2 baskische Organisationen verboten
Die Repressionswelle gegen die Linke in Spanien geht ungebremst weiter. Während in Andalusien Proteste von MigrantInnen brutal auseinandergeknüppelt werden und in Barcelona monatlich ein besetztes Haus geräumt wird, ist die Linke im Baskenland einer harten Kriminalisoffensive des Ermittlungsrichters Baltarsar Garzón ausgesetzt.
Am gestrigen Dienstag, den 5. Februar hat der Spanische Richter Baltasar Garzón die baskischen Organisationen "Askatsuna" und "Segi" verboten. Begründet wurde das Verbot damit, die Gruppen seien "Bestandteil der terroristischen Organisation Ekin-ETA". Bevor Richter Garzón die Medien informierte, setzte er sowohl den spanischen Innenminister, als auch die Innenminister der baskischen Provinzen Pais Vasco und Navarra vom ausgesprochenen Verbot in Kenntnis. Parallel durchsuchten Polizei und Guardia Civil Räume der Organisationen und beschlagnahmen das übliche Material: Computer, Akten, Unterlagen. Ebenfalls gestern wurden in San Sebastion sechs Personen unter dem Vorwuf der "kale borroka" (Strassenriots) und daraus resultierender Nähe zu ETA festgenommen. Fünf der sechs Personen sollen zudem Kontekte zur verbotenen Organisation Segi gehabt haben.
Die Gefangenen-Organisation Askatasuna (Freiheit) ist erst knapp zwei Monate alt und setzt sich vor allem aus Eltern und sonstigen Angehörigen von inhaftierten baskischen Linken zusammen. Hauptanliegen von Askatasuna war die Betreuung und Unterstützung der Gefangenen sowie die Koordinierung von Besuchen der Häftlinge. Die meisten der mehreren Hundert (!) politischen Gefangenen sitzen in Gefängnissen über das gesamte Land verstreut. Askatasuna wird vorgeworfen die Arbeit der erst kürzlich verbotenen Gefangenen-Organisation "Gestoras pro Amnistìa" weitergeführt zu haben. Auch diese Organisation wurde unter dem Vorwurf "Teil von ETA zu sein" im Dezember 2001 verboten; im Anschluss daran konstituierte sich Askatasuna.
Bei dem Verbot der Organisation "Segi" ist es ähnlich. Sie ging aus der ebenfalls im letzten Jahr verbotenen Organisation "Haika" hervor. Beide wurden unter dem gleichen Vorwurf (teil von ETA zu sein) verboten. Segi soll Nachfolger von Haika gewesen sein.
Mit der Begründung irgendwas oder irgendwer seit Teil von ETA, unterstütze die ETA oder arbeite ihr zu, wird seit Jahren die baskische Linke mit riesigen Repressionsorgien überzogen. Ob Anfang der 90er Jahre die baskische Tagezeigung EGIN, oder Mitte der 90er die Partei "Herri Batasuna", die Jugendorganisation Jarrai oder nach ihr die französische Jugendorganisation. Die Liste lässt sich weiterführen bis die unterschiedlichen Buchstabenkominationen nicht mehr zu unterscheiden sind (Haika, Segi, Jarrai, Ekin, EGIN, HB, Batasuna, ...). Alle sollen irgendwie Teil von ETA sein und werden kriminalisiert. (-> wenn hier jemand die genauen Unterschiede der Organisationen erklären kann ist er herzlich willkommen)
Weiterhin ist zu bemerken, dass die Abstände der Verbote immer kleiner werden. War es vor fünf bis acht Jahren nur jeweils eine Organisation pro Jahr die verboten wurde, ist jetzt der Abstand der Kriminalisierung auf nur zwei Monate geschrumpft. Und das gerade bei einer Organisation der Eltern und Angehörigen von Gefangen, denen nun meistens wirkliche keine militanten politischen Absichten haben, sondern sich um eine Verbesserung der Haftbedingungen einsetzten.
Die Kriminalisierungswelle gegen Linke in Spanien (sei es gegen die baskische Linke, gegen die Bewegung der Totalverweigerer oder gegen die Besetzerszene) steht im Zusammenhang mit dem Versuch Spaniens sich voll und ganz in den EU-Raum zu integrieren. Im Vergleich zu Spanien hat Deutschland schon vor Jahren die Reste der sozialen Bewegungen kriminalisiert oder zerschlagen: ob die Besetzerszene in Hamburg und Berlin oder Gruppen der Autonomen Antifa in Göttingen oder Passau; die Toleranzgrenzen des Staates werden niedriger.
