Auswertung der Massaker-Aktion München

Hossel 05.02.2002 19:49 Themen: Militarismus
Am Freitag abend fand unweit des Bayrischen Hofes eine Theateraktion mit Versuch einer Strassenblockade statt. Hier der Versuch einer Bewertung/Darstellung
Das Grundkonzept war einfach ein Theater: AktivistInnen in (blutbespritzten) White Overalls wollten sich zum Klang von Sirenen in der Innenstadt hinstellen und nach und nach umfallen + reglos liegenbleiben.

In der Vorbereitung am Freitag gab es zwei mögliche Varianten: Die eine schlug als Ort des Geschehens einen Platz in der FussgängerInnenzone vor (mehr Öffentlichkeit und eventuell weniger hartes Verhalten der Bullen), die zweite wollte die Aktion mit einer Strassenblockade unweit des Bayerischen Hofes verbinden und damit die Eröffnung der konferenz offensiv stören und evtl. verzögern. Nach längerer Diskussion entschied mensch sich für die zweite Variante.

Umsetzung: Eine Gruppe brachte das Aktionsmaterial (inklusive eines Papp-Panzers) in einen Park nahe des Aktionsortes, die anderen Teilnehmenden liessen sich in Zweiergruppen durch die Kontrollen an den Aktionsort einsickern. Kleine Anmerkung hierzu: Mit linker Konspirativität kommt man dabei nicht weit. Ständiges Umschauen nach Streifen und Zivibullen ist extrem auffällig. Besser: Lässiges Unterhalten und Gestikulieren, direktes Vorbeigehen an Wannen, Mitnahme unauffällige Accessoires (wir hatten uns neben dem Ketchup für die Aktion noch Brötchen mitgenommen und beim Warten auf das Startsignal damit direkt neben einer Wanne am Stachus gepicknickt).

Nach dem Startsignal stürmten etwa zwölf (?) Leute auf die Kreuzung, postierten den Panzer und legten sich wie geplant hin. Nach etwa einer Minute waren die Bullen, die aus diversen Richtungen angestürmt kamen, da und begannen, uns ziemlich rabiat und mit lautem Gebrüll von der Kreuzung zu ziehen. Der Panzer wurde dabei als erstes unschädlich gemacht, man weiss ja nie... Die Leute blieben dann in ihren blutigen Overalls unter absurdem Polizeischutz auf dem BürgerInnensteig liegen und erweckten damit doch noch einige Aufmerksamkeit. Die Vermittlung erfolgte dann durch die "Handy-Methode", beschrieben in der Auswertung der "Demo der Sprachlosen". Alle bis auf einen einsamen, unauffälligen Anarchisten wurden dann in Gewahrsam genommen.

Fazit: Das Ziel einer Blockade wurde (bis auf die eine Minute) nicht erreicht. Die Bullen waren schnell und massiv vor Ort. Eine Lock-On-Blockade als Ergänzung hätte da Abhilfe schaffen können, für eine trainierte Gruppe hätte die Zeit gereicht. Die Blockade wäre dann wirkungsvoll und wohl von einiger Dauer gewesen. Die Wirkung in den Medien war, aufgrund der kurzen Aktionsdauer und sicher auch wegen der gleichzeitig ablaufenden Räumung des MArienplatzes, sehr unzureichend.

Dennoch: Meines Wissens der einzige Versuch, die Eröffnung der konferenz wirkungsvoll zu stören und offensiv anzugreifen. Schade, aber aus Fehlern wird mensch klug! Zumindest der Verunsicherungsfaktor für die Bullen, die Blockade einer Kreuzung unmittelbar vor (in?) der schwerbewachten roten Tone, dürfte vorhanden gewesen sein.
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Ergänzungen

Ergänzungen und Ideen

war auch dabei :-) 05.02.2002 - 23:29
Konkret wäre die Idee gut gewesen, näher an gut einsehbare Plätze (z.B. Fußgängerüberweg-Bereich) zu kommen und sich von dem "Panzer" überfahren zu lassen, um dann darunter ein Lock-on-Knäuel zu bilden. Zudem gab es noch eine Blockade-Idee, parkende Autos in den Zufahrtsstraßen aus der Parkbucht zu heben und querzustellen ... immer und überall ein schnelles Mittel - einfach mal trainieren, ab da immer und überall einsetzbar. Verhindert auch Bullenwannen-Bewegungen effektiv. Nur in München ging es nicht, weil überall Parkverbot herrschte - und so das Blockadematerial fehlte.

zu wenig leute leider

Schmendrik 06.02.2002 - 12:27
Ich hatte von der Aktion ja schon unter "natodeutsches kriegsmassaker" berichtet. Aber davon ganz ab denke ich mal, dass die aktion an sich sehr gut geeignet ist, widerstand zu demonstrieren.

ihr problem ist, das die wirkung mit der zahl der anwesenden steht und fällt. (in diesem fall fiel sie eher...) wenn allerdings statt 20 das nächste mal 200 leute auf der straße liegen würden, wäre das schon was anderes...

Vermittlungsarbeit

war auch dabei 08.02.2002 - 19:08
Ja, leider war das "die- in" viel zu schnell beendet, hat dann aber trotzdem recht gute Resonanz in der Süddeutschen vom Wochenende bekommen. Nur zur Info: ein paar Leute haben an alle umstehenden, manchmal nur blöd glotzenden, manchmal auch interessiert guckenden PassantInnen Flugblätter verteilt und zum Teil heftige Diskussionen/ Überzeugungsarbeit geleistet. Insgesamt waren viele "Normalos", die gerade von der Arbeit kamen etc. und bis dahin noch nichts oder nicht viel von den vorhandenen Protesten gegen die NATO-Tagung mitbekommen haben, schockiert über das heftige Vorgehen der Polizei (Kabelbinder-Handschellen, umfangreiche Durchsuchungen an Wahlplakatschildern, Ingewahrsamnahme von allen AktivistInnen etc.)und vielleicht hat sich bei denen ja auch das Bild von "gewaltbereiten DemonatrantInnen" geändert.
Organisieren statt Resignieren! Bis zum nächsten Mal....