viel Spielraum gelassen wurde und die
Probleme von fast allen Stellen heruntergespielt oder unter den Teppich
gekehrt wurde.

Am Schluss der Rede rief die Antifa die Pforzheimer Jugend zu mehr Engagement
gegen Rechts auf:

"Vertraut nicht auf Stadt, Parteien und Polizei ! Nehmt die Dinge selbst in
die Hand ! Ob bei unserer Gruppe, der Jugendantifa oder zusammen mit Euren
Freundinnen und Freunden: Organisiert euch selbst ! Schliesst euch hierarchiefrei zusammen und tut was gegen diese Verhältnisse ! Für eine starke antifaschistische Jugendbewegung !"

Einige Zeit später wurde die Kundgebung aufgelöst.

Plötzlich setzte sich ein Grossteil der VersammlungsteilnehmerInnen in Bewegung und zog in einer Spontandemonstration in Richtung des Nazitreffpunktes.

Dabei wurde durch lautstarkes Rufen antifaschistischer Parolen die Bevölkerung über den Zweck der Demonstration informiert.

Die Polizei versuchte dabei durch mehrere Polizeisperren die AntifaschistInnen am Erreichen des offiziell genehmigten Veranstaltungsortes zu hindern. Diese Absperrunge wurden jedoch alle trotz mehrfachen Schlagstockeinsatzes seitens der Polizei durch massive Entschlossenheit der
Antifas durchbrochen.

Schliesslich trafen die DemonstrantInnen auf dem Parkplatz des Wartbergfreibades ein und besetzten diesen. Eine Anreise von Neonazis an ihren von der Stadt genehmigten Versammlungsort war somit nicht mehr möglich.

Die Naziveranstaltung wurde abgesagt.

Hierzu ein Sprecher der Antifa Pforzheim / Enzkreis:

"Zusammen mit vielen verschiedenen Menschen aus unterschiedlichsten Zusammenhängen haben wir den Fackelmarsch der Nazis erfolgreich verhindert.Wir danken allen, die mit einer unglaublichen Entschlossenheit mit uns zum Nazitreffpunkt gezogen sind und sich selbst durch Polizeiabsperrungen
und Schlagstockeinsätze nicht haben aufhalten lassen. Die jahrelange rechte
Normailtät in Pforzheim wurde durchbrochen und den Nazis damit deutlich gezeigt, dass sie und die Verantwortlichen, die solche Dinge zulassen, auch in unserer Stadt mit massiven antifaschistischen Widerstand rechnen müssen !"



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Anhang (Bei der Kundgebung gehaltene Rede):
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Hallo liebe Antifas,

wir moechten euch im Namen der Antifagruppe Pforzheim / Enzkreis hier
begruessen und euch danken, dass ihr gekommen seid, um in Pforzheim
anlaesslich des neofaschistischen Fackelmarsches auf dem Wartberg durch
massive antifaschistische Präsenz endlich mal ein Zeichen gegen
Rechtsextremismus zu setzen und zu zeigen, dass Nazis auch in Pforzheim nicht
mehr in aller Ruhe ungestoert tun und lassen koennen, was sie wollen.

Pforzheim war schon immer eine besondere Stadt, was Rechtsextremismus angeht.
Schon vor dem zweiten Weltkrieg war Pforzheim eine rechte Hochburg. So
wählten 1933 rund 57,5% der Pforzheimer die NSDAP, während die Partei im
Durchschnitt 43,9 % der Stimmen erhielt. Doch auch in den letzten Jahren
taten sich diverse Stadtteile mit zweistelligen Ergebnissen von ueber 20 %
fuer die Republikaner hervor, wobei man betonen muss, dass diese in Pforzheim
keinen Hehl daraus machten, dass sie auf ihrer Liste bekannte Neonazis, wie
z.B. den Fuehrer des Freundeskreises ein Herz fuer Deutschland, Silvio
Corvaglia, und weitere Mitglieder des Nazivereins haben kandidieren zu lassen.