Spanien hat zur Jahreswende 2001/2002 die Präsidentschaft des EU-Rates übernommen und ist bis Juli diesen Jahres Austragungsort diverser Gipfeltreffen der EU-Staatschefs. So wie zur Zeit die Besetzerbewegung in Barcelona kriminalisiert und angegriffen wird, so ist es im Baskenland eben die ausserparlamentarische Linke; das Land soll sauber gemacht werden, wenn im März die EU-Minister nach Barcelona, Madrid oder Sevilla kommen.
Termine der EU-Treffen in Spanien mit geplanten Protesten:
15.-16. März EU-Gipfel in Barcelona
22.-23. März Treffen der Verteidigungsminister in Zaragoza
17.-18. Mai Treffen "Lateinamerika-Raum"
22.-23. Juni Abschlussgipfel in Sevilla
Die Gefangenen-Organisation Askatasuna (Freiheit) ist erst knapp zwei Monate alt und setzt sich vor allem aus Eltern und sonstigen Angehörigen von inhaftierten baskischen Linken zusammen. Hauptanliegen von Askatasuna war die Betreuung und Unterstützung der Gefangenen sowie die Koordinierung von Besuchen der Häftlinge. Die meisten der mehreren Hundert (!) politischen Gefangenen sitzen in Gefängnissen über das gesamte Land verstreut. Askatasuna wird vorgeworfen die Arbeit der erst kürzlich verbotenen Gefangenen-Organisation "Gestoras pro Amnistìa" weitergeführt zu haben. Auch diese Organisation wurde unter dem Vorwurf "Teil von ETA zu sein" im Dezember 2001 verboten; im Anschluss daran konstituierte sich Askatasuna.
Bei dem Verbot der Organisation "Segi" ist es ähnlich. Sie ging aus der ebenfalls im letzten Jahr verbotenen Organisation "Haika" hervor. Beide wurden unter dem gleichen Vorwurf (teil von ETA zu sein) verboten. Segi soll Nachfolger von Haika gewesen sein.
Mit der Begründung irgendwas oder irgendwer seit Teil von ETA, unterstütze die ETA oder arbeite ihr zu, wird seit Jahren die baskische Linke mit riesigen Repressionsorgien überzogen. Ob Anfang der 90er Jahre die baskische Tagezeigung EGIN, oder Mitte der 90er die Partei "Herri Batasuna", die Jugendorganisation Jarrai oder nach ihr die französische Jugendorganisation. Die Liste lässt sich weiterführen bis die unterschiedlichen Buchstabenkominationen nicht mehr zu unterscheiden sind (Haika, Segi, Jarrai, Ekin, EGIN, HB, Batasuna, ...). Alle sollen irgendwie Teil von ETA sein und werden kriminalisiert. (-> wenn hier jemand die genauen Unterschiede der Organisationen erklären kann ist er herzlich willkommen)
Weiterhin ist zu bemerken, dass die Abstände der Verbote immer kleiner werden. War es vor fünf bis acht Jahren nur jeweils eine Organisation pro Jahr die verboten wurde, ist jetzt der Abstand der Kriminalisierung auf nur zwei Monate geschrumpft. Und das gerade bei einer Organisation der Eltern und Angehörigen von Gefangen, denen nun meistens wirkliche keine militanten politischen Absichten haben, sondern sich um eine Verbesserung der Haftbedingungen einsetzten.
Die Kriminalisierungswelle gegen Linke in Spanien (sei es gegen die baskische Linke, gegen die Bewegung der Totalverweigerer oder gegen die Besetzerszene) steht im Zusammenhang mit dem Versuch Spaniens sich voll und ganz in den EU-Raum zu integrieren. Im Vergleich zu Spanien hat Deutschland schon vor Jahren die Reste der sozialen Bewegungen kriminalisiert oder zerschlagen: ob die Besetzerszene in Hamburg und Berlin oder Gruppen der Autonomen Antifa in Göttingen oder Passau; die Toleranzgrenzen des Staates werden niedriger.
