500 Menschen bei Schienenblokade in Sibirien

Svennie d. R. 08.02.2002 12:06 Themen: Atom
Am 9. Februar 2002 werden in der kleinen sibirischen Stadt Sosnovoborsk über 500 Atomkraftgegner für einen Aktionstag erwartet.
Der Ort befindet sich in der Nähe des größten russischen Lagers für atomare Abfälle.Der Protest richtet sich gezielt gegen den weiteren Import von nuklearen Abfallprodukten nach Rußland. Um 14 Uhr Ortszeit wird eine symbolische Blockade der Schienenwege beginnen.
Sosnovoborsk liegt in der Nähe der einzigen Bahnverbindung zwischen der sibirischen Einmillionenstadt Krasnoyarsk und der ehemals geheimen Militärstadt Krasnoyarsk-26, in der in großen Mengen nukleare Brennstoffe gelagert werden. Weiterhin befindet sich dort eine Produktionsanlage für Plutonium.

Diese Lagerstätte spielt in den Atomimportplänen der russischen Regierung eine Schlüsselrolle.

Erst vor zwei Monaten wurden 41 Tonnen nuklearer Brennstoff aus Bulgarien zur Wiederaufbereitung auf dem Schienenweg nach K-26 transportiert.

An dieser Stelle muß bemerkt werden, daß die Wiederaufbereitungsanlage bei Krasnojarsk eigentlich gar nicht existiert. Ihr Bau wurde vor 10 Jahren auf Eis gelegt. Wiederaufbereitung als offizieller Terminus bedeutet bei der russischen Regierung lediglich Abkippen von hochgradig belastetem atomarem Material im eigenen Land.

Der Deal zwischen Rußland und Bulgarien, in dem auch der deutsche Energiekonzern RWE verwickelt ist, rief nicht nur in Rußland, sondern auch in der Ukraine und in der Republik Moldowa heftige Proteste der Bevölkerung hervor und verursachte einen Finanzskandal in Rußland.

In den Medien wurde behauptet, daß durch diesen Deal der russischen Atomindustriebranche 25 Millionen Dollar gestohlen wurden. Dies zog eine Rücktrittswelle von 10 verantwortlichen Amtsträgern bei Minatom im Dezember 2001 und Januar 2002 nach sich.

Am 17. Dezember wurde der Chef der staatlichen Firma Techsnabexport gefeuert. Er hatte den Vertrag zwischen Bulgarien und Rußland abgeschlossen.

Nachdem Minister Adamov bereits gehen mußte, begann nun auch der Sitz des Ministers Ivanov zu wanken. Ivanov war beim Abschluß des Bulgarien-Rußland-Deals der zweitwichtigste Drahtzieher. Auch Minatom-Manager Schidlovski mußte seine Sachen packen. Im Grunde soll das gesamte Team um Adamov vor die Tür gesetzt werden.

Seit Ende vergangenen Jahres haben verschiedene Organisationen ihre Proteste verstärkt. In Krasnojarsk soll ein öffentliches Referendum einberufen werden, daß den Menschen die Möglichkeit geben soll, offiziell gegen den weiteren Atommüllimport stimmen zu können.

Dazu müssen vorher aber 35,000 Unterschriften in der Region gesammelt worden sein. Allerdings sind während der letzten zwei Monate schon über 100,000 Unterschriften zusammengekommen, die seit 7. Februar von einer lokalen Wahlkommission ausgewertet werden.

Für nähere Informationen:

In Krasnojarsk +7 (3912) 653345 - Nikolay Zubov, Maxim Shingarkin; e-mail:
 seuzubov@online.ru
In Moskau +7 (095) 2784642, 7766546 - Alisa Nikulina, Vladimir Slivyak,
e-mail:  ecodefense@online.ru

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Ergänzungen

Woher Ihr das immer wisst

Stefan 08.02.2002 - 20:18
Komisch, ich frag mich woher Ihr immer solche Informationen bekommt.

Ihr scheint ja ein krasses Agentennetzwerk um die ganze Welt gebaut zu haben. Oder ihr habt gute Phantasie und steht auf Verschwörungstheorien. In meiner Zeitung steht sowas nie drin.

Das nennt sich Recherche

Me 08.02.2002 - 20:27
Unter dem Text ist ein Link angegebn und es gibt ja auch Indymedia-Russland. Soo schwer ist das gar nicht an sowtwas ranzukommen - wenn man sich eben die Mühe macht....

Heftig

123 09.02.2002 - 03:14
Wenn ich mir überlege, wie da die Bullen drauf sind und immer gleich der FSB (umbenannter KGB) die Hände im Spiel hat oder keine freien Medien mehr existieren, kann ich vor dem Mut der Aktivisten dort nur meinen Hut ziehen!

Hochachtung!!

Mr. RESPECT 11.02.2002 - 10:32
Hochachtung vor diesen mutigen Manscvhen!
Das Wendland hat übrigens ganz gute direkte Kontakte zu russischen Aktivisten, daher kommen viele Infos. Und vielleicht kommt von der Aktion ja doch mal was in der bürgerlichen Presse an... Solls ja geben.
Trotzdem: Kommt zum Krümmel-Castor am 19/20 Februar!
Für regelmassige, gute Infos zu Fakten und Aktionen tragt euch in die Mailingliste für Hamburg ein:  castorhh@nadir.org