Auch die vermeintlich fortschrittlichen Kraefte in Pforzheim heben sich im
Vergleich zu anderen Staedten durch Untaetigkeit und Ignorieren der Probleme
hervor, um ja nicht am stark konservativen Mainstream der Stadt anzuecken und
evtl. ein wenig ihrer wenigen Waehlerstimmen oder ihres "guten Ansehens" zu
verlieren.

Die Polizei liess vor einigen Jahren ueber die Presse gar mitteilen, dass es
in Pforzheim gar keine junge rechte Szene gaebe.

Als die leider anders lautenden Tatsachen von uns vor ein paar Jahren mit
Hilfe kritischer JournalistInnen aufgedeckt wurden und ein völliges
Verschweigen nicht mehr möglich ist, laesst die Polizei offiziell trotz
rechten Brandanschlaegen und Überfaellen auf andersdenkende verlauten, dass
bei der rechten Szene in Pforzheim "keinerlei Gewaltbereitschaft
festzustellen sei".

Ansonsten wird kollektiv versucht, das Problem herunterzuspielen und unter
den Teppich zu kehren.

Im Gegensatz dazu wurde nach der Machtuebernahme durch die CDU nach der
letzten Kommunalwahl unser Autonomes Zentrum und damit der einzigste linke
Freiraum der Region per Verfügung geschlossen (und steht nun übrigens immer
noch leer) und die Eröffnung eines schon durch fast alle staedtischen
Instanzen genehmigten und begruessten Ersatzobjektes sofort durch einen
extra hierfür eingebrachten Antrag verhindert.

Als Grund wurde angegeben, dass sich einige Bewohner des Viertels, in dem das
neue AZ stehen sollte daran stören würden, da sie ja schon so viele Ausländer
im Viertel hätten und nicht noch die Problemgruppe der Linken dort haben
wollten. Das Boot wäre schon längst voll.

Dies hat die CDU in Ihrer Begründung dann natuerlich in etwas schoenere Worte
verpackt und dem neuen AZ mit der darauf folgenden Entscheidung den
Todesstoss gegeben, wohl wissend, dass sich die damals langsam wieder
erstarkende alternative Szene nicht mehr weit genug entwickeln kann, um
wieder ein bedeutender politischer Faktor zu werden.

Was man von den genannten verlogenen Begründungen wie "das Boot im
Problemviertel ist voll" und "ein AZ an dieser Stelle wuerde durch anreisende
Besucher mehr Autoverkehr auf dieser schon sehr belasteten Strasse
hervorrufen" zu halten hat, brauchen wir wahrscheinlich nicht auszuführen.

Diese Gesamtsituation in Pforzheim ermöglichte jedenfalls den Nazis, sich in
geradezu frei zu entfalten und sich straff zu organisieren.

Der Naziverein "Freundeskreis ein Herz fuer Deutschland" z.B. hat ca. 80
Mitglieder und organisiert regelmaessig Veranstaltungen mit Naziprominenz von
Franz Schönhuber, NPD-Anwalt Horst Mahler bis hin zu Nazikonzerten mit dem
Nazi-Jammerbarden Frank Rennicke in Gaststaetten wie z.B. dem Waldhorn in
Schwann.

Hierzu reisen teilweise mehrere Hundert Neonazis aus ganz Baden Wuerttemberg
und den benachbarten Bundeslaendern an.

Auch wenn die Polizei noch so oft verlautbaren laesst, es gaebe in Pforzheim
keine Probleme mit Rechten, wundert es uns nicht, dass es in den letzten
Jahren zu Anschlägen und Überfällen mit teilweise Schwerverletzten kam. Dabei
war es oft nur dem Zufall zu verdanken, dass es z.B. beim Gott sei dank
fehlgeschlagenen Brandanschlag auf das AZ durch ein damaliges Mitglied der
Republikaner oder durch Tritte mehrerer Neonazis mit Springerstiefeln gegen
den Kopf eines 15 Jährigen Opfers noch niemand zu Tode kam.