Spanien hat zur Jahreswende 2001/2002 die Präsidentschaft des EU-Rates übernommen und ist bis Juli diesen Jahres Austragungsort diverser Gipfeltreffen der EU-Staatschefs. So wie zur Zeit die Besetzerbewegung in Barcelona kriminalisiert und angegriffen wird, so ist es im Baskenland eben die ausserparlamentarische Linke; das Land soll sauber gemacht werden, wenn im März die EU-Minister nach Barcelona, Madrid oder Sevilla kommen.
Termine der EU-Treffen in Spanien mit geplanten Protesten:
15.-16. März EU-Gipfel in Barcelona
22.-23. März Treffen der Verteidigungsminister in Zaragoza
17.-18. Mai Treffen "Lateinamerika-Raum"
22.-23. Juni Abschlussgipfel in Sevilla
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
ooohhhhhh
Nix wie hin
@antinationaler
Spanien ist faschistisch
Spanien, Italien....
ETA?
@ETA? Selber denken, kannste doch.
Aber das ist doch in der Solidaritätsfrage völlig schnuppe. Wenn Linke kriminalisiert werden, ist es Aufgabe anderer Linker sich mit ihnen zu solidarisieren und aufzuzeigen, dass der Staat und der Kapitalismus scheisse ist. Wir müssen uns doch nicht in eine Reihe mit den spanischen Post-Francisten stellen und sagen ETA ist "faschistisch". Ich muss doch auch nicht mit der RAF übereinstimmen um mich für die Freilassung der Gefangenen einzusetzen; oder mich gegen Häuserräumung wenden, obwohl ich lieber in meiner Mietwohnung lebe.
Das ist der Unterschied zwischen linker internationalistischer Solidarität und autonomen Nieschen-dasein, bei dem ich vom schönen Deutschland aus überlege, wem denn grosszügiger Weise meine Solidarität gebührt.
Wenn du damit ein Problem hast dich zu solidarisieren, lass es bleiben.
Kampf dem faschistischen Spanischen Staat! Mit allen Mitteln!
Vorwand ?
Baskische Organisationen und Verbote
Es gab sowohl in Spanien als auch in Frankreich in den als Baskenland beanspruchten Regionen in den 90er Jahren paralelle politische Organsationen. Seit etwa zwei Jahren schließen sich diese Organisationen verstärkt zusammen, um die nationale Einheit des Baskenlandes zu betonen bzw. den nationalen Aufbau "von unten" zu verstärken. Deshalb gibt es einerseits neue Organisationen durch diese Zusammenschlüsse, die jetzt in Spanien verboten sind (und in Frankreich legal), anderseits Versuche, die durch Organisationsverbote eingeschränkte politische Betätigung durch Neugründungen wieder zu verbreitern.
Am 5. 2.2002 wurden im Baskenland zwei Organisationen verboten:
ASKATASUNA (Freiheit) und SEGI (Weitermachen).
ASKAKASUNA: Im Dezember 2001 gegründete Organisation von Angehörigen und FreundInnen politischer Gefangener, die wegen Verbindung zu ETA (Euskadi ta Askatasuna), Baskenland und Freiheit) inhaftiert sind (derzeit etwa 580 in Spanien, weitere etwa 50 in Frankreich). Zusammenschluß der im Dezember die von Verbot bedrohten und aufgelösten GESTORAS PRO AMNESTIA (Komitees für Amnestie), die ausschließlich im spanischen Baskenland aktiven Komitees der Familienangehörigen politischer Gefangener. Und dem Pendant KOORDINAKETA (Koordination) aus dem französischen Baskenland. Die GESTORAS wurden im Dezember dann auch trotz Auflösung verboten.
SEGI ist eine 2001 gegründete baskisch-linksnationale Jugendorganisation. Bereits im Jahr 2000 wurde wenige Monate nach ihrer Gründung die ebenfalls baskisch-linksnationale Jugendorganisation HAIKA verboten. Die war ein Zusammenschluß von JARRAI (Kontinuität) aus dem spanischen Baskenland mit GAZTERIAK (Jugendlichen) aus dem französischen Baskenland. JARRAI wurde in Spanien bereits über Jahre hinweg kriminalisiert mit dem Vorwurf, Nachwuchsorganisation von ETA zu sein.