Und was sollte die Pforzheimer Jugend nun aus den letzten Jahren lernen ?

Vertraut nicht auf Stadt, Parteien und Polizei ! Nehmt die Dinge selbst in
die Hand ! Ob bei unserer Gruppe, der Jugendantifa oder zusammen mit Euren
Freundinnen und Freunden: Organisiert euch selbst !!! Schliesst euch
hierarchiefrei zusammen und tut was gegen diese Verhältnisse !!!

Für eine starke antifaschistische Jugendbewegung !!!
Tretet in antifaschistische Aktion !

Lasst und heute beginnen und den Nazis zeigen, was wir von ihnen und ihren
menschenverachtenden und mörderischen Ideologien halten !!!
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Ergänzungen

klasse!!!

berliner 24.02.2002 - 20:35

Hallo MODs

Thanx... 24.02.2002 - 23:26
Wollt Ihr nicht mal den Dumpfbacken- Kommentar des "ewigbraunen" löschen ?!

Die braunen Hosenscheisser

2.3. gegen NPD/JN Aufmarsch in Kornwestheim 24.02.2002 - 23:47
Lasst den Kommentar der Nazis doch hier drin stehen, daran sind man doch wie sie versuchen, ihren missglückten oder verhinderten Fackelmarsch, zu rechtfertigen. Die Tatsache, dass die Polizei die Demonstranten nicht unter Kontrolle hatte und völlig überfordert war muss man auch sehen. Die Nazis hätten überhaupt keine Chance gehabt überhaupt auf den Wartberg Parkplatz zu gelangen.
Und dass die Fackel nicht gebrannt hätten ist ja ein Argument aus der untersten Schublade.
Also bis Samstag, wenn die Nazis in Kornwestheim wieder ihr Fett abbekommen.

2.3.02 NPD/JN Aufmarsch in Kornwestheim,

Treffpunkt der Antifa um 11Uhr auf dem Marktplatz Kornwestheim. (Die Antifa Kundgebung wird laut Polizei ab 50 Personen aufgelöst was natürlich kein Grund ist nicht zu kommen)

Kommt in Scharen und lasst den Nazis keine Chance!!!!

Wenn wir viele sind kann die Polizei die Versammlung auch schlecht auflösen.

Gegen Verbalradikalismus

direct action movement 25.02.2002 - 01:59
Ich weiss nicht wie ihr für die Demo mobilidsiert habt, doch denke ich, dass es schon einen unterschied machen kann, ob man "massiv" mobilisiert, mit zweideutigen sprüchen , die dann bei der polizei für die "nötigen" vorbereitungen sorgen, oder ob man einfach still, mit "milden" worten für eine gewaltfreie aktion/demonstration wirbt. Das massive vorgehen organisiert man dann vor ort, über geschickte aufrufe und lässt dann die knüppelbullen im regen stehen. Es ist nicht zu leugenen, dass viele aufrufe nur so vor verbalmilitanz und verbalradikalismus strotzen und dass dadurch die leute die was reissen swollen und das auch machen, eher behindert werden, da die bullen massiv auffahren und schickanieren. sollte man mal drüber nachdenkne. Militanz und entschlossenheit kann nicht herbeigerufen werden, sondern muss vor ort spontan entstehen.

Muss ma gesagt werden!

FFARKernschrottHH 19.06.2002 - 17:18
So,in good old PF geht no was.
Nomme feschde druff.
Gab es dort nicht mal dieses AZ der Unbeugbaren?
Ich glaube es hieß SCHLAUCH!!!!!!!!!!
Grüsse an alle "daheimgebliebenen" Augen zu und durch....
Schlauch lebt!!!!!!(hoffentlich)weiter!!!!!!
Wenn da mal wieder 1 Konzert ist hängts mal an die grosse
Glocke.........z.B. Hamburg-Punk.de(auch sonst ganz nett)

ANSONSTEN: VIVA LOS MUTANTOS!!!!!!

DABEISEIN IST ALLES.................C.U. FARM