In den letzten beiden Jahren (200/2001) wurden auch einige NGOs verboten, die sich dem Aufbau einer baskisch-nationalen Zivilgesellschaft "von unten" verschrieben haben: z. B. EKIN (Beginnen, Versuchen) und XAKI oder die Stiftung ZUMALEBE. Die haben beispielsweise baskische Personalausweise hergestellt und baskisch-nationalen zivilen Ungehorsam propagiert.
Bei den Parteien ist es so, dass der spanische Staat BATASUNA (Einheit) am liebsten verbieten würde. BATASUNA wurde im Juni 2001 gegründet und sollte eigentlich ein Zusammenschluß werden von HERRI BATASUNA (Volkseinheit) aus dem spanischen Baskenland und ABERTZALEEN BATASUNA (Patriotische Einheit) aus dem französischen Baskenland. ABERTZALEEN BATASUNA hat sich aber gegen einen Zusammenschluß entschieden (weil BATSUNA sich ihrer Meinung nach zuwenig ETA kritisiert). BATASUNA hat seit 2002 aber auch Organisationsgliederungen im französischen Baskenland.
HERRI BATASUNA war der Kern des Wahlbündnisses EUSKAL HERRITARROK (Baskische Bürger), das 1998 bei den Regionalwahlen im spanischen Baskenland 17.9% der Stimmen erhielt. Im Mai 2001 stimmten nach einem polarisierten Wahlkampf immer noch 10,1 % bei den letzen Regionalwahlen im Baskenland für EUSKAL HERRITARROK. Etliche nichtnationalistische Linke sind aber aus diesem Wahlbündnis ausgetreten, so ZUTIK (Aufrecht), HAUTSI (Brechen) und die in Navarra kommunalpolitisch relativ erfolgreiche BATZARRE (Versammlung).
Im Juli 1998 wurde die baskisch-linksnational orientierte Tageszeitung EGIN (Handeln, Tun) verboten, zusammen mit dem Radio EGIN IRRATIA. Auch der jetzt seit 2 Jahren erscheinenden baskisch-linksnational orientierten Tageszeitung GARA wird immer wieder Propaganda für ETA vorgeworfen, sie erscheint aber weiter (auch im Internet: www.gara.net). Die Belegschaft der baskisch-linksnational orientierten Monatszeitschrift ARDI BELTZA (Schwarzes Schaf) erklärte im Frühjahr 2001 die Selbstauflösung ihres Verlages, um dem Kriminalisierungsdruck zu entgehen. Zuvor war im Januar nach einer monatelangen Medienkampagne der (herzkranke) Chefredakteur Pepe Rei verhaftet worden. Das war sein vierter Knastaufenthalt, zuvor sass er bereits lange in U-Haft, weil u.a. als EGIN-Redakteur angeblich Informationen über Personen weitergegeben haben soll, die Ziel möglicher ETA-Anschläge seien. Aktuell erscheint die baskisch-linksnational orientierte Monatszeitschrift KALE GORRIA (Rote Straße) im französischen Baskenland und ist so dem Zugriff der spanischen Justiz entzogen.
Alle betroffenen Organisationen und Publikationen sind erklärtermaßen kein "Bestandteil von ETA", wie ihnen vorgeworfen wird. Die von Ihnen vertretene linksnationalistische Politik des Aufbaus eines unabhängigen, zunehmend seltener "sozialistisch" genannten Baskenlandes kritisiere ich vehement, aber deswegen bleibt die Möglichkeit kritischer Solidarität: Mit Repression des spanischen Staates wird der baskische Nationalismus außerdem gestärkt und nicht geschwächt.
Für weitere Informationen zur Politik des spanischen Staates und zur notwendigen Kritik der linksnationalen baskischen Bewegung auf Deutsch: www.jungle-world.com und www.demontage.org
@auch Mitleid...
Baskischer Nationalismus?
Die ETA selber (oder die z.Zt. vom spanischen Regime verfolgten "Tarnorganisationen") würde sich mit Grausen abwenden, wenn sie solche "Diskussionen" mitbekäme.
Und das liegt sicherlich im Interesse des "europäischen Einigungsprozeßes", wenn die deutsche Linke zunehmend ahistorischer wird und die alten Solidaritätsstrukturen wegwirft...
Anfangen zu differenzieren
"Rechts/Links-Nationalisten"
Garzón
Das hat es für mich besonders ärgerlich gemacht, dass viele Linke gegen Pinochet auf die spanische Justiz umnd bürgertliche Staatsgewalt gesetzt haben.